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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192207213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-21
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1922
- Autor
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Disposition erstellt. Er war Ritter des Lour I« mSrits I und anderer doder Orden. Zuletzt war er Präsident de» Sächsischen Militärverciii«bniideS. —* Verbotenes Werbevlakat des Arbeiter- Sports« st es. Der Leipziger Künstler Erich Krüner hat für das demnächst in Leipzig stattsindende 1. Deutsche Arbeiter-Tnrn- und Sportfest ein Werbeplakat entworfen. Eine mächtige in sattem Rot schimmernde Fahne beherrscht das Plakat und eine mit einer roten Schärpe nmaiirtet», prächtige ideale Turnerfignr bebt sich wirkungsvoll von der Fahne ab. Der Festausschuß hat die Absicht, dieses Plakat als Werbemittel siir das BundeSfcst auf den Bahnhöfen auszuhängeu und richtete ein entsprechendes Gesuch an da» ReichSverkthrSniinisterittni. Dieses gab seine grundsätzliche Zustimmung, machte sie aber von der Einsendung eines Plakates abhängig. Darauf teilte das ReichSverkehrS- Ministerium mit, daß das Plakat zum AnSbang auf den Bahnhöfen nicht zugelassen werden könne, da die rote Fahne aus dein Plakat zu stark hervortrrtr. Das ReichSverkehrS» niinistcrinin beiürcbict, das; der Aushang der Plakate auf den Bahiihölcn zu AnSeinandrrsetznngcn mit politisch anders Denkenden fuhren könne. Diese Entschließung des Reichs- verkehrsministeriums hatte in Arbciterkrcisen großen Un» willen hervorgerusen und auch z» Beschwerden beim iächsi- scheu WirtschaftSininisterittin geführt. TaS sächsische Wirt» schastsininisterium batte deshalb in Berlin um nachträg liche Genehmigung zum Aushang des Plakates nacbgesncht. Daraulhin hat das RcichSverkcbrSministerinm erneut einen ablehnenden Bescheid erteilt. Der künstlerische Wert des Plakates wird anch in dem neuen Entscheid nicht bestritten. Es walte bei der RcichSeiscnbalm lediglich das Bestreben vor, das neutrale Gebiet der ReichSeisenbahnrn von jeder politischen Auseinandersetzung sreiznbalten. Ausdrücklich bemerkt das RcichSverkcbrSministerinm, daß es nicht die geringsten Bedenken tragen würde, das Plakat zuznlasscn, wenn es z. B. die Rcichsfarbcn oder die Farben der Stadt Leipzig trüge. —* Ein Elbeschiffahrtstag in Magdeburg. Am 24. August findet in Magdeburg im Zusammenhang mit der mitteldeutschen Ausstellung für Siedlung, soziale Fürsorge und Arbeit ein ElbescbiffahrtStaa statt, der zum ersten Male die Vertreter der gesamten Elbeschifsahrt mit den zuständigen Reichs- und LandcSbchörden, Handels kammern, Pianistraten und den sonst interessierten Körper schaften und Persönlichkeiten dcS ElbcwirtschastSgebiets zu- fammensührcn soll. -»Frisches Wasser! Trockene Brötchen!" Ein Erlaß des ReichsverkchrsininisterS verpflichtet die Babn- hosswirte, in Zukunft neben den üblichen Reise Erfrischungen auch sriscbcs Trinkwasser und trockene Brötchen zu führen und anzubicten, damit auch minderbemittelte Reisende die Möglichkeit haben, unterwegs Erfrischungen zu sieb zu nehmen. Die Bahnhofswirtschaften sind gehalten, diese ein fachen Erfrifchungcn zu billigen Preisen abzugeben, und bei der ständig wachsenden Benutzung der vierten Klasse wird dieser Erlaß des RcichSverkehrsministerS zweifellos als eine verständnisvolle Berücksichtigung der wirtschaftlichen Lage der meisten Reisenden begrüßt werden. —* Die verlorene Ei se n b a h n f n h rka rte. Daß. man eine Fahrkarte verliert, kommt vor. In der Regel findet sie sich bald wieder, und so bat man keine anderen Folgen zu empfinden, als den Schreck über den gehabten Verlust. Manchmal findet sic sich aber nicht wieder. Dann muß man eine Art Strafe zahlen. Nach der Verkehrs ordnung hat derjenige, der obne Fahrkarte im Zuge be troffen wird oder die Fahrkarte verloren hat und diesen Verlust nicht sofort genügend glaubhaft machen kann, für die ganze vom Zuge rcsp. von ihm znrückaclegte Strecke den doppelten Fahrpreis zu zahlen. Ein Reisender fand bei der Kontrolle seine Fahrkarte nicht. Der Beamte er stattete Anzeige, der Reisende aber weigerte sich, die Strafe zu zahlen mit dem Hinweis, daß er an der Bahnsteigsperre die Karte gehabt und ein anderer sie gesehen habe. Die Eisenbahn ließ cs auf eine gerichtliche Entscheidung an kommen, die den Mann freisprach. Tenn es komme nicht darauf an, sagt das Urteil, ob der Angeklagte die Karte verloren, sondern ob er sie besessen habe. Ties sei durch den Zeugen bewiesen. Wer ans der Eisenbahn fährt, tut also gut, sich für alle Fülle eines Zeugen zu versieber» und sich dann nicht etwa ins Bockshorn jagen zu lassen, wenn er die Fahrkarte verliert. — K a s s e n p r ü f» n g L v c r b a n d Elbtal. Die Gemeinden Brockwitz, Eoswig, Gröba. Kötitz, Sörnewitz, Weinböhla, die Stadt Siebenteln: sowie der Gemeinde- fürsorgeverbnnd Meißen-Land haben die Bildung des KasscnprüfnngsverbandcS Elbtal beschlossen. Nachdem die beteiligten Gemeinde- und Bcrbandsvertretungen den hier über ausgestellten SatzunaSentwnrs genehmigt haben, ist in Meißen die endgültige Gründung des Verbandes vorge- nommen worden. Zweck des Verbandes ist eine geordnete Prüfung des gesamten Kassen- und Rechnungswesens durch eine dazu befähigte Person, die auch in der Lage ist, mit praktischen Vorschlägen sür eine einheitliche mustergültige Gestaltung des Kassen- und Rechnungswesens in den be teiligten Gemeinden an die Hand zu gehen. Sitz des Ver bandes ist Meißen. —F.V.K. Sturmzeichen sür unsere Säch t' i s ch c Landeskir ch e ? Sie Freie vollstirchnche Korre spondenz scgreibt: Nach dem „Launooerschen Tageblatt" entwickelte oer künftige chchsüche Landesbischof, T. Ihmcls, auf der Ev.-luth. Pnngstkonfereuz zu Hannover über das Thema: „Weshalb und in welchem Sinne muß die Kirche Bekenntniotirche jein?" u. a. folgende Gedanrengänge: „Wer im Dienste der Gemeinde stehe und wirke, müiie innerlich mit dem Bekenntnis überciiistimmen und rn irgendeiner Form auf das Bekenntnis verpflichtet werden. Wenn je mand im Dienst der Kirche nicht mehr auf oem Boden des Bekenntnisses stehen, müsse er die Konscguenzen daraus ziehen oder eventuell auch veranlaßt werden, die Kouse- guenzen zu ziehen. Mit dem Gedanken des Mlnoritüten- schuhes tonnte sich der Vortragende nicht befreunden, er sei ihm die völlige Preisgabe der kirchlichen Ordnung und mache die Kirche zu einem Zweckverband. Er wünsche sich eine Kirchenlellnng, die darüber wackt, daß kein Pfarrer mit dem heiligen Predigtamt und mit dem 'Be kenntnis spielt ??!>, die aber daneben (?) auch sür das Werdende und Ringende volles Verständnis hat." — Diese Ausführungen des künstigcn sächsisches: Landesbischoss müssen in: Zusammenhang mit den kürzlich erfolgten Amtsenthebungen frciprotestantisch gerichteter evangelischer Pfarrer in der bahcrischen Landeskirche und der daraus bereits entstandenen innerlirchlichen Krllis die stärkste Bc- nurnhignng in die liberalen Kreise gerade der sächsischen Landeskirche und ihrer zahlreichen sreiprotestantischeu Geistlichen tragen. Sie dürften einer Ktrchenleitung oben gcschilderler Art im Namen der Freiheit des lutherischen Evangeliums und der Würde ihrer inneren Ueberzeugung geschlossenen Protest entgegensteucn und der Zerfall unserer Landeskirche wäre in greifbare Nähe gerückt! * Gröba. Im Große'jchen Gasthofe findet beute abend Eröffnungsvorstellung vom Meißner Marionetten« Theater der Familie Albert Wünsch statt. Hierzu beachte man die Anzeige in vorliegender Nummer. Strehla. Wie unangenehm bei -er Suche nach den Mördern Rathenaus eine Reise in die nächste Umgebung werben konnte, das muhte am Sonnabend vormittag ein Angestellter des hiesigen Tompfsägewerkes empfinden, der mit seinem Freunde, einem Dresdener Polizeibeamten, eine Radpartie nach Mügeln unternommen hatte. Tort wurden beide von einem Schutzmann angehalten, auf dem Nach- LkLr^uur mur L Schutzleuten nrrellert. war LS- Die Zahl der Toten lHßt fick» noch nickt oenau f,Wellen. Vier Waggon», die voll besetzt waren, sind völlig verbrannt. Zuaent gleis» na. Der Schnellzug Cerbere—Bor deaux ist »wischen Corneissa (?) und Bordeaux entgleist. Die Maschine, der Tender und der Gepäckwagen stürzten die Böschung in einen fünf Meter tiefer gelegenen Wein- berg hinab. Der Lokomotivführer wurde auf der Stelle getötet, der Heizer schwer verlebt. Einige Reisende haben leichte Verwundungen davonaetragen. Die eingeleitelo Untersuchung hat ergeben, dass da» Unglück durch Lösung von Schienen und Schwellen in verbrecherischer Absicht herbeiaesührt ist. Verkehrs unterbrech ungen durch Hoch wasser. Tie anhaltenden Regengüsse der letzten Tage haben den Bahnkörper der Arlbergbahn an mehreren Stel len derart unterwaschen, daß VerkehrSunterbrechungen ein treten mußten. Auf der Strecke Landeck—SchönwicS der Arlbergbahn mußte der Güterverkehr bereits am 15. Juli vollständig eingestellt werben, der Personenverkehr kann nur durch Umstcigcn aufrechtcrhalten werden. Ter Verkehr Innsbruck—Bregen» »rußte, soweit Schnellzüge rn Frage kommen, ausfallen. Tie Strecke Feldtkirch—Buchs ist uu- fahrbar geworden, da das Hochwasser der Jll die Eisen bahnbrücke gefährdet. Der Zugverkehr tu die Schweiz wird einstweilen über Bregenz—St. Margarethen geleitet. Tie Montafon« r-Bahn ist gleichfalls unterbrochen. Auch im Ealzbiirgischcn und im Ennstal ist der Eisenbahnverkehr durch Hochwasser bedroht, was zu Verspätungen und unvor hergesehenen ZugSaufenthalten führt und ur orösen Tagen des stärksten Urlaubsreiseverkchrs für die Reisenden eine große Behinderung ist. Personenauto verbrannt. TrcnStag abend verbrannte auf offener Straße »wischen Wutha und Eisenach in Richtung Erfurt ein Personenauto. Tie beide» Insassen, Männer im Älter von 30—40 Jahren, haben nach Entfernung der Kennzeichen des Kraftwagens diesen liegen gelassen und sind mit Dem fahrplanmäßigen Z:me nach Erfurt wcitergesahren. Tie Gendarmerie in Wutha vermutet, daß es sich um Helfershelfer der Rathrnau- Mörder handelte. Benzin explosiv n. Nach einer Meldung aus Cleve ereignete »ich, als zwei Arbeiter in einer Oelfabrtk cinen Wasserbehälter mit Benzin reinigen wollten, eine Explosion. Die beiden Arbeiter, die sich in dein Behälter befanden, erlitten so schwere Brandwunden, daß sie nach wenigen Stunden starben. Auf Strand gesetzt. Der Hamburger Dampfer „Thea" wurde von seinem Kapitän drei Seemeilen östlich Leba aus Strand gesetzt, weil ein auf See entstandenes Leck die Weiterfahrt unmöglich machte. Tie Mannschaft wurde durch die Lcbcrer Rettungsstatwu au Land gebracht. Erfroren. Von einer Augsburger und Dresdener Touristengruppc sind bei der Besteigung der Zugspitze vier Teilnehmer erfroren. Ein Schncesturm hatte die Touristen überrascht und die Erreichung der Sämtzhütte unmöglich gemacht. Ein ungewöhnliches Abenteuer erlebte in Berlin ein junger Hamburger, den sein Vater, ein Wein händler, mit 40000 Mark zu einem Einkauf nach Berlin geschickt hatte. Ter junge Mann kam auf dem Lehrter Bahnhof an und ging dann nach dem Potsdamer Platz, um dort in einem Lokal zu essen. In dem Restaurant geriet er mit zwei Männern in ein Gespräch, und schUeßlich er boten sich die beiden, ihm in der Schloßstraße zu Char- lottenburg ein Unterkommen zu verschaffen. Nach einer Zecherei fuhr man gemeinsam dorthin. Am nächsten Mor gen erwachte der Hamburger vollständig cmgekleidct in einem Rett. Er trug aber nicht seine eigene Kleidung, son dern einen schäbigen feldgrauen Anzug. Tie beiden Gast freunde, die ihm baS Zimmer verschafft hatten, waren verschwunden. Seinen Anzug und seine Brieftasche mit dein Gelbe hatten sie mitgenommen. Die Kriminalpolizei ermittelte, daß die feldgraue Uniform einem 36 Jahre alten Adolf Sommerfeld gehörte und nahm diesen fest. Bet ihm fanden sich auch die Kleioer des Ausgcplünderten wieder. Seinen Spießgesellen will Sommerfeld nicht kennen. DasEnde erner Liebe. Ein interessanter Liebes roman wird zurzeit in der Wiener Gesellschaft viel be sprochen. Auf Anzeige der Baronin Ada Senden in Wien wurde dort der Ingenieur Iwan Polgar unter der Beschul digung der Veruntreuung verhaftet und ins LandeSgerichts- gefängnis cingeliefert. Tic romanhafte Vorgeschichte dieser Verhaftung, die der Beschuldigte mit einer Anzeige gegen die Baronin wegen Erpressung zu beantworten beabsichtigt, ist folgende: Tie Baronm Senden ist eine Enkelin des früheren Botschafters Fürsten Eulenburg, eme Tochter des Grafen Botho Eulenburg. Sie hatte im letzte» Kriegs jahre in Wiesbaden den Ingenieur Polgar, der damals österreichischer Reserveoberleutnant war und sich dort zur Knr aushielt, kennen gelernt. Polgar stammt aus reich be güterter Familie und besitzt mit seinem Bruder große In dustrien in Mährisch-Ostrau. Aus der Kurbekanntschast entwickelte sich eine Freundschaft — und nach dem Kriege trafen die beiden sich in der Schweiz. Tort führten sie gemeinsam ein Leben größten Stils. Als ihnen das Geld ausging, verpfändete Polgar eine Anzahl Industrie aktien, die ihm die Baronin zur Aufbewahrung gegeben hatte, für 300 000 Schweizer Franken. Denselben Weg gingen ein Pelz und ein Perlenkollter der Baronm, wofür Polgar 100000 Franken geliehen erhielt. Tann verlegte das Paar seinen Wohnsitz nach Wien, wo es iin Hotel Sacher wohnte. Hier scheinen nun beide Teile einander müde geworden zu sein. Und mit der sterbenden Liebe tauchten die Beschuldigungen der Baronm auf, die dahin gehen, daß Polgar ihre Sachen ohne ihr Wissen und Wollen verpfändet habe, während Polgar das Gegenteil behauptet und erklärt, die erlösten Gelder seien sür Be streitung der gemeinsamen Lebensführung verwendet worden. Mit einem neuen Trick haben in London einige Diebe mehrere Geschäftsinhaber bös hineingelegt. Zwei Mann, von denen der eine einen photographischen AvtÄrat bet sich hatte, erschienen im Laden und bearbeiteten den Prinzipal so lange, bis er einwilligte, srch mit seinen Angestellten von ihnen photographieren zu lassen Ter Chef und seine Leute wurden dann auf der^ Straße vor dem Laden ausgestellt und in der bekannten Weise ge beten, ein freundliches Gesicht zu machen. TaS taten sie auch; um so weniger fremcklich waren ihre Mrsnen, als sie nach erfolgter Aufnahme in den Laden zurückkamen und die Ladenkasse geleert fanden. Als man sich nach den „Photographen" umsah, waren sie samt ihren Helfers helfern verschwunden. Eine völlig unbekannte Stadt. Die völlig unbekannte Stadt, von der hier die Rede ist, heißt Pilsen. Die Biertrinker der ganzen Welt wissen zwar, daß Pilsen eine berühmte Stadt ist; man kennt sie in England und Frankreich ebenso gut wie in Amerika und Australien; aber in der Tschecho lowaket ist sie vülug unbekannt. Weuia- stens behauptet das die Postverwaltung dieses Landes. Em Leipziger Kaufmann erhielt «inen mit „Pisten" adressierten Brief von dort al» unbestellbar zurück. ES war aber ein sehr wichtiges Schreiben, uick darum bat er einen Prager Geschäftsfreund um die Zusendung eines deutsch-tschechi- schen Ortsverzeichnisses, um den Brief richtig adressieren zu können. Etwas umständlich, aber die tschechoslowakische Postverwaltung hat ihre Freude daran. Man kann den Schabernack, den sie dem Leipziger Kaufmann gespielt hat, nur als chauvinistischen Unfug bezeichnen. Das soll Patriotismus sein! Ein merkwürdiger Patriotismus, der die wirtschaftlichen Lnteresten deL LandH UWM. M doch verdächtig, baß die Radfahrer »nm Teil Manchester- anzng trugen, und man konnte nicht missen — eine Million Belohnung sür Verhaftung der Mörder zieht! Die ange- stelttcn Erörterungen waren trotz der Legitimation-papiere ergebnislos, sintemal in Strehla auf dem Pvlizeiamte Scheuersest und eine bestimmte Auskunft nicht zu erhalten war. Deshalb mußten die Radfahrer sich in das Unvere metdliche fügen und in Mügeln Siesta halten. Von Setten de» hiesigen DampssägewerkcS, ebenso vom Polizriamt in Dresden wurden aber dann bestimmte Auskünfte nach Mügeln erteilt, woranf die beiden Manchesterleute wieder entlassen werden. In Mügeln aber war man um eine ein gebildete Million ärmer. Dahlen. Der Stadtgemeinderat bat di« Einführung einer Hockerstcuer beschlossen. Döbeln. Der Rat lehnte in seiner Sidnng den An trag der Stadtverordneten ans Beseitigung des Vismarck- und deS Geora-DenkmalcS ab; der Antrag der Stadtver ordneten ans Nmbenennnng -er Köniastraße in Natllenau- straße wurde ebenfalls abaelelmt, ebenso ein gleicher Antrag ans der Mitte des Rates ans Umbenennung des Wettin- platzeS; dagegen wird auf Vorschlag des Vorsitzenden der Stcrnvkatz in: Döbelner Weiten (um Verwechslungen mit dem Ttcrnplatzc in: Stadtteile Svrmitz auszuschließen) in Natbcnnnplatz mnaetanst. Leisnig. Auf der Johannistalstraße snbr ein Auto der Ncberlandzcntralc Gröba in ein Geschirr eines hiesigen Gutsbesitzer». Ter Führer batte infolge dcS glitschrigen Wege» da» Auto nicht erhalten können, io daß es direkt in die Pferde bineinsnbr, die natürlich sofort bäumten. Die Wagendeichsel deS Geschirrs hat dem Beifahrer deS AutoS einen Arm anfgrriisen, während namentlich daS eine Pferd verschiedentlich verletzt wurde. * Dresden. Anläßlich der dentsch-spanlsch-sud- amerikanischen Woche fand gestern im großen Festsaale de» nenen Rathauses ein offizieller EmpsangSabend kür die hier weilenden Vertreter von Staatsangehörigen Spaniens und der südamerikanischcn Staaten statt, an dem anch Vertreter der Staats- und städtischen Behörden sowie zahlreiche Ehrengäste und Pressevertreter teilnabmen. Ostr : tz (Laus.). Ein eigenartiger Streik brach Sonn tag abend gelegentlich der Tanzmusik in „Stadt Dresden" aus. Tie Musiker forderten einen PreiSaniscblag. Bisher mußten 80 Pfennig sür die Tour gezahlt werden. Sie verlangten nun sür drei Touren 2 Mark. Die Tänzer weigerten sich, diesen Ausschlag zu zahlen. Da alle Ver mittlungsversuche des Wirtes ergebnislos blieben, packten die Musiker ihre Instrumente ein und verließen gegen 9 Ubr den gntbesucbten Saal. Freiberg. Da die Stadtkapcllc den von: Stadtrat zum Kapellmeister gewählten Lehrer Dchncrt nicht aner kennt und der Rat zum anderen die vom Stadtorchester er betene monatliche Beihilfe von 1060 Mark siir jedes Mit glied der Kapelle nicht bewilligt, hat nunmehr das Stadt orchester bis auf weiteres anfgehört zn bestellen. * B ö ll l i tz - E ll r c n b e r g. Die Linke des llicsigen GcmeinderatS bat beschlossen, der „Hindenburg-Straße" illren früheren Namen wieder zu geben, so daß sie jetzt wieder Südstrnße heißen wird. Falkenau. Der im 11. Lebensjahre stellende Schul,- knabe Kurt Gellmlich hier war von einer Kreuzotter in Sie Pulsader am rechten Handgelenk gebissen worden. Trotzdem ein Schulkamerad die Wunde sofort abschullrte, drang das Gift in den Arm. der dem bedauernswerten Knaben im Chemnitzer Krankenhaus:' amputiert werden mußte. Weißcnsand. Infolge Unwohlseins verunglückte beim Wasserlwlcn an einem OrtSbrnnnen der Weber Keßler, ein Nijnhriaer Mann. Er siel in den Brunnen und mar jedenfalls unfähig, sich hcranSzuarbcitcn, so daß er den Tod fand. WolsSnssttz. In einer hiesigen Fabrik verunglückte ein jiiuacS Mädchen, Tochter des Emil Mei aus Weißen sand, indem eS mit dein Kopf in das Getriebe kam, so daß ihr die Kopfhaut losaerissen wurde. In bedenklichem Zu stande winde die Bedauernswerte nach dem KrciSkranken- stift Zwickau überführt. Frankenberg. Nm zweiten Tage der großen Ferien haben sich vier Knaben damit belustigt, nicht weniger als 97 Fensterscheiben an der Hinteren Seite der hiesigen Kaserne einnnnerfcn. Bedenkt man, daß eine einzige Scheibe rund 140 Mark kostet, so kann man den Schaden leicht be rechnen. K l i n a enth a l i. V. Hier hatten sich sozial demokratische Stadtverordnete an einer Demonstration be teiligt. die in Tätlichkeiten ausartete. Die in der Wirt schaftlichen Vereiniaung zusammengcschloffenen bürgerlichen Klingenthaler Stadtverordneten und Stadträte verlangten nun, daß ihrem mißhandelten Mitglied von den an den Ausschreitungen beteiligten Stadtverordneten Gennatnnng gegeben werde. TaS lehnten die sozialdemokratischen Stadt verordneten ab, worauf die bürgerlichen Stadtverordneten die Sitzung verließen und erklärten, an keiner Sitzung der städtischen Kollegien tcilznnehmen und ihre Mandate nieder« znlegen. Die Wirtschaftliche Vereinigung hat nunmehr die Auflösung der beiden städtischen Kollegien bei der vor gesetzten Behörde beantragt. Lottengrün i. V. In den ausaebreiteten staatlichen Nadclholzwaldungcn zwischen den hiesigen Ortschaften sind in diesem Jahre die Heidelbeeren in überaus großen Mengen zur Reise gediehen, infolgedessen ist jetzt der Wald von Aecrensammlern täglich in großer Zahl belebt, namentlich aber aus den Städten der Umgebung, wie Planen, OelSnitz, Falkenstein und sogar ans Zwickau kommen sie früh beim Morgengrauen in Scharen zn Fuß und mit Eisenbahn hier an und kehren abends mit gefüllten Krügen, Waffereimern, Körben wieder heim; einer Familie von etwa vier Köpfen bringt der Ertrag an einem Tage bis zu 30 nnd 40 Pfund. Die hier zum Verkauf gepflückten Beeren werden mit 10 bis 14 Mark das Psnnd bezahlt. Ebenso ist auch der Behang an Preißelbeeren, die jedoch erst in einigen Woche» reif werden, sehr reichlich. Groitzsch. Ein schweres Sittlichkeitsverbrechen wurde nachts an einem Mädchen verübt, das vom Tanz heim- kehrte. Der Unhold bedrohte es mit einem Dolch, falls e» nm Hilfe rufen sollte. In dem Verbrecher wurde ein arbeitsscheuer 24 Jahre alter Mann ermittelt. Bei der Festnahme leistete er großen Widerstand. » » * Senftenberg. Am 1. Juli war e» anläßlich de» Grubenbrandes in Senftenberg, vor allem in den dortigen Anlagen der Jlse-Gesellschaft, zu größeren Ausschreitungen und Plünderungen gekommen, an denen sich hauptsächlich polnische Arbeiter beteiligt batten. Bevor die von der Direktion der Jlse-Gesellschast telephonisch erbetene polt« zeiliche Hilfe aus Cottbus eintraf, hatte das Gewerkschafts kartell des d«ctigen Bezirkes selbst Schutzmaßnahmen gegen diese Ausschreitungen des Pöbels ergriffen. Patrouillen der organisierten Arbeiterschaft übernahmen die Sicherungen der Straßen und Geschäfte und machten eine größere Anzahl von Plünderern dingfest. Meldungen von linkSradtkaler Seite zufolge scheint jetzt die Absicht zu bestehen, die einmal geschaffene Arbeiterwehr nun als dauernde Einrichtung der Arbeiterschaft beiznbehalten. Vermischtes. Ei« Posting zur Entgleisung gebracht. Zwischen -en Stationen Romanow und Petschemowka (Rußland) ist in folge Zerstörung des Gleises durch Banditen der »ur polnischen Grenze fahrende Postzug entgleist, 14 Lote, Schwer« und 14 Leichtverletzt« kovnteu geborgen werden.
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