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Lurch dringliche Matte der Gleichgültigkeit an. «der da» Tuge irrte unruhig und fragend dach umher. Staunen und Verwunderung war in ihnen »u ttsen. Lur die herdetetlenden Juden entladen ihre Leberraschung 1» lauten Rufen. Da» Flugzeug ist über da» Meer hinge- glitten, von den Besatzungen der Schiffe schallt ihnt «in jubelnde» Hurrah nach, und am Lande applaudiere» die Soldaten. Ich habe dann den Hauptmann Piazza tN feinem Schuppen gesprochen, Stolz, und Glück lag in seinen Zügen. „Ganz weiß, seltsam und doch in allen Einzelheiten deutlich erkennbar sah ich Tripoli» unter mir, und ich war fast, geblendet von all dieser Helle und dieser Unschuld. Ich beobachtete die Menschen unten am Strande und auf dem Markte; alle stüpfe waren zu mir herauf gewandt, aber während in Europa da» Weiß der Gesichter au» dem dunklen stürper der Masse her vorleuchtet, sah ich hier dunkle Gesichter zwischen weißen arabischen Gewändern. Die Soldaten liefen und gestiku lierten mit den Händen, und al» ich die Stadt über- flogen und auf» Meer hinauskam, sah ich die Aufregung an Bord der Schiffe. Diele waren auf die Maste empor- geklettert in der Illusion, mir dadurch näher zu kom me». Dann wandte ich mich zu der Oase von Zansur, wo jetzt unsere Dorposten aufgestellt sind, ich sah da» Lager grau in den Geländefalten schimmern und die Menschen wie graue Anreisen über die Hügel klimmen. Ich passierte die Oase von Tripoli», nachdem ich sie Umkreist hatte. Ich« flog niedrig, bewunderte die herr lichen Palmen und sah in ihrem grünen Schatten die Gruppen arabischer Bauern, die mich wie versteinert anstarrten. Nun möchte ich aufsteigen und in die Ferne hinausschweifen, um über den Türken zu kreuzen; es würde sich für den Hin- und den Rückslug nur um zwei einhalb Stunden handeln, aber noch muß ich warten und Geduld üben." CK. Eine Stadt auf der Walze. Die au» Hutchinson in Kansa» gemeldet wird, sind weitgehende Bor kehrungen getroffen worden, um die ganze Stadt Santa FS in Hansa« eine Strecke von etwa 10 Kilometer weit südlich auf Rädern fortzutranSporlieren. Die wichtigsten Gebäude der Stadt, da« Rathaus, di« Oper, da» Kinematogrophen- «Heater, mehrere Kirchen und Schulen, und eine große An zahl von Häusetn sind bereit» auf Räder gesetzt und völlig reisefertig, um ihre ungewöhnliche Wanderung anzutreten. Der Grund dafür, daß sich die ganz« Stadt „auf die Walze* begibt, ist der Zug nach der Eisenbahn. Die neue Linie der Santa FS-Eisenbahn geht nämlich etwa 10 Kilometer südlich vorbei, und da die Bahn nicht zur Stadt kommt, so wandert die Stadt zur Bahn. CK. Die seemännische Erziehung des eng lischen Kronprinzen. Ter erste Abschnitt der see männischen Erziehung des jungen britischen Thronfolgers ist nun «^geschlossen, der königliche „Midshipman" der „Hindostqn" hat einen Landurlaub von zehn Tagen er halten, üstr diese Zeit bei seinen Eltern zu verbringen, die dann ihre Reise nach Indien antreten. Es ist eine harte Schule, die der künftige König von England zu durchlaufen hat, denn sowohl der König wie auch die Königin haben von allen beteiligten Offizieren mit dem größten Nachdruck gefordert- daß ihr Sohn während sei ner LLHr- und Ticnstjahre die ganze Strenge seiner see- männischen Pflichten erfahre und unter keinen Umständen auch nur die geringste Vergünstigung gegenüber den anderen Kadetten erfahren darf. So untersteht der bri tische Thronfolger völlig unbeschränkt der Disziplinar gewalt seines Kommandanten, kein Tienstzweig und keine Verrichtung bleibt ihm erspart, ja die älteren Offiziere sind angewiesen, Leistung und Führung des jungen Prin zen mit besonderer Strenge zu beurteilen. Der Prinz hat jetzt eine dreimonatliche Kreuzfahrt an Bord der „Hin dostan" hinter sich und ist in alle praktischen Obliegen heiten seines seemännischen Ranges eingeweiht. Eine Zeitlang versah er die Pflichten eines Feuerwehrlcut- nants. Man sicht ihn jetzt nur ungern von Bord scheiden, denn die jungen Kameraden haben den anspruchslosen und pflichteifrigen Midshipman liebgewonnen. Der Kom mandant des Schiffes, Captain Campbell, hat in einem Interview einiges von den dienstlichen Obliegenheiten des künftigen Königs erzählt. „Cr hat in allen Dienstzweigen arbeiten müssen wie jeder andere, hat jetzt seinen ersten Ueberblick über das Zusammenwirken aller Faktoren auf einem großen Schlachtschiffe, und er hat seine Pflichten freudig und eifrig erfüllt, die angenehmen wie dir un angenehmen. Noch gestern war er z. B. bet der Kohlen übernahme dienstlich beschäftigt, und jedermann weiß. Wie wenig beneidet dieser Posten ist. Er ist Meng am Geschütz gedrillt worden, hat gelernt wie ein einfacher Matrose und war in den letzten Tagen hauptsächlich bei kleinen Landungsmanövern im Dienst. Seine Zähigkeit, seine Arbeitsfähigkeit hat Hoch und Niedrig überrascht, denn der junge Prinz hat vollauf bewiesen, was ein menschlicher Wille und ein menschlicher Körper leisten kann. Er scheint für den seemännischen Beruf eine stark ausgeprägte Liebe mitzubringen, sein Wissensdurst ist rege, und daher kam es wohl auch, daß ihm keine Pflicht zu hart erschien. Er ist ein zäher Arbeiter und in vieler Beziehung seinem Alter weit voraus." CK. Ein internationales Musikturnier inPari s. Aus Paris wird berichtet: Tie Pariser Stadt behörden sind eifrig mit den Vorarbeiten zu einem großen internationalen Mufikturnier beschäftigt, das im kommenden Jahre in Paris stattfinden soll. Am Sonn abend vor Pfingsten und an den beiden Psingstfeier- tagen sollen im größten Maßstabe alle Arten musi kalischer Wettkämpfe stattfinoen, und eine große Anzahl von Konzertsälen ist für diesen Zweck bereits gemietet. Als Preise für die Sieger sind bereits mehr als 200000 Franks zur Verfügung gestellt, aber westn die Teilnahme an dieser internationalen Konkurrenz den Erwartungen entspricht, wird diese Summe noch bedeutend erhöht ivcr- den. Tie Wettkämpfe werden sich sowohl auf Chorge- sätig als auch auf Orchcflermusik erstrecken, ja sogar «t» Wettkampf »er MMSrWhwtte» ist vvraesehen. Dem «rbeitttvmitee, Wz dl« «n^-chette» diese» groß- Bgigen Pürne» feststem, »«hären u. a. Saint-Sarn», «assenet, Gadries Fra»«, EtzevMard und Pauk Vida» a»; auf »er Liste da» Ehrenvomitee» figurieren Puecini, Debussy, vtneent d'Jndv und der durch seine neuen Sin fonie«, bekannt gewogene englische Komponist Sir Ed ward Elgar. Eine große Reihe »uttändischer Orchester- verbände und Chorveeetne soll die Teilnahme an dem Wettkampfe -»gesagt haben. Alle Werke, die bet der Kon kurrenz zur Aufführung kommen, müssen neu und noch nicht gespielt sein. Dio Listen der Teilnehmer werden am llä. Februar geschlossen. Um die Reisekosten und den Unterhalt der auswärtige» Teilnehmer an der Konkur renz zu bestreiten, wird die Stadt Pari» voraussichtlich von jedem Teilnehmer einen bestimmten Beitrag in der Höhe von etwa Sb Mark verlangen. Für diese Summe übernimmt die Stadt die Fahrtkosten und sorgt für die Unterkunft und die Unterhaltung der Gäste während der drei Tage de» Mustkfeste». CK. Dom Werdegang de» Rampenlicht». Da» Helle, strahlende Rampenlicht, in dem! wir die Szenen und Gestälten der weltbedeutenden Bretter vor un» auf tauchen sehen, erhält heute seine verführerische Pracht durch all die Beleuchtungswunder, die unseres Zeit besitzt. Ein Theaterbesucher au» Shakespeares Zeiten oder aus der Epoche Goethes und Schillers würde geblendet vor diesen Lichtfluten stehen, die den vollen Glanz des Tages auf die Bühne zaubern. Er würde jene ahnungsvolle Tämmerung, jenes stimmungsreiche Zwielicht vermissen, in dem sich früher die Gestalten der Dichtung im Rah men der Kulissen bewegten. Im 17. Jahrhundert war es eine Reihe unruhig brennender Talglichter, die ihren ungewissen Schein über die Turchschnittsbühne verbrei tete, während man nur bei großen Prunkvorstellungen durch besondere auf der Bühne ausgestellt« Lichtquellen größere Helligkeit erzielte. Der Lichtputzer wari eine wich tige Persönlichkeit, die mitten im Spiel immer wieder auftauchte, um die schwelenden, rauchenden, flackern den Kerzen zu schneuzen. Im Pariser Theatre Francais gab es zwei solcher Lichtputzer, von denen der eine die Lichter auf der Rampe, der andere! die im Hause zu be wachen hatte. Da bei dem Herunterbrennen der Kerzen beständige Feuersgcfahr vorhanden war, hatte man diese Lichtputzer auch mit wassergefüllten Eimern ausgerüstet. Tie Geschicklichkeit und Grazie, mit der sie ihr wenig poetisches Amt ausführtsn, entzückte die Besucher, die einem beliebten Lichtputzer mehr applaudierten als man chem Künstler. 1720 führte der bekannte! Bankier Law an der Pariser Oper eine Neuerung in der Beleuchtung durch, indem er das Tälglicht durch die Wachskerze er- setzte. Auch damals waren die Lichtputzer noch nicht überflüssig; aber sie hatten nicht mehr so viel zu tun, und deshalb kam es wohl vor, daß der Lichtputzer zu gleich das Amt des Souffleurs übernahm und plötzlich mit seiner Schere aus dem Kasten herausfuhr. An Stelle der Wachskerzen traten dann die sogen. Argantlampen; aber eine wirkliche Helligkeit wurde erst dem Rampen licht geschenkt, als am 6. Februar-1822 zum ersten Mal Gasbeleuchtung in der Pariser Oper erschien. Es war an dem Tage, an dem das nachgelassene Werk des Kom ponisten Nicolo „Alabin oder die Wunderlcnnpe" zum ersten Mal aufgeführt wurde, und mehr als das ma gische Zauberlicht auf der Kühne versetzten die grellen Lampen an der Rampe, die ein unerhörtes Maß von Helligkeit ausstrahlten, das Publikum in Entzücken. In den letzten 20 Jahren freilich ist dann das Gas mehr und mehr durch das elektrische Licht in den Schotten gestellt worden. * Wie kommen die Türken zu ihrem „Halbmond"? Wie mehrere andere Staaten den Adler zu ihrem Symbol erwählt haben, so haben die Türken den „Halbmond" für diese Rolle auserschen. Diese Wahl ist merkwürdig, und Vie Annahme liegt nah«, daß der türkische „Halbmond" ein altes mohammedanisches Symbol sei, aber das ist nicht richtig. Ein englischer Gelehrter, Professor Ridgeway, hat neuerdings nachge wiesen, daß der türkische „Halbmond" weder von den Arabern noch einem anderen Volke, das zu den ersten Anhängern der Lehre des Propheten zählte, verwendet Worden sei, auch nicht von den Sarazenen der Kreuzzüge. Erst seit dem Erscheinen der osmanischen Türken ist ec mit dem Islam identifiziert worden, und es spricht viel dafür, daß Mondsichel! und Stern zur Zeit der Kreuzzüge und lange vorher die gewöhnlichen Abzeichen von Byzanz und seinen Kaisern gewesen find. Ridgeway vergleicht den Halbmond mit von anderen Böllern verwendeten Schmück formen und kommt zu dem Ergebnis, daß die Türken ihn aus zwei Quellen abgeleitet hätten: aus einem aus Wildschweinshauern, gebildeten Amulett und aus einer Mondsichel und einem Stern, den sie irgendwo in dem von ihnen zusammeneroberten Reiche vorgefunden hätten. Es ist zuzugeben, führt der genannte englische Forscher aus, daß Darstellungen des Mondes von den Schweizer Pfahldorfbewohnern angcfertigt und verehrt worden sind, auch daß in manchen Gegenden und in manchen Zeiten die Sicheln der Schweinshauer mit dem Neumonde in Be ziehung gesetzt worden sind; wenn man aber die spar tanischen und danubischen metallenen Nachahmungen von Amuletten aus SchweinShauern vor sich! hat, kann man mit einiger Sicherheit zu dem Schluß gelangen, daß die Verwendung von Sicheln aus Eberzähnen oder von Nach ahmungen solcher in den von den oströmischen Kaisern beherrschten Ländern weit älter war, als das Zeichen des zunehmenden Monde- oder deS Sternes. Ter Stern ist von den Byzantinern vermutlich nach dem Stern von Bethlehem gebildet worden. Die Türken sind wahrschein lich mit dem Eber bekannt geworden und hatten nach ihrer Niederlassung in Kleinasien seine Hauer als Amu lett verwendet. TaS Feldzeichen der Türken, der Halb mond mit dem Pserdeschweif, ist vielleicht im Grunde genommen nicht» weiter al» eine andere Form jenes au» Dachrhaaren und Hähnen wilder Tiere bestehenden «nm- lett», da» jetzt in Italien zum Schutze her Pferd« vor dem L-sen Blick dienen s»L ,—r— NiuMk w.«wi «lki Zeit'. Mr stöhnen heute über die Steuerschraube, die immer stärker angezogen wirb, und blicken wohl sehnsüchtig aus die „gute alte Zeit" zprück, da «» noch keine Steuer- veranlagungKkommission gab und noch nicht immer neue Steuerformen und Gteuernamen erfänden wurde«. Aber wir können un» damit trösten, daß die Bürger von anno dazumal nicht minder reichlich ihre. Scherflein zum Wohl de» Staate» beitragen mußten und daß e» nur nicht immer dabet so nach Ordnung Und Gesetz herging, wie bet un». Die Fürsten des Absolutismus brauchten Geld, Geld Und nochmals Geld, um ihr Glanz- urch Prunkbedürf nis zu befriedigen, und sie nahmen e», woher sie es bekämen. Ta wurde denn zu „Finanzkünsten" aller Art Zu- flucht genommen, und Serenissimus suchte höchst perfön- lich seinen getreuen Untertanen die Taschen nach Kräften zu erleichtern. Ein kurioses Beispiel dafür wird in einem vor kurzem erschienenen Werke angeführt, in dem Karl Lohmeyer einem, vergessenen Architekten des Rokoko Friedrich Joachim Stengel wieder zu wohlverdienten Ehren verhelfen tvill und auf Grund ausgedehnter Archiv studien über die Baugeschichte seiner einzelnen Werke be richtet. Stengels Meisterwerk ist die Ludwigskirche zu Saarbrücken. Wer heute diesen entzückend gräziösen, in vornehmster Würde sich präsentierenden Bau betrach tet, wird »icht mehr daran denken, wieviel Mühe es dem Fürsten von Nassau-Saarbrücken gekostet hat, das nötige Geld dafür zusammcnzubringen. Außer ihm hatte sich eine große Anzahl von Untertanen verpflichtet, zu dem Kirchenbau in jedem Jahre einen gewissen Beitrag zu liefern. Ter Baumeister selbst zahlte jährlich 20 Fl. Auch auswärtige Sammlungen wurden veranstaltet, aber es kam nicht genug zusammen, sodaß der Herrscher schließ lich dazu überging, Leute, die sich etwas zu schulden kommen ließen, zur Zahlung von Geldern für den Bau zu zwingen. Da muß ein Handelsmann -.wegen geführ ten falschen! Maaßen" 170 Fl., da der „Herr Berginspektor Woorst wegen üblen Betragens mit dem Verwalther Weitzel" 10 Fl. zahlen usw. Stengel erhält Gelder für Erlassung der Strafschanzarbeit, für Vergehungen gegen einen in herrschaftlicher Livree befindlichen Diener, wegen Ehebruch, Hazardspiel, wegen der mannigfachsten Uebel- taten. Tie Metzgerzunft muß 1762 wegen „bezeigter gro ber Widerspenstigkeit" 200 Gulden entrichten. Als ein paar Kürgerssöhne ohne Erlaubnis auf die Entenjagd gehen und dabei einen Raben schießen, diktiert Seine Durchlaucht: „Jeder von den ingezogenen Bürgersbuben gibt 30 Thaler dem Herrn Cammerraht Stengel gegen Quittung zur neyen Kürche, und sollten sie sich nochmals gellsten lassen, mit Flinten auf Weiner Jacht zu er- schämen, so tracktier man sie als die ander Wildbrest diebe". Selbst Verstöße in der Küche werden dazu be nutzt, nm Geld für die Kirche zu erhalten. So müssen dec Wundkoch Ancvae und der Lehrkoch Gold beide je „einen neuen fratzös. Thaler" beitragen, weil sie „mit übel aptirter Sauce an einem Ahl" Serenissimus erzürnt haben. In größerem Stil führten andere Fürsten ihre „Fi- nanzkünste" aus. Es kann als ein ziemlich typisches Verfahren gelten, daß man einen geschäftskundigen Mann mit allerlei Privilegien ausstattete, diesen sich dann nach Kräften mit dein Geld der Bürger vollsaugen ließ und dann bei Geldnot „den Schwamm ausdrückte". In vielen Memoiren der Zeit hören wir davon, so z. B. in den Erzählungen Mosers und des Ritters Lang. Tas stärkste in dieser Art leiwete Wohl Karl Eugen von Württemberg, als cr dem thüringischen Gerbergesellen Lorenz Wittleder den Aemterhandel in seinen Ländern übertrug. In Ludwigslust eröffnete dieser, wie Belschner berichtet, eine offene Verkaufsbude, in der Aemter jeder Art von den höchsten bis zu den niedrigsten schriftlich und mündlich ausgebotcn und an den Meistbietenden Verkauft wurden. Wer Geld hatte, konnte sich jede be- liebige Stelle auswählen. So wurden Jägerburschen zu Expeditionsräten gemacht und Knaben zu Oberamtleuten. Den Bewerbern antwortete er etwa: „Wenn Er dem Her zog 500 Fl. bezahlt und mir 1000, so kann er das Dekret abholen." Um neue Stellen war er nie verlegen, die wurden in Fülle von ihm geschaffen. Ter Kolkswitz spielte dem allmächtigen Wittleder einmal einen groben Possen, indem eines Mocgcns an seiner Haustüre ein ruppiger Esel angebunden war, der auf einem unige- hängten Zettel den Wunsch aussprach: „Ich hätte gern einen Dienst!" Er soll ihn nur nicht bekommen haben, weil er sich über die Höhe seines Gebot» nicht näher auslassen konnte! Aber die Stunde kam, wo der skrupel lose Ausfauger selbst „bluten" mußte. Int Jahre 1766 wollte der Herzog nach Venedig reisen; alle» war da, was er dazu brauchte, die herrlichsten Equipagen, die schönste Ausstattung usw., nur eins fehlte: das Geld. In diesem Dilemna war er aber um Rat nicht verlegen; er schickte einen Regierungsrat zu Wittleder und forderte von ihm ein Darlehen von 30000 Fl. Der wußte wohl, was für eine Art „Darlehen" das war, suchte Ausflüchte, . wurde aber zur Zahlung gezwungen und erhielt da für eine sichere Verschreibung eingehändigt. Kaum hatte Karl Eugen das Geld in den Händen, so ließ er durch einen neuen Abgesandten dem Wittleder die Schuldver schreibung abnehmen und ihn des Landes verweisen; bald darauf starb diese „Geißel Württembergs" eines elenden Todes. Der Herzog aber fuhr mit seinen 30000 Gulden mach Venedig uno ließ sich auch wegen der 13 Millionen Fl. Schulden, die er sonst hatte, keine graue» Haare wachsen ...