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Dem Schützen-Turnverein zum Grntz! Verflossen sind im Strom der Zeit, Mit Freud' und Leid dahingegangen, Ter Jahre fünfzig treuer Türnarbeitj Nun freuet euch!, daß sie so gut gelangen, Kn Treue stets ihr standet zum Verein, Mt Lieb ihr pfleget eure Sache, O, laßt es immerdar so fein. Dem deutschen Türnen haltet treue brache. Was ihr geleistet, ist euch nicht vergessen. Tie Fahnen wehen euch zur Ehr! Und unsre Liebe, groß und unermessen/ Gehört dem Tiurnen fortab wie bisher, Trum haltet fest zur alten schönen Kunst ünd deutsche Meue mag euch Führer sein. Tmm tönts von Herzen heute in der Ruyl, „Gut Heil!", dem Schützen-Turnverein, Ziim 5V jährigen Bestehen oes Schützen-Turnvereins zn Riesa. Ter Schützen-Türnvercin Riesa begeht vom 30. Aug. bis 1. September die Feier seines 50 jährigen Bestehens, mit der auch die 50 Jahrfcier des Niederelbeturngaues verbunden ist. Zahlreich werden die Glückwünsche fein, die zu beiden Feiern dargebracht werden. Auch wir sprechen an dieser Stelle Verein und Gau unsere besten Wünsch« aus. Möge aber vor allem beiden Feiern die Liebe und Sympathie der Bewohnerschaft nicht fehlen. Ter Jübelverein hat aus Anlaß der Feier seines 50- jährigen Bestehens eine Festschrift herausgegeben, die Aufzeichnungen über die vom Schützen-Turnverein in den 50 Mahren seines Bestehens geleistete Arbeit enthält. Ms Gründungstag des Vereins hat, wie die Fest schrift angibt, der 17. Jüli 1863 zu gelten, an welchem Tage im „Schützenhaus" von 8 Anwesenden die Grün dung des Vereins beschlossen wurde. Vorsitzender des neugegründeten „Schützen-TUrnvereins" wurde Herr Bäckermeister Eduard Müller. Ter erste Turn abend fand am 22. Juli 1863 statt. Der Verein stand in engen Beziehungen zur Schützengesellschaft. Diese über- ließ ihm für den Türnbetrieb die Schießhalle und ein Stück Land hinter derselben, außerdem bestand der Turn rat zur Hälfte aus Mitgliedern der Schützengesellschaft. Der Verein beteiligte sich an den Veranstaltungen der Schützen und es wurde sogar die Nichtbeteiligung am Schützenauszug mit fünf Groschen bestraft. Das vom 2. bis 5. August 1863 in Leipzig abgehal tene 3. Deutsche Türnsest wurde bereits von Mitgliedern des neugegründeten Schützen-Turnvereins besucht. Unter den Teilnehmern befand sich auch das jetzige Ehren mitglied des Vereins, Herr Schneidermeister Friedrich Hofmann; dieser hat auch an dem diesjährigen 12. Deutschen Türnfest in Leipzig teilgenommen. Am 1. Pfingstfeiertage des Mahres 1864 konnte der Verein die Weihe seiner neuen Fahne vor nehmen. Tie Kriegsjahre 1866 und 1870/71 wirkten auf die Vereinsarbeit ungünstig ein. Infolge Arbeitsmangel ver- ließen 1866 viele Mitglieder Riesa. 1870 stellten sich die Schützenturner am hiesigen Bahnhofe freiwillig für Kranken- und Verwundetentransporte zur Verfügung und ihre hierbei unter Leitung des Durnwartes Friedrich Hofmann geleistete Arbeit fand ehrende Anerkennung. An dem am 6. März 1871 in Riesa gefeierten Friedens fest und an der Begrüßung des heimkehrenden Kron prinzen Albert am hiesigen Aahnhöf nahm der Schützen- Turnverein regen Anteil. Der Verein bestand bereits 10 Mahre, als endlich seine Aufnahme in den Gauverband „Nieder elbe" erfolgte. Man hatte bis dahin wiederholt ver sucht, den Türnverein Riesa und den Schützen-Turnverein zu einem Vereine zu verschmelzen. Eine am 9. August 1873 zu diesem Zwecke abgehaltene Versammlung verlief aber abermals resultatlos. Dem deutschen Türnerbunde hat der Verein von Anfang seines Bestehens an an gehört. Am 1. Oktober 1874 wurde der Schützen-Turn- Verein selbständig, behielt aber mit Genehmigung der Schützen-Gesellschaft seinen Namen. Mm Juli 1879 verließ der Verein das „Schützen haus". Den Türnbetrieb übte er von da ab in der städtischen Turnhalle an der Goethestraße aus, während er seine Sitzungen im „Kronprinz" abhielt, wo sich auch heute noch das Versammlungslokal des Ver eins befindet. Ms im Jähre 1904 die Turnhalle an der Goethestraße abgebrochen wurde, um einer neuen geräumigeren Halle Platz zu machen, siedelte der Ver ein in die Albertturnhalle über. Die neue Turnhalle an der Goethestraße benutzte der Verein am 27. März 1905 zum ersten Male. Jin Verein ist auch mehrfach der Plan aufgetaucht, eine eigene Turnhalle zu bauen. Tie 1886 errichtete Turnhallenkasse hatte Ende 1912 einen Bestand von 2234,40 Mark erreicht, wird aber, wie es in der Festschrift heißt, wohl kaum zur Verwendung gelangen. 1882 nahm der Verein an den» Empfange Sr. Maj. Kaiser Wilhelm I. teil, der anläßlich der in diesem Jahre -wischen Mergendorf und Heyda 1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Nolattonbdru-k uad Verlag von Lang.r t «lnterllch ,n Niesa. - tzür die RrdaMon verantwort»«' Arthur Hilhuel ,n Rlesa. ^-201 Sovaabead, 3«. August 1V1S, »beavs. «6. Jahrg. Gut Heil! aller Turner. Auch nach Jahn» Tode dauerte In der deutschen Turnerschaft da» Sehnen nach einem geeinten Deutschland fort. Zwar hatten die Folgen de» Trubels von 1848 viele Turnvereine spurlo» hinweggefegt, aber bereit» Ende der 1850 er Jahre feierte da» Turnen seine Auferstehung und die von Herzen kommt der Gruß, den wir heut« den Turnern de» Niederelbegaue» entbieten. Da» erste Mal wieder seit 1895, in welchem Jahre da» 20. Gauturnfest in Riesa abgehalten wurde, darf die Bewohnerschaft unserer Slbestadt die wackere Turnerschar willkommen heißen. Und wie damals, so wird auch heute die Bürgerschaft den Jüngern Jahn», die zur Teilnahme an den 50 Jahr, ssetern de» hiesigen Schützen.Turn- »«rein» und de» Ntederelbeturngaue» herbeikommen, einen herzlichen Empfang bereiten. Gerade im JubiläumSjahr 1913, da» die Herr- Achen Taten unserer Väter vor hundert Jahren wieder lebendig werden läßt, wird e» un» besonders Aar, wa» wir an unseren Turnern haben. Die Turnsache hätte Anlaß genug, Erinnerungsfeiern an die große Zeit abzuhalten; denn mit der natio» aalen Erhebung nach der Demütigung durch den Korsen steht die deutsche Turnerei in engem Zu- fammenhang. Um an der Erziehung seine» Volkes zu einem körperlich tüchtigen, geistigen und natio- aalen Schwünge» fähigen Geschlecht mitzuarbeiten, dazu gründete Ludwig Jahn 1810 in der Hasen- Heide bet Berlin da» deutsche Turnen. Da» Turnen trug in jener schweren Zeit wesentlich dazu bei, dem Volke da» Vertrauen zu sich selbst, den Cha rakter wtederzugeben. Und wie an den Turnstätte» in tüchtiger Arbeit, so stellten die Turner auch auf den Schlachtfeldern ihren Mann. Biele, da- runter Jahn» treuer Helfer Friesen, starben den Tod für die gerechte Sache. Der deutsche GinheitSgedanke war durch all die Jahrzehnte, von 1810 bi» 1870, Ziel und In- halt der Turnsache. ,Deutschlands Einheit war der Traum meine» erwachenden Leben», da» Morgen, rot meiner Jugend, der Sonnenschein der Manne», kraft, und ist jetzt der Abendstern, der mir zur Ruhe winkt'. Dieses von Jahn 1848 abgelegte Bekenntnis kennzeichnete zugleich die Gesinnung Turnfeste in Koburg und Leipzig zeigten, daß di« Turner noch in gleicher Einmütigkeit und vegeiste- rung wie «Hedem zum deutschen EinhettSgedanken standen. So haben die Turner unverzagt an der Verwirklichung des deutschen Reichsgedanken» mit- gearbeitet und ihre Sache ist ein fester Grundstein jm Fundament de» Deutschen Reiche». Die 43 Jahre de» Frieden» haben der Turnerei „icht» von ihrer Bedeutung genommen. Im Gegen- teil, die schnell vorwärts hastende wirtschaftliche Entwickelung läßt uns den hohen Wert der Leibes- Übungen für die Gesunderhaltung de« Volke» immer mehr erkennen und schätzen. Und die Turner ver- dienen, daß man ihrer Arbeit mit Vertrauen be gegnet. Sind sie doch, wie der »alte Goetz' in einem Geleitwort zum 12. Deutschen Turnfest er- klärt hat, »in treuem Streben und ernster Arbeit gesonnen, nach besten Kräften an der leiblichen Kräftigung und sittlichen Hebung de» deutschen Volkes mttzuarbeiten. Tausende und aber Tau- sende begeistere unsere deutsche Turnerei zum frischen BorwärtSstreben, darum sei sie eine gute heilige Sache, die, weil sie den ganzen Menschen erfasse, zum Gemeingut der Nation werden müsset Möge die turnerische Arbeit, mögen die Reden und Hetlgrüße der Riesaer Festtage in den Herzen unserer Einwohnerschaft lebendig weiterklingen und zu turnerischer Betätigung anregen. Darum, Turner de» NiederelbegaueS, je mehr Ihr kommt, desto willkommener sollt Ihr uns sein. De» herzlichsten Empfange» sollt Ihr versichert sein, er kommt von Herzen unser Ruf: Willkommen! Hl. )(rvr)(*>VLXs ab gehaltenen Kaiserparade hier weilte. Auch sonst fehlte der Verein nicht bei patriotischen Begeben heiten. Zu der 800jährigen Jübelfeier des Hauses Wettin im Jahre 1889 hatte der Verein eine Abord nung nach Dresden entsandt, 1895 nahm er an der Se danfeier, im März 1897 an dem Kirchgänge zur Zente narfeier für Kaiser Wilhelm I. teil und als am 10. De zember 1906 Se. Maj. König Friedrich August in Riesa weilte, beteiligte sich der Verein mit 35 Türnern an der Huldigungsfeier vor dem König. Am 23. Jüli 1888 feierte der Verein sein 2 5 jäh. riges Vereinsjubiläum, an dem viele hiesige Vereine und die Brudervereine von nah und fern teil nahmen. Die Feier bestand in einem Festkommers, der im „Kronprinz" abgehalten wurde, und in einem Schau turnen im Stadtpark. Auch sein 30 jähriges Stif tungsfest beging der Verein durch ein größeres Schauturnen im Atadtpark, woran 108 Türner teil nahmen. Wiederholt hat der Verein sich in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt. 1865 veranstaltete er einen Festabend zu Gunsten der Abgebrannten in Gott leuba, 1866 einen öffentlichen Gesellschaftsabend, dessen Reinertrag für die Hinterbliebenen der Kriegsreservisten der Stadt Mesa bestimmt war, 1867 würden die verun glückten Bergleute in Lugau unterstützt, während eine andere Unterstützung nach Johanngeorgenstadt ging, 1888 veranstaltete der Verein -um Besten der Ueberschwemm- ten an der Niederelbe einen öjfentlichen Unterhaltungs abend, der 44,11 Mark Reingewinn ergab, 1889 erbrachte ein Unterhaltungsabend zu Gunsten des Bürgerhospital- fonds einen Reinertrag von 70,10 Mark und 1900 konnten als Reingewinn eines Unterhaltungsabends 51,15 Mark zur Unterstützung der Hinterbliebenen der im Freiheits kampfe gefallenen Buren abgeliesert werden. Jm August 1910 errichtete der Verein eine Unterstützungs kasse für in Not geratene Turner, der in der Hauptsache freiwillige Beiträge zufließen. Der Verein hat den an ihn ergangenen Einladungen stets gern Folge geleistet und damit mancher Festlichkeit hiesiger Vereine mit zu gutem Gelingen verhalfen. Er nahm u. a. an folgenden Feiern hiesiger Vereine teil: 1869 am Gausängerfcst in Riesa, 1871 am 25. Stif tungsfest der Schützengesellschaft, 1883 an der Fahnen weihe des Gesangvereins „Sängerkranz", 1895 an dem 50 jährigen Jubiläum der Schützengesellschaft, 1896 au der Bannerweihe des Militärvereins „Jäger und Schützen", 1899 an der Standartenweih > des Militärver- cins „Artillerie, Pioniere und Train", an der 50 jäh rigen Fahnenweihe der Schützengesellschaft und an der 25 jährigen Jubelfeier des Freiwilligen Rettungskorps und 1903 an der Standartenweihe des Militärvcreins „Deutsche Cavallerie"«'