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verbal? den Nünckripern int einem villiaen Erkola. Auch der »weite Treffer nnterlckied fick von ersterem «lebt sebr. Der Torwächter webrt mit dem Fusse ab, jedock wird der Ball einem Spieler anaeschoffen nnd da« abaeprallt, Leder findet »nalnckerweise den Weg ins Tor. An ein Ausholen de« Resultates war nickt mebr zu denke», da ViB. das Cpirl umständebalber mit nur noch IN Mann dnrckbalten musste und lick in der Stiirmerreibr das Fehlen d»S elften Tpieler» sebr bemerkbar macht,. Den Zweck des Herausforderung«, kämpfe« bat jedoch Nünchritz voll und ganz erreicht, wenn anck. wie schon aesaat, mit viel Glück. — BfV. 2. mutzte sich von den erstklassigen Lbalbeimern mit 3 : 0 geicklagen bekennen. Ihr Sira war verdient, die Eiaenlckaften in be»na auf Ballastgeben und Stellunasspiel berrvorraaend. Alles in allem: Dir Erzgebirgler waren den Einheimischen wirklick um eine Klaffe voraus. Sluck bei voller Mann schaft — Riesa jpielte mit drei Mann Ersatz — hätten die Hiesigen sicher den Kürzeren gezogen. — Die Rekerve- Mannkckaft «nterlaa in Nickritz aearn Nickritz 1. Elf mit 4 : l, nachdem sie nock 10 Minuten nach Halbzeit mit 1 : 0 führte. Ein wohlgelungener Endspurt brachte den Nick ritzern den Sira. (Wg.l Wintersport. Nack dem Wetterbericht des Dresdner Verkehrsvereins wird aus Oybin nnd Oberwiesenthal ante Lportaelegenbeit in Rodel nnd Schneeschuh aemrldet, während in Johanngeorgenstadt, Schöneck, Altenberg und Weiber Hirsch der Sport als unmöglich bezeichnet wird. Handel nnd Volkswirtschaft. An der Berliner Börse war am Montag charakteristisch nir den ganzen Verlaus des Effektenmarktes die starke Zu rückhaltung dcö Publikums wie der Spekulation. Ans den meisten Gebieten sielen die Kurse infolgedessen und zwar zum Teil recht erheblich. Nur ans dem Markt der heimi schen Anleihen war der Verkehr etwas reger. Sprozentigc llieichsanlcihc schloh mit 0,827. Von fremden Renten waren Oestcrreichcr und Ungarn wenig verändert, Türken ruhig. Eisenbahn- nnd Lchisfahrtsaktien waren stark gedrückt, am Bankcnmarkt gaben selbst ReichSbankantcile nach. Kali-, Färb- und Chemische Werte verloren durchweg, z. V. Anglo- Gnauo nicht weniger als 0 Prozent. Auch den Elektrizi tätswerken, Maschinen-Tertil-Atticn erging es nicht viel besser. Der Satz für tägliches Geld war 9 bis 12 Prozent. Privaldiskont stellte sich auf 8 Prozent. — Am Devisen markt war das englische Pfund gegenüber dem Dollar etwas erholt. — An der Produktenbörse war Weizen vernach lässigt, dagegen Roggen mehr gcsragt. Der Mcblmarkt war fast absatzlos. Hafer und Gerste hatten nnr ein geringes Geschäft. Die Hannoversche Technische Mess« verbunden mit Landmasrbineu-Markt, Radlo»An«Nellnno sowie Baumrffe wird in der Zeit vom 2. bi« 7. Mai 1925 in den An«- stellnngshallen nnd onk dem Gelände der Stadtballe ver anstaltet. ES wird hiermit einem von virltn Seiten ge braten Wuuscke entsprochen, die im vorigen Herbst wegen der wirtlckaktlicken Verhältnisse nickt siattgefnndene Hannoversche Technische Meile kür die Folge wieder reael- mätzia abznhalten. Für das Wirtschaftsgebiet Niedersachsen, insbesondere aber für die Stadt Hannover, ist die Veran- staltnng der Messe von antzerordentlicker Brdentuua. De» Einkäufern wird Gelegenheit grgehrn, in einer vielseitig ansaeltatteten Messe die Leistungsfähigkeit der heimischen Gebiete zu stnd'eren nnd ihre Einkäufe zu tätigen. Ver anstaltet wird die Messe von der Hannoverscken Technischen Messe G. m. b. H., Hannover. * * * Marktberichte. Landwirtschaftliche Warenbörse zu «rotzenbain. Sonnabend, den 7. Frbruar 1925. Wetter: trübe. Siimmung: matt Weizen, hiesiger, neu 12—11,80; Roggen, hiesiger, 12-11,80; Sommer gerste 13 — 14; Hafer 8—8,80; Mais iMixcd und Laplata) 12,50 bis 12,75; Maisschrot 13,50—13,75: Wiesenheu 4 — 5; Weizcn- und Roggenstroh 1,20 — 1,40; Haferstroh 1 — 1,20; Weizenmehl (70".'°) 20; Roggenmehl (70"/„l 18,50; Nongenkleie 9; Weizen kleie 8; Speisekariosseln 2 30—2,50. Die Preise verstehen sich in Goldmark per 50 Kilogramm. TreSdner Schlacktviebmarkt oom 9. Februar. Auftrieb: 1. Rinder: 162 Ochsen, 195 Bullen, 244 Kalben und Kühe; 2. 558 Kälber: 3. 725 Schake: 4. 2734 Schweine, zusammen 4618 Tiere, davon 9 Rinder, 42 Schweine ausländischer Herkunft. Preise in Reichsmark kür 50 Kilogramm Lobend- und tim Durch schnitts Schlachtgewicht: Ochsen: 1. vostfleischige anSgemästcte höchsten Schlachtiverte« bis zu 6 Jahren 50 bis 53 (94s, 2. junge fleischige, nicht ausnemästete, altere nnsecmnstete 42 bis 46 t85s, 3. massig genährte junge gut genährte ältere 34 bis 38 (77h 4. gering genährte jeden Alters 25 bis 30 (69s, 5. Argentinier 55 bis 58 (100s. Bullen: 1. oollfleikchigo ausgewachsene höchsten Schlachtwertcs 50 bis 52 188), 2. oollsleischige jüngere 44 bis 46 (82), n. mässig genährte stlngere und gut genährte ältere 38 bi« 42 (77), 4. gering genährt» SO bis »5 (72). Kalbe« und Kühe: 1. voNfleischi e, au»aomästete Kalben höchsten Gchlachtwerte« 50 bis 52 (83), 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht- w-rteS bis zu 7 Jahren 43 bi« 46 t86s, 3. ältere ausaemäste«» Kühe und gut »ntwicke't» jüngere Kühe und Kalben 35 bis 38 (8ls, 4. nut genährte Küb» und mässig genährte Kalben 28 bis 32 175), 5 mässig und gering genährte Kühe und gering genährte Kalben 2 k bi« 26 <71.) Kölber: 1. Dopvellender —, 2. beste Mast- und Saugkälber 72 bis 75 (119), 3. mittlere Mast- und gute Saugkälber 65 bis 70 <1131, 4. geringe Kälber 50 bi« 60 <91 bis 108). Tibafe: 1. Mastlämmer und jüngere Masthammel 49 bis 53 (102h 2. ältere Mastbammel 42 bis 46 (98), 8. mässig genährte Hammel nnd Schafe tMerzscbafe) 24 bi« 36 (63 bis 85>. Kchwetue :1. vostfleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im 'Alter bi« 1". Jahr 64 bi« 66 (83s. 2. F-ttschweine 68 bis 69 (85), 3. fleischige 60 bis 63 G2), 4. gering entwickelte 57 bi« 59 (82), 5. Sauen nnd Eber 50 bi« 60 (73s, Ausnahmepreise iib-r Notiz. Dio Preise sinh Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und schliessen sämtliche Spesen des Sandel« ab Stall für Frachten, Markt, und Verkaufskosten, Umsatzsteuer, sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein. erhebe» sich al<o wesentlich über die Stastpreisc. lieberstand: 8 Ochsen, 3 Bullen. 6 Kühe, 80Schafe, 2l Schweine. Tendenz de« Markte«: Geschäftsgang in Rindern langsam, in Kälbern und Schafen mittel, in Schweinen schlecht. Amtlich festgesetzte Preis« an der Produktenbörse zu Berlin am 9. Februar. Getreide nnd Oelsaaten pro 1000 Im, tonst pro 100 Iig. (In Goldmark der Moldanleihe oder in Ncntenmark.) Weizen, märkischer 250—254, vommcrschcr —. Rogge«, märkischer 249— 252, meckienburgischer —, westprenssischcr —. Gerste, Fniiergerste 213—238, Sommergerste 253 — 268. Hafer, märkischer 186 — 193, poiiiineiscker —, westvronhischer —. Mais, loco Berlin —, Waggon frei Hamburg 226—228, Weizenmehl pro 100 Im frei Berlin brnito inkl. Sack (feinste Marken über Notiz) 34,75—37. Noggeiimrhl pro 100 >m frei Berlin brutto inkl. Sack 34,25—37. Wrizrnkieie, frei Berlin 16—16,20. Roggen- tteie, frei Berlin 16-16,20. Raps 400-405. Leinsaat —- Viktoria-Erbsen 29-34, kleine Speise-Erbsen 22—23, Fntter- erbsrn 20—22. Peluschken 18—19. Ackerbohnen 21—22. Wicken 19—20. Lupinen, blaue 13—14,50, gelbe 16—17. Serradella alte —, neue 16,50-18,50. Rapskuchen 18,80 —19,20. Leinkuchen 24,50—25 Trockenschnitzel 9,70-9,90. Vollwertige Znckerfchnitzrl 19—20. Torfinclasse 30 70 9,80. Kartoffel stocken 20,40-20,80. M»M i« GM (Stube, K., K. ui. Zubehör) mit kleinerer in Riesa zu tauschen gesucht. Adr. zu erir. im Tagest!. Riesa. Zu mieten gcsuckt werden käuin« als Werkstatt u. Lager raum passeud. von hiesig. Handwerker. Oss. erb. nut. ^2197 a. d.Tanestl.Riem. 18 Jahr, sucht Stellung I.Märzod.sp.inbess.HanS- halt. Selb, würde lick auch gern in Geschöst mit betät. Fam.-Ansckl. erw. Off. u. 22225a a. d. Taaebl. Riesa. 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Er soll mir dazu verhelfen, die Frau zu finden. — Aber komm vor allem hier fort i —Die leeren Zimmer wirken so entsetzlich deprimierend. Und ich verspüre mit einem Mal einen Hunger, daß ich unbedingt irgend etwas genießen muß." Am Horizont begann es zu dämmern — das frühe Licht des Sommermorgens. Nur wie ein winziger, kaum wahrnehmbarer Heller Streif lag es über den Dächern der Häuser; aber es verkündete doch den neuen Tag, und es goß neue Zuversicht in die Herzen der beiden Mädchen. „Es ist unnütz, jetzt noch daran zu denken, irgendwo zu schlafen," sagte Herta und heftete den Blick sehnsüchtig auf das erste Zeichen des erwachenden Morgens am Himmel. Margarete sah, wie bleich, wie erschreckend elend ihre Freundin aussah, und ihre eigene Kraft wuchs. „Komm, wir wollen durch die Straßen gehen, ehe sie belebt werden. Eine belebte Berliner Straße ist für mich schreck lich. Zu denken, daß all diese Menschen, die dir begegnen, nichts weiter zu tun und an nichts anderes zu denken haben, als an die Jagd nach dem täglichen Brot!" „Komm vor allem hier fort," erwiderte Margarete und zog sie aus der Wohnung. „Irgendwo wollen wir hingehen, wo wir die Sonne aufgehen sehen Das ist nun das Leben! — Aber doch — ich glaube nicht, daß ich bereue, hierhergekommen zu sein — — Du, aber ich muß wirklich etwas essen." In der Nähe fanden sie ein Nacht-Cafä — ein Lokal» dessen Aeußeres und dessen Besucher ganz in die Umgebung paßten, in der es lag. Der Wirt stand hinter der Schenke, mit einem aufgedunsenen, übermüdeten, gleichgültigen Gesicht, und man mußte sich die Sachen selbst von ihm holen. Ehe man nicht das Geld auf einen schmutzigen Teller ltzgte, erhielt man nichts. Er musterte die beiden eleganten Mädchen ohne Erstaunen, und er gab ihnen ihren Kaffee und ihre Buttersemmeln in der gleichen lang- samen, schwerfälligen, widerstrebenden Art, wie er all seine Gäste bediente. Es war ein schlechter Kaffee und eine schlechte Butter; aber Margarete hatte einen nervösen Heißhunger, der sie das Gebotene als ausgesuchte Deli katessen erscheinen ließ. Sie fanden einen Platz in einer dunklen Ecke, auf einer Bank mit schmutzigem und ver- schlissenem Polster, und dort saßen sie eng aneinander ge- lchmlL-t und narrten aus müden, heißen Llugen in den Raum. Eine Frau, die sich so scheu und wirr Umsatz, als schämte sie sich, ihre Person überhaupt anderen Menschen zu zeigen, holte sich Tee an dem Büfett. Ihnen gegen über saß in sich zusammengekauert ein Mann in schäbig eleganter Kleidung, der den Rockkragen hochgeschlagen hatte; und Margarete wußte ganz bestimmt, daß er es getan hatte, weil er einen Mangel an Wäsche verbergen wollte. Und ein anderer Mann kam herein, hastig, miL unsicheren Schritten, und verlangte einen Brandy. Er hatte ein bleiches, elendes Gesicht und die Blicke eines geäng stigten Vogels. Margarete fand, daß sein Mund, in dessen Winkeln es beständig leise zuckte, wunderbar fein und weich und gütig geschnitten sei. Und als dieser Mann am Büfett stand, erhoben sich zwei Leute, traten von hinten an ihn heran, und der eine legte ihm die Hand auf die Schultern. „Machen Sie keine Umstände!" sagte er. „Sie können einen Wagen haben." Ach, der Mann sah gar nicht aus, als ob er Umstände machen würde. Er wurde nur um ein weniges bleicher, und seine Blicke irrten noch ängstlicher umher. Aber er ging so willig mit, so willenlos. Da standen die beiden Mädchen auf und verließen ebenfalls das Lokal. Margarete zitterte heftig. „War das — war das ein Verbrecher?" fragte sie flüsternd. „Die andern waren Polizisten," lautete die harte, kurze Antwort. „Es ist entsetzlich, dies Berlin. Manch mal möchte ich eine ungeheure Brandfackel nehmen und sie hineinschleudern Du meintest, ich wäre so beneidenswert beherrscht und gelassen, dem Leben gegen über. Ach, was habe ich in den letzten zwei Jahre» durchgemacht I" — Was hat man aus mir gemacht! Das wird niemals ausgelöscht werden, was sich da in meine Seele gegraben hat. Wir wollen die Linden entlang und dann in den Tiergarten gehen. Ich habe ei» glühendes Verlangen darnach, Blumen und grüne Bäume zu sehen. Und dann können wir uns ausmalen, wovon die Millonäre träumen mögen, die rings um den Tiergarten wohnen — die Leute, die tausendmal mehr haben, als sie zum Leben brauchen, und die doch noch mehr hungern, wie der Arme nach Brot Mein Gott, wenn du wüßtest, wie elend ich bin! — Und wie zum Sterbe» müde l" Sie schleppten sich durch die Straße», und sie fürchteten sich zusammen vor den dunklen Gestalten, die an ihnen vorüberhasteten. Glücklicherweise blieben sie von allen Belästigungen verschont — seltsamerweise, denn sie waren ja beide so hübsch. Am Anfang des Tiergartens, gleich hinter den weißleuchtenden Marmor-Anlagen am Branden burger Tor, flüchteten sie sich auf eine dunkle Bank. Und hier weinte Herta herzbrechend. 32. Kapitel. Bis dahin hatte sich Margarete bewußt von Herta leiten lassen, V.'. allen Dingen. Sie war mit der stolzen Absicht nach Berlin gekommen sich ihr Leben selbst, aus I eigener Kraft zu zimmern — und ganz im Gegenteil war sie ein Beispiel geworden der Hilflosigkeit einer vvrnehm ! erzogenen Dame dem Leben gegenüber. Jetzt aber wuchsen ihre Kräfte und ihre innere Festigkeit. Sie bekam plötzlich eine merkwürdige Sicherheit des Denkens und Ueberlcgens, eine Zuversicht zum Handeln, die ihr alle Schwierigkeiten gering erscheinen ließ. Daß Herta sicherlich ihrer Schwäche nur sehr kurze Zeit Raum geben würde, daß sie sich bald erholen und ebenso bereit sein würde wie zuvor, für sie beide zu sorgen, machte keinen Unterschied. Margarete hatte die Führung Übernommen und würde sie behalte». Sie schlang den Arm um Hertas Nacken und küßte sie innig auf die Stirn. Eigentlich nie zuvor war sie zärtlich ge wesen; immer beherrscht und immer zurückhaltend. Es wäre ihr einer Freundin gegenüber physisch unmöglich ge wesen, sie zu küssen. Und hier trieb es sie dazu — hier erschien es als etwas Selbstverständliches. „Du darfst nicht verzweifeln," flüsterte sie ihr zu. „Liebe kleine Herta, du weißt nicht, wie lieb ich dich habe. Die letzten zwei Tage haben uns so fest zusammen geschlossen, daß mir's ist, als kennen wir uns schon seit Jahren. Es ist wirklich keine Phrase, wenn ich glanbe, daß wir für das ganze Leben Freundinnen bleiben werden." „Mir wird gleich besser sein," entgegnete Herta leise. „Laß mich nur ein wenig so sitzen — so — mit dem Kopf auf deiner Schulter. Aber laß mich nicht ein schlafen. Denn wenn uns ein Schutzmann so findet, wird er uns mit zur Wache nehmen — und bas möchte ich doch nicht." Ihr schwerer Kopf sank auf Margaretes Schulter, und es währte nicht fünf Minuten, bis sie eingeschlafeu war. Es war noch nicht lange nach drei Uhr und der Tiergarten nur bevölkert von jenen Unglücklichen, denen die Millionenstadt nicht einen Winkel bietet, in dem sie sich zur Ruhe legen können. Fatale Gesellen waren es, die an der Bank vorüberstrichen — Männer und Frauen — und es kam doch vor, daß der eine oder der andere den beiden Mädchen ein zynisches Wort zurief. Aber Herta hörte es nicht — fest schlief sie; und Margarete hatte Kraft genug, es stolz und schweigend zu ertragen. Sie zitterte wohl manchmal, daß es nicht bei dem bloßen Wort bleiben würde; aber woran es auch liegen mochte — keiner der wüsten Gesellen, die bei der Bank mit den beiden Mädchen den Schritt verhielten, machte einen Ver such, sie tätlich zu insultieren. Und es waren ja auch nicht nur Strolche, die vorüberkamen. Es waren auch Unglückliche darunter, denen das schuldlose Leiden seinen Stempel so deutlich aufgedrückt hatte, daß Margaretes Herz vor Mitleid überfloß. Einer von ihnen, ein lang aufgeschossener, hagerer Mensch mit krankhaft bleichem Gesicht, setzte sich ganz still neben sie und sah sie mit selt samen Blicken an. Er saß wohl eine halbe Stunde dort, ohne ein einziges Wort zu sprechen; und als er sich dann erhob, um seine ziellose, zwecklose Wanderung wieder auf zunehmen, zog er so tief und so ehrerbietig den Hut, al» sei er bei Fürstinnen -m Galt oewekeni