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SvKÜlLl Denn waS sic in diesen bunten Heften da mit den aufregenden Bildern vorn darauf lesen, das ist zum großen Teile Gift! „Gift?" sagt Ihr, „oho! Wir haben doch selber hineingeguckt: wie's da hergeht, das ist so interessant, daß sogar uns Großen mitunter zu,nute wird, wir wis sen nicht, wie! Diese Gefahren — eine Gänsehaut wiegt man nach der andern! Dieser Mut, diese Gescheitheit, diese Gemeinheit und dann wieder: dieser Edelsinn! Aber wenn'S auch noch so oft Haarbreit am Verderben vorbei geht, schließlich wird'S doch immer gut, und das un schuldige Mädel triegt seinen Schatz, und der edle Held triumphiert, und die Tugend siegt. Na also! Gift?! Was soll es denn schaden, dieses Gift?" Gift! Dabei bleiben wir. Aber die Gifte sind ja nicht ebenso schädlich für alt wie für jung. Ihr Eltern wißt doch, daß Ihr auch wohl einmal etwas vertragen tönnt, woran Euer Kind zugrnnd gehen würde! Wir sind keine Freunde des Alkohols, aber immerhin: wieviel leich ter verträgt der Erwachsene sogar ein großes Glas Schnaps, als xin Kind! Laßt Ihr Eure Kinder Schnaps trinken? Der Lumpcnproletaricr tut das vielleicht, der Verkommene, der Gewissenlose oder auch der — Dumme, aber ganz gewiß nicht der gescheite Mann und die hell äugige Frau, die ihren Menschenwcrt fühlen und die wollen, daß ihre Kinder hcranwachsen zu gesunden und starken Menschen, zu Glücklichen, die's einmal womöglich besser haben, als ihre Eltern selbst. Gebt Ihr Euren Kindern Schnaps? Tut Ihr's nicht, so dürft Ihr sie aus ganz denselben Gründen auch keine Schundbücher lesen lassen. Oder wollt Ihr nicht, daß sie vorwärts kommen? Sollen sie das, so müssen sie damit rechnen lernen, wie's in der Welt wirklich hergeht. Will ich, mir eine Stellung im Leben verschaffen, muß ich mich aus Men schen, Tinge und Verhältnisse verstehen, wie sie sind. Wo geht's denn im Lieben zu, wie in diesen Schauer romanen mit den ergreifenden Bildern vorn? Wo sind Menschen, die nicht nur allmächtig, sondern auch all wissend sind, wie der liebe Gott? Anderseits: wo find diese eingefleischten Teufel, denen rein gar nichts einen Spaß macht, als ganz ausgesucht niederträchtig zu sein? .Hat irgendwer von Euch schon irgendwen von der Sorte Menschen kennen gelernt, die in diesen Heften die Hauptrollen spielen? Oder irgend etwas erlebt, wie cS hier geschildert wird? Oder auch nur sprechen gehört, immer hochtrabend und immer unnatürlich, Ivie es diese Puppen da tun, mit denen man Theater vormacht? In diesen Heften sieht ja das Leben aus dem Kopf und strampelt mit den Beinen! Ta sperren natürlich Eure Jungen die Augen auf, so was gefällt ihnen, denn das gibt'S ja gar nicht. Was schadet das, sagt Ihr, das Märchen gibt's auch nicht. Aber erstens mal: was ein schönes Märchen zeigt, ist eben schön — häßliche Mär chen brauchen wir auch nicht, lind zweitens: Märchen spielen und träumen wohl, aber sie lügen nicht. Der Märchenschcin, der verweht beim Aelterwcrden von selber, Luns UNIÜ VVSiIsH »vie ein Morgennebel beim wachsenden Tage sich von Wiesen und Wald zieht. Aber die Schundbücher lügen, denn sie tun, als wenn sich'S um die jüngste Vergangen heit oder gar um die Gegenwart handelte, kürz, als wenn cs so in der Wirklichkeit hcrgehen könnte. Euer Knabe soll dieses Zeug sür möglich hakten. Und tut's, weil er das wahre Leben noch nicht kennt. Armer Junge du, der mit so aufgeblasenen Phantastereien im Kopfe dann im Leben vorwärts soll — du mußt schon Glück haben, wenn du dich nur mit heilen Gliedern im Kampf ums Dasein einigermaßen lebendig hältst. Borivärts kommen kannst du mit so verdorbenem Kopfe nimmer und nie. ! Sollen wir vorwärts, müssen wir gesund sein. Unsre Jungen müssen sich nicht nur nach und nach darüber klar iverdcn, was im Leben möglich ist und unmöglich ist, sie müssen auch Kraft haben, Tüchtiges zu tun. Wer sich mit Nick Carter und Sherlock Holmes oder ihres- gleichen den Kopf schwindlig zu machen lernt, der rui niert sich aber so nebenbei auch die Nerven. Die Er holung ist zum Äraftsammeln nötig, deshalb muß in ihr Ruhe sein. Diese Schundliteratur aber raubt die Ruhe, denn sie „spannt" fortwährend und hetzt dadurch den Geist von Aufregung zu Aufregung. Mitunter kommt's bis zum Uebcrschnappen — wie bei dem Jungen in Hannover, der all seine Holzpapicr-Hcrrlich- kcitcn dieser Art nut einer Girlande zusammenband... nnd sich dann erschoß. Mitunter kommt'L zum Ver brechen, wie Lei dem Laufburschen in Köln/ der unter Berufung auf ein Sherlock Holmes-Bild seinen . . . Mord an einem Knaben schilderte. Stets aber kommt es zu einer Schwächung. Tas braucht gar nicht erst bewiesen zu werden, denn jeder sieht doch wohl ohne weiteres ein: daß gesunde Nahrung gesünder ist, als ungesunde. Diese Hefte nähren nicht, sie zeyrcn. Leser Du nnd Leserin Tn, Ihr seid doch nicht dumm — Wenn Euch einer anschreit, so wißt Ihr, er will etwas von Euch für sich, und wenn Euch einer schmeichelt, so traut Ihr dem Kerl nicht. Nun vergleicht bloß das Aeußere dieser Hefte mit einem anständigen Buch. Welches spricht ruhig zum Beschauer, wie einer, der eben etwas mit> zntcilen hat, und welches schreit ihn schon nut dem Bilde au: „Kauf mich! kauf mich!" Und diese schreie rischen Bücher schmeicheln auch, und wenden sich, wie alle Schmeichler, nicht au das Beste, sondern an das weniger Gute in uns. In uns — ich meine in unfern Jungen. Sie wenden sich nicht an die gesunden Jungens triebe, die verderben sie, und dann schmeicheln sie den niedrigen Instinkten. Sie drücken sie herunter zum Tieri schen, während wir doch alle Ursache haben, unsre Jugend stark zu machen, damit sie das Tier in sich — nnd um sich — im Zaum halten kann. Warum tun sie das? Weil das Gemeine immer das Allgemeine ist: wer sich ans Tier im Menschen wendet, fängt am leichtesten die mei sten Leser, und wer die meisten Hefte verlaust, macht die besten Geschäfte. Und das muß man ihnen lassen, Geschäfte machen die Herren Verfasser und Verleger, ganz großartige Ge schäfte mit ihrem Schund. ES ist nachgewicsen, daß unserm Volk damit Millionen aus der Tasche gezogen werden. Ein einziger dieser Herren, die sich vor Euch nnd Euren Kindern so gern als „VolkSfreundc" auf spielen, hat 2'/- Millionen in -einem einzigen Jähre mit seinem Schunde auf Kosten des vkldeS und der Gehirne Eurer Kinder „gemacht". In, Wahrheit ist nämlich dieser Schund, der tut, als wdnn er billig wärH auch noch skandalös teuer. Denn für dasselbe (fleld, das hier Euch oder Euern Jungen abgelüchst ibird, könnten sic das Beste und Erfreulichste zürn Lesen bekommen. Und zwar „Dauerware"! Wir meinen: Bücher^ die sich halten. Bücher, an denen man sich nicht nach ein- oder zwei maligem Turchfressen den Magen verdorben hat, son dern die man in den Schrank stellt, wo sie.sich nach und nach zu einer Micherei von so hohem inneren Werte ansammeln, wie nur die irgendeines Reichen. Wollt Ihr wissen, wo sie zu kaufen sind, so ivendet üO Pfg. daran und schickt sic in Briefmarken an den Ge schäftsführer des Diirerbundes Georg D. W. Callweh in München mit der Bitte, Euch dafür postsrei den „Gesund- brunnen" zu senden, ist aber auch in jeder Riesaer Buch handlung zu haben. Der gibt Ench neben manchem an dern Nützlichen und Unterhaltsamen hiclerlei Ratschläge, was, wo und Ivie Ihr für weniges Geld die besten Bücher ins Haus bekommt. Ihr solltet auch zu stolz sein, als daß Ihr Euch von Geschäftemachern ausbenten laßt, die Ener Nichtverstehen benutzen wollen, um Euch Schund auzuschmieren, nnd Euch im Stillen auslachen. Wir, die wir Lier zu Euch spreche», wir dünken uns nicht besser oder vornehmer oder gescheiter, als Ihr seid, noch treibt uns irgendein Geld- oder Parteiintercsse zu Euch. Unser Türcrbnnd will leine Profite, weil er überhaupt keiue Geschäfte macht. Und er hat zu Mitgliedern über zeugte Angehörige aller politischen Parteien. Die Jugend liegt uns allen am Herzen, genau so, wie sie Euch am Herzen liegt. Durch unfern Beruf aber sind wir gerade über diese Tinge besser unterrichtet, als Ihr, wie Ihr Euerseits aus andern Gebieten besser unterrichtet seid, als wir sind. Wir dürfen also zu Ärch guten Gewissens reden. Und wir warnen Euch und Eure Familie vor der Schundliteratur als vor einem geistigen Gifte. Ver bündet Ench mit uns (wie das geschehen kann, sagt Euch auch der „Gesundbrunnen"), um statt Aufregungen und Rausch, heilende, nährende und kräftigende Freuden in alle unsre Heimstätten zu bringen. Und damit die echte Bildung, die für jeden, der sie gewonnen hat, nach dem alten Sprichwort Macht bedeutet —7 und die zugleich Glück bringt. Darum: schlitzt Eurp Jungen und Mädel vor dem ge druckten Schund! Bekämpft ihn, wo Ihr ihn nur findet, schickt Eure Kinder vom allzu reichlichen Schmökern weg zur Erholung ins Freie und verschafft ihnen, wenn sie lesen wollen, Gutes zum Lesen, das nicht, teurer, son dern billiger ist! " A. ! Jugendschrislcn-Kommisfion. Der Dürerbund. gestern abend von Hopfner bis Schützenstr. Verloren. Gegen Belohnung bitte nvzngeben Sthützcnstr 18, 2. E». l Imme Lerne suchen Wohnung in Riefa per 1. Jan. 1912. Preis 150—lSOM. W. Adr. erb. Bismarckstr 11», 1. r. Heizb. Schlafstelle sofort frei Goethestr. 5», 2 Et.!. 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Kur, 8 März 205,25 5 Okt. 100 10 115 25 »ff 440 8 Okt. 127 13 316 5 Jan. 100 5 Okt. 116 25 — SO OSO 6 128 0 90,75 5 Aug. 101,50 27- S4,7S 10 Okt. 192 8 127 10 Juli 194,50 4 Okt. 153 IS Jan. - 18 — 12 189,50 10 184,50 11 226,25 10 18 283 S — 12 Jan. 267 23 335 14 263 20 9 116 4 Ap"ril — 14 Jan. 235 12 Juli 269,52 12'/. Juni 186