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Routa», 18. Oktever 19VS, e-eedS. IS SIS. 2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rota«-u»dru« «ad A«ia- »«, Lauert »«»«erlich la «lesa. — Mrd», «chaktio» veraatwortl»«: Herman, Schmidt d, «s. Jahr, Laftschiffayrt. Leipzig. Herr Oberbürgermeister Dr. Dtttrith tetlt« in der vorgestrigen Sitzung de» Letpzige» Rate» mit, datz durch ein Komitee die Beteiligung Leipzig» mit 200000 M. an der Deutschen Luftschiffahrtr-Aktiengesellschaft in Lu»« ficht genommen fei. )l Köln. Wie nunmehr feststeht, werben die L u f t - fchtffmanöver bei Köln am 25. Oktober beginnen und etwa vier Wochen dauern. Dazu werben drei Luftschiffe hier anwesend sein: .Zeppelin 11", .Parfeval I" und da« Grabsch« Luftschiff .M. II". .Zeppelin II" ist bekanntlich schon seit längerer Zeit hier, und vor kurzem find ein Ingenieur und zwei Chauffeure au» Berlin hier ringe- troffen, um ihn instand zu setzen. Man wartet nur noch auf die Füllung de» Parsevalschen Militärluftschiffe», da» per Bahn von Berlin bereit» nach Köln abgeschickt ist, wo e» in den nächsten Lagen eintrifft. Auch zwei Kompagnien Luftschiffer treffen au» Berlin hier ei». Di« Metzer Luft schifferabteilung wird einen Offizier und einen Ingenieur entsenden. Die Manöver werden in vergleich«-, Aus bildung«- und UebungSfahrten bestehen. G» ist nicht aus geschlossen, daß der Zeppelin- und der Groß-Ballon nach Schluß der Manöver Köln verlassen und nach Metz über siedeln. Bork. Der deutsche Flugtechniker Grade führte gestern nachmittag auf dem Flugfeld Mar« mehrere wohl gelungene Flüge au«, deren erster die Bedingungen für den in Johannisthal auSzutragenden Lanz-PreiS erfüllte; der längste Flug dauerte annähernd sieben Minuten und führte Grade bis zur Höhe von etwa 40 Metern. Be merkenswert war der außerordentlich leichte Start, der bei allen vier Flügen nach einem Anlauf von 80 bi» 100 Metern gelang. Da» Publikum bereitete dem Flieger freundliche Kundgebungen. )( Wien. Bei dem gestrigen Aufstiege des Ballon» der Gebrüder Renner stürzte, nachdem der Ballon eine zeitlang glücklich manövertert hatte, einer der beiden Brüder herab, da der Ballon sich zu tief gesenkt hatte und an »inen Schuppen anstteß. Der Gestürzt« blieb unverletzt. Infolge mangelnder Steuerung wurde der Ballon mit dem zweiten Insassen vom Winde abgetrieben, landete jedoch ohne wetteren Unfall in der Nähe von Wien. Budapest. Der Monoplan de« Aviatiker» BlSrtot, der heute hier aufstetgten wollte, wurde von dem Grafen Michail Karolyi für 25000 Kronen angekauft. Aus aller Welt. Hamburg: Ein Großseuer hat Sonnabend' morgen in Schmalstede, Meis Bortersholm, die Häuser von zehn Hüfnern vernichtet mit sämtlichem Inventar, Geräten und der ganzen Ernte. Ter Sturm entfachte das Feuer noch mehr.- das von einem Gebäude zum andern über sprang. Tie Feuerwehren der ganzen Umgegend waren wegen Wassermangels nahezu machtlos. Ter Schaden be trägt fast eine halbe Million Mark. Tie Ursache des Brandes sind vermutlich aus einer Tampfdreschmaschine entflogene Funken. — Messina: Sonnabend abend nach 7 Uhr wurden hier vier starke Erdstöße verspürt, welche Lroßo Erregung unter der Bevölkerung hervor riefen. — London: Seit Donnerstag wütet ein heftiger Regensturm auf dem Meere und über England, der aller lei Unglückssälle verursacht halt. Es werden zahlreiche Schiffsunfälle berichtet. So mußte der deutsche Schuner „Nordstern", der mit Kohlen besaden war, an der Küste von Fiseneß von der Mannschaft verlassen und den Wellen preisgegeben werden. Die Schiffbrüchigen wurden von einem Dampfer ausgenommen und nach Crail gebracht. Ter „Nordstern" strandete später und scheint gänzlich verloren zu sein. — Doncaster: Bei einem Probeflug ist CodhS Aeroplan schwer beschädigt und Cody selbst leicht verletzt worden. — Budapest: Sensation erregt die gestern nachmittag durch einen unbekannten Täter erfolgte Ermordung des Privatiers Adolf Szileßy. Es liegt Lustmord vor. — Wien: Zwischen aus einer Ver sammlung heimkehrenden Sozialdemokraten und Deutsch- Nationalen, die für ocn deutschen Charakter Wiens demonstrierten, kam es gestern auf der Ringstraße zu Zusammenstößen, bei denen sechs Personen leicht ver letzt und sechzehn verhaftet wurden. Nie ß» «ie Am M Ach sch«. Seit langem beschäftigt die Naturgeschichte die Frage, ob die Tiere einen besonderen Sinn haben, der sie be fähigt, ihren Weg nach Hause zu siuden. Die Tütsache, daß Tiere aus weiten Entfernungen nach ihrem Aus gangspunkt zurückkehren, ist ja durch viele Beispiele erwiesen; aber das wissenschaftliche Problem liegt darin, ob der Weg, den sie zurücklegen, ihnen vorher bekamst: sein muß. Zu diesem Thema nimmt der Professor für vergleichende und experimentelle Psychologie an der Johns Hopkins-Universität, John B. Watson in einem Aufsatz von Harper's Magazine Stellung und teilt dabei überraschende Resultate mit, die er bei seinen ganz neu artigen Experimenten gewonnen hat. Unter den Tieren, denen ein besonderer Heimatssinn zugcschricben wird, zeichnen sich vor allem die Vögel aus, die in einem glücklichen Heim leben und daher ängstlich darauf be dacht sind, zu ihrem Nest, ihren Jungen, oder ihren Eiern zurückzukehren. Alle Wandervögel, wie die Wander drossel, die Wildgänse, Blaukelchen rc., müssen einen sol chen Instinkt besitzen. Doch sind bis jetzt die hauptsäch lichsten Experimente mit Br^stauben gemacht worden, die im Krieg, im Sport und in der Wissenschaft viel fach Verwendung gefunden habcV Ein anderer Vogel, der einen solch ausgeprägten Hcdeiatinstinkt besitzt, ist der große Fregattvogel, der Wahrscheinlich von gewissen ozeanischen Stämmen Jahrhunderte lang zum lieber- bringen von Botschaften benutzt wurde. Dieser sehr starke und hoch fliegende Vogel, der zudem Tage lang ohne Nahrung bleibe»-: kann, ist fähig, die weitesten Strecken über den Ozean zurückzulcgen. Bei den Säuge tiere» gibt cs einige 'gutbeglaubigte Fälle, in denen Hunde und Kühen aus Entfernungen von 3—50 englischen Meilen nach Hause zurückgckehrt sind. Der große fran- Wollene Decken, Regendecken u. Regendeckenschmiere empfiehlt ÜMW IlM, »MD. js. liiMm! Umlleum! Mtzstzürßs! Auch gebe ich einen Posten Linos lrnm, Tapete«, Wachstuchreste zu spottbilligen Preisen ab. L. Lvkukv, Livsa, * »suptzstzi»«»« Itzn. 41. Iweiweisse sisben -dlaegarine-dtarlcen smck unstreitig äie als Lrsstr kür Reinste M dlaturdatter sied bei den Nausfrauen amer sprictiErtllcben Leliedtkeit erfreuenden Vem citzn ösnSr'-sek«» sanken Vliello ii. Oever Ztolr lbremAukkSirbarakke^riWSN köstlichen Qescbmaoli unditwkeineskroma VciiihesterblÄkereikuttsrnicdt ruunterscbeiden sind ' LrdSItlicb lN allen besrsk'ett-Kolonsalwsren--6esct>Skten. i Ms- u. ZA'NL.-'!^ Fabrikpreisen bei Ernst Mittag. ' jlsmröl, nicht explodierbares Petro leum, laut Attesten erster Autoritäten da» heroor- — ragendste Leuchtöl, amtlich »» und assekuranzseitig em- pfohlen. Name gesetzlich geschützt. Liefert echt nur allein: M. Damm Rachf., Anker- Drogerie, Rudolf Benndorf, ' I. T. Mitschke Nachf. »» In Strehla Earl Müller Dornenwege. 2s Roman von C. Dressel. „Die Liebe steht ihm höher," flammte Marlon auf. Wir haben uns lieb, das darfst Du nicht vergessen. Wir denken mehr an unser Herzensglück als ." Erschrocken hielt sic inne. Da hatte die Erregung sie zu einer Unbesonnenheit fortgerissen. Der Vater vertrug ja nie eine Widerrede. Ganz bereit, ihren Fehler gut zu machen sah sie ihn schüchtern an. Aber anstatt gereizt aufzufahren, lächelte er sogar: „Das will ich hoffen. Ich bin gewiß der letzte, der Liebe in dem Ehebunde die zweite Stelle anzuweisen. Aber Hand in Hand mit der Vorsicht sollte sie gehe». Nicht nur an uns, an das Glück der Gegenwart sollen wir denken, sondern auch an die, welche nach uns kommen." Er seufzte leise und blickte der Tochter mit einem kleinen verlegenen Lächeln in das er wartungsvolle Gesicht. „Ich selber habe da vielleicht manches versehen, um so mehr schätze ich die Ueberlegung an Westerot." „Du bist mein guter Papa, aber Du mußt nicht sagen, Günter sei vornehmlich Verstandesmensch." „So stark drückte ich mich auch gar nicht aus. Dem widerspräche schon seine Werbung um ein von Haus aus mittelloses Mädchen. Er würde sich hingegen nie zu einer Unbesonnenheit hinreißen lassen, und diese Kaltblütigkeit impo niert mir gerade an ihm. Sie leitet viel sicherer, als toll- Iköpfige Leidenschaft. Der Führung dieses klugen umsichtigen Mannes durfte ich Deine unerfahrene Jugend getrost anver- trauen." „Dein Vaterhaus mag Dir jeden Tag genommen werden bei meiner unsicheren Gesundheit, und deshalb habe ich nun alles.getan. Eure Verbindung zu beschleunigen. Will nun Tante Dina 'ein übriges tun, laß Dir's gerne gefallen, kleine Marion. Wer stände ihr denn auch naher, als Eber hard And Du?" „Sie hat doch noch ander« Verwandt«, Pava." Er zuckte die Achseln. „Seitenlinie, die selber begütert ist. Sie macht sich auch gar nichts aus de» andern." „Na, ich weiß nicht, Papa. Bella zum Beispiel ist oft M Besuch bei ihr." ' „Es scheint Dir wahrhaftig Freude zu machen, an Deinen :guten Aussichten zu zweifeln," versetzte der Oberst, sich erregend. »Zum Kuckuck, und wenn diese Bella das lauge Jahr durch bei der Tante hauste, in ihrem Herzen ist Eberhard absoluter Alleinherrscher. Sie hat ja an dem Jungen völlig ihren Narren gefressen, so zu sagen, und ich habe mit eigenen Ohren zehört, daß er ihr Erbe sein würde. Seinetwillen wird ie auch Dich berücksichtigen. Also Glück auf, Frau Ober- mrgermeisterin," schloß er in heiterer Zuversicht. Marion drückte dankbar seine hingehaltene Hand. Dabei aber zog ein versonnenes Lächeln über ihr.junges Gesicht. Was der Vater von Günter gesagt, mochte richtig sein und schätzbar, sie aber liebte anderes an ihrem Schatz: den warmen Klang seiner Stimme, seine leuchtenden, zärtlichen Augen, die ritterliche Liebenswürdigkeit seines Wesens. Kenntnisse, ehr geiziges Streben nach einem hohen Ziel, geziemte sicher dem Mann, dennoch hatte sich ihr die Frage: was kann, was ist Günter, kaum aufgeworfen. Sie liebte ihn wie das Sonnen licht, dem die entfallende Knospe sich naturgemäß zuwendet, wie eine Lebensnotwendigkeit, die ungeahnte Kräfte in ihr zeigte. Während sie noch dem Glück dieser instinktiven jungen Liebe nachträumte, das ihr viel mehr galt als die künftige Lebensposition, stürmte der junge Leutnant Eberhard ins Zimmer. „Pardon, da störe ich wohl eine Gerichtsverhandlung; hast Du auch mal was angestiftet. Du weise Törin?" Dem Vater mit lustig zwinkernden Augen zumckend, richtete er Marions Köpfchen am Kinn empor und sah ihr dann be troffen in das verklärte Gesicht. Ja, wie siehst Du denn aus, war etwa das Glück bei Dir? Was hat's denn gebracht?" „Papa wird's Dir sagen, und dann bitte ich mir eine ehrfurchtsvollere Behandlung aus. Du Schlingel." „Freilich, Deiner Schwester Hochzeit steht vor der Tür und damit wird sie, als Frau Oberbürgermeisterin, Respekts person," sagte der Oberst launig. „Wirklich? Haben sich Eure Aussichten so schnell geklärt. Wer doch auch schon so weit wäre." Marron lachte. „Sei erst ein Mann, wie Günter." „Wenigstens Oberleutnant", meinte Oberst Nardeck sich erhebend. Dem schlank aufgeschossenen Sohne die Hand auf die Schultern legend, fügte er hinzu: „Hast wirklich noch keine Eile, ich selber habe erst als Rittmeister gefreit." „Weiß ich von Tante Dina, des Beispiels halber erzählte sie's aber nicht, glaub' ich." Sein Vater lachte dazu mit einer seinen Ironie, die doch nicht ganz ohne Verlegenheit war. Ahnte er doch, daß dies lange Zögern in Cousine Dina dereinst Hoffnungen er regt, deren Erfüllung ihm ganz fern gelegen, wenngleich ihn ihre lebenslange treu gesinnte Anhänglichkeit, sie hatte schon als Backfisch viel von ihm gehalten, gewissermaßen rührte. Aber er hatte sich nun mal als blutjunger Leutnant während des letzten französischen Krieges in eine junge graziöse Französin verliebt. Eine ganz aussichtslose Neigung, die dennoch so stark gewesen, um ihn Jahre hindurch gegen jeden Frauenreiz zu feien. Viel später, als Eberhardine v. Mollentin bereits in mittleren Jahren stand, war es einer jungen anmutigen Deut schen vorbehalten gewesen, ihn ernstlich zu fesseln und zum glücklichsten Gatten zu machen. Dina hatte sich mit seiner ergebenen Freundschaft begnügen müssen und ihn auch nie eine etwaige Enttäuschung empfinden lassen, sondern allezeit in nahem verwandtschaftlichen Verkehre mit ihm und seiner schönen jungen Frau gestanden. Die schwärmerischen Jugend gefühle aber schien sie auf seinen Sohn, den mail rücksichtsvoll nach ihr benannt, übertragen zu haben, denn von Geburt an wurde er geradezu von ihr vergöttert. Bei der später ge borenen Tochter war man weniger vorsichtig in der Namens wahl gewesen. Die Kleine wurde Marion getauft. Fräulein v. Mollentin aber hatte weder den hübschen Namen, noch seine liebliche Trägerin je recht leiden können. Oberst Nardeck glaubte diese seltsame Abneigung nicht mit Unrecht auf einen Rest früherer Eifersucht zurückführen zu müssen, denn seine junge Fähn richsliebe hatte in der Tat Marion geheißen und Dina mochte, Gott weiß wie, hiervon Kunde bekommen haben. Er schüttelte zwar den Kopf über Dinas Verdrehtheit, mußte aber ein sehen, daß er mit dieser unschuldigen Namensreminiszenz einen Fehler begangen und konnte nur hoffen, daß der be vorzugte Eberhard dereinst wett machen werde, was die Laune der Tante seinem Töchterchen entzog. „Sähest Du Günter heute schon?" fragte er jetzt den Sohn. „Wir trafen uns bei Bauer, er wird gleich kommen. Ich eilte voraus, um Marion zu benachrüb..geii, daß wir uns heut abend, Westerot natürlich auch, bei der gnädigen Tante einzufinden haben." „Das konnte sie mich recht gut gestern wissen lassen, nun hab' ich was anders vor," versetzte Marion unmutig. „Gestern? Ja, da hatte sie eben noch nicht die edle Ab-