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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192008040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-08
- Tag 1920-08-04
-
Monat
1920-08
-
Jahr
1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1920
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- <6 G TaaeSgefchichte. «.»lick«« «rtch Reich«»,«»penergefG. 9m Retch-arbelt-mtmftern«^ ist der Entwurf eine» ReichSmictsteuergesetzeS au»gearb«tt-t worden. To nach sollen die Lander zur Förderung de» Wohnungsbaues sllr das Jahr 1920 von allen Nutznießern von Wohnungen eine Abgabe erheben. Ihr« Höhe steht noch nicht fest. Non der Abgabe sind nur die öffentlichen, kirchlichen oder charitativen Zwecken dienende« Gebäude befreit. Länder und Gemeinden können zu der Abgabe Zuschläge erheben. IN v. H. des Ertrag» der Steuer behält das Reich zur Bildung eines besonderen Fond». Die Steuer soll am 1. Oktober oder am 1. Januar in »rast t^BarreS Ruhrpolitik. Gelegentlich der Verhandlungen in der französischen Kammer über das Kohlenabkommen von Spa hat Maurice BarrB, der ausgepichte französische Nationalist, eine Rebe gehalten, die wir durch Maueranschlag in Deutschland verbreiten sollten. Der ehrenwerte Herr, der nicht genug Deutschland berennen kann, will die franzö sischen Zahlungen für di: deutsche Kohle dazu benutzen, um Ruhrpolttik im großen Stil zu treiben. Die Summe soll nur für das Ruhrgebiet und für das Rheinland auSgegeben werden, wobei Empfehlungen über die Großmut Frankreichs nicht fehlen dürfen. Das ist rin richtiger Geelenkauf, der von uns entsprechend ausgenützt werden muß. Zunächst steckt in den Vorschüssen Frankreichs überhaupt keine Groß mut. Diese Vorschüsse gehen zu unseren Lasten und müssen von unS verzinst werden. Frankreich erhält außerdem da- für die Ruhrkohle, zu einem Preise, der um 2W Kranken für die Tonne geringer ist, als sie der Bundesbruder Eng land liefert. Wenn also von Großmut und wirksamer wirt schaftlicher Unterstützung die Rede sein kann, so wird sie einzig und allein von Deutschland geleistet. ES ist bezeichnend, daß Millerand den Darlegungen Barre» zustimmte. Daß die Franzosen den Versuch eines solche« Srelenverkanfs machen werden, steht nach alledem außer Zweifel. Die Handhabe dazu bietet die Abordnung, die in Essen ein gesetzt werden soll. Gewiß ist Deutschland daran beteiligt, aber sie können nicht hindern, daß die Franzosen in übler Aufdringlichkeit sich als Wohltäter aufspielen. Welch« Gründe bas hat, missen wir nun. DaS Ruhrgebiet und das Rheinland sollen auf diese Weise für Frankreich gewon nen werden. Es ist zwar nicht die geringste Aussicht, -atz c» gelingt. Immerhin dürfte es sich lohnen, BarreS Werbe arbeit zu überwachen. Zusammenschluß der föderalistisch gerichteten Reich». tagSabgeordneten. Wie gemeldet wird, baden die deutsch- hannoverschen Abgeordneten bei der Bayerischen Polkspartei den Zusammenschluß aller föderalistisch gerichteten Abgeord neten des Reichstags angeregt. Streik in Mübleubetrieben Die Hildebrandtschen Müblenmerke in Böllberg, das größte Mtthlennnternebmen der Provinz Sachsen, sind nach einer Meldung der Halleschen Zeitung durch einen Streik der Mühlenarbeiter ftillgelegt worden. Im Nachbarkreise hat ebenfalls eine Streikbewegung in den Mübleubetrieben begonnen. Fürst Bülow deutscher Botschafter in Rom? »Daily Cbronirle" hört von seinem Sonderberichterstatter in Berlin, daß Fürst Bülow wahrscheinlich zum deutschen Botschafter in Rom ernannt wird. Die italienische Regierung hat bereits z» erkennen gegeben, daß die Person des Fürsten Bülow willkommen sei. (Das Berl. Tgbl. bemerkt dazu, daß eine Bestätigung dieser Meldung von amtlicher deutscher Stelle bisher nicht zu erlangen war.) Der Reichskommisfar für die Enttvaffnnng. Wie dei ,,Kölnische Zeitung" aus parlamentarischen Kreisen hört, ist für den Posten des Reichskommissars für die Entwaff nung der Zivilbevölkerung der UnterstaatssekretSr im Reichs- ernährnngsministerium Dr. Peters in Aussicht genommen, ein erfahrener Verwaltungsbeamter, der aus dem preußischen Landwirtschaftsministerium hervorgcgangen ist und dem die erforderliche Energie nachgerühmt wird. Der Posten des Kommissars war zunächst einem aus dem rheinisch westfälischen Industriegebiet kommenden Abgeordneten der Deutschen Volkspartei angetragen worden, der indessen die Uebernahme ablehnte. Zusammentritt der Heereskammer. Am S. d. M. tritt die Heereskammer zu einer kurzen Tagung zusammen, in der sie sich in der Hauptsache konstituieren soll. Kurze Zeit darauf findet eine neue Tagung statt, in der sich die Heeres kammer mit dem neuen Reichswehrgesetze beschäftigen soll. Im braunschweigischen Landarbetterftreik sanden gestern Besprechungen zwischen den Vertretern beider Par- keien auf der Grundlage des Beschlusses des SchlichtungS- auSschusses vom Sonnabend statt, der «ine 80prozentige Lohnerhöhung empfahl. Da die Arbeitgebervertreter diesen Satz wiederum als zu hoch bezeichneten und von den Arbeiter- Vertretern die angebotene Erhöhung um 20 Prozent bereit« «en am Mx-aen >a» Pferd Mühlberg. An der großen Fähre erst Freitag nachmittag von Belgern kommend der Ku der Trockenanlage Boragk auf der Aährbulme. T -— befand sich in schneller Gangart, stürmte, ohne Halt zu machen, die Buhne hinab auf dre Führe, und Über ,dieselbe hinweg in- Wasser. Der Vorgang spielte sich, in gan- kurzer Zeit ab. Der Jährgeüilse suchte vergeblich da» Pferd zu halten. Der Gelchttrsllhrer, ein lunger Mensch, sprang noch rechtzeitig ab: Pferd und Wagen dage«u gingen zunächst spurlos im Wasser unter. Sparer tauchten sie ein Stück abwärts wieder auf und wurden von den Fährleuten in der Nähe der Fischerhütten ans Laud ge bracht. Der Wagen war wenig beschädigt, das Pferd aber tot früher abgelehnt morden «ar. erschienen wettere Be sprechungen nutzlos. Da« Ministerium empfiehlt nunmehr direkt« Verhandlungen zwischen beiden Teilen auf gründ de« Gutachten« de« Tchlichtuna«au«sckusseS in de» einzelnen Betrieben. In einer Anzahl Betriebe ist die Arbeit infolge örtlicher Einigung wieder ausgenommen worden. Vorpommern ohne Licht. Seit gestern vormittag ist ganz Vorpommern mit den zahlreichen Oftseebädern ohne elektrische« Licht und ohne Kratt, weil sämtliche Arbeiter und Beamte der Urberlandzentrale Stralsund wegen ver weigerter Lohnforderungen in den Streik getreten sind. Der Streik hat auch auf die Betriebswerke Swinemünde übergegriffen, desgleichen auf da» Wasserwerk. Die Zeitungen können nicht erscheinen. Alle bisherigen Verhandlungen find ergebnislos »erlaufen. Suqlaud. Da» Abkommen »ou Gva. Da« Unterbau« bewilligt« einstimmig den Kredit iür die nominelle Summe, di« durch die in Sv« getroffenen finanziellen Abmachungen vorgeseben ist. Northlngton Evans gab «ine Darstellung der Ab machungen und sprach sich nachdrücklich gegen die Unter- ftellung au«, daß England dabei «inen Profit macke. Lloyd Georg« sagte, da« Abkommen von Spa bedeute kein« Blende rung der Politik, sondern sei die Politik de« Versailler Vertrage«. Der Vorschuß, der Dentsckland von den Wieder- gutmackungSeinnabmen gewährt werde, entsprecke den Ver tragsbestimmungen. Die Einnahmen an« Verkäufen der England zugtteilten Sckiffe würden England aut ge schrieben werden, während Frankreich feinen Anteil durch Kohlenlieserungen erhalte. — Eine weitere Meldung besagt: Da« Unterbau« erklärte seine Zustimmung zn der Regierung«- Vorlage auf Gewährung eine« Vorschusses von sünk Millio nen Pfund an Deutschland al« Anteil England« an der An- leibe der Alliierten, die in Sva beschlossen wurde und Deutschland in den Stand setzen soll, die Kohlenlirftrunaen durchzuführen- Lloyd George sagte, e« sei erfreulich,- daß von keiner Seite de« Hause« Kritik an der Kreditgewährung geübt werde. Darin zeige sich, daß Englands Haltung den früheren Feinden gegenüber gerecht und billig fei. Tbln«. Der abgefetzte Kaiser will den Dhron wieder besteigen. „Eaftern-Service" meldet ans Tokio: Die abgeseßte kaiser- ticke Familie von China hat der japanischen Regierung mitgeteilt, daß der vormalige Kaiser von China bereit sei, den Thron wieder zu besteigen. HMerirf der österreichischen Getverkschafte«. Wie die Wiener „Arbeiterzeitung" meldet, richteten der Sekretär und der Vorsitzende der österreichischen Gewerk schaftskommission eine Kundgebung an den internationale» GewerkfckattSbund, in der betont wird, daß die ungarische Reaktion das wehrlose österreichische Land bedrohe. Immer stärkere ungarische Truppenkontingente würden an der Grenze Oesterreich« zusammcngezogen. Tie österreichische Arbeiterschaft appelliere drinaendst an die Gewerkschaften Englands. Frankreichs und Italiens, dem österreichischen Volke in seiner äußerst schwierigen Lage deiznstehen. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 4. August 1V20. Die Reich-Rehr i« Zitta« einierückt. )< Dresden, 4. Ananft. Der von den Unabhängige« und Spartakisten 1» Zittau vom Zaune gebrochene Generalstreik mit «nfchlirffendcn» Putsch ist schnell z«. sammengebrochen. Heute früh sind Abteilungen der Londessichcrheitspolizri und der Reichswehr tu Zittau eingerückt «nd haben ohne Widerstand zu finden die Stadt und daS Kraftwerk Hirschfelde besetzt. Die Terroristen des ISer-Ausschuffes sind, soweit mauÖftrer habhaft werde« konnte, hinter Schloff «nd Riegel »efttzt. Mit der Wiederherstellung des gesetzmüffigr« Zustandes ist das Ziel der Regierung erreicht. Wenn der Atvil- kommtffar Anlaff zu Berhandlunge« vorstndet, wird er mit de« znständtgen Behörden «nd den berufene» Organtsatione« der Arbeiterschaft »erhandeln. Die Aufhebung dr» Belagerungszustandes zumindest für de« Bezirk LSbgu ist nur eine Frag« der nächste« Stunde«. Bewilligte Forderungen der Eisenbahner. )( Nürnberg. Wie das „8-Uhr-Abendbl." berichtet, hat die Berliner Gewerkschaftszentrale an die gestern in Nürnberg tagende Reichskonferenz der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner und Staatsbedienstetcr ei» Telegramm ge richtet, nach dem die Forderungen der Gewerkschaften aus höhere Einstufung der Eisenbahnbeamten in die Lohn besoldungsordnungen angenommen feien, wobei sofort Vor schußzahlungen aus diese höhere Einstufung erfolgen sollen. Gleichzeitig seien auch die Mittel für die Durchführung des Reichslohntarifs genehmigt worden. Weiter habe sich die Regierung mit der Vorschußzahlung auf diese Lohnsätze ein verstanden erklärt, ebenso mit der Gewährung von Aus gleichzahlungen für die Beamten, soweit sich diese als Kon- seguenz aus dem Tarifvertrags ergeben. Die am 3. August adlausende Rücktrittsfrist ist bis vier Wochen nach Bekannt gabe der Anstellungsgrundsätze verlängert worden. Der TranSvortarbritrrftreik in Königsberg. -(Königsberg. Der unvermindert andauernde TranS- portardeiterstreik hat das Meßamt der Stadt Königsberg dazu veranlaßt, die für den 15. August angekündigte Deutsche vstawff« « »erlösen ,mi» voni rv. September M« l. vftolier abhuhalten. Sämtlich« Vorbereitungen waren bi« ttw kleinste getroffen; allein die Unmöglichkeit, die Ausstellung«, besuchrr reibungslo« und pünktlich nach dem Mchaelänh« überführen, war bestimmend für btt Hinausschiebung z«r NetzOlllti»« t« Vsle». * Königsberg. Nach hier eingegangenen Nach richten hat sich am 31. Juli auf polnischem Gebiet ein vor läufiges revolutionäre- Komitee Polens gebildet. Tiefes wendet sich an die werktätige Bevölkerung Polens mit einem Aufruf, m dem es beißt: Gewaltig nähert sich un« btt Rote Armee und die Stunde für unsere und eure Fret- hett. Ein dauernder Frieden ist nur -wischen einem sozia listischen Rußland und einem sozialistischen <Äw- tet-Pvlen möglich. Fabriken und Bergwerke «äs sen den Händen der Kapitalisten, Spekulanten und Blutsauger entrissen und den Arveiterkomitee- übergeben werden. Das Land must dem Volke al- Eigentum über geben werden. Gutsbesitzer müssen verjagt werben. Dar- Land wirb durch Arbeiterkomitees verwaltet werden. Das Land der arbeitenden Bauern bleibt unangetastet. In den Städten geht die Gewalt in dte Hände von Ärbekterräten über. In den Dörfern lverden vorläufige Sowjet- gebil det. Wenn in ganz Polen die blutige Regierung, die das Land in den verbrecherischen Krieg gestürzt hat. davonge jagt sein wird, so wird der Rat der Slrbeiterdeputierten der Städte und Dörfer die polnische sozialistische Sowjet- Republik bilden. rie VerMetztzMftlßt««» der V»lfckftM-te». -(Warschau. Die Presseabteilung des Ministerium« de- Aeußeren teilt mit, die polnische Regierung hat im Laufe der Nacht von der nach Baranowitschi entsandten Dele gation einen Funkspruck erhalttn, wonach der Kommandant der Sowjetfront mitgeteilt habe, daß die Sowjetregieruna gleichzeitig die Waffenstillftandsverbandlungen verlang« und am 4. August den Beginn der Verhandlungen in Minsk voraeschlaaen habe. Gleichzeitig habe die Sowietregierung die Entsendung einer neuen mit entsprechenden Vollmacht«» versehenen Delraation gefordert, die auch zu den FrftdenS- verhandlungrn bevollmächtigt fei. Es ist augenscheinlich, daß die Sowjetregierung die WasfenstillstandSverhandlungen in der Hoffnung auf dte verspätete Hilft unserer Bundes- genossen aufschieben will. Der 4. August als Datum des Beginns der Friedensverhandlungen ist unmöglich, denn eine mit so weitgehenden Bollmackten versehene Delegation könnte mit ihren Vorbereitungen weder bis znr geforderten Zeit fertig werden, noch beim Fehlen der Verkebrsmöglick- teiten nach Minsk gelangen. (Siehe anch in der Beilage.) Lafout aus Rufflaud ausgewftftu. )t Rom. Wie ein Funtsprncd aus Rußland vom 3. August meldet, sind der französische Abgeordnete Ernest Lafont und feine Gattin auf Befehl Trotzkis aufgefordert worden, Rußland zu verlassen. Pari s. Zu der Ausweisung Lafonts aus Rußland erfährt der „Tenips", Trotzki werfe ihm vor, mit der franzö sischen Militärmisfion in Warschau in Verbindung gestanden und der russischen Regierung unrichtige Angaben gemacht zu haben. Internationaler Bergarbeiterkongreff. In der gestrigen Sitzung des internationalen B«»' arbeiterkongresses, in der Sachie (Deutschland) den Vorsm führte, wurde der Antrag der Engländer über Nationall- sieruug der Bergwerke erörtert. Nack eingehender Aus sprache wurde in der Nackmittagssitzung die von der eng lischen Delegation vorgeschlngene Resolution einstimmig angenommen: Ter konareff brichliefft. duff alle Länder endgültig für die Nationalisierung oder Sozialisier««» der Bergwerke eintretcn, ebenso für die Beftiti»«»« der kapitalistische»» Besttzrrrechte und Vie Durchfuhr«»»» der Kontrolle und Berwaltnna der Bergbanindnstrie durch Vertreter der Staute«, der beteiligten Bergarbeiter und Konsumenten. Ter Sekretär jeder angeschlosienen Organi sation wird dem internationalen Bureau in jedem Viertel jahr über die Fortschritte, die in jedem Lande zur Er reichung dieses Ziels gemacht werden, Bericht erstatten. — Ter Vorsitzende des Tentschen BergarbcirerverdcmdeS vermies ans die außerordentliche Teuerung, unter der die deutschen Bergleute zu leiden Haden. Bei der Mandats prüfung teilte der Präsident mir, England bade 05, Deutsch land 37, Frankreich 23, Belgien 10, die Tschecha-Slowakei sechs, die Vereinigten Staaten, Oesterreich, Holland, Ungarn, Jugoslawien, Polen und Luxemburg je einen stimmberech tigten Delegierten erkalten. — Am Schluß der Sitzung wurde ein Brief der Bergleute des Zaargcdiets verlesen, in dem diese die französischen Kameraden um ihre Vermitt lung bei der französischen Regierung bitten, damit nach deutschem Muster Ferien eingcsührt werden, was die französische Regierung abgelehnt habe. «Siehe anch ay anderer Stelle vorl. Nummer.) Internationaler Sdzialistenknugreff. )( Genf. Der internationale Sozialisteiikonqretz setzte gestern sein« Arbeiten mit der Besprechung der von der Kommission «ingebrachten Resolution über die Stellung der Internationale zum Völkerbunde fort. An der Ans- schließung Rußlands vom Völkerbünde und am Versailler Vertrage wurde scharfe Kritik geübt. Ten Hauptgrgenftand der Nachmittaassitzung bildete die Perlegung des inter nationalen Sekretariats von Brüssel nach London. Die Verlegung wurde einstimmig beschlossen, vorbehaltlich der Zustimmung der englischen Sektion, die zu dieser Fragr noch nicht Stellung genommen hatte. (Siehe auch an an derer Stelle vorliegender Nummer.) als sie sich verlobt hatte. Mit weichem Lächeln um Len Mund und warmen zurückschauen-en Augen erzählte sie von jene« längst »erklungenen Tagen. Daran knüpfte sie Blicke in die Zukunft hinaus, an des Sohnes Brautstand und Hochzeit. Und Inge redete von ihren AuSsteuersorgen da zwischen. Und einmal trafen sich die Blicke der Verlobten über die Köpfe der anderen hinweg. Inge erkannte einen ge quälten Ausdruck auf LcberrchtS Gesicht uud nickte ihm be ruhigend zu. Und al» st« etwas später Abschied «ahme«, flüsterte sie: „Nicht wahr, du hast auch Angst vor dem Jubel und Trubel. Und wirst erst froh sein, wenn das alles vor über ist.* Er nickte. „Ja, wahrhaftig, Inge. Wenn wir uns nur erst in ein stilles, eigenes Heim htneingerettet hätten." Er küßte und umarmte sie nochmals innig. In der Stabt wurde tag-lang von dieser Verlobung ge sprochen. ^Hüren Sie mal, wissen Sie schon, der vom Wtedenkamp und die aus dem Bernsteinhause haben sich «er- lobt", hieß es gewöhnlich bei den Herren. Und dann und wann machte er ein schlaues Gestchtz weil er etwa» »an dem viele» russischen und deutschen Gelds, das der Htnden- berg seiner Tochter mttgäb«, wußte, eln anderer wieder lest« seine Weisheit nur in das eine Wort „Gelbsäcke uud da»« rümpft« er di« Nase. Die Damen aber schüttelte» samt »nd sonder» die Köpft: „Nein, diese Berlobung." Man ha«, mehr erwartet. Daß Jngeborg Hindenberg 28 Jahre att geworde« war und nun doch nicht auf «tue» brr feudaler» Herrensitze in der Umgegend einziehen sollte, da« woltt keiner einleuchten. Trotzdem aber ergoß sich ein ungeheurer Blumen- und Kartens.'grn tn da» Vernftetuhaus. Inge bertchttft barüber an Seberecht nach Berlin,- »en« er hatte sich gleich »ach de« «erlobumr-diuex»»lettren Geschäfte»» «ulUAnaeb«, Um Weg und Ziel. Original-Roman von Margarete Wolff^Neber. 38. Fortsetzung. Jetzt ging ?S wie eln Ruck durch seiner» ganzen Ktzrper. „Das richte ein wie du willst." Er setzte stch auf die Seiten lehne des Sessels, grisf nach ihren beiden Hände« und be hielt sie tn den seinen. Und nun hoben stch auch feine Lider. Aber Inge konnte sich diesen Blick voll beunruhigen-eu Lebens nicht erklären. „Meine liebe Tochter, wird das auch ein passender Um gang für dich sein?" fragte der alte Wiedenkamp. Da ereiferte sich Inge wieder und vertribtgte Jrmtngard Vllmann, über sie fand heute bet ihrem Verlobten keine Unterstützung. Er verhielt sich vollkommen schweigsam. Doch jetzt wandte sie sich direkt an ihn. „Ich erhielt gestern Fräulein Ollmanns Besuch und versprach, ihn zu er- widern. Da machen wir ihr nun gleich unsere Brautvisite, nicht wahr?" Er nickte. „Wie du willst." Uud nun senkten sich seine Liber wieder und verhüllten von neuem den Blick seiner Augen. Ernst Albrecht, -er sich tn dte neueste Berliner Zeitung vertieft hatte, rief jetzt dazwischen. „Leberecht hör mal. Komme -och einmal her." Und Leberecht Wtedenkamp folgte sehr eilfertig dem Rufe, und auch die beiden anderen Herren wendeten ihr Interesse bald den Zeitungsnachrichten zu. Zu den Damen gesellte sich auch Frau Halden. Sie war bisher durch allerlei wirtschaftliche Verpflichtungen fern ge halten ; denn cS galt für das morgige ÄerlobungSdtner, ,n dem verschiedene Gäste erwartet wurden, viel zu besorgen. „Ja, ja". Fra» Tina schüttelte d?« weißen Kopf, «erlobung und Hochzeit brachten allemal Unrube ins San». Sie nmßte poch, wt« /as tu «lternbauje aerveft« ««. -Wmal». Aber am Sonnabend nachmittag lam er wieder und um Sonntag sing das junge Paar an, seine Besuche zu machen. Inge hatte eine lange Liste ausgestellt. Man kam aber nicht halb so weit, wie inan wollte. „Fahre morgen mit einem etwas späteren Zuge zurück, Leberecht", bat Inge daher. „Ich möchte so schrecklich gerne, daß wir wenigstens noch im ApothekerhauS vor sprechen." „Na, wenn'S denn einmal sein muß, meinetwegen." „Du machst aber eine zu schreckliche Armen siinöe'imene", lachte sie. Er legte den Arm uin sie und schritt ein wenig schnel- ler mit ihr über die Wege des Parke», in dem sie sich, es war nach dem Mittagessen, gerade ergingen. „Was hast du nur, Leberecht?" Sie sah ihn forschend an. Er lachte und fuhr mit der Hand über da» Gesicht. „Nicht»." Aber seine Lippen bebten von der zurückgehaltenen Beichte. Ein paar Stunden später, auf dem Wege zum Wichen- Pnnp, rief er sich alle Einzelheiten der verwünschten Bvot- jahrt in« Gedächtnis. Was war denn vorgefallen? Wa« hatte er denn Lrnnngard Ollmann gesagt? Eigentlich nicht», gar nicht». Nur ein einziges Wort gab Berechti- ttaung zu seinem Gchuldempfinden. Er hatte nur Gleich- gültige» gesprochen, er hatte ihr nur gesagt, beß sie recht tue, oft Stadt zu verlassen. Und da- war mcht». nur da» Wie blieb bestehen. Sein heißer Ate« an ihrem Ohre... Und da« »ar ferne ganze Schuld.. Und vm» hätte er je in seinem früheren Leben da- al- Schul» ach fühlt? Und plötzlich dachte er: Durch Inge bin ich so fr«- kühlend geworden- Durch Inge. Inge aber hatte 1H» auch an jenem Nachmittage tn die Schuld hineingetrrede». - LKrtschMV
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