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Netti, so viel an ihr lag, sollte der Schrei der Der- »reue» nutft ungehört rm Leeren verhallen. Als die Redner« das Paoium Verdes, ging Lore lachte aus dem Saal. Was »och etwa gesprochen werden mochce, hatte ihr n.chts mehr zu jagen. Kür >ie waren heute die Würfet gciallen. tnne groge, stille Frcnoe war in ihr; ,ie dachte an Carlyles Wort: „Glück.ich der, der seine Arbeit gesunden hat; er juche kern anderes Stück " Nur kerne Rot und Schwermut wieder. Ern inhalts reiches Leven tonnte nie mehr Soe und undesriedigend »erden. Strich am nächsten Tage ging Lore zu einem der jähren den Geistlichen aus -em Gebiet -er christlichen Wohlftchrts- psteg«. Pastor BogwardtS Sprechstunde war Tag sür Tag über- füllt. und sei» Bück hatte sich am Menschen Mer Art ge schürft. La kamen verschämt« und »«verschämte Arm«. Ge° ftchrdete und Verkommene, Bittstetlrr jeden Grades, auch Arvettsucheude iu beträchtlicher Zahl, Mer in Lores Gesicht nn» Wesen lag etwas ungewöhnlich«-, das deu Serlrmkun- di«« ftfftlte. Er sprach eingehend mit ihr, sragte nach Ettern nnd Lebensführung und gewann, ihr selbst unbe merkt, rin deutliches Bild ihrer Persönlichkeit. Last der Wunsch, eines tiefen Herzenskummer» durch Arbeit Herr zu »erde», stc unbewußt leite, war ihm bald klar, -tun, das schadete nicht. Derartige stark fichleuL« Staturen waren das Material, aus denen das Leben die besten Arbeiterinnen bildete. Er hatte das häufig erlebt. Stur gegen das Gebiet, HM Lor« sich erwählt, erhob er Einwendungen. „Nach meiner Schätzung find Sie zu jung. Rur ältere, lebensknudigere Augen blicke» rmgefShrdet in diese «b- Mrstnde. Sie werben entsetzt und hilflos.stehen und in deu furchtbaren Wirklichkeiten M« Ihre Ideale verlieren. Ge rade bei unsere» anfänglichem Enthusiastinnen machen wir diese Erfahrungen ost. Weshalb werden Sie nicht Kranken pflegerin? Deren gibt eS nie genug. Es ist ja n >4. unbe dingt »Sttg, daß Sie in ein Mutterhaus eintreten/ setzte er mit leichtem Lächeln hinzu. Lore sah bittend aus. »Ich will eS tun, wenn es sich herausstetlen sollte, daß ich mich wirtlich für nichts anderes eign«; aber mein Herz zieht mich nicht dahin. Wie das kommt, kann ich selbst nicht erklären." Sie legt« die Hand nachdenken- an die Stirn ^Krank heit ist nicht das Schlimmste," sagte sie langsam, sie führt ja zur Besserung oder -um Tode; in jedem Fall zur Bv freiung. Aber jene Elenden, d«nen niemand Hilst, die sich immer tiefer verstricken, bis sie leiblich und seelisch zugrunde grhkn — —" »Sie machen sich wohl keine ganz richtigen ^Vorstellun gen," sagte er mit ernstem Kopfschütteln. „Es gibt der Hände doch mehr, als Sie denken, Mer nnr allzu ost strecken sie sich vergeblich auS und sinken dann entmutigt. Der Abgrund Hal eben seine dämonischen Anziehungen, das ist eben auch fo ein Rätsel der menschlichen Ratnr. Wir müssen suchen zu bewahren, denn das „Retten" kommt meistens noch zu spät. So ist unser Tun ein Säen unter die Dornen, und die wachsen schneller als das gute Korn. „Arbeiten und nicht verzweifeln" ist unser Wahlspruch, aber, ich sage es Ihnen nochmal», viel Mut ist nötig und viel Geduld." Sie sah ihn fest an mit ihren ttesen Augen. »Ich hofft, ich HM« beides. Versuchen Sie es wenigstens Mit mir." Einige Jahre später erschien ein Buch, das in allen so zial interessierten Kreisen das größte Aufsehen erregte; auch solche, die der christlichen LiebeStätigkcit ferner standen, fühlten sich ergriffen, «rin Buchladen, -er es nicht aus legte, kein Krittler, der „Aus der Tiefe" nicht beachtet hätte. „Grausig" sagten schwach« Gemüter, denen der Ton eherner Wahrhaftigkeit aus die Nerven fiel und die lieber die Welt in bengalischer Beleuchtung gesehen Hütten. Denn mit er schütterndem Ernst zog eS den Schleier von den tiefen Schä den, die unter der glatten respektablen Oberfläche der Dinge ihr Wesen treiben wie Ratten unter -em Parkett eines Fest saales, verleugnet und doch nur allzu gegenwärtig, — von -er feigen Herzlosigkeit, die die Gefallenen dem Sumpfe überläßt, in die sic selbst sie hineingezogen hat, von der Ge nußsucht» -ie rmr die eigenen armseligen Wünsche gelten läßt, möge« auch Mcnschenseelcn darüber zugrunde gehen. Wie ein gewaltiger Mahnruf hallte eS durchs Land, geboren auS der Wahrheit eines in heiligem Eifer brennenden Her zens. Mochte er unter dem Lärm und -en wechselnden Eindrücken des Tages auch scheinbar bald verklingen, nn berechenbar blieben doch die Anregungen, die er manche» Seelen gegeben hatte, denn keine edel angewandte Kraft geht jemals verloren. In kurzer Zeit war -er Name der Verfasserin in aller Munde. Wer war Lore Werder? Wußte niemand etwas von ihr? Natürlich hatte sie schon mehreres geschrieben; ein so reifes Werk konnte unmöglich Erstlingsarbeit sein. End lich brachte man es heraus. Sie war die Leiterin eines große» süddeutschen Rettnngshauses, aber Hanseatin von Geburt. Lore Werder — am End« gar die Tochter von Alwin Werder, dem halbverrückten Poeten, dessen sich etmge noch aus früheren Jahren «US einer tragikomischen Figur erinnerten. Auch Krau Landolt kaufte „Aus der Tiefe", weil alle Welt davon sprach. „DaS Talent will ich nicht bestreiten, Mer dennoch — shokiug; ganz und gar unpassend. Früher hätte keine Frau jo etwas zu schreiben gewagt, oder sie hätte wenigstens ein männliches Pjeudoupm gewählt," jagte sie zn ihrer Tochter. „Sieh' nur um Himmels willen danach, Mia, -atz es nicht dem Personal oder Klara in die Hände fällt. Wer hätte der Lore derartiges zugrtraut, als sie damals zuur Vorleser» und Spazierengehen zn Großmama kam! Sie schien mir eher etwas unbedeutend." Menschenkenntnis war Fran Landolts starke Seite nicht. „Für «ttieu Charakter habe ich sie immer gehalten," sagte Mia Herrwig ernsthaft, und eines Tages brachte sie ihrem Manne das Buch. „Da steh", jagte sie ihm, „Deine Freun din ist eine Berühmtheit geworden." In den zehn Jahren ihrer Ehe war Lores Name zwi schen ihr und Meno nicht mehr genannt worden, Mer sie war »och immer bas temperamentvolle Persönchen, das je dem Ziel und selbst jeder Gefahr kühnlich entgegeuging, werde daraus, was da wolle. „Du würdest es ja -och eiumal lesen, und es würde Dich ergreifen, wie «S mich ergriffen bat, das kann gar nicht anders jein. Darum bringe ich es Dir selbst. Ich will nicht, daß da etwas ist, um das wir heruuigehen wie die Katze um den heißen Brei und uns gegenseitig belauern", sagte sie tapfer, Mer er sich, daß sie blaß war, and ihre Stimme klang nicht ganz fest. Es rührte ihn tief. Jm Bewutztfein einer großen Dankesschuld hatte er sich allezeit streng im Zaum gehalten, damit, soweit das in seiner Macht stand, kein Gedanke -ie Recht« seiner Krau beein trächtigte. Trotzdem waren die ersten Jahre seiner Ehe nicht leicht gewesen; wie ein Begumen aus schwankendem Fundament. Da war Unzufriedenheit gewesen, Mißtrauen, das immer von neuem niedergekämpst werden mutzte. Den unvergleichlichen Glücksrausch der ersten Zeit, der auf man che spätere, trockene Jahre noch seinen Schimmer werfen kann — den hatten sie nie kennen gelernt. Tiefe Stunden der Verzagtheit waren der jungen Kran gekommen. „Wir hätten uns doch trennen sollen. Mit Scherben haben wir augesangen, wie soll das künftig werben?" Aber es war dann doch besser gewordcn. Leise wie der Tau, der alles erquickt, war das Gute gekommen, man mutzte kaum wie und wann. Kinder waren ihnen geboren, ge meinsames Sorgen und Freuen hatte von Tag zu Tag die anfänglichen Nisse verkittet, bis sie endlich fast vergesse« waren. Das Fundament war fest geworden. Manches freilich würde Mia ihrem Manne schuldig bleiben. In seinem Seelenleben gab cs Schwingungen, auf die sie nie reagieren konnte, Gebiete, die ihr immer ver schlossenes Land bleiben mußten, aber es wäre ungerecht gewesen, ihr daraus einen Borwurs zu mache». Ihre Na tur war nicht tief, aber glasklar, und was sie mar und hatte, gab sie in unbedingter Treue und Wahrhaftigkeit. Immer hatte Meno bis aus den Grund dieser kindlichen Seele sehen können. DaS gab vertrauensvolle Sicherheit. Außerdem war sie ein ungewöhnlich schönes nnd anmutiges Weib, er hätte kein Riann sein müssen, wäre er dauernd un empfindlich dagegen geblieben. Nnd sic hatte ihm drei blühende Kinder geschenkt, eine Tochter und zwei Erben des Namens. Wenn noch etwas gefehlt hätte, sie ihm teurer zu machen, so war es daS. « Und nun las er Lores Buch. Zug um Zug erkannte er sic wieder; wo etwas fremd schien, war es nur die Bereiche rung nnd Vertiefung, die die Jahre gebracht hatten. Viele Ausdrücke, charakteristische kleine Wendungen der Sprach« waren noch genau dieselben. Über die Kluft der Jahre hin weg nickte er ihr zu wie einem fernen Spiegelbild. Er las weiter, und fühlte sie förmlich neben sich unter -cm Lettner -er alten Kirche, ans verstohlenen Abendspaztergängcn durch menschenleere Vorstadlstraßen, hörte di« Stimme, die ihn manch' liebes Mal zur Ruhe und Geduld geredet hatte, in jenen 3 Jahren voll Sorge, Hoffnung und schmerzens reicher Süßigkeit. Seine Füße traten noch einmal Jugend land, nnd glücklich der, dem dieses Land heilig und rein ist. Ein paar Tage standen diese Bilder farbcnfrisch un greifbar vor seiner Seele, dann wichen sie sachte zurück; mag sein, -atz die Stimme seiner Kinder sic verscheuchten Sie gehörten der Vergangenheit an, trotz allem; nnd neben ihm stand Atta. Da gab er ihr das Buch zurück. „Mein Weib", sagte er einfach und nahm sic i» de« Arm. Sie sah ihm in die Augen und atmete tief auf. ,Zetzt wcitz ich. das, ich sie nicht mehr zu fürchten habe", sagte sie halb lachend, halb weinend. « * » «Schluß folgt.) Ans einer Leffaer Familienchronik. Zur Geschichte unserer Etb-ämrue. Die alten vergilbten, sonst aber sehr wohl erhaltenen Blätter der Chronik von der Familie Kurze ui Leiso bei Bobersen, von denen wir vor kurzem hörten, verdienen An spruch aus wettere Beachtung, insbesondere für unsere heimatlichen Erdbewohner, deshalb sei das Wichtigste ans ihnen — unter Weglassung des rein Familiengei chichtlichc» — iitttgeteilt. — Der Verfasser der Chronik ist Johann Gottlieb Kurze, geboren am 19. September 1750 m Lessa. Tie Auszeichnungen umfassen die Zeit von 1750 ins 1825. Der jetzige Eigentümer, Herr Gutsbesitzer Georg Kurze in Lessa, hat nnt der Wetterführung der Chronik begonnen. In den Aufzeichnungen nehmen den breitesten Raun, em die Schilderungen des Hochwassers und des Eisganges der Elbe, beides clementare Er eignisse, tue früher, vor der Zett der Stromreguliernng und der Schutzdämine, eine große sorgenvolle Bedeutung für die tief gelegenen Elbdorscr unserer Heimat hatten. Wenn wir heute so gern auf den steinernen Ufern dez. auf den Tammkronen der grasbewachsenen Dämme wandern, hinter deren Schutz jetzt fruchtbare Wiesen und Felder geborgen liegen, dann machen wir uns schwer ein Bild von den mit Hochwasser verbundenen Eisfahrten, die früher zur Zeit der Schnceschmelze die Bewohner so nmncher Clb- dörfer in bange Sorge versetzten, denn viele« ging dabei oft die Arbeit eines Jahres verloren, manche büßten Hab und Gut em nnd unter Umständen das Leven. Wenn es heute für uns meist ein schönes Schauspiel ist, wenn im Frühjahr auf dem breiten Rücken der zum mächtigen Streme «ngeschwvllcnen Elbe die Eismassen auf ihrer Wanderung nach der Nordsee an uns vorüberzlehcii, so aalt das nicht für die früheren Zeilen, als der Lauf der Elbe noch nicht durch Korrektionsvanteil, durch steinerne Ufer und Dämme (Teiche» eingczwängt war. Da wurden manchem Elban- liegcr Grund und Boden fortgeschwcmmt und bald bil deten sich hier mächtige Buchten und an anderer Stelle wieder durch Anschwemmung neues Land, fveatz schließlich nach und nach sogar das Elbbctt oft eine ganz andere Rich tung bekam. Nicht verwunderlich ist, daß in der Lessaer Chronik auch die große Eisfahrt voin Februar 1784 eine große Nvlle spielt, bei der bekanntlich der berühmte Boritzcr Pfarrer UrsinnS, der große Historiker Meitzens, cme wert volle Handschrift embüßte. Doch aber auch zu anderen Zeiten geschah viel Unheil durch Eisgänge, die ehemals auch an nnd für sich öfter und mächtiger auttrate» als heute. Dazu trug jedenfalls bei der breitere, Mer seich tere CIbstroui mit seinen vielen Krümmungen, dessen Wasser träger dahinflvß und die offenbar strengeren Winter. Mutzer den angeführten Stellen ist noch oft davon die Rede, daß die Elbe zugefrvren war.) Tritt heute wieder das Hoch wasser weit über die Ufer hinaus, da wird das Hinterland durch die mächtigen Dämme geschützt, die sich tu mberer Gegend -nmcist parallel zum Elbstrom hinziehen, am rech ten Elbnfer bei Nünchritz, Moritz, Pronmitz, Lessa, Bobersen, Gohlis, Zschepa, Lorenzkirch, Kremitz, am Innen Ufer bei rttorch, Schänitz, Leutetvrtz, Rittergut Göhlis, Gröba, For- berge, Oppitzsch, Strehla, Görzig, Lösmg. Mm, kann wohl allgemein sagen, daß sich bei ims fast überall da Dämme befinden, wo das Elbgeläude noch einige Meter tleftr als IM Meter über dem Meeresspiegel liegt. — Die Chronik zeigt ferner, daß Ereignisse der Weltgeschichte nicht gerade eine große Nolte in unsrer Heimat selbst spiel ten, daß sie aber immerhin durch Truppendurchzügc, Ein- qncirtiernngrn, Kontributionen usw. mannigfach in Be rührung kam mit den großen Ereignissen, die zu Beginn des 10. Jahrhunderts stattfaudcu, besonders in den Jahren 1805, 1807, 1818—1815. Interessant ist iveiter die Tatsache, daß der Bersaiser der Chronik auch schon damals in der „guten alten Zeit" so ost über die schwere teure Zeit klagt. Und damit steht er durchaus nicht allein. Man lese cmmar in den alten Jahrgängen der „Elbeblätter", den Vorgängern unseres „Riesaer Tageblattes", da stößt man gar oft auf ähnliche Seufzer! Dvch lassen wir nun uiiscrn Chronisten selbst berichten. , Im Jahre 1770 war Mißwachs und in der Ernte große Nässe, daß die Früchte bon dem Felde mutzten aus dem Wasser getragen werden, dieweil eS keinen Magen trug. Ward auch ivenig Getreide, so daß die Teuerung in diesem Jahre ansmg. »baleich im vorlieraekenden -liabr« ante Zeit Ivar 1771 ward fo ein großes Sonnncrwasser, welches in fünf Wochen viermal übers Feld ging, da ist die ganze Sommersaat ersoffen, die Wintersaat aber ist der vierte Teil noch ohne Gefahr geblieben. 1772 ivard die Teuerung noch größer, da haben wir den ganzen Samen der Sommer.aat und Brot von Ostern bis zur Ernte gekauft. Es ist alles Geerntete zum Brote cmfgegangcn. 1773. La nun bei den schlechten Zeiten die Schulden im mer mehr wurden, war drc Mutter nicht, tm Stande, die Wirtschaft langer zu führen, sondern sah sich ge nötigt, selbige als ihrem ältesten Sohn zu über lassen, welches ich auch das Jahr 1774 mit ILM Thl. Schulden (wie auch zwei unerzogene ineiner Brüder, »selche ich auch zur Schule geschickt und erzogen, auch Handwerker erlernen ließ, und die anderen zwei schon Lehrjahre hatten) übernahm. 1776. Dieses Jahr war in dem Eisbruche auch schon eine ifivtze Wassersnot, welches aber nur in den Feldsrüchte» etwas Schaden tat. L777 war es aber viel gefährlicher; das Ers blieb am L. Februar wieder stehen, welches ober so groß stand, daß das Wasser wollte zum Tore hineinlaufen, dar nach ward^S noch sehr kalt, und das Eis so stockte, daß bei dem Anbrechen das E»s schon an der Haus- türschwelle stand; sobald eS anbrach, kam eS in der Stube i.h Eft« hoch zu stehen: riß auch das qanze aus wärts«! StallgebSude und steinerne Torweg, nebst Settenmauern, nämlich die ganze Elbsctte hinweg welches mich 654 Thl. wieder zu stehen kam. 1783 bescherte Gott eine reichliche Ernte, da tonnte ich die Schulden alle vollends bezahlen, sonst habe» wir alle Jahre von 1777—86 Schaden von der Elbe er litten. Aber das Jahr 1784 war das allergefährlichstc. da es beinahe den Garaus mit. uns machte, Gott verlieh uns aber die Gnade, daß lvir unsere Gebäude und auch das Leben erhielten, ob tvir gleich Todesangst ansgestande» und einen außer ordentlichen Schaden erlitten haben. 27. Februar. Denn da nach dem harten Winter, bei. 27. Februar ein baldiges Tauwetter einfiel, da« dcv 29. früh um 1 Uhr bei uns die Elbe schon anbrach, welches Mer wegen den, starken Eise nicht durch brechen konnte, sondern von Mühlberg—Merschwitz einen Schutz warf, und ob es wohl am ganzen Elb- strome einen unersetzlicl-en Schaden getan, so war eS doch in unsrem Lande und in unsrer Gegend, ber uns allhrer m Lessa noch am gefährlichsten. Denn da nun die Elbe nebst dem flachen Lande und Feldern überall voll Eis und Holz, von weggerissenen Brücken, Schiffe», Jähren, Mühlen, Stämmen und Scheitholze lag, so ging das Wasser bei Nünchritz aus, drückte den Schutz bei Gohlis den 1. März ab, und ging das ganze Eis von Moritz an, bis soweit es aufwärts gestanden, be« Rödcrau vorbei, riß daselbst die Kirche hmweg, und ging das Wasser und Eis auch über Zeithain, da- selbst es auch einige Häuser eingerissen und viele rui niert hatte, welches wohl ein erbärmlicher Zustand war. — Aber wie sah es allhier aus, das Eis rag «m uns herum, das Wasser stieg immer höher, daß es auch in meiner Stube 2»/« Elle hoch gestanden, und auch in die untersten Taubenschlage ging, niemand konnte uns zu Hilfe kommen. Ob wir auch gern das Unsere verlassen hätten, so konnten wir doch auch nicht davon, sondern sahen den Tod vor Augen und baten Gott um ein seliges Ende. — Es war erbärmlich, da inan das gmizc Vieh mußte verderben sehen, bis auf eine einzige .Kuh, welche noch nnt Kummer konnte auf den Boden geschafft wer- den, mit den andern aber war keine Rettung, ob ich gleich -ie äußerste Lebensgefahr daran jetzte, son dern mutzte 20 Stück ersaufen sehen, darunter fünf Pferde, sechs Ochsen, sieben tragende Kühe, zwei jährige Versen waren. (Dieses Unglück am Vieh ge schah schon den 29. Februar abends den 1. Tag, da das Eis anbrach. Ta ritz es auch d»e Fährhäuser em Auch hatte es selbige Stacht früh gegen 3 Uhr, de» den 1. Mürz, die Nöderauer Kirche hinweggerisscn.) Dieweil nun dies alles schönes Vieh, und bei meiner! und Vaters Wirtschaft noch nie so gewesen, war es) wohl rin großer Salden und nur genau auf KM Thl.' zu schätzen. Den 3. Tag nach dem Eisbruche wagte» sich etliche Boberscr Leute über das in Feldern lie gende Eis und noch auf 10 Ellen tiefe Wasser z» »ns herüber, stiegen übern steinernen Torweg <d«nn i» lwch