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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192212151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-15
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1922
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llfl sm Vtttaftt znm Riekeer T«ee»s«tt. Freitag, IS. Lezember 19?S, abends. 7L. Jahr«. >W«I^WWWrWW«S«WMW»M»»ESI^«SSSSSSSSSSSSSSSS^SSSSS-SS^SSSSSSSSS»SSSSSSSSSS«SSSS^^^^L-H Die Finanzresorm der Gemeinden. Dnrck da» LandrSstenerakletz soll »ndllch den Gemeinden Rettung vor dem drohenden FInanzzusammrnbruch gebrockt werden. Kn »einer Krag» herrsch» beut« wobl in Deutschland so weitaevende MrlniinaSuberrtnstlmmunki wie darüber, daß di, kommunale Selbstverwaltung unter dem beuttaen System der, Tteuerverteiluna nicht mebr writererittieren kann. Gewiß ist r« verständlich, daß nach der -roßen all« gemeinen deutschen Katastrophe. die dem Abschluß de« Frieden« von Versailles folat» und solaen mußt», da« Reich ,»nächst einmal kür sich selbst sorgte nnd alle nur trgendwt« erreichbaren «roßen Einnahmequellen an sich »og. Aber wenn »« da« tat, mußte e« auch dafür Sora« tragen, daß «in genügender Teil de« Steuerautkommen« den Gemeinden überlassen würde, damit diese wenigsten« notdttrstig ihr Dasein fristen konnte». Daß da« nicht grschab, war einer der großen Fehler der Reicksfinanzreform, die sich nun einmal, ob mit Reckt oder mit Unrecht, an den Namen Er»b»rger« knüpft. Man nahm für da« Reich, wa« man erfassen könnt, und überließ dl« Gemeinden ihrer Pein nnd ibren Schulden. Der völlige Zerkall, dem infolgedessen die Finamen der deutschen Gemeinden entgeaegengehen mußte», bat auch dort »u einer Scknldenwirtichast gesührt, die den Kredit nicht nnr der Gemeinden, sondern auch den de« Reiche«, da« «s soweit bat kommen lassen, in verhängnis voller Weis« untergraben muß. Einer der bekanntesten deutschen Kommunalpolitiker, der Zittauer Oberbürgermeister Dr. Külz, bat den ungedeckten Fehlbetrag in den Haus halten der dentscken Gemeinden ans »weibundertoier»ig Milliarden Mark geschäht. Wahrscheinlich bleibt diese Zahl rber nickt «nerbeblich hinter der Wirklichkeit zurück. Wenn die Netchsregiernng sich jetzt endlich entschlossen bat, durch Einbringung de« Landesstenergeletzentwurf« eine Neuverteilung der Steuern »wischen Reick, Ländern und Gemeinden vorzunebmen, so tat sie damit nur etwa«, wa« lick nickt länger aufschieben ließ, wenn nickt die deutschen Gemeindeverwaltungen mit sehenden Auge» dem Bankerott «ntaegengetrikbrn werden sollten. Was die Regierung». Vorlage an Reformen vorkckliigt, bedeutet keineswegs eine Neuordnung, keine Wiedergutmachung der Sünden der Neich«finan»aesetzgebung. Den Gemeinden wird nickt etwa die ihnen genommene Finanz« und Steuerhoheit zurück- geaeben. sondern »S wird ihnen nnr «in höherer Anteil au dem ReickSstrueraufkommen als bisher gewährt. Von der grundlegenden aller direkten Stenern, der Reickseinkommrn- steuer, sollen statt bisher zwei Drittel, in Zukunft drei Viertel den Ländern nnd Gemeinden überwiesen werden. Das bringt sttr die letzteren keineswegs einen Ersatz lür das ihnen genommene Reckt, selbständig Zuschläge entspreckend ihrem Bedarf auf die staatliche Einkommensteuer zu erheben. Starker fällt die Erhöhung des Anteils der Gemeinden an der Umsatzsteuer ans zwanzig Prozent ins Gewicht, denn die Umsatzsteuer bringt bet der rohen Form ihrer Erhebung und der schnellen Anpassung der Steuerauskommen an di« Geldentwertung recht große Erträge. Aber die Erhöhung des Anteils der Gemeinden soll nur unter der Bedingung erfolgen, daß die Umsatzsteuer aus »weieinbalb Prozent des Umsatzes heraufgesetzt wird. Hier- gegen sprechen gerade bet dieser Steuer gewichtige volks wirtschaftliche Bedenken, an denen der Reichstag nicht leich« ten Herzen» wird vorÜbrrgehen dürfen. Endlich soll den Gemeinden für den Mehraufwand au Besoldnngszuschüflen, der ihnen seit dem 30. September 1921 erwachsen ist, durch das Reich zu drei Vierteilen Ersatz geleistet werde». Darüber hinaus wird den Gemeinden vom Reick zugesichert, daß ihnen keine neuen Ausgaben mehr übertrage» werden tollen, aus denen ihnen Mehrausgaben erwachsen, ohne daß ihnen die erforderlichen Mittel vom Reich zur Ver fügung gestellt werden. Hier handelt e« sich zweifellos um ein durchaus gesunde« Prinzip, das geeignet ist, da« gegenseitige Verhältnis zwischen Reich, Ländern und Gemeinden auf rin« gesundere Grundlage zu stellen. Nirgends dürfen neue Ausgaben be schlossen werden, die den andern belaste» oder verpflichten, wenn nicht gleichzeitig für Deckung Sorge getragen wird. Man wird von den Gemeinden, nachdem das Reich ibren notdürftigsten Geldbedarf einigermaßen fichergestellt hat, sogar noch mehr verlangen dürfen: Auch sie solle» keinerlei Ausgaben mehr beschließen, ohne gleichzeitig für die Deckung Sorge zu tragen, auch wenn dabei da« Reick oder die Lander nicht in Mitleidensckast gezogen werden. Wenn das Reich «ine Finanzresorm der Gemeinden durch Er höhung der Einnahmen derselben durchführen soll, so muß «S sich auch Sicherheit dafür schaffen, daß nun nickt durch leichtsinnige AnSgabenwirtschaft in den Gemeinden die Er folge der Finanzresorm wieder in Frage gestellt werden. Wenn das Reich die Gemeinden finanziert, so muß e« diese auch zu sparsamster Wirtschaft verpflichten. Vorl. Rrichswirtschastsrat. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Dr. lng. Sorge (Vorsitzender de« ReichSverbandr« der deutsche» Industrie folgende Erklärung ab: Ich ergreise die Gelegenheit, hier im Plenum des ReichSwirtickaftSratS gegenüber wirren Zeitungsnachrichten über die Stellung der Industrie zur Regierung, die durch di« Blätter geben und meines Erachtens mit ihrem zum Teil sich widersprechenden Inhalt nur nachteilig auf In- und Ausland wirken können, festzustrllen, was diesen Gerüchten an Tatsachen zugrunde liegt. Die Nachricht über einen von mir nackgesuckten resp. autzgesührten Besuch beim Reichskanzler ist unrichtig. Ebenso sind die Einzelheiten einer angeblichen Unter- Haltung, die gelegentlich dieses BesuckrS stattgesunden haben soll, nicht oder wenigsten« nur zum geringen Teil zutreffend. Eine Unterhaltung zwischen dem Reichskanzler und mir hat gelegentlich der ersten Plenarsitzung des Reichswirtschaftsrats vorgestern hier stattgesunden. In ihr wurde auch die bekannt« erste Notiz der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" angeschnitten. Ich erklärte, daß der Rricksverband der Deutschen Industrie dieser Notiz voll kommen sernftebe. Ich fügt« weiter hinzu, daß der Reicks verband es für seine Pflicht halte, di« Regierung in der jetzigen schwierigen Lag« Deutschland« zu «uterftützenr di« Industrie sei auch bereit, an jeder Löfuug, di« «ine dguernde Gesundung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschland« verspricht, mttznwirken. Ich halte mich für verpflichtet, dies« Erklärung hier abzugeben, weil ich Gerücht«, welch« «in« Dissonanz zwischen Regierung und Industrie konstruieren wollen, nicht nur für verderblich, sondern geradezu für rin Verbrechen am Vaterland halte. (Sehr richtig, bravo, sehr gut!) Da« Hau« wendet sich sodann der Einzrlberatung der GesetzeMlvkrfe Ster ArtettSzett M. Fast zu jedem einzelnen Paragraphen liegen «bände- rnngsanträge vor, welche länger« Ansprache Hervorrufen. Beim 8 4 wird auf Arbeitgeberamrag ausdrücklich fest gelegt, daß da« Gesetz keine Auweudnug auf amtliche Arbeit-,wrtge und Nebenberuf« der Land- und Forstwirt« schäft findet. 8 b bestimmt, daß die Arbeitszeit «»«schließlich der vausen 8 Stunden nicht überschreiten darf.« «twata« Arbrivt- Erklärungen Bonar Laws. ausfälle an einzelnen Werktagen oder Tagen vor Festtagen können durch entsprechende Verlängerung an anderen Tagen ausgeglichen werden. Jedoch darf die Gesamtzahl der Stunden nnr 48 wöchentlich betragen. — Die Arbeitgeber gaben dem 8 5 eine vollkommen neue Fassung, in der st« fordern, daft die bloste ArdeitSberettschaft nickt al- Arbeit-zeit gilt und daß außerdem Lehrlinge zu Bor- bereitungS- und Ausräumnugsarbeiten täglich bi- zu einer Stunde berangezogen werden können. Trotz des heftigsten Widerstandes der Arbeitnehmer in dieser Frage wird dem Anträge der Arbeitgeber auf Nickt- einberecknung der ArbeitSbereitschakt in die Arbeitszeit mit 102 gegen 100 Stimmen »»gestimmt. Die Mrhrbeschäf- tigung der Lehrlinge wird mit 103 gegen 97 Stimmen ebenfalls beschlossen. Damit sind dir grundlegenden Paragraphen im Sinn« der Arbeitgeber beschlossen. Nach Erledig»»» einer Reihe weiterer Paragraphen vertagte sich das Haus auf Freitag vormittag 11'/, Uhr. Schluß nach 5 Uhr. E«ßlK«d» Haltu«« t« der Rktzsr«tlon-lrxe. Fm englischen Unterhaus« erklärte Bonar La« bet der Debatte über die ReparatiouSsrage, alle seine Jnsorinattonen gingen dahin, baß Deutschland eine« Zusammenbruch sehr nahe sei. Großbritannien könne keiner Aktion gleichgültig zusehen, die wahrscheinlich zur Folge haben würde, daß keine Reparation«« geleistet werden, und die e» schwieriger, wenn nicht unmöglich machen würde, sie zu erhalten. Er hoff«, daß die britische und die französische Regierung die Zeit zu einem Meinungsaustausch benutzen würden, um einen ge meinsamen Weg zur Behandlung der Frage zu finden. Bonar Law beantwortete eine Reihe von Fragen, die sich auf die Art der Ikontrolle als Grundbedingung für ein Moratorium a« Deutschland, di« Haltung Englands gegen über einem etwaigen selbständigen Borgrhen Frankreichs und die Stellung der Reparaticnsfrage zur Frage der inter, alliierte« Schulden bezogen. Er sagt«, er teile nicht die französische Ansicht, die furchtbare Inflation in Deutschland sei vorsätzlich. Nach britischer Auflassung müsse man nach der besten Methode fragen, um aus Deutschland den Betrag herauSzuholen, den es bezahlen solle. Wenn Deutschland sich je wieder erhole, werde eS ihm leichter sein, die Ent schädigung zu zahlen, als e» Großbritannien sein würde, seine Schuld an Amerika zu begleichen. Die Vernichtung deS Mittelstandes in Deutschland sei ein furchtbares Unglück: aber wenn Deutschland sich wieder erhole, werde eS frei sein von der furchtbaren Last der inner» Schuld, wt« sie auf Großbritannien laste. Die einzige Ausgabe sollte die Er wägung sein, wie man eine legitime Schuldsorderung in befriedigender Weise einziehen und gleichzeitig der übrigen Welt und Deutschland möglichst wenig schaden könne. ES bestehe fast keine Hoffnung auf Lösung der furchtbaren Schwierigkeiten Europas, wenn nicht Großbritannien und Frankreich gemeinsam handeln. Im weitern Verlause seiner Erklärungen im Unterhaus« bezeichnete Bonar Law es als tragisch, daß eS zweifellos ohne Stabilisierung der Mark keine Besserung für Deutschland geben kann, daß aber nach Ansicht aller Sachverständigen der Versuch einer Stabili sierung den Zusammenbruch der Industrie herbeisühren werbe. Ueber das Ruhrgebiet ober andere Gegenstände, die auf der Pariser Konferenz behandelt werden könnten, könne er nichts Abschließendes sagen. Jedes Zugeständnis in der Schuldenfrage werde höchstwahrscheinlich eine end gültige Abmachung bedeuten, sodaß die ganze Frage nicht wieder angeschnitten werden würde. — Ramsay Macdonald erklärte, wenn Deutschland nicht wieder Handel treibe, werde eS keine Reparationen geben. Deutschland werde zweifellos bankerott werden, wenn es nicht sorgfältig be handelt werde. Frankreich und Großbritannien würden ihre Erwartungen über das, was sie von Deutschland zu er halten hätten, sehr wesentlich herabsetzen müssen. Lloyd George und die folgenden Redner sprachen ihre Befriedi gung über die Erklärungen Bonar Laws aus. Vor der Aussprache 1« der fravzöstschen Kammer. Bor Beendigung der gestrigen Sitzung der französische« Kammer wies der Präsident darauf hin, Latz der Tag der Beratung der über die Loudoucr Konferenz eingebrachten Interpellationen der Abgg. Daudet, Forgeot, Montet und Eachin festgesetzt werden müsse. Poincars teilte mit, er werde zu Beginn der heutigen Sitzung eine kurze Er klärung abgeben, der er jedoch nichts hinzufügen könne, -a die diplomatischen Verhandlungen im Gange feiert. Er über lasse eS also der Kammer, iüe Tagesordnung festzusetzen. Abg. Daudet verlangte für die heutige Verhandlung vor zugsweise Erörterung der neu etngrreichten Interpellationen. Ihm gegenüber stellte sich Tardieu auf den Standpunkt, daß die vor vier Wochen unterbrochene Jnterpellationsdebatte in alter Reihenfolge fortgesetzt werden müsse. Die Kammer schloß sich mit großer Mehrheit der Ansicht Tarbieus an. Die heutige Stachmittagösitzung beginnt um 3 Uhr. In der gestrigen Nachmittagssitzung -es französische« Senats erklärte Pomcars aus die Frage des Senators Gaudin de Billain, ob er zu einer möglichst baldigen Dis kussion seiner Interpellation bereit sei, er glaube nichr. -aß die öffentliche Meinung Anlaß zur Erregung habe, wie der Senator behaupte. Er werde vor der Kammer, wo die Beratung früher als im Senat beginne, sich aussprechen. Aber er sei bereit dem Senator am nächsten Donnerstag zu antworten. Er weise jedoch darauf hin, daß seine Aus führungen notgedrungen ziemlich diskret auSfallen müßten in Anbetracht deS Umstandes, daß die Verhandlungen zur Zeit noch im Gange seien. Die Diskussion -er Inter pellation Gaudin d« VillainS wurde daraufhin auf Donners tag, den 21. Dezember, angesetzt. Deutscher Reichstag. wtb. Berlin, 14. Dezember. TaS Gesetz zur Regelung der in der Gewerbeordnung vorgesehene» Gekalt-grenzrn wird in dritter Lesung mit einem Antrag Gtebel (Soz.) ans Heraufsetzung der Gehalts- grenzen angenommen. Es solgt die zweite Beratung der Novelle zum Einkommensteuergesetz. Aba. Dr. Hertz (Soz.) berichtet über dir Verhandlungen nnd Beschlüsse des Ausschusses. Abg. Dr. Helsfertch lDnat.) nennt diele Bericht- erstattung «inseitig und agitatorisch. Der Anteil de» Kapital« am gesamten Volksvermögen sei erschreckend zurück- gegangen. Die KapitaiertragSstener werd« 2 Milliarden bringen, die Einkommrrlteuer 100 Milliarden Papiermark. E« sei nicht wahr, daß nur Gehalts- nnd Lohnempfänger sofort 10 Prozent Steuern abgeben müßten. Wer Einkünfte an» Hypotheken, Aktien usw. beziehe, müsse sich de» Abzug ebensogut gefallen lassen. Aehnlich liege es bet der Körper schaftssteuer. Zeigen Sie uns den Weg, die Schieber »u fassen, wir wollen ihn mitgehen. Die freien Berufe dagegen bedürfte» bei ibrer schlimmen Lage einer großen Schonung. Amerika dleitt nicht «utiitig. „Times* meldet au» Washington vom 18. Dezember. Das Weibe Hau» ließ vorgestern mitteilen, daß die ameri kanische Regierung alle» Mögliche tue, um eine befriedigende Lösung der Schwierigkeiten in Europa zustande zu bringen. Präsident Harbins wünsche daraus htnzuweisen, daß seine Negierung sich nicht ««tätig »erhalte. Er habe weiter mit- geteilt. Lab vor dem 2. Januar nächsten Jahres die nötigen diplomatischen Schritte getan sein würben, um die englische, die französisch', und die anderen beteiligten Negierungen über die Haltung Amerikas zu verständigen. Tas Weiße HauS und das Staatsdepartement wollen indessen nichts weiter acs diese allgemeine Erklärung abgeben. Sic halten die Lage für so heikel, daß die größte Zurückhaltung not wendig ist. Wie die „Newyork Times" aus Washington erfährt, stimmt Bonar Laws Wunsch, die Reparationsfrage mit etnigrr Aussicht aus eubgültige Lösung zu erledigen, mit den Ansichten der Negierung Holdings überein, welche von An fang an sich den Wilsonschen Standpunkt aneignete, daß die Reparationen auf der Grundlage der Zahlungsfähigkeit Deutschlands endgültig festgesetzt werben sollten. Aus Re- gie-ur gskreiscn verlautet, daß der Einfluß der amerika nischen Regierung auf sede ihr zulässig erscheinende Weise weiterhin in der Richtung eines Ausgleichs der Ansichten in der ReparatiouSsrage geltend gemacht werden wird. Einer Meldung der „Newyork World" aus Washington zufolge ist über den Gegenstand der Unterredung, welche Morgan am Mittwoch gelegentlich seines Besuches im Staatsdepartement hatte, keine Information zu erhalten. Angesichts der Erklärungen aber, die Morgan in Paris ab gegeben hat, findet die Vermutung Glauben, daß Amerika nach einer lvrnndlage für einen Vorschlag über eine Anleihe Deutschlands sucht, den es der Konferenz der Premier minister im Januar vorlegen will. Reuter meldet aus Washington: Das Mitglied des Re- präsrntantenhanscs Burton, der der Schuldensundierunas- kommiflion angchört, gab in einer Rede vor der Kredit vereinigung dec Hoffnung Ausdruck, daß die Drohung des Chaos' und deS Zusammenbruchs, die über der Delk hänge, sich zerstreuen möge. Für Europa liege das Heilmittel nicht in der Annullierung seiner Schulden an die Vereinigten Staaten, ivndern in der Annahme einer zweckmäßiaeren Steuerpolitik, in der Herabsetzung der militärischen Aus gaben und der Schaffung vernünftigerer und rcstcrer Be ziehungen anstelle des gegenwärtigen Mißtrauens nnd der Feindseligkeit. Burron gab der Ansicht Ausdruck, daß cs besser sei, wenn keine starren Bestimmungen über die Zins sätze und die Anleihebedingungen geschallen würden. Nach einer Meldung der Agenee Savas sagte Bnrion in reiner Rede übe: die interalliierten Schulden weiter, nach seiner Ansicht könnte es Tcutichland keineswegs erlassen werden, den höchsten seiner Leistungssähigkcir entsprechenden Re parationsbetrag zu zalilcn. Aber es >ci auch nicht wünschens wert, das deutsche Volk zur Knechtschaft zu erniedrigen oder ihm und seinen künftigen Generationen eine derart drückende Last auszuerlegen, daß eS sich ihrer nicht entledigen könne. Für die Vereinigten Staaten wären die besten Grundiäoe. um Europa zu Helsen: überall offene Türen, gemein-ame Verwaltung der internationalen Verkehrswege nnd An- ru'ung von Schiedsgerichten bei internationalen Streitig keiten. Z« Bergmanns Auskunft iu Berlin. Staatssekretär a. D. Bergmann, der voraussichtlich heute vormittag in Berlin eingetronen ist, wird alsbald nach seine: Ankunit in einer Kabinettssitzung über seine Ein drücke und Verbandlnngen in London Bericht erstatten. Von den Mitteilungen Bergmanns wird es abhängen, ob und wie weit die deutsche Regierung zu ihrem in London über reichten Reparationsplane noch neue Ergänzungsvorlchläge macken wird. Das »Berk. Tagebl." bezeichnet leine gestrige Meldung, daß der Rcichsvcrband der deutschen Industrie beabsichtige, von sich aus der Regierung positive Pläne zum Reparations problem zu unterbreiten, als unzutreflend. Die Sühucmillion überreicht. Tie Goldmillion, die Deutschland als Sühne zu bezahlen hatte, ist den verbündeten Regierungen übergeben worden. Tie Pariser Bvtikl.nstcrlonferenz nahm gestern Kenntnis von der deutschen Note über die Zwischenfälle in Passau und Ingolstadt. Die Novelle sei nur eine Anpassung der Slcncc an dir Geldentwertung, nickt aber ein Abbau der Einkommensteuer. Abg. Kabmann (Soz.): Während Löhne und Gehälter im günstigsten Falle um das Drei- bis Fnnikiindertfacke ««liegen leien, seien die Preise durchschnittlich ans das Achthnndertlacke angcwachscn. Redner fordert scharfe Bc- kämp'nna der Steuersabotage. Wenn zahlreiche Unter- nebmer zwar den Angestellten die Stenern pünktlich einbe» halten, sie aber erst mit großer Verzögerung gbliefern, so grenzt das an Betrug. JedcnsallS erscheint die Lohnsteuer ungereckt gegenüber den Selbsteinschätzern, über kurz oder lang werden fick die Lotznemvfänger weigern, de» Tteuerpackesel für die Seldftetnsckätzer zu spielen. Auf keinen Fall darf di« Einkommensteuer jetzt für die Wohl habenderen abgebaut werden. Wir beantragen die Er höhung der Werbungskosten aus 162 000 Mark und Ver doppelung der Abzüge für Mann und Frau gegenüber den Ausscknßbeschlnssen. Abg. Höner lZ.) befürwortet AbänderungSanträge, di« vom Zentrum, den Demokraten und der Volkspartei einge bracht find nnd die Besteucrungsgren»« von 10 Prozent für 1922 ans 400000 M. heraussetzen wollen. Die weite« Staffelung soll sich dementiprechend andern. Reicksstnanzminilter Dr. Hermes: Eine schematisch« Anpassung an die Geldentwertung kann nicht das Ziel unserer Steuerabänderungen sein. Vorsicht ist geboten. Wegen der Länder und Gemeinden muß der Tarif so gestaltet werden, daß an« der Einkommensteuer so viel wie möglich herausgenoinmen werden kann, was ihnen »»gute kommen könnt». Diesem Bestreben genüge die Regierungs vorlage vollkommen. Aba. HöUein (Komm.) protestiert dagegen, daß das Kapital, das bei der Ausbeutung der Arbeiterschaft über Leichen gehe, hier bestrebt sei, für sich Vorteile heran«» »»schlagen. Abg. Dr. Hertz (Soz.) wehrt fick gegen den Vorwurf der parteiische» Berichterstattung. Die AuSsübrungen de« Abg. Höner widersprächen der Ansicht der christlichen Ge werkschaften. Redner polemisiert sodann dagegen, daß di« Demokraten im Stenerausickuß den Grcmkapitaliften Fischer-Köln als Vertreter hätten. Dieser Mann könne trotz lauterster Absichten die Interessen der Arbeiter nicht recht vertreten. . Abg. Afscher-Köln (Dem.) erwidert: Wozu die Ev wSbnuna meine« Berus» und meiner Tätigkeit? Werfen
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