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Bänken bei de» Standbildern au». Rach kurzer Rast be sahen wirunSdie Siegessäule zunächst von außen. Mir Keuchw, die SiegeSkäule sei um viele» Häher al» unser Wrchturm. Hierin täuschte ich mich sehr, weil ja unser «urm in Riesa viel breiter ist und darum kürzer aussieht. kvaS MntrittSgeld betrug für einen Jungen 50 Pfg. Zit ierst führte die Treppe geradeaus, und dann mußten wir auf einer Wendeltreppe de» Aufstieg fortseben. Für solche Besucher der Säule, die schlecht Treppen steigen konnten, hatten die Erbauer Bänke auf den Treppenabsätzen an gebracht. Da niemand die Bänke besetzt hielt, setzten wir uns zum Spaße darauf. Wir wollten natürlich alle zu erst oben sein, und deshalb stürmte» wir bald weiter. Durch eine kleine Tür gelangten wir auf de» Rundgang oben am Turm. Unwillkürlich hielten wir uns an, Ge länder fest; denn cs schwindelte uns zuerst etwas, wenn wir in die Tiefe sahen. Nachdem wir uns das unendliche Häusermcer Berlins, das sich nqch allen Seiten unseren Blicken bot, angesehen hatten, schauten wir einmal in die 'Höhe. Die mächtige vergoldete Gestalt der Siegesgöttin erhob sich über uns. Noch nie hatten wir ein so großes Standbild gesehen. Uns wurde noch schwindliger; denn wir ,übten bei jedem Sckritt, den wir weiter taten, die Siegessäule stürze ein. Wir gaben uns Rätsel auf und fragten z. B: „Do liegt der Anhalter Bahnhof?" „Wo ist der Tiergarten?" „Wer sieht de» Kreuzberg?" Bei vteseur Raten vergaßen wir unsere Furcht vor dem Hinab blicken und jeder Jvngr suchte mit. Schließlich mußten wir wieder an den Abstieg denken. Der ging leichter von statten, als uranche von uns dachten. Wir gingen noch mals durch die Siegesallee und fuhren dann zurück nach Maricndors. Hier angekommcn, wurden wir von einigen iDamen und Herren des Sportvereins „Viktoria" freundlich empfangen und unseren Qnrrtierwirten zugeteilt. Es 'waren mehr Leute, die gerne einen Jungen mit zu sich inehmcii wollten, als Junge» da waren. Zuletzt kam noch eme Frau, die durchaus eine» hell blonden Jungen als Qvarticrgast haben wollte. Aber unser einziger Hellblonder, Klingner Erich, war schon fort. Da mußte die Frau eben einen dunkelblonden nehmen. sJch kam zu einem Gärtner, drei Häuser vorn Viktoria- garteu entfernt. Meine Gastgeber hießen Bolz, lieber mir wohnte Rost Fritz, unser kleiner Mittelstürmer, beim be kannten Mittelstürmer des deutschen Altmeisters „Biktoria"-- Berlin, Herrn Alfred Birlem. Ich war von der Reise Natürlich.stark ermüdet und ging deshalb schon Vz8 Uhr zu Bett. Ich schlief in einem schönen weichen Bett, fast so wie mein eigenes in Riesa. Als ich am audereu Mor gen aufwachte, stand eine Waschschüssel mit Seife schon bereit. Ich wünschte meiner Quartrermama einen Guten Morgen, wusch mich ,md zog wirb an. Am Abend vorher hatten wir verabredet, inorgens 8 Uhr im Biktoriagarten zu sein. Ich mußte eilen; denn ich tvar erst Vr» Uhr ausgestanden. Mit fünf Minuten Verspätung traf ich als 'der Lebte ein. An der Haltestelle toarteteu nur auf eine Straßenbahn. Diesmal war e» eine 98. Wir vuhre» wieder am „Feld", wie e» der Berliner kurz nennt, und am Kreuz berg vorüber. An der Vorkstrahe stiegen wir um u»w fuhren nach dem Untergrundbahnhof Knie. Von dort aus gingen wir die Bismarckstratze entlang und wunderten uns über die vielen Automobile und Motorräder, die in den Schaufenstern ausgestellt waren. In Charlottcnburg besuchten wir clucn Bekannte» unsres Lehrers, de» Konditoreibesiber Bauer am Horst weg. Hier wurden wir mit Schrippe», wie der Berliner die Brötchen nennt, ktnd Kaffee bewirtet. Ter kleine Bauer Rudi führte uns bis zu in Üntergrundbahnhof Wittenberg platz. Wir stiegen eine Treppe hinunter und kamen zuerst auf den falschen Bahnsteig. Em Mann wies uns zum Glücke noch zurecht, sonst wären wir statt zum Halle schen Tor nach dem Rcichskauzlerplatz gekommen. Schon brauste der Zug heran. Wie zwei funkelnde Augen leuch teten die Laternen des Führerwagens m das Stockdunkel der unterirdischen Gänge. Wir stiegen rasch ein: denn diese Zuge haben nur ganz kurzen Aufenthalt. Wir muß ten zweimal nmstcigen. Hinter dem Nollendorfplatz wurde aus der Untergrundbahn eine Hochbahn. Wir fuhren hoch über viele Straßen dahin und sogar durch Häuser hin- durckw Dann gings am Landwehrkanal entlang und auf diesem sahen wir viele Spreekähne. Am Halleschen Tor stiegen wir aus und fuhren mit der Straßenbahn nach den, Spielplatz der Berliner „Viktoria". Um 4 Uhr soll ten wir der 1. Schülcrmannschaft „Viktorias" entgegen treten. Gegen Vs3 Uhr langten wir im Umkleideraum an. Dort ruhten wir uns erst ein wenig aus. Da traten ans einmal Rothe und Richter, die ihre Sportkleidung geholt hatten, mit Herrn Klmguer, dem Onkel unsres Mittel läufers, in das Zimmer. Dieser tvar uns von Riesa aus. uachgesahreu und wollte uns durch seinen Besuch über raschen. Wir hatte» natürlich große Freude, und das Erzählen über unsre bisherigen „Erlebnisse" wollte fast lein Ende nehmen. Als alle mit dem Umkleiden fertig waren, gingen wir -Vc4 Uhr zum Spielfeld. In der Aus stellung Reichest, Schubert, Leo, Rothe, Klingner. Thünun- ler, Richter, Huth, Rost, Sotsch-k, Hahnefeld stellten tmr uns den Berliner Knaben. Außerdem waren Hendel und Drößler mitgefahren. „Viktoria" hatte Anstoß und unter nahm sofort einen schönen Angriff. Zuerst sande» wir uns nicht recht zusammen. Das lag mit an dein unge wohnte» Grasplatz. Auch waren wir etwas aufgeregt. Wieder und immer wieder griff „Viktoria" an. Wir ließen uns aber nicht entmutigen, und unsre Stürmerreihe leitete bald gleichwertige Angriffe em. Ein langer Schuß Klinguers brachte unseren Sturm vor das „Viktoria"-Tor. Der linke Verteidiger „Viktorias" schoß de» Ball ins Aus. Wir bekamen einen Eckball zugesprochen. Richter Alfred schoß den Ball gut nach der Bütte, und vor dem „Piktoria"- Tvr entstand eine gefährliche Lage. Klingner nutzte diese Gelegenheit aus und schoß flach und unhaltbar in die rechte untere Ecke ein. Tor! Wir freuten uns und paßte» weiter tüchtig auf. Fortsetzung folgt. Der Aeatralvorstaud des evangelischen Vereines der Gustav Adolf- . Stiftung in Leipzig 'erläßt folgenden Aufruf: An die ganze evangelische Christenheit Deutschlands, «lebe Glaubensgenossen, Brüder und Schwestern! Lastet uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genoffen. Gal. 6, 10. Auf zur Hilfe für die IV, Millionen Volks- und Glaubensgenosse» in Rußlandl Hörtet Ihr von dem Höllenschrecken, der über dieses Land gezvgen kam? Nach all de» grausigen Nöten, die erst der Krieg, dann die furchtbare rote Revolution mit sich brachte», traf jetzt ein Hnugeriahr ohnegleichen vor allem die sonst so fruchttragende» Fluren an den Ufern des Wolgastroms. Kanin die Hälfte der Aussaat ward von den verdorrten Feldern eingebracht. Nu» schreit die Not gen Himmel, schreit über die Erde, schreit i» unsere Ohren und Herzen. Mele, viele Tausend sind schon elend verhungert und ver kommen, die Kinder und die Alten zumal. Aber Hundert- tausende deutscher Evangelischer leben »och wie durch Gottes Wunder gerettet und klammern sich an die Hoffnung unserer Hilfe. ES ist tief rührend, daß nnS berichtet wird, die deutschen Kolonisten hatten das von der Sowjetregiernng gelieferte Saatkorn restlos in den Acker gebracht. Sic brachen vor Hunger über dein Pflug zusammen, wollte» aber nicht ein Körnchen der kommende» Ernte entziehen. Erschütternde Klagen dringen zu'uns. Nicht nur nach des Leibes Nahrung und Notdurft strecken jene Unglückliche» ihre Hande ans; laut erschallt auch ihr Ruf. „Wer reicht uns Gottes Wort in Bibeln «nd Andachtsschriften, daß unser Herz festbletbt, wenn Leib und Leben verdorren? Sendet uns Katechismen nnd andere UntrrrichtSbücber, damit wir «mseren Kindern im Kreuz die Kraft zeigen, die Druck und Verlag v«, Langer «. Winterlich, Nies». alle Schwachheit löst. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, auch unsere Seele leidet Hungersnot l Helft «ns, daß wir unsere Prediger und Seelsorger nickt vertieren, die uns den Kelch des Heils reichen, in dem alles Unheil zum Friede» wird. Wir furchten uns vor dem grausigen Dunkel, wenn auch daö Sonntagslicht de« Gottesdienstes in unseren Gemeinden erlischt!" Viele Hande rege» sich, die leibliche Not in Rußland zu linder». Dieser Ausruf soll die zahlreichen Sauunlnngen nicht stören, di« jetzt hiefiir vielfach veranstaltet werden. Wir wolle» jener besonderen Not durch eine besondere Hilsstat cntgeaentreten. Wir bitten Euch herzlich zunächst nm religiöse Bucker aller Art, wie sie, vielfach nickt mehr dringend gebraucht, in christlichen Häusern zu finden sind — auch alte Bibeln sind sehr erwünscht —, dann aber auch nm Geldspenden für die Erhaltung der Pastoren, Lehrer, Evangelisten, Kantoren nsm., damit sie ihren setzt doppelt nötigen Dienst ungebrochen üben könne». Wir bitten, Bücher nnd Geld entweder unmittelbar an uns (Leipzig, Weststraße 4. Postscheckkonto zu senden oder den Gnstau Adolf-Vereinen hin nnd her im Lande zur Weiter- lritnng zn übergeben. Sicher werden alle Pastoren nnd andere Vertrancnslente bereit sein, Sammeistcllcn zn er richten und die Spenden zu vermitteln. Wir haben bereits mehrere Kisten Bücher und beträchtliche Geldsummen als Angeld künftiger Hilfe auf sicherem Wege nach Rußland gesandt und sind in der Lage, auch künftig die uns nnvcr» trauten Gabe» zuverlässig in die Hände unserer Glaubens genosse» gelange» z» lasten. Alle christlichen Blätter bitte» wir nm Nachdruck dieses Ausrufs, alle, die das Wort ver- I kündigen, nm Kundgebung, Erläuterung «nd Empfehlung unserer Bitte. Gaben werden in der PfarramtS- i kanzletRiesa rntgegengenommeu. - Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hkhnel. Ries«. , ErMler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage za« „Riesaer Lageblatt". Nr. S. Ries«, 4. Nebr»«r 4L. J«Hr«. Freuet euch mit de» Fröhlichen. Röm. 12, 15. Wenn der Apostel Paulus den natürlichen Menschen hätte kennzeichnen oder seinen Lesern zum Mund« reden wollen, so hätte er sagen müssen: „Beneidet die Fröhlichen"; denn das nächste Gefühl in der Menschenseele ist der Neid, wenn dem andern Glück widerfährt. Wie nm den Honig sich die Bienen sammeln, so um den Glücklichen und Fröhlichen die Neidischen. Fein schildert die Bibel, die nicht bloß fern von hoher Warte die menschlichen Dinge sieht, sonder» scharf beobachtend dem Menschen ins Herz schaut, den Kain. Er «nd sein Bruder haben ihre Opfer gebracht; Abels Opfer ist angenehm, weil besten Herz rein und fromm ist; der Neid keimt auf, die Wut flammt auf, und der Bruder liegt erschlagen am Boden. Seitdem zieht der Neid unstet und flüchtig mit dem Kainszeichen an der Stirn wie eine verheerende Pest durch alle Völker und Zeiten; er ver giftet die Herzen, er zerreißt die Bande des Hauses und der Familie, der Gemeinden und des Staates, der Völker untereinander. Am Weihnachtsabend bietet die Liebe ihre Gaben, der Neid vergleicht, er verringert die eigene, er ver schönert die fremden; Freude und Friede fliehen trauernd nns dem WeihuacbtSzimmer: der Neid hat sie vertriebe». Zwei Geschwister habe» am gleichen Elterntische gesessen, haben die gleiche Elternliebe genossen; das eine kommt in große nnd reiche Verhältnisse, das andere bleibt arm nnd gering, nnd der Neid zerreißt die Bande, die für das Leben geknüpft sein sollten. Der innere Kampf, der jetzt unser Volk durchtobt und in zwei feindliche Lager zerspaltet, hat den Neid „der besitzlosen Klaffe" zur Ursache, und der Welt krieg, an besten Lasten wir alle trage», über besten Folgen wir alle klagen, ist ans dem Neide der anderen Staaten geboren, die Deutschlands Macht, Herrlichkeit und Reichtum nicht mehr mit ansehen kannten. Da klingt das Wort des Apostels: „Freuet euch mit den Fröhlichen" tatsächlich wie die alte liebliche Weibnachtsbotschaft: „Friede auf Erden!" Hier ist zualeich der Weg zum Frieden der eigenen Seele gegeben. Neid bringt Streit nach außen und innen, aber wahrhafte Frende und selbstlose Mitfreude bedenten Friede, «nd damit Glück. Wohl dem Menschen, der Pauli Gebot nicht bloß bedenkt «nd bewundert, sondern auch beachtet und darnach trachtet eS zu erfüllen. Der ganze große Bankerott des Heidentums wird darin offenbar, daß es sogar vom Neide der Götter rede» konnte, der den Glücklichen ans diesem niedrigen Triebe heraus Unglück schickt: „Mir grauet vor der Götter Neide; des Lebens ungemischte Frende ward keinem Sterblichen zu teil!" Wie unendlich erhaben darüber ist die selbstlose Art des Evangeliums. Der Neidische ist kleinlich auch in den Auge» der Welt; der Neidlose zeigt wahrhafte Seelengröße. Dort 'st Haß, hier ist Liebe. O tausendmal gesegnet das Wort: Freuet euch mit den Fröhlichen; es ist der Weg zum wahren Glück nnd auch zum wahren Frieden! Der Apostel sagt auch nicht: „Meidet die Fröhlichen". 1l»d hierin liegt abermals ein Fingerzeig zur Seelengröße. Johannes der Täufer dielt sich von aller Fröhlichkeit fern. Er aß Heuschrecken und wilden Honig, er fastete viel, er blieb in der Wüste »nd ließ die Leute zn sich kommen, in allem der Prediger ernstester Buße. Der Herr ging bald nach seiner Taufe, d. h. nach Antritt seines Heilandsveruss ans die Hochzeit zu Kana. Das war natürlich wobt erwogen »nd hatte etwas Grundsätzliche s. Er sagt damit: ich bin kein Feind der Freude, sondern bringe, weide nnd vertiefe sie. So schenkt er sogar den Bcantlenlen eine Menge besten Weines, allerdings nickt, daß sie trunken würden, sondern daß sie einen Vorrat im Hause bätte» sür Tage der Freude, sür Höhepunkte des Lebens. So vergleicht er gerne das Evangelium, das er bringt, mit Hochzeit und Abendmahl. Ja wir misten, daß er zu Gastinählern gegangen ist, nicht bloß bei Pharisäern, sondern auch bei Zöllnern, und durch seine frine geistvolle, tiefe Rede und Des Herzens Gebot. Original Novelle von Fr. Leb ne (Nachdruck verboten? Golden lächle die Sommersonne durch das wcitgeoss- nete Fenster gerade in Dagmars Gesicht, die Ivie ein faules Kätzchen aus der Ehaiselvngne lag und ihren Gedanten nach hing. Dazu schmetterte ein Buchfink, der in dem Aborn« nnd den Zanber seiner Persönlichkeit das Mahl qewstrü bat. Luc. 18 allerding» schildert er uns eine Art »an Mählern, zu denen der Herr niemals aeganaen ist: „ES war ein reicher Mann, der kleidete sich in Vnrvur «nd köstliche Leinewand und lebte alle Lage herrlich «nd i« Freuden". Hier fehlte nicht bloß, wa« Goethe so »art in die Worte kleidet: „Saure Wochen» froh« Feste", daß das Mahl im Freundeskreise Grholuna nach emsiger Arbeit sein soll, sondern auch jeder Sinn für Edleres und Höheres; dem reichen Mann uüd seinen Brüdern war der Bauch ihr Gott, und ein Verständnis fjir Edles und Göttliche» ging ihnen ab. Dorthin paßte der Herr nicht und deshalb blieb er solchen Mähler« fern. Es ist ein feiner Unterschied zwischen Luft und Freude. Mit der Lust kann eine Gefahr für die Seele verbunden fein. Freude ist der wanne Sonnenstrahl, der das Her» stärkt; Freude ist das Manna, von dem die Seele zehrt; Lust aber gleicht dem sengenden Strahl, der das Edelste im Menschenherren tötet. „Freuet euch mit den Fröhlichen." O wer hatte nicht Freude a» spielenden Kindern. Hier gilt das Wort de» groben Erziehers: „Lastet uns den Kinder« leben". Aber es gibt doch zn Lenken, daß „Das Jahrhundert des Kindes" ein greisenhafte», vergrämtes Geschlecht antrifft und fo wenig wahrhaft Kindliches hat, weil eben die Gotteskinder fehlen «nit ihren kindlichen Herze». Wie viel törichte Eltern könne» die Zeit garnicht erwarten, ivo sie ihre Kinder an» dem Paradiese der Kindlichkeit in den Strudel der Welt reißen können. Sie handeln sündlich und schändlich an ihnen. — In Jesn Sinne ist eS, wenn wir uns an Weih nachten gegenseitig Frende machen im Kreise der Familie, im Licht des Weihnachtsbaumes, in der Kraft der Weihnachts liebe. In Jesu Sinne ist es, »neun HochzeitSlente sich an jenem Tage besonders freuen, der sie fürs Leben verbindet nnd der nicht bloß der Anfang, sondern auch der Quell reiner nnd reicher Frende sein soll. Daher soll vor allem da» Haus eine Pflegestätt« wahrer Frende sein, und arm der Mensch, der dafür keinen Sinn hat oder sie anderwärts suche» muß. O wären die Häuser nur Chriftenhänser, dann würde mehr Frende darinnen wohnen. Der Christ darf sich freuen an allem, was lieblich ist und wohllautet, an guter Musik, an wahrhafter Kunst, an edler Geselligkeit. O daß wir wieder im Hause singe» lernten, wie einst unsere Vorfahren es getan, unsere schönen Volkslieder, an denen kein Volk so reich ist wie das deutsche, die starke Kräfte enthalten, die unsere Seele »nit hohen Gütern füllen können; avke nicht jene leickten und seichten Melodien, die vom Tanzsaat stammen. Man kann sie schon von kleinen Kindern hören. Wenn ich sie von diesen vernehm«, dann ist eS mir, als ob aus rosige» Kinderlippen Kröten sprängen. Ahne» denn die Eltern nicht, wie leicht dadurch die Seelen ihrer Kinder vergiftet, nnd statt mit reiner Frende »nit gemeinem Sinne erfüllt werden? „Freuet euch «nit den Fröhliche»;" d. b. wehret der Frende nicht, sondern mehret sic. O, wie traurig, wenn in fröhlichem Kreise Menschen mit sauren Mienen sitzen. Da gilt eS Selbstzucht üben; so fordert eS «licht blotz der gute Ton, sondern auch die christliche Tugend. ES ist die Pflicht heiliger selbstloser Liebe; die höchste Frende soll aber die Freude am Herrn, am himmlischen Vater, an seinen« Evangelium, an den schönen Gottesdienste» im Hanse des Herrn sein! O, traurig die Menschen, die ander» diese Frende ans dem Herzen reißen «vollen. Da? ist wahrhaft teuflische Art und Arbeit. Hier gilt die Warnung Jen«: Ihm «väre bester, eS würde ihm ein Mühlstein an den Hals aehänget nnd er im Meere ersünict, da es am tiefste» ilt! Selig aber, wer volle Freude an seinen« Gott bat. dessen Antlitz strahlt, ivie das Gesicht Mosis, do er mit Gott geredet, nnd der vo.i seiner Freude auch andern mitteilt und znm Glauben hilft, Io ivie es dec Herr getan bat. Dann wird das Wort des Apchlel^ am schönsten erfüllt: „Freuet rnck mit de» Fröhlichen!' Versuche nnr, lieber Leser, dies Wort zu er fülle«« «nd cs wird dich nickt gercncn! G. bäum vor Dagmare- Fenster saß, unermüdlich sein locken des fröhlich.-e- Lied, daß man meinen tonnte, die licinc Brust müsse ihm zerspringen. Das junge Mädchen siiblte sich schließlich dadurch gestört; ein verdrießlicher Zug glitt über das schone Gesicht. „Kleiner Schreihals!" murmelte sie: sie hielt sich die Ohren zu, als er gar nicht aushörle und immer van neuem seine Weisen ertöne» ließ. Sie klingelte hestig. Bald darauf trat ein hübsches.