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langen ergab sich, daß die dänischen Bereinigungen, di« da» Dänentum in Schleimig fördern, Fortschritt« zu ver- zeichnen hatten. Der Sprachverein zählt 5400 Mitglied/» und versorgt diese mit dänischer Literatur. Der Volk«, hochschulverein, der über 400 jung« Leute auf seine Kosten auf dänische BolNhochschulen sendet, zählt 8700 Mit glieder. —k—- Die Neuwahlen zum neuen elsaß-lothringischen Landtage werben voraussichtlich im Oktober diese» Jahre» stattfinden. Nachdem da» neue Verfassung«, und WahlrechtSgefetz für Elsaß-Lothringen am 31. Mat in Kraft getreten ist, sind die Arbeiten für die Au»arbettung der neuen Wahlordnung für den rlsaßlolhringischen Land- tag von der Straßburger Regierung unverzüglich in An griff genommen, so daß sie in nächster Zeit veröffentlicht werden können. Im ganzen chandelt «» sich um neun ver- schieden« Wahlordnungen für die Erste und für die Zweite Kammer. Der elsaß-lothringisch« Landtag wird im Herbst zu einer außerordentlichen Sitzung etnberufep werden, um die Gteuergrsetz« zu verabschieden. Zur EtatSberatung wird der Landtag alsdann erst nach den Reich»tag«wahlen tm Februar einberufeu werden. Auf Grund einer Untersuchung über die Existenz- und ErwerbSoerhältnisse der unter den Begriff »Mittelstand fallenden BeoölkerungSschichten ist, wie der »Inf.* mttge- teilt wird, nach den Ergebnissen der letzten Beruf»- und Betriebszählung der Schluß berechtigt, daß die Zahl der Handwerksbetriebe, die eine aufsteigende Entwicklung seit dem Jahre 1895 durchgemacht haben, sehr erheblich größer ist, al» die, in denen ein Rückgang um mehr al« 5 vom Hundert eingetreten ist. Die Zahl der im Handwerk und in dessen Betrieben Beschäftigung findenden Personen ist seit 1895 von 8,4 auf 4,8 Millionen gestiegen. Die Zu nahme beträgt also rund 30 Prozent. 2224000 Köpfe, also fast die Hälfte der Personen, waren nur in ganz kleinen Betrieben tätig, die nur bi» zu 5 Personen be schäftigen. In Betrieben mit mehr al» 50 Arbeitern waren 1108000 Arbeiter tätig, und in solchen mit 8 bi» SO Arbeitern 1233000. Am 10. d. M. (Sonnabend) find bei den bayrischen Post ämtern die zur Erinnerung an da» 25jährig« Regierung», jubiläum de» Prinzregenten Luitpold bestimmten Lr- innerungSmarken zur «»«gäbe gelangt. Dazu wird au» Lichtenfel» noch mitgetetlt: Schon um 6 Uhr vor- mittag« war der Eingang und die nächste Umgebung de« Postamte« derartig belebt, daß der berühmte Apfel tatsäch lich nicht zur Erde fallen konnte. Nach Oessnung der Schalter wurden die Wartenden nur in kleinen Trupp« eingelassen. Die erwähnten Marken konnten nur in be schränkten Mengen verabfolgt werden, um jedem «inen Teil zukommen zu lassen. 9 Uhr vormittag« war der ganze Vorrat ausoerkauft. Tiner der diensthabenden Be amten erzählte, vom Postamte seien für 10000 M. bestellt worden. Daß dieselben so schnell vergriffen sein würden, hätte niemand erwartet. — Die Marken, die nur in den Werten von 5 und 10 Pfg. hergestellt worden sind, haben etwa die vierfache Größe der sonstigen Marken. Sie zeigen da» Profil de« Prinzregenten in breiter Umrahmung mit allegorischen Figuren. Da die Marken nur vom 10. bi« 30. Juni Gültigkeit haben, dürften dieselben für Sammler ein gesuchter Artikel werden. Die Verhandlungen zwischen den Freisinnigen und Nationalliberalen in Minden-Lübbecke, Herford-Halle und Schaumburg-Lippe über ein gemeinsame« Vorgehen bei der ReichStagSwahl sind au der ablehnenden Haltung der Nationalliberalen gescheitert. Der Ballon „Schröder" de« Niederrheinischen Verein« für Luftschiffahrt war am Mittwoch vergangener Woche von Gelsenkirchen unter Führung de» Amtsrichter« Luterbeck mit zwei Mitfahrern aufgestiegen. Bon dem Ballon wurde tagelang nicht» bekannt, so daß? über sein Schicksal schon Befürchtungen laut wurden. Gestern traf in Gelsenkirchen die telegraphische Meldung ein, daß der Ballon schon Donnerstag vormittag bet Rozoyierre in Künsttertieöe. Roman von G. v. Gchlippenbach. 89 Ernesta zuckte heftig zusammen und bemühte sich, daS Ge spräch auf andere Dinge zu bringen, indem sie Tribborn fragte, wie eS ihm geh« und ob er Rußland verlassen habe. „Nur zeitweilig, ich kehre dorthin zurück," erwiderte er, „ich bin verheiratet und lebe in Tulaschen." „Ich bin auch verheiratet," entfuhr e« Ernesta unbedacht, emd im nächsten Augenblick sah sie die Unvorsichtigkeit ein. „Und wi« ist der Name Ihres Herrn Gemahl«, wenn ich Litten darf-" war die natürliche Frage. O, wi« schwer fiel e« ihr, etwas Falsche« zu sagen, wie er- ,rötete sie beschämt, al« sie antwortete und den Wunsch ihres Manne« erfüllte. „Martin Paulsen," sagte sie hastig. „So? Wohl ein Schwede? Ich kannte einen liebenswür digen alten Herrn, der so hieß, warten Sie, ich glaube Knud Paulsen. Ja, ja, so war eS. Vielleicht ein Verwandter Ihres Herrn Gemahls, gnädigste Frau?" „Nein, ja, ich weiß es nicht bestimmt." Ernesta rang in stiller Verzweiflung die Hände. „Haben St« nicht« mehr von Messbach gehört?" fragte Herr von Tribborn, da« heißt, ich meine, ob Sie ihn noch einmal spielen hörten?" Wie gefoltert wurde sie durch diese Fragen. „Nein, nicht wieder." Sie mußte weiter lügen, sie, der jede Unwahrheit in der Seel« zuwider war. Und warum? Nur um einer Laune ihre« ManneS zu folgen. „DaS ist schade," bedauerte Tribborn. „Ich dachte, daß Ih nen daran liegen würde, Ihren Jugendfreund wiederzusehen. Jahrelang hörte man nichts von ihm, dann stieg er wie ein Phönix aus der Asche hervor und alle Zeitungen waren sei» Les Lobe« voll." „Ich muß mich jetzt von Ihnen verabschieden," sagte Er- vesta, Herrn von Tribborn die Hand reichend. „Darf ich Sie nicht begleiten? Bitte, machen Sie mich «1t jJhrem Herrn Gemahl bekannt," bat Tribborn. „Morgen.. bedaure .. heute ist mein Mann mit.. einem Areunde au-gegqngen," wqr di, yttlegrp gestottert» Trwide- Mtttelfrankreich ntedergrgangin Ist. Die Insassen gerieten bet den Franzosen in den verdacht der Spionage und wurden zunächst festgehallen. Erst nach längeren Verhand lungen konnten di« Deutfchen die Heimfahrt antreten. In Petersburger diplomatischen Kreisen verlautet, daß der Zar mit Kaiser Wilhelm Anfang September eine Zu sammenkunft in den Schären haben werde. Die Zaren famili« wohnt am 8. September der Enthüllung de» Denk- mal« Kaiser Alexander» II. in Kiew bei. Der Beginn de» internationalen Seemann»str«ik» wurde endgültig auf heute festgesetzt. Oesterreich.Ungarn. Die „Neue Freie Prrsse" meldet au» Lemberg: In StaniSlau» wurden auf eine zionistisch, Versammlung von Sozialdemokraten glühende Kohlen und sieden- de« Wasser (!) geschüttet. Nach mehreren abgegebenen Reoolverschüssen stürzten die Sozialdemokraten in den Saal. E» fand «in« große Rauferei statt, wobei vier Sozialisten und 30 Zionisten schwer verwundet wurden. Die Polizei löste die Versammlung auf. Der vischof von Jrgllc hat auf Grund de» bekannten päpstlichen Erlasse», durch den di« Absetzbarkeit der Pfarrer durch den Bischof bei Sergernt« erregendem Betragen aus- gesprochen wird, den Stadtpfarrer von Laibach, Drzhowltk aufgefordert, binnen 14 Tagen sein PenstonSgesuch zu über- reichen, widrigenfalls er von Amt« wegen seiner Stellung enthoben werden müsse. Der Stadtpfarrer ist dem vischof wegen seiner liberalen Gesinnung unangenehm geworden. Weiler hat der Bischof zwei andere Geistliche seiner Diözese au« denselben Gründen vom Amte suspendiert. Weitere Maßregeln gegen andere Geistliche in Kratn bereitet der Bischof vor. Die Aufregung infolge dieser Maßnahmen ist in der Laibacher Bevölkerung sehr groß und e» find De monstrationen vor dem bischöflichen Palai« zu erwarten. Frankreich. Au« Part« wird berichtet: Die jetzt abgeschlossene Statistik über di« Erträgnisse de» französischen Tabak- Monopol« während der letzten Jahre zeigl, daß der Tabak verbrauch in Frankreich sich trotz de« Stillstände« der ve- völkerung«zahl in ständig aufsteigender Linie bewegt und daß die Einnahmen de« Staate» von Jahr zu Jahr wachsen. Die Staat»kaffe hat tm Jahre 1909 durch da« Tabakmonopol nicht weniger al« 488 685 779 Fr«, einge nommen, genau 9209125 Fr», mehr al« im Borjahr. Nach Abzug aller BerwaltungSkosten bleibt dem Staats säckel ein Reingewinn von nahezu 398 Millionen Franks. Der Tabakverbrauch in Frankreich beträgt auf den Kopf der Bevölkerung jährlich genau 1 Kilogramm 38 Gramm, wofür der Staatsbürger 13 Fr«. 44 Cent, bezahlt. 12 Fr». 39 Cent. davon sind Reingewinn de» Staate». Auf je 817 Einwohner entfällt eine TabakoerkaufSstelle. CK. Der Berband«au«schnß der Winzer de« Aube-Departe- ment« fordert in einem einstimmig gefaßten Beschluß sämt liche Gemeindevertretungen de» Departement« auf, in acht Tagen ihre Aemter niederzulegen, fall» da» ganze Abgren- zungSgesetz bi« dahin nicht abgeschafft ist. Gleichzeitig wird die Bevölkerung unter Hinweis auf ihre Notlage aufgefordert, alle Steuern zu verweigern. In de« Dörfern bet Bar-sur-Aube fanden lärmende Kundgebungen gegen den AbgrenzungSerlaß statt. Die Winzer zogen, revolu tionäre Lieder singend, durch di« Straße«; e« kam dabet wiederholt zu Zusammenstößen mit Gendarmen und mit Dragonerpatrouillen, die zur Aufrechterhaltung der Ord- nung aufgeboten waren. —k— Nachdem er zwei Jahre in Untersuchungshaft -uge- bracht hat, muß sich der einstige Klostergüterliquidator Duez jetzt in Paris vor den Geschworenen verantworten, denen tm ganzen 4300 Schuldfragen vorgelegt werden. Die Dauer de« Prozesse« ist aus acht Tag« festgesetzt wor den. Neben Duez nehmen auf der Anklagebank Platz seine beiden Kanzlisten Lefevr« und Breton. Der vierte Ange klagte Martin Gauthier, der bet Duez al« Prokurist tätig war, wurde vor zwei Jahren gleichfalls in Untersuchung«- haft genommen, und auch er hätte sieb jetzt vor den Ge schworenen zu verautwortm gehabt. Allein e» gelang ihm, die Gericht« hinter» Vicht zu führen, indem er sich krank stellte und infolgedessen gegen Hinterlegung einer Kaution von 40 000 Frank« auf freien Fuß gesetzt wurde. Kaum befand er sich in Freiheit, so flüchtete er nach Amerika. Da die Au»sagen Gauthier« den Duez natürlich am schwersten belastet hätten, so kam diesem di« Flucht seine« Spießgesellen sehr gelegen, und iu der Voruntersuchung pflegte er sich mit Vorliebe auf Gauthier auszureden, wa« er vermutlich auch im Lause de» Prozesse» tun wird. Er hat bereit« «Ingestandrn, eine Million Franken., unter schlagen zu haben, «klärte jedoch, daß er sich um di« Gr- schäst»gebarung so gut wie gar nicht gekümmert und Gauthier, der sein vollste» vertrauen besaß, frei« Hand bet der Abwickelung all« Geschäfte gelassen hätte. G« steht aber fest, daß Duez mindesten« fünf Millionen veruntreut haben mutz. Schweiz. Da» Gesetz betreffend die Kranken- und Unfallver sicherung der Arbeiter ist vom Nationalrat« mit 186 gegen 12 Stimme« und vom Ständerate einstimmig angenom men worden. Bulgarien. - Der bulgarische Frauenveretn Union richtete an da« Parlament eine Petition betreffend Umänderung de« Arti kel» 60 de« bulgarischen VerfassungSgesetze« in dem Sinne, daß den Fronen dieselben politischen Rechte wie den Männern zugestanden werden. Die Frauenrechtlerinnen machen lebhafte Propaganda für ihre Ziele und halten allerorl« Versammlungen ab. Such in Serbien gewinnt die FrauenrechtSbewegung immer mehr an Umfang. Persien. Gin eigentümlich« persisch-britischer Zwischenfall, der sich in Gchira« zugetragen hat, wird der „Time«" von ihrem Korrespondenten au» Teheran gekabelt: Dort in Gchira« machte ein« persische Truppe den versuch, in da« britische Konsulat«gebäude einzudringen. Einem Teile ge lang e« wirklich, da« Grundstück zu betreten, und e» wurden auf die rasch in« Gewehr getretene Konsulat«wache mehrere Schüsse abgefeuert. Die KonsulatSwache schoß zurück, wo- durch ein Perser getötet und zwei verwundet wurden. Auch von d« KonsulatSwache wurde ein Mann verwundet. Nun zogen sich die Perser wieder zurück. Wie e« heißt, habe sich die persische Truppe au« dem Grunde nach dem Konsulat begeben, weil sie ihre Löhnung noch nicht er halten habe. Mexiko. Die politische Lage hat sich infolge Reye«' feierlicher Ablehnung der Präsidentschaftskandidat«,: aufgeklärt. Der aufregende Wahlkampf ist damit vermieden. Reye« wäre der einzig« gewesen, der eine Wahlchanee gegen Madero besessen hätte. Die Ablohnung der Insurgenten macht gute Fortschritte. —k— Aus Mer Welt. Berkin: Der Einbrecher Lanrenta hat tm Amts gerichtsgefängnis zu Brandenburg einen Gefangenen« ns- jeher bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt, um sich zu be freien. Durch rechtzeitiges Eingreifen anderer Beamten Wurde Lanrenta Überwältigt. — Bor dem Hause Oranien burger Straße 51 kam! es zu einem schweren Zusammen stoß zwischen Betrunkenen und Schutzleuten, die wieder holt von ihrer Waffe Gebrauch machen mußten und erst zu Verhaftungen schreiten konnten, nachdem ihre Geg ner mehrfach durch Säbelhiebe kampfunfähig gemacht waren. Mit Messern und Knüppeln waren die Betrun kenen gegen die Beamten losgegangen, von denen einer ebenfalls schwer verletzt wurde. — Köln: An den vor letzten Nächten machte sich im Rheinland und in West- falen ein ganz bedeutender'Külterückfall bemerkbar. In der Dienstagnacht hat es aus den höher gelegenen Orten stark gefroren, wodurch großer Schaden an Feld- flüchten angerichtet wurde. — Bei Schwarzenacker entgleiste gestern mittag ein Güterzug. Der Lokomotiv- rung. Dann wandte sich die junge Frau schnell ab und verneigte, sich leicht. Erstaunt blickte der junge Oesterreicher ihr nach. „Wie son derbar sie ist," murmelte er, „es schien ihr unangenehm, daß ich sie anredete. In welchem Gasthause mögen sie wohnen?" Er prüfte nachher die Fremdenlist« und fand den Namen „Martin Paulsen und Frau" im Albergo Perotti. Al« er TagS darauf dort seinenBesuch machte, hieß eS, die Herrschaften seien ganz früh abgereist, wohin wußte der Kellner nicht zu sagen. Kopfschüttelnd ging Tribborn fort. Dahinter steckt etwas!" dachte er. T« war am Anfang die Absicht OSkarS gewesen, um die Weihnachtszeit in daS eigene Heim zurückzukehren, das No madenblut in ihm veranlaßte ihn.dazu, die Bitte auSzuspre- chen, bi« zum Frühjahr zu reisen. Ernesta wäre lieber an den Bodensee gegangen, sie war daS fortwährende Gasthausleben recht überdrüssig und freute sich auf die eigene Häuslichkeit, es lag aber so wenig Selbstsucht in ihrem Wesen und sie fügte sich gern in des Geliebten Willen und gab in allen jenen klei nen Dingen nach, die zum täglichen Leben gehörten. Umso fester blieb sie, wenn es sich um wichtige Entschließungen han delte, da blieb sie oft schroff bei ihr« Ansicht und verfolgte den Weg, den sie für den rechten erkannte. Bisher war e« noch nicht zu Konflikten gekommen. Da« junge Paar war noch in den Flitterwochen, und genoß die Hochzeitsreise. Sie gingen nach Neapel und blieben in Kapri, von dem Oskar begeistert gesprochen, hier mußte er mit bewundern und trat aus seiner oft absichtlich zur Schau getragenen Uebersättiaung hervor. Hier kam e« zum ersten Male zu emer ernsteren Meinungsverschie denheit, bei der von beiden Seiten einige ärgerliche Worte fie len. Eine bildschöne Neapolitanerin hatte den jungen Eheleu ten Früchte angeboten, ihre dunklen Glutaugen entzückten das leicht entzündliche Herz Oskar«, er sagte ihr etwas in italie nischer Sprache, was daS Blut in die bräunlichen Wangen de» Mädchens trieb. Ernesta verstand es nicht, st« sah nur, daß ihr Gatte mit dreister Bewunderung in da« Gesicht der Locht« NeapoliS starrte und als sie sich ärgerlich abwandte, legte OSkar lachend den Arm um die üppige Gestalt. Ein der ber Schlag d« Schönen auf di« Hand de« Fremden, einige heftig hrrvoraestoLene Worte brachten ihn zur Besinnung, « warf der Neapolitanerin ein Goldstück zu und spitzte die Lip pen zum Kuß, dann folgte er seiner Frau, die angewidert von seinem leichtfertigen Bettagen einige Schritte vorangegangen war. Ernesta war innerlich empört und ganz stille geworden, sie kämpfte mit ihren Tränen. „Warum sprichst Du nicht?" fragte Oskar, dem da« Wesen seiner Frau auffiel, „Du siehst au», al» sei acht Tage Regen wetter im Anzüge." Noch immer schwieg Ernesta, sie mußte sich erst beruhige«. „Go antworte doch, Schatz." Er wollte den Arm durch den ihren schieben, sie wich zurück. „Willst Du nicht lieber zu der Neapolitanerin umkehren?" fragte sie mit bebender Stimme. Er lachte. „Eifersüchtig, Du bist wirklich eifersüchtig!" rief er, „da« ist köstlich, hahaha!" „Ich finde eS ttauria, daß DuDtch so benimmst," war di« kalte Antwort, „ich muß mich Deiner schämen." Jetzt liefen wirklich Helle Tränen über ihre Wangen. „Aber Kind," er nannte sie ost so, „ab« siebe» Kind, ich habe ja nur gescherzt, sei mir deshalb nicht böse." „Du hast gescherzt," versetzte sie, „und mir hast Du weh« getan." „vergib," bat«, nun wahrhaftig-«knirscht, „stehst Du, e« ist noch eine Angewohnheit von mein« Junggesellenzeit her, e« hat nichts mrt meinem Herzen zu tun. Bitte, sieh mcht so unglücklich au«, Du bist mein einzig geliebte» Herz, mein Glück, mein alles." Wenn er so zu ihr sprach, konnte sie nicht läng« zürnen, sie seufzte nur leise und dachte, daß ihr Vater recht gehabt, al« er gesagt, e« sei nicht immer leicht, eine« berühmten Künst ler« Frau zu sein. „OSkar, ich möchte in Dir nicht« Niedere« finden," sagte sie. „Du mußt für mich stet« so bleiben, daß ich Dich achten kann, ich habe es Dir oft gesagt, ich «trüge alle«, nur keine niedrige Handlung." „Pah! Wie tragisch Du die kleine Freiheit auffaßt, die ich mir eben erlaubte," murrte er verdrießlich. „ES ist nicht da« allein," entgegnete sie ernst, „ich denke kaum mehr daran, nur schließe ich au« solchen scheinbar gering fügigen Sachen auf wichtigere Ding, und fühl« »ich beklom men an-epcht« Dein« leichten Moral." 1SSI1