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Bom Landtag. ässentlkche Sitzung der Zweiten Kammer. <Nge«> Bericht. —r. Dresden, 28. April 1904. rageßordnung: 1. Wr-lrechi-relorm. —7 2. Pttnior «« Errichtung einer LandtSpmfioeNafft für G'wrtnr«dec-w'« Prästdrnt Dr. Mehnert erklärt vor Ei-'st-Kt in di, Tagesordnung, daß di» zu Mitglied««» dkS Giaatetls!chl«HB«r gewählten Herren die Wahl ovgriowmrn hüttru. Zur BSirhsrrchIHreform «iMt all Berichterstatter der Mehrhrtc zuukchk da« Wo»! vij^präfidrnt Dr. Opitz: Winn rS auch vt«ll«icht »och einig? Jahr« dauer» könne, bis drr l bhsts Wunsch der Devotottrn, Arbeitervertretrr i.e der Kammer zu scheu, r.fällr wä-«, so könnten doch dir AlKcitkr voller Vertrauen zu R xler ML und Ständen hake«. Bei allen Fraien s'-chr man kn -rsta Linie kefijust.llen, Vie st? ouf die arbeite! den Klaff r mükev (Braro!) Rrdurr <ibt ei-.,»:! N^rrblck üi,er d>c geich ch'llch Entwickelung deS Wchkechre. Et g-Lö " kein P orh t.vb ick dazu, vorauSzusageu, daß WM, sich du VukMcgssc !o w«!t«> evtwickel'«» wie bitt jtzt, awL d s oüg'mA«'-, , l>!ch» Reiche. togSwahlrecht uichi aafrecht »u erhalten scfl Der Vor- wars, der DipuiatiovSbttieLt enthalte zu wenig Posit'vcS, sei zurückjuwrlsen Eine beruMändische Vritretung würde zwar m nchrrl*! Bo krile habe», ober d?^ Be-ä^riung nrd Vn zweig «ng der BrrusSßänd» sei so viclgestaltip, d>ß «S nicht »läßlich sein wüide in der Zweiten Kammer ein Spiegelbild davon zv xebei. Auch ein Brrsnck mit dem R^ienrnLSproj-kt känne r.'cht gemacht M«dr». Dodas» n«M2>t als Brrichrerstutler der M>udrrii«K das Wort Mg. Gchrrlze«Dresden: Dir Minderheit bezweck« vor allem, dir Regierung aufzusordnn, die Führung in der WahlrechtSseag« zu übrrvehmen, die ihr zustcht, wenn str rin, regierende Regierung und nicht eine regierte Regierung sein will. Nachdem die Regierung im .Journal" grsogt habe, daß da» bestehende Wahlrecht sür die dritte WSHlirklaffe rin« .Ua. gerechtiakric" sei, wäre rin Za,ückweich:n nicht mehr gut wär» lich. ES sri ja bekennt daß auch an nach vfll höherer Stelle «ine Aeaderung dcS W hlcechi-t grsüssckt w'rde. Hoff/nilich wurde auch dieser Umstand zu einer schlieslichrn LS'urch der Fraqr S-i ragra. In d-L vorzelchlagrnr Plnrallystem dürsten oll-rdinpS militärische Rangunterschiedr nicht hiueinge« trüge« werdet. Die Alttrßgredh« sei wohl dal verotdisttgst«. Uvtedingt sei di« grhriwe SUmmadgabe schzvhattim. Aba. GLnthrr: I' dem Bericht sei gesagt, dir Sozial- dtmrkeait« hob« ga, kein Recht zu verlange«, la den Paria» mrntrn ver ntes, za I«>», well ihr Führer erklär« Hobe, «S sei Anstatt-pflicht, den Regierung«« di« Mittel zum Regier«« zu aerrvefgch» Dicieu p.ivzipi>V»n E oodpuvkt ha»« aber dir So» z'altewokralkr iazwilch-n auigegeben. Di« Soziald«u>o'roti« dauernd vom Landtag argzvschiteßkn, vürt« rin großer polttt« Ick r Fihl«i sei« Er sei sür do- srri«, xl-ich« ued geheim« W'hliecht, zvm m'nsest n aber sür Rückkehr zum 88 «r Ecjitz W nn t,r A^. Radelt öff'ntliL« S imm«igale dorschloge, so z»l.-e da« von ewer pvlitilcheu SiücktzSkdlgkeit, sür dir ihm jeder o,rl.!Mkntari,che Ausdruck fehle Wenn di« Regierung nicht d«o lch » R-st vru B.'rtrauin vrrlirrrn w>ll-, müfle fie sür «in setrieditzendeS Wahlrecht sorgen. Biz'plästdent Dr. Schill-Leipzig: Nach drm bikrnnt«« flriikel im „Dresdner Journal" sri »S doch an der Zett, da» T'wpo der Rrfo m zu bischleuniger. Er werd« für di» An» stä.re d'r Mindnbeit stimmen. Man »ö^e ab«r di« Brück« zu dkv Retz!e!ung<L0lschlägen nicht döllig abbrrchr». Minister des Janern v. Metzsch: Di« Regierung v«r> z'chi? aus eine nochmalige Bexrüridvng ihriS Skavdpvvkteik. E» bleibe ihr nicht» weiter übrig, al» dir von der Deputation»- Mehrheit u-ch Mindnhrit horgrschlagrnen Weg« zu betreten und aus ihr« Grngbarkelt zu prüfen. Wenn dir Auträg« der Drvu- tatlon zu BrschlLfien «rhobrn werben sollten, stch«r« die Re, hittung einqrdendfi« Erwägung b«S PluralsystemS zu. Gne «ndaMzr Skllunz könne dis R:.a!er:w8 heuis »och nicht ein« schm««. G^«r.85«? d»7 AkiHecung brS Ab.'. Schulz« v?u drr regiert:» Re»i«ru»p führt der Minister aus, daß cr daS Ver hältnis von Rrzierung und Kammer in ge»«nsei!ig«r, vertrauen», voller Unterstützung erblicke Wrnn bi« Regirrurg den g wcch tr« Vorschlägen entspricht, so wolle st« damit nicht beweisen, daß st« elu» regierte Regierung sei, sonder» nur da» tu», waS fie für Volk und Land am ersprießlichste« holte. Einer Reform der Ersten Kammer werd« die Regierung im Sinne de» An» trage» And-ki zustimme», sobald auch »in Vorschlag der Elster Kammer dazu vorlägr und ein bezüglich-?! ständischer Antrag an die Rrgierung gelinge Abg. Vogel spricht der Regierung Dank au», daß fie den Ernst der Lage anerkenne. Er appelliert an die M«hr» hiit-pijrtel der Kammer, nns«rm Vaterland« durch «1» grrechte» Wahl,,s«tz Friede und Nah« viederzngebea. t-^. Die solgind« Abstimmung ergibt solgendiß Resultat: Lea Antrag der Minderhrit aus Vorlegung eine» Sesetzeutwurse» in der nächst«» S«sstoa wird mit 49 gegen LL Stimme», d»a Antrag aus eine weseutlichr Aenderung dir Erste» Kam«,, mit großer Mehrheit abgelehnt. Augeaowme» wild von de« Anträgen der Minderhrit nur d«r, daß bei jeder Aeudrrmig deS Wahlrechte» an drr geheimen Stimmenabgabe srstzuholtev ist und jvnr in namentlich«« Abstimmung mit 4S gegr» SO Stimme». — Dagegen wrrdeu dl« vo» drr Deputation»-« mrhrheit und drr gesamt«» Deputation gestellt«» (von uv» bereit» mitgrtriltr» — Red.) Anträge avgrvommru. Ueber Punkt 2 dr« Tage»ordvung e,statt«t Abg. Müll««' Lripzig Bericht. Di« Petenten wünschen, daß 1. dr» Srmeinde» becwtrn dir Glrichstrllang mit dr» StoatSdlruer» nicht längea oorrntholtr» und drlhalb die Errichlung einer Landebpenfiov»« käste -eschloff u wrrde, zu de« all« Srmsivdru brizul««te» ver pflichtet find, die ihr« Beamt«» sä« ihr« der Gemeind« geleisteten Dienste bezahlen und zu d«r de« Eintritt den Besitz»«» ?x»mtrr GS er im Jntereste der Fürsorge sür ih « Beamte» offen gehalten wied; 2. die Regirrung di« Penfiourberrchtiguu- schon jetzt o«»spreche. Di: Deputation ist nach «iugrhrndru Erwägungen zu derer Beschluß gekommen, 1. die Petition-», soweit fie aus Errichtung einer L-nde-penfiontlaff« grrichirt find, der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweis«»; 2. soweit fie aus sofortig« Yer» leihung der PrnfionSbrrrchligung an dir Hinterblirbruen abzirlro. aber auf sich beruhen zu laffev. Die K mmer b-schikßi einstimmi,? antragSgrw.äß. Nächst« SitzmL: Fr-itog, 29 April, 9 Uhr. Tsg'Lord» nung: Petition«». Stimmungsbild aus dem Reichstag«. «ige»-Ber«cht. nk. Berlin, 28. April 1904 Bevor drr R<!ch»tag in di« Writrrirratung der Börsen novelle riutrat, wurde »och dir Vorlage übrr die Germann-- Krank,nsürsorge s» der dritte« 8 su»s «rlrdlgt. Die Sozial- demokraren hatten ihr« in der zweiten Beratung abpelehnt»« E,gönjnvg»vntr8se in eiwaS Vr-Snd«rtrr Form wieder ringe» bracht, d. h. fie hatten ihre Amrudement» drn Erklärungen der RegterungSvertret r io der zweit«» Lesuno nach Möglichkrit an» Ri68S6i' üanli, llauMll'. KZ r» N»U8e LesMvrra rsdrittssttAArML«« Slllpksklt siok rur rur 2iir Lnr Lirr VsrmistuuK voll 8»tos-8<üuÄLkoksL rmtsr MZ6ÜSM Vsrsoklriss äsr Llis -Lr.k Lfe^LdruaK von vsrlsksu, LsllutLwiA llrrer klrms als VomjMstMs rmäZuur VisilvUÜsrRBG von ^Vsotrssln, s LrÖlkllUUK iLuksnä'^r RooknrmMn witHnnä okns USlV. USV. - .4.N- rrnä HrtiriAL von NtÄLtspspieroo, kksnäbriekso, ^üen unä son stigen ^ortpsxisren, LinIVsuiIR von Märlbaron Coupons, Oiviäsnätznsesisinsn u. xslostsn LtRokon, VsriKLllkwK von UVertpapisren (HobervaoliunZ von ^.usIosunZen, Ve- sorAunA neuer Ains- der. viviäenäendoAen usv.), oüenvr un6 Zeselrlossener Depots, M ^nnLkive von KeNsrn sur VerLiükuuK Selbstliebe. Roman von Constantin Harro. »g^ (Nachdruck verboten.) Beim Wein fielen ihm die knappen C-elomiNcl der Krosinskps ein. Es war eine schlimme Eeschielne! Lief; er die Damen — nm sich willkommener zn machen — -u lange warten, so konnten sie in Verlegenheit geraten. Sendete er vorerst das Negendangsche Kapital, das er morgen ausgczcchlt erhielt, so nahmen das die Damen sicher übel. „Nein, er mußte morgen sofort nach Köln! Etta wußte nicht, daß das Geschäftliche sich jetzt schon abwickeln ließ. Er würde doppelt gern gesehen werden, wenn er rasch kam. Als er das Glas zum Munde führte, zitterte seine Hand. „Glncksüberschwang!" murmelte er. „Nein, ich teile des Malers Schicksal nicht! Sie muß «S spüren, daß es für mich nichts mehr in der Welt giebt, außer ihr! Ans unser Wohl, geliebteste Frau!" Hatte er mit dem feinen Krystall an ein Tischgerät ge stoßen? Hatte er zn heftig zugefaßt? Das Glas knickte, der Wein floß zu Boden ans das Tafeltnch ... Bruno Stein behielt mir einen Scherbe» in der Hand. «mi ¬ ss überrieselte ihn kalt. Aber er schüttelte die abergläubische Furcht von sich ab, Und während er dem Diener anftrng, ein frisches Glas zu bringen, dachte er bei sich: „Ich zwinge das Schicksal! So oder so!" Brnno Stein übernachtete znm ersten Mal in der „Billa Henrietta", aber es war keine gnte Nacht für ihn. Der Rechtsanwalt schlief nicht und träumte nicht. Er wälzte sich fiebernd, in dumpfer Ruhelosigkeit vou einer Seite zur indem. .Was war das? Hatte ihm der Wein so »»gesetzt?" Das Fieber flieg beängstigend. Am frühen Morgen wurde der Arzt in die Villa geholt. Der rundliche, behäbige Herr mit den kleinen, fleischigen Händen fragte viel, prüfte, untersuchte. Dann nahm er um ständlich am Bett Platz, rückte zum Uebcrfluß noch etliche Mal auf dem Sessel hin und her, nm bequem anszurnhen, saßte seinen dicken Stock mit dem goldenen Knops, führte diesen Knopf mit Verstand zur Nase und ließ ihn dobt eine gute Weile. Der lebhafte Rechtsanwalt war indessen in gelinde Ver zweiflung geraten. „Kann ich reisen?" fragte er erregt. „Es muß ein Mittel geben, das mich sofort aufbringt. Ich habe nicht Zeit, krank zu sein." „Geduld, Geduld, werter Herr Rechtsanwalt", gab Dr. Bierfreund zur Antwort. „Reisen heißt hier vielleicht ein toter Mann sein. Wollen Sie das?" „Noch nicht!" sagte Stein verbissen, drohend. „Nun also? Was denken Sie? Müssen erst sehen, was daraus wird. Na ja! Kann Influenza, kann noch schlimmer sein. Gestem viel gearbeitet, nicht?" „Ja! Ich hatte zu viel liegen lasten, es mußte sein. Und es war auch ein Drang in mir — es flog mir nur so zu." „Hm, hm! Also schon Fieber." „Ja, Fieber, Fieber!" klagte Stein, in nervöser Unmhe an der seidenen Decke zupfend. Ein Feuer drinnen im Leibe, nicht zn ertragen! Und die Glieder wie Blei. Ich zwang mich zum Arbeiten und zwang mich doch wieder nicht. Ge schuftet hab' ich, geschuftet! Ich hatte es satt. Ich wollte reinen Tisch machen. Reinen Tisch überhaupt! Ueberall. Ja, ja." Ein unverständliches Gemurmel folgte. „Hm! hm!" Der Arzt stand auf und begab sich auf den Fußspitzen ins Nebenzimmer, wo Steins Wirtschafterin ängstlich seiner harrte. „Hm, hm! Schöne Geschichte, was?" sagte er, zum Schreibtisch gehend, ans dem schon Papier bereit lag. Er setzte sich und schrieb. „Müssen sehr vorsichtig sein mit dem Herrn." „Er will abreiseu!" sagte Fran Holder. „Ich denke, e» ist etwas mit den Damen nicht in Ordnung. Er wollte da» schöne, gnädige Fräulein partout heiraten. Na, die Männer sind ja blind! Die führte ihn doch an der Nase herum! Nuu sind gestern die Herrschaften in Eile abgefahren." „So, so! Ach, was Sic sagen?" Doklor Bierfreuno hone Klatschgeschichten für sein Lebe» gern. — „Nun, darauf kommen wir noch zurück, liebe Fran Holderk Also die KrosinSty! Na, die Person hat ja den Teufel im Leibe!" „Aber eine Dame, Herr Doktor, eine wirkliche Dämel* sagte die Wirtschafterin gewichtig. „Die verstand es!" „Hm ja! Hm! Sprechen noch davon! Jetzt zu unserem Patienten! Kann die Diagnose »och nicht stellen. Denke doch Influenza .. Kann aber auch ei» kleiner Typhus werden. Na ja!... Schicke sofort graue Schwester heraus . . . Krankenzimmer übrigens wie gemalt Ruhe, gesunde Luft, grüne Bäume! Ja, ja! Der Herr Rechtsanwalt hat Geschmack und . .." Er lachte und machte mit der Rechten die Bewegung de» Zählens auf den Tisch. Frau Holder war bei Nennung der Krankheiten erschreckt in die Höhe gefahren. „So schlimm! Mein Gott, wenn er nun stirbt!" „Ach, Weibergequatsch!" fuhr Bierfrennd giftig hemm, „Von Sterben ist keine Rede! Aber für den Kopf fürchte ich. für den Kopf! Mit solcher Influenza ist nicht zu spaßen ... Passen Sie nur ordentlich auf, daß nichts versäumt wird." „Ich will Tag nud Nackt aufpassen", beteuerte fie. „Diese vorzügliche Stellung hier! Und wen» er heiratet, bleibe ich schon. Die junge Frau ist nicht fLrs Wir» schoflen." (Fortsetzung folgt.)