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Riesaer G Tageblatt Mittwoch, 7. März iM, Meads Das Riesaer Tageblatt erscheint jede» La- Abend» mtt Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in dm Expeditionen in Riesa und Strehlas, dm Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstaltm 1 Mark 28 Pf., durch die Träger frei in» Hau» 1 Mark SO Pf., durch dm Briefträger frei inS Hau» 1 Mark 6S Pf. Mzetgm-Aunahine für die Nummer des Ausgabetage» bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraßr VS. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. und AÄrrty-r WMWLWer). .LAX5K. KMßsötLlt nkr- . . „ der König!, «mtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts imd des StadtrathS zu Riesa. 47. Jahr-. Tie von mir am 17. Januar 1893 bez. 23. Mai 1893 erlassene Aufforderung zur Woynungsangabe gegen den Bootsmann (Schiffer) Johanne- Belitzki, am 23. Januar 1864 zu Kurzebrack, Kreis Marienwerder, geboren, ist erledigt. — 915/92». Magdeburg, den 27. Februar 1894. Der Erste Amtsanwalt. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 7. März 1894. — Ein im Gröbaer Winterhafen ausgestellter fahrbarer Krahn von 100 Ctr. Tragfähigkeit, der im Laufe des Winters reparirt worden war, sollte heute von den maschinentechnischen Organen der Staatsbahn-Lerwaltung einer Prüfung unter worfen und sodann, wenn er betriebsfähig befunden worden wäre, in Benutzung genommen werden. Bei einem Vor mittags vorgenommenen Probeheben ist das gußeiserne auf Schienen laufende Untergestell des Krahnes auseinander gesprungen und in Folge dessen das ganze schwere Obergestell mit dem Ausleger in das Hafenbecken gestürzt. Verletzungen vsn Personen sind glücklicher Weise nicht vorgekommen, da sich der Kranführer rechtzeitig durch einen kühnen Sprung in Sicherheit bringen konnte. — Die Finanzdeputation L der zweiten Ständekammer beantragt, die zum Ankauf eines Bauplatzes für ein neues Amtsgerichtsgebäude hier geforderten 33 000 'Lik. zu bewilligen. Tie Begründung besagt: Die Räume des (jetzigen) Gerichts gebäudes sowohl, wie. die des Arresthauses, das in einem Seitenflügel angebaut ist, genügen nicht nach Zahl und Größe. In einem Zimmer arbeiten gleichzeitig fünf, in einem anderen vier Beamte. Die Nachlaßverhöre müssen meist in einem Zimmer von nur 12 Quadratmeter Grundfläche abgehalten werden. Die Kasse, nur 2! Quadratmeter groß und Arbeits- zimmer für zwei Beamte, gewährt nicht den nöthigen Raum , für das darin verkehrende Publikum. Die Grundbücher und I sonstiges werthvolle Aktenmaterial sind in einem ungewölbten , Zimmer untergebracht, das keinen Schutz bietet gegen Feuers gefahr. Es fehlt an ausreichenden Anmelde-, Warte- und Zeugenzimmern, an einem Pfand- und Auktionslokale, an Archivräumen, einem Zimmer für Rechtsanwälte, einem Berathungszimmer. Die Pfandobjekte werden in der Haus flur oder einem Miethlokale versteigert. Die sechs Zellen reichen zur Aufnahme des mitunter auf 18 Köpfe steigenden Gefangenbestandes nicht aus, zumal da die eine im Wasch haus eingebaute Zelle nur selten belegt werden kann. Mit unter müssen in einer Zelle vier Gefangene gleichzeitig ver wahrt werden. Dazu sind die Zellen so unzweckmäßig an gelegt, daß sich Kollusionen schwer verhindern lassen, zumal La die Wachtmeistermohnung abseits vom Gefängnisse liegt. Zu vermissen sind ein Gesangenhof sowie die nöthigen Mrthschaftsräume und größere Räume zur Aufbewahrung von Feuerungsmaterial und zum Trocknen der Wäsche. Ganz ungenügend, weil viel zu klein, ist die Küche, in der die Gefangenkost zuzubereiten ist. Ein Bau zur Er weiterung des Gerichtsgrundstücks, das an der Bahn hofstraße in geschlossener Häuserreihe liegt, ist bei dem unzureichenden fiskalischen Areale nicht ausführbar. Ts macht sich daher eilt Neubau auf anderem Baugrunde nöthig. Ter für diesen Zweck mit Vorbehalt ständischer Genehmigung angekaufte, bisher der Stadt Riesa gehörige, sehr günstig ge legene Bauplatz umfaßt 4060 Quadratmeter. Der verhält- nißmäßig billige Kaufpreis von 32487 Mk. 20 Pf. stellt sicd einschließlich der Anliegerbeiträge für Straßen- und Schleußenbau auf rund 8 Mk. für das Quadratmeter. Unter Hinzurechnung der Vermessungskosten und der zukünftigen «osten der Besitztitelregulirung einschließlich der ortsüblichen «sssenbeiträge beziffert sich der Aufwand für den Erwerb des Bauplatzes auf rund 33000 Mk. (8000 Mk. weniger gegenüber dem eingestellten Postulate.) Die Mißstände im gegenwärtigen Amtsgerichts- und Gefängnißgebäude wurden bei der Verhandlung in der Deputation von kundiger Seite bestätigt. Es läßt sich auch den Mißständen nicht etwa da durch abhelfen, daß eine Anzahl Ortschaften zu einem be sonderen Amtsgerichte Strehla abgezweigt werden. Ein Neu bau in Riesa macht sich erforderlich, ganz abgesehen davon, ob künftig in Strehla ein besonderes Amtsgericht errichtet Hrd oder nicht. Der Preis des anzukaufenden Bauareal» ist durch Vermittelung der Stadt Riesa ein besonders günstiger. Die Deputation kann daher nur empfehlen, die Kammer wolle beschließen: die zum Ankauf eines Bauplatzes in Riesa geforderten 33000 Mk. zu bewilligen. — Im Saale des „Wettiner Hof" Hierselbst giebt nächsten Donnerstag Abend ein österreichisch-ungansches Herreu- und Damen-Zigeuner-Orchesler em National-Konzert. Näheres darüber ist aus dem Jnseralenlheil ersichtlich. — Sein diesjähriges Wintervergnügen hielt am Freitag daS Unterosfizier-Eorps der Reitenoen Abteilung in dem festlich geschmückten Saale des Wettiner Hofes ab. DaS schöne Fest wurde ausgezeichnet durch die Anwesenheit des hohen Osfizirscorps nevsr werthen Damen, sowie auch durch die Spitzen der königl. und städtischen Behörden, der hiesigen und mehrerer auswärtiger kameradschaftlicher Vereine. Auch halten sich aus den Bürgerkreisen zahlreiche Gaste em- gesunden. Die Festlichkeit wurde vom Trompelercvrps des 32. Artillerie-RglS. um dem Marsch ,'Hoch ore Artillerie' in schneidiger Weise ringeleitet. Hieraus hegrützle der Vor sitzende die zahlreich erschienenen Gäste, worauf der Kom-. mandem? der Reit. Abtheilung, Herr Major Gäbe, in mar kigen Worten seiner braven Unteroffiziere gedachte. Gine Reihe Aufführungen von Gefangsflucken und komischen Piecen halsen zur Verschönerung des Festes beirragen; großen Beifall erregte die Posse: „An die LUsl gesetzt'. Alle Dar steller zeigten, daß sie mit voller Hingebung sich in die Rollen eingearveuel hauen. Auch das Couplet: „Kritische Lage" erregte ungemeinen Beifall und können wir nur den Daepellern die volle Anerkennung zollen. Ein solenner Ball schloß sich den schönen Vorträgen an und hielt aue Anwesenden m fröhlichster Stimmung bis m die frühen Morgenstunden beisammen. — Ostern 1894 fällt auf eines der frühesten Daten auf welche Las Hauptfest der christlichen Kirchen überhaupt fallen "kann. Nach der maßgebenden Feststellung des Niccujchen Concils im Jahre 325 ist das Auferstehungssesl an dem jenigen Sonmage zu feiern, der auf den ersten Vollmond nach der Frühlmgsnächtgleiche (21. März) folgt, außer wanir der Vollmond (oder oas jüdische Passah) jelost aus diesen Sonntag säur; dann soll Ostern am nächstfolgenden Sonntage geseierr werden. Demgemäß kann Opern nicht früher als aus den 22. Matz uüo mchr später als auf den 25. April fallen. Am früheste», also auf den 22. März, fiel Ostern in den Jahren 1598, 1693, 1761, 1818, aber erst nach 291 Jahren von heme ab wird dieser Fall eintreten. Das späteste Osterfest fiel in die Jahre 1666, 1734 und 1886 und wird zum ersten Male wieher eintreffen im Jähre 1943. Der Ostcrvollmond, nach welchem der Ostersonntag sich be stimmt, wird nicht astronomisch, sondern cyklijch nach einem von dem gelehrten LitiuS angegebenen und von Gregor XIll. vorgcschriebenen Verfahren berechnet. Die Abweichungen zwischen dem astronomisch bestimmten (wahren) und dem cyklisch berechneten Vollmond können bis auf fast zwei Tage steigen. Dadurch kam es, daß die Protestanten, die den Oslervollmond früher astronomisch bestimmten, im Jahre 1744 Ostern am 29. März feierten, die Katholiken dagegen am 5. April. — Im ElbumschlagStarife Westösterreich—Riesa/Elbquai tritt am 10. März ds. Js. ein Anhang in Kraft, welcher Kursdifferenzen enthält. Der Anhang ist bei der Güter spedition Riesa zu erhalten. Im norddeutsch-sächsischen Eisenbahnverbandsverkehre wird am 15. März dieses Jahres die Station Neugattersleben (Bezirk Frankfurt a. M.) in den direkten Vieh- rc. Verkehr mit den Stationen Akenburg, Bodenbach, Chemnitz, DreSden-A., DreSden-N., Eger, Hof, Leipzig (Bayerischer, Dresdner Bahnhof und Lieh- beziehentlich Schlachthos), Plauen i. V. (oberer und unterer Bahnhof), Letschen und Zwickau der sächsischen Staatsbahnen einbezogen. Ueber die Höhe der anzuwendenden Frachtsätze ertheilen die erwähnten Abfertigungsstellen Auskunft. — Auch für die Artillerie soll nach dem ,,P. A." eine Veränderung in der Unisormirung beabsichtigt sein. Aller dings handelt es sich dabei, wie hierüber aus Berlin berichtet wird, nicht um eine grundlegende Neu-Uniformirung, sondern nur um kleine Vereinfachungen in der Ausrüstung, welche auf eine größere Bewegungsfreiheit der Mannschaften und zugleich auf eine Verringerung der Herstellungskosten hi i- zielen. — Im Reichstage ist eine neue Auflage des amtlichen Verzeichnisses der Bundesrathsbevollmächtigten und ReichS- tagSmitglieder erschienen. Darnach zählt die konservative Partei jetzt 58 Mitglieder und 6 Hospitanten, die Reichs partei 23 Mitglieder und 4 Hospitanten, die deutsche Reform partei 11 Mitglieder und 1 Hospitanten, das Zentrum 96 Mitglieder und 4 Hospitanten, die Polen 19 Mitglieder, die Nationalliberalen 46 Mitglieder und 7 Hospitanten, die freisinnige Vereinigung 13 Mitglieder, die freisinnige Volks partei 22 Mitglieder und 1 Hospitanten, die süddeutsche Volkspartei 11 Mitglieder, die Sozialdemokraten 44 Mit glieder. Fraktionslos sind 30 Mitglieder. Erledigt ist ein bisher"freikonservatioes Mandat (Meseritz-Bomst). — Der Andrang zum geistlichen Beruf in früheren Jahren macht sich jetzt recht geltend. Im Königreich Sachsen warten nach den neuesten statistischen Erhebungen weit über 500 PredigtamtS-Candidaten auf Anstellung, während e» im ganzen Königreiche nur reichlich 1100 Pfarrstellen giebt. In Preußen konnten von 5170 Candidaten etwa 3000 keine Verwendung in ihrrm Berufe finden. Biele gingen zu Schuldiensten oder anderen Berufen über. — Der Blitz hat in den 10 Jahren von 1883 bis Ende 1892 m Sachsen 3285 Gebäude getroffen, davon 210 mit Blitzableitungen versehene, aber nur 12 Gebäude gezündet. — Die Verhandlungen wegen Herbeiführung einer Reform des Personentarifs auf den deutschen Eisenbahnen, von denen man eine Ermäßigung des Fahrgeldes erhoffte, sind nach dem „P. A." nicht wieder ausgenommen worden, und der Versuch, eine Einigung über die Personentarifsätze unter den deutschen Eisenbahnen herbeizuführen, dürfte zunächst als gescheitert zu betrachten sein, nachdem einzelne Ver waltungen inzwischen in ihrem Bereiche mit Aenderungen der Tarife vorgegangen sind, welche die Herstellung einer Ueber- einftimmung erschweren. — Im verflossenen Monat Februar ist bei der König lichen Altersrentenbank in Dresden (Landhausstraße 16) in 435 Einlagen die Summe von 104836 Mark eingezahlt und damit gegen den gleichen Monat dcS Vorjahre« ein Mehrbetrag von 22507 Mark oder 27 Prozent erreicht worden. — Zur Vermeidung von Verstößen gegen die ge setzlichen Bestimmungen genannter Bank sei hierbei bemerkt, daß die den Renteruinweisungen beizufügenden LebenSbeschei- nigungen nicht eher als am Fälligkeitstage der betreffenden Rentenratc und nur von einem öffentlichen, bei der Zahlungs- leistung. nicht interessirten Beamten ausgestellt werden dürfen. Eine Gebühr ist übrigens für solche Zeugnisse innerhalb des Königsreichs Sachsen nicht zu beanspruchen. Vom Landtage. Gestern genehmigte die Erste Kammer die Einnahmen und bewilligte die Ausgaben der Kap. 1 bis 7 und Kap. 71» des ordentlichen Staatshaus haltsetats für 1894/95, Forsten, Domänen und Jntraoc», Kalkwerke, Weinberge und Kellerei, Hofapotheke und Elster bad, sowie „Leipziger Zeitung" und „Dresdner Journal", ließ die Petition des Försterkandidaten Werner in Hohnpein und Genossen wegen Verbesserung ihrer Lage auf sich be ruhen, ebenso die Eingabe der Firma Seeger in Dresden wegen Veräußerung des militärfiskalischen Areals in Dresden- Neustadt und überwies die Petition des landwirthschaftlichen Vereins Erdmannshain und Genossen, Abhaltung von Holz auktionen an Ort und Stelle betreffend, der StaatSr. gie- rung zur Kenntnißnahme. Diese Beschlüsse erfolgten, nach dem zu Kap. 1 eine kurze Debatte stattgefunden hatte, a>, welcher sich die Herren Graf Rex, Major v. Wiedebach, v Trützschler, Graf Lippe-Baruth beteiligten, und zu Kap. 2 Kammerherr von Schönberg eine Anfrage gestellt hatte, du durch Se. Excellenz Hrn. Staatsminister von Thümmel be antwortet wurde. Hierauf erklärte sich die Kammer mi> dem Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der Königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in bei. Jahren 1890 und 1891 befriedigt, nachdem die Herren von