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74. Jahrg Donnerst««, 24. Rooembcr 1921, aveiivs Ick halte es für ganz verfehlt, daß die Frage dec Gold inerte rn diese Situation hineingebracht wird. Tiefe ist indiskutabel, wenn wir die Frage der Kriegsentschädi gungen gelöst haben. Zum Schlüsse trat der Redner noch mals für eine deutsche Einheitsfront ein und verteidigte die Tatsache, daß die Volkspartci in die neue Regierung eiugetrcten ist In fangens Torgau . . . also nur noch 14 von den ursprünglichen 128 Gefangenen Der kommunistische Hungerstreik. Lichtenburg verweigern nur noch vier Ge iste Nahrungsaufnahme, in Fort Zinna bei zwei, in Torgau selost acht. Es befinden fick General Rollet in Erfurt. General Nollet besichtigte gestern nachmittag das Werk Erfurt der Deutschen Werke, in dem u. a. auch General In- genohl anwesend war. An der Besichtigung, die etwa zwei Stunden dauerte, nahm auch der Betriebsrat teil. An der sich anschließenden Besprechung meinte General Nollet, in dem er besonders aus den Bau von Schreibmaschinen hinwieS, daß sich das Werk vollkommen umstellen lasse. Auch die Fabrikation von Aagdivaffen rnüsfe Frankreich als ge fährlich ansehcn. Ein Erfurter Berichterstatter meldet: Als der Betriebs rat den General Nollet darauf hinwies, daß er die Fabrika tion von Militärwaffcn unter allen Umstaiiden verhindern würde, sagte General Nollet in deutscher Sprache: »Das sagen Sie, aber nicht Ihre Kinder!" tm Hungerstreik. Lebensgefahr ist bei keinem vorhanden In Nau gard ist Der Hungerstreik ganz aufgcgebcu worden. Das Gewerkichaftskartell in Halle hat beschlossen, daß eine Generalstrcilparole, die nur die Herausgabe der politischen Gefangenen fordert, nicht zugkräftig genug iü, um die breiten Nassen zur Niederlegung der Lebest zu be stimmen. Verrinn der deutsch-polnischen Konferenz. Gestern vormittag wurde im Völkcrbnudsvalast in Genf die deutsch-polniscke Konferenz durch eine Be grüßungsansprackc des Generalsekretärs des Völkerbund.-- Sir Erie Trummond und durch eine längere Eröfs- nungsrede des Präsidenten Fclir Ealonder eröffnet, auf die Neichsminister a. T. Schiffer und der pol nische Bevollmächtigte Olszowsti antworteten Eine zweite Sitzung wurde am Nachmittag -abgehalten, in der der Arbeitsplan besorockeu wurde. E- wurde beschlossen, den Stoff auf II bis 12 Nnteeaue'chüsfe zu Verteilei!, die voraussichtlich in Danzig tagen werden. Eine dritte, vor aussichtlich die letzte Genfer Sitzung wird heute nach mittag abgehalten. Am Schluß der zweiten Sitzung gab die Konferenz solgcnoe amtliche Mitteilung heraus: Ter von dm allsterten uua assoziierten Hauptmächten angenommene BK-Guß des Völkerbundsrats über Ooer- schlcsicn siebt ein A'kommen zwischen Polen und Deutsch land zur Regelung des U eck e r g a n g s r c g i m e s in Ober sch lekien und des Minderheitenschutzes vor. Tie erste Sibung der deutsch-polnischen Konferenz wurde gestern rm Völkerbundssetretariat unter Voc'itz de - Herrn Ealonder abgehaltcn. Deutschland war vertreten durch Ncicksministec a. T. Schiffer, Staatssekretär z. T- Lewald und den Grafen Sctmlcnburi vom Auswärtigen Amt, Polen durch den bevollmächtigten Gesandten Olszowskr, den LegationSrat Verlowski und den Sekretär im Ministe rium des Acußeru Kramasztyk. Nack einigen Begrüßungs worten des Generalsekretärs eröffnete Ealonder tue Sitzung, indem er seine Aufgabe charakterisierte. Beide Vertre tungen legten Wert darauf, festzustetlen, daß sie mir dem. größten Geist der Versöhnung an ihre Aufgabe herantreten würden und mit dem Bewußtsein, daß nickt nur die beiden Länder, sondern die ganze Welt an einer befriedigenden Lösung der durch die Teilung Oberschle siens aufgerollten Fragen interessiert sei. Ueber das einzu schlagende Verfahren wurde eine Vorbesprechung geballen und ein von Olszowski vorgelegter und unterbreiteter Vor schlag als Vcrhandlungsbasis angenommen. Tie Konkcrenz untersuchte darauf die Frage der Arbeitsverteilung auf verschiedene Unterkommis,ionen und die Frage, in welchem Orte die Untcrkommissionssitzungen abgebalten rverdcn sollen. Tie Aussprache über diese verschiedenen Punkts wurde auf morgen vertagt. Oberfchlefierr und die Tschechoslowakei. ? Wie aus Prag gemeldet wird, besagt ein« JawrpM» lion des deutschen parlamentarische« Verbandes üb«r di« Rolle der Tschecho-Slowakei in der oberschlefische« Frage: Bei seiner jüngsten Anwesenheit in Prag hat -er polnische Minister des Ncußern Skirmunt dem Ministerpräsident« gegenüber dankend hervorgehoben, -aß -ie Teilung Ob erschlo sst» s hauptsächlich der Haltung deS Herrn Ministerpräsiden ten zugeschrieben werden könne. Ter Ministerpräsident hat damit neuerlich die Gefühle der 314 Millionen Deutsche» dieses Staates auf das allcrcmpsindlichste verletzt und bewie sen, -aß für ihn weder moralische Bedenken noch politische Grundsätze in Betracht kpmmcn. wenn es gilt, die Haß- und Bernichtungspolitik gegen daS deutsche Reich zu unter stützen. Bei dieser Haltung des Ministerpräsidenten erscheiut die schwere Beunruhigung der Bevölkerung berechtigt, di« auf Gerüchte zurttckzuführen ist, daß zwischen Pole«, Tsche chen nnd Franzosen Abmachungen über Besetzung weiterer Teile Oberschlesiens getroffen worden seien. ES wird gefragt, ob -er Ministerpräsident bereit ist, ernstlich nnd offen die Un interessiertheit der tschechoslowakischen Regierung an Ober schlesien zu erklären, da durch die Entscheidung d«S Oberste» Nates die im Friedensvcrtrag enthaltenen Voraussetzungen für den Anfall des Lcobfchützer Gebietes wegfalle». Die britische Industrie über die deutsche» Reparationen. In einer Denkschrift des Sonderausschusses des Bun des der britischen Industrien heißt es über dir Behandlung der Frage der deutschen Reparationen- der Reparationsplan in seiner gegenwärtigen Ge stalt sei undurchführbar, und jeder Versuch, ihn mit Gewalt durchzusührcn, müsse zum Zusammenbruch Deutschlands führen. Auf die jetzige Weise werde «S schwierig sein, irgendwelche Entschädigung von Deutsch land zu erlangen. Ferner wird ausgcführt: Wir stim men dann vollkommen überein, daß Deutschland bis zum Maße seiner Fähigkeit zahlen soll; wir sind jedoch de? Ansicht, daß, um unserer Industrie den geringstmöglichen Schaden zuzufügen, die alliierten Regierungen neue Ver einbarungen suchen sollten, die Bedingungen in ver- «chiedenen Richtungen abzuändern, und, wenn urög- l'ck, sogar bereit sein sollten, unter Neriicksichtigupq dötz schwinden. Tie Erfassung der Sachwerte bei industriellen und Aktiengesellschaften könne uns der Entente gegenüber nur eine Atempause vou etwa einem halben Jahre sichern. Ter landwirtschaftliche und städtische Grundbesitz sei und bleibe Grundvermögen. Tas landwirtschaftliche Vermögen künftig nach dem sogenannten gemeinen Wert zu besteuern, sei undurchführbar. Für die Landwirtschaft sei nur der Er- tragswcrt gerecht; auch für das industrielle Betriebsver mögen fei der gemeine Wert ungerecht. Stresemann über die politische Lage. Mittwoch abend sprach in einer Versammlung in Offenburg Abgeordneter Dr. Stresemann über die poli tische Lage. Er führte u. a. aus: Wir stehen aus dein Ge biete der Außen- und Innenpolitik vor ungeheuer schweren Entscheidungen. Gewalt bis zum äußersten wird der Er folg von Washington sein. Die uns auferlegtcn Bestim mungen auf dem Gebiete der Kriegsentschädigungen müssen abgeändert werden. Jetzt mutz dem Fcindeswillen cme deutsche Einheitsfront cntgegengestellt werden. Nnr wenn Deutschland in der Lage ist. einen Teil seiner Entschädi gungen zu zahlen, wird sich Frankreich vor dem Zusam- mcnbruch retten. In Frankreich regiert nicht die Wirt schaft, sondern die Politik. Darum ist Frankreich der Gegner einer Verständigung. In diese Verhältnisse platzt nun das Kreditangebot der Industrie chinein und M dieser Situation kommt »vch die Reise von Stinnes nach London und die Entstaatlichung der Eisenbahnen. Dadurch, daß inan die Nachricht, daß Stinnes nach London ging, ge bracht hat, hat man die ganze französische Presse rebellisch gemacht und sich nicht gefragt, ob man dadurch den ganzen Ztveck der Reise verhindere. Eine große Hoffnung für Deutschland ist der Wiederaufbau Rußlands. Darüber hat Stinnes auch mit Krassin, dem Abgeordneten Lenins ge sprochen. Daß er mit Lloyd George und Krassin darüber sprach, beweist, daß StinneS eine große Achtung überall findet. Zur Entstaatlichung der Eisenbahnen, die von dem Verband der Industriellen verlangt wird, hat die Deutsche Volkspartei noch nicht Stellung genommen. An die Spitze der Eisenbahnen gehört kein Parteimann, sondern ein fachmännisch gebildeter Generaldirektor, der eine anständige Tantieme erhält. In Bezug auf die Erfüllung stehe ich auf dem Standpunkt, daß es nicht angängig ist, jetzt zu sagen, daß wir nicht zahlen können. Tas Kreditangebot der Industrie wird uns etwa 500 Millionen Goldmark bringen. Di« ReichSkanzlcr-Redt. Im SteuerauSsckutz d«S deutschen Reichstages sprach am Dienstag mittag, wie wir bereit« gestern berichtet haben, der Reichskanzler Dr. Wirtb über di« RevarationS- und die Kreditfragrn, oder, genaner gesagt, über die lektwochent- licken Verhandlungen mit der Reparationskominission einer seits und dem ReickSverbande der deutsche,, Industrie andererseits. ES war vielleicht die vorsichtigste Rede, die dieser impulsive Politiker seit feinem Amtsantritt gehalten hat und man merkte ihm in jedem Worte das Bestreben an, nicht zn viel zu sagen, reine Verstimmungen zu erwecken nnd Wege, die er noch osten siebt oder die er noch öffnen zu können glaubt, nicht zu verrammeln. Nichts desto weniger wurden auch in dieser überaus vorsichtigen Formnliernng, ja, vielleicht eben durch sie, gewisse Tatbestände den Zn» Hörern sichtbar, die an dem Punkte, nn dem die Reparations kris« augenblicklich hält, zur Orientierung des Parlamentes und der gesamten Bevölkerung nicht unwesentlich beitrage» werden. Ueber die Tätigkeit der RevarationSkommisiion in Berlin teilte der Kanzler mit, daß die Frage einer Revision des ganzen Repargtionsschcmas oder eine« Moratoriums offiziell nicht verb indelt worden sei. Die Kommission habe keinen andere» Auftrag gehabt, al« denienigcn, für die Goldzablunge» vom 15. Januar und 15. Febrniw Sicher heiten festzustellen; sie habe in den offiziellen Sitzungen dementsprechend auch „„r diese Frage zur Diskussion gestellt, »über wesentliche Fragen ist also überhaupt nickt verhandelt worden, wobei der Nachdruck auf dem Worte verhandelt liegt". Das will offenbar besagen, daß die weseittlickcn Fragen, die der Kanzler im Auge batte, also eben die Fragen der Revision und des ZahlnngsaufsckubcS, zwar nicht m den offiziellen Verhandlungen zur Sprache kamen, daß sie im Laufe der Uttterbaltuna inoffiziell aber dock angescknitten wurden. Aus alledem geht hervor, daß die RevarationS» kommission sich dem Gedanken des Moratoriums zum mindesten nickt cntgegenarstellt hat, daß also die Nachrich ten, namentlich ans England, die von der Gewährung eines Moratoriums nach Entrichtung der Jnnuar-Februarraten zu berichten wissen, durch die Haltung der Reparations kommission während ihres Berliner Aufenthaltes immerhin kein Dementi erfahren. Das Problem ist von der Repara- tionskommilsion ihrem Auftrage gemäß offenbar völlig links liegen gelassen worden, es ist also weder nach der einen noch nach der anderen Richtung irgend eine Entscheidung gefallen. Das ist im Grunde genommen das einzige, was der Reichskanzler über die Berliner Tätigkeit der RevarationS» kommission mittcilte. Was er hinzufngtc: Daß diese Kommission dringend den Wunsch geäußert habe, definitives über den Stand der industriellen Kreditaktion zu erfahren, und daß die Unmöglichkeit, ihr die'en Wunsch zu erfüllen, anßerordentlich verstimmend nnd enttäuschend auf sie ge wirkt habe, gehört eigentlich schon nicht mehr zum Kapitel Reparatiouskommission, sonder» zum Kapitel Kreditaktion. Auch über diese äußerte sich der Kanzler sehr zurückhaltend; er erklärte, daß er erst zn Anfang nächster Woche in der Lage sein werde, genauere Mitteilungen zn machen, eine Wendung, aus der immerhin hcrvorgebt, daß die Be sprechungen noch ihren Fortgang nehmen und daß der Kanzler noch glaubt, mit der Industrie zu einer Verein» barung zn gelangen. Arif gründ welcher Bedingungen? Auch hierüber wollte fick Herr Dr. Wirth im Augenblick noch nickt äußern, er erklärte aber, daß die Bedingungen der Industrie einer Ausrottung der schwerste» Probleme gleichkämen, auf die die Regierung ihrerseits, ebenfalls zu Anfang nächster Woche, mit einer positiven Darstellung der von ihr selbst für notwendig gehaltenen Maßnahmen ant worten werde. Im übrigen beschäftigte fick der Kanzler mit der Frage, wer, falls die Industrie zur Hyxotbekarisierung ihres Besitzes mit meiner ReparationSanlcihc sich bereit erkläre, der Hypothekengtäubiger, also der eigentliche Geldgeber, sein solle. Er teilte mit, daß die Regierung hierüber bereits Verhandlungen im Ausland, namentlich in England ange- knüpft habe, daß diese Verhandlungen zwar noch nicht zum Abschluß gelangt seien, daß er ihnen aber mit einer gewißen Zuversicht entgegensetze. Trotz dieser Zuversicht oder gerade wegen ihr empfahl er dringend äußerste Zurückhaltung zu der Besprechung dieses Problems, namentlich da eine Lösung aufs engste verknüpft sei mit dem Ausgang der Washingtoner Konferenz, über den gar kein Urteil möglich sei. Es sei klar, daß. wenn es in Washington nicht zu einer Abrüstung komme, die freien Gelder auf dein Weltmarkt wahrscheinlich nicht zu Gunsten einer Nevarationsanlcitze verwandt wer den könnten, sondern daß sie „in den großen Abgrund des Wettrüstens tzineingerissen werden" wurden. Es sei außer dem auch prinzipiell noch nicht klar geworden, auf welche Dauer das Darlehn evtl, gegeben wurde und dies sei von höchster Bedeutung, da sich im Verlauf der bisherigen Ent wicklung deutlich gezeigt habe, daß kurzfristige, also nach einer geringen Spanne Zeit wieder rückzahlbare Kredite bet Heranrücke» des Rückzahlungstermines nur zu noch größerer Zerrüttung des inlernationalen Geldmarktes und der deutschen Währung führten. Der Kanzler betonte, daß die Aufnahme dieser kurzfristigen Kredite zur Bestreitung der ersten Reparationszahlung trotzdem richtig gewesen sei, da gerade dieser Kredit und seine Folgen die Ueberzeugung von der Undurchsührbarkeit des NeparationSuitimatums weit- hin vertieft habe. Die Erkenntnis weltwirtschaftlicher Zu- sammenhänge, die Vorbedingung jeder Erleichterung sei, werd« überhaupt nicht durch theoretische Erwägungen, son- dern nur durch Vorwärtsschreiten, auch über die größten Hindernisse hinweg gefördert. Das war also aufs Neue, wenn auch in etwas adgewandelter Form, ein Bekenntnis »u jenem Optimismus, der Herrn Dr. Wirtb in der ganzen Reparationssrage niemals verlassen hat. Es war ersichtlich, daß er für die nächsten Maßnahmen noch gewisse Erfolge erwartet, daß er aber, selbst wenn diese Erfolge nicht ein treten, an die Logik der Entwicklung aus den Dingen selbst glaubt, und an die Notwendigkeit, daß das Licht, zu dem wir strebe», eben aus der tiesen Nachr sich entwickeln müße. Der Ausschuß des Reichstages, der Herrn Dr. Wirth in seiner große» Mehrheit Beifall spendete, schloß sich dieser nicht klar ausgesprochenen, aber al» Unterton unverkenn- barin Auffassung offensichtlich an. Helfferich i» LteuerinrSfchutz. Im Reichstagsausschuk für Steuerfragen wandte sich Abgeordneter Helfferich lTnatl.) gegen die Ausfüh rungen deS Reichskanzlers in der vorgestrigen Sitzung. Ter Kanzler habe gezeigt, daß die Unerfüllbarkeit des Ulti matum» am 15. Januar 1922 feststeht, wenn nicht eine , besondere Aktion Hilfe bringt. Tw Besteuerung des Ein kommens sei unvergleichlich höher in Deutschland als in Irgend einem anderen Lande der Welt. Tie Mark habe Lufgehört, ein fester Wertmesser zu sein. Das übliche Schlagwort von der Erfassung der Goldwerte müsse ver- Ile MM «erm »i> »ei MU Ei« Erlast des Ministers Lederin-. Der preußische Minister des Innern S«veriug hat an die Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten von Berlin einen Erlaß gerichtet, in dem er es als Pflicht der Polizei bezeichnet, der weiteren wucherische« Ausbeutung der N-völkerung euigegeuzutrctcn und die schamlosen Wucherer , und Schieber ans den Kreisen der reellen Erzeuger u. Händ ler zn entfernen. Der Erlaß regelt die Art, in der die Beam ten der Schutzpolizei zur Wuchcrbekämpfung herangezogen werde» können. Bei Ermittlungen in Ladengeschäften sollen die Beamten möglichst nnausfällig cinschreiten, dabei aber mit der nötigen Bestimmtheit Vorgehen. In Zwcifelssällen soll eine gründliche Geschäftsrevision durch berufene Kräfte unter Hinzuziehung von Verirc-nensleuten aus den Kreisen der reellen Händler erfolgen. Falls üte Einkaufspreise der Kleinhändler in ihrer .^öße zn Bedenken Anlaß geben, sind die Ermittlungen nicht nnr gegen diese, sondern auch gegen die Vorbcsitzer der Warr bis zum Erzeuger oder Importeur zu erstrecken. Bei diesen Ermittlungen ist anch ans den Ge sichtspunkt der Zurückhaltung der Waren in der Absicht der Erzielung eines übermäßigen Gewinns zu achten. In sol chen Fällen sind die etwa noch am Lager befindlichen Vorräte rücksichtslos zu beschlagnahmen und der alsbaldigen Verwert- dnng zuzuführen. Die Wucherbekämpsung soll auch in de» Kleinstädten sowie auf dem Lande dnrchgcfübrt rverden. An derseits ist allen Arten der Selbsthilfe der Verbraucher vor» zubcugen nnd gegebenenfalls allen Plünderungen von Ge schäften schnell und mit Nachdruck entaeqcnzntrcten. Laut „Vois. Zig." sollte fich das ReickSkabineit gestern nachmittag mit der Frage der Bekämpfung der Preistreiberei beschäftigen. Unter den Vorschlägen die von den beteiligten Ressorts gemacht wurden, befindet sich anch der. Richtpreise für lebensnotwendige Bedarfsgegenstände aufznstellen. Infolge des Verbotes von Umzügen und Versammlungen unter freiem Himmel haben sich gestern keine weitere« Plün derungen ereignet. Etnberufnnst eines allgemeinen BetriebsrStekon-rrfses. Die Groß-Berliner Betriebsräte find gestern auf Ver anlassung der in Berlin weilenden Betriebsdelegationsn aus dem Reiche zusammenaekommen. Ein Verluch der Kommuntsten, die Berliner Arbeiterschaft für eine Nktton zu gewinnen, schlug fehl. Es wurde schließ lich eine Resolution angenommen, nach der der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund und die Ufa au'gefordert wer den, innerhalb 14 Tagen einen allgemeinen deut schen Betrrebsrätekongreß nach Berkin einzube- rnfekt. Tiefer Kongreß soll sich u. a. befassen mit der Er reichung einer Amnestie für die volitischen Ge fangenen, der Durchführung der Forderungen deS All gemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Reichs- fteuerprogramm, der Sicherstellung der Volksernährung durch Erfassung der Lebensmittel durch die Organisationen der Gewerkschaften, der Betriebsräte usw. Wenn der Gewerkschaftsbund in 14 Tagen seinen Kongreß etnbcrufen sollte, so werden die in Berlin versammelten Betriebsräte selbst einen Aufruf zu einem Kongreß erlassen. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts bund, der Afabund und Vertreter der Seiden sozialistischen Parteicn besprachen sich, wie die Ber liner Blätter melden, gestern vormittag in einer gemein samen Sitzung über die bekannten zehn Punkte des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts bundes. Tie Aussprache ergab, daß sich die beiden sozia listischen Parteien im großen und ganzen auf den Boden des Steucrprogramnis der gewerkschaftlichen Spitzen organisationen stellten und versprachen, in diesem Sinne bei der Beratung des Stenerprogramms im Reichstage zu wirke». eilage znm „Riesaer Tageblatt". «otattonsbruck Mik Verlag. Langer ll Winterlich, «les. «schift,ft,.,! »„I^chrehrÜS. vrranUrorMch iiic Acdaktion. Arthur Hühner, Mela: Ilie Anjrigenleil: Wilhelm Diltrlch, i-icir. 274