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Riesaer G Tageblatt ««dl K«x»tg»r Meblatt Mtd AchügeH. «»Sram-ErG« 6Femstnechsiell» Tag » -t^. «t t» Nr. sa. jür Lie König!. AmtShaUPtmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und dm Rat der Stadt Sttek sowie den Gemeinderat Gröba. sao. Montag, so. August 190», abends. 62. Jahrg. La» Mesa« Tageblatt «scheiut jede» La, abend» mit «»»nahm« d« Sonn- und Festtag«- BierteljährNcher Bezu^tprei» bei Abholung in der Expedition in Mesa I Mark V0 Ps«., durch unsere Träg« stet in» Hau» 1 Mark 60 Psg., bei Abholung am Schalt« der laiserl. Poslanstalten 1 Mark 6S Psg^ durch den Briefträger frei in» Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch Monatsabonnement» ,verden angenommen. Anzeigru-Aimahm« sür dl« Nummer de» Ausgabetage« bi» vormittag v Uhr ohne Vewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — GeschSstSstelle: Goethestratze 5S. — Für die Redaktion verantwortlich: i. B.: Arthur Hähne! in Riesa. für da» „Messer Tageblatt« erbitten wir UN- bi» spätesten» d,r«Ma-» S Uhr des jeweiligen Ausgabetage». Die «MSftSftra«. Freibank Glauvitz. Marge« Dienstag nachmittag von 4 Uhr an kommt Schweinefleisch (roh), ! so Pf., zum Verkauf. Der Vemeittdrvorstand. HI" auf »er Rückfahrt um» Berlin schwer havariert. Berlin. (Fernsprechmeldung vorm. 9i/s Uhr) TaS Luftschiff „Z- Ill" ist 11,24 Uhr abends aufgestiegen und nahm seinen Mrs südtSesttich. Friedrichshafen. (Fernsprechmeldung 7 Uhr.) Tas Luftschiff „Z. III" ist um halb 7 Uhr bei Bülzig, in der Nähe von Wittenberg, wegen eines Defektes nie- dergegangen. Okeringenieur Dürr verlangte telegraphisch diü .Absendung von Mannschaften mit Material nach Mhig.. Berlin. (Fernsprechmeldung.) Wie von authen tischer Seite gemeldet wird, hat das Luftschiff einen Bruch i^es zweiten vorderen Propellers erlitten. Ein Stück des Propellers durchschlug die Hülle, infolgedessen strömte Gas aus, doch konnte sich der Ballon, der Ballast ausgab, vbenhalten. Er werde aber vorläufig die Fahrt nicht fortsetzen. Das Luftschiff ist auf einer Haide bei Bülzig niedergegangen. Tort wird die Reparatur- zwei Tage beanspruchen. Wittenberg. (Tel.) 600 Mann vom Infanterie- Regiment Nr. 20 sind zur Hilfeleistung sür „Z. III" und zu Absperrungszwecken nach Bülzig abgegangen. Zur Fahrt des „L Hl" nach Berlin. Ueber die Fahrt dtS „g. III" von Nürnberg bi» Bitterfeld haben wir teils in der Tonnabendnummer unseres Blattes, teil» durch Extrablätter, die am Sonn abend und gestern in der Frühe auSgegeben wurden, be reits eingehend berichtet. Wir können uns deshalb heute wohl auf die Wiedergabe der Nachrichten beschränken, die über die Fahrt des „Z. III" von Bitterfeld nach Berlin und den Aufenthalt d«S „Z. III" in Berlin vorliegen. Gleich nach der glücklich am Sonnabend in Bitterfeld vollzogenen Landung hatte der Korrespondent de» „L.-A." «ine Unterredung mit Graf Zeppelin jun. in der Gondel. „Ueber unsere Fahrt ist nicht viel zu berichten", meinte er liebenswürdig, und deutete dabei auf die gleich den zerschossenen Flügeln eines Vogel» herabhängenden Pro- peller. „Sie sehen ja, wie es uns ergangen ist. SS war kalt und unangenehm, aber jetzt sind wir ja da, und da» ist die Hauptsache. Jedenfalls werden wir heute nicht mehr aufsteigen, wahrscheinlich morgen; um welche Zeit, weiß ich noch nicht." — Auch der Führer des Luftschiffe», Oberingenieur Dürr, sah einigermaßen abgespannt au». Man sah ihm die schwere Fahrt an, die er hinter sich hatte. Zu der Abfahrt de» „Z. HI« von Bitterfeld wird uns folgendes gemeldet: Bitterfeld, 29. August. (Telegramm.) Der dichte Nebel, der schon bei Sonnenaufgang herrschte, verdichtete sich immer mehr» so daß da» Luftschiff nur teilweise sicht- bar war. Graf Zeppelin, der sehr wohl auSsah, unterhielt sich freundlich mit zahlreichen Herren, die ihn begrüßten. Nachdem man die Motor« mehrere Male zur Probe hatte laufen lassen, gab punkt */,8 Uhr der Graf durch da» Sprachrohr den Befehl: „Achtung, anlüften I", worauf sich da» Luftschiff allmählich in die Höhe hob. Auf da» Kom mando „Los l" ließen die Mannschaften die Halteleinen lo«; die Schrauben setzten sich in Bewegung. Da« Luft schiff entfernte sich mit großer Schnelligkeit in der Richtung nach Berlin unter brausendem Jubel de» Publikum». Nach wenigen Augenblicken war e» in dem dichten Nebel den Augen der Zuschauer entschwunden. In der vorderen Gondel befanden sich Graf Zeppelin, Graf Zeppelin junior, Oberingenieur Dürr, Oberingenieur Kober, Ingenieur Lau, Steuermann Hacker und di« Monteure Schwarz und La- burda. In der Hinteren Gondel befanden sich Direktor Cottman, Ingenieur Stahl und Monteur Käst. — Auf all« Mille ist da» Pionier-Bataillon beordert worden» so lang« hier in Bitterfeld zu bleiben, bi» die glücklich« An- kunft tu Berlin gemeldet wird. Graf Zeppelin hat auch Hauptmann v. Kehler gebeten, ebenfalls bis zur Ankunft des Ballon» in Berlin in Bitterfeld zu bleiben. Im Anschluß hieran gingen uns über den Verlauf der Fahrt de» Luftschiffe» von Bitterfeld nach Berlin fol gende weiteren Meldungen zu: Bitterfeld. (Fernsprechmeldung). Da» Luftschiff ist 7^/, Uhr nach Berlin abgefahren. SS befand sich 8,40 Uhr über Wittenberg. Die Ankunft in Berlin ist auf 12*/z Uhr festgesetzt. Potsdam. (Fernsprechmeldung.) Da» Luftschiff „Z. HI" erschien um 10 Uhr 15 Min. über Potsdam, manövrierte über Sanssouci und nahm 10 Uhr SO Min. seine Richtung auf Berlin. Croß-Lichterfelde, 10 Uhr 40 Min. (Fern sprechmeldung.) Da» Luftschiff wird» von Potsdam kom mend, soeben hier gesichtet. Berlin. (Tel.) Da» Luftschiff „g. III" manöo- riert« um 10 Uhr 45 Min. über dem Fichteberg bei Steglitz, erschien 5 Minuten vor 11 Uhr über Schöneberg und begann den Flug über Berlin. Seine Majestät der Kaiser ist soeben von der Garnisonkirche nach dem Tempel hofer Feld gefahren. Berlin, 11 Uhr 15 Min. (Tel.) Bei der An- Näherung an die Stadt über Schöneberg verminderte da» Luftschiff „Z. III" seine Geschwindigkeit. Man konnte deutlich sehen, wie an Ort und Stelle verschiedene Manöver ausgeführt wurden, augenscheinlich, um die Ankunft des Kaiser» auf dem Tempelhofer Felde abzuwarten. Berlin. (Tel.) Nachdem das Luftschiff längere Zeit über Schöneberg manövriert hatte, fuhr e» im Bogen 20 Minuten nach 11 Uhr mit der Richtung gegen den Südrand des Tempelhofer Felde», wo inzwischen Seine Majestät der Kaiser eingetroffen ist. Berlin. (Tel.) Gegen 12 Uhr manövrierte das Luftschiff in Kreisen und Bögen noch immer westlich vom Tempelhofer Felde, ohne sich dem Felde erheblich zu nähern. ES scheint, daß Graf Zeppelin die Absicht hat, pünktlich 12*/z Uhr, wie vorher angekündigt, nach dem Tempelhofer Feld zu kommen. — Pünktlich 12^/z Uhr näherte sich das Luftschiff mit nach abwärts geneigtem Vorderteil dem Tempelhofer Felde. Hierzu ging uns folgende ausführliche Schilderung zu: Berlin, Tempelhofer Feld. (Telegramm.) Auf dem Tempelhofer Felde erwartete im funkelnden Sonnen schein ein »ach vielen Hunderttausenden zählendes Publi kum da» Herannahen des Luftschiffes, das mit geradezu militärischer Pünktlichkeit über den ungeheueren Menschen massen erschien. Wer erwartet hatte, daß die Massen beim Erscheinen Les Luftkreuzer» in stürmischen anhalten den Jubel auSbrechen würden, der sah sich zunächst ent täuscht. E» lag wie eine weihevolle Stimmung über der Menge, al» da» majestätische Luftschiff über dem weiten Plan seine Kreise zog. SS war, al» fühlt« jeder den An- bruch einer neuen Zeit. Nur hin und wieder brach ein Jubelruf lo», der zuletzt brausend in die Höhe drang, so mächtig, daß da» Surren der Propeller darin unterging, ein Jubelruf, der dem greisen Grafen sagte, daß die zeit weise Stille eine Stille der Ehrfurcht vor ihm und seinem großen Werke war. Ueber eine viertel Stunde zog „Z. HI" in einer Höhe von 150 bi» 200 Meter seine majestätischen Kreise. Dann flog er in etwa» beschleunigterem Tempo nach Norden zu, um auch dem übrigen Teil Berlin» sein wundervolle» Werk schauen zu lassen. Der Rückweg der ungeheueren Menschenmassen, die dem Grafen al» erste ihre Grüße dargebracht hatten, vollzog sich in bewunde- rungSwürdiger Ruhe. Der große Eindruck, den de» Grafen Leben»werk auf all« Gemüter au»geübt hatte, wirkt« offen sichtlich allenthalben nach und bewirkte, daß di« Meng« trotz der Schwierigkeiten, die sich dem Verkehr entgegen stellten, di« Ruhe und Würde bewahrte, die ihr die Pflicht gegen dm großen Erfinder auferlegte. Berlin. (Tel.) Da» Luftschiff wandte sich hier- auf nach dem Friedrichshain, wo eine große Menge Schul- ktnder zur Begrüßung de» Ballon» Aufstellung genommen hatten. Das Luftschiff machte dort verschiedene Wendungen, nahm dann wieder die Richtung über das Rathaus nach der Leipziger Straße über die FriedrichSstadt hinweg nach dem Tiergarten und wandle sich dann über Moabit nach Norden. Tegel. (Tel.) Um IV. Uhr kamen in Automobilen vom Tempelhofer Felde der Kaiser, die Kaiserin, Prinzessin Viktoria Luise, der Kronprinz, die Kronprinzessin, Prin- zessin Eitel Friedrich sowie die unverheirateten Prinzen mit Gefolge an. Kurz vorher war Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg eingetroffen und vom Geheimrat Lewald begrüßt worden. Mit der kaiserlichen Familie war General oberst v. Kessel angekommen. Da» Luftschiff erschien ab und zu über den Föhren, die da» Echteßgelände umgeben Tegel. (Tel.) Um 1,40 Uhr erschien da» Luftschiff über dem Ostranbe de» SxzierplatzeS, machte einen Bogen nach Norden ynd schwenkte dann von Norden nach dem Ankerplätze. Um 1,46 Uhr wurde au» der vordere« Gondel da» erste Tau geworfen. Hierauf senkte sich die Spitze de« Fahrzeuge«, da in der vorderen Gondel mit Ausnahme eine« Fahrttetlnehmer» alle anderen Platz genommen hatten, so stark, daß das Luftschiff in steilem Winkel zur Erde stand. Al» der vordere Teil des Luftschiffe» von den Soldaten am Ankertau festgehalten wurde, gingen die In sassen nacheinander durch den Verbindungsgang nach der -weiten Gondel und brachten durch diese GewichtSoer- änderung auch den Hinteren Teil de» Luftschiffe» der Erde näher. Auch hier ergriffen Soldaten die Ankertaue und führten da» Fahrzeug zu dem zum Ankern vorgeschriebenen Platze. Um 1,50 Uhr berührte die vordere Gondel den Boden. Während der Kaiser den Grafen Zeppelin begrüßte, intonierte die Militärkapelle „Deutschland, Deutschland über alle»". Nach der Begrüßung durch Len Kaiser hießen die Kaiserin und die anderen Mitglieder der kaiserlichen Familie den Grafen herzlich willkommen. Bürgermeister Reicks hielt an der Spitze der Stadtverordneten eine Be grüßungsansprache, die folgenden Wortlaut hatte: „Hochverehrter Herr Graf! ksr aspsra, sä astral Go hat Berlin Ihnen zugerufen, als auch Sie vor Jahres frist das alte Erfinderschicksal ereilte, durch die Macht der Elemente noch einmal Ihr ganze» Werk in Frage gestellt zu sehen. Mit einer beispiellosen Einmütigkeit, die un» Deutsche Gott sei Dank wieder einmal fühlen ließ, daß wir ein Volk sind, hat Deutschland Ihnen damals beige standen. Und wir Berliner sind dabet wahrlich nicht die letzten gewesen. Daß Sie heute nach Ueberwindung mancher Widrigkeiten der letzten Fahrt al» der schon gestern sehnsüchtig erhoffte Stern am Himmel der Reichshauptstadt aufgestiegrn sind, ist der schönste Lohn für unsere Liebe, die nach Lohn nie für un», sondern nur für Sie gefragt hat. Wenn auch auf der Höhe, die Sie Sich erobert haben, Ihnen jede Stadt wie die andere erscheinen muß, so wird doch die Begeisterung von drei Millionen, die in diesen Stunden mit Rufen und Fahnenwehen zu Ihnen empor gelodert ist, Ihnen gesagt haben, daß hier im Herzen des Lande» unter den Augen unseres allverehrten und geliebten Kaisers auch da» Herz des Volke» am lautesten schlägt jedem großen Manne und jeder großen Tat. Daß Sie, der Sie uns beide» bringen, der Menschheit wieder einmal da» lang ersehnte Schauspiel gewähren, wie dem Verdienste da» Glück sich gesellt, daß Ueberzeugung und Mut endlich zum Ziele führen, macht Sie zum Helden und Führer, -um Liebling de» Volkes. Al» solchen heißt durch meinen Mund heute auch die Stadt Berlin Sie wollkommen und ruft Ihnen mit Herzlichkeit den gestern in ihren Kehlen stecken gebliebenen Glückwunsch zu: Weiter aä astra!" Nachdem der Bürgermeister seine Rede geschlossen hatte, sagte Se. Majestät der Kaiser: „Se. Exzellenz Graf Zeppelin Hurra, Hurra, Hurra!" Die Anwesenden stimmten begeistert in da» Hurra ein. Alsdann besichtigte der Kaiser, während die Kapelle konzertierte, die Gondeln und die Art der Ver ankerung. Die Herrschaften begaben sich gemeinsam in da» Kgl. Schloß, wo Frühstückttafel stattfand. Graf Zeppelin und der Kaiser waren auf dem ganzen Wege Gegenstand stürmischer Huldigungen.