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fiknf JaHre hindurch selbständlg dos' Handwerk betrie ben haben bezw. als Direktrice oder in ähnlicher Stel lung tätig gewesen sind oder die Gesellenprüfung ab gelegt haben und danach zwei Jahre hindurch in ihrem Handwerk tätig gewesen sind. 6. Boni 1. Oktober 1018 ab wird die Gesellenprüfung nach ordnungsmäßig zu rückgelegter Lehrzeit als Voraussetzung für die Zulassung zur Meisterprüfung verlangt. 7. Die Handwerkskammern sind bereit, zu den Prüfungsausschüssen und Prüfungs kommissionen Frauen als Beisitzer heranzuziehen. 8. Für die Frauen sollen geeignete AuSbildungSkurse und Borbe- rettungSkurse für die Meisterprüfung von den Hand werkskammern veranstaltet werden. Gerbten. Nachdem durch »in russische« vankkonsortium alle Privatschulden der serbischen Hsstztere bezahlt worden sind, beabsichtigt nunmehr die «ssekuranz-Gefellschaft „Rossta" in' Petersburg, die Privatschuidrn der serbischen Ziotlbeamten zu kuoertieren mit der Garantie deS serbischen Staate».' > Frankreich. Die bet dem Baue des Panzerkreuzer« Courbet be schäftigten Arbeiter, die mit der Werftleitung wegen der Arbeitszeit in Differenzen geraten sind, versammelten sich, wie au« Lorient gemeldet wird, auf dem Verdecke de« Dreadnought«, wobei einige von ihnen ein« rote Fahne entfalteten und die Internationale onsttmmten. Der Marine- präsekt begab sich mit zwei Kompagnien Seesoldatrn und mit der Gendarmerie an Bord, worauf die Arbeiter zu fingen aufhvrten und die rot« Fahne wieder zusammen falteten. Tie durchschnitten aber die elektrischen Leitung», drähte und hüllten dadurch da« Schiff in völlige Dunkelheit. Dl« Seesoldrtrn entfernten die Aufständischen mit Gewalt vom Deck. Ueber verschiedene Zwischenfälle bet der Ankunft de« König« Peter von Serbien in Part« wird berichtet: Wie gewöhnlich bet der Ankunft von Potentaten wurde auch am Donnerstag zur Spalterbildung die gesamte Pariser Garnison aufgeboten. Al« nun da« 28. Kolonialtnfanterie «giment nach dem Bahnhof« marschierte, passierte e« auch da« sogenannt« lateinische Viertel. Dort hatten sich nun in einer Straße auf einem Neubaue milttärfeindliche Ar- beiter festgesetzt und riefen von dem Gerüste herunter den vorbeiziehenden Truppen Schimpfworts militiirfeindlichen Charakter« zu. Allein da« Publikum proiestirrte entschieden dagegen und brach in die Nuke au«: G« lebe die Armee! Hoch die Armer! Die Nus« pflanzten sich fort und riefen große Begeisterung hervor, sodaß e« schließlich zu einer enthustastische« Huldigung für di» Armee kam. Au« allen Fenstern wehten Tücher ckbd immer wieder erneuerten sich di« Hochruf« auf di« Armee. In der Avenue de voulonge versuchte ein Anarchist, den Sinzug de« König« zu stören, indem er den Ruf ausstieß: Hoch die Anarchie! Tod den Monarchen! Lr wurde von dem Publikum durchgeprügelt und dann von Polizisten festgenommen. Auf der nächsten Polizeiwache stellt« man die Person de« Anarchisten fest. Der Mann heißt Dimanche und ist Zeichner, vei dem Bahnhof« selbst ereignet« sich wieder rin Vorfall, der be- weist, daß die Disziplin in der französischen Arme, selbst bi« in die höchsten Spitzen hinauf manche« zu wünschen übrig läßt, «l« nämlich der Militärgouverneur von Part» noch einmal di« Truppenaufst«llung visitierte, da gab er seinem Generalstabkchef, dem General Säuret, Befehl, da» ISS. Infanterieregiment, da» zu wett vor dem Trottoir Aufstellung genommen hatte, um drei Schritte -urücktreten zu losten. General Säuret ließ de« Befehl dem Obersten Tordonnter, Befehlshaber de« genannten Regiment««, über mitteln, der darüber sehr ärgerlich wurde und seinen Offi zieren so laut zurief, daß man r« im weiten Umkreis« hören ließ: „Er weiß nicht mehr, wa« für Befehle er gibt!" Dann ließ er dem Generalstab-chef di« Order überreichen, welche die Aufstellung«vorschriften enthielt, worauf er sich erst bequemte, dem erhaltenen Befehle nachzukommen, in- dem er kommandierte: „Achtung! Trotz de« gegenteiligen Befehl« drei Schritte zurück! Marsch!" In diesem Augen blick erklangen Trompetensignale, die Kanonenschüsse krachten, die Truppen leisteten di« Ehrenbezeugung, denn König Peter erschien jetzt am Ausgange de» Bahnhof«» an der Seite de« Präsidenten Fallitzre». Ans alter Welt. Berlin: MS in der Baugrube de» für die An schlußbahn am Osthafen in Stralau zu errichtenden Tun- kielS mehrere Arbeiter beschäftigt waren, explodierte plötz lich eine Aetherlaqrpe. Die Flammen setzten Abfälle und Teervorräte in Brand. Während die übrigen Arbeiter sich in Sicherheit bringen konnten, mußte einer von der Feuerwehr in besinnungslosem Zustande inS Freie ge- schafft werden. Nach zweistündiger Tätigkeit gelang es, ihn mit Hilfe des Sauerstoffapparates inS Leben zurück zurufen. — Merseburg: Auf der Dorfstraße in Trit- scheu suchte der Lehrer Föhse^ seinen auf der Straße' spielenden Hund in dem Augenblick an sich zu locken, alS ein Automobil aus Merseburg in Volker Fahrt die Straße passierte. Der Lehrer wurde überfahren und erlag nach kürzer Zeit seinen Verletzungen. — Lieg- nitz: Der 9 jährige Sohn des Zahlmeisters Solyga der- schluckte beim Spielen Feucrwerksknallerbsen und starb nach wenigen Stunden an Magenvergiftung. — Essen: Bei Erweiterungsbauten einer Eisenbahnunterführung stürzten bei Ausschachtungsarbciten große Erdmassen ein, von denen fünf Arbeiter verschüttet wurden. Ein Ar beiter ist tot, zwei sind ziemlich schwer verletzt, wäh rend zwei «unverletzt geblieben sind. — Wien: Da offizielle Organ der österreichischen Regierung Die Wend post veröffentlicht folgende Mitteilung: Wir sind Inder Lage, mitzuteilen, daß Se. K. und K. Hoheit Erzherzog Ferdinand Karl vor einiger Zeit im Auslande ohne aller höchste Bewilligung eine Ehe eingegangen ist, und daß Se. K. und K- apostolische Majestät sein Bitten, auf Titel und Rang eines Erzherzogs sowie auf seine Stellung in der Arme« verzichten zu hürfen, zu genehmigen ge ruht haben. Der Verzichtende, wird fernerhin den Namen Ferdinand Burg sichren. —iMünchen: Einer der Bilder diebe, die im Lustschloß bei Schleißheim eine Anzahl Bilder gestohlen haben, ist, wie die Münchner Neuesten Nachrichten melden, in der Person des früheren Forstge hilfen Moosreine verhaftet worden. Die Bilder hatte er in einem Wäldchen bei Schleißheim versteckt. — Paris: Aus Algier wird gemeldet: An Bord des Postdampfers „Marechal Bugeaud" erhängte sich der Ingenieur der Marineartillerie Sasportes. Der Beweggrund zu dem Selbstmord ist bisher nicht bekannt, doch glaubt man, daß er auf die Tatsache zurückzuführen sei, daß vor einigen Wochen der Sohn und vor einigen Tagen ein Bruder des Ingenieurs ihrem Leben ein Ende machten. — Leon Joseph Montag, ein Deutscher von Geburt, war mehrere Jahre erster Kassierer in einem großen Hotel des Champs Clysee. Eines Tages konstatierte man' in Ak Hailsskm MM darüber, welcher Kaffee-Ersatz am Vesten ist und sie allein wird bei richtiger Prüfung von Seelig'S kandiertem Kornkaffee herausfinden, daß dieser tatsächlich unerreicht in Wohlge ¬ schmack, Aroma und Ausgiebigkeit ist. e ülzM Geschützt durch das Wort Katarrhal — Geschützt durchdie Schutz- marke Dredo — Geschützt durch die Dosen- Verpackung — ein überraschend schnell und sicher wirkendes Lin- derungSmittel bet ^Ka tarrh der Lustwege, Der- schleimungHetserkeitusw. LutÄrrd«! wird nur in gesetzlich ge- schütze» Dosen L 25 Pfg. geführt. * Nur zu haben bei Gerling L Rockstroh, Riesa, Wettinerstr. 13. Sie stand vor ihm, die Hände bittend erhoben, aber mit I finsterem, vorwurfsvollem Blick. „Und wenn ich eS tue? Was wollen Sie damit beginnen?" ' „Die Fälschung aufdecken, jene Frau zu dem Geständnis zwingen, daß sie sich zum Werkzeug eines schändlichen Be- ! trugeS gemacht hat." s Der Konsul schüttelte den Kopf. „Sie sind es, welche sich einer Täuschung hingibt, mein Kind." „Nein, nein!" „Nun wohl, nehmen wir an, eS sei so, nehmen wir selbst an, ««gelänge Ihnen, ein solches Eingeständnis zu erhol- ten, war würde Ihnen denn das nützen?" „Wenn mir da« gelänge, dann hätte ich den ersten Faden deS Netze» in der Hand, das man um meine» Bruder und um Lydia gesponnen hat. Dann könnte es mir vielleicht gelingen, sie zurückzuführen und ihn zn befreien." Die Augen deS Konsul« wurden feucht. „Kleine, liebe Enthusiastin," sagte er, „sie ruht im Rusferschen Gewölbe auf dem Marienktrchhof." „Nein, da ruht sie nicht," riet Christine eifrig. „Es ist ja möglich, daß sie nicht mehr lebt, ich fürchte eS sogar, denn sonst würde sie doch geschrieben haben, oder, da da« Ausbleiben meines Bruders ihre Pläne vereitelt hat, zurück gekommen sein, aber sie ist lebend von Lindental fortge- gangen, mein Brnder hat sie in den Eisenbahnzng steigen sehen, mit dem sie nach Kiel gefahren ist." „Lieber Fräulein, Sie sind Herrn PöplauS Schwester, Ihre Liebe, Ihr Vertrauen zu Ihrem Bruder ehr« Sie, aber Sie können nicht erwarten, daß man seiner Erzäh ung Glau- ben schenkt," sagte der Konstil und begann, ihr alle Un- Wahrscheinlichkeiten in Ludolfs Darstellung auLrinanderzu- setzen. Sie hatte wieder Platz genommen, hörte ihm geduldig zu und begleitete seine Worte mit beistimmeaden Sticke», dann sagte sie: „DaS ist alles sebr richtig und ick, habe «S mir unzählige Male so vvrgcstcllt, wie Sie es soeben getan haben. Aber Ludolf lügt nicht und noch weniger tut das meine Mutter. Deshalb steckt hinter der ganzen Geschichte noch ein Geheimnis, da« unbedingt aufgeklärt werden muß." „Und da« wollen Sie tun?" „Ja, auf die eine oder andere Weise. Darum sehen Sie Das Hcheimnis der Muten. Roman von Jenny Hirsch. 4S „Schlimmsten Falles hätte Lydia ja warten können, bis sie Ihrer nicht mehr bedurft hätte, aber Sie wissen vermutlich, loaS mich und Lydias Schwager zum Eiugreifen veranlaßt )at, ich möchte mit Ihnen nicht gern darüber sprechen, mein itebeS Fräulein." „Doch, sprechen wir darüber," entgegnete Christine einfach, «der mit großer Bestimmtheit. „Mein Bruder beteuert, er sei ta« Opfer einer Intrige geworden." „Sie werden mir nicht zutrauen, daß ich mich einer solchen Ichuldig gemacht haben könnte," entgegnete der Konsul. „Nein, nein," versicherte Christine mit großer Wärme, „auch Sie sind getäuscht worden." „Durch weu?" wollte der Konsul fragen, aber eine Scheu, die er sich nicht genau erklären konnte oder mochte, hielt ihn ab, das Wort auszusprechen. Statt dessen sagte er: „Das ist nicht möglich. Lydia, die gewiß kein bestochener Zeuge war. hat Ihres Bruders Handschrift in jenen Briefen erkannt." „Die Eifersucht ist immer ein bestochener Zeuge," erwi derte Christine und sie sah wunderhübsch aus, als der neun zehnjährige Wund diesen Spruch der Weisheit von sich gab. „Zugestandcn," lächelte der Konsul, „ich habe aber die Adressatin der Briefe selbst gesprochen und aus ihrem Munde alle Einzelheiten vernommen, deren Wiederholung Sie mir «lasten werden." „Ich will sievonihrselbsterfragen/wardiegelasteneAntwort. „Was wollen Sie tun?" „Wie Sie mich hier sehen, bin ich im Begriffe, nach Berlin zu reisen und jene Frau aufznsuchen, aber ich kenne nicht ihren Namen, nicht ihre Wohnung. Ein Brief ist nicht mehr vorhanden, der vielleicht Aufschluß geben könnte, denn Lydia hat sie alle verbrannt. Sie sind der einzige, von dem Ich AnSkunst erwarten darf, deshalb komme ich zu Ihnen." „Sie vergessen Ihren Bruder," versetzte der Konsul, aber « bereute beinahe diese- Wort, als sie mit bleichen Wangen und zitternden Lippen rief: „Er kennt sie nicht, da» hat er mir bet dem Andenken unsere» Vaters geschworen. Nennen Sie mir also den Namen." Rot- M Wtitzloeillt in großer Auswahl empfiehlt Rerdtnaud Schlegel. —« liillt rzsriii! Die dünnste Wassersuppe, jede schwache Boullion, ebenso Saucen, Gemüse u. Salate erhalten augen blicklich feinen, krittligen Wohlge- ? scbmockdurchZusatzeinigerTropfcn Würze. Achtung vor Nachahmungen! Montag früh von 7 Uhr an neikarUe am Bahnhof Stauchitz 1 Waggon gut sortierte Speisekartvsfcl» (Richters Imperator) Zentner 3.40 M. Plotitz b. Stauchitz. Fran; Burkhardt. VMft" Gxotzenhaiuer Luche "dA vom Stück und in Resten, sehr preiswert, empfiehlt Gruft Mittag. mich im Begriffe, nach England zu reiserr, um Lydia auf zusuchen." „Auch das wollen Sie tun?" rief der Konsul, von einem so festen Glauben tief gerührt. „Das will ich tun," erwiderte sie. „Gelingt eS mir, Lndia bis zur Schwurgerichtsverhandlung zur Stelle zu schaffen, dann bedarf es nichts weiter, dann zerfällt die Anklage in sich selbst, gelingt es aber nicht, dann muß ich noch andere Eisen inl Feuer haben." „Die Frau, welche Ludolf beschuldigt, sene Briefe ge schrieben zu haben, muh ich sprechen, und endlich muß ich entdecken, Ivie die Unglückliche im Leben hieh, deren Ueüer- reste unter dem Namen Lydia von Ruffer im Gewölbe der Familie ruhen." „Sie wollen zunächst nach Berlin?" fragte der Konsul überlegend. „Ja, von dort gehe ich nach England, ich habe ja noch vierzehn Tage Zeit." „Und wenn ich Ihnen den Namen jener Frau nun nicht neune?" „Sie werden, Sie müssen es tun," bat sie, seine beiden Hände ergreifend. „Ich habe so großes Vertrauen zu Ihnen, Sie werden es nicht täuschen, ich bitte Sie auch gar nicht noch besonders, alles, was ich Ihnen gesagt habe, geheim zu halten, Sie wissen, daß viel, sehr viel davon abhängt." Ihre Blicke trafen sich, der Name Noßmitz ward zwischen ihnen nicht ausgesprochen, und doch wußten Sie, daß sie sich vollständig verstanden hatten. Christine sah in Noßmitz den Feind, der den Untergang ihres Bruders beschlossen hatte und dem von dein völlig unter seinem Einfluß stehenden Untersuchung Srichler dabei in die Hände gearbeitet worden war. Sie hielt ihn für denjenigen, der durch seine Intrigen Zwietracht zwischen Ludolf und Lydia gesät hatte, sie erach tete auch seine Trauer um Lydia für Heuchelei, und auch den Konsul hatte Mißtrauen gegen Noßmitz erfaßt. Er hatte in seiner Seele gelesen seit dem Tage, an welchem er, nach dem sich kaum das Grab über Lydia geschlossen, schqn die Ausantivortung von deren Hinterlassenschaft verlangt hatte, und das Mißtrauen war jetzt unter Christines Reden empor- geschossen wie ein Keim, der unversehens die Bedingungen für sein Wachstum gesunden. 191.20