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8. Beilage znm „Riesaer Tageblatt Dnuk und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Alir die Redaktion verantwortlich: Herman» Schmidt in Riesa. H los Tmmabeud, S. Mai 1906, aveabS SS. Jahrg Kies» — Lidstr»«»« ü. voltukok. S 8 L es V 8^ Ö Rückgang der Sozialdemokratie. k Ter wilde Treimillionenjubel der Dozialdemokca- tie vom Jahre 1903, wo de: den Reichstagswahlen die Zahl der sozialdemokratischen Mandate von 58 ans 81 stieg, hat einen gewaltigen Dämpfer erhalten; denn die Tatsache, das; die sozialdemokratischen Stimmen bei so ziemlich allen Ersatzwahlen zum Reichstage zurückge- gangen sind, kann jetzt auch von den „Genossen" nicht mehr in Abrede gestellt werden. Worauf dieser Rückgang zurilckzuführen ist, soll hier nicht erörtert werden; zwei« fcllos haben der Dresdener Parteitag und die seitdem andauernden Zänkereien in der sozialdemlokratischen Par tei und Presse die Mitläufer kopfscheu gemacht und die Erkenntnis, daß die Sozialdemokratie trotz ihrer Groß- Prahlerei bisher weder im Reichstage noch anderswo etwas! Nennenswertes erreicht hat, mag wohl die hoch gespannten, auf die Sozialdemokratie gesetzten Hoffnungen und Erwartungen der Gefolgschaft enttäuscht haben. Interessant ist nun, wie vor einiger Zeit der „Ge nosse" August Müller aus Magdeburg in der Wochenschrift „Tie neue Gesellschaft" die Zahlen seit 1903 reden läßt und zu dem Ergebnisse kommt, daß in denselben 13 Wahl kreisen, in denen die bürgerlichen Parteien bei den Er satzwahlen 17 807 Stimmen gewonnen, die Sozialdemokra tie deren 14 933 verloren hat. Aber selbst in den Wahl- kreisen, in denen auch die bürgerlichen Parteien Verluste aufzuweisen haben, findet die Sozialdemokratie keinen Trost; denn dort hat sie meist noch größere Verluste zu betrauern, und selbst in den Wahlkreisen mit Gewinn auf beiden Seiten hat die Sozialdemokratie am wenig sten gewonnen mit Ausnahme uur weniger Wahlkreise. Tie Gründe, die „Gewosse" Müller für diesen Rückgang findet, sind zwar von bürgerlicher Seite neben anderen ost genug angeführt worden, aber cs hat doch einen ganz besonderen Reiz, sie in einem sozialdernokratischen Matte wiederholt zu finden. In deM'Artikel der „Neuen Gesellschaft" heißt es«: „Es' ist der kleinliche, persönliche Gehässigkeit gegen die eigenen Parteigenossen mit Vor liebe pflegende Geist intoleranten schrien Dogmatismus, der unser ganzes^Parteileben vergiftet und an die Stelle sachlicher Bekämpfung von Meinungsverschiedenheiten die persönliche Insulte gesetzt hat. Darauf ist es zurückzu führen, daß wir anstatt Erfolgen Hohn und Spott ernten. vermischte». Von einem furchtbaren Brandunglück ist die Ortschaft Scholzendorf bei Lauban, so schreibt man von dort unterm 4. ds. Mts, betroffen worden. Gegen halb 2 Uhr' nachts brach in der Paul NeuMannschen Bauernwirtschaft Feuer aus. Infolge der weichen Bedach ung stand das ganze Gehöft bald über und über in Flam men. Ter Besitzer sprang, nur mit dem Hemde bekleidet, aus! denk ersten Stockwerk hinunter. Tie Frau und das kleine Kind Neumanns fanden in der Kammer den Tod in den Flammen. Weiter sind 2 Rinder, 2 Schweine und sämtliches! Geflügel und das ganze Inventar ver brannt. Tas benachbarte August Jäschkesche Bauerngut geriet auch in Brand und wurde gänzlich eingeäschert. Auchs hier sind fast sämtliche Sachen mit verbrannt. In der Iäschkeschen Besitzung wohnte auch der Handelsmann Wilhelm Köhler, der gleichfalls fast nichts als das nackte Leben rettete. Einen verwegenen Au sb r u ch ausdemGe - fängnis unternahmen Chalons-sur-Marne ein wegen Diebstahls inhaftierter "Italiener. Dem Gefangenen, der über einige Dietrichs verfügte, gelang es, das Meider depot zu öffnen und den ihm gehörigen Zivilanzug so wie die ihm abgenommenen Waffen an sich zu nehmen. Taraus drang er in das( ZimMer des Untersuchungs richters, entwendete dort das ihn betreffende Akten stück und suchte dann das Weite. Bisher ist cs nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. / Vom verkannten Kaiser wird dem „Franks. Generalanz." aus Schlitz in Oberhessen, wo der Miser neulich Gast war, erzählt: Auf einem!'Spaziergang traf der Kaiser im Walde zwischen Pforsch und Schlitz einen älteren Bauern, mit dem er inss Gespräch kam und der, da er ihn nicht erkannte, fragte: „Gelt, Sie sind a einer von die Herren, die beim Kaiser sin, oder sind Sie e Ferschter vom Graf?" Lachend erwiderte der Kaiser: „Ich bin 'beim Kaiser" und fragte dann den Bauers mann: „Was denken die Leute heute vom Kaiser?" — „Oh, ganz gut", Antwortet jener, -^Mer hon ihn all gern. Er soll ja ein ganz tüchtiger Mann sin. Eich hon als gemaant, er kümmt amal daruf, daß meine zwei Jungen do ihn ach mal sehn. (Auf dem mit zwei Mhen bespannten Wagen des Bauern saßen dessen beide Enkel- Ihm verdanken wir Dresden, ihm verdanken wir die Perioden der Selbstzerfleischung, die mit der Regel mäßigkeit, mit welcher der Mond wechselt, von Zeit zu Zeit in unseren Reihen ausbrechen. Diese Vorgänge bilden das Arsenal, aus dem unsere Gegner ihre Waffen l-olen, und sie wirten so ausgezeichnet, daß all das Wasser, das Regierung und Parteien »freigebig auf unsere Mühlen leiten, nicht ausreicht, um das Rad zu drehen." „Genosse" Müller hofft zwar, daß dir ins bürger liche Lager zurückgeschreckteil Mitläufer schließlich wieder zur Fahne zurückkehrcn werden, wenn die Mißstände inner halb der Partei beseitigt seien. Wir aber dürfen dieser Hoffnung mit demselben Rechte unserseits die Hoffnung gegenüberstellen, daß die Mißstände innerhalb der sozial demokratischen Partei, so lange Bebel das Szepter schwingt — und wir wünschen ihm ein recht langes'Leben — sich nur noch verschärfen werden, da anzunehmen ist, daß er mit dem Eigensinn des Alters die Taktik des bru talen Dogmatismus und der rücksichtslosen Terrorisie rung nicht mehr aufgeben wird. Tie Drohungen mit der Revolution, die Versuche, nach russischem Muster auch in Deutschland den politischen Kampf auf die Straße zu verpflanzen, die versuchten und geplanten Massen demonstrationen werden sicherlich dazu mithelfen, das gänzliche Fehlschlagen des „Voten Sonntags" nicht so bald vergessen zu inachcn. Aber die an sich so erfreuliche Tatsache des Stimmen rückganges der Sozialdemokratie in den 31 Ersatzwahlen um mehr als 10 v. H., während die bürgerlichen Stimmen nur in demselben Verhältnis'wie die Wahlbeteiligung sich verwindet haben, darf die staatserhaltenden Parteien nicht zu verhängnisvollem Optimismus verleiten und in Sicherheit einlullen. Mer auch die Reichsregierung sollte durch mehr vorsichtige Regierungsmaßnahmen nicht immer wieder weite Volksmassen der Opposition zutreiben. Tie weite Kreise beunruhigenden, sich stetig wiederholenden Steuerprvjekte und eine Anzahl unreifer, überhasteter Gesetze u. a. schaffen den Sozi leider immer wieder neue Hilfstruppen. Mai-- u. vkaiSschrot «»ff. «aßgeaklete vaamwollsaatmehl «ersteaschrot NoggeagrieS Moi-schlem-e Wetzeaschalea Biertreber, getr. Malzketme »sw. Vera'Gaaaa Tuper-ho-phat Lhomatmehl -tsch-Gaavo AmmoutaksuperphoSphat Kalisalz Kaoche«mehl Lhtle-Lalpeter Saiuit »sw 22 r NN 22 ! VettinerrtrW N im Haase -e» Herr» Uhrmacher »öltzsch. Z 51 Wegen kmeitmW mim GcWsrmie Verkaufe ich sämtliche Waren: slerren-Anrüge, Lmmer-ssietok, SlirreNen-Anriige, Nnsden-Anriige, 5mmer-Loilenjl>ppm unä Dren st Wz bedeutend ermäßigten Preisen (Ermäßigung bis 20 Prozent). zlermun »<«««. S7. ZMhksW für Herren- und Knaben-Garderoben IIvpm. 8k88V