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«nd Anzeiger (LibeblaN mir Anzeiger). Telegramm-Adresse: ßH Femsprechstells .Tageblatt". Riesa. Nr. 2E PK die König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. 175. Dienstag, 80. Juli 1907, abends. 6«. Jahrg." Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abend» mit Ausnahme der Sonn, und Festtage. VierteljShrlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mark 50 Psg., durch unsere Träger sret in» Hau» 1 Mart 65 Psg., bei Abholung am Schauer der iaiserl. Postanstalten I Mark 65 Psg., durch den Briefträger srei in» HauS 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnementS werden angenommen. Auzeigeu-Amrahme für die Nummer de» Ausgabetage» bis vormittag S Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und «erlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethestraße 5V. — Für die Redaktton verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Auf Blatt 442 des Handelsregister» für den Bezirk de» unterzeichneten Gericht» Ä heute die Firma Saxovia-Melafsefuttrr-Werke, Hestermaun L Seele, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Mit dem Sitz« in Riesa eingetragen worden. Weiter ist folgende» verlautbart worden: Der Gesellschaftsoertrag ist am 24. Juni 1907 abgeschlossen worden. Gegenstand de» Unternehmen» ist die Fabrikation und der Vertrieb von Melasse- Futter. Die Gesellschaft ist befugt, auch andere Futtermittel in ihren Vertrieb auf- zunehmen. . Da» Stammkapital beträgt vierzigtausend Mark. Die Gesellschaft endet mit dem 31. März 1917, sie gilt al» auf unbestimmte Zeit wetterbestehend, wenn nicht von einem der Gesellschafter eine Kündigung erfolgt. Stirbt ein Gesellschafter, so ist Kündigung zulässig, doch ist sie auf 3 Jahre hinau» ausgeschlossen, sofern die Witwe de» Gesellschafter» dessen Anteil erwirbt. Bon der Geschäftsführung soll die Witwe eines Gesellschafters ausgeschlossen sein. Im Falle der Auflösung der Gesellschaft erfolgt die Liquidation durch die oder den Geschäftsführer. Zu Geschäftsführern der Gesellschaft find bestellt der Kaufmann Friedrich Wilhelm Arnold August Hestermaun in Groß-Salze und der Kaufmann Karl Alexander Rudolf Seele in Borsdors. Zur Vertretung der Gesellschaft ist jeder der beiden Geschäftsführer allein befugt. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch da» „Berliner Tageblatt". Riesa, den 29. Juli 1907. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß deS Zahlmeister-Aspiranten Knrt Max Lange in Riesa ist zur Abnahme der Schlußrechnung de» Verwalters und zur Erhebung von Einwendungen gegen da» Schlußverzeichnis der bet der VerteUung zu berücksichtigenden Forderungen der Schlußtermin auf de« 24. August 1907, vormittag» V»12 Uhr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt worden. KüuiglicheS Amtsgericht Riesa, am 29. Juli 1907. L 5/07. IM- Hypothekeugelder "MS für sofort oder später hat auszuleihen * die Sparkasse Riesa. Sparkasse Gröba verzinst sämtliche Einlagen mit 3^ Dio Verzinsung beginnt von dem auf die Ein ¬ zahlung folgenden Tage und hört mit dem der Rückzahlung vorauSgehenden Tage auf. Die Einlagebücher werden kostenlos erteilt. Jetziger Etnlagenbestand: 377 771 M. 07 Pf. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 30. Juli 1907. —* Nach einem schwülen Tage ballten sich gestern abend in der zehnten Stunde unter lebhaftem Winde dunkle Wolken am Himmel zusammen, sodaß man auf den Au», bruch einer Gewitters sich gefaßt machen mußte. ES blieb aber bei Wetterleuchten; in der Nacht ging schwacher Regen nieder. Dieser war ein Ausläufer von Regengüssen, di« anderwärts heftiger aufgetreten sind. Aus Dresden wird uns mitgeteilt, daß dort ein geradezu wolkenbruchartiger Regen herniederrauschte; ihm ging ein Gewitter vorauf, wie eS in solcher Heftigkeit seit langem nicht beobachtet worden ist. Fußties standen die Wege unter Wasser und besonders auf dem Vogelwtesenplane sollen die Wasser- massen recht unbequem gewesen sein. Heute hatten sie sich allerdings schon wieder verlaufen. Aehnlich trat daS Un wetter in Chemnitz und dessen Umgebung auf. Dort hat der Blitz an einigen Stellen etngeschlagen. Die tele phonischen Leitungen wurden teilweise gestört, namentlich auch die im Fernverkehr. Ein starker Gewitterregen ging gestern abend auch über Berlin nieder, nachdem in den späteren Nachmittagstunden eine fast unerträgliche Schwüle geherrscht hatte. „Der Gewitterregen setzte fast plötzlich ein und trieb daS zahlreiche Publikum, das sich gerade auf den Straßen bewegte, in die Flure der Häuser, in Durch gänge, unter vorspringende Dächer und Balkons. Auch die Restaurants und CafSS füllten sich im Augenblick, auf den Elektrischen und in den OÜrnibuffen war natürlich ebenfalls kein Platz zu erwischen. Leider hatte der Regen wieder eine ganze Reihe von Ueberschwemmungen zur Folge, die — als das Wetter vorüber war — für den Strom der Passanten kein geringes Hindernis bildeten. Namentlich der Norden Berlin» war an vielen Stellen förmlich unter Wasser gesetzt." — Einen heftigen Gewitter guß erhielt die hiesige Gegend heute kurz nach mittag. Er kündigte sich durch heftigen Sturmwind an, der den Staub auf den Straßen haushoch emporwirbelte und die Passanten zum schleunigen Aufsuchen eine» schützenden Ob- dach» mahnte. Bald ging denn auch bei schwachen Don ner stärkerer Regen nieder, der aber nur von kurzer Dauer war, sodaß es nicht so schlimm wurde, als eS erst aussah. —* Beim hiesigen Amtsgericht wurde heute früh durch di« Landgendarmerie ein de» Sittlichkeitsvergehen» verdächtiger Mann eingeltefert. Der Verhaftete soll sich in der Glaubitzer Gegend obengenannten Delikt» schuldig gemacht haben. — Die beiden Ri esaer A rttllerteregtm ent er werden am 29. August, von vormittag» 9 Uhr ab, bet Grimma Scharfschießen abhalten. Die Aufstellung wird hinter den dortigen Kasernement» erfolgen, die Schußlinie liegt zwischen Großbardau-Lauterbach-Großbuch. —* Der Berband»tag der Sächsischen Gewerbe- und Handwerkeroereine wird am 1. und 2. Sep- tember in Sebnitz abgeh^ten. —* Aus Gostewitz wird uns geschrieben: Reger Verkehr herrschte am Sonntag in unserm Dörfchen aus Anlaß der sm hiesigen Gasthof zum Forsthaus veranstal teten GurkenauSstellung. Allgenzein wurden die präch tigen Früchte (aus hiesiger Gärtnerei) bewundert, waren doch auch Exemplare von 53 Zentimeter Länge und' 5 Psi). Schwere dabei. Wenn irgend angängig, soll die Veran staltung nächsten Sonntag wiederholt werden. Allgemein dürfte Gostewitz noch wenig bekannt sein und' doch ist es von Riesa aus ein hübscher einstündiger Spazierweg über Mergendorf; man Wendeis sich dann anstatt nach Nickritz, links die Anhöhe hinauf in der Richtung nach Prausitz. Man gelangt dann auf die Hochebene, wo im Jahre 1882 Kaiser Wilhelm I. die letzte Parade Wer unsere Truppen abnahm. <Än rechts abzweigender Fußweg führt direkt nach Gostewitz, welches unten im Tale lieblich zwischen Bäumen hervorlugt. Eine schöne im vorigen Jahre vom Staat mit einem Kostenaufwand« von 10000 Mark über die Keppritz führende Brücke führt ins Torf und rechts an der prächtigen Lutherlinde vorbei gelangt man in das von Felsen, Wesen und Laubbäumen umgebene, im vori gen Jahre erbaute „Forsthaus". Man kann nun über Nick ritz und Pausitz wieder zurück oder man überschreitet die Keppritz, folgt deren Kauf und gelangt in das allbekannte Jahnishausen. - — Von der Glbe. Zu der Gründung eines neuen Schleppschisfahrtsunternehmen» auf der Elbe wird noch ge schrieben, daß da» neue Unternehmen unter der Aegide der Magdeburger Privatbank in» Leben gerufen wird. Den Grundstock soll die Neue Norddeutsche FlußdampfschtffahrtS- gesellschaft Hamburg und Magdeburg bilden, deren Fahr zeuge bisher nur von Magdeburg und von Berlin nach Hamburg verkehren und welche, da diese Schiffe für den Dienst auf der Oberelbe nicht geeignet find, für den letz- teren Zweck bereits 4 neue Dampfer in Bestellung gegeben und zwei wettere in Option hat. Die genannte Gesell schaft verfügt über etwa 70 Kähne, 40 Schuten, 9 Lade dampfer, 1 Doppelschraubendampfer und 3 Hafenbugster- Kampfer. Dem neuen Unternehmen sollen jene Privat- schtffer angegliedert werden, welche sich seinerzeit der Kar- telloereinigung der Privatschtffergenoffenschaft mit den Ver einigten ElbeschiffahrtSgesellschaften nicht angeschlossen haben und die über ungefähr 100 Kähne verfügen, desgleichen 4 Schiffe, welche ebenfalls außerhalb des Kartells stehen und die Elbe von Lauenburg au» befahren. — Ueber eine Seehundsjagd des Königs am Freitag wird aus Norderney folgendes berichtet: Ter König verließ Donnerstag, den 25. d. M., 9 Uhr abends, begleitet vom Flügeladjutanten vom Dienst, Norderney auf dem Dampfer „Norddeich", der für die Jagd gechar tert worden war. Nach 10 Uhr abends traf der Dampfer nach angenehmer Fahrt bei gutem Wetter in Juist ein. Von der Dampferanlegestelle führte eine sehr primitive Kleinbahn den König nach dem Kurhaus Juist. Hier war Quartier für die Nacht bestellt. D-rr König begab sich nach Kem Eintreffen sofort zur Ruhe. Am nächsten Mor gen wurde bereits um 4 Uhr vom Hotel aufgebrvchen. Ter Hvtelwagen brachte den König über den bei Ebbe passierbaren Strand bis zum Boot, das dann den König zu dem bereitliegenden Dampfer führte. Auf dem Dam pfer wurde der König vom Kapitän und den Seehund jägern Gebr. Altmanns empfangen. Tie Familie Alt- manns ist in der Nordsee allgemein bekannt als tüchtig in der Seehundjagd. Ter Vater Altmanns, der ein Alter von 80 Jahren erreichte, hatte einen eigenen Kutter und führte den König, als er als Prinz im Jahre 1897 bei Juist einer: Seehund erlegte. Seine beiden Söhne, Peter und Wilhelm, sind ebenso wie der Vater mächtige, breit schulterige Gestalten. Sie verstehen, wie sich im Laufe des Tages herausstellte, ihr tzlewerbe ausgezeichnet, be sonders dann, wenn es gilt, einen weidgerechten Jäger zum Schutz zu bringen.^ Kurz vor 5 Uhr lichtete der Dam pfer den Anker und steuerte von Juist aus in südlicher Rich tung nach der Mündung der Ems. Nach etwa anderthalb- stündiger Fahrt wurden auf dem nahen Manslagter Naken, das ist eine der Ostfriesischen Küste vorgelagerte Sand bank, etwa 15 Seehunde/ dabei einige alte Bullen, fest gestellt. Tie Seehunde nützen die Zeit der Ebbe aus, um sich auf den dann wasserfreien Sandbänken zu sonnen. Ter Dampfer fuhr unter günstigem Winde etwa bis auf 300 Meter an die Sandbank heran. Ter König bestieg unter allgemeiner Spannung mit den beiden Seehundjägern und zwei Matrosen das Boot und wurde nach der Sandbank gerudert. Neugierig beobachteten die Seehunde alles, um daun, als das Boot etwa auf 50 Meter herangebommen war, im Wasser zu verschwinden. Ter König erreichte die schmale Sandbank, die letzte Strecke auf den Schultern des Peter Altmanns zurücklegend, und legte sich zum Schuh bereit auf den Sand, neben ihm die Seehundjäger. Diese begannen nun die Seehunde dadurch zu locken, daß sie die höchst spaßhaften Bewegungen des Seehundes mit Kopf und Füßen täuschend nachahmten. Nach einigen Mi nuten streckte auch wirklich ein neugieriger Seehund den Kvpf aus dem Wasser, zunächst weit ab, dann näher. Bald Folgten dem Beispiele des Neugierigen andere. Der Schuh krachte, Peter Altmanns sprang wie der Blitz auf und holte den getroffenen Bullen mit einer Harpune aus dem Wasser. Bald machte die eintretende Flut ein länge res Verweilen auf der Sandbank unmöglich, und der König kehrte zum Dampfer zurück. Auf dem Dampfer, der nun vor Anker ging, wurde die Nachmittagsebbe abgewartet. Später ging es weiter nach Süden zum Paazsand, dem Dorado der Seehunde in dieser Gegend. Es gelang dem König aus ähnliche Weise, wie eben geschildert, mit zwei Schuh noch zwei starke Seehunde zu strecken. Im ganzen wurden etwa fünfzig Seehunde beobachtet. Abends 11 Uhr kehrte der König über Juist nach Norderney zurück. —* Vorige Woche wurde von dem Landesverbands deS Deutschen Flotten-Verein» für das König reich Sachsen eine Gchülerfahrt nach Bremen—Bremer haven—Helgoland und Wilhelmshaven veranstaltet. Di« Fahrt nahm in allen Teilen einen glänzenden Verlauf. Es beteiligten sich, unter Leitung eine» vom Flotten-Berein beigegebenen Geschäftsführer», 25 Lehrer und 270 Primaner der höheren Unterrichtsanstallen in Dresden, Leipzig, Plauen i. D., Chemnitz, Freiberg, Grimma, Döbeln, Meißen, Bautzen und Zittau. Die Besichtigungen nahmen, so schreibt man un», ihren Anfang am 23. Juli morgens in Bremen. Den Teilnehmern wurde hier, unter der Führung von Mitgliedern de» dortigen Marine-Militär-Berein», Gelegen heit geboten, von den Sehenswürdigkeiten eingehend Kennt» ni» zu nehmen. Sie erhielten ein reichhaltige» Bild deut schen Reichtum« und deutschen Kunstsinn» vor Augen ge- führt, welcher ihnen gewiß unvergeßlich bleiben wird. Hierauf erfolgte die Fahrt mit Zug nach Bremerhaven-