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Charles Malvern Wär mit der Absicht getzommrrl, ddr entscheidendes Wort zn sprechen und eine Frage «i Hanna zn richten, allein das junge Mädchen er leichterte ihm die- in keiner Weise. Sie sprach von allem Mö-lieyen und beschäftigte sich dabei sehr ekn- Heheud mit den Blumen, weiche sie in die Vasen hatte Hellen nullen, als kick mit seiner Entdeckung sie gestört Hütte »Wie sanjt und zärtlich Sie mit den Blumen um- Wehen, Fräulein Hanna," sagte Malvern gepreßt. „Ach, diesen armen Blumen gegenüber habe ich »in böses Gewissen," entgegnete Hanna lächelnd, „sie sollten schon seit einer Stunde in frischem Wasser sein, «der ich wurde abgerufen." „Ta bin ich neugierig, wie ich das Rosenbäumchen Mederfinden werde, welches ich als ich vor drei Wochen Hierherkam, der Sorgfalt meines Dieners. anempfahl," »einte Malvern bedenklich. „O, aller Wahrscheinlichkeit nach ist's verdorrt und Vertrauert," äußert« Hanna, „Blumen in Junggesellen- WHmmgen sind niemals langlebig." „Tas ist leider richtig, aber was will man machen s-> ganz entbehren mag man die Blumen nicht, denn jn her Einsamkeit find sie unsere besten Tröster." Wallern hatte mit tiefer Enrpfindung gesprochen Wnd jetzt trat er ganz nahe an Hanna heran und fügte Heffe htnp»: „Fräulein Hanna — darf ich hoffen, daß Eia meiner Einsamkeit mitunter gedenken werden?" „Gewiß — ich vergesse mein« Freunde nicht so ikasch," sagte das junge Mädchen hastig, „und dann Wachen wir ja auch wo^i manchmal voneinander hören — wir haben ja verschiedene gemeinschaftliche Freunde, Wen» ich auch im ganzen nicht viel Leute in London Wmve." „Aber Sie kommen doch manchmal nach London — Wr Vetter Dom Brent ist ja auch dort — .La — Dom ist in London." Aaima — ist's wahr?" Malvern faßte beide Hände Heg Mädchrnü und Pickte ihr angstvoll in die Augen: ^had Allee nicht übertrieben — sind Eie mit Ihrem Netter verkbt?" „Ja," murmelte Hanna boalos. „Und diese Verbindung ist unwiderruflich bv° Mrsftn?" Hanna verharrte stumm, aber in ihrem Blick sah VH wie es stand «d beisst stöhnend wandte er sich ab. tl mir leid — st> bitter leid," flüsterte Hanna Wäk gebttwpener Stbume: „ich — fth dachte nicht —" ^kagen Sie nicht» weiter, Hanna," murmelte Mal bern, sich L«a Sehen wendend; „ich möchte lieber von Ihnen srrückgewiefeu, al» von einer anderen erhört Werden! «den Sie wvhl und Sott segne Sie!" tetäubt saß Hamm im Sofa; ihre Finger Wrpflbtteu mechanisch eine Relle und sie fuhr erst aus »hm» Sinnen ans, als jetzt die Sinke zum zweiten Frühstücke läutete. Sleich darauf stürmte Bob herein, »» sie zu hole»; er war sehr enttäuscht, Herrn Mal- Mr» nicht »ehr »»finden und zu hören, daß er auch leine Pfennige »Ugchracht hatte. Al» Hanna den so schön arrangierten Tisch und das rvte Azalemckäumchen sah, »ab «s ihr einen Stich ins Herz; Smith hatte sogar baS teste alte Silber genommen. Und Fra» Brent» endlose Fragen, warum Herr Maltern nicht dags- tSeten sei und VV Hanna ihr» am Sude gar nicht auf- Mtzordert habe, erllichterte dem jungen MSdch-n die Mache ft» keiner «eise. Eie dankte Gvtt, als die Mahl- Wtt ttmüäer »oar und sie sich zurückLiehen konnte — e» »var schon Erleichterung, »iM beständig Plicke und WWa» beherrsche» W» müssen. — 1 Martes »astitel. M Sa» MW» viergeS» Daae später. Die Erzieherin DchgAh HM avttu fta Schachwoner nnb benutzte den freien Nachmittag — die Kuder lvaren nnt der Kin derfrau im Äarten — zum Driefschreiben. Seltsamer weise war das Schreiben, »velches jetzt Vollendet vor Winifred Mayne auf dem Tische lag, an Herrn Dom Brent in ttondon adressiert und während die Neber- schrist des Briefes lautete: „Mein heißgeliebter Tom," lautete die Unterschrift: „wie stets Deine Dich innig liebende Wmnie." Am besredlichsten Mochte es aber erscheinen, daß der Brief von „Haus Chevasse" York shire datiert war; die Schreiberin nahm auch mehrfach Bezug aus ihren Verkehr mit der „kleinen Florence", welches der Name von Frau Chevasses Töchterchen war. Offenbar sollte Herr Tom Brent nicht erfahren, daß die Schreiberin nicht mehr auf „Haus Chevasse" weilte; -er Brief wurde in einen zweiten an ein Hausmädchen in Haus Chevasse adressierten gesteckt und sollte offen bar von Yorkshire aus in London eintreffcn. . ,Mas Dom wohl jetzt treiben mag," murmelte Winifred vor sich hm, „er muß mich übrigens für mehr als altern und vertrauensselig halt«:, tvenn er meint, ich leie seelenruhig in Yorkshire, nachdem ich in Erfahrung gebracht, daß er mit seiner Cousine hier in Briefwechsel steht und monatlich so bedeutende Geld beträge von ihr erhält! Ich glaube, er verdient absolut nicht, daß sie sowohl wie ich uns so viel aus ihm machen, aber es ist nun einmal Po! Kein Wund«', daß ich neulich ohnmächtig wurde, nachdem ich seinen regel rechten „Liebesbrief" an Hanna Brent gelesen! Ob er Wohl die Kühnheit soweit getrieben hat, sich wirklich mit ihr zu verloben? Ich bilde mir ein, jener Herr Malvern würde sie gen: heiraten und daß sie sich für ihn interessiert, scheint mir außer Zweifel, weshalb aber dann dies Spiel imd diese Korrespondenz mit Dom? Daß sie seit jenem Abschiedsbesuch Malverns bleich und elend aussieht, ist nicht mir allein ausgefallen, wenn auch Frau Brcnt viel zu kurzsichtig ist, um beide Tatsachen miteinander in Verbindung zu bringen — aha — La fährt der Wagen vor — so machen sie also den besprochenen Besuch bei Ladt» Mortimer und da sie vor fünf kaum zurück sein können — jetzt ist's drei vorüber, täte ich am besten, oic Gelegenheit beim Schopf W ergreifen. Ich bin fett sechs Wochen hier und noch um kein Iota klüger als zuvor." , lkuz cntschliossen schlüpfte Winifred Mahne den Korridor entlang in Hannas Schlafzimmer — daß sie damit eine Indiskretion beging, kam ihr absolut nicht zum Bewußtsein. Tie verhältnismäßig einfache Aus stattung des hübschen Raumes mit geringschätzigem Blick musternd, griff Binitted Mahne kurz entschärften «ach dem Schlüssel -er Kommod«, welcher auf der Marmor platte derselben lag und die oberste Echieblad« auf s Geradewvhl «mfziehend, stieß sie einen leisen Jubel ruf aus, als sie gewahrte, daß der Inhalt der Lade vornehmlich aus einzelnen Briefpaketen bestand. Ein Päckchen herauSnehmend, löste sie das Band, welches die einzelnen Briefe zusammenhielt und begann zu lesen. — Frau Brent und Hanna hatten den beabsichtigten Besuch bei Lady Mortimer nicht machen können, da sie nach kurzer Fahrt an einer gemeinsamen Freundin Uorbeigefahren waren und von dieser gehört hatten, daß die Mortimers unerwartet »ach dem Kontinent abgereist seien. So waren sir den» zurückgefahren rmd al- Hanna jetzt in ihr Zimmer trat, »an Hut und Handschuhe abzulegen, sah sie sich der -ck-ieherin gegen über, die an -er Kommode lehnte und einen Brief in der Hand hielt! Im ersten Moment stand Hanna wie erstarrt, aber dann faßte sie sby uns fragte heftig: „Wie können Sie sich unterstehr», mein Zimmer zu betrete» und meine Briefe zu durchstöbern, Fräulein Mahnet Mottl--»«- ftt-d) LK Sst Di, vnchtrnckeret von firllung bestens empföhlen. Meffenauflese« für NatatienSprnck. <L. Langer und H. Schmidt) »lesK Soetheftraße Nr. ötz ält sich zur Anfertigung nach- vsrher «och nicht bedachrchättc. Tann trocknete sie sich die Augen. , „Ja, das wäre Wohl das Bestes „Wenn Ahr nicht einig zusammen leben könnt, oder..." Avise Adretz- und Geschäfts- karten Briefköpfe, Briefleiste» Bestellzettel Broschüren, Billett Deklarationen DanksagungS- und EtnladungSbriefe «kinlaßkarten Etikette« aller Art Fakturen, Flugblätter Formulare 1« dl». Sorten Frachtbriefe Gebrauchsanweisungen Krembenzettel -aus- «nd Fabrik- Orbuuugeu Geburtsanzeige» Hochzeittrinlabungen -Zeitungen nnb -Gedichte Safteuschilber Sostenauschläge Kataloge, Kontrakte Kontobücher Lohnliste«, Mahnbriefe Mitteilungen, Menus Musterbücher, Notas Plakat« Programm« Prettknrant« Postkarte«, Laittungen Rabattmarke» Rechnungen Speisen- nnb Weinkarte« Statute«, Tanzkarte« Stimm-, Theater« nutz Sackzettel Visiten- «nb verlob«ns-karteir Wechsel, Serke Zirkulare, Zeugnisse x. re. »e. Die Scheidung. Bon Anna Wahlrnberg. Autorisierte Uebersetzung au« dem Schwedischen von Friedrich v. Kami. Nachdruck verboten. Es läutete an der Entreetüre. ? Tie Frau Kammerrütin, die vor dem Kaminfeuer im Salon saß, beschwichtigte die Kinder und horchte. Tie Küchentür würde zugeschlagen. Lina ging und öffnete, und es entstand eine sonderbare Unterhaltung draußen, leise uns abgÄbvochon. Tann kam sw herein. „August: ist da." „Welche Auguste?" „Tie Piättsrau. Sie fragt, «ob sie mit der Fran Kannnerrätiir sprechen könnte. Landin hat sie gewiß wieder geschlagen; sie ist ganz elend." Tie Kammerrätin stand auf und trat hinaus in -äs Empfangszimmer, in das Frau Sandin geführt wurde. Sie stand schon unter der Tür, und als sie die Kammer rätin erblickte, begann sie, in die Schürze zu schluchzen, ließ sie aber gleich fallen und zog statt dessen ein Taschen tuch hervor; denn sie hatte immer ein wenig feiner sein wolle», srühcr, als sie noch als HauHungfer hier bei Minmerrats diente und Visitenkarten mit dem Rainen Auguste Larsson führte, wie jetzt, seit sie verheiratet war und Auguste Sandin auf den Karten stand rmd ein Brief kasten an ihrer eigenen Tür war. „O, Frau Kammerrätin, ich bin so unglücklich, so un glücklich, Po unglücklich!" Frau Kammerrätin hatte ein gutes Herz, das sich aller Leidenden erbarmte. Sie klopfte Auguste freundlich auf die Schultern und bat sie, sich zu beruhigen. Dann führte sir sie. zu einem Stuhl am Fenster, gab ihr ein Glas Wein und ermahnte sie, ihren Kummer zu «offenbaren. O, sie lvar Po unglücklich! Sandin hatte sich natür lich wieder wie ein Lump betragen, und nun konnte sie es nicht mehr aushalten. Sie hatte in die Seo springen wollen; aber sic besaß ja ihre drei kleinen Kinder, die dann ganz allein und verlassen in der Welt gestanden haben würden. Sie wüßte gar keinen Rat mehr. ' , ,MaS hat er denn getan?" ,F) Gott, er hat sich wie «in wildes Tier benommen." Er hatte sie geschlagen und getreten und nach den Kindern unter dem Bett gestoßen und die Kuppel der schönen Lampe zerbrochen, die sie letzten Winter gekauft hatte. Und dann hatte er die Wanduhr zum Pfandleiher ge tragen uno — und »obendrein war er fort ge wesen — Auguste brach in ein nnanfhaltsames Schluck-len aus. „Fort?" „Bei andern." „Aber..." Ja, das war ganz sicher. O Gott, wie unglücklich sie Kar! Weshalb lag sie nicht zwischen vier Brettern in der Erde? Ach Gott! ! Die Kammerrätin saß ernst und stumm. Sie fühlte, daß etwas getan werden mußte für dieses tiefe Elend; aber zuerst wollte sie der Sache auf den Gründ kommen. Eie fragte Auguste aufs Gewissen, ob sie nicht vielleicht ihrem Manne Veranlassung gegeben halbe, sie Po zu be handeln, wie er getan hatte. ; Rein, Auguste wußte, daß sie immer gut gegen ihn gewesen war. Sie hatte für ihn gesorgt und ihn gepflegt wie ein kleines Kind. Immer hatte er gut zu essen und ein frisch geplättetes Hemd für jeden Sonntag. Aber vb sie auch versucht habe, ihm -uzusprechen? Jawohl, aler er hale bloß gesagt, sie predige. Tie Äommerrättn versuchte, alle erdenklichen Mttel zu einer Versöhnung aufzusinden, aber Auguste wollte ihn nicht wehr sehen und sprechen. Er war ürt für sie. ,Ln diesem Falle, liebe Augufw, ist es wohl am besten, sfty scheide» zr lasse»." , Auguste schwieg einen Augenblick, als loh sie die Sache „Ja!" „Und ec sich wie ein Elender beträgt." ,3«, fi> ist's!" „Tann ist es wohl an: besten, ihn los zu iverden!" , ,La, ja!" Auguste schluchzte, und die Kckmmevrätin klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. Wenn sie ein verstanden sei, so wolle sie mit einem Amtsrichter reden, dec hier im Hause verkehre; er werde dann sagen, was fie zu tun habe, nm eine Scheidung zu erlangen. Und dann bekäme sie Ruhe und Frieden im Hause und könnte ihren Kindern leben. , > „Ja, ja!" Auguste war der Kammerrätin recht oanl- bar, die Po gut für sie sorgen wollte; Ze sollte wieoer- kommen und mit dem Hern» spreche», ter ihr helfe» könnte, und sie erhielt Wurst und Weißbrot mit sür tir Kinder, und Lina begleitete sie nach Hause, um zu ver mitteln, falls der Mann heimgevrmmen wäre. — Am folgenden Tage hatte die Kammerrätin sehr viel zu tun. Sie suchte Rat in den Gesetzbüchern ihres ver storbenen Mannes, sie beriet sich mit allen Menschen, sie nach ihrer Meinung irgendwie Erfahrung in Scheidungs fragen hatten, und dann war sie draußen auf der Suche nach dem Amtsrichter. Er hätte nicht Zeit, prgleich zu kommen; aber er versprach seine Hilfe binnen kürzester Zeit. Es war am Mittwoch nachmittag, nachdem man Kaffee getrunken, die Kinder verabschiedet und sich im Salon niedergelasse:: hatte, als nach der annen Auguste gesandt wurde. Ti« Sttmmuug war beinahe feierlich, als sie eintrat. In ihrem engen, schjvarzen Rock, den: kurzen, gestützten Mantel und Baretthut mit verblichener, blauer Feder sah sie bleich und traurig aus. Langsam schritt sie durch das Zimmer nach dem Tivantisch, wo die Kammer rätin und der Amtsrichte, saßen. Man hätte fie für eine Angeklagte halten können, die vor den Richtern stand. Tie Kammerrätin lud sie zum Sitzen ein. Tann Leg-.nnen die Verhandlungen. Ter Amtsrichter rückte an seiner Brille und bemerkte, daß er vernommen habe, fie wolle sich von ihrem Manue scheiden lassen. „Jaa." Auguste saß und zupfte an den Fingerspitzen Mer Handschuhe. „Wenn Sandin nicht brav und ordent lich sein kann, Po.. ." So mußte man sich selber Ruhe und Frieden schaffen sowohl ihretwegen wie der Kinder wegen. „Aber gegen die Kinder ist er doch nicht böse gewesen. TüS kann niemand behaupten," rief Frau Sandin rasch in einem Anfall von Gerechtigkeitsgefühl aus. Ter Amtsrichter blickte die Aammerrätin und diese der: Amtsrichter an. Sie glaubten doch wirklich, daß sic gesagt hatte, er schlage die Kinder? Alpo nicht? Run, Po war es jedenfalls um ihretwillen notwendig. Sie wollte also sich scheiden lassen? Auguste blickte auf den Schoß nieder, verschämt und erschrocken, wie vorhin. Und nun begann ihr der Amts richter zu erklären, was sie zu tun hätte. Fürs erste Pollten sie ein Jahr getrennt lebe». „Ein Jahr!" Sie sah ganz erschrocken aus. Acy Gott, dann würde er wohl wie ein Räuber leben, wenn er nicht einmal jetzt ordentlich sein konnte. Ja, aber darum brauchte sie sich ja nicht zu beküm mern, falls sie nicht länger zusammen lebe» wollten. Er durfte ja nicht heim zn ihr komm«. Tnrfte er denn gar nicht zu ihr Lonnnrn? Rein. Tas schien fie nicht beruhigen. Am Gegenteil, sie sah Po unbekümmert und fragend aus, als ob etwas ganz füsser srgÄlÄt — Amtsblatt — Fernsprrchstelle Nr. 20. T«legramm-Adr«sse: Lageblatt Riesa.