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war jedoch nichts anderes als -Men. Metze Echwefter war vor einem Monat vo« Her Doeödznee Schatz zurKA- gekehrt. Sie hatte sich zu einer hübschen ansprechenden jungen Lame herauSsteomstert, und ich w« nicht Levis stolz ans sie. Sau» war der Doktor gegangen, da trat Sam Twiggs, mein Gestütdiencr und Haufühelftr, vo» den Stätten zmcückkehrend, bei mir ein. „Nun, Sam, wie geht'S Cleopatra?'' „Schlechter, Herr. Ich rechn« damit, daß die Krisis tu der Nacht eintreten wird. Sic wird uns Sorgen machen." „Wäre es nütz besser, wenn Ranson Ihnen Hülfe leistete?" Ranson war der BezirMierarzt. „Warum? Lr kann mir auch nichts weiter bei bringen. Lieb wäre mir», wen« Sie in der Nacht ein mal vorsprechen würden." „Gut den», Sam. Cleopatra, unser bestes' Pferd, dürfen wir nicht verlieren. Und daS Tier ist nicht der- sichert, das wissen Sie doch" „Herr Le Quarriers, haben Sie durch mich jemals ein Pferd verloren?" fuhr Sam auf. Sam gab nichts ans andere Ratschläge und war auch sehr launenhaft, trotzdem aber ein sehr guter Diener. Ich richtete mich darauf ein, daß meine Rachtrutz eine Unterbrechung erleide» würde, lieh mich in einen Lehn stuhl nieder, zündete mir eine Pfeife an und dachte wie «in bedachtsamer Arbeiter an nichts Tas Geräusch eines SefährtS, das die emsamr Haupt straße heraufkmch erregte meine Aufmerksamkeit. Gegen über dem Gartentvr hielt es an, doch es war zu dunkel, um jemand erkennen zu können. Schwache Stimmen er tönte». Tann fuhr der Wagen fort; eine weibliche Ge stalt kam den Weg herauf und blieb vor den nach oben führenden Stufen stehen. „Ist Fräulein Le Quarrter zu sprechen?" fragte eine mädchenhafte Stimme. „Nein, sie ist nicht anwesend," sagte ich „Ach wie fatal. Vielleicht ist kie mir entgegen gegangen?" Tie Stimme war mir fremd. Ich stank» auf uns zog mich mit den Worten: „Bitte, treten Sie ein," in die Halle zurück, wo eine Lampe ein trübes Licht verbreitete. Fra» Penny ging sparsam mit dem Oel um. Tie Be sitzerin der Stimme folgte mir. Ich stand einer großen, schmächtige» Dame gegenüber, die «inen kleinen Reise- toffer trug. Sie lächelte freundlich „Ich glaube, ich habe Herrn Le Quarrier vor Mir?" „Ja, doch ich weih nicht, mit wem —" „O," lacht« sie. „Ich bin Claire Romaine." Doch als sie aus meiner Haltung sah, daß mir der Name nicht bekannt war, fuhr sie fort: „Aber — aber Sie haben mich doch sicherlich erwartet — Sie — ich denke, Ulen hat meine» Brief erhalten." „Ich Muß Ihnen bekennen, ich weiß nichts davon, daß »reine Schwester einen Gast erwartet. Im Gegenteil glaube ich sogar, daß sie heute auf keinen Besuch rechnete. Eie ist heute uachßnittag fortgefahren und wird vor morgen nicht zurückketzen." „Ja, ich schrieb ihr doch," stieg sie mit sichtbarer Be stürzung hervor, „ich habe den Brief doch in der letzten Nacht in der Stadt zur Post gegeben. Wo ist den» Ulen?" ,Ln Repley Hall, zehn Meilen von hier bei unsere» Bekannten, den O'BrianS, di« dort ihren Wohnsitz haben. Krau O'BrianS kam heute nachmittag pl uns herüber, um Ellen zu holen. Sie bleibt die Nacht über dort/, „TaS verstehe ich nicht- Eie mjuß doch meinen Brief erhalten habem," 42 — .Meß. st« Zh»« de« «dM Einladung zugehen?" „Utzr «atürstch Heer lw Quarrier, sie hat gewiß er wähnt —" ihre Stimme versagte, sie schwieg. Dränen waren ihr augenscheinlich näher alA alles andere. Ich war ärgerlich auf Men. Ich besaß nicht di« ge ringste Ahnung davon, daß sie eine Freundin -um Besuch «tngetzden hatte, sie hätte sich ja auch erst herablassen müssen, meine Erlaubnis dazu einzuhvlen. „Verzeihen Sie mir, büße, Fräulein Romaine. Ellen war so lange abwesend und hat Inzwischen ihren Freundinnen kreis so vergrößert. Haben Sie ihre Be kanntschaft vielleicht in Dresden gemacht?" „Ja, wir fanden unS bei MadaMe ColbertS zusammen. Mr waren gute Freundinnen und verabredeten, nach unserer Rückkehr nach Engkuid einander Besuche abzu statten. Wir standen in Briefwechsel. Sie bat mich und beschwor mich, hier herunter zu kommen, und nun, wo ich komm«, ist sie nicht da, um mich zu empfangen. Ihre Gastfreundschaft will ich Über nicht weiter in Anspruch nehm««, sondern möchte Sie nur bitten, mich nach der Station sichren zu lassen." Trotzdem ich im Innern erfreut war, sie auf diese Weise toszuwerden, durfte ich doch nicht zustimmen. „In der Nacht geht aber kein Zug. Bitte, bleiben Sie nur, Fräulein Romaine. Frau Penny, meine Haus hälterin, wird eS Ihnen in dieser Nacht behaglich ein richten, und Morgen kehrt Elken zurück. Das Erste morgen früh wird sein, ich werde einen Boten hinübersenden, da mit sie sich beeile. Bitte stellen Sie nur Ihren Koffer hin." Ti« Mr am Ende der Halle öffnend, und die Protest« der jungen Dame nicht beachtend, ries ich nach Martha. AlS unserer alten Vertraute» die ganze Situation klargelegt wurde, schlug sie die Hände überM Kops zu sammen und erklärte, Fräulein Ule« müßte sich schämen. Sie war schon iM Begriff, eine ihrer längeren Litaneien tzrunterzupredigen, doch ich schnitt ihr di« Rede kurz ab, „Anstatt hier Reden zu halten, sollten Eie lieber ein Zimmer fertig machen." „Die junge Dante mug das Zimmer, das dem Ihren gcgenüberliegt, eiNnehMen," enssltzed Martha. „In keinem der anderen ZiMmer sind die Betten gelüstet, und überall sind auch die Feuer austzegangen. Aber wv haben Sie Ihr Gepäck, Fräulein?" Fräulein Romaine hatte ihren Koffer auf der Station zurückgelassen, da sie keinen Wagen erhalten Sonnte. Rur durch Zufall war ihr das Gefährt eines Handelsmannes in den Weg gekommen. Ueber das Hierbleiben der jungen Dame erhob sich zwischen uns Dreien ein kleiner Streik, Fräulein RoMarne lehnte es ab, während der Abwesen heit EllenS unsere Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Schließlich ging sie unter lauten Protesten doch darauf ein; ich mußte ihr aber versprechen,' Ellens Rückkehr unter keinen Umständen zu beschleunigen. Morgen früh' mit dem ersten Zuge wollte sie wieder nach der Stadt zurückfahren. Größer noch als ihr Sträuben gegen das Bleiben, waren ihre Unwendungen gegen ihre Unterkunft in den» vorgesehenen Zimmer. Sie erklärte, keine Furcht vor dunstigen Bettzen zu haben. Doch Martha war ge wohnt, ihre eignen Wege zu gehen und lehnte es ab, den Besuch trotz der Erklärung, daß er wollen« Decken den Betten vvrziehe, in ein anderes Zimmer unterzu bringen. Die Alte brachte dann auch noch Mein Zimmer in Vorschlag, Mir selbst wollte sie ein Lager im Arbeits zimmer bereiten. Vor die Wahl gestellt entweder unser Anerbieten austzuschlagen oder das angebotene Zimmer einzunehmien, entschied sie sich endlich für dass letztere und begab sich mit Mvxtjha nach oben, LSM» st« Lin «linder. GklM mm Pauk -mitt». — Nachdruck vrrdoten. Die Phantasie eines Dichter- treibt ost wunderliche Blasen. Buntfarbig glänze» sie ost voller Pracht und zerstieben -u nichts, wen» nur der Hauch der Alltäglichen sie berührt. Ich bi» kein Dichter, der sich Gott fühlt, eine neue Welt schafft »nd sie Mit Kindern seines Heist»- belebt, die nun im phantastischen Traumleben ihren tollen MwMmenschanz treiben, sondern ich bin «in Mensch, von Cott geschaffen, in dieser Welt der Mrllichkeit zu atmen und in dem Alltäglichen die höhere Gewalt zu erkennen. WaS ich bringe, ist eine schlichte Tatsache, «ine wirk liche Begrbentztt, und keine Stählung, in müßigen Stunden erdacht. „Wer eS fassen kann, »er fasse es." In Meiner Vaterstadt lebtr ein braver Uhrmacher, der seine Familie — bestehend aus' ihm, seiner Frau und fünf Kindern von zwei bis zehn Jahren — gut dürgerlich er nährte. Der Verdienst war zwar nicht so gwA um ein Vermögen zu sammeln, reichte aber immerhin aus, um die Sorgen für dich tägliche Brot zu scheuchen. Gesund heit, daS köstlichste Cut, war überdies allen geschenkt, und so herrschte Frohsinn und Heiterkeit in dem Hause, und fröhliches Kinderlachen ertönte von früh bis spät zur Lust der beiden Eltern. An einem Sonntage waren die Kinder um den großen Familientisch versammelt, die älteren machten ihre Schul arbeiten «nd die kleineren spielten Mit ihrer Puppenstube. Es war bereits Abend, die Lampe brannte, und ein lieber Friede lag über deM ganzen Kreise. Ab und zu sah man auch den Later in der frohen Smderschar, djsch di« Mutter War nicht zu sehen. Mar sie krank? O wem! Wie hätten dös Kinder dann so jubeln können! Auch der Mann sah durchaus nicht betrübt aus, wenn er zu den lkrckern aus dem ersten Stock zurückkehrte, denn dort sollte ein neues Menschen kind daS Lütz der Welt erblicken. CS mar bereit- 8 Uhr geworden, und die Kinder fingen an, teils unruhig, teils schläfrig zu werden, da der Later sie einmal so lange allein ließ. Urdlich kehrte er zurück und rief hocherfteut: „Kommt, Kinder, kommt alle mit, denn eine große Freude wartet auf Euch Oben liegt «in neueS Brüderchen im kleinen Bettchen und Ulöchte die lieben Geschwister begrüßen!" Ein Staunen stand auf allen Gesichtern, das bald in Hellen, lauten Jubel überging. „Nur stille — nur stille, damit das Kleme nicht er- Wvcht!" Und leise auf den Zehen folgte die liebliche Kinder schar dem Vater in die obere Stube. Da lag daS kleine Wesen in deM Weißen Bettchen, die Augen geschlossen und schlief den ersten, langen Schlaf. Atemlos standen die fünf Geschwister um den neuen An kömmling und getobten gewiß in ihrem Herzen dem neuen Bruder Treue und Liebe bis anS Ende. „Und nun geht auch schlafen," sagte der Vater, „und schließt in Euer Gebe« das liebe Brüderchen mit ein. „Christel" soll es heißen. Reicher als unser Herr und Heiland ist es zur Welt gekommen, denn er lag in ärm licher Krippe, und dieses Weltktnd liegt hier iM weichen Bettchen." Nach deM Gute-Nacht-Kuß verließen die Kinder leise, wie sie gekommen, das Zimmer, das Gebet für den kleinen Bruder schon im Herzen. Gegen Morgen wurde das Kindchen sehr »nruhig, fieberte heftig und beunruhigt« die Mutter. Ter Kater schickte zuch. Arzt, der auch bald erschien. „Tie Krankheit nicht, aber da» «nd ist Utzd!» sagte damit „Ich hofft, Sie find et» Rum» «d «i« traurige Wahrheit höre»!" tiefste Trauer, die ft ein Menfcheuttnd empfind« «blickte Man in den erstarrt« Züge«. Voll Mitgefühl drückte der Arzt deM Vater ttz ! «nd verließ da» Hau- tzs> JaMmerA MS die Tür sich hinter deM «r^ gefchtzsse» ! war die Kraft des Mannes z» Ewde, ftst tzwußttzA er zusammen, heiße Dränen rollte» über setze»« und schluchzend betete «: „Herr Gott, nimm da» ! wieder zu dir! Ttz Sarge ist grauenvoll eingezogeu Mein fröhliches Hau- — ein blinde- Lind ist da- Dkl Unglück auf Erd«i." Doch da» frevle Hebet fand keine« «»laß ttzHimi — daS Lind genas und gedieh an Körper und Getstz! tappte aber i» ewig Finstern. TaS Lind gewöhnte sich an die Nacht, die e- umgab/! und lachte bald fröhlich mit de» Geschwister». Der Bltztz» geborene lebt in seiner eigenen Well^ «ab wer ttz SutzM nie gesehen, empfindet auch nicht in seiner UnkemrttlUfsetzH ArmUt. Die Geschwister aber waren harmlose KtzteW die kein wahres Unglück empfinden und wenig UMerschtM Mischen Reichtum und Armut erkennen. Dtz Utern abE seufzten schwer unter deM Kreuz, das der Himmel «uck- ihre Schulter» gelegt hatte. Doch kein Unglück ist so groß, daß eS nicht noch größeW kommen könnte. Im Jahre 1866 hauste dtz Cholera ftk meiner Heimatstadt «nd verschont« kein Haus. Auch Atz der Familie des Uhrmachers hielt sie grausame» H»>ngH und «in kleiner Sarg muh dem ander» wurde himmK getragen. Alle die fröhlichen Kircher «affte der Tod dahin/ nur an dem blinden ging er erbarmungslos vorüber. Die Eltern waren gebrochen und zweifelten an SM t«B Gnade. Ter blinde Lvabe kam in eine Blindenanstalt, wo sich durch Begabung und Fleiß hervortat. Hier wtstz» er fromm und in Gottesfurcht erzogen und hing daheh mit inniger Liebe auch an feinen Eltern. Wie man Gott liebt, so liebt man auch setze» Nächsten, wm wieviel mehr Vater und Mutter? Ob diese wohl um die Liebe wußten, daran glautte» und sie mit gleicher Herzlichkeit vergalten? So oft sie das blinde Kind umarmten und küßte», sahen sie vor sich gewiß die sünf kleinen Hügel auf de« Friedhöfe, die fünf Linder deckten, deren Lugen da» Acht der HimmelSsvnne gesehen und so schmerzlich von ihr ge wiß Abschied genommen hatten. So ost die Eltern deM blinde Christelchen umarmten, glänzten Tränen in ihre» Augen. TaS blinde Kind sah sie nicht und war glücklich in seinem Gebrechen. „Mutter und Vater haben mich so innig lieb," dachtz es da mit seinem unschuldsvvllen Herzen. „Ach wen» Ah ihnen diese Liebe doch noch einmal in diesem Leben vetz gelten könnte!" — Tie Jahre gingen hin, und aus dem Knaben Word» ein Jüngling. Tie Notwendigkeit, einen Beruf zu ev- grcifen, tritt an alle Menschen heran, die nicht auf Geldsack, sondern auf einem Ltrohsack ihre müden strecke» müssen. Auch der Blinde mutz eine« suchen, Nenn er nicht als Bettler die Mildtätigkeit d» Tür zu Tür anrujen will. Eottbob hat man endlich eine«