Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192706254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-06
- Tag 1927-06-25
-
Monat
1927-06
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M W MW» I« SIMAW M M W dn AMrftM M-M <»«»,«« au» der Festschrift.) wslmttWMn M «kilMe. Die folgens«« Ausführung«« sollen Ser vor 25 Jahre» tzrfolüte« Begründung «tner höhere« Schule tu Riesa ge- widmet sein. Al» Riesa daran ging, sich eine Realschule zu schasse« — und eine solche kam zunächst in Frage —, gab e» tu Sachse« bereit- 24 derartig« Anstalten. Eine Reihe von Städte« mit geringerer Einwohnerzahl al» Riesa und von ungleich geringerer wirtschaftlicher Bedeutung hatte be reit» unsere Heimatstadt überflügelt. In der Erkenntnis, bah Gefahr im Zögern liege, beschlossen die Stabtverord- neteu auf Anregung de» Herrn Hammitzsch nach erledigter Tagesordnung am 15. Juni 1802. den Stadtrat um Aus kunft zu ersuchen, wie er sich zur Errichtung einer Realschule in Riesa zu stellen gedenke. Am nächsten Tag erfolgt der RatSbeschluß, die Vorlage an den Schulausschuß zu über- geben. Bürgermeister Klötzer stellt in einer Denkschrift vom 22. Juni statistische» Material zusammen über die 24 Realschulen in Sachsen, die Besuchsziffern, di« Lehrerver- hällnifse; er beleuchtet vor allem die finanzielle Sette, indem er au» den HauShaltplänen der in Frage kommenden Städte die von Staat und Gemeind« geleisteten Zuschüsse zusammenstellt. Ungünstig für die Riesaer Angelegenheit war, bah Oschatz zu gleicher Zett sich mit der Errichtung einer Realkchule beschäftigte. Dessen Bürgermeister Härtwig hat nun im Ministerium den Bescheid erhalten, bah dort und auch bei den Ständen die Ansicht vertreten sei, man dürfe der Neuerrichtung von höheren Schulen in keiner Weise und am wenigsten durch Staatsunterstützung Vorschub lei sten; ja man denke daran, die bisher den Städten gewährten Unterstützungen einzuschränken und nach und nach ganz einzuziehen. Diese Auffassung verfehlt Klötzer nicht, dem SchulauSschuh mitzuteilen und seinerseits au» eigner Kenntnis der in Dresden herrschenden Strömung hinzuzu fügen^ dah das Bestreben neuerdings dahin gehe, die Be rechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst von dem Nach- weis de» bestandenen MaturitätSexamenS an einem Gym nasium oder Realgymnasium abhängig zu machen. Damit würbe also den Realschulen einfach die Existenzfähigkett ab- geschnitten werben. AlS letztes und stärkstes Argument gegen die geplante Realschule führt Klötzer die finanziell« Sette in» Treffen. Weiterhin gibt Klötzer zu bedenken, dah sich über kurz oder lang ein Kirchenneubau nötig mache. Bet dieser Sachlage bezeichnet Klötzer die Begründung einer städtischen Realschule zu Riesa als ein sehr gewagtes Ex periment. Trotzdem beschlicht der Schulausschuh am 2. Juli 1892, den städtischen Kollegien vorzuschlagen, beim Kultus ministerium anzusragen, ob im Falle der Errichtung der Realschule in Riesa vom Staate der Zuschuß von 12000 Mark gewährt und es gestattet werben würde, 5 beziehent lich 6 Lehrer mit nicht-akademischer Vorbildung von der jetzigen höheren Bürgerschule für die neue Realschule zu verwenden. Gegen diesen Beschluß wendet sich der Rat in der Sitzung vom S. Juli, indem er gegen 1 Stimme be schlicht, von allen Schritten zur Errichtung einer Realschule in Riesa zur Zeit abzusehen. Der Rat werde bet diesem Beschluß von dem Gedanken geleitet, daß, selbst wenn da von» Schulausschuh an das Ministerium gestellte doppelte Ersuchen genehmigt würde, einen Vorteil die Stadt durch die Errichtung einer Realschule nicht gewinnen werde, viel- mehr die so günstig aufgebaute höhere Knabenschule un nötigerweise vernichtet werden würde. ES werd« der Bür gerschaft mehr gedient, wenn durch Aufsetzen noch einer Klaffe auf die Höhere Knabenschule die Möglichkeit geschaf- fen würde, das Einjährigenzeugnis an dieser Schule zu er werben. Äon diesem Beschluß nimmt das Kollegium in der Sitzung vom IS. Juli Kenntnis. Hiermit bewendet es nun in der Frage der Errichtung einer städtischen Realschule, bis im Januar 1890 Schul direktor Bach an den Rat in einer längeren Zuschrift heran, tritt, in der er ausführt, daß sich in der Stadt wiederum eine auf Errichtung einer Realschule hinzielende Bewegung geltend mache, die durch den Beschluß von Oschatz, dort eine solche Schule zu errichten, wesentlich verstärkt werde. Be fürchtungen gingen in der Bürgerschaft um, baß das Riesaer Schulwesen durch weiterkS Zögern empfindlich gehemmt werden würde. Die Frage der Errichtung einer Realschule in Riesa blieb weiter in Fluß. Im „Riesaer Tageblatt"' vom 5. «nb 6. Februar 1897 erscheint der Aufsatz eines „Lokalpatriotin", gezeichnet L. R„ unter der Ueberschrift: Ein Beitrag zur Lösung der Riesaer Schulfrage. Der Verfasser läßt die Weiterentwicklung der höheren Knabenschule zur Realschule fallen. Da» seit 1891 beobachtete ständige Herabgehen der Schülerzahl lasse erkennen, daß die Knabenschule nicht mehr den allgemeinen Bedürfnissen genüge; sie könne die Real schule nicht ersetzen. Eiu Gymnasium ober Realgymnasium könne für Riesa nicht in Frage kommen; es bleibe nur die Errichtung einer Realschule. — Gin weiterer Schritt in der Schulfrage wirb getan dnrch Beschluß de» SchulauSschuffe» vom 17. Januar 1898, zu Ostern, um „die Errichtung «ine» Gymnasiums" zu Mesa anzuvahnen, mit der Einrichtung einer Progymuasialsexta de« Anfang zu mache», den Wei- terausbau der höheren Knabenschule al» Realschule jedoch nicht aufzugeben. Die entscheidende Wendung erfolgte durch de« Michaeli» 1901 al» Nachfolger Dr. Michel» »um Schuldirektor ernann ten Dr. Hermann Göhl, der i« zwei Denkschriften vom Ok- tober 1901 die Umwandlung der höheren Bürgerschule unter vorläufiger Wetterführung der 4., 8. und 2. Klasse al» Real schulklassen in ein Realprognmnasium. eröffnet mit den Klassen Vl, V, rv, empfahl und die zunächst zu ergreifende« schultechnischen Maßnahmen ausführlich darlegte. Der Vorsitzende de» SchulauSschusse». Bürgermeister Boeter», gab in einem Schreibe« einer große« Zahl von Schüler eltern Kenntnis, daß möglicherweise bi« höhere Knabenschule Ostern 1902 in ein Redlprogymnafium mit dem Einjäh. rigenzeugni» al» Abschluß «mgewandelt werbe, und ersucht nm Erklärung, ob die betreffenden Elter« ihren Sohn der neuen Anstalt zerführen würde«. Nun setzt eine lebhaft« Zeitung-Polemik ein: hie Realprognmnasium! hie Real schule! — In ber Sttznug vom 14. Jauuar 1902 stimmte« die Stadtverordneten dem Beschluß de» Schulauöschusse» und Stabtrat» z«, die Errichtung eine» Realprogymnasium» be. treffend, mit 14 gegen 2 Stimmen. Zwei Stadtverordnete fehlten. I« etner umsangreichen Druckschrift vom 10. Dv- schen Kolleake« gewandt, «nd e» ist anzunehmen, daß die Stadtverordnete« die außerordentlich klaren Darlegungen über bi« Natur betder in Frage kommende« Schulgat- tungen. R«alprogym«asium und Realschule, ihre im Grunde genommene völlige Ueberetnfttmmung in be« Lehrzielen und über die großen Vorteile, di« der Lateinbetrteb doch zweifellos habe, sich zu eigen gemacht haben. So hat sich Riesa vor 25 Jahre» «ine höher« Schule ge geben. die Ostern 1902 mit den drei untersten Realprogym- nasialklaffen Vl, V, lV und den von früher her noch be stehenden Realklaffen 4. 8 und 2, dort unter Zugrundelegung be» RealgymnasiallehrplanS, hier be» Lehrplan» der Real- schule eröffnet wurde. Vom 1. Januar 1908 ab ist die Schule al» ein in Entwicklung begriffene» Realprognmnasium mit Realklaffen vom Ministerium anerkannt; zum Leiter wird ber hiesige Schuldirektor Dr. Göhl ernannt. Außer ihm wirken 4 akademisch gebildete Lehrer und 0 Lehrer der Bür- gerschule an Ser Anstalt. Bereit» Ostern 1900 macht« sich da» BeSürfnt» geltend, neben dem Realprognmnasium eine Realschule zu errichten, und so wurde die 43 Sextaner zählende Klasse geteilt in eine Quinta und eine 5. Realklasse, und ebenso entschieden sich die neuaufgenommenen Sextaner für und wider bas Latein. Die Schul« hat damit den Weg betreten zu einer Dop pelanstalt. Und diese mächtig auflebende Schule entbehrte immer noch des eigenen Hanfes, war noch immer zu Gaste in den Räumen der Knabenschule am Wasserturm, die immer unzulänglicher wurden. Doch e» wuchs schon an der Mathtldenstraße (jetzt Lessingstraße) ber Bau empor, den di« städtischen Kollegien bereits im September 1904 beschlossen hatten. Eine Zeitlang wogte der Kampf hin «nd her um Len Platz, auf dem man die Schule errichten wollte, ob an Ser Mathtldenstraße oder auf dem Pfarrlehn hinter ber Klosterkirche. Der Rat schlug bi« Mathilbenstraß« vor. Dagegen wandten sich in ber entscheidenden Gtabtverord- netensttzung vom 25. Oktober 1904 die Anhänger des Pfarr- lehnprojekteS hauptsächlich mit ber Begründung, baß die ge schäftlichen Interessen der Bürgerschaft verletzt würbe», wenn man St« Schule abseits baue In einer Gegend, wo bi« Weiterentwicklung ber Stadt ziemlich zweifelhaft sei. Bet der Abstimmung standen die Stimmen 9:9; die Stimme de» Vorsteher», Oberamtsrichter Helbner, gab zugunsten ber Mathtldenstraße den Ausschlag. Nachdem am 7. Februar 1905 ber Dresdner Architekt G. Hänichen beanstragt worbe« war, baS vom Stabtbauamt ausgearbeitete Programm zur Ausführung zu bringen, würbe am 20. Juli mit Sen Ar beiten auf ber Baustelle begonnen am 21. Oktober 1905 wurde Sa» Gebäude gerichtet, und am 1. November 1900 war e» in allen Teilen bezugsfertig. Leiber wurde darauf verzichtet, gleichzeitig eine Turnhalle zu errichten, wozu die Nordseite des geräumigen Turn- und Spielplatz«» an ber Rückfront de» Gebäude» vorgesehen war. Di« Schule wurde in die damals neue Turnhalle an der Wasserturm schule verwiesen. Der Mangel einer eigenen Turnhalle macht sich bei dem gewaltigen Anschwellen der Gchülerzahl immer drückender geltend, und e» ist bringend zu wünschen, daß der Oberrealschul« über kurz oder lang doch noch «in« eigne Turnhalle auf ihrem Grund beschert werbe. Die Ein weihung de» neuen Schulgebäude» erfolgte am 8. Nov. 1900. In dem schönen Neubau entwickelte sich nun die Doppel anstalt Nealprogymnasium und Realschule erfreulich wei ter, so daß Ostern 1911 auch die 1. Realklaffe bi« Reifeprü fung unter dem Vorsitz des Geheimrat Dr. Lange als Kgl. Kommissars ablegen konnte. Der Weltkrieg hat natürlich auf bi« ruhige Entwicklung der Schule gewaltig eingewirkt. Bereit» im Herbst 1914 machten sich mancherlei Vertretungen für einberufene Kol legen nötig. Der Turnunterricht war verwaist, al» Ersatz wurde das Pausentnrnen eingeführt; der älteren Schüler nahm sich der Turnverein an. Die Schüler ber beiden obersten Jahrgänge wurden auf ministeriell« Anordnung planmäßig »um Dienst tm Heere vorbereitet durch Exerzier- Übungen, JnstruktionSstunden «nd Märsche mit Gepäck. Durch besondere Ausgestaltung der in die KriegSzeit fal lenden Schulfeiern, durch Erklären ber Kriegslage trug die Schule dazu bei, ihren Zöglinge» den Krieg zum inneren Erlebnis werden zu lassen. Bereit» tm 4. Quartal 1914 wurden sechs Notretfeprüfungen abgelegt. Bet der steigen den wirtschaftlichen Not wurden die Lehrer wiederholt im Jahre 1915 herangezogen, so zur Ermittlung der Kartoffel- Vorräte, der MehlbestanbSaufnahme, auch zur Bedienung ber tm Schulgebäude gleich beim Inkrafttreten der amtlichen Brotverteilung eingerichteten Markenausgabestelle. Auch die Schülerschaft beteiligte sich eifrig an ber Linderung der KrtegSnot. Sie beschaffte und packte Ltebespakete vor Weih nachten, fördert« die Metallsammlung, bracht« Lesestoff für Sie Lazarette, vielfach auS Eigenem, herbei, sammelte bienst, beflissen allerlei Materialien, die iu immer steigenderem Maße beuöttgt wurden, um un» durchzuhelfen. Freilich kann nicht verschwiegen werde«. Laß die ungeheure Er- schütter»«« Lurch den Weltkrieg besonders auch in dem an dauernd mit Einquartierung dicht belegte« Riesa und durch da» auf kleinem Raum zusammengebrängte militärische Lebe« die Schülerschaft teilweise arg zerstrcmt und auf die Schularbeit ungüsstig eiugewirkt har. Da» Fahr ISIS, für unser Saterland von weltgeschicht licher Bedeutung, sollte auch für die Riesaer höhere Schule einen bedeutungsvolle« Wandel bringen, nämlich die Um- Wandlung Le» Realprognmnasium» mit Realschule in eine Oberrealschul«. Dr. Göhl hat die Umwandlung nur vor- bereitet. Sm 29. März 1919 trat er in den Ruhestand. An Liese« Tage fand die feierlich« Verabschiedung tir der Aula statt, «nd die schönste Anerkennung mag ber in siebzehnjäh- rtger Arbeit um die Riesaer höhere Schule treuverdtente Mann in dem Worte gefunden haben, da» Bürgermeister Dr. Scheider in seiner Rede vrägte, das Wort von dem Göhlschen Geist ber Pflichttreue. * M SbemMlIk. Di« Frage «ach Sem «eitere« Ausbau Ser bisherige« Doppelauftaft. Schon bei Ser Gründung de» Realprogymnasiums im Jahre 1902 hatte man den Gedanken au ein« spätere Aus gestaltung ber Schule zu etner Bollanstall nicht unberück sichtigt gelassen, die Angliederung der Realschule ließ ihn zurücktreten, der Krieg batte einen solchen Plan unmöglich gemacht. Al» sich aber der Direktor de» Realprogymnasinm» mit Realschule, Stubtenrat Prof. Dr. Hermann Göhl, in seiner Gesundheit so erschüttert sah, daß er seine Versetzung tu Heu Ruhestand für End» 191» beantrage» mußte, kam i» einer StadtverorSnete«sitz«ng vom 15. Oktober 1918 der Gedanke auf, ob man nicht in Verbindung mit der Neube setzung seiner Stelle dem Ausbau ber Schul« wieder näher treten sollte. Der Rat ersuchte auf Grund dieser Anregung Dr. Göhl, setnerseit» dazu Stellung zu nehmen. Da» ist den« auch am 22. Oktober 1918 in einem Schreiben an bi« Realprognmnasialkommtsston geschehen. War also der Au-bau ber Schule nötig und nützlich, so fragte e» sich nun, welchen Zug man weiter ausbauen wollte, da» Realprogymnasium zum Realgymnasium (bet Aufgabe ber Realschulklaffen) oder die Realschule zur Ober realschule, wobei natürlich das Realprogymnasium ringe- gangen wäre. Daß man im Jahre 1902 ein Realprogymna- sium schuf, war deshalb geschehen, weil man. wie gesagt, schon damal» den Ausbau zur Bollanstalt im Auge gehabt hatte. Da» war aber in jener Zeit nur möglich auf dem Wege über da» Realprogymnasium — ein humanistisches Gymnasium war von Anfang an nicht in Betracht gezogen worbe« —, da e» Oberrealschulen in Sachsen damals noch nicht «ab und ihre Einrichtung auch noch nicht ins Auge ge faßt war. Wohl aber bestanden deren eine ganze Anzahl im Jahre 1918, un- man stand nun vor ber Entscheidung, welche Schulgattung man für Riesa wählen wollte. Dr. Göhl gab der Meinung Ausdruck, daß sich in dieser Zeit ein Zug zur modernen Bildung deutlich ausvräge, einer Bildung also, die am besten durch die Lberrealschule vermittelt werde. Nachdem sich »un in einer Sitzung vom 24. Oktober 1914 die Realprogymnasialkommission unter dem Vorsitz von Bürgermeister Dr. Scheider und der Rat der Stadt Riesa am 25. Oktober 1918 für den Ausbau der Riesaer höheren Lehranstalt zu einer Oberrealschule entschlossen hatten und mit dieser Umwandlung bereit» Ostern 1919 zu beginne« vorschlugen, schloß sich da» Stadtverordnetenkollegium ix seiner Sitzung vom 20. November 1918 dem an. Nachdem nun die Realprognmnasialkommissto« am 9. Dezember 1918 den entsprechenden Antrag auf Umwand lung de» RealprognmnasiumS mit Realschule in ein« Oben« realschul« beim Ministerium de» Kultus und öffentliche» Unterricht» gestellt hatte, sprach dieses mit einer Verord nung vom 21. Dezember 1918 'ein Einverständnis mit die sem Plane auS. Es konnte nun an seine Ausführung her« angegangen werden. Die Umwa«dluug zur Oberrealschul« «nd ihre «»eiter« Ausgestaltung. Alle Plänen Sie auch die miuistertell« Zu Kimmung ge sunden hatten, hatte Dr. Göhl mit seine« gewählten un bestätigten Nachfolger, dem damaligen Oberlehrer cm Setz Oberrealschule Leipzig, Dr. Willy Streit, eingehend erörtert; Ihm «un war es Vorbehalten, sie durchzuführe». An» 1. April 1919 wurde er im Festsaal der Schule tu Segemoarß von Vertretern der Kommission, der beiden städtisch« Kol legien, der Kirche und -er anderen Riesaer Schule« >m- ft» Beisein von Lehrer- und Schülerschaft von Bürgermetftatz Dr. Scheider in feierlicher Weise in fein Amt eingeführt. Wenige Wochen später, mit Beginn Se» SchuljcchtzO 1919/20, setzte bi« Umwandlung der Anstalt ein. So war auf dem Wege zur Neugestaltung schon OsterO 1919 ein grober Schritt vorwärt» getan. ES wäre« zu St» sem Zeitpunkt neben der Lbersekunda nicht nur die Sext« der Oberrealschule, wie anfang» geplant, eingerichtet wo» den, sondern auch die Quinten, Quarten und Untertertia» vorhanden. Da» ehemalige Realprognmnasium al» solche» hatte zu existieren anfgehört, wenn auch »och zwei Klassech wie schon erwähnt, nach seinem Lehrplan unterrichtet um« den. Ein Stück Entwicklung in der Geschichte ber Riesa«! höhere» Schule war abgeschlossen. Manch Riesaer KinD mancher Sohn au» Riesa» Umgebung hat diesem ReaM progymnasium seine Ausbildung verdankt, die ihn tüchtig machte, auf dem künftigen Lebensweg weiter vorwärts»» schreite«. Eifrig und ernsthaft wurde an ber junge» An» statt gearbeitet. .. Allerdings führte« Sie Gesamtentwickelung unser« Leben» in Deutschland und die Ueberzeugung vom Wert einer guten Bildung bald wieder zu anderen Maßnahme» Hatte schon die Schülerschaft ber alten Anstalt in den letzte« Jahren verschiedentlich Mädchen in ihren Reihen gesehen, so führte die Nachkriegsentwicklung dazu, daß die neuent» stehende Oberrealschule dem weiblichen Geschlecht ihre Pfor ten in immer weiterem Maße öffnete. Dazu trug bei, daß Riesa keine höhere Mädchen-tk- dungsanstalt besaß und daß e» infolge der schon berührte» Teuerungserscheinung vielen Eltern unmöglich wurde, ihr« Töchter in andere Städte mit solchen Schulen in Pension zu geben. Un- Loch konnte man ie länger desto weniger auf eine Ausbildung der Mädchen an höheren Schulen ver zichten, weil man sich immer mehr bewußt wurde, daß sich auch die Mädchen irgendwelchen Berufen im öffentliche» Leben zuwendeu mußten. Und um ihnen da ein möglichst gutes Fortkommen zu sichern, galt eS, ihnen eine möglichst gute Schulbildung als Grundlage mit auf de» Weg zu geben. Je mehr die Inflation viel« materielle Werte, auf die sich manche Familie stützen konnte, in ein Mchts zer fließe« lieb, desto weiter verbreitete sich diese Einsicht. Nachdem durch «tne ministerielle Verordnung vom 24. Mat 1918 Mädchen nur dann die Aufnahme in höher« Knabenschulen gestattet war, wenn sich keine höhere Mäd chenschule am Ott befand oder leicht erreichbar war, gab sie das Gesetz über Gemeinschaftserziehung vom 80. Juli 1919 frei, vorausgesetzt, daß die Mädchen in gesundheitlicher Be ziehung den Anforderungen ber Anstalt gewachsen waren und nicht gleichzeitig angemeldeten Knaben den Platz weg nahmen. So strömte dann der Schule mit jeder Ofterauf- nahme eine Anzahl Mädchen zu, die stets möglichst gleich mäßig auf die Parallelklassen verteilt wurden, bis schließ lich Ostern 1924 die Schar der Aufzunehmenden so groß war, baß sich die Stadt zur Errichtung einer dritten Sexta entschloß. Da die Zahl der ausgenommen«« Mädchen groß genug war, bildete man dem obengenannten Gesetz entspre chend eine reine Mäbchenklaffe, die dann Ostern 1925 al» Mäbchenquinta, Ostern 1920 alS Mädchenauarta wetterge führt wurde. Da in diesen beiden Jahren die Osterauf- nahmen zu gleichen Ergebnissen führten wie 1924, hatte di« Oberrealschul« tm letztverflossenen Jahre in den Unter klassen dreifache Parallelen, wobei «ine Klaffe stet» reine Mädchenklasse war. Bon Öfter» 1927 an wird die Mädchenuntertettia «ach dem Lehrplan für höhere Mädchenschule« t« Freistaat Sachsen vom 1. 4. 1922 unterrichtet. Ter Entwicklungsgang, den diq Obeepealschule AWM- «« bat, bawet». Saß »ia Erwäg»«««. «G Smm>
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)