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3. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Verlag vonLangertvintertichinRiefa. — Für die «edaktlon verantwortlich -Art hur H«hnel in Riesa. 268. Sonnabend, 18. November 1811, abends. 64. Jahr«. Meine Erlevniffe in Tripolis, so überschreibt Herr G. v. Gottberg einen dem „Berliner Lokat-Anz." Übersandten Bericht, in dem er erzählt, was er mit eigenen Augen von dem Araber-Massaker vor Tripolis sah. Herr v. Gottberg hat am 25. Oktober, am Tag, an dem das große Blutbad begann, mit dem Korrespon denten der Westminister Gazette, Mac Cullagh, den Kampfplatz besucht. Seiner Schilderung der grausigen Vorgänge, die dort stattfanden, entnehmen wir folgendes: Jenseits des Negerdorfes beginnt das Geiv-irr der Oase, durchschnitten von hohen Lehmmauern, die alle Wege wie Felder umsäumen. Schon auf dem ersten Feld trafen wir einen Trupp von Soldaten. Hinter dem Füh rer, einem Zivilisten, dem italienischen Grafen X. aus Tripolis, schlichen sie mit schußbereiten Waffen so wie Jäger auf der Pirsch. Wachsame Augen spähten über den Mund von Revolvern oder Gewehren. Der Graf rief uns warnend zu: „Achtung, hier sind noch' Lebende ver steckt!" Die kurzen Worte bestätigten, daß er auf der Men schenjagd war. MacCullagh und ich blickten einander in die Augen. Die Situation war klar. Ter Brite lud seinen Kodak, und auch Bilder unterstützen viele unserer Angaben. Ostwärts wandernd, stießen wir abermals auf ver brannte Hütten. In Rauch und Qualm lag an den er schossenen Gefährten ihres langen Lebens geschmiegt eine Greisin mit Schußwunde in der linken Schulter. Ob die andere weinend sich in Staub und Asche wälzende Alte krank oder verwundet war, ließ sich nicht sehen. Krank war jedenfalls der Knabe, der auf seinen Magen mit Lei den Händen drückte und sich am Boden in Schmerzen trümmte. Heiß brannte die erbarmungslose Sonne des Südlandes auf die unter Leichen noch Lebenden. Wir be deckten ihre Gesichter mit Tüchern und gingen nach Wasser und Hilfe. Wehte doch kaum 100 Meter abseits in weißem Felde das rote Kreuz. Auf der sandigen Straße zum Lazarett hörten wir im Rücken Johlen, Lachen und Schreien. Ein Trupp von. Soldaten trieb arabische Män ner, Frauen und Kinder vor sich her. Nachzügler wurden mit Kolben und Füßen gestoßen. Ein Schattenbild des Krieges, aber noch keine unverzeihliche, keine Todsünde wider die heiligen Gebote ehrlichen Soldatentums. Ein junges Mädchen von 17 bis 18 Jähren blieb aus dem Schwarm zurück. Wir sahen sofort, daß sie fußkrank war. Ein Knöchel schien geschwollen. Als die Weinende und beiläufig längst Entschleierte sich in Schmer- und Verzweiflung lang aus den Boden warf, packten zwei Soldaten sie an d«n>Füßen und zogen die nun Schreiende über den Sand. Ihre Kleider rutschten über den Kopf. Das arme Wesen war nackt — zur Freude lachender Sol- baten. Das war dem Zuschauer zu viel. Ich protestierte, und die Leute faßten das Mädchen bei den Armen, aber schleiften die Kranke noch immer durch den Sand. Jetzt kam der des Italienischen mächtige Tragoman heran, und auf seinen Einspruch ließen die Soldaten das Mäd chen fällen. Es lag in der Sonne, zwanzig Schritt vom Tvr eines Lazaretts, auf heißem Sand. Es war krank und schrie najchj Wasser: „II ma, il ma!" Gleich zwischen den -'chmmauern des nächsten Hohl weges trafen wir auf zwei eben -usammenstoßende Trupps von Menschenjägern. Wunderlich war eS, daß so viele der Infanteristen Dienstrevolver trugen. Einige waren ohne Rock und Seitengewehr mit aufgekrempeltcn Hemdsärmeln. Man sah ihnen an und sie bestätigten aus meine Frage, daß sie nach der Mittagsmahlzeit als satte ausgeruhte Menschen kälten Blutes ait ihre furcht bare Blutarbeit gegangen wären. Auch schienen sie stolz auf ihr Tun. Unbefragt rühmten fie sich vor uns Frem den, zwei, drei, vier Araber erschlagen zu haben.' So blieb es während zweier Tage. Der gemeine Mann feuerte ohne jegliche Ursache auf jedes Lebewesen. Viele Europäer sind in Lebensgefahr gekommen und einige britische Untertanen verwändet oder erschossen worden. Unter den Leichen, die unsere Führer uns zeig ten, war tvieder eine Frau, aber nur ein einziger und wehrhafter Mann. Auf seine krachende Brust sprang sein roher Mörder mit beiden Füßen und lachte trium- pierend: „Ich habe ihn gefallt!" Auf dem Rückweg zur Hauptstraße hörten wir Schreien, Johlen, Heulen von einem Seitenweg zur Linken. Ein bewaffneter Mob von mehr als hundert Marodeuren verschiedener Regimenter stieß fünf gefes selte Araber vor sich her. Frenetisch! wurde das jubelnde Gebrüll des ohne Ordnung oder Führung trabenden .Haufens, Ms zwei Soldaten «einen sechsten Araberin einem der benachbarten Häuser aufstöberten nnd zu den fünf Leidensgefährten schubsten. Die fünf mögen oder mögen nicht eines Verbrechens schuldig gewesen sein. Der sechste aber war lediglich ein Araber, und das genügte dem Mob, das Todesurteil über ihn zu verhängen, ob- wvhl in dem entfesselten Schwarm auch ein — Leut nant zog- Der durch wildes Geschrei, Neugierige sogar aus dem fernen Lazarett anlockende und darum schließlich auf 200 Mann wachsende Trupp suchte nach einem freien Platz für Vollendung des Lynchgcrichts und fand ihn vor eitlem zerstörte,! HauS. Gegen die Mauer wurden zunächst ein alter Mann und ein etwa 14 jähriger Knabe geführt. Jetzt versuchte jeder Italiener, mit seiner Waffe (auch der Offizier) sich in die vorderste Reihe zu ' drängen, und ohne Kommando begann eine Füsillade von viel leicht 400 Schüssen, unter der die ersten beiden Opfer zu sammenbrachen. Tas Kind starb wie ein Mann, aber als Held der dritte Araber. Fast nackt trat der stolze bronze braune Kerl aufrecht init verschränkten Armen vor die weiße Mauer. So namenlose nnd unbeschreibliche Ver achtung spie sein Gesicht den Henkern ins Gesicht, daß ein Schrei?der Wut von ihnen ausging. Der erste Schuß zerfetzte das braune Ohr, aber der Wüstensohn schüttelte ernst nur den Kopf, als habe ihn eine Fliege gekitzelt. Unter der dann losbrechenden Füsillade siel er nicht um. Bon Kugeln ohne Zahl durchbohrt blieb der Stolze aufrecht und sank senkrecht in den Knien nieder. Den Täten erst warfen dann die Kugeln ,rm. Weiter drinnen gegen Osten bot die Oase das Bild eines Jagdgrundes, über den größere oder kleinere Trupps von Art der beschriebenen schwärmten und ohne Zögern oder Ueberlegung alles arabische Leben mit der Kugel auslöschten. Auf dem Rückweg fanden wir gegen 11 Uhr aus dem Sand vor dem Lazarett noch immer das junge Mädchen, die beiden alten Frauen und den Knaben hilflos wie zuvor. Das Tor zum Lazarett war geschlossen. Am nächsten Morgen ging ich von der großen Straße nach Bumiliana links seitwärts hinter der Kavalleriekaserne in die Oase. Ich kam nicht weit, weil der Weg zu lebensgefährlich war. Aus einem arabischen Hause trat eine jungeFrau^ in der rechten Hand die Fin ger ihres Söhnchens, in der linken einen Wasserkrug. Plötzlich zischten die völlig friedliche Straße drei Ge schosse entlang. Die Frau lag tot. Das schreiende Kind lief ins Haus zurück < Ich bekenne, daß ich vor Entsetzen fast in die Kni« gesunken wäre. Dem Schall des Feuerns nachjgehend- stieß ich auf einen Offizier: „Ihre Leute haben eben eine Mutter beim Wasserholen erschossen! Wer seine Weiseste scstonen unä istr gröüere Oebraucksäsuer sickern vill, nestme rum Wsscken nickts anäeres als Persil, äas bevräkrle, selbsttätige, unscstsälicks Wssckmittel von lViillionen ltauslrauen. — »rkaltlivk nur in Original-kastetva. Oer bringt Iknen keinen HrZer mekr! Persil vläsckt ganr von selbst! 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