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Oertlichrs und SSchfischeS. Riesa, 13. October 1894. — In unser« Stadtpark wird es immer stiller und einsamer, die Zahl der Parkbesucker wird von Tag zu Tag geringer. Das Inventar der Parkrestauration hat seine Winterquartiere bezogen und bald wird auch das Inventar des Verschönerungsvereins seinen Standort verlassen und für die Dauer des Winters unter Dich und Fach gebracht werden. ES sind wehmüthige Gefühle, die uns aus einem sollten Herbstgange beschleichen, — ganz entgegengesetzt von denen, die unser Herz im schönen Lenze erfüllen, wo Alles sproßt und grünt und blüht. — Die Hohle im westlichen Theile des Parks, die immer einen üblen, modrigen Geruch um sich verbreitete, ist im Laufe des Sommers beinahe ganz zugesüllt worden und wird das Fehlende noch nachgehvlt werden, so daß dann jener Uebelstand für immer beseitigt sein wird. Die im Frühjahre an der östlichen Parkspitze angelegte Baum schule ist vergrößert worden und es sollen die .'ort gezogenen Pflänzlinge noch in diesem Herbste in das neu rajvlre Land versetzt werden, damit sich an der Pfahlwurzel die nölhigen Saugwurzeln ansetzen, ehe diese Pflänzlinge dann in, Parke verpflanzt werden. Gegenwärtig werden mehrere Ziersträucher, so die auf dem „Brandenburger Wege" und andere versetzt, um damit an den Wegen entstandene Lücken auszufüllen. Der Brandenburger Weg wird in Zukunft als Zierde Rosen, namentlich Schlingrosen, erhalten. Der Festplatz wird im unteren Thcile etwas erweitert und nach Osten hin besser adgegrenzt, und es soll die bereits in diesem Frühjahre be gonnene Einfassung desselben mit Buchen weiter fortgesetzt werden. —* Die diesjährige Hauptkonferenz des Schul inspektionsbezirkes Großenhain wurde gestern, den 12. Oktober, im Saale d s „Hotel de Taxe" in Großen hain abgehal'cn. Nach einem gemeinschaftlichen Gesänge sprach der Vorsitzende, Herr Bezirksschulinspcktor Dr. Gelbe, das Gebet und hieß sodann die Gäste, welche die Konferenz durch iyre Gegenwart beehrten, Herrn Amtshauptmann v. Wilucki, Herrn Superintendent Dr. Harig, die Herren Stadlrälhe und Geistlichen herzlichst willkommen. Hieraus verbreitete sich der Herr Vorsitzende in seiner Ansprache eingehend über die Northeile und Fortschritte, welche das neue Schul gesetz in den 20 Jahren seines Bestehens dem Schulwesen des Be zirks im Aentzeren und Inneren gebracht habe. ES sind in diesem Zeiträume 40 neue Schulhäuser erbaut worden die Zahl der Schüler hat sich von 10654 aus 13774, die der Lehrkräfte von 140 aus 192 vermehrt, und während der Handarbeitsunterricht 1874 nnr in 4. 1884 in 40 Schnlen erthcilt wurde, ist derselbe jetzt in allen Schulen eingcsührt. Bedauerlicher Weise hat der Turnunterricht noch nicht die gleichen Fortschritte auszuwcisen, denn derselbe wird zur Zeit in nur 18 Schulen erthcilt. Der Schulunterricht selbst hat seit Einsührung deS neuen Schulgesetzes namentlich bezüglich der Methodik wesentlich gewonnen. Auch die durch das Schulgesetz eiugeführte obligatorische Fortbildungsschule hat die besten Früchte getragen, nur möchte dahin gestrebt werden, den Unterricht in derselben noch praktischer, den In teressen deS Berufslebens noch mehr Rechnung tragend, gestaltet werden. Empsohlen wurde, die Unterrichtsstunden möglichst auf die Mittwochs-Nachmittage zu verlegen nnd den dreijährigen Schulbesuch voll zu erhalten — die jetzt vn du Schulvorständen vielfach er- theilten Dispensationen vom dritten Schuhahre entsvrächen nicht den Interessen nnd Ausgabe» der Fortbildungsschule. Die an einigen Fortbildungsschulen eingesührten religiösen Unterredungen dnrch die geistlichen' haben sich älS segensreich erwiesen nnd eS sei nnr zu wünschen, hierin fortzufahren. De, Lehrer,chast hat das neue Schul gesetz eiue größere Unabhängigkeit gebracht und durch daS neue Ge halts- und Pensionsgcsetz sind die Lehrer auch materiell besser gestellt worden. Der Schluß der Ansprache richtete sich direkt an die Lehrer. Anknüpscnd an das Wv>t Jesu: „Ihr seid das Salz der Erde!" kennzeichnete der Herr Vorsitzende mit trefflichen Worten die rechte Salznatur eines treuen und gewissenha tcn Lehrers in seinem Wirken in der Schule und im Hause, im Familien- und Gemeindclebcu. Zum Schluß gedachte der Herr Bezirksschulmspektor mit sehr anerkennenden Worten des durch einen frühzeitigen Tod abgerufenen Herrn Schuldirektors Schöniger zu Großenhain, dessen Andenken die Bersammlung durch Erheben von den Plätzen ehrke. Hierauf hielt Herr Bürgcrschullehrcr Dietzel in Riesa einen erschöpfenden Vortrag über: „Die Phan tasie und ihre Pflege durch den erziehenden Unterricht!' Mit Hervorhebung der gegemheiligen Auf fassung der alten und neuen Psychologie verbreitete sich der Herr Vortragende im ersten Thcile über das Wesen der Einbildungskraft, wies im zweiten Thcile den Werth der selben nach und zeigte im dritten Thcile, wie dieselbe von der Volksschule in dm einzelnen Unterrichtsfächern gepflegt werden soll. Dem beinahe zwei Stunden währenden Vor trage wurde von der Versammlung ohne Debatte zugestimmt und dem Herrn Vortragenden voller Beifall gezollt. Nach dem der Herr Vorsitzende darauf noch mehrere Mit- theilnngen über Versetzung und NcuansteUung von Lehrern in dem Bezirke, über Amtsjubiläen, verliehene Auszeichnungen und sonstige Vorkommnisse gemacht hatte, fand zum Schluß ein Konvent der Begräbnitzkassc statt, in welchem zunächst die Kassenrechnun, auf das Jahr 1893, die bei einer Gesammteinnahme von 5269 Mk. 34 Pf. und einer Ausgabe von 153 Mk. 55 Pf. mit ei>:cm Baar bestände von 5115 Mk. 79 Pf. abschlotz, vorgetragen und richtig gesprochen wurde, und in dem sodann ein von der Riesaer Lehrerkonsirenz er neut eingebrachter Antrag, bei dem hohen lönigl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts um Zustimmung zu einer Acnderung der Statuten zu pelircn, dahin gehend, daß der Beitrag aus der Kasse von 120 Mk. auf 180 Mk. er höht werde, einstimmige Annahme fand. Mit Gesang wurde die Hauplkonferenz geschlossen. Derselben folgte ein gemein- schädliches Mahl und auf dieses musikalische Unterhaltung. — Bezüglich der in neuerer Zeit eingesührten Vor prüfungen der im SlaatSeisenbahndienste Anstellung suchen den Militäranwärter hat die königliche Generaldireltion der sächsischen Staatseisenbahnen nach dem „L. T." verfügt, daß die im niederen Dienste anzustellenden Anwär.er die Kenntniß des Lesens und Schreibens nachzuweisen haben. Von den für Station«-Assistenten-Stellen in Aussicht zu nehmenden dagegen wird verlangt, daß sie in der d.'utschen Rechtschreibung sicher und im schriftlichen Ausdrucke gewandt sind, Hebung in den gewöhnlichen Rechnungsarten und entsprechende Kenntniß der Geographie Deutschlands und der benachbarten Länder besitzen. Die Beschäftigung und Anlernung der einberufenen Anwärter erfolgt in der Weise, daß dieselben hinreichend Gelegenheit haben, sich die Qualifika'.ion für die nachgesuchten Stellen anzueignen. So werden beispielsweise die um StationS-Assistenten-Stellen sich Bewerbenden im Stations-, Gepäck- und Telegraphendienste beschäftigt, um sich die in der Prüfungsordnung vorgeschriebenen Kenntnisse aneignen zu können. Diese Prüfung zerfällt in einen mündlichen und einen schriftlichen Theil. Diejenigen, welche die Prüfung nach Ableistung der Probedienstleistung nicht bestehen, sollen in Znkunft nach Ablauf der Probedienstzeit noch weitere Be schäftigung im Probedienste der betreffenden Stelle finden, um dann einer der ersten in einiger Zeit (6 bis 12 Monaten) folgenden zweiten Prüfung unterworfen zu werden. Würde auch diese zweite Prüfung nickt bestanden, so ist entweder die Entlassung oder die Einstellung des Betreffenden in eine niedere Stellung, zu der er die Eignung besitzt, zu verfügen. In nächster Zeit sollen die im „Gesetz- und Verordnungs blatt für das Königreich Sacksen" in den Jahren 1891, 1892 und 1893 erschienenen Prüfungsordnungen für die im könglich sächsischen Staatsdienste anzustcllenden Beamten, ein schließlich der für die Staatseisenbahnoerwaltung in Sonder abdruck erscheinen. — Es kommt häufig vor, daß auf Gepäckschein be fördertes und mit den Persvncnzügen angekvmmencs Reise gepäck vom E-genthümer nicht gleich abgesordert wird und deshalb von der Bahnverwaltung in Verwahrung genommen werden muß. Es wird hierbei viclfack außer Acht gelassen, daß für Reisegepäck, welches länger als 24 Stunden nach i der Ankunst lagert, für jeden Tag und jedes Stück 20 Pfg. I Lagergeld tarifmäßig erhoben wird. Es können deshalb, wie I die „Leipz. Zlg." sehr richtig bemerkt, bZ längerem Lagern von Gepäckstücken, deren Abholung entweder in Vergessenheit gerathen ist oder aus sonstigen Gründen unterlassen wird, sehr schnell größere Beträge an Lagergeld erwachsen, welche übrigens auch in einzelnen Fällen dem Werthe des Gepäcks nahe kommen oder iyn gar übersteigen können *— Man schreibt uns: Tie dauernde Gewerbeausstellung zu Leipzig, welche bereits vier Jahre zum großen Vortheil der Aussteller besteht und jetzt durch die Erbauung eines sehr geräumigen Glaspalastes bereits zum dritten Male vergrößert wird, gelangt im Laufe dieses Jahres zur Wiedereröffnung. Da nun zur dauernden Gewerbeausstellung in Leipzig jeder Gewerbetreibende, besonders wenn er Sondererzeugnisse liefert, zugelassen ist, so hat die Ausncllungslcitung den hiesigen Gcwerbeverein freundlichst gebeten, die Vertheilung von An meldescheinen zu dieser Ausstellung zu übernehmen und können Interessenten bei genanntem Vereinsvorstand nähere Auf schlüsse erhalten. Eisenberg-Moritzburg, 12. Oktbr. Begünstigt von milder herbstlicher Witterung fand am Mittwoch und Donnerstag in Anwesenheit zahlreicher Käufer von Nah und Fern die Ausfischung des in unserer Doppelgemeinde in der Richtung nach Bärwalde befindlichen Mittclteiches statt. Die Ausbeute an guten gesunden Fischen, als Karpfen, Hechte, Schleien u. s. w., war an beiden Tagen befriedigend, sowohl nach Menge wie nach Gewicht. Aale wurden nur Wenige gefangen. Der Verkauf der Fiscke am Ufer des Teiches, welcher stets frühzeitig begann, sand zu den bei den Moritz burger Teichfischereien der letzten Jahre üblichen Preisen statt und war während der ganzen Dauer des Kischens recht leb haft und für die Käufer insgesammt sehr befriedigend. Großkäufer ist Herr Th. Richter, Fisähändler in Dresden- Altstadt. Löbau. In Krischa traf am Dienstag ein Blitzstrahl eine der an den Rillergutsgebäudcn stehenden Linden und fuhr in den nahen Schweinestall, wo die Schweine sämmtlich betäubt wurden. Der durch den Blitzstrahl verursachte Brand wurde sofort gelöscht; ebenso sind die betäubt gewesenen Schweine sämmtlich unverletzt. Zwickau. Eine Anzahl hiesiger Lehrlinge, unter welchen sich meistens Schneiderlehrlinge befanden, hatten seit einiger Zeit einen Verein gegründet, ohne denselben gemeldet zu haben. Vergangenen Sonntag ist denselben von ewigen Innungs meistern der Spaß vereitelt worden, indem sich dieselben in das zwar blos interimistische Vereinslocal begaben, die an gefertigten Statuten vernichteten und die Burschen ausei -ander- trieben. Außerdem sind die Betheiligtcn noch bei der Behörde angezcigt worden. Chemnitz. Der hier abgch-ltene VerbandStaz der „Freien Vereinigung sächsischer Gaslwirthe-Vercine" hat be schlossen, den Winkelschank in einer Eingabe an das sächsische Mimsterium des Innern zu bekämpfen. Dasselbe soll ersucht werden, aus eine Abänderung der Gewerbeordnung zu dringen, daß auch der Handel mit Flaschenbier von der behördlichen Erlaubniß abhängig gemacht wrrd. Außerdem will der Ver band an sämmtliche sächsische Brauereien das Ersuchen stellen, Bier an Privatpersonen nur zu einem höheren Preise als an Gaslwirrhe zu verkaufen. In Dresden hat man, wie in der Versammlung mitgerheilt wurde, mit einem derartigen Ersuchen bei Brauereien und Biergroßhändlern bereits Er folg gehabt. Limbach, 11. Oktober. Der seit längerer Zeit von unseren städtischen Körperschaften verfolgte Gedanke, auch in unserer Stade eine Biersteuer einzusühren und hierdurch der Sladlkasse eine neue Einnahmequelle zu erschließen, hat sich nun verwirklicht, nachdem das königliche Ministerium des Innern i« Einvernehmen mit dem Finanzministerium die Einführung einer Biersteuer nach Maßgabe des hierzu aus gestellten Regulativs genehmigt und die königliche KreiShaupt- mannjchaft zu Zwickau das betreffende Dekret ausgestellt hat. Für ein Hettolitcr einfachen Bieres ist von jetzt ab eine Steuer von 25 Pf., für alle anderen Arten von Bieren ohne Unterschied eine solche von 65 Pf. zu entrichten. Oelsnitz. In OelSnitz wird in nächster Zeit die Schiffchenstickerei eingeführt. Es wird hierdurch den Mäd ¬ chen, die zeitweilig in der Korsetfabrikation nicht genügend beschäftigt sind, ein neuer Erwerb zugefübrt. Die Maschinen- stickerei ist hier seit 8 Jahren durch die Teppichweberei voll ständig verdängt worden und auch die Handstickerei fristete wegen der ausgebreiteten Korsetfabrikation nur nock ein kümmerliche- Dasein. Zu den drei OelSnitzer Korsetfabriken, die im Vogtlande 5000 bis 6000 Personen beschäftigen, ist jetzt noch eine vierte hinzugekommen, die aber noch kein eigenes Fabrikgebäude besitzt. Paunsdorf. Vor einigen Tagen hatte die hiesige Arbeitersehefrau H. einen langhaarigen Slubenhund, d>r ewem hiesigen Einwohner gehört, mit Brennspiritus begoss.m und dann in Flammen gesetzt. Das auf so barbarische Weise gequälte Thier lief die Torsslraße entlang und konnte nur durch einen sicheren Schuß von seinen Qualen erlöst werden. Hoffentlich erhält die Frau für diese beispiellose Rohheit ihre gebührende Strafe. Wahren, 12. October. Ein Unglücksfall, der sehr leicht recht betrübende Folgen hätte haben können, ereignete sich gestern Nachmittag. Ein Herr von hier unternahm eine Gondelfahrt, unb zwar allein, kam dabet den, beim diesigen Rittergut befindlichen Wehr zu nahe und konnte bei aller Anstrengung sein Fahrzeug nicht wenden. Zwei junge Dame», die vom Fenster ihrer Wohnung den Vorfall mit ansahen, sprangen schnell entschlossen zum Ufer und lösten ihre zum Grundstück gehörige Gondel, dem Herrn zu .rnsie Z^nd. Die niuthigen Reiterinnen kamen aber bald selbst in die größte Lebensgefahr. Während es dem bedrängten Herrn gelang, sich im Oberwasser zu behaupten, riß die K uly de» Kahn der Damen über das Wehr. Auf die Hilieru'c der Verunglückten eilten Leute von dem Riiterguie herbei und retteten die indeß besinnungslos Gewordenen aus dem hier sehr tiefen nassen Element. Die Damen geh ren den bisten Kreisen Leipzigs an. Eine von ihnen ist infolge des Schrecks von starkem Fieber befallen worden. Leipzig. In Bezirke der Amtsbauptmannschaft Leipzig ist eine neue Vorschrift über das Ziehlinderwesen in Kraft gctretm. Es ist dafür gesorgt, daß nur unbescholtene Per sonen Ziehender übernehmen können und daß auch die nölbige Aussicht darüber geführt wird. Die Anregung zu einer Verbesserung war von dem Gcistlicken ausgegangen. — Der Redakteur der eingeganzenen „Wurzener Zeitung", Herr Alfred Thiele, hat das hiesige Landgericht mit den vielen gegen ihn angestrengten Prozessen ost beschäftigt. Gestern wurde das Urtheil des Schöffengerichts in Wurzen gegen ihn wegen Beleidigung des Pfarrers Lange in Luppa durch das hiesige Landgericht bestätigt. Thiele muß also 2 Monate 2 Tage äbsitzen. — Wegen Beteiligung des Bürgermeisters Hcydcmann in Pegau ist Herr Redakteur Pollender vom hiesig n „Wähler" zu 100 Mk. Geldstrafe verurtheilt worden. Leipzig. Unter dem dringendsten Verdachte, einen Meineid geschworen zu haben, wurde im Gerichtssaale des hiesigen Schöffengerichts ein Fleischergeselle auf Antrag des Herrn Amtsanwalts zur Hast gebracht. Der Zusammen hang ist kurz folgender: Wegen g jährlicher Körperverletzung Halle sich ein gewisser Gustav Adolf Müller zu verantworten. Während nun zwei andere Zeugen den Sachverhalt in über aus glaubwürdiger Weise geschildert hatten, sagte der Fleischergeselle unter Eid aus, Müller habe sich in Noch- wehr befunden, er (Ser Zeuge) habe ganz deutlich gesehen, wie der Verletzte einen Schlagring in der Hand gehabt habe und daß er damit auf Möller eingeschlagen habe. Der Verletzte versickerte, daß er nicht einmal wisse, wie er» Schlagring aussähe. Obwohl der Fleischergeselle zu Gunsten Müllers aussagte, war das Gericht von der Schuld dis Angeklag'en nach den Aussagen der übrigen Zeugen voll kommen überzeugt und verurtheüte ihn zu 3 Monaten Ge- sänzniß. Dem Kleischergesellen dürfte die Art und Weise, wie er seinen Freund aus der Patsche ziehen wollte, theuer zu stehen kommen. Erfurt. Ein überaus trauriges Familienbild entrollte sich bei der Sitzung der hiesigen Strafkammer. Der Z.egele:- besitzer Spengler zu Dachwig bei Erfurt, welcher einen schlechten Geschäftsgang zu verzeichnen hatte, setzte seinem 17 Jahre alten Sohne so lange mit dem Auftrage zu, die Ziegelei anzuzünden, bis dieser nachgab. Der Varer tränkte die Balken mit Petroleum, legte Stroh unter dieselben und verreiste. In der Nacht vom 24. zum 25. Juni d. I. steckte der Sohn das Stroh in Brand und lief dann querfeldein. Das Feuer konnte im Entstehen gelöscht werden. Der Sohn wurde verhaftet. Als der Vater merkte, daß die Untersuchung sich auck gegen ihn richtete, nah..t er sich das Leben. In bezeichneter Sitzung wurde der unter lautem Schluchzen ein Geständniß ablegcnde Sohn wegen versuchter Brandstiftung zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. Ueber Kolonialfragen allgemeiner Art beginnt der Reichskvnimissvr Major v. Wißmann im „Militar- Wochenblatt" eine Reihe von Artikeln; sie sollen vom Kriegs-und Lagcrdienst nnd dem Feldpionicrdienst in Afrika, den Angriffs gefechten regulärer Truppen gegen Eingeborene und afrikanische Be festigungen, ferner über die Fragen, was der Europäer, ins besondere der Offizier bei Erfüllung seiner Pflichten in den deutschen Kolonien besonders zu berücksichtigen habe, wie sich der Offizier und Beamte in den Kolonien auch für die Wissenschaft verdient mack,en könne rc. handeln. Die be'Len zunächst veröffentlichten Artikel sind überschrieben „Anwe'fung über Ausrüstung des Europäers" und „Vorbereitungen zum Kolonialdienst in Afrika". In letzter Beziehung betont von Wißmann, daß eine gesunde gute Konstitution unerläßliche Vor bedingung für eine ersprießliche Wirksamkeit in den Tropen sei, und daß auch kleine Vernachlässigungen sich bei dein Mangel an ärztlicher Hilfe schwer zu rächen pflegten. Zur Vorbereitung auf militärischem Gebiet empfiehlt er daS Studium der englischen Kolonialkämpfe, zur Orientirung über unsere Kolonialverhältnisse die Lektüre des „Kolonialen Jahrbuchs"