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82vO»-»2o8csx-<iO^0-'-»»P>.sS»8 d2Qk^»-»or^-»StLrr>2Lt-ss22eOS Srr^v^i-tkO-knoLv^kOtOSdorQoLs»-^ »p-dvsrO^-cT>L»-ro2-^»p-'k»es8^-<i «*orsOVL-r^«rsses«o»-^soL »-»OOv'^^Lv^Ocsv'S'VLo c-sro?s^20Ors»^^srrs^^A^v' »-»-<r2vv'0dSrL--c»^cOL^t-^-^->i^ — 16V — NorLMreise, deck zur Zeit der Überwinterung, als die Seeleute des „Främ" aus GesundheitArücksichten auf das Eis stiegen, jeder beiseite ging, nur darauf bedacht, sich zu isolieren, für einen Augenblick dieser Gemeinschaft an Bord zu entgehen^ diesen unveränderlichen Unterhaltungen, diesen stets gleichen Gesichtern, die durch die Gewohnheit schließlich beinahe verhaßt geworden waren. Das ist! leicht zu begreifen. Auf dem Leuchtturm des Kap! Ftnisterre wurde einer der Wächter plötzlich vom Wahnsinn befallen. Es war Nacht, sein Gefährte hielt die Wache in dem Leuchtturm. Jener kletterte die Leiter empor und' Versuchtes das Licht auszulöschen. Der andere mußte einen furchüaren Kampf mit ihm bestehen, und es gelang ihm schließlich, ihn zu fesseln. Er hißte die schwarze Flagge; zum Glück be merkte man sie vom Lande aus. Das Meer begünstigte die Landung. Man bemächtigte sich des Irren und er setzte ihn durch einen anderen Wächter. Bisweilen^ ist der erste Eindruck so stark, daß er den Neuangekommenen ent mutigt. Das entsetzliche Geräusch in der Laterne, die Wind stöße, die den Leuchtturm erzittern und die Gläser ins Klirren bringen, däs Geheul und Brausen der Wogen er fordern eben starke Nerven. Gewöhnlich sind die Umgebungen der Leuchttürme reich an Fischen. Zum Zeitvertreib und um ihre Küche mit einem nicht zu verachtenden Vorrat' zu versehen, fischen die Wächter an schönen Dagen mit Angel oder Netzen. Im Frühjahr und Herbst, zur Zeit der Wande rungen, ist die Plattform der Leuchttürme oft mit toten Vögeln übersät. Das Feuer lockte sie an, 600 bis 1000 Vögel kommen oft in einer Nacht auf diese Weise um. Ja, die Gewalt, mit der sie oft gegen die Gläser fliegen, hat schon mehr als einmal diese zuM Zerspringen ge bracht und Unfälle herbeigeführt. Deshalb hat man jetzt an vielen Leuchttürmeu eiserne Stäbe vor den Fenstern angebracht. So gewaltig in ihrer Wirkung die modernen Leucht apparate sind, so gelingt es ihnen bisweilen doch nicht, das dichte Dunkel gewisser Nebel zu erhellen. Man hat versucht, dem Lichte den Ton zuzugesellen; das tiefe Ge heut der Sirene vermag kaum jene dichten, wallenden Nebel zu durchdringen. Wir viele Schiffe haben die Sirene erst gehört, das verschwommene Licht des Leucht turins erst in dem Augenblicke bemerkt, als die Bran dung sie schon gegen dft Riffe schleuderte, auf denen jener errichtet ist. Mit Hülfe von Stricken und Haken haben die Wächter in solchen Fällen oft das Leben der Schiff brüchigen retten können, während das Schiff vor ihren Augen in die Tiefe sank. Und welchen Gefahren sind nicht, von diesen Fällen abgesehen, die Wächter außer dem ausgesetzt. Am 2. November 1875, bei gutem Wet ter, als das Wasser vier Meter unter Hochstand war, wurde der Wächter Vimel, auf der äußeren Plattform mit der Befestigung des Stricks zur Ausschiffung beschäftigt, von einer Woge »üus dier Tiefe vor den Augen seiner Kameraden weggerissen. Einige Monate zuvor war auf demselben Leuchtturme die Laterne durch einen heftigen Anprall des Meeres zerschmettert worden, so daß die Glasstncke die Küpferbeschläge der Apparate zerschnitten; unter dem Andrang der Wasscrniassen und dem! Anprall des heulenden Sturmes arbeiteten die Wächter unter Höch- j ster Lebensgefahr sechs Stunden an der Wicderherstell- s ung der Scheiben. Am Leuchtturm von Vieillo zerschmet terte eine Woge zwei Felder der Laternch drang in den Turm, überschwemmte die Treppe, die Zimmer, das Lager mit den Lebensmitteln und warf 17 Kubikmeter Wasser in das Innere. Fast hätten die Wächter Schiff bruch in ihren Betten erlitten. i Auf manchen Leuchttürmeu ist die schmäle Leiter, ! die zur Laterne führt, mit keinem Geländer versehen, i und zu beiden Seiten gähnt der unermeßliche Abgrund. ! Ein falsch er Tritts ist dev Tod. Sv fiel Jean Mevil, Wäch ter auf den Roches-Douvres, als er eben seine Wache be endet hatte, am 6. Januar 1893 vorder Leiter und blieb tot. Seine Gefährten wickelten ihn in geteerte Leinwand und gaben das Notzeichen. Aber der Sturms war furcht bar. Fünfzehn Tage hindurch.war jede Landung unmög lich. Die beiden Ueberlebenden, Leroy und Chavanton, blieben fortwährend an der Laterne, an die Scheiben sich drückend und mit den Augen die endlose Fläche durch spähend. Sie wagten nicht, einander zu verlassen, wach ten zusammen im Apparatzimmer und schliefen die übrige Zeit auf Decken udrd Fellen. Je länger!'sie warten muß ten, umsomehr wurden sie von Halluzinationen ergrif fen, umso ängstlicher drückten sie sich gegen die Schei ben. Sie glaubten, Schritte auf der Trepp« zu verneh men, von draußen klopfe eine Hand gegen die Schei ben, oder eine Stimme Vies ihren Nanten. Sie aßen kaum und hielten sich mit kaltem! Kaffee! aufrecht. „Fünf zehn Tage hindurch!", berichtet Leroy, „haben wir sechs Pfund Brot gegessen". Leroy, widerstandsfähiger und' ein Mann von Erfahrung, versuchte, seinen Genossen zu ermutigen, dessen Gehirn anfing, krank zu werden. Mik bewunderungswürdiger Selbstbehlerrschung vernachlässig ten sie während dieser Zeit nicht einheinziges Mal ihren Dienst, zündeten das Feuer an und verrichteten alle ihre Obliegenheiten. Indessen am Morgen des fünf zehnten Tages, als man ihnen endlich M Hülfe komMeN konnte, waren die beiden Männer kaum wieher zu er kennen und Chavanton fast irrsinnig. Gr konntes sich nichts wieder dazu entschließen, Dienst als Leuchtturmwärter zu tun. Und doch: wenn der Sturmwind heult, die Wogen vom Grunde des Meeres aufwühlt und gewaltige Wasser massen gegen das WinzGebäude auf den Felsenklippen wälzt, steht ruhig der Steuermann an Bord des Schif fes. Jenes Licht, das! zu ihm dringt durch Windesheulerk und Sturmgebraus, ist die bezaubernde Macht, die ihn vor dem Abgrund in den sicheren Hafen rettet. W ist nur ein winziges Licht in dunkler Nacht/ aber dieser Licht strahl ist der erste Gruß vom heimatlichen Boden, der erste Funke gleichsam vom wiedergetvonnenen Heimat-, lichen Herde, den die Phantasie ursprünglich im Dunkel der Nacht vor die Augen zaubert . Der Herbst. Ter Junker Herbst im Jagdgewand, Ten blanken Eschenspeer zur Hand, Zieht durch Gebirg' und Felder. Ter Pseil zuckt von dem Bogen schnell, Bei Hussaruf und Hundsgebell Durchleucht der Hirsch die Wälder. Wild durch der Eichen alten Forst Zum iajdlerhohen Felsenhorst Schwingt er behend die Glieder, Hält Rast dann auf dem mvvs'gen Block, Schlingt Weinlaub in des Haars Gelock Und blickt ins Tal hernieder. Und wv ins Tal sein Auge schaut, Erglänzen Früchte sanft.betaut. Schwillt blau am Stock die Traube. Und wie er spricht ein einzig Wort, Fliegt rasch Las Grün der Bäume fort, Und Scharlach hängt am Laube. Schlau lächelnd stößt er dann ins Horn Und stürmt aufs neu durch Busch und Dorn Vom felsgetürmten Gipfel — Und auf den 9tuf dahergebraust Kommt Sturm, sein Jagdgesell, und saust Das Laub von Zweig und Wipfel. Wolf Nötiger. Druck und Verlag von Langer L Winterlich, Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Crßhler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage z«m „Riesaer Tageblatt". Rr. 40. Ries«, de« S. Oktober 1SV7. 80. J«hrz. Von der Reise mitgebracht. Erzählung von Fr. Carl. — Nachdruck verboten. Ein flimmernder SVMmertag liegt über dem herrlichen Bodetale. Lachend und schwatzend drängt sich die bunte Menge dier Touristen und Svmmerfrischler auf dem Hexentanzplatze. Zu Fuß und zu Wagen kommen sie ge zogen, immer neue Schaven — Und die den Schwalben gleich hin und herschishenden Kellner haben ihre Not, nur einigermaßen all den Wünschen gerecht zu werden, die von rechts und links in allen Tonarten voM sanften Bitten bis zum gebieterischen Fordern laut wurden. Welch eine Gelegenheit, Menschen zu studieren! Hier der Geheime Kommerzienrat aus Berlin W., der an der Seite der dir allerneueste Mode spazievenführenden Gattin für weiter nichts Sinn hat als für seine Forellen und seine Flasche Rüdesheimer, die aus dem Eiskübel lockend ihn anblickt. Dort das junge Paar auf der Hochzeitsreise, das sich verstohlen die Hände drückt und über seinen zärt lichen Geflüster all dtr Herrlichkeit vergißt, die es da oben zu schauen gibt. Und dann die Schar derer, die nicht müde werden, in das großartige Bild da drunten hinabzublicken. Welch eine Stufenleiter der Empfind ungen von dem „Gar nicht übel" des durch allzuvieles' Reisen schon Abgestumpften bis zu dem Schweigen, da sich dem beglückten Staunen keine Worte bieten, und dick Augen och all der Schönheit sich feuchten. Bon der großen Menge abgesondert steht am äußer sten Ende der eisernen Schranken, hart am Rande der schroff abstürzenden Felsen, ein einsamer Wanderer. Er hat Rucksack, Hut und Stock aus den Tisch zur Seite ge legt und blickt unverwandt in die Tiefe. Seine Augen leuchten, sie können sich gar nicht satt sehen an den wie von Riesenhänden aufeinander getürmten Felsenmauern, die fast senkrecht abfallen. Hier kahle, nackte Flächen, dort von schwankendem Gesträuchs, von sturmzerzausten Bäumen bedeckt — man versteht es kaum- wie sie daran Platz finden und Wurzeln schlagen können. Aus der Tiefe klingt eben noch vernehmbar das Rauschen der Bode herauf, die von einem Gewitterregen am Tage zuvor geschwellt über Gvanitblöcke und vermodernde Baumstämme dahinschäumt. Und dann hebt er seine Augen empor — zur Rvßtrappe hinüber und der Waldespracht, die sich zur Linken dehnt bis zu dem über alle'Höhen hinwegragenden Brocken, hinaus in die Ebene zur Rechten, mit ihrem! bunten Tep pich. von Feldern und Wiesen, mit ihren Dörfern und Städten, da das bewaffnete Auge in dämmernder Ferne selbst Magdeburgs Domtürme erspäht. Seine Brust dehnt sich weit, und seine Arme strecken sich alb der Herrlichkeit entgegen, !a,ls müßte er sie an sich zieh!en. Es ist das erste Mal, daß Dr. Werner Reinhardt solches Schauen genießt. Ms er die steile Höhe hinan stieg, da ist es ihm durch den Sinn gegangen, daß also sein Lebensweg auch gewesen: aus der Tiefe in die Höhe, mit viel saurer Mühle, über viel Steine und manchen Abgrund dahin. Und wie er nun oben steht, da zieht sein Leben an seinem Geist vorüber, mit allen Kämpfen und Sorgen, mit unermüdlicher Arbeit, der schließlich auch der Lohn nicht gefehlt. Et sicht sich wieder in dem ärmlichen Elternhause in d'em altmärkischen Städtchen, den kränkelnden Vater von früh bis spät fleißig an seinem Schuhmachcrtisch, die Mutter rüstig schaffend mit immer sorgcuroliercni Gesicht. Er selbst ein stiller Küabe, gar nicht wie die andern Jungen, die den Ranzen in die Ecke warfen, wenn sie aus der Schule nach Haus kamen, und über allem Spielen und Herumstreifen kaum die nötige Zeit fanden, ihre Schularbeiten zu machen. Ihn lockt das alles nicht, für ihn gibt's nur eins, woran sein Herz hängt: seine Bücher. Er verschlingt sie förmliche die er sich zusamM0nleiht und -bettelt, wo er sie nur bekommen kann. Oft gehen sie noch weit über seinen Horizont hinaus, aber es verdrießt ihn nicht, er liest und liest — bis die Lehrer auf ihn aufmerksam werden und Mit dem Pfarrer darüber ver hör dein, daß es doch nicht zu verantworten sei, wenn solche Gaben und solche Lernbcgier ungenützt und! unge stillt bleiben sollten. » Er sicht sich wieder bei dem alten' Herrn, der ihn auch zur Konfirmation vorbereitet, in dem dämmernden Studierzimmer sitzen, die Geheimnisse des Lateinischen und Französischen entschleiern sich ihm — wie im Sturm geht es vorwärts — aber auf einmal ein jähes Halt! Es ist der Tod, der es ihm zuruft, der in das Elternhaus cinkehrt und des Vaters Hand erstarren macht. Nun scheint es aus zu sein mit allen Träumen von Studierest rund Aufwärtssteigen —- die in dürftigen Ver hältnissen zurückgebliebene Mutter kann nichts für ihn tun, so gern sie es möchte. Schon ist er dabei, all seine Zukunftshoffnungen zu begraben und sich an den Ge« danken zu gewöhnen, des Vaters Handwerk zu erlernen — da gelingt es dem Geistlichen, einige wohlhabende Bürger für ihn zu interessieren; man bringt eine Summe zusammen, die es ihm möglich macht, das Gymna sium zu besuchen und dann auch die Universität zu be ziehen. Freilich, ein steiniger Weg ist es gewesen, bis er endlich am Ziele angckommen. Bon Jugcndlust und Burschcnherrlichkeit hat er kaum etwas gekostet. So manch mal ist ein Stück trocken Brvt seine Speise gewesen. Wie hat er bis an die Grenzen seiner Kraft sich mit Privat stunden abgemüht, um nur die unumgänglich nötigen Ausgaben bestreiten zu können. Manches unzarte Wort, manches Spotten über den Stubeullocker und Duckmäuser hat ihm das Herz verwundet und ihn erst recht menschen scheu gemacht. Es haben die Stunden auch uicht gefehlt, wo er sich wie ein Gefangener, ein von allem Glück und frohem Lebensgenuß Ausgeschlossener vorkam, und das bittere Gefühl des Neides gegen die so viel glück licheren und vom Schicksal verwöhnten Genossen ihn alle Arbeitsfreudigkeit zu lähmen drohte. Aber er ist an solchen Abgründen vorbeigewandclt, ohne zu versinken. Spürbar ist es bergauf gegangen. Mit Auszeichnung hat er seine Prüfungen bestanden — nun ist er am Ziele, seit einem Vierteljahre wirkt er alS Oberlehrer an der Latina in Halle. Wie ein halber Traum düntt cs ihn immer noch, daß die Zeit des TarbenS und Sorgens vorüber ist, glücklich wie ein Kind ist er jedesmal, wenn er sein Gehalt in Empfang nimmt, — ein ungewohnter Reichtum, den der bescheiden lebende Manu nur zum Teil auszehrt. Nun macht er seine erste Harzreise. Er hat bis dahin von Gottes schcaier Welt herzlich wenig gesehen. Mit dürstender Seele nimmt er drum alles in sicv aus, was er in diesen Tagen des Wanderns drttch die herrlichen Harz wälder schauen darf. Wie im Traume stech er ans dem Hexcnianzplatz, und das Herz wird ihm beim Blick in die großartige Romantik des Tales so weit, nnd cs ist ihm, als sähe er etwas vor sich, etwas unsagbar Schönes und Köstliches, ein Glück, d-as ihn erst ganz auf die Höhe des