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-er deutsche» Inschrift versehene Kahne in die Kirche. Der Vorsau erregt peinliche« Aussehen, um so mehr, al« früher die mit französischer Inschrift versehene Fahne stet« unge hindert in die Kirch« ««treten konnte. Welche Gesinnungen überhaupt noch in der krei«stadt herrschen, davon ein andere« Beispiel. Al« am diesjährigen Geburtstage de« Kaiser« Musiker der städtischen Feuerwehr die Tafelmusik bei de« Festessen übernommen hatten, äußerten mehrere eingeborene Herren: „Die (nämlich die Musiker) spielen sür die Preußen (hiermit sind die deutschen Beamten und die eingewanderten Deutschen gemeint), die wüsten au« dem Verein auSgestoßen werden!" Die sieben Musiker, welche bei der Tafelmusik mitgewirkt hatten, erklärten daraufhin sofort ihren Austritt, die weitere Folge davon war, daß die aus 32 Mann bestehende Feuerwehr capelle aufgelöst wurde. Bekanntlich ist Solchen, eine deutsche Stadt in rrindeutschem Sprachgebiete, eine von denjenigen Pfarrgemetnden, in welchen vor 1870 der Gottes dienst in deutscher, nach 1870 aber in französischer Sprache abgehalten wurde. Zur Angelegenheit Kotze wird bekannt, daß der vom Ehrengericht freigefprochene Ceremonienmeister an die Ober- ftaatSanwaltschaft eine Anzeige wegen wissentlich falscher An schuldigung gegen den Ceremonienmeister von Schrader ge richtet hatte. Die Obeistaatsanwaltschaft hat die Einleitung eine- Verfahrens gegen Herrn v. Schrader abgelehnt. Nun beschritt Herr v. Kotze den Weg der Privstbeleidigungsklage gegen Herrn v. Schrader, aber zwei Sühnetermine verliefen ohne Ergebniß, weil Herr v. Schrader nicht erschienen war. In etwa vier Wochen soll nunmehr nach dem „B. L. A." die Hauplverhandlung vor dem Schöffengericht stattfinden. Die Duellangelegenheit des Herrn v. Schrader und des Ritt- meisters a. D. v. Kotze wird am 27. Juni die Strafkammer beschäftigen. Die „B.-Ztg." schreibt von der Berliner Börse: Die 3proz. preußischen Konsols haben am 13. Juni den Kur« von 100 erreicht und die um die Makterschranken sich drängende Menge begrüßte das Ereigniß mit einem kräftigen Hurrah l Für den Kredit der preußischen Regierung ist der Pari-Kurs für ein 3proz. Papier ein erfreuliches, ehrendes Zeugniß, nicht minder für die geschickte Mitwirkung der Knuts ltns'nes, ohne deren Hilfe und fortdauernde Unter stützung die Pari« Notirung wohl noch lange nicht erreicht werden wär« — allerdings hat die Sache für weite Kreise auch eine unerfreuliche Seite, indem die Konvertirung der 4proz. Anleihen mehr und mehr nshegerückt erschien und die Kurse der 4proz. sowie der 3>/,proz. Papiere eine Regu- lirung nach unten erfuhren. Wir glauben allerdings nicht, daß nun die konvertirung sofort in Angriff genommen werden wird, zumal der Finanzminister Miquel die Mit- Wirkung des Landtages hierbei nicht entbehren zu können meint; das wird aber nicht verhindern, daß die Besitzer der 4- und 3>/,proz. Fond- die Kurse weiter werden zurückgehen sehen, bis bestimmte Meldungen über Zeit und Normen der Konvertirung eine Grenze ziehen. Von diesem Standpunkte aus wäre es sonach erwünscht, wenn die Regierung ihre An- und Absichten möglichst bald kundthäte, namentlich auch, ob man sofort auf 3 Proz. zurückzugehen beabsichtigt oder ob die Konvertirung zunächst auf 3*/, Proz. bewirkt werden wird. Von den 3proz. Konsols, die heute 100 notiren, wurde der erste Betrag von 65 Millionen im Oktober 1890 zu 87 Prozent zur Zeichnung aufgelegt; die zweite Ausgabe — 250 Millionen Mark — kam im Februar 1891 zu 84,40 heraus, die dritte — 180 Millionen — im Februar 1892 zu 83,60, die vierte endlich im April 1893 zu 86,80. Das neue Papier war in den ersten Jahren nicht sonderlich beliebt, man konnte eine Zeit lang bezweifeln, ob es sich dauernd «inbürgern würde, als aber seit Ende 1893 Geld billiger und billiger wurde, »veil es im Handel und Industrie nicht mehr die reichliche Anlage fand, wie vordem, begann eine Periode allgemeiner und anhaltender Kurssteigerung für alle einheimischen Anlagepapiere, wobei die 3proz. Reichs, und preußischen Anleihen an der Spitze marschirien. Die Ein- führung der 3proz. Konsols an der Londoner Börse konnte diese Bewegung selbstverständlich nur unterstützen, sie hat den Markt wesentlich erweitert und etwa 200 Millionen 3proz. Konsols in englischen Kassenschränken festgelegt. Die 3proz. Reichsanleihe hat den Pari-Kurs zwar noch nicht ganz erreicht, strebt i m aber schnell entgegen. Krankreich. Cassagnac fährt mit der Hetze gegen Kiel fort. In einem „Die Schande" betitelten Artikel wendet er sich heute an die nach Kiel gefahrenen Matrosen. Sonntag findet hier eine Versammlung aller elsaß-lothringischen Ge sellschaften statt. Auf der Tagesordnung steht „Kiel". vrrtlicheS uns Sächsisches. Riesa. 15. Juni 1895. — Dem seit 16. Mai 1856 bei der hiesigen Heizhaus- Verwaltung beschäftigten Maschinenputzer Friedrich Ernst Mucke aus Gröba ist in Anerkennung seiner vorzüglichen Führung das trvgbare silberne Ehrenzeichen „sür Treue in der Arbeit" verliehen worden. — Die Kgl. Amtshauplmannschaft Meißen als Elb- stromamt bringt in Erinnerung, daß cs bei Geldstrafe dis zu 60 Mark oder entsprechender Haftstrafe verboten ist, in der freien Elbe an nicht besonders abgesteckt«n Ladeplätzen, sowie ohne Badehosen zu baden. Die Ortspolizeibehörden haben die Aufrechterhaltung des Verbots z» überwachen, aber auch für Beschaffung geeigneter Badeplätze zu sorgen. — Der Temperatur-Rückgang, den Meister Falb, der Wetterprophet, angekündigt hatte, ist prompt «ingetroffen. ES hat sich eine merkliche „Kühle" eingestellt und die letzten Nächte brachten sogar empfindliche Kälte, die namentlich in den Tählern auffällig war. Vom 17. d. an soll sich die Temperatur aber wieder erhöhen und zahlruche Gewitter sollen sich einstellen, sür den 22. d. ist sogar ein kritischer Tag 2. Ordnung angesagt. Hoffentlich wird uns derselbe das Turnfest nicht verwässern — bange machen gilt nicht. — Am 10. diese« Monat« und folgend« Tage hat eine abermalige Au«losuog königlich Sächsischer StaatSpaptere stattgefunden, von welcher die aus S»/, -/, herabgesetzten, vor mal« 4°/, Staatsschulden - kassrnstdeine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, 3>/,°/« dergleichen vom Jahr« 1867, auf 8»/,"/» herabgesetzten, vormals 4»/, dergleichen vom Jahre 186S, die durch Abstempelung in 3'/,°/, und 4°/, StaatSpaptere umgewandelten Löbau-Zittauer Eisenbahn aktien L.lt. und S, ingleichen die den 1. Dezember 1894 und beziehentlich den 2. Januar 1895 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3'/,°/, Partialobligationen von den Jahren 1839/41 und 4"/, Schuldscheine vom Jahre 1866 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn Compagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatSpaptere werden hierauf noch besonder« mit dem Hinzufügen aufmerk sam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresd ner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirks steuereinnahmen und Gemeindevorftänden des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen auSgeloosten bez. gekündigten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerusea, deren große Zahl leider beweist, wie viele In teressenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital unge kündigt sei. Die Staate kaffen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgeloster oder gekündigter Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so wer den die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Aus losung zu viel erhobenen Zinst n seiner Zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem ost empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Num- mern) schützen können. — Das Eisenbahnnetz Sachsens ist bekanntlich das dichteste im Deutschen Reiche. Es kommen auf 120 Kilometer Bodenfläche 15,02 Kilometer Vollbahn; dagegen entfallen auf die gleichgroße Bobenfläche in Hessen 1204, in Thüringen 11,42, in Baden 10,01, in Elsaß-Lothringen 9,77, in Württem berg 7,83, in Bayern 7,56 und in Preußen 7,42 Kilometer Vollbahn. — Zu der jetzt durch die Blätter gehenden Nachricht von dem Uebertritt eines Schönburgischen Prinzen zum Katho- licismus wird des Weiteren mitgetheilt, daß es sich nicht um den Prinzen Heinrich Otto Friedrich, Lieutenant im Garde-Kürassier- Regiment zu Berlin, sondern um den Prinzen Victor Friedrich Ernst von Schönburg-Waldenburg, geboren zu Gauernitz bei Meißen am 20. Oktober 1872, Lieutenant im königl. sächsischen Garde-Reiter-Regiment, handelt. — Der Abfall des Prinzen vom lutherischen Bekenntniß erinnert, wie die „Kreuzztz." schreibt, an einen gleichen Vorgang im Gräflich Schönburgischen Hause, da das Haupt der Linie Schönburg-Wechselburg ebenfalls jetzt der römisch-katholischen Kirche angehört, nachdem auch dieser Graf seiner Zeit im Auslande übergetreten war. DaS „Schönb. Tagebl." schreibt zu der Angelegenheit: „Leider bestätigt sich diese Nachricht, daß Prinz Friedrich, der einzige Sohn des Prinzen Ernst von Schönburg-Waldenburg zu Gauernitz und dessen Ge mahlin, einer geborenen Prinzessin von Stolberg-Wernigerode, Lieutenant im königl. sächsischen Garde-Regiment, zur römisch- katholischen Kirche übergetreten ist. So unglaublich di se Nachricht klingen mag, daß der Sohn eines allzeit gläubig fest unserer evangelisch-lutherischen Klrchc angehörenden fürst lichen Hauses einen solchen Entschluß fassen konnte, so wahr und darum auch tief schmerzlich ist sie doch. Thatsache ist aber auch, daß sich der Prinz weder bei seiner evangelischen Mutterkirche abgemeldet, noch auch seinen bekümmerten Eltern vorher von dem beabsichtigten Schritt Kenntniß gegeben hat. Schon deshalb ist dieser Uebertritt den sächsischen Bestimmungen gegenüber ein ungesetzlicher und heimlicher. Die näheren Umstände, welche hierbei mitgewirkt haben, sind uns im Augen blick nicht bekannt. * Gröba. Sonntag, den 7. Juli, hält der Meißen- Großenhainer Feuerwehr-Verband seinen Verbandstag Hier selbst ab. Zittau, 13. Juni. Auf eine bezügliche Anfrage hat da- Königl. Ministerium des Innern der hiesigen Handels und Gewerbekammer mitgetheilt, daß es gewillt sei, für die Errichtung einer höheren Webschulc in Zittau einen ein malig« n Beitrag von 10000 Mk. zu gewähren. Auch soll der Schule eine fortlaufende Unterstützung, deren Höhe noch nicht bestimmt ist, seitens des Ministeriums zutheil werden. — In ihrer letzten Sitzung beschäftigte sich die Handels und Gewerbekammer eingehend mit dem Submissionswesen und faßte in Bezug auf dasselbe einen Beschluß, der für die Handwerkers eise von großem Interesse ist. Es wurde be schlossen, zur Reform des SubanssionsmesenS an das Ministe rium eine Eingabe zu richten, die folgende wichtige Punkte enthält: 1) die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen darf nicht an einen Generalunternehmer, sondern nur an sachkundige Fachleute erfolgen ; 2) bei der Ausschreibung sind die Loose möglichst klein zu bemessen; 3) Personen, welche wegen Bankerott- bestraft sind, sind von der Vergebung aus- zujchlleßc»; 4) falls wesemlich verschieden? Angebote vor- Uegen, sind vor der Vergebung eidlich ve«; stichele Sachver ständige, denen jeder unmittelbare und mittelbare Wettbe werb verboten ist, zu hören; 5) den Submittenten muß das Recht, bei Oeffnung der Offerten zugegen zu sein, gewähr leistet werden; 6) die Arbeiten und Lieferungen sind bei angemessenen Angeboten möglichst am Orte zu vergeben. — Einen weiteren Beschluß von allgemeinem Interesse faßte die Kammer in Bezug auf die Gebühr für kleinere Postan weisungsbeträge. Sie beschloß, dahin vorstellig zu werden, daß diese Gebühren bei Beträgen bis zu fünf Mark auf 10 Pf. herabgesetzt werde«. Di« Kammer hofft, daß hier, durch die jetzt vielfach im Geschäftsverkehre üblich« Bezahlung kleinerer Beträge in Briefmarken beseitigt und gleichzeitig eine größere Sicherheit tut Geschäftsverkehr geschaffen werbe. Roßwein. Am 14. Juli anläßlich de- hier statt- findenden BerbandStagrS wird unsere Stadt Vertreter de« Schlofferha/dwerkeS aus allen TheUe» Deutschland« in ihren Manern sehen, sei e« al« Abgeordnete der zahlreichen Schlosserinnungen, welche sich dem 1886 in kösen gegründeten Verbände angeschlossen haben, sei es au« persönlichem Triebe, die Wiege der neugegründeten und allem Anscheine nach sich gut entwickelnden deutschen Schlosserschule kennen zu lernen. Niederwiesa, 13. Juni. Ein bedauerlicher Unglücks fall ereignete sich in Euba, indem daselbst ein am Ende der sechziger Jahre stehender Arbeiter durch Sturz von einer morschen Leiter da-Leben verlor. Der Mann war mit dem Ausbessern eines Strohdaches auf dem Meusel'schen Grund- stücke beschäftigt, als die Leiter, auf der er sich befand, plötz lich zusammenbrach und er in Folge dessen herabstürzte. Nach anderthalbstündigem TodeSkampse verschied der Bedauerns- werthe. Freiberg. Bor d-m hiesigen Schwurgerichte erschien jetzt die Dienstmagd Amalie Teuchert aus Halsbrücke, welche beschuldigt war, am 1. Mai dieses Jahres im Armenhause zu Hilbersdorf einem ihr anvertrauten Kinde, weil es ihr lästig war, Sensspiritus in die Milch gescbültet zu haben, um cs so aus der Welt zu schaffen. Die Mutter des Kindes war auch eine Armenhäuslerin in Hilbersdorf, war aber nach auswärts in Dienst gegangen; aus diesem Grunde hatte man das kleine Wesen zunächst der Zeugin Ebert, die eben falls im Armenhaus wohnte, und dann der Angeklagten m Pflege gegeben. Nach einer längeren Beweisaufnahme, welche die Schuld der Angeklagten deutlich erkennen ließ, erfolgte schließlich die Verurthcilung zu 2 Jahren Zuchthaus. Die Teuchert hat bereits früher 9 Jahre ihres Lebens im Ge- fängniß und Zuchthaus zugebracht. Chemnitz, 14. Juni. Das Ministerium und die Kreishauptmannschaft genehmigten für das Mitteldeutsche Bundesschießen einen bewaffneten Zuzug. Die Stadt Chem nitz bewilligte einen Ehrenpreis von 1000 M., die privile- dirte Schützengesellschaft 800 M., der SchießauSschuß 1000 Festmünzen, je 5 Mk. wcrth, 50 silberne Becher und 25 Remontoiruhren, die Berliner Schützengesellschaft einen Ehren preis von 1000 Mark. Stolpen, 13. Juni. Der Urheber des HochburkerS- dorfer Liebesdramas, Richard Köhler, welcher im vergangenen Monat, nachdem er seine Geliebte erschossen, einen mißglückten Selbstmordversuch machte, ist nunmehr soweit hergestellt, daß er in das hiesige Amtsgericht und von da an das Landge richt in Bautzen übergeführt werden konnte. Schandau. Einem alten volksthümlichen und kirch lichen Gebrauche zufolge nehmen jetzt in den Ortschaften links der Elbe, die den Kirchspielen Reinhardtsdorf und Papstdorf zugehören, die sogenannten „Lobetänze" ihren An fang. Der Lobetanz war ursprünglich ein Lob- und Dank fest, das behördlich in den genannten Ortschaften eingeführt wurde, als im 16. Jahrhundert die Pest dortselbst endlich nachließ. Diese Seuche hatte so gewüthct, daß in jedem der Dörfer nur einige Einwohner am Leben geblieben waren. Der „Lobetanz" bestand in kirchlicher und weltlicher Feier. Auch heute trägt er noch diesen Charakter und gleicht einer Kirmesseier. Markranstädt, 13. Juni. Wie verlautet, wird sich der vormalige hiesige Sladtkassirer Friedrich Emil Hasen pflug, welcher Anfang April wegen Unterschlagung im Amte verhaftet und in- Leipziger UntersuäungSgefängniß abgesührt wurde, in der Anfang Juli beginnenden Schwurgerichts Pe riode in Leipzig zu verantworten haben, da es sich hcrausge- stellt hat, daß er, um die Unterschlagungen zu verbergen, Fälschungen in den von ihm zu führenden Büchern vorgenom men hat, für welches Verbrechen das Schwurgericht zuständig ist. Gleichzeitig wird auch gegen den Sparkassenrendanten Franz Julius Höra von hier wegen Beihilfe zur Unter schlagung im Amte verhandel: werden, da dieser in einem Falle durch Ausstellung einer Quittung über empfangene Gelder, die Höra von Hasenpflug noch nicht erhalten hatte, dem Letzteren die Unterschlagung ermöglicht hat. Auch Höra war g-fänglich eingezogen, ist aber nach Beendigung der Vor untersuchung gegen eine Caution von 3000 M. vorläufig auf freien Fuß gesetzt worden. Plauen i. V., 13. Juni. Neulich hat eine Frau in Oelsnitz i. V. den dortigen Gerichtsvollziehergehilfen, als er einen Anzug pfänden wollte, in die Stube eingeschlossen, so daß er zum Fenster hinaus einen Schutzmann herbeirufcn und die Thüre vom Schlosser geöffnet werden mußte. Die Frau wurde gestern vom hiesigen Landgericht wegen Frei heitsberaubung zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. Crimmitschau, 13. Juni. Die Frage der Erbauung eines ElektricitätSwerkes beschäftigte gestern wiederum einmal unser Stadtoerordneten-Collegium. Bekanntlich hatte dasselbe schon am 14. Mai v. I. im Princip die Errichtung einer elektrischen Centrale beschlossen und wurden daraufhin von verschiedenen Firmen Voranschläge rc. eingeholt. Die für die Stadt günstigsten Bedingungen stellte die Firma Schlickert L Comp. in Nürnberg; nach diesen konnte u. a. die Stadt nach 5 Jahren das Werk gegen Erstattung der Erbauungs kosten käuflich übernehmen eventuell würde es derselben nach 45 Jahren unentgeltlich zufallen und nahm die Stadt Theil am Brutto- und am Reingewinn. Inzwischen ist nun die hiesige Gasanstalt in den Besitz der Stadt übergegangen, und wohl mit Rücksicht hierauf hatte der Rath beschlossen, die Errichtung eines ElektricitätSwerkes zwar im Auge zu behalten, sie aber jetzt zu vertagen, bis auswärtige Concurrenz zur Anlage dränge. Dieser Beschluß lag nunmehr dem Stadtverordnetencollegium vor, welches nach längerer ein gehender Debatte denselben ablehnte und einem aus seiner Mitte gestellten Antrag zustimmte, nach welchem der Rath ersucht wird, mit der Firma Schlickert' L Comp. wegen