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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192410234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-23
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1924
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verMWs nn» SWslfHeS. Riesa, den 23. Oktober 1924. —* Riesa an derElbe. Herausgeaeben vom Rat der Stadt Riesa durch Ttudienrat Mar Heinrich. 81x24. 186 Seiten und Jnseratenanhang. Deutscher Architektur« und Jndustrieverlag, Berlin-Halenser. Erhältlich im Riesaer Buchhandel »um Breis von 2.50 Mark. — Die Schrift stellt rin« ganz bedeutende Erschelnnna auf dem Gebiet« unserer heimischen Literatur dar. Sie ist hervorragend da»u ge eignet, dem im Vorwort unseres Ersten Herrn Bürger- meifterS Dr. Scheider »um Ausdruck gebrachten Wunsch Geltung ,u verschaffen, unsere Heimatstadt Riesa als eine Stätte der Arbeit in Handel, Gewerbe und Industrie weit hin im deutschen Vaterlande noch bekannter »u machen. In unserer heimischen Literatur stillt aber da» Heft «ine längst als schmerzlich empfundene Lücke au»; »S gibt erst- malig in umfassender Weise ein Gesamtbild der geschicht lichen, wirtschaftlichen und baulichen Entwicklung unsere» Heimatorte». Aber auch landschaftliche Schönheiten, Borste und Natur kommen zu ihrem Recht. Als Mitarbeiter »eichnen zumeist Männer, die bisher schon länger sich darum verdient machten, dem Gedanken der Heimat Geltung zu vrrschaffen. Ganz prächtig wurde das Buch mit vielen künstlerisch vollendeten Aufnahmen ausgestattet. Di« Auf machung des Werkes durch den rühmlichst bekannten „Dari- Berlag" mutz als mustergültig bezeichnet werden. Der Brei» des Hefte», dessen Text und Bildschmuck auf feinstem Kunftdruckpapier erscheint, ist autzerordentlich niedrig ge stellt. Weiteste Verbreitung brauchen wir dem Werk nicht erst »u wünschen, sie ist ihm durch sein« Güt« von vorn herein gesichert. —* Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit. Die Handelskammer zu Dresden l>at dem Maschinisten, Herrn Hermann Packan aus Weida, für 27 jährige un unterbrochene, treue Tätigkeit bei der Firma L. E. Brandt das bronzene Ehrenzeichen verliehen. —* Filmschau. „ F r ü k> l i n g S f l n t e n ." Acht Akte nach dem Roman von I. Turgeneff, bearbeitet von G. Poliakoff-Litowzeff. Von morgen ab wird im Zcntral- Theater Gröba der neue Charitonoff-Film „Frühlings- fluten" der Deulig zur Vorführung gelangen. Dieser Film führt in die Welt der schwermütigen Melodien Turgeneff. Ssanin lernt auf seiner Reise durch Deutschland die sanfte liebevolle Gemma kennen. Alles scheint dazu bestimmt, einem stillen Liebesglück den Weg zu ebnen: Ta tritt eine andere Frau in sein Leben. Glühende Leidenschaften werden entfacht. Tic dämonische Maria Nikolajewna ßieht ibn ganz in ihren Bann. — Willenlos folgt er ihr, wohin sie will — fort von der Brant, fort ans Deutschland, nach Paris in ein Leben der Demütigungen und der Ver zweiflung. „Tie fröhlichen Jahre, die glücklichen Jahre — wie Frühlingsfluten sind sie verrauscht." TaS von Leiden schaften durchwühlte Leben des Russen wird in diesen spannenden 8 Akten unter der feinfühligen Regie N. Ma- likoffs in allen Fasern lebendig gemacht. Neben Tiana Karenne, welche die gefährliche mondäne Fran verkörpert, tritt Lia Eibenschntz als stille liebevolle Gemma. —* Hinzuziehung der Kriminalpolizei bei Aufhebung von Leichen. Da Morde in derart raffinierter Weise auSgcführt werden, das; der Nachweis eines gewaltsamen Todes nur äußerst schwierig und oft nur mit kriminaltechnischen Hilfsmitteln geführt werden kann, ist es erforderlich, bei Auffindung von Leichen die Organe der Kriminalpolizei so früh wie nur möglich hin» zuhuziehen. Die Beamten der Ordnungspolizei sind ge mäß einer ncncn Verordnung des Ministeriums des Innern verpflichtet, von jeder Auffindung eines Leichnams oder einer verletzten oder erkrankten Person die nächstgelegene örtlich zuständige Lkriminalpolizcidrenststelle unverzüglich zu benachrichtigen und bis zu ihrem Eintreffen nur etwa not wendig werdende unaufschiebbare Maßnahmen zu treffen, sofern nicht'von vornherein jeder Verdacht einer straf baren Handlung ausscheidet. Diese Verpflichtung gilt natür- lich auch für die Ordnungspolizeibcamten andrer als der mit staatlicher Ordnungspolizei ausgestattcten Städte und Gemeinden. —* Die Einheitskurzschrift. Mit einer Ueber- zeugtheit und einer Leidenschaft, dre nur mit der religiöser Kämpfe verglichen werden kann, haben sich in Deutschland bisher die Anhänger der beiden führenden Kurzschriftarten befehdet. Nun ist der Kamps beendet. Wenigstens so iveit die Haltung der amtlichen Stellen in Frage kommt Aus den beiden Systemen ist eine neue Reichskurzschrift ge bildet, die in Zukunft als Normalkurzschrift zur Anwen dung gelangen Ivird. Zu dem Entwürfe über die Einheits kurzschrift wird mitgeteilt: Der Entwurf baut sich auf dem sogenannten Entwurf B auf, wie er im Jahre 19l8 von dem 23 er-Ausschusse aus Sachverständigen aller Systeme der Reichsrcgicrung überreicht wurde. Der Entwurf wurde von Sachkennern aller großen Schulen weiterbearbertet und hat zum jetzigen Entwurf geführt Infolge lebl-after Pro teste der Schule Stolze-Schrey trat eine Stockung in den Verhandlungen ein. Die Reichslegierung hatte infolge dessen bereits im April dieses Jahres das Gabelsberger» sche System als Einheitskurzschrift eingeführt, Preußen dagegen das System Stolze-Schrey. Es wäre nun ein sehr schwieriger Gegensatz entstanden und eine Art steno graphischer Mainlinie herbeigcführt worden. Angesichts dieser Sachlage l-at das Ncichsinnenministerium die preu ßische Regierung gebeten, nunmehr doch dem Juli-Ent wurf ihre Zustimmung zu geben. Llls unrichtig wird vom Reichsinnenministerium die Behauptung -urückgewiesen, daß Handel nnd Industrie sich ««'gen die Einheitskurz, schrift stellten, vielmehr werde gerade aus Wirtschafts, kreisen eine Vereinheitlichung der Stenographie gefordert. —" Postverkehr mit dem besetzten Gebiet- Nach Errichtung der Zollgrenze zwischen dem besetzten Gebiet und dem unbesetzten Deutschland sowie Einführung des Binnenzolls durch) die Besatzungsmächte sind die Post, benutzer vielfach dazu übcrgegangcn, die Waren nicht mehr in Paketen zu versenden, sondern in Päckchen und Waren- proben zu verteilen, um dem hohen Paketzoll zu ent- gehen. Die große Zahl der umfangreichen Bricfsendungen betastet die Bahnposten und die Zusteller in übermäßiger Weise und behindert die glatte Abwicklung des Briefvcr- kehrs. Nach Aufhebung der Zollschranke ist es wirtschaft licher, wieder zu der früheren Versendungsatt zurückzu kehren, weil eine Verteilung von Waren in Päckchen und Warenproben höhere Verpackungskosten verschlingt und weil auch die für die Einzelsendungen aufzuwendenden Gesamt gebühren in vielen Fällen die Paketgcvühren erheblich über schreiten. Auch die Inhaltsangabe auf den Sendungen und Paketkarten ist nach Wegfall der Zollschranke nicht mehr erforderlich. —* Keuchte Wohnungen. Zur Erhaltung trok- kner Wohnungen empfiehlt es sich, diese morgens, mit tag» und abends bei jeder Witterung etwa 10 Minuten lang gründlich.zu durchlüften. Hierbei ist möglichst starker Durchzug (Gegenzug) zu schaffen, um die verbrauchte Luft zu beseitigen. Räume mit verbrauchter Luft lassen sich iM>M VWArmBU »Md hlettzM inaner unbehaglich und UN- aefUnL BWe«, «Väschen Und WchchttrockNen kfk ft, ' den Wohnungen nach Möglichkeit zu vermeiden, weil dadurch Wasserdämpfe entstehen, die sich in Form kleinster Wasser tröpfchen an den kühlen Wänden der Räume ansetzen und so nach und nach feucht« Wände (Feuchtigkeit) erzeugen. Läsft sich Ickoch Baden, Waschen usw. in Wohnräumen gar nicht vermeiden, so muß unbedingt dafür gesorgt wer den, daß die entstehenden Wasserdampfe durch Oeffnen der Fenster sofort inS Freie gelangen können und die Luft stet» erneuert wird. Durch Feuchtigkeit entstandene Stock flecke und Schimmelpilze sind vorsichtig und gründlich mit reinen Tüchern abzuwischen und die betreffenden Wand stellen zu desinfizieren, z. B. durch Bestreichen mit Kalk- milch ober Betupfen mit Formalin. —* Heißt Sparen entbehren? «nd nein. Sparen hcißr entbehren für den, dem der Verzicht auf die vielen unnötigen Kleinigkeiten, die au» einer augenblick lichen Laune unnützeriveise angeschafft werden, schwer fällt. Sparen heißt nicht entbehren, wen» man danmter jene sinnreiche Form der Lebenshaltung versteht, die überall da» einfache und ziveckmäßige erstrebt und sich damit auch zufrieden gibt. Wieviel Möglichkeiten bieten sich einem so gesinnten Menschen, durch billigeren Einkauf, durch spar sameren Verbrauch, durch Verzicht auf die nebensächlichen oder überflüssigen Genüsse, Pfennige und Mark vor un nützer Verwendung zu bewahren; für ihn bedeutet diese rationelle Lebensweise durchaus kein Opfer, da er den LuxuS nicht vermißt. Wer sich den ganzen Ernst unserer wirtschaftlichen Lage vor Augen hält, dem wird Sparsam- keit nicht Entbehrung, sondern Pflicht gegen sich und die Gesamtheit sein. Zudem bedeutet eS tatsächlich auch heute für iveite Volkskreise keine Entbehrung, bei den sich so vielfach bietenden Gelegenheiten einige Pfennige und Groschen zurückzulegen. Dieser kleine irgendwo ersparte Pfennig muß es bringen! AuS dem Sparen im Meinen erwächst, da die Zeit durch Zinserträgnis mitlftlst, bald ein nennenswerter Betrag. Je länger einer spart, um so weniger merkt er, daß Sparen auch für ihn verzichten müssen hieß. Im Gegenteil, jetzt bringt es ihm ehrlich er worbenen Wohlstand. Seine vernünftige Lebenshaltung trägt dann il»re Fruäst. —* Aufruf der alten Billionenscheine in Gicht ! 'Der Neudruck der Reichsmarkscheine ist im Gange. Nach der nunmehr erfolgten Konstituierung der neuen Reichsbank und der gesicherten Unterbringung der 800- Millionen-Anleihe ist auch schon der Termin für den Auf ruf der alten Billionenscheinc in Aussicht genoimnen. Der Aufruf dürste in der erstell Dezemberlmlste erfolgen. Die Verteilung der neuen Reichsmarknoten, die in Abschnitten zu 1000, 100, 50, 20 und 10 Reichsmark hergestellt werden» soll schon Ende November an die einzelnen Bezirke erfolgen. Die Rentenmarkscheine von insgesamt 1800 Millionen dürf ten nicht so schnell aus dem Verkehr verschwinden, da ihre Ausschaltung von verschiedenen Vorbedingungen, na ment- lich von der fortschreitenden Amortisierung der Reichs schulden bei der Rentenbank usw., abhängig ist. — Ge sondert davon geht die Ausprägung von Munzgeld in be schleunigtem Tempo weiter. —* Der Abbau des Polizeipräsidenten Menke gerichtlich bestätigt. Der zunächst auf Ver- anlassung des Generals Müller seines Amtes enthobene, von der sächsischen Regierung aber nicht wieder in sein Amt eingesetzte ehemalige Polizeipräsident Menke hatte bei der SchiedSstelle des Obcrverwaltnngsgerichts Einspruch gegen seine Versetzung iu den Ruhestand erhoben. Ohne sich in eine Prüfung über die Ungesetzlichkeit des Mbaues und über die Sttchtcignung Menkes für sein Aint einzu lassen, entschied das Gericht hinsichtlich der politischen Maßregelung, daß für di« sächsische Regierung bei der Frage einer Wiedereinsetzung Menkes in sein Amt nicht parteipolitische, sondern staatspolitische Erwägungen in Be ttacht kamen, nämlich die Notwendigkeit einer Rücksicht nahme auf die Forderungen der Reichsregierung. AuS diesem Grund« mußte der Einspruch Menkes zurückgewiesen und die Stellungnahme der sächsisckfen Regierung als zu Stecht erfolgt erklärt werden. —* Landtagsanfrage wegen der ver botenen Umzüge beim Deutschen Tag in Plauen. Der dcutschnationale Landtagsabgeoronete Schmidt (Plauen) hat am 10. ds. Mts. an den Landtag eine Anfrage gerichtet, in der er zunäclvst auf das vom Polizeiamt in Plauen am 1b. Oktober erlassene Verbot aller Umzüge Bezug nimmt und dann sagt: „Nachdem am 14. September ds. IS. in Plauen eine öffentliche Kund gebung mit Umzügen usw. des Republikanischen Reichs bundes zusammen mit dem Reichsbanner Schwarz-rot-gold uneingeschränkt stattfinden konnte, ist es der weitaus über großen Mehrheit der Plauener Einwohnerschaft unverständ lich, daß der jetzt geplanten Veranstaltung vom Ministe rium des Innern nicht das gleiche Recht zugebilligt wor den ist. Die nach Beianntpabe des in Aussicht genommenen Deutschen Tages in die Wege geleitete Kundgebung des Republikanischen NeickiSbundes, Ortsgruppe Plauen, sowie der Sozialdemokratischen Partei Planens kann als stich- l-altiger Grund für das allgemeine Verbot nicht angesehen werden, da diese Organisationen mit Recht auf ihre bereits abgehaltene Tagung verwiesen werden konnten. Befremden mutz insbesondere das Verbot geschlossener Märsche vom Bahnhof nach.den Massenquartieren, das bei Ankunft von in übergroßer Zahl von auswärts einttcffenüen Teilneh mern praktisch kaum durchführbar ist. Ich frage die Regie rung: Welche zwingenden Gründe hat sie zu diesem nach Lage der Sache ungerecht erscheinenden weitgehenden Ver bot veranlaßt?" —* Beschleunigung der Schnellzüge. Eine Verwaltung der Reichsbahn für notwendig. Es soll dies allmähliche Beschleunigung der Schnellzüge hält die Haupt- angcsttebt werden, soweit keine Bedenken in wirtschaft licher Beziehung noch auch für eine pünktliche Durchführung bestehen- Von alters her kommen aus den Orten, wo Schnellzüge nicht l>alten, Anträge auf einen Aufenthalt in großer Zahl. Den Reichsbahndirektionen ist diesen gegen über Zurückhaltung empfohlen worden. Eine Gewährung dieser Wünsche einzelner vermindert die Reisegeschtvindig- keit und schädigt so daS Ganze. Als Ziel gut noch wie vor eine möglichst glatte Durchführung der Schnellzüge auf weite Entfernungen. Von Fall zu Fall soll endlich geprüft werden, ob Fernschuellzüae wieder eingerichtet werden können. Diese hatte man bekanntlich im vorigen Jahre von Berlin nach Haiubura, Köln und München geplant, sie auch zum Teil ausgeführt, in diesem Jahre aber wieder davon abgesehen. —* Die Steuerpflicht bei J«ge»dv«ran- staltungen. DaS Oberlandesgericht Dresden hat eine Entscheidung gefällt, die für die Jugendbewegung in Sach- sen von grundsätzlicher Bedeutung ist. Die Ortsgruppe Königstein des Vereins Sozialistische Arbeiterjugend Deutschland» hatte am 8. Dezember 1S28 cinen Bunten Abend veranstaltet, in dem musikalische und rezttattve Bvr- träge, einige Theaterstücke, auch ein« Ansprache geboten wür be», und zu dem durch Anschläge an den AnschlagSssLulen öffentlich eingeladen worden war, sodaß jederman Zutritt hatte. EL waren etwa 300 Besucher da, zum überwiegenden Teile dem Verein nicht angehörige erwachsene Personen; auch nicht Angehörige von Mitgliedern und Jugendlichen. Et» Eintrittsgeld wurde nicht erhoben, eS sind aber am Ein gänge Programme auögegebcn worden, gegen deren Em- gsang mauchmal ein Entgelt gegeben wurde. Im Laufe deS Abends wurde ouch ein« Tellerkammjmig zur NKtAtzE der Unrsye» veranstaltet. Uvetldie »ergnKgungtzsteuev nicht entrichtet worden ist, hat da» Amtsgericht Len Vorsitzende» der Ortsgruppe, Livbius, wegen Steuerhinter ziehung verurteilt. Rach der Gemeindesteuerordnung ntr Königstein sind Veranstaltungen, di« ausschließlich der Jugendpflege diene«, steuerfrei. Neuere ort-gesetzliche Be- stimnnmgen über die Vergnügungssteuer besagen, daß keine Steuer zu entrichte« sei für Veranstaltungen, dte der Ju gendpflege dienen, sofern sie hauptsächlich für Jugendliche und deren Angehörige bargeboten werden. Nach Ansicht des Amtsgerichts kann es dahingestellt bleiben, welche der beide» Vorschriften zugrunde zu legen ist. Der Bunte Abend diente weder ausschließlich der Jugendpflege, da er bestimmt war, zum mindesten mit etner unbeschränkten An- zahl Envachsener und Nichtmttglteder eine Unterhaltung zu biete», noch wurde er nach der Zusammensetzung der Er schienenen in ihrem Verhältnis »um Verein und nach ihrem Alter hauptsächlich für Jugendliche und deren Angehörige dargeboten. Deshalb »rußte Vergnügungssteuer gezahlt werden. Hiergegen richtete sich dte Revision des Angeklag ten . Die Austastung des Vorderrichter», baß aS der Tat sache, daß Erwachsene und Nichtmitglie-er etner Veranstal tung der Jugend beiwohnen, eine Struerpflicht zu folgern sei, wäre rechtStrrtg. Dadurch sei das materielle Recht ver letzt und der Wille des Gesetzgebers in das Gegenteil ver wandelt worden. ES wurde dabei auf verschiedene Erlass« des NelchSinnenlnintsterS Bezug genommen und htnzuge- fügt, daß, falls daS angefochtene Urteil zu Recht bestehen bleibe, dies die Unterbindung der Jugendpflege in allen kleinere» Orten bedeute, denn dort könne dte Jugend nur bann auftreten, wenn sie sich an Erwachsene, die die Ju gendpflege tragen, wenden könne und sich mit diesen tu etner großen Gemeinschaft zusammenfinde. Da» Over- lanbeSgertcht hat daS Rechtsmittel verworfen. Unter Ange hörige im Sinne des Gesetzes seien nur Verivandtc zu ver leben. Der Vorderrichter habe nun eimvandfrei und bin dend festgestellt, daß die fragliche Veranstaltung einer un« beschränkten Zahl von Nichtmitglicdern und Nichtangehö- rigen der Mitglieder zugänglich war. Wenn der Gesetzgeber Veranstaltungen steuerfrei lassen wollte, die mittelbar der Jugendpfkeae bienen, so hätte er daS klar zum Aus druck bringen müssen. Daher sei der Anspruch auf Vergnü gungssteuer gerechtfertigt gewesen. Oschatz. Einer Unterschlagung von amtlichen Gelder« machte sich, wie berichtet, -er 24jährtge Angestellte Sch. schul dig. Er war im hiesigen städtischen Bauamt beschäftigt. Ein» anderer junger Mann verlor seine Stellung, weil er sich tu große Schulden gestürzt hatte. DaS „Oschatzer Tageblatt bemerkt dazu: ES ist eine Frage für sich, woher er bas Geld immer genommen oder bekommen hat. Man wird die Vor kommnisse — die beiden hier initgeteilten sind nicht die ein zigen — in erster Linie auf das Schuldkonto der Vereine sehen müssen, die mit ihren häufigen Vergnügungen die jungen Leute zum Gelbausgeben veranlassen. ES mutz offen getadelt werden, wenn die geselligen Veranstaltungen fo oft aufeinander folgen, wie gegenwärtig. Auch in einem geordneten Vereinsleben sollen gesellige Abende nicht fehlen, aber sie müssen in angemessenen Zcitabstänüen abgehalten werden, sonst entsteht Vereinsmeierei. Wir stehen erst <nu Anfang des Winterhalbjahres und schon jagt ein Vergnü gen das andere. Jedenfalls müssen sich die Vereinsvor stände bewußt werben, daß sie eine gewisse Verantwortung dafür tragen, wenn junge Leute durch ihre Teilnahme an den zahllosen Vergnügungen vom ordentlichen Lebens wandel abkommen. Grimma. In einer gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien wurde die Verwaltung der Stadt er mächtigt, Brenn- und Heizstoffe bis zu einer Menge von zunächst 1000 Zentnern zu beschaffen, die nach den Vorschlä gen des Wohlfahrtsausschusses unentgeltlich an Bedürftige abgegeben werden sollen. Auch die NoistandSkttche soll nach jeder Richtung hin unterstützt werden, wenn die ihr von privater Seite -»fließenden Mittel nicht mehr auSreichen sollten. Schandau. Vermutlich infolge Auslaufens auf einen Stein wurde ein eiserner Schleppkahn bei Schmilka leck. Da eS nicht gelang, das in den Schiffsraum eingedrungene Wasser zu entfernen, ging der Kahn auf Grund. Ein« Be- Änderung der Schiffahrt ist durch den Unfall nicht einge treten. ' GehrSdors. Am Montag vormittag wurde der Dachstuhl dcS hiesigen KonftrmvereinS-GebändeS durch Feuer vollständig zerstört. Auf dem Boden des Hauses hatte sich ein 4jähriger Knabe eines Mieters, dessen Eltern beide aus Arbeit waren, mit Streichhölzer zu schaffen gemacht und brennende Streichhölzer in Hvbelspäne und Stroh geworfen. DaS Kind war dann aus Angst davongelaufen, ohne jemand von dem Brande etwa» zu sagen. Jugend bürg Hohnstein. Nm Sonntag früh wurde die vom Finkensieiner Bund unter Leitung von Dr: Walter Hensel und seiner Frau aus Prag veranstaltete erst« sächsische Singewoche auf Burg Hohnstein eröffnet, zu der eine stattliche Schar begeisterter Jünger au» allen Teilen Sachsens und der Grenzlande berbeigeeilt war. Recht« Vertiefung in den Geist und die Vortragskunst deS Volks liedes ist das Ziel de» Kurse». Tannengrün und gute, Bilder schmückten die noch kahlen Wände der Burg und gaben dem Ganzen ein würdiges, festliches Gepräge. Im Namen de» Zweigausschnffes Sachsen vom Verbände fite Jugendherbergen begrüßte Oberlehrer Richter (Dresden) die Gäste und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Jugend- bürg dauernd «in« Stätte edlen Gemeinschaftsgeistes und der Vertiefung in echte Volkskunst sein möge. Der Geist, der die Finkensteiner belebt, fand seinen vollendeten Aus druck in der stimmungsvollen Morgenfeier im Burggarten mit seinem unvergleichlich erhabenen Hintergrund, den ge waltigen FrlSbildungen und tiefen Gründen und Schluchten de» PolenztaleS. Wundervoll melodisch in seiner eigenen Vertonung und dem beschwingten Rhythmus erklang der alte schöne Morgengruß: Wie schön leuchtet der Morgen stern. Mn Sprrchvortrag: Empor zum Licht von Frau Dr. Hensel schloß dte eindrucksvoll« Feier. — Die Singe woche dauert bis zum 26. Oktober. Lehrer, Jugendsührer, Mütter und alle Musikfreunde werden reichlich Anregung davontragen. Bautzen, vom Grotzseuer heimgesucht wurde in der Nacht zum Dienstag das Anwesen des Viehhändlers Tschepitz auf der Tuchmacherstvaße. Auf bisher noch un aufgeklärte Weise kam gegen 11 Uhr nachts Feuer in dent über dem Stall« gelmenen Heuboden aus, das in den großen Mengen Heu und Stroh reiche Nahrung fand. Als der Brand bemerkt wurde, schlugen die Flammen bereits zum Dache heraus. Im, Nu griffen sie auf das neben- stebeiche Gebäude über, m dem sich die Wagenlocktererei und Sattlerei von Schreiber und die Kunsttischlerei von Hilbig befindet., Infolge der hier lagernden Mengen von Hol», Spanen, Farben, Oelen und anderen leicht brenn- baren Stoffen artfsen die Flammen rasend um sich. Zwei Stunden kam, brannten beide Gebäude lichterloh, an Ret ten war nicht zu denken, sie wurden völlig etngeäschert mit allen darin befindlichen Vorräten. Inzwischen hatte auch em drittes Gebäude, in dem sich neben dem Möbels magazcn auch Wohnungen befanden, Feuer gefangen. Doch konnte es erhalten werden, von den fertigen Möbelstücken ist allerdings auch hier viel beschädigt, desgleichen verschie- dmk Mgaen. Der hW-wend«, «nd .
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