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— 200 — Die «rotzmatter zur Gukelir» Dmck und Satti von Langer ä »iuterltch in Riesa. — Mr die Redaltiov verantwottlich: Hermann Schmidt in Riesa. Diese Ainderstimme halte sie damals der Wirklichkeit wiedergegebm. Sie war ja noch nicht verwaist, noch war ihr ja ihr HaoS geblieben, der schöne, lebhafte Knabe. Me innig er doch an ihr, seiner Mutter, hing. Wir zärtlich er bitten und schmeicheln könnte! Ob sie wohl damals z« nach sichtig gegen ihn gewesen? Aber »ein, Niemand konnte ja ihre» Kind« gram sei». Wie strahlten besonders seine Augen, wenn er am Lage der Versetzung nach Hause kam und »Mutter, Mutter, ich hab' schöu wieder das beste Zeugniß!" rief. Die glückliche Zeit ging vorüber, und ihr HanS zog hin aus iu die Welt. Maschinen waren immer für ihn die in teressantesten Werke gewesen. Nach der Lehrzeit gelang er ihm, eia Lechuikmn zu besuche», und sein Fleiß und sein Talent erwarben ihm dafür ein glänzende» Zeugniß. Auf Grund desselben erhielt er in einer Maschinenfabrik der Haupt stadt eine gutbezahlte Anstellung. Wa» war da» wieder für eine glücküche Zeit! Die Briefe d«S Kinde» strömten über vo» Zärtüchkrit für die Mutter, und der StephanSbote wußte vor» mancher schönen Gabe zu erzählen und von treuer Traum der eignen Tage, Die nun ferne sind, Tochter meiner Tochter, Du mein süße» Kind, Nimm, bevor die Müde Deckt da» Leichentuch, Nimm in» frische Leden Reinen SrgenSspruch. Sichst mich grau von Haaren, AbMychrt und bleich, Bia wie Du gewesen Jung und wonnerrich; Liebte, wie Du liebtest. Ward wie Du auch Braut, Und auch Du wirst altem, So wie ich ergraut. der Großstadt. Die Verführung hatte ihn erfaßt und ihn hinabgrzogen auf den unheimlichen Grund, wo Laster und Verbrechen Hause», und er hatte Alle», Alle» vergessen: seine schöne Jugendzeit, die guten Lehren und sie selbst, die ihn so sehr geliebt hatte und auch heute noch liebte — seine Mutter. Bei diesem Gedanken preßte sich da» Herz zusammen. Horch, wa» «ar da»? Rüttelt da» Leid so an der HauSthür? Nein! ES ist -er Sohu, der wiederkehrt zu seiner Mutter, nachdem ihn die ganze Welt verlassen hatte. Lange hatte er die Mutter gesucht, kein Mensch kannte die alte Frau, sie war seit Jahren für die Wett verschollen. Erst heute entdeckte er ihr MeS Asyl. Da war er am Abend durch den Garten an da» Hau» geschlichen bi» dort hin, wo der Lichtschein au» dem Fensterchen drang. Da hatte er sie nach langer Zeit wiedergesehen, seine Mutter, allein, von der Welt verlaffm, selbst von ihrem einzigen Sohne. Da» liebe, gute Gesicht, wie runzelig war es geworden — durch seine Schuld. Sieh', wie rS jetzt vor Schmerz in dem Ant litze zuckt — Allmächtiger, sie weint! Heiß, wie die Thräve, auS dem Herzen der Mutter gestiegen war, heiß, glühend heiß senkte sie sich in das Herz des Sohne-. Die Besinnung verließ ihn, und er stürzte hin zu ihr, zu Füßen der Mutter; nur dort, das fühlte er, konnte er Ruhe vor dm fürchter lichen Qualm deS Gewissens finden. DaS plötzliche Erscheinen deS Verschollenen traf die alte Frau wie ein Blitzstrahl; aber ihr starkes Herz hielt sie auf recht. Leise legte sie die Arme um dm Hals deS Kniemdm, und eine Welt voll Jubel und Wehmuth klang auS ihren Worten: »Mein Kind, mein liebe», arme-Kind!" Er ist zurückgekehrt zur Mutter, der verlorene Sohn, voll Rme im Herzen, und er will ander» werdm. — Friede den Menschen auf Erden, die eine» gutes Willen» find! neben ihm steht eine hohe Männergestalt und beugt sich mit glücküche» Lächeln ans sei» Lieb herab. »Da, liebe» Marie- chm, da» ist mein Weihnachtsgeschenk! - Behutsam und zart legt er eine silberne Sette um de» Hal» de» Mädchen», und Beider Lippen find« sich zu« selige» Suffe. — Da flammt nrplötzllch Heller Lichtglanz auf. Ein Ehriflbaum strahlt von dem breiten Tische herab, und am Rande desselben tauchen freudig« Kindergefichter auf. Wie sie jubeln, wie sie selig find! »Vater, Matter, o wie schön! Sieh mal meine Puppe! Und mein Bilderbuch, und —* Ei» mächtiger Stoß erschüttert da» kleine Häukchm. Die Freude will mV Gewalt dm Eingang erzwingen. Vergeblich! Scho» ist da» glänzende Bild in nicht» zerflossen, rin matte» Drucket erfüllt dm Raum, und au» demselben tauchen zwei Aeiue, weiße Särge empor, mV Blumenkränzen umwunden. Dari» liegen Bracher roch Schwester, zwei KindrSblumm, welche die tückische Hand de» Tode» an einem Tage knickte, Aber wacker hat sie damals dem Schicksal Stand ge« hotten, sich gemüht und geplagt für ihre beiden Söhne, dm Aettestm mch dm »och in der Wiege liegenden Jüngsten, um dies« dm allzufrüh verlorenen Vater zu ersetzen und sie zu ordentttchm Mmschm zu erziehen. Wie vortrefflich war ihr die» bereit» bei dem Arttestm gelungen! .Mutter, »och etwa» über ein halbe» Jahr, dann P «nein« Dienstzeit zu Ende, dann mache ich mich selbststä». big, und wir ziehe» zusammen und richten uu» das Leben so wie v» Hinonel ein." E» war auch ein Ehristtag, al» ihr Sohn, der zur See dieute und aus Urlaub gekommen war, diese Worte voller Zuversicht ausgesprochen und sie dabei vockg geküßt hatte. Er war geschieden — und nicht mehr «trdeqekononm. Die kräftige Gestatt, deren Muskeln sich voll« Kraft unter der schmuck« SermarmStracht dehnten, sie hatte das Meer verschlungen. Auch dies« unendlichen Schmeiß hatte sie überwunden, immer »och klingt ihr aber auS jener Zett eine süße Kinder stimme im Ohr: .Mutter, Mutter, Du darfst nicht so viel wein«! Weißt Du, der Engel der Trauer sammelt alle Lhränm in einem Krüglein, und wmn das Krüglein über stießt» dann hat da» todte Sind keine Ruhe bei Tag und Laßt die Zeit im Fluge Wandeln fort und fort, Nur beständig wahre Deines Busen» Hort; Hab' ich's einst gesprochen, Nehm' ich's nicht zurück: Glück ist nur die Liede, Liebe nur ist Glück. Nimm, bevor die Müde Deckt daS Leichentuch, Nimm ins frische Leben Meinen SrgenSspruch: Muß da» Heiz Dir brechen, Bleite fest dein Muth; Sei der Scherz der Liebe Dann dein höchste» Gut! A. v. LHamiss». Sie sie e» dort deutüch anfieht, do» kleine Zimmer ; Wo war er nun, dieser so sehr geliebte Sohn, und wo mit dm allerchüutüchm Holzmöbelu. Iu dem einen Stuhle s rum ließ er seine alte Mutter an diesem Abmd so ganz^ allein? lehnt rin jnu-e» Mädchen, — das war sie selbst — und j Ach, auch er war in ein« Strudel gerathen, in den Strudel Denk- und Siuusprüche. Hast Du daS Deine recht gethan, Wa» geh n Dich der Leute Reden an. Wer für Alle» gleich Dank begehrt, Der ist selten de» Danke» wrrth. Latz sie nm spotten, laß sie vur schelte«, DaS von Gold ist, da» wird schon gelten. Trojan. f '' ' Rr. SV. Riesa, de« 17. Dezember 18V8. ErMler an dkr Me. Belletr. Gratisbeilage zu» „Riesaer Tageblatt" Der Geldschraal des Bankiers. Line Lriminalgeschichte au» Christian!«. Auwrisirte Uebersetzung au» dem Norwegische« von Friedrich von Länel. (Fortsetzung statt Schluß.) Auf Befehl de» Chefs Kat der betreffende Oberbeamte rin und empfing von mir die nothwmdigm Erklärungen. .Sie thun etwas geheimnißvoll, Herr Monk," meinte der Polizeichef, .aber nach dem zu urtheilm, waS Sie früher in dieser Sache geleistet haben, zweifle ich nicht daran, daß Sie Ihre Gründe haben! Also auf Wiedersehen um 7 Uhr, meine Herren!" Monk und ich hatten an diesem Tage viel zu thiw, und wir kennten unS schnell vor dem Polizet-Büreau. IX. Genau um 7 Uhr Abends erschienen wir auf der breiten Treppe des Polizei-BüreauS und wurden sogleich in da» Contor des PolizeichesS geführt. Der hohe Beamte sah stattlich und würdig aus wie immer, aber eine gewisse Aufregung war leicht an ihm zu bemerken. Wir waren kaum eingeketen und hatten Platz genommen, al» er auSrief: .Sie haben recht gehabt mit Ihrer Bermuthung, Herr Monk, es find ein paar abscheuliche Mörder, die Sie in die Hände der Gerechtigkeit geliefert haben! Sehen Sie hier, daS Telegramm auS Pari»!" .Bei der Hausdurchsuchung bet dem Spanier Machet«, Taschenspieler von Profession, unter dem Artistevnamen Don Salino bekannt, in der Vorstadt St. Antoine in Pari» wohnhaft, hat man die zerstückelte Leiche deS Iran Marie Benoit gefunden." .Der Ermordete ist am Abend de» 13. dieses bemerkt worden, als er dieses Hau» bekat in Gesellschaft von dessen Bewohner Don Salino und eines gewissen Charles Duval, die wahrscheinlich den Mord begangen haben. Es werden augenblicklich Schritte gethan werden, um die erwähnten Machet« und Charles Duval, die laut ihrem Telegramm von der Polizei in Christian!« verhaftet worden sind, an die französischen Behörden auSliefern zu lassen. .Empfangen Sie vorläufig meinen Dank und die Bezeugung meiner Hochachtung! Duville, Polizeipräfekt." .Ich habe den beiden Schurken diese- mitgetheitt, und sie scheinen im ersten Augenblick völlig vernichtet zu sein, be sonder» Don Salino!" .Inzwischen haben sich die beiden etwa- gefaßt und be obachten ein finsteres Schweigen!" .Sie weigern sich, irgendwelche Frage zu beantwort«. Bezüglich de» Diebstahls bei dem Bankier stellen sie sich völlig unwissend und geben auf kein« Frage Antwort!" „Endlich muß ich Sie davon unterrichten, daß die beiden Arrestanten im Besitz von rin paar tausend Kron« in Banknoten waren, daß aber keine Spur von Geld bei ihnen gefundm wurde!" „Ich habe in allen Banken und Wechsel-Contoren der Stadt nachforschen lassen, aber nkgmdwo find größere Summen in Gold eingegaugen, weder gestern noch hatte!" .Hat man sonst nicht» von Interesse bei dm beiden Ausländem gefundm?" fragte Monk. „Nein, nichts! Die elektrische» Akkumulator«, nach dmrn Sie fragten, find hierher gebracht Word« und stehen . dort in der Ecke!" .Sie scheinen sehr schwer zu sein; sie bestehen wohl . hauptsächlich auS Bleiplattm," sagte ich; .ihr Gewicht bildet j eine der größte» Schwierigkeit«, mit denen wir Techniker zu kämpf« haben!" Monk und ich Kat« an die beiden Kasten heran. Er nahm eine der Bleiplattm in die Hand und ging damit zur Thüre hinaus nach dm äußeren Eontoren. ES dauerte nicht lange, bis er sich wieder in der Thüre zeigte, und ihm auf dem Fuße folgte ein Polizei-Beamter mit dem Ausdruck sprachloser Verwunderung im ganz« Gesicht. In dm Händen hielt er uämüch die beiden Hälften der Platte, die mit einem Axthteb gespalten worden war. Hinter einer ganz dünnen Schaale von Blei leuchtete unS der weißgelbe Glanz gediegenen Goldes entgegen. .ES ist ungefähr eia Kilo Gold in jeder Platte ringe« gossen," sagte Monk, .und da find zehn Platten in diesem Kasten. Der Bankier erhält seine zehn Kilo wieder, wmn t auch in etwas anderer Form!" i .Du hast recht gehabt, Fredrick, als Du Don Saüuo glaubtest von Blei sprechen gehört zu haben!" .Ja aber wenn man von Blei sprechen hört, so pflegt man deshalb noch nicht zu vermuthm, daß ein Mann Allu- mulatorm mit Gold füllt," antwortete ich, ärgerlich darüber, daß ich daS Versteck deS GoldeS nicht ebenso gut hatte finden können, wie Monk. .Wie konntest Du daraus auf dm Inhalt der Bleiplattm schließen?" . Ich war ziemlich fest davon überzeugt, daß der Mann damals von dem Versteck deS Geldes sprach, als ep» ?ie Du sagtest, daS Wort „Blei' oder .bleischwer" nanntet „Dann fiel e» mir ein, daß ich vor Salino» Vorstellung gesehen hatte, wie zwei Kerle einen schweren Kost« hinter der Bühne heraus schleppten. Dadurch wurde die Gedankenrrihe geschloffen und die Kombination war leicht. Du magst e» meinetwegen Zufall nennm!" -Ja," sagte ich noch halb und halb ärgerlich; „aber weshalb kommen solche Fälle immer zu DK und nicht zu Andern?" Wir lachten alle Drei, während der Polizist, noch immer verwundert, die beidm kostbaren Bletstücke auf dm Tffch legte und hinauSgtng. Ich bin froh, daß ich meine Erzählung abschüeßm kann ohne meine eigene« Worte zu gebrauchen. Ich ztche e» vor, dem Leser zwei Ausschnitte auS der Pariser Zeitung Agaro" vorzulegm. ES heißt darin unter dem 20. October: Wir brachten vor einig« Tagen wrseru Lese« die Nachricht, daß man eine verstümmelte Leiche in einem Hause ' in Montmartre gefunden habe, und daß die llutrrsuchrmgm, die zu diesem Ergebutß geführt, »ach Empfang eine» Lele- t grammeS au» Christian!« vorgmomm« Word« find, in ! welchem die Pariser Polizei davon benachrichtigt wurde, daß