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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192603267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-26
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1926
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»ret»«««. »« ft«»ft N«WM»«I« «,»st»»ti» Fehr«b«ch I» M—iOe PN»»ft» »vr < Uhr »«ft «»tschlase», ebne ft,» «««»1»«»» »t«tzererl«it »« ft,»«. MW dtt «WM «NW»«». In Frankretäi fiel die Debatte über die Genfer Vorgänge zusammen mit der neuen Regierungserklärung des Kavinettes Brtand, das wäyrend der Genfer Tagung nack der Finanzkrise neu gebildet worden war. Nachdem die Kammer schon dem alten Kabinett Brtand mit einer sehr starken Mehrheit da» vertrauen für seine Allsten- Politik, insbesondere für den Abschluß de» Locarnopakte», gegeben hatte, bestand kern Zweifel mehr, daß auch die lenser Arbeit des französischen Ministerpräsidenten Brtand die Billigung der Parteien erlangen würde. Der negative Ausgang mit der Vertagung des deutschen Aufnahmever- fahrens lag unch den offiziellen Genfer Berichten nicht in der Schuld Briands oder eines der anderen Verant wortlichen Minister der Locarnostaaten. So lehr die französische Debatte von vornherein jede Sensation ausschloß, so gespannt war man in London und ganz Europa auf die Aussprache im Londoner Parlament, vor dem Außenminister Chamberlain Rechenschaft ablegen sollte. Die Unpopularität, mit der man Chamberlain schon vor dem Beginn der Konferenz in der englischen Ocsfcntltchkeit bedachte, ist durch die un sichere Haltung des englischen Außenministers während der 11 tägigen Vorkonferenz noch wesentlich gestiegen. Wenn man ihm bei seiner Rückkehr nicht unzweideutig das Miß trauen auSsprach, so entsprang das lediglich dem Wunsche, der Well gegenüber nicht das Eingeständnis machen zu müssen, das, die derzeitige englische Außenpolitik in Genf eine empfindliche Schlappe erlitten hat. Das, was Cham berlain durch seine Rede erreichte, kann man keinesfalls glS ein Vertrauensvotum der politischen Parteien bezeich nen. Finn ist lediglich eine Schonungssrist gewährt, nach deren Ablauf man voraussichtlich seinen Kopf fordern wird. Für Deutschland sind die Feststellungen der Reden Briands und Chamberlains von Wichtigkeit, da m ihnen festgestclit worden ist, daß die Schuld deS Scheiterns ver Genfer Verhandlungen zuletzt die deutsche Delegation iresfe, da sic ihren Standpunkt während der ganzen Tagung nicht verändert hätte. Inzwischen ist auch in den Parlamenten der kleineren europäischen Staaten die Aussprache über Genf erfolgt. Die Delegierten haben zur Rettung ihrer eigenen Position versucht, sich von jeder Schuld der Genfer Vertagung rein zu waschen. Der polnische Außenminister stellte den Ausgang der Verhand lungen sogar als einen Erfolg der polnischen Initiative hin und vertröstete die Parteien auf den Herbst und auf die Hoffnung, das; bis dahin der deutsche Standpunkt revid ert sein könnte, wodurch die gleichzeitige Ausnahme Deutschlands und Polens rn den Rat ermöglicht würde. Von besonderem Interesse für Deutschland sind d'c Aus führungen des schwedischen Völkerbunds delegierten llnddn. Aus seiner Rede geht hervor, das; er die Empfindung gehabt habe, als erwarteten die Deutschen von ihm eine Aenderung seiner Haltung. Er spricht sogar davon, das; ihm die veränderte Stellung- nahnie aufgezwungcn worden sei. Dem gegenüber mutz festgestclit werden, daß dec llmfatl der schwedischen Dele gation den deutschen Kreisen vollkommen überraschend erfolgte und das; er vorübergehend eine n cht unerhebliche Spannung zwischen der deutschen rind der schwedischen -Delegation zur Folge hatte. Auch die Behauptung, datz Belgien zuerst seinen Sitz zur Verfügung gestellt hätte, die Deutschen sich mit diesem Verzicht aber nicht begnüg ten, mm; ebenfalls als irrig znrttctgewiesen werden. Der deutschen Delegation ist während der ganzen Tagung nichts davon bekannt geworden, daß überhaupt ein belgischer Verzicht vorlag. Gegen ein solches konkretes Anerbieten Belgiens spricht auch die Anwartschaft dieses Staates auf einen ständigen Sitz. Die Krise des Völkerbundes ist nach der Be endigung der Pariameutsdebatten über die Genfer Tagung auf die europäischen Staaten und die Zusammensetzung ihrer Regierungen ohne besondere Auswirkung geblieben. Damit ist die Erörterung über die künftige Gestaltung der VÄterbundsorgzuisation und der Zusam menarbeit der Weltstaaten untereinander jedoch noch Nicht zum Abschluß gebracht. Innerhalb der Regierungen wer den vor der Aufnahme der Arbeiten der Studicnkommisswn zur Prüfung der Möglichkeiten einer Ratsumgruppierung noch eingehende Beratungen nötig sein, um die Richtlinien der Delegierten zu best.mmen, die für die künftige Ge staltung und Arbeit des gesamten Bundes von grötzter Tragweite sein werden. Von dem Ausgang dieser Be ratungen wird es daun abhängen, ob die reibungslosen Voraussetzungen für Deutschlands Aufnahme im Herbst oder auf einer der kommenden Tagungen des Völker hundes gewährleistet sind oder nicht. Zur Lage in Syrier«. Ei» franzöfischer Erfolg. London. (Funkspruch.) Times meldet au» Haifa, daß die Ttadt Heb», halbwegs zwischen Damaskus und Homs, von den französischen Truppen aruommett Word«« ist. D e Verluste sollen beträchtlich fein, besonders die der Franzosen. Die Verhandlungen mit Spanien. Berlin. (Funkspruch.) Di« Vertreter Deutschlands bei den HandclsvertragSverhanblungen mit Spante« erstat teten heute mittag den maßgebenden Ressorts in Berlin über den Stand der Verhandlungen Bericht. Di« Verhandlungen werde« nach der Osterpause wieder ausgenommen werden. Segen Schwankungen deS Roggenpreises. Berlin. (Funkspruch.) Dem HauShaltsauSschuß des Reichstags lag ein Antrag vor, durch welchen die Retchs- regterung ermächtigt wird, einem unter Mitaussicht der Reichsregierung -«Lende» berusSständtgen Organ der Selbst verwaltung «tuen Kredit «» de« Mitteln der ReichSgetreide- stelle nach Maßgabe de» verfügbaren VermögeuSstandeS bis zu S0 Million«, Reichsmark zu mäßigen Bedingungen zur Verfügung zu -«llen, um dnrchgeeiaaete Maß««»« Aber» mäßig« Schwanknnge» de» inländischen RoggeupretseS ent- gegruzumirkeu. ' Rach anSgedehuter GeschäftSordnunasdebatte beschloß der HanShaltSanSschuß, den Antrag dem Plenum des Reichs- tag» »urückzuüberweisen, da die darin behandelte Materie lediglich dnrch ein ReichSgefttz geregeft werden könne, das «uächst du» Piennm vor,«lege» lei. UftterhftttftftßVperOftUaltftftte« sm V»Ms««»rag, Karfreitag »atz vitersHeiligatead. »atz Presseamt ft» Poltzetpräsibt««» Dreß»«, «ift tutt, gelt« für »u, bevorstehenden Palmsonntag, Karfrei tag «»» Sonnabend vor dem 1. vsterfeiertaa in Bezug auf UuterhaltuugSveranstaltungen, solgend« Bestimmungen: L r««ft«-alt«ae» an öffentliche« Orten, t» Prl- vathäuser» »der tn den Räumen geschloßener Gesellschaften sind am Palmsonntag, Karfreitag und Ostersonnabend au». »ahmSlo» verboten. 2. Einschränkungen für Mustkdarbtetuuge« gelten nur für Karfreitag und Ostersonnabend. a) Konzertmusik (Stuhlkonzerte) ist an diesen ftide» Ta^en^nsonxit gestattet, al» sie dem Ernst der beiden Tage b) Unter ft« gleiche« Voraussetzungen ist Unterhak- ftlngbmustt t» Kaffeehäusern, vier- und Wetnwirtschaften an beiden Tagen gestattet. S. Vefsentltche wie nichtössentliche Tftaterverftrlluuge« sowie Ltchtspiel« «ab Karbareitvorsühruna«« sind am Kar freitag und Vst«rsonnab«nd nur insoweit gestattet, als sie dem Ernst der beiden Tage entsprechen. Kn-besondere ist die Ausführung von Lustspielen, Operetten, Posten, Schwän- ken, Revuen und ftralelchen unzulässig. t. Musizier«« bei Schaustellungen im Freien (Karussells, Schaukeln usw.j ist am Karfreitag und Ostersonnabend ver date«. MMWM-MtWN MAIWM vom 26. Mär» 1V26. Da» H«Szi«Ssteueraesetz in Preuße« abgelehnt. B«rlin. sFunkspruch.) In der heutigen Sitzung dcS preußischen Landtags winde bas Han»zinssteuerarsetz tn 3. Lesung erledigt. In der Schluhabstimmung fand da» Ge setz mit 1S8 gegen Ivö Stimmen der Regierungsparteien Ablehnung. Dieses Ergebnis wurde mit großem Tumult im gauzen Hause ausgenommen. Abg. Pieck (Komm.) erklärt, nach diesem Ergebnis der Abstimmung habe die Regierung di« Pflicht, den Landtag aitszulösen. (Zustimmung und Händeklatschen »ei den Kom munisten und ans der Rechten.) Beileidstelegramm des ReichsprLsideute» Berlin. (Fmikspruch.) Der Herr Reichspräsident hat « de« Oftrberghanptman« in Dort«««» folgende» Tele gramm gerichtet: Schmerzlich bewegt durch die Nachricht von dem schweren Grubenunglück auf der Zeche Oberhausen l und 2 bitt« ich Sie, den Hinterbliebenen der dabei ums Leben gekommenen Bergleute meine herzliche Teilnahme und den Verletzten mein« besten Wünsche für ihre Wiederherstellung zu über mitteln. v. Hindenburg, Reichspräsident. Der Attentats«!«» gegen Minister Tevering. Berlin. (Funkspruch.) Wie die V. Z. berichtet, ist der in Mährisch-Ostran verhaftete Angehörige der Organisation Consul, der gegen Minister Severing ein Attentat verüben wollte, aber ans Furcht über die Grenze geflohen war, ein gewisser Gruschczyg ans Berlin. Gruschczya sollte aemeinsam mit einem M tgliede der Organisation Consul in Westfalen dir Tat aussühren. Zu diesem Zweck sollten beide nrbkt zwei anderen Genosse» in Breslau mit Armeepistolen au»« gestattet werden. Da der westfälische Genoss« zu einer verabredeten Besprechung in Leobschüß nicht erschien, schrieb Gruschczyg dem Führer der Organisation in Breslau einen postlagernd«» Brief, den er verlor. Er befürchtete, daß dieser Brief ihn verraten könnte «nd fuhr nach Mährisch- Ostrau, um nach Ungarn weiterzureisen. In Mäbriich- Ostrau wurde er von einem SicherheitSbramten sestgenom- men, da er keine Papiere bei sich trug. Im Laufe des Verhörs legte er ein Geständnis ab. Tragischer Tod von Vater und Sob«. Mosbach. (Funkspruch.) In dem benachbarten Dorfe ASbach wurde ein Kalkfteinbrenner und sein Sohn tot ans- gesunden. Sie statten sich, um dem scharfen Wind zu ent gehen, aus den Rand de» brennenden Kalkofens gesetzt und sind anscheinend durch Ga« erstickt. Als man die Toten an die Luft bracht«, begannen die Körper zu brennen, sodaß die Anwesenden kaum in der Lage waren, das völlige Per kohlen der Leichen zu verhindern. Strrikdrobung der elsässischen Eisenbahner. Parts. (Funkspruch.) Wie Matin aus Straßburg berichtet, bat der Aktionsausschuß der im Staatsdienst stehenden Eisenbahner und Beamten in einem Manifest über die Unterbrechung der mit dein Minister für öffentliche Arbeiten geführten Verhandlungen Beschwerde erhoben und angekünlngt, wenn keine Aenderung der Lage eintrete, würde der Aktionsausschuß den Streik anordnrn. Die Ver anstaltung von Kundgebungen der Eisenbahner und Beamten wurde vom Aktionsausschuß beschlossen. Malvy bleibt im Amte. )( Paris. Der Minister des Innern Malvy ließ gestern in den Wandelgängen der Kammer erklären, daß er in einigen Tagen «ach Paris zurückkebren und sein Amt wieder aufnebmen werde. Damit würden alle Gerüchte entfallen, daß Malvy bereit» dem Ministerpräsidenten mit geteilt habe, er möge ihn von seinem Amte entbinden. Die Lag« i« Kanton. Peking. (Funtipruch.) Nach Berichten aus Kanton sollen IS Ruffen, darunter S JnftrukttonSoifiziere, am 24. März an Bord eines russischen Schiffe» außer Landes gebracht worden sein. Die Regierung von Kanton ist Herr der Lag«. Hirtenleben. Von W. Berger. qu. Felder und Wiesen bedecken sich wieder mit frischem Grün, und da ist den« auch die Zeit gekommen, baß der Hirte mit seine« Herben hlnauszieht, soweit heute noch Weidewirtschaft getrieben wird. Schon früh tritt bei »ns die Weidewirtschaft in den Hintergrund, so daß wir keinen eigentliche« Hirteuftand haben, wie da» bei anderen Völkern der Kall ist. Aber dl« Viehzucht ist tn allen Ländern deutscher Zunge ein wesentlicher Bestandteil der Landwirt schaft, ja, sie überwiegt in einigen Gebieten, wie in den Alpen, den rauheren Gegenden de» Mittelgebirges, den norddeutsche» Marschen, den Ackerbau, und man kann sogar sagen, sie steht dort im Mittelpunkt« des wirtschaftlichen Lebens. Dabet tritt, je nach der Beschaffenheit des Bodens, die Pflege dieser oder jener Tierart tn den Vordergrund. Nach dem Kriege hat auch die Schafhaltung, die sich wegen der billigen Wollvrets« kaum noch lohnte, wieder viel an Bedeutung gewonnen, «nd man sieht wieder den Schäfer mit keiner Herde, die der Schäferhund umkreist. Diese Vorliebe für die Viehzucht ist unzweifelhaft «in Ueberbletbsel der alten Weidewirtschaft, und wie sich somit dtese selbst, wenn auch tn etwa» anderer Form, erhalten hat, so finden wir auch viele Sitten und Gebräuche, die tn uralter Zelt schon bestanden haft», bet denicntgen, bene» die Pflege des Vtehe» vor allem zukommt, bei den Hirten. Zir diesen «ahm man in früherer Zett allgemein, heute nur »och hauptsächlich in ft« Alpen, jüngere Leute, denen die Obhut über das im Freien weidende Vieh die erste Stufe ihre» bäuerltchrn verusr» war Aber nicht nur die Hirten, sonder« auch der Besitzer ft» vlefttz selbst und alle seine anderen Leute nehmen regen Anteil an dem Gedeihen der Haustiere und suchen «» durch alle möglichen sinnbtldltchen Handlungen »u fördern und Krankheiten von ihnen frrnzuhalten. Im Mittelalter besuchte jeder Sand mann allabendlich sei» Vieh, ftobaästete es schars und genau, um zu sehen, ob nicht aus der Gebärde des einen oder anderen aus «tue Krankheit zu schließen sei. Aus der Schwelle ober an dem Pfosten der Stalltür wurden und werden noch heute in kindlich einfältigem Aberglaube» heilige Zeichen angebracht: ein Hufeisen ober der Druden fuß oder drei Kreuze mit den Buchstaben C. M. V. (Caspar, Melchior, Balthasar) oder die Maigcrte, mit der das aus- ziehende Vieh geschlagen worden ist, und andere geweihte Zweige. Durch alle diese Mittel sollen die bösen Geister und somit Krankheiten serngehalten werden. Jede Tier- art hat ihren Schutzheiligen, an dessen Namenstage man um Gesundheit für da» Vieh zu bitten und Spenden zu bringen pflegt. Auch das Vieh zu schlagen oder gar zu quälen ist streng verboten. So schreiben die Tiroler Weistlimer vor: „Der schweincr (Schweinehirt) soll mit den schweineu ntt grob sein, auch uit mit groben pengl (Prügel) oder stecken und geißle» umgehen und uit mit stein werfen." Auch das Leben der Hirten auf der Meide i. ein qm' Stück Poesie. Die wichtigsten nnd zugleich ältesten Sitten und Bräuche im Hirtenleben und bet der Viehzucht finden wir beim Austrieb und Etntrteb deS Viehes. Fast überall, wo Viehzucht zuhause ist, müßen die Tier« die grasmeichc Zett im Kreien verbringen. In vielen Gegenden Deutsch lands werden heute die Tiere allabendlich in die Ställe getrieben und nur in einzelnen, vor allem in den Alpen, läßt man sie auch während der Nacht tm Freien. Aber in dem einen wie tn dem anderen Falle hält man an den alten Sitten, die sich an Aus- und Heimtrteb knüpfe«, noch heute vielfach fest. In erster Linie ist die Zeit des Aus triebes reich an solchen alten Titten und frommen Bräuchen. Wie im Lenz allgemein die FrllhjahrSseuer lohen, so zündet auch bar Hirt ein Feuer an, wenn er seine Tiere zum ersten Male aus dtt Weide treibt. Wie die alten Notfeuer haben -iese Feuer für sein Vieh reinigende Kraft. Ein eigentümlicher alter Brauch hat sich in Westfalen erhalten. Hier schlägt vor dem Austrieb der Hirt die junge Kuh, die noch nicht gekalbt hat, die „Stärke", mit der Frucht rute oder Macigerte in Gegenwart der Hausgenossen drei mal auf das Kreuz, in die Hüften nnd baS Euter und spricht dabei alttiberkommcne Verse. Dieses Lebensreis, das die Fruchtbarkeit des jungen Tiere» erwecken soll, wird dann an der Stalltür befestigt. Aehnliche Bräuche kennt man auch in anderen Gegenden altsächsischen Gebietes. Unter Sang und Mang treibt der Hirte noch tn vielen Gegenden sei« Vieh aus, das hier und da mit Blumen geschmückt ist; auf den Bergen, besonder» tu Tirol, ist da» Lied oder da» Alphorn der stete Begleiter deS Sennen. Ueberhaupt hat der Kuhhirte Oftrdeutschlands eine fröhliche, heitere Natur. Er steht in dieser Beziehung saft im Gegensatz« zu dem mehr ernsten Schäfer Mittel- und NorbdeutschlandS, der auf etwas öderer Trift setne Herd« tn Gemeinschaft mit seinem treuen Hunde weidet. Aber doch berühren sich beide in ihrem religiösen Sinne; denn wen» auS dem Tal« herauf nach dem Berge die Abendglocke ertönt, bann fällt der Senne auf setne Knie, um setu Abendgebet -u spreche» und! ebenso zieht der Schäfer setne» Hut vo« Kops« u«bi faltet die Hände zum Gebet, wenn die erste» Klänge der Kirchenglocken hörbar werden, wie dir» der Dichter s» innig in dem zur Volksweise gewordenen „SchäjsaS Kon^ tgtzütteb" zum Ausdruck bringt: „Das ist der Tag ft» Herrn. Ich bin allein auf weiter Flur Noch eine Morgenglocke nur. Dann Stille nah und fern. Änfttend kuie' ich hier . . . > - - Unter« Schäfer zeigen ferner bis in die Neuzeit höret» Züge, die tief in unserem Vollscharakter wurzeln. Die Untätigkeit des Körpers bei ihrer leichten Arbeit läßt ihre» Geist sich üben, läßt sie die Natur, den Zug der Wolke« und das Wetter, das Gebaren der Tiere genau beobachte», läßt sie auf die Kräuter acht gebe«, die da» Wohlbeftnft» der Herde fördern. So sind unsere Schäfer Wunderdoktoren und Wetterpropheten geworden, zu denen noch heute der Manu aus dem Volke oft seine Zuflucht ntmmt, wen» er KranKetten befallen ist oder die Witterung voran». In ähnlich feierlicher Weise wie im Frühling der Hirt seine Herde auSgetrteben hat, treibt er sie, wenn das Gras zu Ende gegangen ist, wieder heim. Auch beim Hetmtrieb wird kein Unterschied gemacht, ob daS Vieh während des Tages nur draußen geblieben ist, oder ob eS de» ganze« Sommer über tn der freien Natur weidete. Weou in ft« Alpen die Herde heimwärts kommt, da hört man in den Tälern nichts als Glockenklang und Peitschenknall. Singe« und Jauchzen. Geschmückt und unter dem harmonischen Klange der Kuhglocken ziehen die Herden zu Tal. Nur wenn sich Tiere „verfallen" haben, das heißt, umgekom men sind, verlüjzt die Herde »»geschmückt und klanglos die Berge. Auch der Hirte in Mittel- und Norbdeutschlanb schmückt am letzten Weidetagr das Vieh und kehrt unter Gesang und Peitschenknall herrlich ein; denn wie dem Sennen der Alm erwarten auch ihn Geschenke und frohe Stunden, die ihm der Bauer bereitet. . Zu solchen meist aus heidnischer Vorzeit stammenden Bräuchen haben sich frühzeitig auch christliche Sitten gesellt. In verschiedenen Gebieten Obcrdeutschlands geht der Hirte allein oder mit seinem Bauer vor dem Austrieb nnd nach dem Heimtrieb des Viehes ins Gotteshaus und betet hier zum Schutzheiligen des Viehes für dessen Gedeihen. Dann besprengt er die Tiere mit geweihtem Wasser, und was der gleichen Sitten mehr sind. Marktberichte. TreStzuer Schlachtviehmarkt vom 25. März. Auftrieb: 1. Rinder: 16 Dullen, II Kalben und Kühe: 2. 1626 Kälber; 1. 146 Schafe; 4. 754 Schweine, zusammen 1968 Tiere. Preise in Reichsmark sür 50 Kilogramm Lebend- und (im Turchsclmiti) für Schlachtgewicht: Rinder: Geschäft belanglos, daher ist eine amtliche Precsnvtierung nicht erfolgt. Kälber: I. beste Masi- und Saugkälber 85 bis 8s (140>, 2. mittlere Mast- uud guie Saugkälber 78 bis 82 (133), 8. geringe Kälber 6s bis 74 cI29>, 4. geringste Kälber 39 bis 60 (70 bis 109). Schafe: Preise wie am Montag. Schweine: I. vollflcischige der feineren Nassen und deren Kreuzungen ' im Alter bis 1'/, Jahr 76 bis 7s (99z 2. Fcttschweine 80 bis 82 tlOI), 3. fleischige 73 bis 75 (9:'z 4. Sauen »nd Eber 60 bis 70 (87). AuSnahmcpreise über Notiz, lleberstand: 2 Kühe, 40 Schafe, 13 Schweine. Tendenz des Marlies: Geschäftsgang in Kälbern mittel, in Schweinen schlecht. Amtlich festgesetzte Preise an »er Provnktrndürsc zu Vertin am 25. März. Getreide und Lelsaatcn pro 1000 k?, sonU pro 100 1Z in Reichsmark. Weizen, märkischer 261—265 pomm. —. -loggt», märkischer 156—161, Mecklenburg. —, pomm. —. Gerste, Futtcrgerste 139 —153, Sommergerste 170—103, Wintergerste 139—153. Hafer, märkischer 165—177, pomm. —, wcstprcuj;. —, MaiS, loco Berlin —, Waggon frei Hamburg —. Weizenmehl, pro 100 frei Berlin brutto Inkl. Sack (feinste Marlen iibcc Notiz) 38,25—06,50. Roggeii- Mthl pro 100 4;; frei Berlin brutto iull. Sack 2.!,60 — 25,00. Weizenklete, frei Berlin 10,50—10,60. Noggrukleic, frei Berlin 9,60—10,00. Raps —. Leinsaat 340—350. Viltorta-trrdse» 25,00 bis 3i,oo, tleUtk Lprtsc-Vrbscn 23,00—25,00. Futtererblr« 19,00-21,00. Pelnschlea 20,00-21,00. Ackerbahne» 20,00 bi, 21,00. Wicken 23,00—26,00. Lupine», blaue 11,50-12.50, gelbe 14.00-14,50. Serradella alte 1S,00—21,00, neue 26.00-29.00
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