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schein von der Wahrheit überzeugt hatte — die blutige« Spuren ans de« Rücken de» Offizier« liehe« ja keinen Zweifel daran zu — kam es ihm zum Bewußtsein, daß er in ein-m Anfall von Wahnsinn einem seiner Offiziere eine unauslöschliche Schande verursacht hatte. Er ließ dann wieder die ganze Schiffsmannschaft -usamurentreten und richtete in ihrer Gcgenwan an den, der durch ihn fiir immer entehrt schien, folgende Ansprache: „Man sagt mir, daß Sie gestern Abend auf diesem Quarterdeck auf meinen Befehl gepeitscht sind. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich nicht dir entfernteste Erinnerung daran habe. Es scheint jedoch wahr zu sein, und deshalb habe ich Alle, welche Ihrer Bestrafung beiwohnten, wieder zusammentreten lassen, um Ihnen in ihrer Gegenwart zu sagen, daß es nicht meine AbstLl ist, Sie um Verzeihung zu bitten, weil kein britischer Offizier unter solchen Umständen von irgend Jemand eine Entschuldigung annehmen könnte. Wenn ich Sre auch nicht selbst schlug, so ließ ich Sie doch durch einen Anderen schlagen. Ich will Sie also nicht um Verzeihung bitten, weil Sie als Ehrenmann eine unverzeihliche Beleidigung nicht verzeihen können. Auch will ich Jhnen^an Land keine persönlich- Genugthuung geben, weil ich oadurch nicht den Fleck auszuwaschen vermöchte, den ich auf ihren Schultern verursacht habe. Ich bitte Sic des halb hier vor versammeltem SchiffSvolk diesen Stock zu nehmen und ihn auf meinem Rücken zu zerschlagen. Bet Gott, ich würde Jeden züchtigen, der mich so behandelt bätte, wie ich Sie behandelt habe. Sie mögen mch dnrchpiüg'ln so viel Sie wollen, es wird, so wahr ick lebe, Ihrem Fort kommen nicht hinderlich sein/' — Der Offizier nahm freilich den sstock in Empfang, zerbrach ihn jedoch sofort über seinen Knicen und warf die Stücke über Bord. Dann streckte er dem Admiral seine Hand entgegen und sagte, er verzeihe ihm von ganzem Herzen. Die Schiffsmannschaft rief laut „Hurrahl" als der Admiral und der O fifier einander kräftig die Hände schüttelten. Der letztere brauchte es natürlich nicht zu be- dauer«, daß er sich auf so großmüthige Weise au seinem Vorgesetzten gerächt hatte. Sircheiumchrichtr« fiir Ries«. Freitag, den SS. Feb. c., abends 7 Uhr 1. PnsfiNU». wocheugottetdieuft in der Triniratiskirche (Pfarrer Fried rich). Getaufte: Franz Alfred, deS Schlosser» Ernst Adolf Herr, S. Marte Martha, de» Friedrich Emst Richard Müller, Hammer- arbtr»., T. I Hanna Elisabeth, de» Fuhrwerk-bes. teuft. Hermann THIelemann, T. Gustav Johanne», de» Wachtmeister» Ludw. Gustav Rlllcke, S. Ciemen» Richard de» HauSmann- Ernst Gustav Starke, S. Johanna Gertrud, de» Schlosser» Friedrich Moritz Musse, T. Helene Marie, de» Serg Friedr. Gust. Häuer, T. Ida Anna, des Htlfswetchenstellers Ernst Moritz Stolle, T. Alfred Arthur, des Hammerarbtrs Friedrich Ernst Thiele, S- Emma Lina, de» Ham merarbtr». Johann Carl Streubel, T. Beerdigte: Peter Dieme, Obersieder Invalid, 81 I, 17 T. Johanna Rosina verw. Riedel geb. Gallisch, 88 I. 5 M. 4 T. Franz Emil Franke, Steinbildhauer, 45 I. 9 T. Standesamts -Nachrichten auf die Zett vom 1. bis 15. Februar 1898. Geboren: Ein Sohn: dem Elbarbtr. Friedr. Wilh. Neu mann h. 3. d. Schmied Leopold Friedr. Wekel h. 8. d. Arttllerie- Wachtmslr. Ludwig Gust. Rlllcke h. 4. d. Decorateur Carl Emst Louis Haubold h. 7. d. Trompeter - Sergeant Wilh. Ernst Thiele h. 8. d. ibäckermstr. Friedr. Woldemar Roßberg h. 9. d. Art.- Trompeter-Sergeant August c» lehne h. 13. — Eine Tochter: d. Art.- Sergeant Friedr. vust. Pauer h. 3. d. Restaurateur Joh. Georg Rod. Rohn h. 1. d. Obersahnenschmied Friedr. Karl Retnicke h. 3. d. Schmtedemstr. Rudolf Kraut h. 5. d. Bildhauer Hermann Pugo Scheide h 5. d. Rangirer Herm. Edm. Brückner h. 11. d. Hand- ardtr Karl G lob. Hentschel in Poppitz 12. d. Maurer Friedr. Herm. Heinttz h 13. Aufgeboten: d. Hammerarbtr. Friedr. Carl Nagy h. m. d. Fabritarblrin. Susann« Lohr h. d Schiffer Max BernhardMünnich h. in d. Dienstmädchen Bertha Auguste Franz h. Eheschließungen: D. Buchbinder Silvester SznurkowSki h.m. d. Hausmädchen Auguste Helene Walther h. 5. D. Arbeiter Joh. Herm. Lehmann h. m d. Wtrthschasterin Marie Emilie Haupt h 7. Gestorben: Ernestine Wilhelmine Scholz verw. gew Merkel geb. Krause h. 31 I. 1. d. Werkmstr Rod. Theodor Tonrad Brei tenfeld h. 46 I. 4. Johanne Rosine verw. Wustlich geb. Geißler h. 72J. 5. d. Handarbtrs. Heinrich Rettig h., S-N M. 4. d. Fadrtk- arbtrin. StaniSlawa Brezinska h., T. > I. 6. Marth, Marie Clauß h. 31 I. 8. Emilie Christiane Richter ged. Seifert h. >i7 I. S. d. Streckenarbtr. Friedr. Wilh Rudolph 59 I. 10. d. Schiescr- deckermstrs. Christian Erdmann Eduard Auemüller h., S. 5 I. ll. Hamburger Fnttermittelmarkt. Originalbericht von G. L O. Lüder». Hamburg, 22. Februar 1898. Die Hausse-Strlimung für Futtermittel machte in dieser Be richtewoche weitere Fortschritte; speziell Reissutlermehi, Baumwoll- saarmchl und Leinkuchen wurden bei tnappem Angebot hoher bezahlt. Kleie unverändert. Tendenz: sehr fest. Reissuttermehl 24—28»/, Fett und Protein Mk. 4. bi» 4.25 - ohne Gehaltsgarantle """ "" Reiskleie Getrocknete Getreideschlempe Getrocknete Biertreber 24- 30»/, Fett u. Protein Erdnußkuchen und Erdnußmehl Baumwollsaatkuchen und Baumwollsaatmehl ^—58»/, Cocusnußkuchen und Cocusnußmehl Palmkemkuchen, 25—30»/, Fett und Protein Rapskuchen Mats, Amerik. mixed verzollt Weizenkleie Roggenkleie Erdnußschalenkleie (gemahl. Erdnußschalen) Fleijchsuttermchl 75—80»/, Fett und Protein 3 -3 1.75 bis 2.10 4.60 bis 5.10 4.4; bis 5.— 6.40 bis 7.20 6 85 bis 7.60 5.10 b«S 5/6 5.25 bis 6. - 6.— bis 6.S0 5.50 bis 5.75 5.60 bis 6.40 4.70 bis 5.- 3.90 bis 4.50 3.90 bis 4.40 2.- - bis 2.2l> Z 3 MMlM Milchvieh.; Bullenkälber in ki«8L, Säedslisvbei' Hol', zum Ver'au*. Poppitz unä Fi<ktenberg (Elbe). Gebr, Kramer. Dieuskag, den 1 März stellen wir einen Transport der besten Oldenburger Kühe, Kallen, sowie 1 sprungiähige Bullen und ^/«jährige Kuh- und l Rheumatismus und Asthma. Seit 20 Jahren litt ich an dieser Krank heit so, daß ich oft wochenlang das Bett nicht verlassen konnte. Ich bin fetzt von diesem Uebel befreit und sende meinen leidenden Mitmenschen auf verlangen gerne umsonst und postfrei Bro schüre über meine Heilung. ' Klingenthal i. Sachs * Liust llvss. HlMStierkaits. Unter günstigen Bedingungen sind in Glaubitz 2 Häuser mit oder ohne Feld preiswerth zu verkaufen. Nähere Auskunft ertheilt der Ge- meiudevorstand Benttewitz in Glaubitz und Hermann Kühne in Riesa, Mbertpl. 11 I. Von jetzt ab täglich Unterricht im Aad fahren für Herren, Damen und Kinder. Lunsu» nun 5 Klsnbt, beim Kaufe eines Rades unentgeldlich. Praktischer Lernapparat. 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Die Angen Eckarts ruhten belustigt auf der Tante. „Was willst Du wetten, daß er es ist?" meinte er la chend ; Fräulein Bertha aber protestierte lebhaft, cs könne nun und nimmermehr Georg Lovatelli sein. „Und doch ist er's; ich verbrachte den gestrigen Abend in seinem Hanse, wo es sehr lustig und angenehm zu ging, er ist ein gemütlicher, alter Herr." „Alt!" wiederholte Tante Bertha und dann hielt sie plötzlich inne. „Ja, freilich, er muß alt geworden sein; ich kann ihn mir nur als jung und hübsch vvrstellen." Sie war im Grunde genommen bewegter, als sie es gerne zeigen wollte; die längst begrabenen Erinnerungen, welche in ihrem Herzen plötzlich erstanden, ließen dasselbe unruhig pochen. „Ich kann Dich nur versichern, daß er nicht mehr jung ist und auch nicht hübsch," lachte Eckart; „er ist sehr dick geworden und hat eine große Glatze, dann trägt er einen langen Bart und .. „Unsinn," rief Fräulein Bertha lebhaft; „das kann nun und nimmermehr Georg Lovatelli sein; er batte ja ein üppiges Lockenhaupt und war so schlankgewachsen wie Du!" Eckart lachte laut und lustig auf. „Du thvrichte Tante! Wie lange mag denn das her sein, seit Du ihn nicht ge sehen?" Fräulein Bertha dachte einen Augenblick nach. „Ich denke, es mögen dreißig volle Jahre darüber ins Land gegangen sein," sprach sie endlich sinnend. „Und kann ein Mann nicht kahlköpfig werden? Kann ihm kein Bart wachsen im Laufe von dreißig Jahren ?" _ '.c -_c_» —SÜÜWSÜSSS! fragte er mit so lustigem Lachen, daß Tante Bertha mit ein stimmen mußte. „Du hast recht, Junge, aber man wird alt, sehr alt." „Du nicht!" rief er, indem er sich zu ihr niederbeugte und sie herzlich küßte. „Herzen wie das Deine werden nie mals alt, sondern erfreuen sich ewiger Jugend; doch was ist's mit Irene? Ich bin gekommen, um ihretwegen Dich um Nachricht zu bitten; Du ließest mich nur wissen, daß sie wohl und in Sicherheit sei und ich möchte Einzelheiten erfahren." „Ich kann Dir auch nicht mehr sagen, als ich selbst weiß; es kam heute morgen ein Telegramm, hier lies es nur." „Das hat ja den Anschein, als sei sie jetzt erst nach Wien gekommen?" meinte er verwundert; „doch nun, da sie in Sicherheit ist, laß Dir erzählen, waS ich über die Ursache ihrer späten Ankunft in Wien vernommen." Und er teilte ihr alles mit, was er durch die Familie Lovatelli gehört. „Du himmlischer Vater, ich danke Dir," flüsterte Fräu- lein Bertha inbrünstig, als ihr Neffe seinen Bericht be endet ; er erging sich dann in fröhlichen Erzählungen über die so angenehme Familie, während welchen Berichtes Tante Bertha sich auffallend viel im Zimmer zu schaffen machte. „Ich habe Dir doch schon mitgeteilt, daß seine Frau bei jenem Bahnunglück schwer verwundet wurde und starb. Hast Du sie gekannt, Tantchen?" „Nein, ich hörte nur von ihr." Eine abermalige verlegene Pause. „Tante!" „Nun?" „Lovatelli behauptet, Du habest ihm einmal eine Ohr- feige gegeben; es ist aber doch ganz undenkbar! Du bist solcher That unfähig und ich begreife nicht, wie er den Mut besitzen kann, Dich dergestalt zu verleumden." »Aber, aber, ich habe es wirklich gethan." „Du hast eS gethcm? O, Tante Bertha!" Er stieß seine Worte in sehr gut gespieltem Entsetzen hervor. „Ich will Dir erzählen, wie es gekommen ist, Eckart!" rief das alte Fränlein, mir von dem Bedürfnisse, sich zn rechtfertigen, beseelt; „es sind jetzt viele Jahre her; ich stand auf einer hohen Leiter und war damit beschäftigt, den Christbaum aufzuputzen; als ich herunter kletterte, wer stand da und fing mich in seinen Armen aus ? Nie mand anderer als Georg Lovatelli; er wollte mir einen Kuß geben, ich aber gab ihm anstatt dessen natürlich eine Ohrfeige." Eine tiefe, peinliche Pause; eS hatte den Anschein, als ob Eckart über das Vernommene ganz entsetzt wäre; end-l lich aber, als er gesehen, daß dem alten Fränlein die Si tuation wirklich peinlich werde, schloß er sie lachend in seine Arme und rief: „Ich wundere mich nicht, daß er Dich geküßt hat, war er doch über Hals und Kopf in Dich verliebt! Wer weiß, ob wir nicht bei Deiner Hochzeit noch tanzen werden, Tantchen. So, nun muß ich aber fort und zwar geraden Wegs zu Lovatelli; ich stehe ja jetzt in Dien- sten des altenHerrn. HastDu irgend eine Botschaft an ihn?" „Nur meine besten Grüße." „Nur Deine besten Grüße? Nun, für den Moment dürfte er sich wohl damit begnügen, das weitere folgt nach. Schämst Du Dich nicht, Du hinterlistiges Tantchen, ohne daß wir es ahnen, haft auch Du, wie eS scheint, Deine Liebesabenteuer bestanden." * * * , Einige Tage, nachdem Eckart bei Tante Bertha gewe sen, erhielt diese gänzlich unerwarteten Besuch. Auf d« mit einem breiten Tranerrande versehenen Bifitkarte stand der Name Ella Lovatelli in zierlichen Lettern gedruckt; darunter hatte eine Hand mit Bleistift den Namen Helen« > Lovatelli hinzugefügt. , Geschmeichelt und erfreut zugleich glättete Bertha ihre weißen Scheiteln, steckte eine zierliche Masche vor «ck schickte sich an, sich zu ihren Gästen zu begeben. ^Fortsetzung folgt.)