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«1t der latetnt- inrich der Löwe. feier der Rel A«m 81. vkttver 1S17. Steig auf, du Lied im höher« Chor, du Tag der Freiheit steig empor, aus Nacht zum Hellen Morgen. Der Gottesknecht steht vor der Tür und rüst sein Volk zum Licht herfür. / Ehrfürchtig laßt uns horchen! Und es tönen und es dröhnen Hammerschläge in die Lande bon der Botschaft, die Gott fandst. Heut öffnet Gott den GnadensHreln und läffet all die Armen ein, die nach dem Heil verlangen. Hoch stellt er heut im dunklen Ort zum Leuchter seiner Wahrheit Wortz daß es muß herrlich prangen. Tief verschüttet, schwer zerrüttet hebt zum Lichte Luther seines Volks Geschichte. Du deutscher Mann, du Gottesheld, dein deutsches Volk behält das Feld, solang dein Geist es führet. Dein starker Mut, dein Kindessinn trägt über alle Fernen hin zu deu^ der recht regieret, Äi uns weiter ein Geleiter durch die Zeiten! Hilf uns letzten Sieg erstreiken 1 Radeberg. Gerhard Fuchs. wtsmarcr vergnwen. weine iinv au» derselben «tckertrume Ungestüm wäre da» »e viel weniger die -MMN» war al» ein« namuuü Grundlage der «um E wird sich die Bierjahy Lutber befassen, so -al 1883, sondern Reform« ckrei Aufgaben wa> Gibellinen und Welfen, der germanisch«» «1t d«r latetnt. schen Welt. Auf seiner Harzfest« jubelte Heinrich der Löwe, als Friedrich Barbarossa vor dem Papste Alexander da» Knie beugte, und dieser über den Gedemütigten da» Wort sprach: .lieber Nattern und Pipern will ich deine Schritte führend-Die soziale Aufgabe haben die Bauern mit ihren schwieligen Händen angepackt. Sie wollten sie lösen auf ihre Weis« mit Sense. Gabel und Flegel. E« gelang ihnen nicht. Mit der religiösen haben sich die Bischöfe be schäftigt. In mächtigen Kirchrnversammlunae» vereinigt, wollten ste der Uebermacht de» römischen Stuhles Schranken setzen. Aber eine Reformation kam dadurch nicht zustande. Sie hatte ihren Ursprung ganz wo ander« als in der Auf. lehnung irdischer Gewalten. Die Reformation batte ihren Ursprung im Gewissen. Sie ist geboren au« der Frage: Wie mach« ich rS. daß ich einen gnädigen Gott gewinne? Niemand kann für einen anderen glauben; der Glaube muß Sache meiner persönlichen Ueberzeuannaseln. wenn er mich frei und fröhlich machen soll. Dieser WahrheitStrieb, diese Angst des Gewissens trieb die Reformatoren in die Bibel. Dort fanden sie Christum, den erbarmenden Tröster der Gewissen. Darin lag das Geheimnis der Kraft, darin der Sieg der Reformation, daß st« die Kirche zu dem leben- digen Heilande zurückführte. Hier lag der Junaborn, aus dem die neue Zeit des politischen, sozialen, religiösen Le. benS emporquoll. Das war die Reformation, die Zurück führung der Glaubens- und Lebensform auf denselben neuen Anfang, den das junge Christentum an der Wende der Zeiten dem untergehenden Heidentum gebracht, die Neugeburi der christlichen Welt. Durch das ganze Mittelalter geht der Anspruch de» römischen Stuhles auf die geistliche und weltliche Gewalt. Weil nun die Reformatoren nur Christum als oberste Autorität anerkannten, mußten ste sich vom Papste los- sagen. Die Konsequenz war die Souveränität des Staates. Der erste Reichstag von Speyer ging mit dem Beschluß auseinander, daß jeder Reichsstand es In Sachen der Rett- gion halten solle, wie er es vor Gott und dem Kaiser ver antworten könne. Dieser Beschluß war der erste Grundstein zu dem heutigen Staatswesen. Dieser Staat aber ist nach protestantischer Auffassung eine Gottesordnung und hat als solche nicht nur die Staatsbürger zu schützen, sondern auch sittlich und religiös zu fördern. So sorgt der proteftan- tische Staat für die sittlich-religiöse Jugenderziehung In Schulen aller Art, so bat er die Armenpflege, die Fürsorge für Kranke und sittlich Gefährdete in seine Hand genom- men, so gewährt er die Mittel für Unterhaltung und Be aufsichtigung des kirchlichen Wesen», so läßt er Gesetz, gebung, Rechtsprechung und Verwaltung durchdrungen sein von dem Grundsatz der sittlichen Verantwortung jedes einzelnen Staatsbürgers vor seinem Gewissen. Die Grundsätze der Reformation haben aber nicht minder im sozialen Leben sich ausgewirkt. Die wirtschaft, liche Entwickelung der Gegenwart geht letzten Endes auf di« Reformation zurück. Die Beherrschung der Naturkraft durch die Maschine steht in ursächlichem Zusammenhang mit der religiösen Beherrschung der Welt, wie sie Lutber verkündete. Das Mittelalter hat eine geheime Scheu vor der Natur und den Naturmächten. Es steht in der Natur das Ungöttliche, das Widergöttliche, das unter der Gewalt der Dämonen Stehende. Der Geist ist göttlich, die Materie ist teuflisch. Die Reformation mit ihrem Satz vom Paulus: -Alles ist euer, ihr aber seid Christi", gibt dem freien Christenmenschen das Recht, die Natur zu erforschen und ihre Kräfte sich dienstbar zu machen. Man kann sagen: Die Maschine hat etwas vom Protestantismus an sich. Der Grundsatz der Reformation, daß jeder, der im Glauben mit Gott Gemeinschaft hat, seinen Beruf Gott zur Ehre treibt, hat die Arbeit geadelt und das Ideal des Mittel- alters zerschlagen, das sich in dem kontemplativen Mönche darstellt, der aus der Welt sich geflüchtet hat unter die epheuumsvonnene» Klostermauern, um sich ganz in das An- schauen Gottes zu versenke». Die Reformation, die vor vier Jahrhunderten einsetzte, war ihrem Wesen nach eine Reformation des religiösen Lebens. Das ist keine Schwäche an ihr, sondern es ist ihre Stärke. Wenn wir heute auf viele nur schwere Schäden und Krankheiten des deutschen Volkskörpers sehen, wenn wir tausend Mittel und Mittelchen suchen ihn Lu heilen: die Erinnerungsfeier der Reformation weist uns auf das eine Mittel, von dem allein Hilfe kommt, auf die religiöse Erneuerung des Volkes an Haupt und Gliedern, daß ein jeder in: Glauben frei, in der Liebe jedermanns Diener werde, der seinen Glauben in werktätigem Leben, in der Erfüllung seines weltlichen Berufes als echt erweist. , Darum grüßen alle, die ibr Völk lieben, die groß« Er- innerunasseier in der Hoffnung, daß sie die Augen und Herzen öffne für die hohen Werte der Reformation. Darum juchzen wir: Der Luther schreitet wieder durchs deutsche Die Bedeuwug »er SS Thesen. Von Superint. o. Buchwald, Rochlitz. »»1. ES sind oft Zweifel geäußert worden, ob man Luthers SS Thesen mit Recht als den Anfang der Reforma tion bezeichnen könne. Gewiß ist, sich Luther, als er die Thesen anschlug, keineswegs der Tragweite seiner Tat be wußt gewesen. Die Lehre von: Ablaß ttqnd kirchlich durch- aus noch nicht fest. Auch der beste Katholik — und das war Luther — konnte ihn beurteilen und bekämpfen. ES gab keine kirchliche Ablaß lehre, sondern nur eine kirchliche Ablaß Praxis. Diese aber hielt Lnther mit vollem Recht für einen himmelschreienden Mißbrauch. Darin aber irrte er sich, daß er meinte, der Papst wisse nichts davon, wenn er aber davon wisse, würde er selbst dagegen vorgehen. Dann» konnte Lnther die Folge» seiner Thesen nicht vor- aussehen; darum mußten aber auch die Thesen zum Kampf signal werden. Wer Luthers SS Sätze aufmerksam liest — und ste sollten mit den nötigen Erklärungen in jedem Hause zu finden sein! — dem tritt darin bereits der ganze Luther entgegen. Luthers Gewissen bäumt sich auf gegen einen entsetzlichen Unfug, der der verwerflichen Scheu vor der Buße, der Sinnes- und LebenSändernnq entgegen kommt, der die Buße als den inneren Anfang wahren Christern ums und die Vo rbedingung der Erneuerung des. Lebens durch eine äußere Nutzleistung in Gestalt einet Geld- zahlung ersetzt. Lutber, der S « elsorger, steht das Heil der ihm anvertrauten Seelen gefährdet, die im Ablatz nicht nur ein Ruhekissen des Gewissens, sondern geradezu die Er- laubnis zum Sündigen erblicken müssen. Luther, der d eu t- scheMann. empört sich darüber, datz das gute deutsche Geld nach Röm fließt, während sich der Papst, »dessen Ver mögen heutigen Tages fürstlicher ist als das der reichsten Geldfürsten, von seinen eigenen Geldern" die PeterSkirche bauen konnte und sollte. Luther, der Sozia le mpfin- dende, erklärt eS für viel besser als Ablaß lösen, datz man dem Armen hilft, und es für die allernächste Pflicht, das, „was zur Notdurft gehört, für das Haus zu behalten und mit Nichten für Ablab zu verschwenden". Die Thesen find der Aufschrei eines deutschen Gewissens gegen die Verhängnis- vollste Verzerrung der Religion auf dem Boden des Christen- tumS. Dieser Aufschrei wurde das Signal zum Kampf, und schließlich ist der gesamte Kampf der Reformation nichts anderes gewesen als ein großer Kampf des deutschen Ge wissens gegen.Rom". Di« deutsche Lutherdivel. MS Luther im Fahre 1523 von der Wartburg her- niederstieg, trug er in seinem Felleisen einer der köst lichsten Geschenke für seine Deutschen mit sich: die Hand- chrift zu seiner Uebersetzung deS Neuen Testamentes. Im September 1522 ist dann das Buch im Druck erschienen, und wurde vom deutschen Volke mit Begeisterung ausge nommen. Die erste Auflage von 5000 Stück war binnen kürzester Frist vergriffen, noch im Dezember mußte eine Neuausgabe erscheinen, der in den nächsten Jahren Noch viele folgten. Unterdessen machte sich Luther an den be deutend größeren und schwierigeren Teil der Aufgabe, die Uebersetzung deS Alten Testaments. Auch dieses Werk wurde, allerdings mit dem Beistand der Wittenberger Freunde, glücklich vollendet, und un Jahre 1534 lag zum ersten Male die „ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments" auf dem Tisch des deutschen Hauses. Was bedeutet das Großes? Die junge Buchdrucker, kunst hatte schon von Anfang an deutsch« Bibeln gelie fert. Man kennt vor Luther 14 oberdeutsche und 4 nieder deutsche gedruckte Bibelübersetzungen. Trotzdem war Luthers Werk etwas ganz anderes. Zunächst einmal hat er den Urtext übersetzt, während seine Vorläufer selbst wieder die lateinisch« Uebersetzung („Vulgata") zugrunde legten. Jene älteren Uebersetzungen waren „»»deutsche deutsche Bibeln". Sie redeten nicht, sie stammelten. Luthers Uebersetzung ist ein Volksbuch geworden. Luther hat die Bibel nicht übersetzt, sondern verdeutscht. Er ließ Prophe ten, Evangelisten und Apostel deutsch sprechen, als hätten sie in deutschen Landen gelebt. Er hat tief in den Sprach schatz deutsclmr Volkes hineingegrisfen, „die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markte drum gefragt und denselben auf das Maul gesehen", wie er selbst berichtet. So frei er aber auch mit der Sprache geschaltet, den Wortsinn hat er nie ange- tastet. Nirgends hat er »mit Wissen und Bewußtsein sich auch nur die geringste Abweichung vom Text gestattet. Ucbrigens hat er auch sein ganzes Leben lang rastlos an der Verbesserung seiner Uebersetzung gearbeitet. So entstand das Volksbuch der Deutschen. Dieses Buch hat die deutsche Sprache und die deutsche Bildung nachhaltig beeinflußt. Es hat zur geistigen Nahrung un serer Dichter und Denker, Heerführer und Staatsmänner gehört, und selbst unsere Grüßten haben sich an ihm ge bildet. Dieses Buch hat den Armen und Einfachen im Volk, Handwerkern, Bürgern und Bauern den Hunged der Seele nach den: Brot des Lebens gestillt. Mit Luther bibel, Gesangbuch und Katechismus zogen die Pioniere deutscher Gesittung über Länder und Meere, nach Nord- und Südamerika, nach Südungarn, dem Kaukasus und Palästina, und die Lutherbibel hat mit dem deutscl^en Got tesdienst und dem deutschen Kirchenlied das Beste dabei getan, wenn sie der Väter Art und Sprache auch unter fremdem Himmel treu bewahrt haben. « ES ist nicht zu viel gesagt: Wenn die Bibelüber setzung Luthers einziges Verdien!: un: sein VoÜ gewv-tr- wäre, so hätte dies eine Verdienst schon ausgeretch:, unver gänglichen Lorbeer um sein Haupt zu winden. - Unendlich groß ist und bleibt der Dank, den die deut sche evangelische Christenheit ihrem Reformator für diese unvergleichliche G>rbe der „Deutschen Btbel" schuldet, llud doch steht la mancher Christ, dyi.irr hx, HM Haft,. Trost Der Luther schreitet durch das deutsche Land. Von Oberkirchenrat Sup. Ientsch, Chemnitz. Wer kennt ihn nicht? Sein Äild ist ein Top, jedem Kinde auf den ersten Blick vertraut, sein Wort eine Kraft, die jedes Mannes Denken aupackt und nicht losläßt, sein Lied ein Volkslied ohnegleichen, ob es Kinder singen unter dem Christbaume oder die Alten in der Kirche, die Krieger im Felde — der Luther, in Himmel und Hölle wohlbekannt, wie er von sich selber sagt, der Vielgefeierte und Ge schmähte wie keiner vor ihm und keiner nach ihm: er ist aus dem Kernholze unsers Volkes geschnitzt. Trotz seiner staunenswerten Gelehrsamkeit ist er ein Mann aus dem Volke, der mit dem Volke denkt, Mit, streitet, eine Recken- natur, eines Hauptes länger als alles Volk, ein Hühne mit trotzigem Nacken ohne Furcht, ohne geschmeidige Diplomatie, ein Arbeiter, dem es nur dann wohl ist, wenn er Felsblöcke walzt und Erzstufen knetet. Seine ganze Natur ist in Aufruhr, wenn er arbeitet. Ich habe — so schreibt er von sich - kein besseres Werk — denn Zorn und Eifer; — denn wenn ich wohl dichten, schreiben, beten, predigen soll, so muß ich zornig sein; da erfrischt sich mein ganzes Geblüte, mein Verstand wird geschärft und alle unlustigen Gedanken uNd Anfechtungen weichen. — Mattherzige Gemüter haben an diesem Feuergeiste Anstoß genommen, opportunistischen Leisetretern ist die Bestie mit den dämonischen Äugen und wunderliche» Spekulationen unbequem. Wer sich aber ein frisches deutsche» Herz bewahrt hat, dem lacht die Freude aus den Augen, wenn der Name Luther klingt, dem jauchzt dre Brust: Gottlob, daß du kein Sankt Lutber bist, kein welscher Heiliger, sondern ein deutscher Bauernsohn, mehr noch: e,n deutscher Prophet. Propheten reden, was ihnen Lott zu sagen gibt; aber sie reden es in ihrer Sprache, das heißt m der Sprache ihres Zeitalters. Luthers Zeitalter hat man da» grobtanische genannt. Da konnte er nicht reden, als wenn er in einer philosophisch gerichteten oder in „einer sentimental-schwärmerischen oder in einer schön- aeisttgen Zeit gelebt hätte. Man soll Len Luther nicht fti- ku»en und nicht parfümiere». Der Grdgeruch deutscher Scholle soll an sein«, Sohlen haften und deutscher Trotz aus Mnrm Hgzrdzchlag reheu. Nur dieser Mann koisnte die sind au» derselben Naturen. Aber mit weniger Reich nicht gWMüxt, noch zustande gekommen, di« mehr »ß und 'N mit er wie Dienst««,' 80. Otteber 1917, a»k«dS. 70. J«l>r« H S58. NeitageUum^MchöerÄigMett"