Volltext Seite (XML)
. .^ - 2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Roiatloubdruek und «erlag »an Langer t Winterlich tu Riesa. — Mir dl« Stedaktion verantwortlich! Arthur H ähnel in Riesa. Dienstag, S8. «Srz 1S11. abeudS. «4. Zahrg. Bestellungen auf da» „Messer Tageblatt" Amtsblatt der Kgl. AmtShauptmannschast Großenhain, der Kgl. und städtischen Behörden zu Riesa sowie de» Gemeinderate» zu Gröba mit Unterhaltungsbeilage „Erzähler an ter Elte" für da» 2. VIsi^vIJalii» wachen angenommen an den Postschaltern, von den Brief trägem, von den AuLträgern d. Bl., sowie von der Geschäft», stelle in Riesa, Goethestraße 59; in Strehla von Herrn Gruft Thieme, Schlosser, Riesaer Straße 256. Bezugspreis wie bisher: SV Pf. bei Abholung in der Geschäftsstelle SS - - - am Schalter jeder Post- anstatt innerhalb Deutschland SS - durch unsere Austräger frei in» Hau» SS - durch den Briefträger frei inS Han» jeder Art finden im Riesaer Tageblatt in der Stadt sowohl wie auch in den standbezirken, in allen Kreisen der Bevölkemng vorteilhafteste Verbreitung. Di, «eschSftSftelle. Vermischtes. Das Braudunglück in Newyork. Tausende umstanden den ganzen Tag die Stätte des vorgestrigen Brandes. Tie Manern und das Dach des Hauses sind Vollkommen unverletzt. Der Brand zerstörte, wie das ;,B. D." berichtet, nur die innere Einrichtung dreier oberer Stockwerke, die sämtlichen Möbel und das dort lagernde Blusenmaterial. Nur die sinnlose Panik verursachte das große Unglück, denn die enge Straße hätte die Herstellung von Leiterbrücken aus die Dächer der umliegenden Häuser in kürzester Frist ermöglicht. Einige feuersichere Ret tungstore waren verschlossen, wodurch die Flucht über die Dächer vereitelt wurde. Die Anzahl der Toten ist bis jetzt auf hundertneunundvierzig festgestellt. Es sind fast durchweg deutsche und italienische Mädchen. Ein junger Mann rekognoszierte die Leichen seiner Mutter und sei ner zwei Schwestern. Alle Körper wurden eingesargt und aus dem Pier des Wohltätigkeitsdepartements in Eastri- ver in längen Reihen aufgestellt. Zeitweilig verkündet ein Schrei die Entdeckung einer gesuchten Leiche. Die Mengs umsteht weinend die Särge. Mele Mätzchen wur den von ihren Verlobten rekognosziert. Ein besonnener junger Mann namens Sally Cohen rettete viele verzwei felte Mädchen, indem er sie aus das Dach führte, von wo Hie Studenten der benachbarten Universität sie auf das Dach des Nebenhavjes retteten, das fast in gleicher Höhe liegt. Die Straßen rings um die Brandstätte sind abgesperrt und zeigen kaum Spuren der furchtbaren Tra gödie, deren Wiederholung nur durch die Anbringung breiter Rettungstreppen aus der Straßenseite der hohen Fabrikgebäude ohne Rücksicht auf die Entstellung des Straßenbildes verhindert werden kann. Allgemein wird dem „Preß-Telegraph" zufolge die öffentliche Nachlässig, kett als Ursache der großen Brandkatastrophe bezeichnet, vor zehn Tagen war das gewaltige Gebäude, das der Triangle Shirtwaist Factory gehört, von der Behörde aus seine Feuersicherheit untersucht worden. Das Ge bäude war als vollkommen feuersicher bezeichnet worden. ES ist auch stehen geblieben, aber es ist vollkommen ausgebrannt. Der ganze Brand hat nur wenige Stunden gedauert. Aus der Straße hat man kaum die Flammen gesehen. Gegen 4»/« Uhr bemerkten Passanten des Was- htn^onplatzes «inen Brandgeruch. Ein Mann sah empor und äußerte zu s einem Nachbar: „Dort kommt ein Paket geflogen." Das Paket schlug auf dem Pflaster auf. Ms man näher ging, war es der entsetzlich verstümmelte Leichnam einer Frau. Nach wenigen Minuten röteten sich die oberen Fenster des Gebäudes. Aus den Straßen ge wahrte man zum großen Entsetzen, daß die oberen Etagen in Flammen standen. An den Fenstern drängte sich bald eine Menge, die nach unten gelangen wollte. In der neunten Mage waren 300 Arbeiterinnen beschäftigt. 60 von ihnen stiegen auf das Dach von wo sie mit Seilen herabgelassen werden konnten. Sie entgingen so dem unausbleiblichen Tode. Andere wieder kletterten eine kleine Nottreppe hinab. Die Nottreppe ging jedoch nicht bi» auf daS Erdgeschoß nieder, sondern endigte wenige Meter oberhalb eines kleinen Hofes. Mle, die von hier herabsprangen, erlitten schwere Verletzungen und Bein brüche. Zwei Fahrstuhlangestellte sind unerschrocken 17 Mdl mit ihrem Fahrstuhl in die Flammen der obersten Etagen hinaufgesahren und haben soviel gerettet, als möMch war. Ein BLrenidhll konnte man, wie dem „B. L.-A." berichtet wird, an einem der letzten Tage im Bärengraben in Bern beobachten. Einer der kleinen vorjährigen Mutzen hatte sich in Kletterübungen versucht und war auf einen der im Bärcngraben eiugepflanzten hohen Tannen fast bis zunr Wipfel emporgeklommen. Der starke Wind brachte den Baum zum Schwanken, und nun bekam unser junger Mutz Angst. Höher konnte er nicht, herunter chagte er sich nicht, und da hob er «in schauderhaftes Gebrüll an; denn «in Fehltritt beim Abstieg aus dieser Höhe hätte ihm auf dem harten Steinboden den sicheren Tod ge bracht. Seine Bärenkameraden sahen die Situation, klet terten einige Meter am Baume hinaus und wieder hinunter. Da wagte es die Bärenmutter- hinaufzu klettern- und es gelang ihr, ganz vorsichtig bis zu dem oben in Gefahr befindlichen Fungen zu kommen. Erst Versuchte sie, den Kleinen mit den Tatzen herunterzu holen- und als dies nicht gelang, zog sie ihn mit dem Maul herunter und brachte ihn unter lautem Jubel der Menschenmenge- die sich nach und nach angesammelt hatte, sicher aus der Gefahr, sodaß er den Rest selber hinabklettern konnte. Gleichsam als wollte sie den über mütigen Kletterer für seine Waghalsigkeit bestrafen, ver setzte sie ihm anr Boden einige Male recht dzrbe Tatzen- schläge. Die Szene war ergötzlich und hätte eine gelungene kinematographische Aufnahme gegeben. Unduldsamkeit eines katholischen Pfar rers. Dor einigen Tagen starb, wie aus Sebusein (Böh men) gemeldet wird- ein zwölfjähriges Mädchen in der zum Zirkowitzer Kirchsprengel gehörigen Gemeinde Tscher- sing. Dessen Vater- der aus Dschersing stammt, sich je doch lange Zeit in Sachsen anfhielt und auch dort eine Sächsin heiratete, Hatto die Tochter im evangelischen Glauben erziehen lassen. Das Kind sollte aus dem Zirko- witzer Friedhöfe begraben werden. In Abwesenheit des Vaters bestellte der Onkel des verstorbenen MWchens beiin Totengräber ein entsprechendes Grab, das sich an der Seite der Gräber früher verschiedener Angehöriger befinden sollte. Der Totengräber sah kein Hindernis und richtete die Grabstätte an jener Stelle her. Der Herr Pfarrer befahl jedoch- daß das Mädchen in jener Reihe ihre Ruhestätte zu bekommen habe- wv, seit Pfarrer Brunslick in Zirkowitz amtiert, alle Selbstmörder der Erde übergeben zu werden pflegen.. Der Totengräber mußte nun das schon fertige Grab wieder ausfüllen und an angewiesenem Orte ein anderes schaufeln. Dort wurde das Kind, das doch kaum noch Begriff haben konnte, was katholische und was protestantische Religion bedeutet, be erdigt. Der Friedhof in Zirkowitz ist leider kein KommU- nalfriedhof- sondern gehört zur Kirche. CK. DasKrönungskleid aus purem Golde. Einer der tüchtigsten Webermeister Englands, der viel erfahrene Thomas Wleeler, sitzt nun tagaus tagein mit einer nicht alltäglichen Arbeit beschäftigt an seinem Web stuhl: ihm liegt es ob, die goldgewebten Gewänder her zustellen, die König Georg bei der Krönung tragen wird. Eine Zeitlang war davon die Rede- daß der König den- selben goldenen Krönungsmantel tragen würde, den König Eduard seinerzeit angelegt hatte, doch König Georg hat beschlossen, einen älteren Mäntel anzulegen, der ein Meisterstück der Webekunst ist: den Krönungsmantel Georgs IV. Damit ist Thomas Wheeler die Ausgabe gestellt, die in Gewebe und Farbton zu diesem Mantel passenden übrigen Krönungsgewänder herzustellen. Der alte Brauch schreibt dem britischen König die einzelnen Kleidungsstücke genau vor, die er bei dem feierlichen Akte tragen soll. Zuerst wird, wie der „Daily Telegraph" ausführt, das Cvkobium Sindonensis angelegt; es ist aus weißem Leinen gefertigt und zeigt im Schnitt den Charakter der geistlichen Tracht. Darüber wird die Su- pertunica geworfen, dann legt der König das Pallium, den Krönungsmantel, um und schließlich die Armilla oder Stola. Das Pallium Georgs IV. zeigt auf gold glänzendem Grunde und auf brokatartigem Gewebe in reichen Farben die Rose, das Kleeblatt urü> die schottisch« Distel, die durch eine leichte grüne Nmrankung mitein ander verbunden sind. Bei dem Krönungsmantel, den König Eduard trug, tauchte zum ersten Mal auch die indische Lotosblüte unter den Symbolen aus. Damals wünschte man für den Stoff einen etwas rauhen, kräf tigen Charakter, und der Weber erreichte dies, indem er zwei außerordentlich zarte, seine und runde Fäden mit einem flachen Faden zusammenwob. Das Goldgewebe, das für das Krönungsornat König Georgs angefertigt werden muß, ist von anderer Art. Zwar werden auch hier zwei dünne Seidenfäden mit einem breiten Gold faden verwebt, aber der Stoff zeigt einen überraschen den Glanz und dabei die weiche Zartheit von Seide. Diese Schmiegsamkeit und Feinheit des Gewebes geht auf die absolute Reinheit des verwendeten Goldfadens zurück; in der Tat ist nur ein ganz minimaler Zusatz von Silber gegeben, um dem Goldfaden die nötige Zähigkeit zu ver- leihen. Für die Supertunica und die Stola sind etwa zwölf Meter dieses güldenen Stoffes notwendig, der in einer Breite von 20 Zoll gewebt wird. Ter Weber kann täglich S—10 Zoll dieses Stoffes fertigstellen. Tie Su pertunica empfängt nur wenig Ornamente, in dieser Richtung bietet die Stola größeren Spielraum. Die Stola Kalls II. war z. B. mit Blumen und Matheserkreuzen geschmückt, Jakob II. wollte keine Kreuze haben, sondern Rosen, Adler und Lilien. Königin Viktoria trug an der Stola als Symbol der Souveränität den Adler und Kreuze. Wenn König Georg sich zur Anbringung be stimmter Symbole entschließt, so werden auch sie an der Stola ihren Platz finden. Htm«, Ls»»»trtsch«f1ltche». FrühkingSkuren. Die moderne ärztliche Wissen schaft hat vieles als -ungeeignet, vielleicht sogar schäd lich. erkannt, was den Aerzten früherer Jahrhunderte als heilsam und notwendig erschien. Vor allem das Blut hat man in der Gegenwart ganz anders zu bewerten ge lernt- als es von der Vergangenheit beurteilt wurde, und die regelmäßigen starken Merlässe, welche man noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Frühjahr nicht nur auf dem Laude, sondern auch in der Stadt anweudete, um Erkrankungen des Körpers vorzubeugeu, wird heute jeder Arzt als eine schwere Benachteiligung des Körpers verwerfen. Und doch lag in jener Methode und Mode eine gewisse Berechtigung, der wir auch heute, freilich in anderer Weise- nachzukommen suchen. Die häusliche Ge fangenschaft, zu welcher der Winter in unserem Klima die Menschen verurteilt, hat mit denk sie begleitenden Mangel an Bewegung besonders bei einem gewissen Wohl leben die unbedingte Folge, daß im Blute Stoffe au- gesammelt werden und der Körper mit einem Ballast beschwert wird, welche die gesundheitliche Entwicklung stören, zu unerfreulichem Fettansatz führen und der Blut flüssigkeit nicht die für geistige Arbeit und geregelten Stoffwechsel wünschenswerte Leichtigkeit erhalten. In Er kenntnis dieser Tatsachen Pflegen darum viele Personen im Frühjahr oder Sommer 4—6 Wochen in Karlsbad, Marienbad, Kissingen ihren Körper durch eine starke Ab leitung auf den Darm gewissermaßen auszuwaschen, ohne zu bedenken, daß eine derartig« Inanspruchnahme des Darmes nicht ohne Schwächung desselben geschehen kann. Nach solcher Kur kehren sie dann, angeblich befreit von allem körperlichen Zuviel in die Heimat, vor allem in die Großstadt, zurück und verfallen hier meistens bald wieder in die frühere bewegungsarme Lebensweise, welche allein wegen der an Obst und Gemüse reicheren und an Fleisch ärmeren Nahrung in der übrigen Sommers zeit bis zum Winter eine verhältnismäßig günstigere gegenüber der an Fleisch ost überreichen Winterkost ge nannt werden kann. Es ist deshalb unbedingt richtiger möglichst schon im Winter derartigen belästigenden An sammlungen im Körper durch regelmäßige Bewegungen vorzübeugen, und es kann durch Freiübungen und Turnen immerhin zu einem gewissen Teile ersetzt werden, daß die freie Natur, daß Berge und Wald uns an den kalten unfreundlichen Monaten nur in sehr beschränktem Maße Kur Verfügung stehen. Sobald aber die Sonne wieder wärmer scheint und wir hinaus können aus den Mauern der Stadt in die Berge und die frisch grünenden Waldcr,- dann ist das die beste Frühjahrskur, daß wir zum Stabe greifen und in fröhlichem Wandern durch die schone Welt unseren Körper wieder sreiarbeiten von all dem Ueberskuß, der im Winter in ihm aufgestapelt wurde. Gewiß soll daneben auch eine verständige, hauptsächlich aus Begetabilien bestehende Diät ihn reinigen helfen; aber ebenso wertvoll für die Gesundheit bleibt doch die erfrischende Bewegung in schöner (legend, bleibt die Durch arbeitung des Körpers aus der Wanderfahrt, bleibt das natürliche Luftbad, welches trotz Bekleidung die stets be wegte Luft im Freien uns in so erfrischender und kräf tigender Weise gewährt. t^fk-. Dr.W. Schlnchlviehpretse auf dem Viehhofe zu Dresden am 27. Mürz 1911 nach amtlicher Feststellung. (Marktpreise für 50 tg in Mark.) Lirrgattunkfund Brzrichnnng. »«wicht Ochsen (Auftrieb 417 Stück): 1. s. Vollfleischige, auSgemästete höchsten Schlacht ¬ wertes bis zu 6 Jahren t>. Franzosen desgleichen 2. Junge fleischige, nicht auSgemästete — ältere auSgemästete 3. Mäßig genährte junge — gut genährte ältere 4. Gering genährte jeden Alters «alben und »ühe (Auftrieb 313 Stück): 1. Vollfleischige, auSgemästete Kalben höchsten Schlachtwertes 2. Vollfleischige, auSgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren . . . . 3. Altere auSgemästete Kühe und wenig gut ent ¬ wickelte jüngere Kühe und Kalben . . . 4. Mäßig genährte Kühe und Kalben. . . . . 5. Gering genährte Kühe und Kalben . . . . Bulle« (Austrieb 323 Stück): 1. Vollfleischige höchsten Schlachtwertes . . . . 2. Mäßig genährte jüngere und gut genährte älter« 3. Gering genährte «Slber (Auftrieb 346 Stück): 1. Feinste Mast-(Vollmilchmast) u. beste Saugkälber 2. Mittlere Mast- und gute Saugkälber . . . . 8. Geringe Saugkälber 4. Altere gering genährte (Fresser) Schafe (Austrieb 1029 Stück): 1. Mastlämmer 2. Jüngere Masthammel 8. Arlterr Masthammel 4. Mäßig genährte Hammel u. Schaf« (Merzfchafe) Vchivetnr (Auftrieb 262? Stück): 1. ». Vollfleischigr der feineren Rasten und deren Kreuzungen im Alter bi« zu 1'/. Jahr . . d. Fettschweine 2. Fleischige 8 Gering entwickelte, sowie Sauen 4 Aurlandifche M. 44-47 40-43 35-39 28-34 40-44 36-39 31-35 24-30 44- 47 39-43 34-38 57-60 53-56 45- 52 44-46 40-43 35-39 44- 45 45- 46 41-43 38-40 M. 84^; 78-83 72-77 62-70 72-77 68-71 62-66 56-60 48-55 77-80 70-76 65-69 87-90 83^6 75-82 86-83 82-85 75^0 60- 61 61- 62 58-60 55^7