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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192203105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-10
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1922
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Riesaer H Tageblatt und Arrreia^r (LlbeblM «nd Ämeiaer). Postschrckkontor Dresden ILM «irpkass, Riesa Nr. «. ««d A«;r1g?r (Llbeblatt und Artiger). Lraytanschtisti AaMatt «irs«. Diese» vlatt enthält die amtlich« vekauntmachnutzeu ter Amt-han-tmannschaft Srobeuhatu, de- Amtsgericht», der AmtSanwaltschaft del« Amtsgerichte >«d de» Rate» der Stadt Riesa, de- Finanzamt» Riesa «nd des Hcmvtzollamt» Meitze«, sowie de- SemetnderateS SrSbal meiden, was im Falle einer Durchsicht ihrer Sendungen ihnen selbst und insbesondere auch den Empfängern zum Nachteil gereichen könnte. — *Streikin der chemischen Industrie. Zwischen den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbanden der chemischen Industrie sanden vorgestern nachmittag nach Ablauf des überreichten Ultimatums in Dresden Der» dandlungen statt, die sedoch scheiterten. Laut „Dresdner Volks»." befindet sich seit Donnerstag morgen ein Teil der Betriebe der chemischen Industrie bereits im Ausstande. Demselben Blatte znfolae droht auch in der Gardinen-, Spitzen- und Tiillweberei Sachsens derAusbruch eine« Streiks. —"Um den Mangel an Mundzucker zu be heben, sind von der ZuckerwirtsckaftSstelle für Lieferung März—Juni weitere ca. 8 Millionen Zentner DerbranchS- zucker freiaegeben worden. Für Zucker aus der neuen Frei gabe wurde der Preis auf Mk. 050.— für den Zentner (bisher Mk. 500.—) ohne Sack, frei Verladestation, festgesetzt. Darin ist die Erhöhung der VersteuerungSabgabe noch nicht enthalten- Unter Berücksichtigung des neuen Preises und der Erhöhung der Gütertarife ist in Verbindung mit dem Vorsitzenden des Vereins sächsischer Zuckergrobhändler der KleinverkausSpreis für gemahlenen Zucker auf Mk. 9.— bis Mk. 9.50 für 1 Pfd. se nach Entfernung der Raffinerie als angemessen angenommen worden. Bestände aus früheren Lieferungen müssen noch zum alten Preise von Mk. 6.80 bis Mk. 7.20 an die Verbraucher abgegeben werden. —* Die Gerüchte über Getrcideaufkäuke. Eine kurze Anfrage deutschnationaler Landtagsabgeordneten im Landtage weist auf die im Lande verbreiteten Gerüchte bin, wonach Händler die neue Ernte zu unalaublichenPreisen mit 1000 Mark pro Zentner und mehr anfkauften und der Brotpreis im Herbste gewaltig fieigen werde. Tiefe Gerüchte hätten sich als Schwindel herausgefiellt, die geeignet seien, Ünrnhe ins Volk zu tragen und bezweckten, die Zwangs wirtschaft wieder anzustreben und die Hetze gegen die Land- wirtschaft systematisch zu betreiben. Es wird gefragt, ob die Regierung Schritte zur Aufklärung des Volkes getan oder was sie sonst in dieser Richtung zu tu» gedenke. —* Don der Leipziger Messe. Mittwoch abend betrug die Gesamtzabl der geschäftlichen Meßbesucher, denen Dauerausweise verabfolgt worden waren, über 140000. Das ist eine Zahl geschäftlicher Besucher, wie sie bisher noch nie auf einer Messe des In- und SluSlandeS verzeichnet worden ist. Unter den Besnchern waren Angehörige aller Nationen. Besonders stark waren Deutschösterreich mit Uber 2500, die Tschechoslowakei mit über 3000, Holland mit über 1500 Besuchern vertreten. Sogar Bulgarien batte rund 700 Meßbesucher entsandt. Der Verkehr aus Uebersee ent sprach dem der vorsährigen Frühjahrsmesse. Während sonst in der zweiten Hälfte der Meßwoche das Geschäft abzuflauen pflegt, war die Warennachfrage am Donnerstag noch ebenso grob wie an den Vortagen. Jedoch konnten Abschlüsse in vielen Branchen nur noch mit erheblichen Lieferfristen zu stande kommen. Zahlreiche Stände trugen das Wort „AuSverkauft". Dieselbe Beobachtung wurden auch auf der Technischen Messe gemacht. —g. Dresden. Di« siebente Strafkammer des Dresdner Landgerichts verurteilte nach einer bis zu später Abendstunde dauernden Verhandlung den 36 Jahre alten Friseur Emil Max Karl Zenker, der als Generalvertreter des „Eibe-Konzerns" tätig gewesen ist, wegen gewerbs- mätzigen Glücksspiels, Beihilfe dazu und wegen Beihilfe zum Betrug zu insgesamt sechs Monaten einer Woche Gefängnis und zu 75000 Mark Geldstrafe oder einem weiteren Jahr Gefängnis. Da sich der Angeklagte seit Ende August vorigen Jahres in Untersuchungshaft befindet, so gilt die auSgeworsene Gefängnisstrafe als verbützt. Der eigentliche Gründer und Inhaber des Konzerns, der zuletzt in Hartha bei Tharandt wohnhafte 34 Jahre alte Kaufmann Franke, bat sich am 6. November vergangenen Jahres in Bad Wildungen erschossen. Franke war ein schwer vor- bestrafter Mensch. Im Konzern wurden in der Zeit von Anfang Mai bis zu der Mitte August vorigen Jahres er- folgten polizeilichen Schließung 9 347 000 Mark etngezahlt, von diesem Gelbe aber 5 394 770 Mark zur doppelten Rück zahlung verwendet. Als Masse sind 151000 Mark vor handen. bezw. verfügbar. Vor seinem Selbstmord hatte Franke einen Brief an die Dresdner Staatsanwaltschaft geschrieben, er teilte darin mit, dab er grobe Beträge bei Buchmachern verwettet habe, in Berlin hätten die Buch macher Kornblum, Joseph, Gronauer und Pietz, in Dresden Gesenrr derartige Konzerngelder erhalten. Falt alle ersten Jockeys und Trainer hätten von ihm viele Tausende von Mark Befteckungsgelder erhalten, zuletzt der Trainer Kietz in Hoopegarten, der 40000 Mart bekam, um in Hannover rin Ding zu drehen, das ein gewisser Lewicki aber durch- kreuzte. — Der Chauffeur des Franke Zeuge Schönselder bestätigte vor Gericht, datz der Konzerngründer im Auto alle Rennplätze besuchte, datz er sich auch in Berlin zwei Verhältnisse vielt, die dauernd viel Geld kosteten. UeberdieS waren noch 26 Zeugen, fast alles ehemalige Einzahler, ge- laden, die Beträge bis zu einer Viertelmtllion Mart gesetzt und teilweise verloren hatten. Lübau. Der Stadtgemeinderat kebnte mit allen Stimmen -er Bürgerlichen einen Antrag der Sozialdemo kraten auf Einführung der Lernmittelfreiheit in den Volks- und Fortbildungsschule« ab, beschloß aber einstimmig, in diesen Schulen die unentgeltliche Abgabe von Schretbehcsten, Zeichen- und HandarbettSutensilien ab Ostern 1922 einzu- führen, »u welchem Zweck« er 80000 Mark bereitftellte. Mittweida. Unserer Feuerwehr wurde Dienstag früh 5 Uhr gemeldet, datz das Härtemittelwerk Frankenau in Flammen stehe. Man fand beim Eintreffen einen aus gedehnten Brandherd vor, der sich über da» gesamte Fabrik gebäude erstreckte, sodatz sich die Wehr darauf beschränken mutzte, dl« anliegenden Kontor- und Lagrrräume zu schütz«». Diese Arbeit war bei dem schweren Sturm und der starken LauKsntwtckzluna autzertzrdentltch erschwert, gelang abe^ denn gegen 8 Uhr durfte eine weitere Gefahr als beseitigt gelten. Der durch den Brand entstandene Schaden dürste ganz bedeutend sein, da sämtliche Motoren und wertvolle maschinellen Einrichtungen durch das Feuer, dessen EntstebungSursache noch nicht ermittelt ist, vollständig vernichtet worden sind. — Das Werk kann den Betrieb vorläufig nur durch Handarbeit weiterführen. Mittweida. Eine beträchtliche Bodensenkung ist in der Deckerstratze gegenüber der Gewerbeschule und zwar dicht neben dem Fußweg erfolgt. Tort fielen plötzlich in etwa 1 Meter Umfang die Steine des Pflasters in die völlig durchhöhlte Tiefe. An dein dadurch entstandenen großen Loch sah man ganz deutlich die frühere Höhlcnbeschasscnheit des jetzigen Straßenzuges. Worauf die Bodensenkung zurückzusühren ist, konnte noch nickt seitgestellt werden. Treuen. In der hiesigen Ledertuckiabrik wurde der 39 Jahre alte Farbmeister Oswald Meinhold in der Farb stube von der Transmission erlaßt, mehrmals herum- und durchs Fenster schließlich ins Freie geschleudert. Beide Unterarme und Beine wurde dem Unglücklichen dabei aus gerissen, und wenig später gab er den Geist ain. Zwickau. Am Montag veranstaltete hier im „Deut schen Kaiser" bie Deutsche Volkspartei eine öffentliche Wahl versammlung, für die der frühere Neichswirtkchaftsminister, Oberbürgermeister Scholz, M. d N., als Redner gewönne» war. Als der Redner auf die Linksparteien zu sprechen kam, wurde er von ganz jungen, der kommunistischen Partei angehörigen Burschen in gemeinster Weise beschimpft, als er im Schlußwort der Farben schwarz-weiß-rot gedachte, steigerte sich der Lärm noch mehr. Tie Internationale wurde angestimmt, worauf die Bürgerlichen „Deutschland, Deutsch land über alles" sangen. Kaum waren die ersten Töne dieses Liebes erklungen, da flogen kurz hintereinander, von dem Kommunistentisch geschleudert, zwei Stühle zum „bür gerlichen Tisch" hinüber. Es entspann sich, wie die Zwickauer, Zeitung berichtet, eine wüste Schlägerei, in der Personen erheblich verletzt wurden, und u. a.cuch einem Bürgerliche« „zwecks Feststellung seines Namens" ein LegitimationL- papler von einem Kommunisten entrissen worden ist. Tamils nicht zufrieden, ließen die Helden ihren Mut an den Stühlerk und Gläsern im Saale aus, die sie kurz und klein schlugen. Leipzig. Tie weiteren Ermittelungen der Kriminal polizei haben bisher folgendes in der geheimnisvollen Mordaffäre ergeben: DurH die Kriminalvolnet wurds eine gründliche Durchsuchung der Hoffmannscken Woh nung in der Ewcrlditraße 18 vorgenommen. Diese ergab mit unzweifelhafter Sicherheit, daß Conrad rn einem fenster losen Raum hinter dem Korridor ermordet worden ist. Es fanden sich zahlreiche Blutspritzer in einer Ecke an der Tür und an oer Wand. Es müssen sich größere Blutlachen auf dein Fußboden befunden haben. Diese sind nach Mög lichkeit durch Aufwischen beseitigt worden. Wie bekannt, läßt sich aber Blut von ungestrichenen oder stark abgetre tenen Dielen mit breiten Ritzen nicht so entfernen, daß nicht der chemische Nachweis von roten Blutkörpcrcken möglich wäre. Hervorgchoben sei, daß unter dem Guß stein auch ein Küchenmesser gefunden wurde, an dessen Griff noch deutlich Blut zu erkennen war. Ein Zeuge be kundet, er sei am Montag, dem 27. Februar, nachmittag» 4 Uhr, zu der Beschuldigten gekommen und habe dort Con rad getroffen. Dieser habe mit Frau H. über den Ber kaus seines Hauses in Lindenthal verhandelt. Frau H. sagte dem Zeugen, sie hätte dem C. 55 000 Mark für seilt Grundstück geboten, er verlange aber 75 0)0 Mark. Ter Zeuge wurde in ein anderes Zimmer geführt und erhielt die Weisung, sich von Conrad nicht sehen -u lassen. Die H. lief ausgeregt hin und her und animierte beide Männer »um Trinken. Schließlich, als sie merkte, daß C. bet seiner Forderung stehen blieb, erklärte sie dem Zeugen: „Hier A nur Gewalt anzuwenden, wir sind ganz allein. Meinen Sohn habe ich nach Dresden ge'cbickt, daS Dienstmädchen kommt jetzt auch nicht wieder. Ten schaffen wir beiseite, und du hilfst mir dabei." Ter Zeuge lehnte rundweg ab. Darauf setzte sie sich dicht neben den Zeugen auf einen anderen Stuhl, erfaßte seine rechte Hand und sagte ein dringlich zu ihm: „Sei nicht dumm, denk an deine tftndcr, andere geben dir auch nichts, und die 6>)00 Mark, die ick dahabe, kannst du gleich bekommen. TaS geht schnell: in ein paar Minuten ist alles abgetan. Tu hast dann weiter nichts damit zu tun,- ick schaffe ihn selbst fort und benachrichtige die Frau Conrad, daß ihr Mann nach Halle gefahren ist. Hieraus nahm sie den Zeugen wieder bei der Hans und führte ihn an die Verbinoungstür vom Vorsaal in das dunkle Zimmer. Tabci sagte sie, der Zeuge solle sich an die Tür stellen und sie wolle mit Conrad Vorbeigehen. Tann solle er ihm eine Leins über den Kopf werfen, das andere wolle sie selbst besorgen.' Dem Zeugen wurde eS bei dem tcusliscken Weibe unge mütlich und er wollte sich entfernen, um an die frische Lust zu kommen. Fran H. ließ ihn jedoch nicht gehen, ruft dem Hinweis, dann käme er nicht wieder. Tarauf sagte der Zeuge, daß er erst ein Glas Bier trinken musie. Frau H stellte selbst sofort solches zur Verfügung. Als der Zeuge dann gehen wollte, trat ihm die H. entgegen un fragte, wohin er wolle. Um fortzukommen, habe der Zeuge die Ausrede gebraucht, den Abort aufsuchen zu wollen, und aus diesem Grunde seinen weichen Hut unter die Weste geknöpft. Frau H. begleitete ihn aber und blieb vor dem Abort stehen. Endlich war es dem Zeugen aber doch geglückt, sich der Frau H., die nickst mehr nüchtern war, zu entziehen, nachdem Conrad schon vorher gegangen war. Ter Zeuge kam unmittelbar nach diesem unheimlichen Er lebnis in eine in der Hcdwigstratze gelegene Gastwirtschaft und erzählte, was ihm angetragen worden war. Die Gäste hielten seine Rede für nickst ernst zu nehmende Aufschnei derei und machten sich über daS Gehörte lustig. Dadurch sei eS gekommen, daß der Zeuge das ihm gestellte Ansinnen nicht mehr so en,st aufgefaßt und der Sache keine sonder liche tzedeutunq mehr dei^leM üabr. Neber di». Oertliches im» Sächsisches. Riesa, den 10. Mär, 1922. —* Bolkssammlung für das notleidende Alter. Am 11. und 12. März findet die öffentliche Haus«, Betriebs- und Stratzensammlung für das notleidende Alter „Altershilfe deS deutschen Volkes" statt. Außerdem ist eS auch jetzt noch möglich, Beträge bei den bekanntaegebenen Annahmestellen zu zeichnen. Es gilt, alle Kräfte anru- spannen und große Mittel aufzubringen, um eine wirk lich gründliche Hilfe zu ermöglichen; es gilt, in den Lebens abend des darbenden Alters wieder Licht und Wärme hinein zu tragen. An die Gesunden und Arbeitsfreubigen, an die Besitzenden und Reichen, überhaupt an alle, die Kopf und Herz auf dem rechten Fleck haben, ergeht der Ruf: auf zur Tat! —*ZurKartoff«lversoraung. Die Nachrichten- stell« in der StaatSkanzlei schreibt: Das Wirtschafts ministerium teilt uns mit: Ein von dem Landtagsabgeord neten Claus in Nr. 52 der „Leipziger Neuesten Nachrichten" vom 21. 2. 1922 verfaßter Artikel „Zur Kartoffelnot" ent hält ein Zahlenwerk, dem widersprochen werden muß. In Sachsen sind nach den Unterlagen des Statistischen Landes amte» im Jahre 1921 rund 100000 (nickt 125 000) Hektar mit Herbstkartoffeln bebaut worden. Auf den Hektar kann man im Durchschnitt einen Ernteertrag von 220 Zentnern rechnen. Eine höhere Schätzung ist im Hinblick darauf, datz «in erheblicher Teil der Anbaufläche auf das ein Drittel des Landes umfassende Gebirge und ein Teil der übrigen Fläcke auf die sandigen Lagen an der prentzischen Grenze entfallt und der Ernteertrag dort unsicher ist, nickt zulässig. Es ergibt fick hiernach ein durchschnittlicher Er trag von 100000 x 220 — 22 Millionen Zentnern. Hier von sind abzmiehen r 20°/, — 4,4 Millionen für Schwund Anschließlich Futter- und Fabrikkartoffeln, 4 Millionen für Saatout (40 Zentner für den Hektar, gering gerechnet) und 10 Millionen für die Selbstversorger und Drputat- bereckligtrn, deren Zahl 500000 noch Übersteigt, hier aber nur mit dieser Ziffer berücksichtigt ist und bei denen, insbe sondere ans Grund der Tarifverträge mit den Landarbeitern, mindestens 20 Zentner auf den Kopf zu rechnen find. Von dem DnrchschnittSernteertrag von 22 Millionen Zentnern bleiben daher nach Abzug von 4,4 -f- 4 -i-10 --18,4 Millionen nur 3,6 Millionen Zentner für die rund 4 Millionen Ver- sorgungsberechtigten übrig, während 12 Millionen (3 Zentner auf den Kopf) gebraucht werden. —* Brotpreis und Getretdehandel. Vom »Sächsischen Mühlenverband" wird uns geschrieben: Neber die Ursachen der jetzigen starken Erhöhung der Brot- und Mchlpreise sind in den letzten Tagen zahlreiche Artikel in der Tagespreise erschienen. Jede der beteiligten Er werbsgruppen führt aber andere Gründe für die Verteue rung ins Feld. Unbestritten bleibt nur das eine, daß die hohen Mehlpreise eine Folge der Getreideverteuerung sind. Solange das Reich Auslandsgxtreioe kaufte, regelte das der freien Wirtschaft verbleibende Getreide den Markt in gün stigster Weise, und markenfreies Mehl und Brot waren zeitweise beinahe ebenso billig zu haben, als Backwaren und Mehle aus Umlagegetreide. Als jedoch infolge eines vom Reichstag am 15. Dezember v. Js. gefaßten Be- scklusses die Retchsgetreidestekle durch Genossenschaften und Agenten große Mengen freies Jnlanogetreide auskaufen ließ, und gleichzeitig der Lollarkurs stieg, gingen die Preise für Jnlanbgetreide, und demzufolge auch für Mehl und Brot stark in die Höhe. Tie Neichsgetreidestelle gibt selbst zu, daß allein in der Zeit vom 15. bis 28. Dezember 1921 infolge ihrer Auskäufe die Getreidepreise um 40 Mk. pro Zentner gestiegen sind. Die Hausse in Getreide und Mehl hat aber auch noch andere Ursachen. Einmal spricht die Entwertung der Mark mit, der letzte Eisenbahner streik hat die Versorgung der Bevölkerung mit Brotmehl ungemein gefährdet, und die Erhöhung der Eisenbahn frachten durchschnittlich um das Doppelte hat für die land wirtschaftlichen Rohstoffe noch insofern eine Verschärfung erfahren, als durch.Aufhebung der Liste A und deS Ver zeichnisses II nunmehr Getreide und Mühlenerzeugnisje für Beförderung in verdeckten Wagen einen Frachtzuschlag von 10 Prozent, für die mittlere Entfernung von 2M K.lo- meter also eine Frachterhöhung von 117 Prozent seit 1. November zu tragen haben, zu der ab März noch eine weitere Steigerung der Gütertarife um 20 Prozent ein getreten ist. Nimmt man die andauernden Lohnerhöhungen der Bäcker und Mühlenarbeiter und die rapid steigenden Kohlenpreise hinzu, so liegen die Ursachen der Mehlver- teuerunä klar zu Tage, an der die Müllerei keinen Anteil hat, well sie noch heute zum größten Teil in der Zwangs- wirtschaft steht, und zu genau kalkulierten Mahllöhnen der Neichsgetreidestelle und der Kommunalverbände arbeitet. Wenn endlich von Bäckerewerbänden und Genossenschaften die zeitweise Einfuhr von AuSlandmehl gefordert wird, so muß die Mühleninbustrie diesem Verlangen widersprechen und auf der Einfuhr von Getreide bestehen bleiben. Das geschieht, um die Aufrechterhaltung ihrer Betriebe und die Beschäftigung ihrer Arbeiter zu ermöglichen, und um der Landwirtschaft die Kleie zu verschaffen, die zur Vieh zucht dringend gebraucht wird. AuS dem gleichen Grund« kann die Mühleninbustrie auck einer Mehlausfuhr nur im Veredelungsverkehr »»stimmen, wenn nämlich das zur Mehlausfuhr nötige Getreide einsesührt und in Deutsch land vermahlen wird. Nur bet Erfüllung dieser Forde- rungen läßt sich die einheimische Brotversorgung st, er trägliche Bahnen lenken. . , . —* Postüberwachung. Tie Nachrichtenstelle der Ober-Postdirektion teilt mit: Die französisch« Besatzungs behörde hat kürzlich unerwartet wieder in Mainz die Post überwachung etngeführt und UtberwachungSstellen bii den Postämtern 1 und 3 daselbst eingerichtet. Für Absender von Briefen usw. nach dem besetzten Gebiet erscheint «S dringend «böü«. st» SsttÜMmaeu alle- «1 ver LK. Freitag, 19. März 1922, adeuds. 75. Jahrg. La» Riesa« Tageblatt erscheint jede« Ea« abend» '/,« Uhr mit Ausnahme der Äonn- uni» Festtag» Vezngoprei», gegen Vorauszahlung, monaruch tl.— Mar: krmgerlohn. Sinzelnumm« 50 Pf. Anzeige« für di» Nummer de» Ausgabetage» sind bi» v Uhr vormittag« auftugeben und tm voraus zu bezahlen; eine Gewähr für das Ersch-inen an bestimmten Lagen m«d Plätzen wird nicht tlbernommev. Preis für di» 4S mm breit«, S mm hohe Grundschrift-Zelle <7 Silben) 2.50 Mark; zeitraubend« und tabellarischer Sah KS°/, Aufschlag. Nach- Weisung». «ch A-rmtLelllngSaeEr l R. -ast» dank«. vewilligt« stabatt «lischt, axnn der betrag »«fällt, durch Klage ftngezogen »erden muß »der der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«, und OrfüllungSori: Riesa. Schttiigig» UnttttatttmgSbetlagr .Erzähler an der Elbe". — Im Kalle höh«« Gewalt — Krieg od« sonstig« irgendwelcher Störungen des Betriebe» der Druckerei, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung d« Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa. GefchäftSstele: Avethestratze 59. Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Niesa. NN, — - ------iiL-s-s—
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