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Alk IriMNUG ER eiRt ßrrße Zeit. lKckeg«»achrlcht« au» 1870/71 er Zeitung«.) «k-.URORst. Berit». In preußischer Gefangenschaft befinden stch bi» jetzt S7000 Franzosen, darunter 11000 Offiziere, 2 Generale, 18 Oberste, 22 Stabsoffiziere. Erobert wurden bi« jcht »0S Geschütze, SS Mitrailleusen, s Adler. Berlin. Die deutschen Armeen haben jetzt folgende Zusammensetzung: L. Armee: General von Steinmetz, 1, 7. und S. Korps bei Metz. S. Armee: Prinz Friedrich Karl, S., 3., S., L0. Korps bet Metz. 3. Armee: Kronprinz von Preußen, b., 6., Li. und ». bayr. Korps; Marsch auf Paris über Troyes. 4. Armee: Kronprinz von Sachsen, Sarde, 4. und iS. Korps; Marsch auf Part» über ChalonS. 5. Belagerungsarmee vor Straßburg: General von Werder, württembergische und badische Division. S. 1. Reservearmee am Rhein, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin. 7. S. Reservearmee in Berlin, General v. Canstein. 8. Reserve armee in Glogau, General v. Löwenfeld. Die 3. Armee hat auf ihrem Bormarsche auf Pari» da» 2. bayrische Korps zur Beobachtung von Toul, da» von französischer Mobilgarde besetzt ist, zurückgelassen. Bei Lhalon» bereitet der Feind eine gesammte Konzentration aller ver fügbaren Streitkräfte vor. Er hat zu diesem Zweck bereit» die kleinen Besatzungen zwischen Metz und ThalonS zur Haupt masse seines Heeres herangezogen. DaS Korps Failly hat sich südwärts gewendet, um einen Ersatz von Straßburg zu versuchen. Bon den fünf neuen in der Bildung begriffenen Armeekorps soll General Trochu eines derselben kommardiren, die Zusammensetzung dieser neuen Korps soll bei Pari» er folgen. Kehl. Der Dienst der Blokadetruppen von Pfalzburg, thüringische Landwehr, ist äußerst anstrengend, da die Franzosen fortwährend mit 200 bis 300 Mann Ausfälle machen. Paris. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers verlangte Arago Aufklärung über die Situation der preußischen Armee. Kriegsminister Palikao weigerte stch, hierauf Antwort zu geben» S8. August. Bar le Duc, Großes Hauptquartier, Abends 7 Uhr. (Offiziell.) Gestern siegreiches Gefecht des 3. sächsischen Reiter-Regiment«, einer Eskadron des Ulanen-Regts. Nr. 18 und der Batterie Zenker gegen sechs Eskadron» französischer Chasseurs in der Gegend von Busancy. Der französische Kommandeur verwundet und gefangen. gez. v. Podbielski. Man vermuthet, daß das bei diesem Gefecht zersprengte und fast ganz aufgeriebene französische Chaffeur-Regt. (12. unter Oberstlieutenant Laporte) die Ausgabe gehabt habe, als Bortruppe des Mac Mahon'schen Korps bei Busancy die daselbst von Beaumont, Stenay, Dumbusle (Verdun) und Grand Prä mündenden Straßenzüge zu überwachen. DaS bei dem siegreichen Reitergefecht so tapfer gewesene sächs. Reiterregiment hat sein Standquartier in Borna, Grimma und Pegau ; die Batterie Zenker ist die erste reit. Batterie des sächs. Feld-Art.-RegtS. Nr. 12; die dabei be- theiligten Ulanen find sonst in Rochlitz und Roßwein garni- sonirt. Brüssel. Hierher gelangter Nachricht zufolge stehen preußische Truppen vor Longuion, 1 Meile von der belgisch, französische» Grenze. Infolgedessen sind belgische Truppen näher an die Grenze gerückt. Paris. Die Preuße» haben die feste Stadt Longry an der belgischen Grenze vergeblich zur Uebergabe aufgefordert. Der Feind wird vor den Thoren von Rheims signalisirt. Preußische Kolonnen bewegen sich durch Luneville uud Bayonne. Sämmtliche Archive der österreichischen Botschaft und des Generalkonsulats sind nach Brüssel gebracht worden. Thiers ist zum Vorsitzenden des BertheidigungSkomitees von Pari ernannt worden. K». August. MundolSheim. Heute hat der Bischof von Straß burg einen Vermittelungsversuch gemacht. Derselbe kam nach Schiltigheim hinaus, wo Namens des Generals von Werder der Chef des badenschen Generalstabes, Oberstlieute nant v. LcSzinSky mit ihm konferirte. Der Bischof fand das Bombardement auf Straßburg dem Kriegsrechte widersprechend; seine Ansicht wurde widerlegt. Er bar dann den Abzug der Bevölkerung zu gestatte», welche Forderung abgelehnt wurde. Die Bitte des Bischof» um einen 24 stündigen Waffenstill stand wurde angenommen, falls binnen einer Stunde gemel det werden würde, daß der Gouverneur von Straßburg über haupt unterhandeln wolle; auch wurde derselbe eingeladen, herauszukommen und von den Angriffsanstalten Kennrniß zu nehmen, eventuell könne dies durch einen Stellvertreter ge schehen. Bei der Rückkehr wurde auf den Oberstlieutenant v. LeSzinsky, obwohl er die Parlamcntärflagge selbst in der Hand trug, ein förmliches Pelotenfeuer eröffnet; die Flagge wurde von Kugeln durchlöchert. Der Vermittelungsversuch war selbstverständlich erfolglos. Es gelangen jetzt Geschütze de» schwersten Caliber», welche Kugeln bis zu 200 Pfund Gewicht schleudern, zur Verwendung. Verbrannt sind in Straßburg die neue protestantische Kirche, die Wilhelmer- kirche, die Stadtbibliothek, da» protestantische Seminar, die Tildergalleiie am Kleberplatz, ein großer Theil der Grande Rue, Theile anderer Straßen, viele Häuser der Vorstädte. Am 24. fiel eine Bombe in ein geistliches Pensionat in der Rue de l Arc en Ciel, tödtete 7 Mädchen und zerschmetterte 4 anderen die Beine. Und all der Jammer, weil der glor- wahnwitzige Kommandant den unhaltbaren Ort nicht über geben will. Am 28. ist Kehl durch die Franzosen vollend» zusammengeschossen worden ; es ist nun vollständig abgebrannt. Nachdruck verbot«. —X 3« Gasthaus zur Lind« in Chemnitz fand gestern von 11 Uhr an die 1. ordnttltche Hauptversammlung de» „Laudesverein» der Hausbesitzer im Königreiche Sachsen" statt. Herr Julius Rudolph-Leipzig eröffnete al» derzeitiger Vorsitzender die Sitzung mit Begrüßung-Worten an die er schienenen Delegtrte» und legte die Zwecke de» Verein» dar, dabei betonend, daß e« de« Hausbesitzer durchaus fern liege, für sich besondere Bortheile zu gewinnen, er wolle nur, daß er mit demselben Maße gemessen werd« wie der Unansäsfige. Vielfach würden die Bestrebungen de» Landetverein» ver kannt, und in dieser Hinsicht trage auch die Tagespresse ein Theil der Schuld. Zum Ausdrucke der köuigStreuen Ge sinnung schließt der Vorsitzende seine Begrüßungsansprache mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus Se. Majestät König Albert. Nachdem noch der frühere Borstand des auf Grund polizeilicher Verfügung aufgelösten LandeS-Berbande» sächsischer Hausbesitzer-Vereine, Herr Baumeister Hartwig- Dresden, die Ziele de» neuen LandrSverrin» dargelegt hat, erstattet Herr Tanzleirath Jähne-Lerpzig den Jahresbericht de» Vorstände», welcher ein günstiges Bild von der Ent wickelung de» Landesvereines giebt. Der Kassenbericht schloß bei einer Einnahme von 809 Mk. 70 Pfg. und einer Aus gabe von 240 Mk. 96 Pfg. mit einem Baarbestand von 568 Mk. 74 Pfg. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf den Antrag auf Erlaß einer Petition an die K. Sächs. Staatsregierung und die Ständekammern wegen Aushebung des tz 30 der rev. Städteordnung und des 8 23 der rev. Lundge meindeordnung und brachte hierzu Herr Stadtverordne.er Herzog-Leipzig ein ausführliches Referat zum Vortrag. In demselben wurde es als eine Ungerechtigkeit bezeichnet, daß der Festbesoldete sein Einkommen nur zu «/, besteuern. Vom Referenten wurde folgende Resolution zur Annahme vorge legt: ,Der Landesverein der Hausbesitzer Sachsens wolle den Vorstand beauftragen, eine Petition für den nächstfolgenden Landtag auszuarbeiten, welche das Verlangen ausspricht, daß die 88 30 und 23 der Städte- bez. Landgemeindeordnung beseitlgl werden, um eine gerechte Besteuerung aller Klassen der Steuerzahler herbeizusühren." Zu dieser Resolution entspann sich eine sehr rege Debatte, in welcher verschiedene Redner anempfohlen, von Annahme dieser Resolution abzu sehen, da dem Landesverein durch deren Annahme die ganze Beamtenschaft sich feindlich gegenüber stellen würde, deren Mitglieder doch den intelligentesten Kreisen angrhören, die sich der Stand der Hausbesitzer viel mehr als Freunde er halten müsse. Von Herrn Stadtverordneten Scheller-Leipzig wird der Antrag gestellt, dem Vorstande die ganze Ange legenheit zu überweisen, welcher dieselbe nach gepflogenen Erörterungen erneut auf die Tagesordnung stellen soll. Diesem Antrag wurde mir großer Majorität beigetreten. — Herr Stadtverordneter Ulrich-Chemnitz hielt hiernach einen Vor trag über „die Besteuerung de» städtischen Grundbesitzes im Königreiche Sachsen", welchem er besonders die Chemnitzer Verhältnisse zu Grunde legte. Man müsse es als eine Un gerechtigkeit bezeichnen, daß der Chemnitzer Grundbesitzer von seinem Einkommen 9 Mal mehr Steuern zahlen müßte, als der Rentner. Die Grundbesitz-Verschuldung in ganz Sachsen sei um 25 o/o, in Chemnitz um 50 °/„ gestiegen. DaS Chem nitzer Steuersystem besitze alle Laster, die man bei einem Steuersystem überhaupt finden kann. Weit günstiger lägen die Verhältnisse in Plauen i. V.; dessen Steuerordnung sei als eine ideale zu bezeichnen, als em Vorbild für andere Städte, denn dort werden die Steuern vom Einkommen und vom Grundbesitze in gleicher Weise bezahlt. Leider machten sich aber auch in Plauen auf behördlicher Seite bereits Be strebungen geltend, welche diesen idealen, aber gerechten Be- stcuerungsmoduS ändern wollten. Dem Vortragenden wurde reicher Beifall gespendet. Herr Baumeister Hartwig bean tragt, den hochwichtigen Vortrag in der „Dtsch. HauSbesitzer- Zeüung" im vollständigen Wortlaute zum Abdrucke zu bringen. Eine sich hieran entspinnende Debatte endete mit Annahme folgender, vom Referenten eingebrachten Resolution: „Die Hauptversammlung des LandeSvereinS der sächsischen Haus besitzer erachtet es für nothwendig, daß alle Hausbesitzer unausgesetzt eintreten für eine gleiche steuerpolitische Behand lung de» Mieth-Ertrag-Einkommens, wie alles sonstigen Ein kommens, so daß also nur das Netto-Einkommen der Haus besitzer und zwar zu gleichen Steuersätzen wie das übrige Einkommen, bei den Communen zur Besteuerung herange zogen werden darf." — Herr Ryssel-Leipzig hält sodann einen Vortrag über „Mißstände bei der Einschätzung der städtischen Gebäude zur LandeS-Jmmobiliar-Brandkasse" und legt dar, daß eine Aenderung der BeitragSklassen zu Gunsten der großen Städte unabweisbar nothwendig ist. Vom Vor tragenden wird eine an die beiden Ständekammern abzu sendende Petition zur Verlesung gebracht und beschließt die Hauptversammlung einstimmig deren Absendung. Die in Dresden erscheinende „Deutsche Hausbesitzer-Zeitung" wird zum Organ des Landesvereins bestimmt. Der bisherige Gesammtoorstand wird per Akklamation wiedergewählt. Die Hauptversammlung endete mit einem Hoch auf Se. Majestät König Albert.fi Eisenbahn-FayrplanK »vom 1. Mat 1895. Abfahrt van Riesa i« der Richt»»» »ach: ' DreSdr» 7,0 9,28* 9,57* 9,33-f 11,20s 1,21 3,10 4,59s 6,181 7,36* 9,I4s 11,38* (s. a. Riefa-Röderau-DreSd«.) Lripzi, 4,44*j 7,51s9,419,34* 12,56s 3,55 5,9* 7,19s 8,24' 8,42*1,14 Sh«mitz 4,56s 8,50 11,51 3,53 6,30 8,4* 9,47s. Noss« 5,0s 7,13s 1,21 6,10, 9,51 bl» Lommatzsch. Elster»«»« »ad v«li» 6,54s 12,16 bis Elsterwerda, IM 5,131 9,46s bis Elsterwerda «Sdera» 4,3 9,37* 10,43 3,14 6,51 8,05 11,47. *j Zu dteiem Schnellzuge werden in Mesa TageSbwrt» »ach Leipzig zu dm gewöhnlichen Preis« verausgabt. Atcktmfi f» Wefa »Mr Drwd« 4,43* 7.47s 9.25 »M* lOMs 1242s 34» 5I» 74»s 8^3* 8,41* 9.41s 14- GitM 6,50 9,27* 9,56* 9,15s 1,1« 3,9 444s 745* 9Is 11I7*. «SÄtz 6,44s 9,22* 1048 34 5.28 8,00 11Ms. «ff» 6,26s 12,37 3,33s 8,19s 11,20 von Lommatzsch, «stiächmch« 6,40s 11,43 3,6 6,5s 8,33s. Rsdera» 4,37 10,13 11,2« 3,45 8,2* 849 12,25. Mckolst i» Rtdera» »»» Drwd« 4,25s 9,46* 3,31s 7,2s 8,11* verli» 11,Ss 3,21s 7,49* 10,53s 12,0*. Riesa von Ehrmnitz 4,15, 9,44* 1041 3,22 7,3 8,12 12,1. Abfahrt vv» Röder«» i» d« Richt»»» »ach: DreSd« 11,10s 3,25s 7,53* 10,58s 12,4*. vrrli» 4,32s 9,50* 3,37s 74s 8,15*. Rief« 4,30 10,1 11,14 3,37 7,55* 8,50 12,13. Die mit Stern (*) bezeichnet« Züge sind Schnellzüge, dir mtt Kreuz (s) bezeichnet« Züge sichren die 4. Wagemlasse. An Eo«l» und sächsisch« Festtag« kommt die 4. Wagentlass« in Wegfall. "" Nachdruck Verbote«. An der Grenze. Skizze au» dem Schmugglerleben von W. Heinrich. An jedem Samstag Morgen der heraufdämmerte hielten sie in der kleinen sächsischen Stadt ihren Einzug? m, die 25 bis 30 kleine kräftige Männer, mit hohen Tragbahren auf den Rücken, die Füße L I» Sandalen in eine Leinwandpackung geschnürt, im Mund die nie erkaltende Pfeife. Es waren österreichische Pascher, be kannt dem Publikum, den Behörden, den Grenzbeamten. In den übrigen Tagen der Woche waren diese ganz ver wegen ausschauenden Burschen harmlose Weber oder Fa brikarbeiter, — am Samstag aber, da zogen sie den hohen Gewinn, welchen der Schmuggel einbrachie, dem kärglichen Fabriklohn vor. Deshalb nahmen sie die Tragbahre auf den Rücken, marschirlen nach dem nahen Lachsen und holten von dort die guten billigen Cigarren ind den noch besseren und noch billigeren Rauchtabak. Ls wollte diesen einfachen Leuten durchaus nicht in deu Sinn, daß es eine schwere Gesetzesverletzung sei, das Kraut, daS in Sachsen zu kaufen war, in Österreich zu rauchen, wenn man nicht vorher dem österreichischen Fis kus noch eine Extraabgabe gezahlt habe. Die Pascher waren Leute, die an der Grenze ausge wachsen waren, sie kannten jeden Steg, jeden Weg; un Gebirg waren sie so bewandert, wie in ihrer Westentasche. Die Grenzbeamten konnten sich nach dieser Richtung hin nicht mit ihnen, messen, aber sie waren gut bewaffnet uud derart organisirt, daß sie die hauptsächlichsten Verkehrs wege über das Gebirge binnen kurzer Zeit gänzlich zu sperren vermochten. Trotzdem kam es nur sehr selten zu einem Zusammenstoß; war wirklich einmal Gefahr in Verzug, dann opferten die Pascher ihre Schmugglerwaare und nächsten Tags verkündeten die Zeitungen, daß den Beamten wieder ein Mal ein „sehr guter Fang" gelungen sei in einigen hundert Packeten Cigarren und Rauchtabak. Seit einiger Zeit aber schienen die Pascher eine schärfere Tonart anzuschlagen. Sie warfen bei Verfol gungen nicht mehr ohne Weiteres ihren Packen fort, sie suchten vielmehr auf jeden Fall zu entwischen. Eine Grenzpatronille hatte Feuer geben müssen, erst dann waren die Packen weggeworfen worden. Dieser Tage war das Feuer sogar erwiedert worden, eine Kugel war dicht am Ohr eines dec Beamten vorbeigesaust. Die Beamten waren erbittert, und dabei rathlos, sollte denn wirklich ein Krieg beginnen, ein Krieg bis aus's Messer mit diesen Leuten, die ein Jahrzehnt lang sich „gemächlich" verhalten hatten? In der Stadt aber raunte man sich zu: „Er ist wieder da." „Er" war uns gut bekannt. Joseph Wenzel war eine kreuzbrave Seele, aber — ihm galt das ge schriebene Gesetz nichts, er machte sich seine Gesetze selbst und handelte nach seinem eigenen Ehrenkodex. Er war schon ein Mal zu einem Jahr Kerker verurtheilt worden, weil er den Verführer seiner Schwester nach lebhaftem Wortwechsel durch einen Nevolverschuß verletzt hatte. Das Gericht hatte mildernde Umstände angenommen, Wenzel hatte aus unedlen Motiven nicht gehandelt. Jetzt war die Strafzeit abgelaufeu. Als ich Mittags aus dem Bureau kam, hockte Wenzel auf dem Rande des Marktbrunnens. Er erkannte mich sofort wieder. „Guten Tag, Herr Doktor," grüßte er, näher tretend. „Ah, t Wenzel, — schönen Dank!" Er schien mir trotz der Hast kräftiger geworden seit früher, ein energischer Zug verlieh dem Gesicht eine gewisse Härte, etwas wie hähmische Freude leuchtete aus den Augen. Dazu die sehnige, schmiegsame Gestalt, die starken Hände, die breiten Schul tern .... Beide Fuße steckte., in Pascher-Sandalen. Mit dem Mann war nicht gut Kirschen essen, das sah Jeder auf den ersten Blick. „Na, was machen Sie denn jetzt?" „Theils arbeite ich, theils nicht." Ich warf einen Blick auf seine Füße. Er wußte sofort, was ich wollte. „Das Geschäft ist auch schon verdorben, — aber ich vrganisirc die Bande von Neuem —, die Grenzet sollen schon merken — und der Schuft, der Weinert. . . ." Er kehrte sich Plötzlich um und schlüpfte geräuschlos in eine Seitengasse. Ich aber wußte genug. Weinert hieß ja wohl jener Grenzer, der vor Jahr und Tag die Schwester Wenzels tr u vs verlassen hatte . . dann das Attentat,,die Verurthnluag! Ich hielt es für meine Pflicht, der Grenzbehörde eine Warnung znzustellen; sie wurde nicht beachtet. Inzwischen war der Grenzkrieg in voller Schärfe ausgebrochen, mit einer Schärfe, wie sie früher nicht