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Riesaer H Tageblatt TonnerStag, 17. November 1888, AvenbS Da» «tesarr Tageblatt erschetttt j»« La, Abend» mtt ««»nähme der Smm. und Festtage. BinttljShrltcher »«NMMwei» bei «bhekmg in den »»Pedttien« in Rtch» und «trchla, »en SAMWOOMM imot, am Schalter der laiserl. Postanstalten 1 Mark Al Pf., durch di« Lrilger frei tn» Hau» 1 Marl SO Pf., durch den »richrilg« frei in» Hau» 1 Mar» SS Pf. »>q«i^»Sktwch« Mr die Nu»»» de» Ausgabetage» bi» Bormtttag S Uhr ohne GewLhr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riefa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraßr VS. — Für die Redactton verantwortltch: Her«. Schmidt in Riesa. Die Bedingungen liegen bei dem Proviant-Amt Riesa zur Einsicht au». Intendantur de- X». (K. S.) Armee-Korps. Die Lieferung deS Bedarfs an Meisch- und Wnrpwaarr« -p. für die Truppenküchen gebot auf Fleisch für die -arnifon Riefa" versehen, an da- Proviant-Lmt Riefa portofrei und da« Lazareth der Garnison Pttesa auf die Zeit vom 1. Januar bi« mit 30. Juni 18SS soll einzusendcn. , Sonnabend, dm 3. Dezember 1898, Bormitta-- 19 Uhr in de« Geschäftszimmer d«S Proviant-LmteS Riesa, Gartenstraße Nr. 6 öffentlich verdungen «erden. Lugebote find bis zum Beginn d«S Termins versiegelt und mit der Aufschrift „Lu- «nd Anzeiger Metllltt Illd Aykign). relqpam« AdmM «L 6 P«ch«chstNle ,r.g blatt Riesa. AK, «LW der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts «nd des Stadtraths zu Ries». SS«. TonnerStag, 17. November 1808, Abends. S1. Jahr». Oertliches «nd Sächsisches. Riesa, 17. November 1898. — In de« feierlichen Schule ctu», der anläßlich des Hubilüum« de» Herrn Bürgerschullehrer« Kannegießer am Dienstag Nachmittag in der Lula der Knabenschule stattfand, ergriff nach dem Gisange de« Liede« „Lobe den Herren" — Herr Schuldirrclor Dr. Michel da« Wort. In beredter Weise führte er au«, wie der Tag für den Jubilar ein Ge denktag und ein Danktag sei. Lin Viertelsahrhvudert sei zwar -ir e kurze Zeit im Leben einer Schule und Stadt, und doch sei so Viele« in den fünfundzwanzig Jahren ander« ge worden m beiden. Doppelt so groß sei währrnddrm die Stadt geworden und «tn neues Geschlecht sei ausgewachsen. Für den Einzelnen aber seien fünfundzwanzig Jrhre eine lange Zeit. Nicht nur die,Tage, Dinge und Menschen kämen und gingen, auch die empfindende Seele bleibe nicht unbeein flußt. Außen- und Innenwelt — „alles fließe" — und daß auch die Innenwelt sich wandle, da« s-i e«, was uns fünf undzwanzig Jahre lang erscheinen taffe. Alic« fließe — oder wie die heilig- Schrift sage: „So lange die Erde stehet, soll nicht aufiöttn Simen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Taz und Nacht." Samen und Ernte! Kaum sei draußen geerntet, so werde schon wieder Samen gestreut. In einer Kinderschaar haben wir eine ganze Flur sprossender Saaten vor uns. Hier liege freilich zwischen Saat und Frucht e ne große Zeit. Die Ziele einer Lehrer- wrrksamkeit lägen weit über die Schulstube hinaus. Wann und wo der Same aufgiheu werde, wisse der Lehrer nicht. All sein Säen und Pflanzen sei im letzten Grunde ein Säen und Pflanzen auf Hoffnung. Träten »»zeitige Fröste oder H tze ein, so sei all sein Waken umsonst, und — Frost und Htz- sollen nicht aufhören! Beide sie» auch dem Herrn Jubilar nicht erspart' geblieben. Al« Krankheit kam und die treue Lebensgefährtin von ihm ging, das seien Fröste ge wesen, da sich die Seele in sich selbst zurückgezogen habe. Auch Tage der Hitze seien ihm beschieden gewesen, wenn es galt, für die Familie zu sorgen, wenn die Nächte nur kurz waren. Doch wenn der Jubilar an Lsts-m Tage mit from mem Sinn auf die vergangene Zett blicke, ouf sein Haus, seins Schule und Gemeinde, so dürfe er spreche«: Lobe den Herren, meine Seele! Gottes Liebe sei ihm nahe gewesen in ernsten und heiteren Stunden, im Kreise wohlgcrathencr, liebevoller Kinder, in der Anerkennung seiner Vorgesetzten und in der Verehrung seiner Schüler, die er allezeit mit Kunst unterrichtet habe. Nicht zu Kenntnissen uns Fertig- keücn allein habe er sie geführt, sondern habe vor Allen auch ihre geistigen Kräfte gebildet und vielseitige« Interesse ge- w ckt. Der Herr Schuldirektor schloß mit den herzlichsten Segenswünschen iüc die Zukunft de« Jubilars, dem im An- fchwffe hieran vom Lehrerkollegium erne wenhvolle Ehren gabe überreicht wurde. Sodann überbrachte Herr Stadrrarh Durers Herrn Kannegießer die h rzlichsten und innigsten Glückwünsche des Rathrcollrgium» und Schulau schufst, ihm zugleich deren wärmst: Anerkennung kür seine eriprießliche Tätigkeit «nd fein verdienstvolle« Wirken aus sprechend. Hierauf ergriff H;rr Bürgeischullrhrer Kannegießer selbst da» Wort, um zu bekennen, daß er zu geringe aller Barm herzigkeit und Treue sei, dir Gott ihm in den fünfund zwanzig Jahren erwiesen habe. Wohl habe er einst schweren Herzen« sein liebe» thüringisches Heimathland verlassen, aber Gott habe ihm auch hier gute Bekannte, wohlwollende Kr-unde und eine neue Hsimath gegeben. Die zurückgelegte Bahn sei keine von der Sonne gleichmäßig beschienene, sondern weise auch von Wolken beschattete Sttll-n auf. Doch danke «r Golt, daß er ihm auch über Verstimmungen und unge- rechts-rrigte Angriffe, wie sie da» Amt eine« L hrcrs mit sich brächten, hiuweggeholfen habe. Nachdem der H-rr Jubilar nach all n Seltrn hin seinen wärmsten Dank «be stattet, bekannte er wohl, daß nun ellerdwgs die besten Jahre hinter ihm lägen, doch die auf den H:rrn harrttn, krugten neue Kraft, dass fie aufsührcn mit F ügrln wie Arier. Da» ermuthtge ihn, den» „Liegt dir Gestern klar und offen, Stehst du heute kräftig, frei, Darffft du auf «in Morgen hoffen, Da« nicht minder glücklich sei." Mit einem Schlußgesange erreichte die würdige Feier ihr Ende. — Am Abende versammelte sich da» Lehrerkollegium mit mehreren Vertretern der städtischen Behörden um den Jubilar in der Elbterraffe. — Da« Kgl. Ministerium des Innern hat im Eiover- stäodniß mit dem Kgl. Finanzministerium der Aktiengesell schaft Alt-Dammer Electricität-werke zu Alt-Damm die Er laubnis zur Anstellung genereller Vorarbeiten für eine mit elektrischer Kraft zu betreibende Eisenbahn Riesa-Strehla bedingungsweise erthetlt. — Wie wir erfahren, hat sich gegenüber dem Ausschuß f r Erbauung einer Bahn Meißen—Riesa eine Berliner Eisenbahnbau-Gesellschaft zur Uebernahme der Vorarbeiten i bereit erklärt, auch zur Erlangung der Erlaubniß zu deren generellen Ausführung bereit» bei den zuständigen OSerbe- ' Hörden die nöthigen Schritte gethan. s — Bon Mitte dieses Monats an darf in Sachsen alles ? Haar- und Federwild erlegt werden, da mit dem 15. No vember auch für die Krammet»vögel, welche nebst dr« weib lichen Rehwild und den Rebhühnern die längste Schonzeit genießen, die Abschußzeit beginnt. Die Wildpretsaison steht also gegenwärtig in »ollster Höhe, jedoch schon in den näch sten Wochen wird dies ander» sein, da vom 1. December ab in Sachsen und Preußen Rebhühner nicht mehr geschossen werden dürfen und am 16 December auch da» weibliche Rehwild wieder in die Schonzeit tritt. — Fünf Zehntel de» Hauptgewinne» der sächs. Lande»- lotterte find nach Berlin gefallen; dergleichen auch drei Zehntel de» an demselben Tage gezogenen zweiten Hauptge winne» von 300.000 Mark. Doch hiermit war da» „Jlück" Berlin» an diesem Donnerstag nicht erschöpft, denn die Ge winner de» großen Loose« tn der preußischen Landeslotterie in Höhe von 500,000 Mark, welche» ebenfalls an diesem Tage gezogen wurde, waren auch durchweg Berliner. Strehla. Bei der am Montage stattgefundenen StadtgeweinderathS-Ergänzungswahl wurden gewählt von den Ansässigen die Herren Beuflermetfter Meyer mit 116, S Fabrikbesitzer Schreiber mit 72 Stimmen al» Stadtverordnete, ° Herr Schmtedemetfter Walther mit 70 Stimmen al« Stell- ; Vertreter; von den Unansäsfigen H-rr Baumeister Obenan« mit 138 Stimmen al« Stadtverordneter, die Herren Kauf- ! mann Böhme mtt 120, Sekretär Man« mit 107 Stimmen ; al» Stellvertreter. t -s- Dresden, 16. November. Heute Nachmittag wurde 1 der Thronfolger von Persien in Billa Strehlen von den Kgl. f Majestäten in Audienz empfangen und nah« um 6 Uhr Abend» an der Kgl. Taftl daselbst theil. ! Roßwein, 15. November. Liu« Borlage, nach wel- . Ser vom 1. Januar 18SS ab alle Einkommen bi« mit 400 ! M. von der Gemeindesteuer frrigelaffen werden solle», hat der Stadlrath jetzt dem Stadtverordnetenkollegium zugehe« f lassen. E« werden dadurch ca. 900 Personen steuerfrei. Königstein, 15. November. Wie man erfährt, wird ein Pädagogium hier nicht errichtet, da eine Genehmigung hierzu voy der Behörde nicht erfolgt ist. Dagegen beabsich tigt «an, ein Progymnafium zu gründen. Ent precheude Ler- handlungen will «an anbahne». Königstein, 15. November. Die elrktrffche Bahn zwischen hier und der Schweizermühle scheint ihrer verwirk, lichuug entgegen zu gehen. Line Berliner Gesellschaft, welche die Bahn zu erbauen gedenkt, hat Schätzungen »oraehmen ^lassen, um festzustellrv, wie stark der Güterverkehr sich ge stalten wird; denn mit der Personenbeförderung soll zu gleicher Zeit eine Beförderung von Maaren eingerichtet werde». k Ein furchtbarer Unglücksfall ereignete sich am Sonu- abend im Ortttthrile Halbeftadt. Al« der WtrthschaftSbesttzer z Johne, ein an Krämpfen leidender 47 jähriger Mann, mtt einer i vrennenvea Petrolmmlampr in ein im oberen Stock gelegene» Zi«mer giug, wurde er daselbst plötzlich von einem Krampf anfall befallen und stürzte zu Boden, wobei die in seiner Hand befindliche Lampe explodirte. Der brennende Juhalt ergoß sich über den i« bewußtlosten Zustande Daltegende». Nach längerer Zett fand man ihn über und über brenneud in einem höchst beklagen«wrrthen Zustande. Der linke Ar« war vollständig verkohlt, von Haaren und Augenbrauen war. nicht» mehr zu sehen ünd die Haut war völlig geröstet. Der herbeigerufene Arzt vermochte de« Aermsten, der wieder bei klarem Bewußtsein war, zwar Linderunz, jedoch Hilf« nicht zu bringen. Nach 2 Uhr morgens wurde der Schwer verletzte von seine« unsäglichen Schmerzen durch de» Tod erlöst. Bautzen, 15. November. Bei den diesjährigen Wahl- fähigkeitSprüfungen am (evangelischen) Lindständischen Se«t- nar, denen sich 23 Prüflinge unterzogen, wurden erthetlt in den Wissenschaften 1 mal: Id; 3 mal: II»; 11 mal: II; 6 mal: Ilb und 2 mal: III» und tn den Sitten 19 mal: I; 2 mal Ib und 2 mal; II. Lin Candiiat uuterzoz sich mit Erfolg der Mustkp,üfung (er erhielt Ild) und erlangte dadurch die Berechtigung zum «irchendienfte. Kamenz, 15 November. Da» 2. Bataillon de» in Zittau garntsontreuden 178 Infanterie Regiment» wird am 1. Oc ober 1899 nach Kamenz in Garnison verlegt. Schirgiswalde,15. November. In Crostau hat sich ein furchtbare» Unglück ereignet. Der mehrfache Hausbe sitzer und Maurer Karl Wemme, 64 Jahr alt, haue die Abficht, einen etwa 20 Ellen tiefen Brunnen zu reinigen »ad war zu dem Zwecke in den Brunnen hiuabgestiegen, al»»ua- j mittelbar darauf da» Mauerwerk von der Mitte de« » Brunnens zusammen rollte und den Unglücklichen 7 Ellen hoch mit Shutt und Steinen bedeckte. Boa »^3 Uhr Nachmit tag», al» der Zeit de» Unfälle», bi« ungefähr 6 Uhr Abend«, gab der lebendig Begrabene Avch Lebenszeichen von sich, indem er um Hülfe bat, man vernahm die au» der Tiefe gesprochenen Worte: „Wenn e« noch länger al» V4 Stunde dauert, dann muß ich ertrinken." Trotz aller Rettungsversuche konnte dem Unglücklichen die ersehnte Hilfe nicht gebracht werde», da gegen Abend der ganze Brunnen in sich zusammenstürzte. Wenn dieser Zusammenbruch nur einige Minuten früher er folgt wäre, so würden noch zwei junge Familienväter, di« sich mir Rettungsarbetten beschäftigt, in der Tiefe b-fanden, f da» furchtbare Schicksal de- Unglücklichen gethrilt haben. Die Ausgrabungsarbeiten werden unter fachmännischer Lei tung energisch betrieb.'«, doch wird man nur die Leiche dr« Verunglückten bergen können. Großschönau, 15. November. Nachdem der Umbau unseres Bahnhofsgebäudes, der sich im Laufe der Zeit al« zu klein erwiesen hat, von der Königlichen Eisenbahnsirektio» Herrn Baumeister Häbler übertragen wurde und zu ihm die Ständekammern s. Zt. 120000 Mk. bewilligten, soll nächst« Woche wir den Arbeiten b gönnen werden. Brunndöbra. Em Zehntel de» 300000-Mrrk-Ge winne« ist nach Brunndöbra gefalle». Hier wird da» Zehn-^ tel wieder voa drei Spieler» gemeinsam gespielt. Die glückliche» Gewinner, eia Kanfmaun, eia Tischler und ei» Fabrikarbeiter, können die 8000 Mark, die Jede« zukommra, recht gut gebrauchen. «sG Zwickau, 15. November. L« ist jrtztl «»»gerechnet worde», daß unsere Stadt seit 1871 rund 3*/, Million« Mk. Kohleazehuten vom Kohlenabbau unter stadrgrmeiadliche» Grundstücken bezogen hat. Bo« Vogtland«. Zur Warnung für Denunziant« thrilt man mtt, daß da« Kgl. Schöffengericht Orlünitz d« 8-hrling eine« dortigen Coloaialwaarengeschä-t« wrge» »»er laubten Verkauf« von Branntwein zu« sofortigen Genuß ttu i Laden zu 8 Mark Geldstrafe, gleichzeitig aber auch ein« ? Dienstknrcht, welcher den Lehrling zur Uebertretung de« Ge setze« verleitete und ihn dann bei der Polizei anzeigte, «eg« Anstiftung zu diesem vergehe» zu 2» Mark Gilt strafe ver- «rrheilte. Leipzig, 15. November. Herr Privatmann Leirker hat der Stadtgeaeiade mehrer« Vermächtatffe hinterlasse».