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Bellas- zum „Riesaer Tageblatt". L^»>e Verlag >E Laager L Winterlich in Vits«. — Kür dl« Redaktion »«ri>inwonl!ch: Hermann Schmidt in Rirla. 130 Freitag, 8. Juni 190», «beuss )9 Lahrs. Lldstrksse. swahl i daß während eines''Seekrieges alles Privateigentum auf i dem Waller al.-ia-,, ^«l Äingt sehr schön, zu sagen/ daß die Ersparnis'' an Rü- 11» stungsHosten auf die Befriedigung! woN'Knlturbedürfnissen c» er L er v verwendet werden könnte. Aber der nationale Wohlstand eines großen Volkes kamrZsich nur unter dem sicheren Schutze einer starken Wehrmacht entfalten. Ein Mittel, mit einer allgemeinen Abrüstung gleichzeitig auch dem Egoismus der Völker, ihrem Trieb zur Macht, Schjranken aufzuerlegen, ist noch nichst gefunden. Der Anreiz, in den Beziehungen der Völker zueinander Macht rvr Recht gehen zu lassen und Kombinationen zur Erweiterung des eige nen Einflusses zu entwerfen, bleibt'ims»,er derselbe, er ist die Triebkraft aller großen Politik und schafft, be friedigt durch die Taten von kühnen Staats- und Kriegs männern, den Ruhm nationaler Heroen. Ein unglücklicher Krieg zerstört viel mehr an kulturellen Werten als was durch Ersparnisse an Mehrausgaben im Frieden entwickelt werden könnte. Trvtzdcm wäre cs..unklug, wenn wir jede Anregung, über eine Verminderung der Kriegsausgaben nachzu denken, rundweg ablchnen wollten. Man gäbe damit nur das Feld für die Verdächtigung frei, daß das Deutsche Reich Kriegerisches im Schilde führe und die andern S.aa- ten zur Erhaltung und Steigerung Ihrer Rüstungen nötige. Wir wollen die Anhänger der Abrüstung nicht hindern, aller: Scharfsinn aufzubieten!, um einen annehmbaren Mv- duss und besonders eine solche Form der Ileberwachung ausfindig zu nchchen, die nickt selbst den casus belli in sich birgt. —k— » Bon Interesse hierzu ist ein Artikel der englischen liberalen „Tribüne" über Aeußerungcni der „Kölnischen Zeitung" betr. Deutschlands Stellung der Abrüstungsfrage gegenüber. Tas Blatt" meint, daß der Umstand, daß Deutschland es offenbar vermeiden wolle, von vorn herein zu erklären, daß es sich auf derartige Vor schläge überhaupt nicht' einlassen könne, schon immerhin etwas bedeute. Es zeige, daß m'an in Berlin erkannt Habe, daß es unklÄg sein werde, sich gleich in Gegen satz zu eventuellen Borschlägen einer Haager Konferenz zu stellen. Tie „Kölnische Zeitung" weise auf die be sondere Lage hin, in welcher sich ^Deutschland befinde, und erkläre, daß, selbst wenn Deutschland sein Schiiffs- bauprogramfm aussühre, es immer noch ein gut Teil hinter Frankreich und England zurückbleibe, aber, meint die „Tribüne",, das Kölner Blatt scheine da ganz aus dem Auge zu lassen, daß die russische Flotte nichjt mehr exi- u. »rllrvl«. Alleinverkauf des Brücher „Paul-Schachtes", Bruch i. B. Bracher Braun kohle ergiebt lt. Wissenschaft!. Nachweis allerhöchste Heizkraft bei denkbar geringstem Ascherückstand; ist demnach die beste und billigste Kohle. stiere, und auch die geographische Lage Großbritanniens und Frankreichs' scheine man gar nicht in Betracht zu ziehen. Tie ganze Frage würde überhaupt sehr verein- facht werden, wenn^ die Konferenz beschließen würde, dem Wasser unantastbar bleiben solle, daun brauch? Deutschland nichts wiche für seinen'Handel zu fürchten. Tie britischen Manöver dieses Sontsmers seien in die let Beziehung außerordentlich interessant, denn sie wür den zeigen, in wie fern eine mächtige Flotte überhaupt imstande ist, den Seehandcl in einem Seekriege zu schü tzen, und in wie weit ihre eigene Kampffähigkeit darunter leidet. Internationale Abrüstung. Im' englischen Parlament ist, auch vom Minister- pische aus, die Frage einer Verminderung der Kriegs- Iiüstungen auf dem Wege internationaler Beratungen an- lgeregt worden. Schon bei der Einberufung der ersten Mager Konferenz spielte dieselbe Frage eine Rolle, so- Igar die Hauptrolle. Eine Note des russischen Ministers Ker auswärtigen Angelegenheiten Grafen Murawiew be zeichnete als die 'wichtigste Aufgabe der Konferenz, ohne Lerzug nach Mitteln zu suchen, um' den fortschreitenden Müstungen zu Wasser und zu Lärche ein Ziel zu setzen. In Wirklichkeit hat sich dann die Haager Konferenz au d e Lösung der schwierigen Aufgabe nicht herangewagt. Taß die Frage jetzt in England unter einem liberalen Kabi nett ausgenommen wird, ist nicht auffällig. England hat ^itzlanr wenigsten Gefahren für seine politische Machtstellung ' ' zu befürchten; es ist in seiner Rüstung zur See so weit allen andern Staaten'voraus und durch seine insulare Lage so gut geschützt, daß es bei einer allgemeinen Ab rüstung nichts trvn seiner Seeherrschaft verlieren kann. Ein englischer Minister war auch! unbefangen genug, neu lich im Unterhause anzuerkennen, daß die Lage für üon- HUHtinentale Staaten wie Deutschland viel schwieriger ist. Es ist erst hundert Jahve her, daß die Residenz des Kö nigs von Preußen und nunmehrigen deutschen Kaisers von fremden Kriegsschulen heimgesucht war. Ter Gedanke, den zunehmenden Rüstungen durch! inter nationale Verständigung Einhalt zu tun, übt auf alle friedlichen Geister eine gewisse Anziehungskraft aus. Es Tugcs^eschrchre. Deutsches Reich. Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Wir verzeichnen die Meldungen über den Besuch! Seiner Ma jestät des Kaisers in Wien mit lebhafter Befriedigung und schließen daran den Ausdiruck des herzlichen Tankes für die dem Kaiser in Wien bereitete liebenswürdige Auf nahme. Tiefer Tank gilt dem Kaiser und König Franz Josef, dem österreichischen Kaiserhause, den Regierungen von Oesterreich und Ungarn, wie der Bevölkerung von Wien und der Presse der beidsen Reichshälsten, die sich mit Recht enthalten hat, an den Besuch politische Deuteleien zu knüpfen, wie solche der Absicht, die die beiden Herrscher mit der Bekundung ihrer unverbrüch lichen Freundschaft und Bundesgenvssenschaft verfolgen, nicht entsprochen haben würden. Eine willkommene Er gänzung der Zweikaiserbegegnnng bildet der Telegramm wechsel zwischen Kaiser Wilhelm! und Franz Josef einer seits und König Victor Emanuel andererseits. Tas Zu sammenstehen der mitteleuropäischen Staaten ist nach, wie vor Tatsache. Der Dreibund brauchte, um! in einem von dem Bedürfnis nach Frieden ersül'lten"Euvopa fortzuleben an seinen Zielen nichts zu ändern, denn diese Ziele waren N68M KM, kNWM. Im NLH8V 608 Lorrn kadriLbokitrors /oiäler kB ; frei lei. aS. Biere emptw «nn In- NNä VorKnns vo» ktLLtsjonxiertzll, kirmäkriefon, Aktien unä oov- vtiASO ^Vertpnpiorbv, MllI88llNK von rustlbureri Ooupon«, Divifitzwisnsehmven u. Kolonien Ntüoken, «lr VvrVNktUllK von ^Vek-rxsjnerön (Dokervsokuvg von ^uklcmunxtzn, Lo- sovßuvA neuer Ans- ioes. Diviäenäenloo^en usv.), «ar ^.stbvVLdrvlllK offener unZ Aesololossener Depots, rur VON t sieh rur VormioillllA von 8Lkes-8ehrLnirehen unter eigenem Verschluss 6or Hlj-vo, rur OolvAhrvUK von Darlehen, rur LenutrunZ ihrer k'irlua als Vowlrllslsllv unci rur DiritltMliOrnttL von ^Veohseln, rur RrvklllANF laufender Rechnungen mit unä ohne (^Hotll-Voruoirr r Lur VörniuknuT us^. a«. achm. Sald- Mit- le Jovi v. kein e., k«e- st ein tr. bend «n- im -ahl- bittet g»a. «n- ichm. eins- s de« chen- alle zahl- m. L «U« Hermelin. Noma» von Melati von Java. ' AuS dem Holländischen übersetzt von Lco van Hcemstede. L7I . (Nachdruck verboten.) Ankevecn tat, als wenn er es nicht hörte. Dollv blieb unnatürlich stark, sie kleidete das Kind in Weiß, bestreute es mit Blumen und stockt einen Kranz von weiden Nvsenknvsven und Melatis, den sie aus das dunlelgelockte Köpfchen setzte. Las nun seinen gewöhnlichen Ausdruck zurückerlangt batte. Dann brach ihr Mut zusammen; sie warf sich aut da? Brüchen nieder, vergrub ihr Angesicht in die Blumen und jammerte laut. „Es ist nickt wahr, es ist nickt wahr! Mein «iuziges Glück! Warum mutz ich allein so leiden? O Gott, woran habe ich dies verdient? Habe ich denn nicht immer meine Pflicht getan?" (Hermelin 87. Nr. 7.) Endlich gelang es Hermine dock, sie in ein anderes Zimmer zu sichren. 259 „O Hermine, bleibe bei mir, verlaß mich nickt!" flehte sie. »Du hieltest so viel von Nonny und sie auch von Dir. Es ist schrecklich, ich kann, ick will nicht mehr leben ohne meine Nonuy! Ick habe sic nicht genug geliebt, nickt genug in acht genommen. Sie husicir schon ein paar Tage lang. Wenn Du früher gekommen wärst, so würde sie besser geworden sein und noch leben." Hermine lieb der Mutter Schmerz freien Laus; sie wudte, Lab jedes Wort, in solchen Augenblicken gebrochen, wie ein Trapsen kalten Wassers auf eine glühende Platte wirkt; daß der Verzweifelnde sür jeden Trostgrund mit unbegreiflichem Scharfsinn hundert widerlegende Worte i» Bereitsckaft hat; Lab Dolly nur das eine Bedürfnis batte, ihren Schmerz aus« »unreinen und au einem teilnehmenden, mitfühlenden Herzen »u ruhen. ES schien, dab von Hermine eine eigentümliche beruhigende Kraft auSging; denn Dolly , lieb allmählich ihren Kops auf HerminenS Arm sink« und fiel, müde geweint, in Schlaf. Behutsam legte Hermine sie auf die Kissen des Diwans nieder und verließ das Zimmer, um mit Konrad bei dec kleinen Toten zu wachen. Viernnddreibigstes Kapitel. Nack indischer Sitte sollte schon am nächsten Morgen in der Frühe las Begräbnis stattfiuccn; miüeu in den Kancegärteu befand sich das Familiengrab der Gerans. Schon srüb am Morgen kamen die Neisewagen heran gefahren; alle Familienmitglieder waren zngcgcn, nnd noch verschiedene Bekannte aus dem Hauptort begleiteten sie. Der alte Herr war da, in seinem schwarzen Nock wie ein französischer Marquis aus der alten Zeit ausgehend, mit August und Guilleaume, der wie ei» Kind weinte, als er seinem Schwager Ankevecn die Hand drückte. Portias biß seinen laugen Schnurrbart, und Kitty war trostlos, als wenn sie all ihre Tränen auf einmal vergießen müßte. Korona be wahrte ihre vornehme Ruhe, aber man konnte sehen, dab es ihr schwer wurde; denn sie fühlte sich durch Nonnys Ted ge troffen. und es verlebte sie. dab niemand ihrer zu bedürfen schien. Auch Thoren van Hagen war mit den Brüdern ge kommen. aber Korona fand keine Gelegenheit, sich ibm zu nähern. Dollv schlief, als sie kamen. „Labt sie ruhig schlafen", sagte Korona, „bis das Be gräbnis vorüber ist." 260 „Papa!" sagte Hermine. „Ich habe Dollv versprochen, sie zu wecken, wenn es Zeit wäre, nur unter der Bedingung hat sie sich zum Schlafe niedergeleat. — Darf ich sie rufen?" „Frage Ankevcen. ich will nicht entscheiden", sagte der alte Herr. „Nein, nein, dann fängt eS wieder an! Wozu dient denn das Jammern, ich kann eS hier nicht anhören, es ist so schon schlimm genug!" brummte dieser. .Ankrveen hat recht, e» wird sie zu sehr angreifen', meinte Korona, zum erstenmal ihrem Schwager beistimmend. „Sie wird sich gut hallen, sie bat cs mir versprochen", versicherte Hermine, «ich will sie lieber wecken." „Was mischest Du Dich auch in alles hi: ein!" rief Korona. „Du führst hier das große Wort, als wenn ohne Dich nichts geschehen könnte. Vom ersten Augenllick an hast Du einen Ton angeschlagen, der ungeziemend ist. Ich hatte das Bedürfnis, Dir cs einmal zu sagen; Dein Vor witz ist ebenso grob als Deine Anmaßung, und wenn Du nicht an dem Kind hcrumgedoktcrl hättest, wer weiß, ob es dann nickt . . ." „Das lügst Du!" fuhr Konrad plötzlich zorueSbleich auf, „der Doktor bat selbst gesagt, daß alles, was sie getan batte, vortrefflich war. und wenn er ihrem Rate gefolgt wäre, und Deine großmächtige Person sich nicht dazwischen gestellt hätte, dann wäre die Krankheit vielleicht besiegt worden." Hermine, die bei Koronas bitteren Vorwürfen vor Ent rüstung gebebt hatte, blickte mit strahlenden Augen auf ihren Mann; sie wußte nicht, ob sie wachte oder träumte, er verteidigte sie mit einer Wärme, die sie von ihm noch nie er fahren hatte. 261 „Still, Kinder, still! Der Ort ist zu heilig für solche Worte", sagte der Vater mit strengem Blick, „wenn Dollv ge weckt werden muß, wird Aukeveen es wohl tun." „Ich hätte von Dir eine solche warme Verteidigung der Prinzessin, die Dich dock nur auSlackt, nicht erwartet", flüsterte Korona ihrem Bruder zu. Er kehrte ihr verächtlich den Rücken zu. Das Begräbnis ging vor sich, ohne dab Dolly er wachte; der Zug bewegte sich schon seit langer Zeit durch die von uiederhängenden Zweigen gewölbten Gänge, wo die Vögel fröhlich sangen nnd sprangen; die Blumen fielen auf da» weibe Bahrtuch nieder. Als der Weg zu eng und beschwerlich wurde, stiegen die Herren aus und begleiteten den klein« Sara zu dem stillen Plätzchen, wo die Bambusstauden zwischen den weiben Denkmäler» standen, ihre geheimnisvollem ewigen Klagelieder rauschend. (Fortsetzung folgt)