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licheu Haltung aufgetaucht zu sein. Nach Meldungen au« Ungarn plant die Stadtoirtretuug di« Wiedereinführung de« deutschen Sprachunterricht« in den Volksschulen, weil di« deutsche Sprach« im Wlrtschasttlrbrn Ungarn« unbedingt nötig sei, und weil di« Schüler, die ohne die Kennt«» der deutschen Sprache in« Leben hinau«weten, zu sehr in diesem Kamps« benachteiligt erscheinen. Srankreich . Nach dem „TempS" ist e« dem Feldwebel Dteux nicht gelungen, den fremden Agenten irgend welche« wichtig« Matertal in die Hände -u spielen, weil ihm solche» al« Feldwebel garnicht zugänglich war. Ein von ihm au-ge lieferter Zünder stammt von Schneid,r-Lreuzot und ist auch in der serbischen Armee eingesührt. Die Sewehreinrtchtungen, über die er Pläne au»li,ferte, sind seit 14 Jahren in der französischen Arme« eingesührt und infolgedessen auch im Auölande. längst bekannt. Sie sollen fetzt durch neu« eng lische Konstruktionen ersetzt werden. Die Angelegenheit de« entflohenen Kanonier« Mullot soll mit der Verhaftung Dteux' in keinerlei Zusammenhang stehen. Die mehrfach angekündigte Aufstellung eine« neuen französischen Armrekorp«, de« 21., in Spinal, ist bi« zum Herbst verschoben worden, da der Kriegsminister diese Neue rung nicht ohne Zustimmung de« Parlament» durchführen will. Einstweilen bringt man da« 7. Armeekorps auf vier Divisionen mit dem Bestreben, zwei Divisionen für da« künftige 21. KorpS vorzubereiten. Vom Vulkan. Eine langsam fortschreitende Besserung de» Verhält» nissr« zwischen Bulgarien und der Pforte scheint sich wie der bemerkbar zu machen. Auf beiden Seiten zeigt man «in gewisses Entgegenkommen für die Vorbereitung von Verhandlungen. Allerdings sollen sich diese zunächst nicht auf den Kernpunkt der Grenzsrage (Adrianopel bulgarisch oder türkisch) beziehen, sondern auf die Absteckung einer vorläufigen Grenzlinie, deren Jnnehalten weitere militärische Zwischenfälle ousschließen soll. Dabei ist für die Türkei wichtig, daß der Beherrschung der Eisenbahnlinie Konstan tinopel-Adrianopel auch an den Stellen nicht« entzogen wird, wo die Bahn senseit» des Marihaflusse« läuft. , rnit üolUnrunclrt. mitltotUrirvirrärt klack Anderen Tages kamen die Bekannten von Fräulein von Scharfeneck an. Laut sprechend, viel und oft forciert lachend, sehr elegant und modern gekleidet, so erschien die Baronin von Treutling und ihre nicht mehr ganz junge Tochter. Dann war noch ein Ehepaar von Hasenfeld dabei, das sehr blasiert schien und etwas darin suchte, nichts hübsch zu finden und an allem etwas auszusetzen. Fräulein von Scharfeneck war glücklich über die Ankunft ihrer Freunde, und Britta konnte nicht genug staunen, wie sie jetzt das stolze, strenge Wesen ablegte, laut lachte und sich über die törichsten Witze freuen konnte. Man atz von nun an an einem reservierten Tisch unter der großen Veranda des Hotels, dicht am Strande, worüber Britta glücklich war. „Denken Sie, liebe Scharfeneck, Herr von Dorn denkt dieser Tage ebenfalls herzukommcn. Er sieht sich jetzt olle Ostseebäder an," erzähl!« die Baronin Treutling, während sie ihren Fisch zerlegte. „Das ist ja eine nette Nachricht," meinte Tante Tina, und fragte dann: „Sagen Sie, lebt Dorn auf seinen Gütern, oder ist er immer noch auf Reisen?" „Wie ich höre, lebt er neuerdings auf Dornburg. Er hat das Reisen nun doch wohl satt und hat die Welt ge nossen, da mag endlich in ihm das Verlangen nach einem Heim erwachen," lautete die Antwort. „Ach, die Dornburg soll märchenhaft schön sein!" ries Fräulein von Treutling dazwischen. „Ja, man könnte die Besitzung fürstlich nennen, aber es ist dort doch zu merken, daß lange Jahre kein Herr in dem Schloß gewohnt und regiert hat," warf Herr von Hasen feld ein. Britta hörte interessiert zu. Eine märchenhaft schöne Burg beschäftigte ihre Phantasie, und in Gedanken be völkerte sie den alten Bau mit Rittern, Knappen und Edel- fräulein. „Schade, daß Dorn nicht heiratet," bemerkte Frau von Hasenseld. „In ein solches Schloß und solchen Besitz ge hörte eine Schloßherrin." „Er wird wohl willen, warum er ledig bleibt," ries Tante Tina scharf dazwischen. Die meisten Frauen würden wohl lediglich Dornburg heiraten und den Dorn wohl oder übel mit in den Kauf nehmen. Das weiß er natür- sich ganz genau. Und darum läßt er das Heiraten lieber bleiben, was ich ganz vernünftig finde." Man hob die Tafel auf und verabredete für den Nach- mittag eine Ausfahrt nach Binz, die aber in Wagen unter- nommen werden Icllte, da Fräulein von Scharfeneck durch- Dieser Punkt scheint neuerdings weniger Schwierigkeiten zu bereiten, wa» di, Frage de« Besitze« von Adrianopel selbst angeht, so wird Bulgarien in den darüber zu sühren- den Verhandlungen wohl möglichst lange die Deckung durch die Bestimmungen de« Londoner Frieden-vertrage« und demgemäß «ine Anlehnung an die Großmächte sesthalten wollen. E« mögen auch Rücksichten der Inneren Politik der bulgarischen Negierung rätltch erscheinen lassen, sür da« Ergebni« der Verhandlungen über Adrianopel, namentlich im Falle eine« Verzicht« auf die Stadt «inen Rückhalt an der Zustimmung der Großmächte zu haben. Dementsprechend scheint man ,« in Sofia vorzuziehrn, daß wenigsten« die Einleitung der später unmittelbar zu führenden Berhand- lungen über Adrianopel nicht ohne Mitwirkung anderer Mächte herbeigesührt werden. Die „Albanische Korrespondenz" meldet, daß serbische Truppen alle Malissoren erschießen, die sich nach Prizrend und Djakova auf den Marsch begeben; auf dies« Weise sollen die Maltssorenstämme gezwungen werden, um die Einverleibung ihrer Täler in Serbien zu bitten. Die Schlachten bei Kulm und Lennewitz. LV. August — 6. September. Trei Armeen stellten die verbündeten Monarchen nach Ablauf des Waffenstillstandes, in den sie am 4. Juli hatten willigen müssen, ins Feld: die größte, die böh mische Armee, die Fürst Schwarzenberg, der Höchstkom- mandierende des ganzen Kontingents, befehligte, die schlesische, deren Feldherr Blücher war, und die Nord armee unter dem Kronprinzen von Schweder, der Bülow bei sich hatte, zusammen 48000 Mann, denen Napoleon 440000 Mann und sein Genie cntgegenstellcn konnte. Am schwierigsten hatte cs Schwarzenberg, dem zu viele Unberufene in seine Befehle drcinreden durften. Tie Verbündeten waren am 26. und 27. August bei Tresden geschlagen worden, aber wenige Tage später machte Schwarzenberg wieder wett, was er bei Tresden verloren. Vandammc hatte die Elbe überschritten und wollte die Straße nach Teplitz besetzen, um den Ver bündeten den Rückzug nach Böhmen abzuschneidcn. Herzog Eugen von Württemberg, der eine russische Ab teilung befehligte, wurde zurückgcschlagen, holte sich aber Verstärkungen und kehrte zurück. Am 20. August wurde er bei Peterswalde wieder angegriffen und konnte sich nur mit großer Mühe behauptet. Vandamme, der ihn bei Eulm fcstsitzcn glaubte und auf die Hilfe von Morticr und Saint Ehr rechnete, sparte sich den Haupt schlag auf den folgenden Tag auf, während jetzt auch Herzog Eugen Verstärkungen erhielt und den Oberbefehl an Barcway de Tolly abtrat. Inzwischen war aber eine Operation vorbereitet, die die ganze Lage verschob. Lin preußisches Korps unter dem General von Kleist war über den Rücken des Gebirges marschiert und' brach um 10 Uhr von Nollendorf aus in die Flanken der fran zösischen Armee, deren Führer die Fassung verlor und das Spiel aufgab. Er machte jetzt noch den Versuch, nach Peterswalde durchzubrechcn, aber auch das miß lang, und so blieb ihm nichts weiter übrig als sich mit seinen ganzen Truppen den Siegern zu überliefern. 20000 Gefangene und 5000 Tote waren der Verlust dieses Tages für Napoleon. Jetzt ging der Kaiser selbst nach Bautzen, um das verlorene Terrain wieder zu gewinnen. Gegen die Stord- armee sandte er den Marschall Ney mit Bertrand, Ren- nier und Oudinot. Tas Katzbalgen begann schon am 5. September, wo Oudinot bei Zahna auf Tauentzien stieß, der sich auf Jüterbog zurückzog und sich von Bülow aus in keinem Schiff fahren mochte. Britta freute sich aüf diese Fahrt, lernte sie dabei doch wieder etwas Neues kennen, aber innerlich fühlte sie sich sehr verlassen und einsam in dem Menschenkreis, der sie umgab. Alle hatten so andere Lebensgewohnheiten und Anschauungen als sie. Man sprach von den äußerlichsten, oberflächlichsten Dingen in oberflächlicher Weise, man lachte und scherzte über die ernst haftesten Fragen, man nahm die neuesten Kleidermoden so wichtig, als hingen Menschengcschicke davon ab, man widmete der Toilette und Schönheitspflege so viel Zeit und Aufmerksamkeit, als sei dies ein Lebensberuf. Als Britta durch eine harmlose Aeußerungihre völligeUnkenntnis und Ahnungslosigkeit auf dem Gebiet der Schönheitspflege verriet, rief Hanna von Treutling in endlosem Staunen: „Diese Hautfarbe und dies herrliche, weiche Haar hat Fräulein von Krüben ganz ohne jede Kosmetik? Dashalte ich einfach für unmöglich!" Die anderen Damen lachten, und Tante Tina sagte grimmig: „O ja, das ist schon möglich, Fräulein Hanna, die Mutter meiner Nichte besaß noch schöneres Haar und noch schönere Gesichtshauti" Britta war verlegen errötet, und das Gedenken an ihr Mütterchen trieb ihr die Tränen in die Augen. Wie sehnte sie sich inmitten dieser Menschen nach einem warmen, treuen Wort ihres Mütterchens! Es war ein goldig sonnenheller Nachmittag, an dem man nach Binz und von dort durch den köstlichen Buchen wald hinauf zum Jagdschloß Granitz fuhr. Das Gespräch war lebhaft, Britta war still und sah blaß aus. Ein pein licher Austritt mit ihrer Tante kurz vor der Abfahrt klang noch in ihr nach. Als beide nach Tisch das Wohnzimmer betraten, lagen die Postsachen auf dem Tisch, die die Tante musterte. Eine Karte aus München von Doktor Steinberg war darunter. Tante Tina reichte Britta die Karte mit strengen Augen: „Don wem läßt du dir denn aus München Karten schicken?" klang es schneidend. Sie ist von Doktor Steinberg, einem früheren Haus freund von uns, er ist jetzt Assistent in der Klinik von Pro fessor B. in München," kam es zögernd von Brittas Lippen, und wider Willen errötete sie unter den vernichtenden Blicken der Tante. „Nun, das ist ja eine recht nette, neue Mode, solche Korrespondenz zwischen zwei jungen Leute», die natürlich beide nichts haben! Ich verstehe übrigens deine Mutter nicht, so etwas zu erlauben! Ich kann dir nur saaen. io- die Zusage holte, am anderen Tage Hilfe zu bringen. Bernadotte wurde, da er doch nur widerraten hätte, gar nicht gefragt; man teilte ihm einfach mit, daß man an greifen werde. Basta! Gr half dann auch erst als nicht mehr zu Helsen war, als der Sieg bereit- errungen war. Tauentzien, der sich mit Bülow vereinigen wollte, stieß aus Bertrand und mußte losschlagen. Ter Feind war überlegen, aber Tauentzien wehrte sich mit Zähigkeit und drängte Bertrand bis auf Rohrbeck zurück. Erst am Nachmittag tonnte Bülow,, dem gerade der Sieg an der Katzbach gemeldet war, eingreifen. Nach dreistündigem Kampf nahm er das Torf Tennewitz und drängte den Gegner in die sumpfige Aa. Noch einmal schwankte das Schlachtenglück, beim Torfe Gölsdorf stand es schlecht mit den Preußen, die gegen Sachsen kämpfen mußten. Da machte Ney den schweren Fehler, Oudinot dem Korps Bertrands, das gegen Tauentzien bei Rohrbeck kämpfte, zu Hilfe zu schicken. Mer dem Vordringen der Preußen war nicht mehr zu wehren. Tie Einnahme von Gölsdorf entschied den Sieg, der die Franzosen 24 000 Mann kostete. Bei Eulm, Katzbach und Tennewitz begannen die Siege, von nun an heftete sich das Glück wieder an die Fahnen der Verbündeten. Wenige Wochen noch, dann folgte Leipzig, und in der Neujahrsnacht überschritt Blücher bei Caub den Rhein: TaS rechtsrheinische Teutschland war frei. tzreirmg. lksbm - Ltieeo/eit, i lek«/ Kiffer-c/iocoko^e s Lsess «z. l>«» 2, von. 0e5r5tt^ 5«ffea 2, Lu.45l. Bestellungen auf da« „Messer Tageblatt" Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft Großenhain, der Kgl. und städtischen Behörden zu Riesa sowie deS Gemeinderates zu Gröba mit Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe" für den Monat werden angenommen an den Postschaltern, von den Brief- trägern, von den Austrägern d. Bl., sowie von der Geschäfts stelle in Riesa, Goethestraße 59; in Strehla von Hernr Ernst Thieme, Schlosser, Kirchgasse 13. Bezugspreis wie bisher: SV Pf. bei Abholung in der^GeschäftSstelle SS ... am Schalter jeder Post- Mngsljch anstatt innerhalb Deutschland invuutttty gg . durch unsere Austräger frei ins HauS VS - durch den Briefträger frei ins HauS jeder Art finde» im Riesaer Tageblatt in der Stadt sowohl wie auch in den Landbezirken, in allen Kreisen der Bevölkerung vorteilhafteste Verbreitung. sL'K Die GeschilstSsteae. lange du unter meiner Obhut bist, unterbleibt diese höchst unpassende Korrespondenz!" „Aber Tante," flehte Britta, „wir schreiben doch gar nichts Unpassendes und auch nur sehr selten. Ich hörte seit Monaten nichts von Doktor Steinberg l" „Kein Wort weiter!" herrschte Tante Tina, „du hast gehört, daß, solange du bei mir bist, jeder Briefwechsel mit diesem Doktor unterbleibt!" und damit war sie aus der Tür gerauscht, die sie laut hinter sich ins Schloß warf. „Das fehlte auch gerade noch!" keuchte die alte Dame, als sie in ihrem Schlafzimmer stand, das fehlte gerade noch, daß diese bildhübsche Britta in gerade solche Hunger ehe Hineintaumelk, wie es ihre Mutter damals in der Ver blendung tat. Gut, daß ich durch die Postkarte gewarnt bin. Nun heißt es aufpassen. Das kann den Männern gerade passen, die hübschesten und besten wegzuschnappen, gleichviel, ob sie den armen Frauen nachher etwas zu bieten haben oder nicht. Das denkt ja doch nur an sich selbst I" In ihrem Schlafstübchen hatte dann Britta Doktor Steinbergs Karte gelesen. Eine Ansicht von München war darauf, und zum Schreiben blieb nur wenig Platz. Die Worte lauteten: „Wie freut es mich, daß Sie jetzt auch einmal ein neues Stück Welt kennen lernen. Möchten Sie Meer und Wald recht genießen. Ich kenne Rügen und finde gerade die Ostküste einzig schön. Ich habe viel Arbeit, die mir immer niehr zum Segen wird. Das macht mich froh und dankbar. Wie immer Ihr Steinberg." Welche Freude hätte Britta zu anderer Zeit über diesen Gruß empfunden. Nun aber fühlte sie sich ganz verstört durch die harten, ungerechten Worte der Tante. Es war ihr, als hätte jemand ein feines, wunderzartes Gewebe mit rauher Hand zerrissen und zerstört. „Sie sehen ja so blaß aus, Fräulein von Kröben, fehlt Ihnen etwas ?" rief die Baronin Treutling mit ihrer lauten Stimme, als alle im Wagen saßen. Britta versuchte zu lächeln und schüttelte den Kopf, aber sie mußte sich zusammennehmen, um die Tränen zurückzuhalten. Tante Tina beachtete sie gar nicht. Fortsetzung folgt. MM