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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192207213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-21
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1922
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aerinqsüqigen Wert zusammenschmllzt. Die deutsche! Regierung konnte, da es sich besondeiS im erstere» Fall« mn Barcmthaben aerade der Kleinrentner nnd Besitzer von Svarkassenguthaben bandelt, nnd da ferner die zu über» nehmenden Lasten in keinem Verhältnis mehr zn der belgischen Geaenleistung standeitz diele Bedinannaen nicht ohne weiteres annebmen und strebte eine Aenderunq der belaischen Anträge an. Gleicbzeitia wnrde, nm das deutsche Eigentum in Belgien vor der Lignidation zu bewahren, eine ganze Melde belgischer Anträae von der deutschen Negierung angenommen. Die belaische Negierung glaubt jedoch trotz des Entgegenkommens der deutschen Negierung, auf deren Vorschläge nicht eingehen zu können und brach wegen Nichtaunabme der beiden oben erwähnten Punkte die Verhandlungen ab. Kröffnnug des Saar-Landcsrates. In dec ersten Sitzung des LandeSrateS am 19. Juli in Saarbrücken brachte der von der Negiernngskommiision er nannte Präsident LberrcgiernngSrnt Kos,mann eine Bot schaft der Negiernngskommiision znr Verlesung, in der ins besondere die Rechte des LandeSrateS. die ihm nach dem Vcrsgiller Vertrage »»rieben, klaraeleat nnd die Hoffnung nuSgedrückt wurde, das; der LandcSrat sich ans den Boden der gegebenen Verhältnisse stellen werde. Als der Vor sitzende zu diese» Erklärungen sich selbst das Wort erteilte, kam cs zu einer autzei ordentlich lebhaften Geschäftsordnung^, debatte. Nedner aller Parteien missen die Negierung mit dcu heftigsten Worten an und warfen ihr vor, das; sie nicht gewillt sei, ans ihren Vcrsvrrchungen einer engen Zusammen arbeit mit der Bevölkerung mehr als blos;e Worte zu machen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung teilte er mit, das; die Kommission sich nicht veranlaßt sehe, von ihrem Standvnnkte abzngehcn, das; sie aber in dieser ersten Sitzung, nm den Abgeordneten entgcgenznkommcn, eine Verlesung der Er klärung gestatten wolle, doch dürfe sich daran keine Debatte anschließen. Die Vertreter der Fraktionen verlasen darauf Erklärungen, die fast sämtlich einen Rückblick über die bis herige Politik der NegiernngSkommission gaben und die be kannten Forderungen der einzelnen Fraktionen nochmals präsentierten nnd ihre Programme darlcgtcn. Darauf wurde mit einer kurzen Ansprache des Präsidenten Koßmann die Sitzung auf nächste Woche vertagt. RcflierunflHfrise in Italic«. Das Kabinett Facta-Schanzer hat cs in den Tagen der lZcnuakonferenz verstanden, sich mit dem Anschein well» volitischcr Bedeutung nnd nns-cnpolitischcr Eriolge zu um geben, die sich nnter dem Druck der tatsächlichen Ver hältnisse bald ins Nichts ucrflüchteicn. Der englische Kurs ist infolge des Ausbleibens an positiven Ergebnissen für die gesamte Weltlage und auch für Italien den Italienern eine Enttäuschung geworden. Dazu kam der inncrpolitische Druck, der sich ans dem fanatischen Kampf zwischen Faszisten und Nationalisten gegen die verinittclndc Regierung ergab. Tie Uebersälle der Faszisten auf die sozialistischen Gcwerk- fchaftShänscr führten zn erregten Zusammenstößen in der Kammer, in deren Verlaufe der Faszistensnbrcr Musselini den offenen Bürgerkrieg verkündete, falls die Regierung Maßnahmen gegen den FasziSmns ergreifen sollte. Der Redner der Rechten warnte ebenfalls vor einem gewalt samen Niedcrwerfcn der Nationalistenbewegnng, während auf der anderen Seite der Sozialistcnfiihrer Turati die dann bestehende Tatsache des osscnen Bürgerkrieges fest stellte. Zur Erschwerung der RcgierunaSlage trug eben- falls die trostlose Lage der italienischen Finanzen bei, über die zur Ueberraschung des Hauses vor wenigen Tagen der Schatzminister berichtet batte. Die Vertrauensabstimmung ergab in den Mittelparteien eine Spaltung, während die Faszisten geschloffen gegen das Kabinett stimmten. Eine Zwcidrittel-Mehrhcit gegen eine Regierung ist, zumal in solcher Plötzlichkeit, selbst in den leicht erregten romanischen Parlamenten eine Seltenheit. Unter den augenblicklichen Verhältnissen erscheint cs mebr als sraglich, ob die voll kommen zerrissene Kammer die Kraft zn einheitlicher Kräfte- zusaminenfassung aufbringcn wird, die für eine gefestigte Neubildung der Regierung nötig ist. Auch mit Persönlich keiten, die unter den augenblicklichen Krisenverhältnissen die starke und ruhige Hand haben, fehlt es in Italien. Schlutz der Haager Konferenz. Die Haager Konferenz wurde gestern nachmittag gegen 5 Uhr geschloffen. In der Schlußsitzung wurden die Be richte der Untcrkommissiouen nnd der allgemeine Bericht ge nehmigt. Ferner wnrde ans Vorschlag von Cassier-Belgien eine Entschließung einstimmig angenommen, nach der die Konierenz den auf der Konferenz vertretenen Regierungen empfiehlt, ihren Staatsangehörigen bei dem Versuche nicht behilflich zn sein, Eigentum in Nustland z» er- werben, das anderen fremden Staatsangehörigen gehört hat und nach dem November 1917 ohne Zustimmung der früheren Eigner oder Konzcfsionärcn beschlagnahmt worden ist. Vorausgesetzt wird, das; die gleiche Empfehlung von den auf der Haager Konscrcnz vertretenen Regierungen an die dort nicht vertretenen Regierungen gerichtet werde. Cassier fügte hinzu, der amerikanische Geschäftsträger im Haag sei zu der Erklärung ermächtigt morden, daß seine Regierung dieser Entschließung znznstimmcn beabsichtige, und daß Amerika nicht geneigt sei, die von ihm bisher ein genommene Haltung zu ändern. In der Vollversammlung der Haager Konferenz sagte Litwinow, es sei unrichtig, daß Lenin vergiftet morden und die Rätedclegation nach dem Haag gekommen sei, um für die de Jure-Anerkennung RnßlandS Propaganda zu treiben. Die Haager Konferenz habe keine Ergebnisse anszniveisen. Er halte es nicht mehr für notwendig, nach dem uner warteten Auscinandcrgchen der Konferenz feine Anträge der rmfischen Regierung zu übermitteln, da hier ja niemand mehr sei, um die Antwort in Empfang zu nehmen; cs bestehe keine nichtrufsische Kommission mehr. Seine Regie rung könne deshalb in voller Freiheit ihre Haltung bestimmen bezüglich der Gegenstände. d;e in seinem Anträge enthalten seien. Dir Tatsache, daß die Haager Konferenz kein Ergeb- nis gezeitigt habe, sei genügend, um nicht mehr an die Möglichkeit zn glauben, daß ein allgemeines Abkommen durch die Konferenz erreichbar sei. Es bleibe jetzt nur die Möglichkeit von Eondcrabkommen. Tagcsgeschichtc. Deutsches Reich. LchiffSabtrclung ans der Oder. Nach dem Schiedsspruch Les amerikanischen Schiedsrichters bezüglich der Schiffs abtretung ans der Oder hat Deutschland abzutreten: An die Tschechoslowakei 35 7N0 Tonnen Kahnranm mit 5685 Pferde kräften Schleppkrast sowie einen Liegeplatz in Oppeln, nnd an Polen 40 VON Tonnen Knhnraum mit 4800 PS. Schlepp kraft sowie einen Liegeplatz in Küstrin. Vcr»ivciselte Berhältnissc. In der Berliner Stadtver ordnetenversammlung erklärte der Kämmerer Karöing bei Beratung eines Antrages, bei Lohnerhöhungen 100 Prozent der künftigen Zahlungen sofort zur Auszahlung gelangen zu lassen, die Berhältnissc für Berlin nnd alle anderen preußischen Städte seien infolge der katastrophalen Geld entwertung geradezu verzweifelt. Ten Ministerien im gleich und im Staat habe erklärt werde» müssen, daß, wenn E^Lt in allernächster Zeit Durchgreifendes für die Städte aelchebL diel- nickt wüLien. wie sie über den Zeitpunkt der Zahlungen am 1. Oktober hinwegkommen sollen. Sm weiteren Verlauf der Sitzung wurde ein Antrag aller Frak tionen angenommen, den Magistrat zu ermächtigen, die durch Schiedsspruch bewilligten Lohnerhöhungen während der Ferien in Ncbereinstimmung mit dem HanShaltsans- schnß sofort in möglichst voller Höhe auszuzahlen. Der HauöhaltsanSschnß ist befugt, dle zur Deckung dieser Mehr- anSgnben nötigen Beschlüsse z» fassen. Friedenskundgebungen in Berlin. Die GewerkschastS- kommisslon Berlins, dnö Ortskartell Grvßberlin des Afa- BnndeS in Gemeinschaft mit den BezirkSorganisationen der SPD. und USPD, veranstalien laut „Vorwärts" am Sonntag eine F-ricdcnskundaebnng, in der eine Anzahl englischer Arbeitervertreter und Parlamentarier spreche» werden. Eine Erklärung der Deutschnationale« BolkSpartei. Zu einer Veröffentlichung im «Deutschen Abenbblatte" über die Abspaltung von der Deutschnationalen VolkSpartct ver breitet die Dentschnatioiiale Parteileitung folgende Er» klärnng: 1. Die Partei und ihre Politik bleibt nach wie vor positiv völkisch eingestellt; 2. bei dem Ausscheiden des Ab geordneten Henning anö der Fraktion handelte eS sich ganz nnd gar nicht nm seine Stellung in der völkischen Be wegung, sondern allein nm seine persönliche politische Be tätigung; 3. die Erklärung der Herren von Graefe nnd Wnllc ändert daran nicht das mindeste und auch nicht an der völkischen Einstellung der Partei und ihrer Politik. Der Kurs bleibt der alte./ Die deutsch-polnischen Verhandlungen. Zwischen dem deutschen Bevollmächtigten, Ministerialdirektor von Stock- Hammern, nnd dem polnischen Bevollmächtigten, Minister OlzeivSki, wurde in Warschau vorgestern das Programm für die deutsch-polnischen Verhandlungen auf Grund -er beiderseits ausgestellten Listen vereinbart. ES umfaßt in weitem Umfange politische, finanzielle nnd wirtschaftliche Fragen. Zugleich wurde schon jetzt vereinbart, daß Polen den Transit nach Rußland sür Deutschland sroigibt nnd daß Deutschland hinsichtlich der Warenausfuhr Polen ebenso wie andere valntaschwache Länder behandelt. Die in der Kommission zn erledigenden Verhandlungen werden vor aussichtlich am Montag beginnen. Landarbciterstreik. Lant „Magdebnrgischer Zeitung" brach in den Kreisen Stendal. Osterburg, Gardelegen nnd Wolmirstedt ein Landarbeiterstreil wegen Lvhnstrcitigkeiten aus. Von den Mördern NathenanS. Wie die Blätter auS Naumburg melden, haben die eingehenden polizeilichen Er mittelungen auf der Burgruine Saalcck und die ärztliche Untersuchung der Leichen der Mörder NathenanS scdcn Zweifel darüber beseitigt, daß Kern, als er am Tiirmfenstcr stand, durch einen Schuß eines Polizcibeamten getötet wor den ist. Die Ermittelungen haben ferner ergeben, daß sowohl Fischer alS auch Kern über der auf, der Flucht be schafften Kleidung Anzüge deS Bewohners der Burgruine, Dr. Stein, trugen, die sic in dessen Abwesenheit aus den Schränken genommen halten, ein Beweis dafür, daß sie sich bereits auf die Fortsetzung ihrer Flucht vorbereitet hatten. Tr. Stein ist nach eingehender Vernehmung in Naumburg auf Ersuchen des Berliner Polizeipräsidiums nach Berlin übergcsiihrt worden. Seine Frau, die mit ihrem Gatten verhaftet worden war, ist wieder ans freien Fuß gesetzt worden, da ein Verdacht gegen sic nicht besteht. Die Nach forschungen nach der Herkunft der. Schrotverletzungcn Kerns sollen ergeben haben, daß im Kreise Lüchow auf die Mörder wahrscheinlich beim Diebstahl von Feldfrüchten geschossen worden ist. Ter Gegensatz zwischen Batzern und Preußen. Bei dem am Mittwoch bis in die späten Abendstunden dauernden Ministerrat in Bavecn ging die Stimmung nicht nur bei dem Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld, sondern all gemein dahin, daß ein Bruch mit der ReichSregierung vermieden nnd ein Ausweg gefunden werden müsse. Diesen glaubt man in gewissen Vorschlägen bezüglich der Art deS Vollzugs der Gesetze zum Schutze der Republik zu finden. Unzutreffende Nachricht. Das NeichSwebrministerium teilt mit: Der „Vorwärts" vom 20. Juli morgens bringt unter „Bayerische Krisenstiinmung" eine Meldung, wonach Posten der republikanischen Reichswehr die Landsitze des Herrn von Kahr und des Kronprinzen Rupprecht bei Berchtesgaden bewachen sollen. Die Nachricht des Blattes ist unzutreffend. -Hanssuchnngcn! Nm Mittwoch wurde bei dem politischen Schriftsteller Dr. Eduard Stadler in Berlin eine HauS- suchuna vorgenommen, da Dr. Stadler im Verdacht steht, mit Gebeimorganisationcn in Verbindung gestanden zu haben. Einige an Dr. Stadler gerichtete Briefe und von ibm angcfertigte Briefentwürfe wurden beschlagnahmt. — Ans Grund von Anzeigen, daß die Ortsgruppe Münster des verbotenen Bundes der Aufrechten weitcrbestehe, finden dort Durchsuchungen statt, bei denen verdächtiges Material beschlagnahmt worden sein soll. Der Schriftführer der Ortsgruppe, der festgenommen worden mar, ist nach seiner Vernehmung durch das Gericht wieder freigelassen worden. Wicdererschcinen. Der Schlesischen Tagespost, die für vier Wochen verboten war, ist auf Beschluß des Innen ministers das Erscheinen wieder gestaltet morden. Sozialdemokratische Slrbcitsgenreinschast in Braun schweig. Wie ans Braunschweig berichtet wird, verlas der Präsident in der Sitzung des Landtages ein Schreiben, wann die Fraktionen der Mchrheitssozialisten und der Unabhängigen ihren Zusammenschluß zu einer Arbeits gemeinschaft bekanntgeben. Der Dollarknrs. An der gestrigen Vormtttagsbörse notierte der Dollar bei sehr fester Tendenz 527 bis 520. Republik Oesterreich. Ein Vertrag mit Deutschland. Der Nationalrat ge nehmigte den Staatsvertrag zwischen der Republik Oester reich und dein Deutschen Reiche znr Ausgleichung der in- und ausländischen Besteuerung. Rußland. Joffe als Bevollmächtigter in China. Die russische Handelsdelegation in London teilt mit, Josse sei zum be vollmächtigten Vertreter Sowjetrnßlands in China ernannt worden. Türkei. Tie Friedeusverhandlnugen mit den Griechen. Nach einer Reutermeldung verlautet in Konstantinopel, daß die Regierung von Angora nicht geneigt sei, BeicoS als Ort für die griechisch-türkischen Friedensverhandlungen anzu nehmen, da die Stadt von den Griechen besetzt sei. Angora schlügt daher Jsinid vor, da dies die einzige Stadt sei, wo Mustafa Kemal Pascha in der Lage sein würde, mit Angora in Verbindung zu bleiben. Die Hohe Pforte ist sowohl gegen Beicos als auch gegen Jsmid. Man glaubt, daß beide Parteien einverstanden sein werden, wenn die Zu sammenkunft an Bord eines französischen Kriegsschiffes im Hafen von Jsmid stattfindet. England. Ti« Schulden an Amerika. In Erwiderung auf eine Anfrage im Unterhaus ertlärie der Schatzkanzler, der Betrag der von Amerika gestundeten Zinsen habe am 31. Mürz 1922 598353 Dollar betragen. Auf die Anfrage, warum keine Zahlungen erfolgt seien, sagte Harne, diese Frage beant worte er sehr gern. Das Geld, das wir den Vereinigten Staaten schulden, haben wir im Laufe des Krieges geborgt, um unseren Alliierten zu helfen. Ich glaube sagen zu können, daß nicht rin einziges Pfund Sterling einem britische» Dienstzweig zugnte gekommen ist (Beifall). Wir brauchten das Geld, um unseren Alliierten zu helfen, damit sie die «Stig« Munition verstellen konnten, um lvr« Schlach ten zu schlagen. Im irischen Bürgerkrieg ist anscheinend eine Wendung eingetreten. Vertreter der Irregulären sind in Cork, dem Hauptquartier der RegierungStrnppen, elnaetroffen, um über FriedrnSbrdingunarn zu verbandeln. Es steht aller- ding» noch nicht seft, ob all« Führer diesen Schritt billigen. Seit 8 Tagen ist Limmertck der Mittelpunkt der Kämpfe. Bet diesen Kämpfen wurden unaesähr 20 Personen getötet und 40 verwundet. In Waterford werden di« Kasernen und Gefängnisse, die von den Aufständischen besetzt sind, mit Artillerie beschossen. Trmplemore ist in der Hand der Regierungstruvpen. Ti« «ngtische« Bergarbeiter gegen die rot« Inter nationale. Auf dem Kongreß der Bergarbeiter in Black pool wnrde ein Antrag der Vertreter von GttdwaleS betr. den Anschluß an die rote Gewerkschaftsinternationale mit 883000 gegen 118000 Stimme» abgelehnt. Die gemilderte Erbschaftssteuer. Ter Reichstag hat weyige Tage bevor er m die Ferien ping, das Gesetz zur Aenoerung des ErbschajtSsteuerge- letzeö verabschiedet. ES war aus Wunsch der Deutschen PolkSvarter mit dem Zwangsanlcihegesetz und dem Gesetz znr Aevdernng des Einkommensteuergesetzes verkoppelt worden, weil ein Teil der bürgerlichen Abgeordneten die Durchführung der Zwangsanleihe nur dann für erträg lich hielt, wcn» wenigstens gleichzeitig tue Einkommensteuer nnd die Erbschaftssteuer dem gründlich veränderten Geld wert angepaßt wurden. Denn wenn z. B. das Reich nach dciü bisherigen Erbschastöstcuergesetz Erbschaften, die der dem heutigen, so ungeheuer gesunkenen Geldwert leine sehr hohen Summen darstellen, zu einem erheblichen Teile wcgsteuert, so kann er den Nest nicht noch nachher mit einer ZwangSanleihcverpslichtung belasten, die doch letzten Endes auch wieder eine Art Vermögenssteuer darstellt. Wenn man eine Kuh zu oft melken will, wird kie schließlich überhaupt keine Milch mehr geben. Das sahen die bürger lichen Parteien im Gegensatz zu den radikalen Sozialdemo kraten vollkommen ein und machten deshalb die Milde rung der Erbschaftssteuer wie auch der Einkommensteuer zur Vorbedingung ihrer Zustimmung zur Zwangsanleihe. Das geänderte ErbschastSsteuergesetz enthält zunächst eine Anzahl Bestimmungen, die vor allein die Besteue rung von Schenkungen unter Lebenden und der Zwcckzn- wendungen neu regeln. Viel wesentlicher als diese und einige andere neue Eiiizelbestimmungen ist die veränderte Festsetzung der Steuersätze. Hier werden je nach dem Grade des Verwandtscl-astSverhältnisseS zwischen Erb lasser nnd Erbe» fünf Steuerstufen unterschieden. Ter Steuersatz beträgt in der ersten Stufe dreieinhalb Pro zent, in der zweiten fünf Prozent, und wird dann immer höher, bis er in der höchsten Stufe auf vierzehn Pro zent steigt. Hierzu kommen aber Zuschläge, oi.' sich nach der Größe der Erbschaft richten. Sie betragen zehn Pro zent des eigentlichen Steuersatzes, wenn die Erbschaft den Betrag von 100000 Mark, zwanzig Prozent, wenn sie den Betrag von 200000 Mark übersteigt, und sie erhöhen sich in dieser Weise weiter, so das; sür Erbschaften von mehr als einer Million Mark das Doppelte und für Erbschaften von mehr als fünf Millionen Mark das Fünffache der eigentlichen Steuersätze zu zahlen ist. Hierzu kommen dann noch besondere Zuschläge, wenn der Erbe selbst bereits ein Vermögen von mehr als zwei Millionen Mark besitzt; diese Zuschläge dürfen jedoch nicht höher als hun dert Prozent der eipentlichen Steuersätze sein. Tie Ge samtsteuer einschließlich aller Zuschläge darf nicht "mehr als achtzig Prozent des Erbes betragen. Das ist aller dings auch schon alles mögliche. Sehr wesentlich ist die Bestimmung, daß in den meisten Steuerklassen eine Erb schaft von nicht mehr als 50 000 Mark steuerfrei bleibt, und ebenso in den beiden ersten Steuerklassen Hausrat von nicht mehr als 500000 Mark Wert. Im ganzen bringt die Novelle eine dankenswerte Steuerentlastung sür klei nere Erbschaften und ist bemüht, die Steuersätze einiger maßen der inzwischen vollzogenen Geldentwertung an« zupasse». M MrM sür SiimWiWM ist am 14. Juni ds. Js. im Reichstag angenommen wor den und soll am 1. April 1924 in Kraft treten, falls nicht die Neichsregierung mit Zustimmung des Reichs rates bestimmt, daß eS ganz oder teilweise für einzelne Länder der Jugcndamtsbezirke zu einem früheren Zeit punkt in Kraft tritt. In der Einleitung zu diesem Gesetz wird das Recht eines jeden Kindes auf Erziehung festgetegt und danach werden die behördlichen Maßnahmen zur Förderung der Jugendwohlfahrt geregelt. Die Organe der öffentlichen Jugendhilfe sind die Jugendämter, die Landesjugend ämter, das Reichsjugendamt. Tie pflichtmäßigen Aufgaben des Jugendamtes sind der Schutz der Pflegekinder, die Mitwirkung im Bormundschaftswescn, die Fürsorge sür hilfsbedürftige Minderjährige, die Mitwirkung bei der Schutzaufsicht und der Fürsorgeerziehung, die Jugendgc- richtshilfe, die Mitwirkung bei der Beaufsichtigung der Arbeit von Kindern und jugendlichen Arbeitern, bei der Fürsorge für Kriegerwaisen und Kinder von Kriegsbe schädigten, in der Jugendhilfe bei den Polizeibehörden, ins besondere bei der Unterbringung zur vorbeugenden Be wahrung. Außerdem kann die oberste Landesbehöroe be stimmen, wie das Jugendamt Einrichtungen schafft für Beratung in Angelegenheiten der Jugendlichen, sür Mut terschutz vor und nach der Geburt, für Wohlfahrt der Säuglinge, der Kleinkinder, der im schulpflichtigen Alter stehenden Jugend außerhalb des Unterrichts und der schul entlassenen Jugend. Die Jugendämter sollen sich gegen seitig unterstützen und die freiwillige Tätigkeit zur Förde rung der Jugendwohlsabrt unter Wahrung ihrer Selb ständigkeit unterstützen und zur Mitarbeit heranziehen, mn mit ihr zum Zweck einer planvollen gemeinsamen Arbeit zusammen zn wirken. Als stimmberechtigte Mitglieder des Jugendamts sind neben den leitenden Beamten in der Jugendwohlfahrt erfahrene und bewährte Männer und Frauen aller Bevöl- kernngskreise, insbesondere aus den im Bezirk des Jugend amts wirkenden freien Vereinigungen sür Jngcndwohl- fahrt und Jugendbewegung aus deren Vorschlag zn be rufen. Tie Mitglieder sollen eine durch praktische Arbeit erworbene Ausbildung besitzen. An den Sitzungen deS Jugendamts kann - das Vormundschastsgericht mit be ratender Stimme teilnehmen. Des weiteren werden die Aufgaben der Landcsiugendämter und des ReichSjugend- amtes umschrieben und die oben bezeichneten Ausgaben der Jugendämter im einzelnen erörtert. Für die Ausführung dieses Reichsgesetzes ist eS von großer Bedeutung, daß die von feiten der Kirche geschaf fenen Einrichtungen sür evangelische Jugendarbeit per der Zusammensetzung der Jugendämter Berücksichtigung finden, sowie daß von evangelisch-kirchlicher Seite zahl reiche und erfahrene Männer und Frauen fürs die Tätig keit in den Jugendämtern empfohlen werden. Wenn tue kirchlichen Kreise, die die Jugendpflege sich zur Aufgabe gestellt haben, zu der Arbeit der Jugendämter lierangc- zogen werden, ist von dem erlassenen NeichSgefetz für Jugendwohlfahrt Erfolg nnd Segen zu erwarten im In teresse des gesamten deutschen Volles und seines religiösen und sittlichen Wiederaufbaues, der an der Jugend Anfang nehmen muß. L.M.
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