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jährige- Kind. MS im vorigen Jahve «in Europäer den damaligen Thronfolger besuchte- erzählte ihm Lidj Jossu selbst mit einem Läcl-eln von seiner Frau, der er immer Rosen sende: „Wir leben getrennt, ich sehe sie manchmal, und ich habe ihr alle meine Spielsachen geschenkt. Sie freut sich sehr damit.. ." Dem Besucher erzählte der Knabe damals auch von seiner Sehnsucht, die Welt, ins- besonders Europa, kennen zu lernen. „Später, wenn ich erwachsen bin, dann werde ich nach Europa reisen. Auch der Kaiser Menelik wollte s s gern nach Europa reisen, aber er muht« verzichten, weil er nicht wußte, wie es hier auSsehen würde, wenn er zurückkäme." Bitter beklagte sich der Prinz, daß er fast wie ein Gefangener gehalten werde; sein Erzieher, Ras Tesannna, der im April verstorbene Statthalter, war sehr streng und verbot seinem Schutzbefohlenen sogar die allzu un- gezwungene Fröhlichkeit. „Ich darf nicht einmal lachen," klagte der Prinz; ^kürzlich war ich bet einer Gerichts. Verhandlung; da hörte ich so sonderbare Dinge, daß ich lachen mutzte. Aber ich habe diese Schuld später teuer bezahlen müssen." In dem ganzen Wesen des jugendlichen Thronfolgers »erriöt sich eine gewisse Sicherheit, und es war kaum etivas von der Schüchternheit und Aengstlichkeit zu spüren, von der man sonst immer erzählt hat. Er hat eine angenehme, hellklingende Stimm« und rasche, ein wenig nervöse Bewegungen; die Augen sind affallend groß, ausdrucksvoll und lebendig. Man erhält durchaus den Eindruck, einem jugendlichen Menschen gegenüber zu stehen, der sich weit über das Gewöhnliche erhebt. Augenscheinlich spielt seine Phantasie lebhaft, er greift alles aus, was ihm gesagt wird, und sein Geist be- schäftigt sich lebhaft damit. Immer wieder kehren seine Gedanke» zu dem Lande der Wunder zurück, al- daS er Europa ansieht, und tiefen Eindruck machen ihm die modernen Errungenschaften der europäischen Kultur, die er kennen lernt. So war es ein großes Erlebnis für ihn, als er eines Tages durch das Telephon mit deist fernen Menelik sprechen konnte. Er empfand es bitter, daß seine Umgebung ihn augenscheinlich zurückhielt, und' ihn nicht allzu sehr mit diesen Dingen vertraut werden lassen wollte. Mit rührender Anhänglichkeit sprach er dabei von Menelik: „Großpapa hätte mich vielleicht eher nach meinem Willen tun lassen. Der Kaiser ist so gut, zuletzt mußte ich immer um ihn sein, wenn er auch wenig mit mir sprach. Immer mußte ich ihm Versprechen- Milde und Gerechtigkeit zu üben ..." ritin m,f ! Llobui; 8In bevorzugtester «Lage d. Luftkurorte« j bet Dresden List ein Landhaus mit 8 Nebengebäuden (Schup- - pen, Waschhau« usw.) u. o geräum. Veranda, sowie 8 m.zrotzem, parkartig an- 8 g«legt.Garten,alt.Baum- o bestand, darunter Hun- 8derte edler Obstbäume, 8 gr. Erdbeer- u. Spargel- o anl. usw., f. 40600 M. 8 b. ca. 15000 M. barer 8 Anzahlung zu verkaufe« Lu. eventl. sofort zu be- 8 ziehen. 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Die aufgeregten Nerven mußten sich erst beruhigen, heftiges Kopfweh stellte sich ein. Er mußte zu strengen Schlafmitteln seine Zuflucht nehmen. DaS war für sein jugendliches Alter Gift. Wenn er nach bleiemem Schlaf erwachte, fühlte er sich müde und krank. Dann hieß es üben und wieder üben viele Stun den lang. Und am Abend stand er vor den erwartungsvollen Zuhö rern. die er durch seinSpiel begeisterte. Keiner ahnte, wie elend sich der Knabe fühlte, daß jeder Ton der Wundergeige ihm körperliche Schmerzen verursachte und er fast unter der Aufgabezusammenbrach, die an ihn gestellt wurde. Dor jedem Konzert machte ihm Monsieur Alfred eine Mor phiumeinspritzung, dann belebte sich das verschleierte Auge des jungen Künstlers, seine Pulse fieberten und er wurde seiner Aufgabe gerecht, um nachher vollständig zusammenzubrechen. Nach dem Konzert in der russischen Residenz fühlte er sich so krank, daß er im Hotel keine Speise genoß und sich gleich zu Bett legte, während seine Mutter, Monsieur Alfred und der Impresario im Nebenzimmer mit einander sprachen. Die Stimmen wurden immer erregter, der Knabe hörte, daß der Impresario sich weigerte, die fünf angesagten Konzerte auf zugeben, während Alfred verlangte, daß sie schon morgen wei terreisten. Oskar warf schnell einige Kleidungsstücke über und stürmte Künstlerkieke. Roman von G. v. Schlippenbach. 4 Tribborn war mit WesebachS Mutter allein, verhielt sich fast teilnahmslos, solange die übrigen zugegen waren, jetzt trat er schnell auf sie zu und sagte, indem er sich tief verbeugte: „Sie kennen mich wohl nicht, gnädige Frau? Ich habe Sie in Warschau gesehen, im Hause meines VaterS." „In der Tat, ich, ich weiß nicht," versetzte Frau Wesebach befangen. „Ihren Namen, bitte." „von Tribborn," gab der junge Mann zurück, „ein Süd deutscher, der aber seit langem in Rußland lebt, da mein Va ter in Polen begütert war. Nicht wahr, Sie hießen früher von Bensen und waren mit meinen Schwestern bekannt?" Neber daS verhärmte Gesicht glitt ein froher Schimmer und eine Hand streckte sich dem jungen Offizier entgegen, leise, mit einem scheuen Blick auf die Tür im Hintergründe, flüsterte sie: „Still, still, er könnte unS hören. Ja, Sie haben recht, darf ich auf Sie zählen .. ich . .wir brauchen einen Freund, jemand, der uns rettet." „Zählen Sie auf mich," war die ebenso vorsichtige Ant wort. „Gehen Sie," drängte die Dame, „er darf Sie hier nicht finden, ich werde Ihnen schreiben, wo und wann wir uns un gestört sprechen können." Sie schob Tribborn hastig hinaus, dann sank sie wie ge brochen in sich zusammen und weinte leise. „O," murmelte sie, „sollte uns endlich Hilfe werden, sollte sich ein Helfer finden fitr O-kar und mich? Mein armer Knabe reibt sich bei diesem Leben auf und wie mit eisernen Krallen hält uns der Schreck liche." Sie fuhr empor, denn Monsieur Alfred erschien wieder und zwar im Gespräch mit dem Impresario WesebachS, mit dem er eine geschäftliche Verhandlung im Nebenraum gehabt. Er schien ärgerlich zuseinund beachtete Frau Wesebach nicht, die sich sofort ängstlich in eine Ecke setzte. DaS Konzert näherte sich einem Ende, von gesteigertem Bei fall begleitet. Oskar mußte fortwährend erscheinen und gab einiges zu. Am Schluß spielte er das Ave Maria von Schn- in das Zimmer zurück. „Ich verlasse Petersburg nicht," er klärte er mit blitzenden Augen, „ich will hier bleiben, daß Ihr eS wißt." Das winzige Kerlchen stand dem großen Manne gegenüber, die Fäuste geballt, mit einem trotzigen Ausdruck auf den zar ten Zügen. Sie kannten ihn, wenn er nicht wollte, spielte er nicht, eigen sinnig beharrte er auf seinem Willen und mehr als ein Kon zert mußte abgesagt werden. Monsieur Alfred tobte dann wohl, mußte sich aber schließ lich fügen,denn erkannte den Starrsinn des Knaben, den nichts zu brechen vermochte. Auch heute mußte er sich ihm beilgen und in heftigen Aus fällen schalt er auf Oskar, auf dessen Mutter, den Jmprer sario und die ganze Welt. „Aber so geben Sie uns doch Ihre Gründe an," bat Frau Wesebach, „uns ist diese plötzliche Sinnesänderung unbegreif lich, Monsieur Alfred." Der aufgeregte Mann durchmaß daS Zimmer mit großen Schritten. „Mem Gott," schrie er, „muß ich das sagen? Ist es nicht genug, wenn ich eS will?" Da trat der Knabe ihm entgegen: „Und will ich hier blei ben," rief er entschieden, „vergessen Sie nicht, daß unsere Ab machung in nächster Zeit abläuft. Seit drei Jahren bin ich Ihr Sklave, endlich werde ich frei sein, frei!" Es klang wie ein Jubelschrei. Frau Wesebach war zu ihrem Sohn getreten und legte den Arm um seine Gestalt, als ob sie ihn schützen wolle. Wie ein Raubvogel schoß Alfred auf sie los und stand mit wutverzerr ten Zügen vor beiden. „Dir vergißt, was Du mir zu danken hast", zischte er, „ich habe Dich aus der Armut emporgehoben, ich habe Dir eine Ausbildung gegeben, mir verdankst.Du alles!" „Ja, und dafür nehmen Sie den Löwenanteil derSinnahme," mischte sich der Impresario trocken in daS Gespräch. „Sie haben zu schweigen," fuhr Alfred ihn an. „Nein, das tue ich nicht," erwiderte der gutmütig auSsehends Mann, „ich kann eS nicht länger mit ansehen, wie mein jun ger Freund ausgesogen wird. Sie sind reich geworden, wäh rend er eine verhältnismäßig geringe Summe besitzt." 185,20