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204 lasten zu tragen und die in ihrem Gebiet gelegenen Stra ßen, Brücken, Gräben rc- zu unterhalten? , Um Verwcckselungen vvrzubcugen, sei erwähnt, daß « in Sachsen schon früher Amtshauptmannschaftcn gab, denselben waren aber nur die Militärangelegenheiten, die LandsSPolizei und der Straßenbau unterstellt, es gab da her in jedem Regierungsbezirk nur 2 bis 4- Ter Wasserbau war den Gerichjtsämtern unterstellt Nnd zwar in Vertretung des Finanzministers, während die Wassrrbaubehörden direkt mit letzterem Ministerium ver mehrten. Auch Riesa erhielt zu dieser Zeit eine Wasserbau- Inspektion, deren Bezirk von Meißen bis zur Landesgrenze und im Westen bis Mügeln reichte, wo der Grimmaer Be zirk angrenzte- Sonnt lag diese Behörde hier sehr prak- tisch in der Mitte ihres Bezirks- Zu gleicher Zeit wurde das ehemalige Clbzollamt in Strchlä aufgehoben und als Hauptsteueramt nach Riesa verlegt- Ter Verwaltungs bezirk desselben deckte sich fast genau mit dem der Wasser- bauinspcktion, auch er grenzte mir den Hauptstcuec- ämtern Tresden und Grimma- Im Jahre 1852 wurde die Teilstrecke Döbeln—Chem nitz vollendet und nun wurde die ganze Bahn Chemnitz— Riesa dem Verkehr übergeben- Zu gleicher Zeit wurde endlich eine Verbindungsstraße zwischen der Stadt und den Bahnhöfen hergestellt. Staat und?Gemeinde erbauten dieselbe auf gemeinsame Kosten- Sie schloß an die 1845 erbaute Staatsstraße an und wurde im Charakter einer Landstraße ausgeführt- Dadurch hatte sie die gleichen Uebelstände für den Verkehr, wie für die Anlieger, wie alle anderen Straßen der Stadt- Tie neue Straße wurde bald bebaut, östlich mit Wohnhäusern, westlich mit Kon tors, Speichern, Niederlagsplätzen für Holz und Steine, dem Hauptsteueramt, Beamtenwvhnungen rc-, wie größten teils heute noch ersichtlich 1856 wurde die Persvnen-Tampfschjiffahrt bis hierher ausgedehnt und brachjte der Stsadt eine gute Verbindung mit den östlich gelegenen Ortschaften, welche früher ihren Bedarf ausschließlich in Großenhain und Meißen deckten- 1857 wurde das Hauptpost- und Telegraphenamt an den Bahnhöfen eröffnet- Turch die sich hier kreuzenden Hauptbahnen wurde nicht nur der Personen- und Güter verkehr über Riesa geleitet, sondern auch der Post- und Lelegraphenvcrkehr mußte hier bearbeitet und nach der Bestimmungslinie geleitet werden- Während noch'wenige Jahre zuvor Riesa seine Briefe mittels Boten von der Post station Klappendorf, die Gepäckstücke aber von dem Post amt Strehla abhvlen mußte, entwickelte sich nun ein wirk licher Großstadtverkehr mit Tag- und' Nachtbetrieb- Ein Postmeister, 8—10 Post- und Telegraphenbeamte mit dem nötigen.Unterpersonal fanden hier reichlich Arbeit, wo noch wenig Jahre zuvor ein ehrsamer Handwerker den ganzen Postverkehr als Nebenbeschäftigung bewältigte- Es muß hier erwähnt werden, daß der biedere Post- und Nad lermeister, welcher sein Lädchen in der Grvßenhainerstraße hatte, mit der Vermehrung der Postgeschäfte sich denselben ausschließlich widmete und sein Amt derart verwaltete, daß er immer als oberster Leiter an dessen Spitze verblieb und als Königlicher Postmeister dem großen Bahnpostamt noch lange Jahre Vorstand Im Jahre 1858 bekam Riesa eine Garnison, bestehend auS einer Schwadron vom 1. Kgl. Sachs. Reiter-Regimcnt. Sie wurde in drei Majsenquartieren untergebracht und hatte sich nach damaliger Sitte so recht mit der Bürger schaft zusammengelebt, und so mancher dieser Einquar- tierten lebt noch in unsrer Stadt- Ter erste Kommandant dieser Sckp-adrvn kehrte als General z- D. nach hier zu rück und war in vielen Ehrenstellen, auch als' Stadtrat, tätig, er wurde später zum Ehrenbürger ernannt- Am 1- Januar 1859 legte der Gemeinderat sein Amt nieder, an seine Stelle trat der erste juristisch! borgebildete Bürgermeister, 4 Stadträte und 9 Stadtverordnete- Auch diese Aenderung in der Stadtvertretung hatte keine wei teren Folgen- Tie Gutsherrschjaft wär nicht gewillt, nur das Geringste von ihren Rechten anfzugeben, und so blieb es beim alten. l , Jnl Jahve 1860 zahlte Riesa 4000 Einwohner- 1861 übernahm die Stadt die von mehreren Bürgern gegründete Sparkasse, sie hatte einen Bestand von wenigen Tausend Taler. Bis heute hat sie sich in der Weise entwickelt, daß ihr Einla gebe stand 10 Millionen und der Reservefond »/i Millionen Mark übersteigt- Bon 1861—1863 wurde der fiskalischp Elbquai erbaut und mittelst einer Zweigbahn niit dem Staatsbahnhof verbunden- Esl entwickelte sich so fort ein lebhafter Wechselverkehr zwischen der Elbe und Dahn, dessen eigentliche Bedeutung erst nach 20 Jahren zur vollen Geltung gelangte- 1863 ging das Rittergut in den Besitz des Freiherrn Heinrich von Welch dem Sohn des Vorbesitzerö, über- Vom gleichen Jahre ist noch ein gedruckter Voranschlag für den Gcsamtbedchrf der Stadt auf das Jahr 1864 vorhanden- Aus demselben ist zu ersehen, welchje Heringen Anforde rungen damals an hie schon 5000 Einwohner zählende Stadtgemeindje gestellt wurden und auf welchen Tiefstand sich die damaligen Gehaltsverhältnisse der städtischen Be amten und Lehrer sowohl, wie auch'die übrigen Bedürf nisse bewegten. Ter Bürgermeister bezog einen Gehalt von 400 Taler, dabei war ihm aber erlaubt, die Geschäfte eines Rechtsanwalts zu betreiben. Ter Kassierer für die Stadt kasse, Steuereinnahme und Sparkasse erhielt 500 Taler, der Expedient 300 Taler und der Ratsdiener 150 Taler- Tich Lehrergehalte bewegten sich zwischen 210 bis 320 Taler- Tann gab es noch einen Straßenmeister und 2 Nacht wächter mit 180 und letztere mit 80 Taler jährt. Gehalt. Alles in allem wird für die Stadtkasse 4260 Taler, für die Schjulkasse 2994 Taler und für die Armenkasse 2606 Taler verlangt- Als Kirchjenanlagen wurden 380 Taler gebraucht. An TeckungsMitteln sind vorhanden rund 6350 Taler, so daß 3923 Daker durch Anlagen aufzubringen waren- Es darf sich wohl niemand wundern, wenn es heute Steuer zahler gibt, welche sich nach den Fleischtöpfen von damals zurücksehnen. ! 1865 wurde vom Fiskus eine Straße von hier nach Strehla und 1867 eine solche nach Poppitz erbaut, zum Bau der letzteren müßte djie Stadtgemeinde 1150 Taler bei steuern. Nun war Mesa am linken Elbufer hinreichend mit der Umgegend durch gute Straßen verbunden, während auf dein rechten Elbufer vorläufig noch alles beim alten blieb- Ferner wurde 1865 die Errichtung einer Gasanstalt geplant, die Stadtvertretung konnte sichl 'jedoch darüber nicW einigen, weil mehrere Mitglieder derselben den finan ziellen Ruin in diesem Wagnis erblickten- Man beschloß, eine Bürgerversammlung einzuberufen, um sich durch deren Beschluß Rückendeckung zu verschaffen- Tieselbe ent schied sich für die sofortige Ausführung dieses Planes und somit war die gewünschte Teckung erlangt- Ter Bau wurde nun sofort begonnen und in kurzer Zeit beendet- Am 21. Oktober 1865 erstrahlte Riesa das erste Mal in dieser neuen Beleuchtung. (Fortsetzung folgt,) Druck und Verlag von Laag« t Winterlich, Riesa. — Für di« Redaktion »«antwortlich Hrrmann Schmidt, Riesa. Erzähler an der Elbe. velletr. GratiSveilag« r»» „Riesaer rageNatt". Nr. 51. Mesa, de« SS. Dezember 1S06. SS. Jahr-. i .1 Luise Charlotte. Historische Novelle von Jlse-Dore Tanner. Fortsetzung. Wie und durch wen der heimliche Besuch des polnischen Prinzen eigentlich verraten worden war, das wußte der Kammerdiener Herr Hennig und der würdige Bieressig brauer Herr Friedrich Teichert am allerbesten, aber sie sprachen nicht gerne darüber, hatte sich dioch an ihnen wieder einmal das gute, alte Sprichwort bewahrheitet: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein- — „Hätt' ich geahnt, wie die Affäre auslaufen würde, hätt' ich mir ja lieber die Zunge abgebissen, als daß ich Weih«achtstra«m. So bricht sie an, die heil'ge Nacht, Und Millionen Kerzen Erleuchten sie in goldner Pracht, Und Weihnacht wird's im Herzen. Und Jnbelruf durchtönt die Lust: Der Heiland ist geboren! Und jede Brust hat Balsamduft Der Freude sich erkoren. Im Ctrahlenglanz der Weihnachtsbaum, Der schönste Baum auf Erden. Weckt wohl den Wunsch, im Jugendtraum Noch einmal Kind zu werden; Gleich goldnen Früchten strahlt das? Glück Im Land der Hesperiden, Führt uns ins Heimatstal zurück, Der Kindheit stillen Frieden. — Auch du gedenkst wohl heute traut An jene sel'gen Stunden, Da Elternlieb' dir aufgebaut Den Baum — sie sind entschwunden! Noch heute glänzt zurück der Schein Des Lichtmeers dir im Herzen — Und heut' bist du am! Fest allein. Vielleicht mit hausend Schmerzen. Doch sieh, du fühlst mit sanftem Zug Zur Heimat dich getragen. Und wieder lebst in holdem Trug Du in der Kindheit Tagen. Erinn'rung führet dich zurück Zu all den Weihnachtsgaben, Am längst entschwund'nen Kindes'glück Läßt sie heut mild djich laben. Du hörst noch einmal, wie den Sohn Eie ruft zum Glanz der Kerzen Der Elternstimme trauter Ton, Dir wird es licht iM Herzen; Denn all die Lichter an dem Baum Siehst du noch einmal prangen Und träumst den schönsten Weihnachtstraum, 'Der je dich kann umfangen. Heinz SilvanuS. ein Wort hätte verlauten lassen," schwor Herr Henning mehr als einmal, alS er trübselig und ingrimmig mit Herrn Teichjert beim Bier saß- Von ihrer alten Stamm tafelrunde hielten sie sich jetzt etwas fern, denn das'Hän seln des djicken TuHmiacherL Janke war nicht recht zu er tragen" „Und ich sag' Euch- Henning, die Geschichte läuft nicht gut auS oder eA kommt noch irgend etwas dazwischen — " denkt an meine Worte," meinte Teichert, dessen schmale Lippen auS Ingrimm über den Sieg der Polenpartei fast noch schmaler geworden zu sein schienen- „I wo, Herr Friedrich Teichert, jetzt nchcht Such nur keine Hoffnungen mehr- Ter durchlauchtigste Herr Bräu tigam — der Teufel mag ihn holen — versteht es" so gut, mit Fladusen um sich zu werfen, daß unsere Frau Mark- gräfin ganz verwirrt wird und gar nichjt anders kann, als auch liebenswürdig Hu sein- Ist doch gestern sogar schon ein Brief der Frau Markgräfin an djie allergnädigste Mama vom Herrn Polenprinzen abgegangen, und nach Paris ist auch schon Order geschickt wegen der neuen DtaatSrvben für die Frau Markgräfin; denn sobald Seine Kürfürstliche Gnaden alles mit der Sippe der Frau Mark gräfin beredet hat, soll auch die Hochzeit stattfinden-" Teichert Machte ein Gestchh, als schluckte er eine bittere Pille- „Es ist nur gut, daß die Verwandten der Frau Markgräfin weit verstreut wohnen und eS lange dauern wird, bis älkos wegen bjer Güter ruck'Besitzungen ge ordnet ist." „Hilst alles nichts!, Herr Friedrich Teichert! TS ist nur eine kuriose Geschichte, daß die Frau Markgräfin immer blasser wird und immer trauriger aussieht, denn schließlich — unter unS^— ganz so schlimm ist e« doch nicht, dermaleinst Königin von Polen zu werden " Herr Friedrich Teichert sah Henning so zornig an, daß dieser ganz beschämt in seinen Krug blickte- Henning, Henning, ntan merkt, daß Ihr schon allzu lange am Hofe lebt, wo man die Menschen nicht nach ihrem Herzen und ihren Meriten, sondern nach d^r Länge deS Titel-! oder der Größe der Krone abschätzt!" „Mit Nichten, Herr Friedrich Teichert, mit Nichten," beeilte sich Henning zu versichern, „aber Ihr müßt doch zugeben, daß eS merkwürdig ist, daß die Frau Markgräfin jetzt so trübselig dreinschaut-" „Finde ich gar nicht Merkwürdig," meinte Teichert ironisch „würde eher düs' Gegenteil kurios finden, — doch seht, da kommt Tuchmacher Janke und Stadtschreiber Brümmer gerade auf den „Goldenen Löwen" zu, laßt uns schnell durch den Hinteren AuHgang fvrtgehen, ich habe keine Lust, Mich heute noch mehr zu ärgern " Und so verließen die beiden so Hart enttäuschten Ver schworenen das HauS, während gleichzeitig die glücklichere Polenpartei einzog, uM wieder einmal sich beim Kruge Bier gemeinsam des SiegeSszu freuen- Im Schlosse hat sich seit der ereignisreichen Nacht manchjes verändert- — Tie Gräfin Wandch Kurvwska war von ihrem Tienste bei der Markgräfin enthoben worden, trotzdem diese sich zu ihren Gunsten berwendet hatte, und Hauptmann Faviole halbe ebenfalls seinen Lbschtied er halten. . I ' ! . ES siel der Markgräfin nicht auf, sondern trug noch viel dazu bei, sie für ihren Verlobten einzunehmen, ajW -ALL n ? r» 2 - ZMZIZ LZZssZFA