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„Schon in der Snabenzett," beginnt er, , Perband Onkel Eberhard und mich eine innige Zuneigung, die mit den Jahren wuchs und zu einem FreuNvschafts-VerhSltniß gedieh, das bei dem bestehenden Alters-Unterschied zum mindesten bettNinderungswerth war. Ich war viel auf »allerstein, verlebte meine Ferien dort, oder Onkel Eberhard besuchte mich in der Residenz, wo ich eifrig mein« Studien oblag. Der Plötzliche Tod meines Laters zwang mich, meine Studien aufzugeben und die Bewirthschaftung des kleinen Gutes, das er besessen hat, zu übernehm«. Ich suchte meiner Aufgabe, so gut ich konnte, gerecht zu werden, aber mein jugendlicher Thaten- drang sehnte sich nach schwerer» Aufgaben, nach höhern Ziel«. Dazu kam ein unwiderstehlicher Trieb in die Kerne, eine Lust nach Abenteuern und Gefahren, kurzum, ich beschloß, als Afrikasorscher in den fernen Welttheil zu geh«. Schkutz folgt- EnpkiÄMlß. EstM MN Max Shlgr. Nachdruck verlitm. El» Sonunerabend «ar rS. WM Tn»»« «d Vach«, an» Geruch von frischem Hru mch dm bütthmschwer« LindmbLmum der «aldwiese mengte sich die Shnqchonie d« Düste mit dem Lbendfubelfaug der Wgel, Gesnnon der Viem» und Grillenztrpen. D-zwlschen Ach ein siksttnd« Sind di« Glätter rausche» — da» war wie der lanUgepstzM« Schlußaceord einer DankMhyanie der Natur. Hütter de» blauschatteudeu Stltunueu verflammte der Sonnen» tal. Dnrch rlm Lichtung warf er volle Ströme von Roth- »Mdgtnch auf de» Platz, «le dnrch ei» offene» Sttchenftnster. WM in all dies« Licht ei» aller, wegbeffaubter, zerlumpter und verlanst« Strolch — gerade unter dem blüthrnftrotzeudru SndwMonm, inmitten vom fäßesten Dust de» WaldfleckchenS. StruppigM Haar umstarrt« sei» schmutzige», auSgemergeltr» Gesicht, an» desft» rnuzrlschlaffm Züge« die verglasten, wund» Mridckerteu, rochaderigeu Sugeu blöd und thettnahwSlo« auf all di« HeaWsttttt» stimtm. I» zerschllssme», vom Ungeziefer dmchuPet« Ketz«» muloderteu die Gewondtstagmentr den zu» fomrogchmchm d>ffegend« Körper und wo dir Lumpe» eine SMll« bl«»l«^m, trat krnftigM, schwörende» Arisch i» Tag«. Sie er unter dem Gaume znfammrugetnickt «ar, zerfressen dem MMHchtrr Smche — zerrüttet von wüste» Leben — so lag a »och. — Mtt de» Gaps gegen eine «nächtig« vaumwurzel, die Hw die Stt» bdttriwstl, geschlageu hatte, da, Antlitz gegen die sillluzmde Helle geweudet, die e» «it sauste« Roth über» Hamhte, so daß di« totdgränttch« Farbe, welche e» bedeckte, vor mm HGumGglLy Ob »der Gergangmchell gedachte? — Ob in ihm eine Wimmamg mlprümute, « Tage, da er »och i» seiner Seele Wnpsbtd« hatte für Srdmschönhett n»d Menschrnidealr? Kman! Regln», mtt glasige» Glich lag er apathisch da »ab erwartete da» Sud«. — Suuschlo» — ziellos. — Mit GM und der Sell «ar er sch« lüngst zerfallen. Fast feindselig brütete sei» A»ge himmrlwört», wo im goGgSullch« Aether taifmd Blätter zittert« und seine Lipp« murmelt« dumpfe Flüche. Langsam schlich ei» verzehrender, brennender Durst in seinen llrbmd« Gamm». Der letzte Fnselrest in der Flasche, die zer schellt «» Gamm lag hatte da» lechzende Verlangen nur zur schmachtende» Gewerbe gesteigert. Und nun konnte er nicht einmal «ehr vo» der Stelle — di« zrrmürbtrn Snochm trug« H» «ttchf «eiter. «m «tth«d« HUflos« Berzwetflu», bemächtige sich seiner. .Schser, Wasser!' röchelt« dir risfi^n, bläulichen Lipp«. Taufwde von kreisend« SonnemLdrrn wirbelt« um ihn herum und gequält wand er sich am Boden. Da kam mitten durch hie Lichtstraße daher «in barsüßigr» Sind getrippelt — kaum vier Jahre mochte e» zählen gol dige» Haar, vom Gestrüpp zerzaust fiel ihm um die. Schutte« — nur ein Helle» blumige» Schürzchen deckte da» Hemdchen, und in der Hand trug die Kleine eine Schüssel mit Vollreifen Erd beeren. / Geradau» und furchtlos kam sie neugierig aus d« Strolch unter der Linde zugelaufen und betrachtete ihn mit verwunder ten groß« Augen. Der aber log mit begehrend lallenden Lippen, keine» Wor te» mchr mächtig vor ihr und flehte zu dem Schüffelchrn mit den Beeren auf. Und weil dem Kinde wohl dsS lautlose, krampfhafte Aus- «inanderklopp« dieser trockenen Lippen Spaß bereitete, nahm rS plötzlich «ine volle, saftige Berre und steckte sie dem Manne, der so komische Gesichter zu schneiden verstand, als Dank dafür in dm Mund. Heißhungrig und gierig verschlang der die würzige Frucht und die zitternden Lipp« öffneten sich rasch aus» neue. — Die Kleine lacht« silberhell, hockt« sich posfirlich nrbm dm Fremden nieder und Berrchm aus Beerchm opferte sie in kindlicher Be lustigung, bis da» Schüffelchrn ganz leer war. Bevor sie writerging, streichelte sie dem fremden Gesellen mtt weich«, braun« Patschelsch« sanft über da» wilde Haar und schmeichelte: .Lles'l artig Kind gewest, nicht wahr? — Guter, böser Mann nix thut — gelt?" Und als er leise dm Kopf schüttelte, tappelt« sie fröhlich heimwärt». Wie Wetterleuchten zuckte e» über die Züge de» erquickten Wanderer». — Ganz still war eS in ihm geworden. Au» seinen triefenden Augen ober stahlen sich zwei Thränm — wirkliche, heiß« Mmschmthränm und rollten ihm langsam in den Bart. — Ihm war, al» habe die samwtige Kinderhand alle» Unreine hinweggrwischt. — Sein Blick weitete sich und träumte tief hinein in den Sonnenuntergang, al» sähe er da ferne — ferne Knabmtag« vorüberziehm. — — Dann tasteten seine Hände rasch und krampfhaft über den Leib — die knochigen Finger saltetm sich fest auf der Brust und — so starb er «in Weiche- Lächeln um dm Mund — starb in Erinnerung au feinen Kinderglauben. I« Frühlingsznuber. Sei mir gegrüßt du träumender Wald, Im wonnigen Frühling-glanze! — Seid mir gegrüßt, auf sonniger Hald', Ihr Blumen im duftenden Kranze! Sei mir gegrüßt du liebliche Au! — Ihr Bäche, die munter ihr fließt, Ihr Blumen befeuchtet vom glitzernden Thau, DeS MorgmS, seid mir gegrüßt! Ihr Vögel alle, dir jauchzend ihr singt, Frohlockende Frühlingsweisen, O, Lerche die jubelnd iü'S Blaue sich schwingt, Die Schöpfung drS Mächt'gen zu preisen, Ihr Schwälbchrn, dir ihr in roS'grm Dust Mit wonnigem Singen schwebt, Du lmzige schwellende Abmdlust, Bon Nachtigalllautrn durchbebt, Du FrühlingSwrlt, lachend und wunderbar, Ihr Pflanze», die fröhlich ihr sprießt, Blauäugiges Mädchen in gold'nem Haar, Du strahlende, sei mir gegrüßt! — Adolf Drexler, jun. »Wck Mb WM, von >»»»« ü Si»ta,ttch in «W. — Für W Wdattto» drrmwottNch: Hermann Schmidt in SNrfa. ErÄler au der Mr. l uni-? § - -»PL. .m.HM rü -'.4 rnsnttiktkl pelletr. Gratisbeilage zu« „Riesaer TeseZlett". ' "!!,!!! - ! s , -W- «r. 2». »les«, d« K. Aimi LSGltz» - MWGfWlW ——— " —' Gräfin Wallerstein. Novelle von ElSbeth Borchart. Fortsetzung Es giebt für sie nur einen Ausweg: Eckhof muß fort, und das so bald, wie möglich. Lieber den kurzen Trennungsschmerz als das langsame Zutodemartern, das sein Bleiben in.ihrer Nähe, das tägliche Sichsehen und womöglich Sprechen verursachen würde. Doch wie war das zu beweristelligen? Sie hat nicht den Muth, ihn ohne Weiteres und ohne triftigen Grund zu entlassen — und ihn auf eines ihrer andern Güter zu schicken, wäre nur ein Aufschub, aber keine Trennung für immer. Es blieb mithin nur eins: Er mußte seine Ent lassung selbst fordern, und ihre Aufgabe war es, ihn dazu zu veranlassen. O, welche schwere, sie tief schmerzende Aufgabe! Unzählige Pläne hat sie aufgestellt und wieder ver worfen, bis sie endlick einen davon festhält. Sie ist ent schlossen, ihn auszuführen, selbst auf die Gefahr hin, daß er darnach klein und erbärmlich von ihr denken mußte. Gleich nach dem Frühstück, eis fürchte sie, später in ihrem Entschluß wankend zu werden, schickt sie zu Eckhof und läßt ihn um eine Unterredung bitten. Kurze Zeit darauf steht Eckhof vor ihr und fragt nach ihren Befehlen. Sie ladet ihn nicht zum Sitzen ein, wie sie sonst Wohl bei längern Auseinandersetzungen zu thun Pflegt. Sie selbst bleibt ebenfalls an ihrem Schreibtisch stehen und bietet, den Blick zu Boden gesenkt, alle ihre Kraft auf, ihre Erregung zu hemeistern und ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. „Ich wünschte, Sie zu sprechen — es handelt sich um die Waldparzelle bei Neuhof, die an das Gebiet des Grafen Hohenau grenzt, — ich will sie dem Grafen nicht verkaufen !" „Nicht verkaufen?" fragt Eckhof erstaunt und ungläu big. „Es war doch bereits so bestimmt, da die Parzelle für uns durchaus keinen Werth hat, wohl aber für Graf Hohenau, in dessen Gebiet sie einschneidet." „Allerdings, doch habe ich es mir anders überlegt und wünsche, sie zu behalten." „Aus welchen Gründen, gnädigste Gräfin?" „Tas das gehört nicht hierher!" Eckhof zuckt zusammen, und eme Lun Ile Röthe ergießt sich über sein Antlitz. Was bedeutet dieser sonderbare Top, diese hochmüthige, abweisende Antwort? Klingt es nicht'beinahe, als ob sie ihn absichtlich reizen wolle? Wozu sonst die plötzliche Sinnesänderung? Waren es Launen? Hans Eckhof ist nicht der Mann, sich von Weiberlaunen beeinflussen und bestimmen zu lassen, auch nicht von denen seiner Herrin. Seine tiefliegenden Augen bohren sich forschend in ihr Antlitz: „Wissen gnädigste Gräfin nicht, daß ich dein Grafen Hohenau bereits mein Wort gab?" „Nein, ich wußte es nicht! Doch — das kann meinen Beschluß nicht ändern! Sagen Sie dem Grafen, daß ich die Parzelle zu behalten wünsche!" „Nein, das werde ich nicht thun!" Eckhofs Augen blitzen in dunkelm, zornigen Feuers „Herr Eckhof," sagt Hertha, zitternd vor Erregung, „ich — — befehle es!"! Ein Zucken geht durch EckhvfS-MaMge GestM'und sein vorher glühendes Gesicht wird bkeich< JttrdE nächsten Sekunde jedoch richtet er sich straff Mß und seine Stimme Ningt fest wie Stahl, trotz der.inner» Erregung: „Gnädigste Gräfin haben nur zu wählen: Entweder Gmff Hohenau erhält die Parzelle, wie es bestimmt war upd worauf er mein Wort hat, oder — ich bitte nm metne sofortige Entlassung." - Es schwindelt Hertha plötzlich vor den Lugen, sie greift nach der Lehne ihres Sessels, um sich dMan zu stützen. So iveit hat sie ihn bringen wollen. And mm? — O, zu welchem erbärmlichen Spiel, zu welcher unwür digen Komödie hat sie ihre thörichte Leidenschaft ver führt. - - ----- - - 'i.UiH „Ich, bewillige — sie Ihnen!" bringt sie nach sekunden langem Schweigen stockend und fast tonlos Hervar. A» das letzte Wort gefallen, ist ihr zu Muthe, akS ob sie ihr eignes Todosurtheil gesprochen hätte Ein Schleier legt sich über ihre Lugen, und ihre Gv- danken verwirren sich. Erst als sie eine Thür ins Gchh>ß fallen hört, schreckt sie auf und sieht sich um. Sir ist allein. Mit einem wehen, thvänenlosen Aufschluchzen Wkvft sie sich in den Sessel und bedeckt ihr Gesicht mtt beiden Händen. Sie hat nur das eine dumpfe Gefühl, daß sie mit eigner Hand ihr Lebensglück zerstört hät, und daß keine Reue ihr den Verlorenen zurückbringt. Stundenlang verharrt sie so, dann rafft sie sich ge waltsam auf. Sie ist blaß, und ihre Züge entbehren der gewohnten Strenge und Külte; es liegt vielmehr ein Hauch von Schwermuth und Entsagung darin - Tas Mittagessen läßt sie sich auf ihrem Zimmer serviren, aber sie rührt kaum einen Bisse«: an. M« Blei liegt es ihr in den Gliedern, und eine dumpfe schwere lastet auf Kops und Herz. Sie denkt und fühlt nicht», denn eine gänzliche Erschlaffung der Nerven auf di« vorangegangene Erregung gefolgt. - Ganz apathisch, ohne das geringste Interesse nimmt sie dem Tiener den Bries ab, den er ihr soeben auf silbernem Tablett überreicht. Ebenso gleichgiltig schneidet- st« ihn aus und überfliegt die Zeilen. Plötzlich nehmen ihre Züge «inen gespannten Ausdruck an, die Augen öffnen sich groß und staar ^- dann erfolgt ein Aufschrei, wild und herzzerbrechend. . . T« schöne Kopf sintt an die Lehne zurück, die Augen schließen sich — es wird grabesstill in dem hohen, weiten Gemach. Nur die Uhr auf dem Kaminsims tickt leise, »nie mahnend an die Vergänglichkeit alles Irdischem Nach wenigen Minuten hat sie ihre Fassung wieder erlangt. Sie nimmt den Brief auf, der vorhin ih^n zitternden Händen entfallen ist, und liest noch etrmntt Er ist von ihrem Rechtsanwalt und bringt ihr di« nieder schmetternde Kunde, daß das vermißte, so lange vorgeblich gesuchte Testament des Grafen Eberhard plötzkch- zum Vorschein gekommen sei. Ein junger Mensch, Schwächt mit Namen, habe es bei Gericht abgeliefert. Trotzdem er vorgegeben, das Dokument zufällig unter andern nichtigen Papieren gefunden zu haben, habe man ihn porlänsig in Hast genommen, da die Annahme einer «tfsenllichxn Unterschlagung nahe liege und die H«r<mSgade«ur auf einen Racheakt zurück-uführen sei. .