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Ae IMtk MW >0 tn Tmickiis dr IMmknWti 8e»M«stn. vom verband Sächsischer Jndustieller wird uns ge schrieben: In Anbetracht der sich ständig häufenden Fälle von terroristischen Au«schr«tiungen fetten« der sozialdemokratischen Organisationen gegen arbettßwilltge und nicht« oder ander«« organisierte Arbeiter hat der verband Sächsischer In. dustrteller bei seinen Mitgliedern eine Erhebung über diese bedauerlichen Vorgänge veranstaltet und da« erhaltene reichliche Material in einer Eingabe dem Kvntgl. Säch sischen Ministerium de« Innern überreicht. In dieser Eingabe wird darauf htngewiesen, daß der Lerrori«mu« der freien Gewerkschaften von der Jndustie, mir von den nicht sozialdemokratisch organisierten Arbeitern al« rin seit Jahren immer mehr fortschreitende« Ufbel empfunden wird, da« geeignet ist, nicht nur den sozialen Frieden ganzer Ortschaften, sondern auch die ruhige Ent- Wicklung der Gewerbtätigkeit in einzelnen Branchen auf« empfindlichste zu störe». Die terroristischen Au«schreitungen sind außerordentlich häufig; «» mögen in Sachsen nicht viele Firmen vorhanden sein, die nicht schon Fälle solcher Au«schreitungen in ihren Betrieben erlebt hätten. Mit dem Steigen der Streikzahl geht auch «in beständige« Häufiger- werden der Bestrafungen von bei Streik« und Aussperrungen begangenen Ausschreitungen Hand in Hand. Indessen geben die dielbezüglichen Kiffern der Reich»statisttk keines wegs ein Bild von der Häufigkeit dieser Ausschreitungen, denn leiher ist die Zahl der bestraften Fälle verschwindend gering gegenüber den ungeahndeten. Selbst wenn die Täter bekannt find und die Strafbarkeit ihrer Handlungen ganz außer Zweifel steht, entgehen sie meist ihrer Strafe, weil die Betroffenen au» Furcht vor wetteren Torrortsterungen die Anzeige nicht wagen. Auch Firmen selbst, die in irgend einer Weise durch solche Ausschreitungen, insbesondere durch da« Dtreikpostenstehen geschädigt werden, vermeiden am liebsten eine Anzeige, weil sie sonst schärfste Gegenmaßregeln zu befürchten haben. Sind doch beispielsweise die Fabrikate einzelner Firmen aus solchen Gründen jahrelang boykottiert worden. So ist rS denn auch die Schutzlosigkeit der Industrie gegenüber den gemeingesährlichen Operationen deS Terra- rtSmuS, die überall al« ein unerträglicher Zustand empfunden wird. Besonders gegen das Stretkpostenstehen richtet sich die Erregung, und e« ist verständlich, daß der Unternehmer, besten Betrieb auf allen Seiten von Posten umstellt ist, die Niemand hinein oder herauSlassen ohne irgend eine Einwirkung im Sinne ihrer Bestrebungen zu versuchen, sich in seinem rechtlichen Empfinden tief verletzt fühlen muß. vielfach ist in den Kreisen der Industrie di« irrige Ansicht verbreitet, das Streikpostenstehen sei eine durch baS Gesetz verbotene Handlung, und soweit in dieser Beziehung ein Irrtum nicht besteht, ist man überall der Ueberzeugung, daß die auf Streitvergehkn anwendbaren Gesetzbestimmungen völlig unzureichend sind. Neben manchen weitergehenden Vorschlägen, die zur Abhilfe der bestehenden Mißstände gemacht waren, herrscht in den Kreisen der Mitglieder deS Verbände» Sächsischer Industrieller die Ansicht, daß schon durch sofortige Abur- teilung der Exzedenten und entsprechende Aenderung von Polizrioorschriften wesentliche Besserungen erzielt werden könnten. Eine endgültige Stellungnahme zu dem Problem d«S Schutzes der Arbeitswilligen behält sich der Verband in der Voraussicht, daß die Frage demnächst in der Oeffent- lichkeit und in den Parlamenten einer breiteren Erörterung unterzogen werden dürfte, einstweilen vor. Das vom Verbände bearbeitete Material gibt jeden falls ein reiches Bild deS Umfange« und der Bestätigung«- arten deS Terrorismus und ist geeignet, die Dringlichkeit der Abhilfe darzutun. Der TerroriSmuS betätigt sich, wie an einzelnen Beispielen nachgewiesen wird, in der ver- schiedensten Weise; er steigert sich von einfachen Spötteleien, Schikanen und Drohungen zu Ehrverletzungen, Verrusse» klärungen, Boykottierungen und Tätlichkeiten. Seinen Höhepunkt erreicht der TerroriSmu« bei Streik«. Besonder« charakteristisch in dieser Hinsicht sind die in dem Material «enthaltenen Brief« von arbeitswilligen oder Nichtorganisierten Arbeitern an ihr« Arbeitgeber, au« denen deutlich hervor, geh», daß der TerroriSmu« nicht einmal vor der Häuslich- kett der verfolgten Hdlt macht und selbst unbeteiligte, mit den verfolgten in irgend einer losen Beziehung stehende Personen auf da« schlimmste verfolgt und belästigt. Auch fremde, den Betrieb zufällig besuchende Personen find von Streikposten angehalten und belästigt worden. ES sind in der Eingabe nur solche Fäll« zur Kenntnis gebracht worden, di« tatsächlich« Ausschreitungen betreffen und entweder gerichtlich geahndet oder wenigsten« heute noch nachprüfbar sind. Diese Fälle sind al« typisch anzu- sehen und dürften sich in Wirklichkeit sehr oft wiederholen. Zum Schluß gibt die Eingabe der Hoffnung Ausdruck, daß da« betgebrachte Material dazu dienen möge, auch bet der Königlichen Staat»r«gterung die Ueberzeugung zu festigen, daß die erwähnten Mißstände dringend der Abhilfe be dürfen und daß auf eine solche Abhilfe sowohl die arbeits willigen, nicht- und andersorganisierten Arbeiter, al« auch die Gesamtheit de« gewerbetätigen Volke« mit Recht Anspruch erheben können. r« Ait« Mn Mn Nil ter Mei. Die „Agencia Stefans" meldet au« Tripoli« unterm IS. November: Auf dem östlichen Flügel der Italiener versuchte der Feind wie gewöhnlich die Aufräumung«arbeiten durch Flintenschüsse zu stören. In der Gegend von Sidt Mesrt wurden einig« Kanonenschüsse gewechselt. Ein morgen« unternommener Erkundungsflug zeigte beim Feinde die gewöhnlichen Bewegungen. Der türkische Kam- Mandant hat den Arabern gestattet, sich abzulösen und in ihrer Heimat die Felder zu bestellen. Ein Mann, der von der tunesischen Grenze kam, hat erzählt, daß er Handels- karawanen, die nach dem Landinnern zogen oder dorther kamen und Lebensmittel transportierten, gesehen habe. Zuara sei von den Frauen und Kindern verlassen. Zum Schutz« de« Lager« seien die bewaffneten Männer mit etwa 150 Türken dort verblieben. In Zania soll unter den Arabern groß« Unzufriedenheit herrschen, da der Depu- tierte Jurhal-Vet eine Bekanntmachung verbreitet habe, welche di« Araber von der Feldarbeit ablenken und sie zum Kampfe zwingen solle; andernfalls würden ihre HauS- tiere gelötet und ihr« Saaten mit Beschlag belegt werden. Gleichzeitig wird versichert, daß viele Araber ihre Waffen an Eingeborene von Tunis verkaufen. Zwischen Azizia und Gharian ist ein Bataillon Geniesoldaten etngetroffen und hat di« Stellung befestigt. Der zweite Abgeordnete von Venghast, Maufur Pascha, traf am Sonnabend in Konstantinopel ein und besuchte den Großwesir und mehrere Minister, denen er mitteilte, die vereinigten Araber und Türken seien stark genug, den Italienern den Weg in da» Innere von Tripolis zu ver legen. Eie bedürften aber größerer Geldmittel. Die Geschütz« der italienischen Flotte hätten den Türken große Verluste zugefügt, während die italienische Feldartillerie bilher nur sehr wenig auSrichtete. Bei Schuliana wurden italienische Truppen gelandet. Bel Sali Basar östlich von Tripoli« griffen die vereinigten Türken und Araber zwei- mal die italienischen Verschanzungen an, die in modernster Technik angelegt und von den neu au« Sizilien angelangtcn versagliert verteidigt wurden. Bon Fethi Bei kommandiert, drangen die Türken und die Tuareg» und Libur in die Verschanzungen und nahmen vier Maschinengewehre, zwei Feldgeschütze und mehrere hundert Mausergrwehre. Die Italiener räumten die Schanzen unter Zurücklassung von über hundert Toten und vielen Gefangenen. Nachdem die Türken sich in den Verschanzungen festgesetzt hatten, griff die Flott« mit ganzer Kraft der Schiffsgeschütze di« ver einigten Türken und Araber an, die einen Verlust von annähernd zweitausend Toten gehabt haben sollen. Die Das Geheimnis der ItuLen. Roman von Jenny Hirsch. 49 Der Verteidiger sagte: „Es wird erzählt, eS habe zwischen Ihnen und der jungen Dame kein sehr freundschaftliches Ve» hültms geherrscht." „Die Auffassung ist nicht ganz richtig," erwiderte Noßwitz lächelnd, „ich habe die Schwester meiner Frau immer sehr gern gehabt, sie freilich zeigte mir als Kind eine Abneigung, die der Eifersucht entsprossen sein mochte. Später hat sich das ausgeglichen, und unser Verkehr »ar ein guter, was wohl am besten daraus erhellt, daß sie während unseres Aufenthalts auf dem Nodenberg gänzlich in unserer Familie lebte." „Sie waren aber mit der beabsichtigten Verbindung deS . Fräuleins nicht einverstanden?" Mit dem ihm eigenen spöttischen Lächeln zuckte Noßwitz die Achseln. „Ich halte die ganze Geschichte für eine Kinderei gehalten, der man keine Bedeutung beizulegen hat, und mir nur erlaubt, meine verstorbene Schwiegermutter zuweilen auf das Unpassende des ganzen Verkehrs mit den FörsterS- leuten hinzmveisen, aber freilich mit geringem Erfolg. Erst als mir Lydia während unseres Sommeranfenthaltcs un umwunden erklärte, sie sei, und zwar mit Zustimmung ihrer Mutter, verlobt mit dem Forstkandidaten, nahm ich die Sache wirklich ernst, und darüber ist eS allerdings zu Zerwürfnissen gekommen." „Sie waren mit der Verlobung nicht einverstanden?" „Wie konnte ich?" rief er. „Der Förstersohn war keine Par tie für Fräulein von Ruffer, und ganz ebenso wie meine Frau und ich dachte Lydias Vormund, der Konsul Elster, er würde ihr nie seine Einwilligung gegeben haben." „Aber Fräulein von Ruffer war in zwei Jahren großjährig, dann brauchte sie die Einwilligung nicht mehr," sagte der Verteidiger. Hatte er gehofft, Noßwitz dadurch in die Enge zu treiben, so hatte er sich verrechnet, denn eifrig zustimmend antwortete dieser: „Und sie hätte e« getan, wenn Pöplau selbst nicht durch seine ehrlosen Handlungen sie davon zurückgebracht kät^- „Elender Verleumder!" rief der Angeklagte. Der Präsident verwies ihn mit scharfen Worten zur Ruhe, Noßwitz nraß ihn mit einem verächtlichen Lächeln und er zählte dann weiter, wie er, durch anonyme Briefe, die er und Lydia erhalten, aufmerksam gemacht, nach Berlin gereist sei, dort von einer verlassenen Geliebten Pöplaus diesen auf da» stärkste kompromittierende Briefe erhallen und dieselbe Lydia überbracht habe. Wieder vermochte Ludolf nicht an sich zu halten. „Es ist alles Lug und Trug," schrie er. „Zeigen Sie diese Briefe." „Sie wissen recht gut, daß das tiekbeleidigte Mädchen in ihrer Empörung unklug genug gewesen ist, sie sämtlich zu verbrennen," versetzte Noßwitz, ohne den Angeklagten eines Blickes zu würdigen, „aber ihre Handlungsweise zeugt davon, daß sie die Handschrift als echt erkannt hat. Auch war ich ja nicht allein bei jener Frau, sondern der Konsul Elster hat mich begleitet." „Wie heißt diese Dame und wo wohnt sie? Ich bean trage ihre Vernehmung," sagte der Verteidiger, „ich muß mein Befremden darüber äußern, daß dies in der Vorun tersuchung nnterlassen worden ist." Der Gerichtshof zog sich zur Beratung dieses Antrages zurück und gab dann durch den Mund des Präsidenten die Erklärung ab, daß man von dieser Vernehmung als un erheblich für den Gang der Verhandlung abzusehen beschlos sen habe. Noßwitz' Verhör nahm nun seinen Fortgang, er wie derholte genau alle Aussagen, die er schon in der Vorun tersuchung gemacht, und der Verteidiger fand sich erst wie der zu einer Zwischenfrage veranlaßt, als jener das Absti chen deS Oberstes schilderte, indem er bemerkte: „Wie kamen Sie denn gerade zu der Vermutung, daß Ihre Schwäge rin dort ihren Tod gefunden haben könne?" „Weil eine ihr gehörige Dchildpattnadel am Ufer gefun den worden ist und weil sie häufig ihre Spaziergänge dort hin richtete," war Noßwitz Antwort. „Dachten Sie dabei an einen UnglückSfall oder an einen Selbstmord?" fragte ihn Seifert nun weiter. „WaS ich gedacht habe, brauche ich hier wohl nicht auS- einanderzusetzen," erwiderte Noßwitz mit einen: Blick auf den Türken konnten sich unter dem Geschoßhagel nicht behaupte» und zogen sich tn guter Ordnung tn »hre früheren Stellungen zurück. — Au» Aegypten gingen 2300 Kamele mit Proviant nach Tripoli«. Au« Tripoli« wird unter dem 16. d. M. amtlich nach Konstantinopel gemeldet: „Gestern nachmittag verliest die feindliche Flotte den Hafen. Unsere Truppen benutzten die Gelegenheit, die jüngst von den Italienern wegen der Ueberschwemmung gewählte Position Elhajati bet Vumi- liana plötzlich anzugreisen. Die Italiener wurden tm Balonettkampf zurückqeworfen. Sie hatten über 400 Tote und Verwundete. 23 Soldaten und ein Offizier wurden gefangen arnommen. Wir verloren 180 Mann und er beuteten 70 Gewehre und Munition, schoben unsere Linien derart vor, daß wir hoffen, mit Gottes Hilfe die Stadt zu erobern, wenn da« schlechte Wetter die Flotte andauernd fernhält. Der Stamm Slmeritsch ist heute etngetroffen. Da« ermöglicht un» die fast gänzlich zernterte Stadt von allen Setten gleichzeitig anzugretfen." Bet sämtlichen Botschaftern tn Konstantinopel liegen Nachrichten vor, nach denen Italien auf jede maritime Aktion gegen die Dardanellen, Saloniki, Smyrna und Bei rut verzichtet hat, dagegen mit der Aktion im Archipel in der nächsten Woche beginnen wird. Der Aufstand in China. Das Washingtoner Staatsdepartement bestätigt nun mehr, daß amerikanische Truppen von Manila nach China abgehen sollen. General Bell, der Kommandant der Truppen auf den Philippinen, hat 2200 Mann auser lesene Truppen, aus' Infanterie, Kavallerie, Artillerie Sanitätsmannschaften bestehend, ausgewühlt, die nach China abgehcn sollen Tie Truppen sind so ausgerüstet worden, daß sie einen Winterfeldzug machen können. — Ferner wird gemeldet, daß Japan eine Abteilung in Tschifu gelandet hat. Die Korrespondenz des äußersten Ostens veröffent licht folgende Mitteilung aus Schanghai vom 30. Ok tober: Der Kampf zwischen Chinesen und Mandschus ist bis zur höchsten Wut gediehen. Man kann die Gescheh» nisse nicht mehr einen Krieg nennen, die sich gegenwärtig in Hankau und anderen Städten vollziehen. Es sind einfach Massakres und Verbrechen, die durch den Rassen haß ausgelöst werden. Einstmals haben die Mandschus die Chinesen zu Millionen gemordet, und in einzelnen Städten ließen sie niemanden am Leben, weder Frauen noch Kinder. Sie töteten selbst die Tiere und vernich teten die Wohnungen durch Feuer. Diese Erinnerungen nähren den Haß gegen die Mandschus, der bei den Chi nesen überhaupt stets lebendig ist, und zu den alten Erinnerungen kommen nun noch die neuen Repressalien hinzu. Das ist der Grund, weshalb die Revolutionäre in Wutschang zu! Morden von mehreren hundert Mandschus übergingen. Die Rache der Mandschus be stand darin, daß sie die chinesischen Bauen: in der Gegend von Hankau töteten, als die Maudschutruppen der ersten Division vor dieser Stadt ankamen. Auch das Niederbrennen von Hankau war ein Racheakt, um hier möglichst viele Menschenleben und Reichtümer ver nichten zu können. Die Nachricht all dieser Grausam keiten war wieder die Veranlassung, daß die chinesischen Rebellen von Hunan ihrerseits zur Ermordung aller Mandschus schritten, die ihnen in die Hände fielen. Als die Nachricht von diesen neuen Massakres bekannt wurde, töteten die Mandschus den chinesischen General Wulutcheng in den: Augenblick, als er vor dem Thron den Mandschugeneral Yucheng wegen der Massakres in Hankau anklagte. Die Ermordung Wulutchengs ries die Hinrichtung von fünf Mandschusrauen hervor, die von chinesischen Soldaten als Blutpreis für die zahlreichen anderen Hinrichtungen gefordert worden war. Die Mandschus antworteten auf diese Tat wieder mit furcht baren Massakres zu Nanking, die mehr als tausend Per sonen das Leben kosteten. Die ersten großen Metzeleien Angeklagten, der seinen Worten die beabsichtigte Deutung gab, „übrigens erbielt meine Vermutung durch das Auffin den der Uhr ihre Bestätigung. Ich wußte, daß meine Schwä gerin nicht mehr lebte, sie wäre sonst nicht fern von uns geblieben." „Im Gegenteil, sie wollte nicht zu den Ihrigen zurück kehren," rief Pöplau dazwischen. Noßwitz, beachtete diesen Einwurf nicht im geringsten, mit bewegten Worten schilderte er den Jammer seiner Frau und das Entsetzen, das sie beim Anblick der endlich aufge- fundenen, grausam verstümmelten Leiche der Schwester ersaßt habe. „Von diesem Schlage, fürchte ich, wird sie sich nie wieder erholen, ich habe sie in gänzlich andere Umgebung bringen müssen, und sie hat heute hier nicht erscheinen können, um ihr Zeugnis abzngeben," schloß er und ließ den Kops tief auf die Brust sinken. „Sie bleiben dabei, daß sie in der Leiche die Neberrests Ihrer Schwägerin erkannt haben?" fragte der Verteidiger. „Einer solchen Versicherung sollte es kaum bedürfen, hät ten wir, meine Frau und ich, den geringsten Zweifel gehabt, so würden wir sie wahrlich nicht in der Familiengruft be stattet haben." Nach Herrn von Noßwitz wurden die Dienstboten, die zur Zeit in der Villa gewesen waren, vernommen, deren Aussagen dem Bilde, welches jener vom Leben in der Fa milie gegeben, entsprachen, nur hoben sie hervor, daß das Fräulein in der letzten Zeit doch sehr verändert gewesen sei, obwohl sie es sich nicht hätte merken lassen wollen. Daß sie fortgegangen sein könne und ihre Schwester in die furchtbare Unruhe gestürzt habe, wollte keinem von ihnen einleuchtend erscheinen, dagegen ließ das Hausmädchen durchblicken, es scheine ihr nicht unmöglich, daß das Fräulein in ihrem tiefen Kummer selbst den Tod gesucht habe. Hiergegen trat die Köchin in lebhafter Weise auf und blieb auch, abweichend von allen anderen Zeugen, bei ihrer Be hauptung, sie habe in der Leiche nicht ihr Fräulein erkannt, hatte aber ans die Zwischenfiage des Verteidigers, ob sie denn vielleicht an die Darlegung des Angeklagten glaube, doch nur ein verneinende« Kopfschütteln. 191,20