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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für di« Redaktion verantwortlich: Arthur Hähne! in Ries». «s. Jahrg Freitag, 1». Mak ISIS, abends 1S8 - - ."-r - - Aas aller Welt. Berlin: Zn kem Prozeß gegen die Berliner Post räuber fanden gestern die Plaidoyers statt. Der Staats anwalt beantragte gegen den früheren Gastwirt Eduard Cabello eine Zuchthausstrafe von 8 Jahren 1 Monat, gegen den früheren Postillion Max Wendt eine Zucht hausstrafe von 8 Zähren, gegen die Mitangeklagte Kell nerin Barowitz eine Gefängnisstrafe von zwei Wochen. — Das Urteil lautete gegen Cavello auif! 3 Jahre 3 Mo nate Zuchthaus, gegen Wendt ans 2 Jahre Zuchthaus. Die Kellnerin Barowitz wurde frcigcsprochen. — Beu- then: Durch einen eigenartigen Unglücksfall fand der Schlosser Loch aus Karf den Tod. Lach, der sich in einem fahrenden Personenzug befand, öffnete vorzeitig die Kupeetür. Durch den Luftzug schlug die Tür mit gro ßer Gewalt zurück und flog ihm an den Kopf. Loch starb bald daraus an der schweren Verletzung. — Köln: Seit vorgestern mittag wurde in einer hiesigen Arbei terfamilie der vierjährige Sohn vermißt. Gestern mit Stapcllauf der „Gigantic", dif in ihren Ausmaßen und dem Luxus der Ausstattung die „Titanic" noch Weit übertrifft. Weist doch der neue Dampfer eine Länge von 305 Meter auf, was ihm nach den Erklärtkngen seines Erbauers eine fast unbegrenzte Stabilität sichern soll. Und danrit noch nicht genug, spricht man heute bereits von einer zukünftigen „Ueber-Gigantic"; die bei zwanzig übereinander gestellten Stockwerken die gewaltige Länge von 475 Metern messen, l 34 Meter breit und fähig sein soll, 30000 Personen zu befördern. Flirten ist keine Sünd'. Ein Leipziger Ge- richt hat dieser Tage die ernste Frage entschieden, ob Flirten eine Sünde fei. ES lag nämlich folgender Fall vor: Eine in einer Leipziger Kunsthandlung angestclltc Kontoristin war von dem Chef ohne Kündigung ent- lassen worden, weil sie mit dem Proknristen geflirtet hatte. Der Chef selbst hatte dies auch wörtlich in der Verhandlung vor dem Kaufmannsgericht, vor dem er von der Kontoristin auf Zahlung des Gehaltes bis zum Slblauf der gesetzlichen Kündigungsfrist verklagt worden war, als Entlassungsgrnnd angegeben. Das Kaufmanns gericht aber stellte sich auf den Standpunkt, „daß so ein kleiner, harmloser Flirt keine Sünde ist und auch kein Grund, eine Angestellte deshalb vom Fleck weg zu entlassen." Deshalb muß, wer die sofortige Entlassung gibt, das Gehalt bis Al lans der Kündigungsfrist zahlen. Die Herren Prinzipale werden es also schon mit er zieherischen Maßregeln versuchen müssen, wenn ihre Ge- schäftSdamen gar zu flirtlustig scheinen. 88 Ein Notschrei der Gastwirte. Die Vast- und Schankwirte - Innung zu Reichenbach t. B. und Um. negend veröffentlicht folgenden Notschrei: „Einwohner Reichenbachs! Die häufigen Klagen über mangelhaften Der- kehr und Umsatz seitens der Gast- und Schankwirte find wohl kaum je berechtigter gewesen als gerade jetzt, in einer Zeit, wo so viele Faktoren, als „Abstinenz, Sport, Reisen" und nicht zuletzt „Schrebergärten", sowie erhöhte Lebens- Mittelpreise so eminent aus jeden WirtShauSbesucher «in- wirken! Reckmet man hierzu das Vorhandensein von Flaschenbier in einer großen Anzahl von Haushaltungen, sowie die sogenannten Spielabende, welche durch gegenseitige Einladungen unter sich in Privat abgehalten werden, sowie die in so hoher Blüte stehende „Vereinsmeierei", so wird man eS ddn Wirten nachflihlen können, daß ihre Lase kein« beneidenswerte ist; dazu kommt noch eine kaum zu er tragende Besteuerung durch Kommune und Staat, daß wohl mancher non ihnen keinen sehnlicheren Wunsch hat, als diesem in früherer Zeit so geachteten und wohlhabenden Stand Valet zu sagen, ivenn er nur müßte, was er dann ansangen sollte. Wie berechtigt die Klagen sind seitens hier Neuzugezogencr oder nach hier kommender Fremden über die in hiesigen Kneipen herrschende Oede und mangelnde Geselligkeit, davon kann man sich jeden Tag selbst über- zeugen. Im Anschluß an die in letzter Zeit hier sich be merkbar machende fortschreitende Entwickelung und Ver- jüngung lasten wir den Mahnruf erschallen an alle, die eS vngeht, „Wendet Euch wieder mehr Eurer gemütlichen Kneipe zu," die jedem gereiften Mann als Ort der Unter- Haltung und gegenseitigen Belehrung beim Glase Bier ein Bedürfnis sein sollte. Es ist nicht „Männerart" und namentlich für Geschäftsleute nicht von Vorteil, der Kneipe gänzlich fern zu bleiben und die Abende bei „Muttern", bei Tee oder Schokolade zuzubringen!" CK. P adere wskis „ruhcstörender Lärm." Padcrewsti ist tief verstimmt. Er hat sciuc Tournee durch Südafrika abgebrochen, hat den Staub dieses, wie er versichert, höchst ungastlichen Landes von seinen Füßen geschüttelt und sich in Kapstadt eingcschifft, um möglichst bald nach England zurttckzil kehren. Sein Ur teil über Südafrika faßte er, als er sich sicher an Bord wußte, in den kurzen, tiefentrüsteten Ausruf zu sammen: „Nein, was für ein Land!" Seit Jahrzehnten ist Padcrewski in fast allen großen Städten Europas und Amerikas bekannt, man hat dem Musiker applau diert, seinen Haarrcichtum bestaunt: aber in Südafrika ist er tief gekränkt nnd beleidigt worden. „Glücklich?" antwortete er empört auf die Frage eines Jnterwievers der Cape Times, „wie kann ein Mensch glücklich sein in einem Lande, wo es Verständnis für wahre Kunst nicht gibt? Ich kam mit einem Rufe, den ich mir ehr lich erobert hatte, aber noch nie, noch nie und noch nirgends hatte man mich beleidigt." Und während er von neuem zornig seinen Haarwald schüttelte, wie ein beleidigter Löwe, fuhr er fort: „In Port Elizabeth gehe ich über die Straße. Da löst sich aus einer Gruppe von Menschen ein Mann, kommt auf mich zu, faßt mich am Rockaufschlag, starrt mir ins Gesicht und sagt: ,,Na, Sie sind wohl Paderewski, Ivie?" Und dann lachten sie mich alle aus. Als ich von Durban im Schiffe die Küste hinabfuhr, spielte ich im Salon Klavier. Ich spielte sehr leise, aber Mötzlich tritt ein Mann zu mir und sagt sehr grob: „Sie da, stellen Sie Ihren Radau doch ein!" Natürlich rührte ich keine Taste mehr an; der Herr ging ins Rauchzimmer zu seinen Freunden und die brüllten vor Lachen, als er ihnen erzählte, „er habe dem Mann das Spielen abgewohnt." Dann ging er auf Teck, wo mein Sekretär saß undi malte. Aus seine Leinwand streute man ihm Brotkrumen." Wenn der be rühmte Pianist über die Behandlung, die ihm in Süd afrika zuteil geworden ist, tief empört ist, so sind die Südafrikaner wiederum von seinem Urteil über ihre Heimat nicht überzeugt worden. Ter Johannesburger „Staat" schreibt: „Wenn wir den großen Pianisten als. tag wollte die Tochter ein Kleid aus dem Kleiderschrank holen und fand dort den Knaben erhägt wor. Ein Rock des Vaters bedeckte die Leiche. Als Mörder des Kindes kommt der eigene Vater, ein 40 Jahre alter, seit einige» Wochen beschäftigungsloser Arbeiter, in Betracht, der seit vorgestern mittag verschwunden ist. — München: In der Anstalt für geisteskranke Mädchen in Olthaußen brach durch Kurzschluß Großfeuer aus. Ter Dachstuhl und das zweite Stockwerk wurden ein Raub der Flammen. Die Mädchen wurden anderwärts untergcbracht. Men schenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen. Ter Schaden, den das Feuer angerichtet hat, beträgt 80000 Mark. — Wien: I» der vorletzten Nacht drangen drei Einbrecher in eine Wirtschaft in der Taborstraßch und versuchten die eiserne Kasse zu erbrechen. Passanten wurden durch das dabei verursachte Geräusch aufmerk sam und riefen die Polizei herbei. Auf die von den Beamten an die Einbrecher gerichtete Aufforderung, sich zu ergeben, antworteten die Einbrecher mit Revolver schüssen, worauf die Polizisten auch von ihren Schuß waffen Gebrauch machten. Nach zweistündiger Belage rung konnten zwei der Verbrecher festgenommcn wer den, der dritte hatte sich selbst entleibt. — Prag: Ein wandfrei ist nunmehr fesigcstellt worden, daß die zahl reichen Blattcrnanfälle in Böhmen von Italienern ein geschleppt wurden, die diese ansteckende Hautkrankheit aus Nordafrika mitbrachte». — Rom: In Neapel wurde vorgestern an Bord des französischen Dampfers Niger ein aincrilanischcr Miklionenschwiudler verhaftet. ES handelt sich um einen den amerikanischen Behörden be kannten Hochstapler namens Mcmbroke Wamblc Pitt. Er hatte verschiedene Angehörige der Neuvorker Hautc- finance um 2' -- Millionen Mark betrogen nnd war mit seiner Bente nach Europa geflohen. Die geschädigten Millionäre ließen den Betrüger von zwei Detektivs suchen. Diese sanden die Spur Pitts in Spanien wieder und verfolgten ihn von dort nach Marokko, Aegypten und Griechenland. Ta aber der französische Dampser Niger, auf dem der Hochstapler von Athen abgefahren war, wegen der Dardanellen sperre nach Neapel zurück fuhr, mußte Pitt wohl oder übel nach Neapel zurück. So erreichte ihm endlich sein Schicksal nach einer monate langen Jagd durch drei Erdteile und übev zwei Meere. — Hclsiugfors: An Bord des hier liegenden rus sischen Kriegsschiffes Eesarcwitsch wurde eine Anzahl Leute der Besatzung, die teils aus Russen, teils aus Finnen besteht, verhaftet. Ebenso wurden in der Stadt unter den Bewohnern zahlreiche Verhaftungen vorgc- uommen in iVcrbinduug mit vielen Haussuchungen, lieber die Gründe die;er Massenvcrhaftungen wird amtlich strengstes Stillschweigen beobachtet. ES verlautet mit größter Bestimmtheit, daß es sich um einen Anschlag gegen das .Kriegsschiff handeln soll, das in die Luft gesprengt werden sollte. Vermischtes. Bom Hochwasser. Fortwährend treffen neue Hochwassermeldungen aus allen Kreisen Südbaycrns ein, denen zufolge das Hochwasser bedeutende Schäden un gerichtet hat. So werden aus Tölz schwere Wolkenbrüche gemeldet, die vorgestern dort nicdcrgingen und der Isar große Wassermassen zuführten und die niedrig gelegene Straße nach Lenggries unter Wasser setzten. Tie Wasser massen führten wohl 500 Floßbalken mit sich, die einen Wert von 10 000 Mark repräsentieren. Aus Garmisch wird ein Steigen der Loisach, der Partnach und des Kanker gemeldet. Aus Rosenheim traf die Nachricht ein, daß der Inn den Hochstand der Katastrophe vom Jahre 1899, nämlich 3,75 Meter, erreicht hat. Mangfall, Traun, Prien, Salzach und Weiß ach führen Hochwasser. Ter Seespiegel des Tegernsees ist gleichfalls im Steigen be griffen. Wenn der warme Regen und die Schnceschmclzc andauern, ist eine Katastrophe, ähnlich der von 1899, zu befürchten. In Augsburg hat der Lech gestern früh 8 Uhr den Damm des neucrbauten Wehks weggerisscn. Ter Schaden wird auf 10000 M. berechnet. Der Lech steigt noch immer. Zn Burghausen hat die Salzach be reits den unteren Stadtteil unter Wasser gesetzt. Das Hochwasser der Salzach und der Enns ist derartig, daß der Bahnvcrkehr zwischen Bischoffshofen, Zelt am See und Wörgl eingestellt und die internationalen Schnell züge über Bayern von Kufstein nach Salzburg geleitet werden müssen. — Infolge des ständigen Regens herr schen im Bezirk Zell am See große Ueberschwemmungen. Die Staatsbahnbrücke bei Gerling wurde vom Hochwasser weggerissen. Der Verkehr zwischen Maishofen und Kitz bühel ist unterbrochen. Maishofcn und Loogang stehen unter Wasser. Die Lokalbahn Zell am See—Krimml ist mehrfach unterbrochen. Mehrere Reichsstraßenbrücken im Oberpinzgau sind weggeschwemmt. Mittersill ist teil weise überschwemmt. Ter Regen hat gestern nachge lassen. — Die Gemeinde Schwaz ist von Hochwasser stark bedroht. Militär ist zur Hilfeleistung abgegangen. Bei Heiterwang wurde die Reichsstraßenbrücke wegge risscn. Die Verbindung nach Garmisch ist unterbrochen. Bei Bludenz ist die Situation gefährlich. Die Staats bahnbrücke bei St. Johann (Tirol) ist eingestürzt. Neue Schiffskolofse. Der Wettbewerb der transatlantischen Schiffahrtsgesellschaften im Bau gewal tiger Luxusdampfcr nimmt unbeschadet des Menetekel der „Titanic" seinen ungehemmten Fortgang. Schon rüstet sich die schwer heimgesuchtc White Star Line für de» Deutscher Reichstag. 87.'Ätzung, Donnerstag, den 9. Mai, vormittags 1 Uhr. «m Tisch de» BundeSratS: LiSeo, Dr. Delbrück, Kühn. dritte Les««« dr» kleine« Strafrechttnovelle. Aba. Mertin (Rp.) bedauert, daß bei der Bestrafung SSt» Telephonvergehen mildernde Umstände ausgeschlossen sind. Lbg. Well st ein (Z): Diese Fälle sind so selten, daß die Frage keine praktische Bedeutung hat. Abg. Dr. Arendt (Rp.) beantragt, diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen. Der Antrag wiro abgelehnt und die Novelle endgültig angenommen. , . ... Der Gebühren-Tarif für den Kaiser-Wilhclm-Kanal wirb in erster und zweiter Lesung angenommen. Der Etat für da« Reichsschatzamt. (Zweiter Tag.) Die Abg. Schüpflin (Soz.) und Arnst adk (k.) treten sür die Veteranen ein. Abg. Bruckhofs (Vp.): Was ist mit den drei Gesetz, entwürfen zugunsten der alten Krieger geschehen, die 1910 beschlossen wurden? Ein Veteran wurde abgewieseu, weil er sich bei der Wahl des liberalen Abgeordneten zu stark beteiligt hätte. (Hört, hört! links.) Es ist jetzt so viel von der natio nalen Flugspende die Rede. Wie wäre es denn, wenn die hoch, geborenen Herren, die den Aufruf unterzeichnet haben, auch ein Scherflein für die Veteranen geben würden? Abg. v. Oertzen (Rp.): Tie Beihilfe sollte auf 180 .kt erhöht werden. Auf den politischen Standpunkt kommt es nicht an. Ich kann mir nicht denken, daß ei» Beamter einen jo niedrigen Standpunkt einnehmen kann. Ich bedaure es, wenn ein alter Kamerad zur Linken gehört, aber das darf man ihn nicht entgelten lassen. Geschieht das, so würde ich es aufs schärfste verurteilen und brandmarken. lBeifail.l Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Dr. Will (Els.)> Thöne (Soz.), Baumann ^Z.), Vogt-Hall Hepp <,nl., uno Koch (Vp.) weist Vizepräsident Dr. Paasche darauf hin, daß sich noch sechs Redner zu der Materie gemeldet hätten. Er - bittet diese, sich möglichst kurz zu fassen. Im wesentlichen sagt ja jeder der Herren dasselbe. (Sehr richtig! und Beifall.) Es sprechen noch die Abgg. Doinbek (Pole), Viegtmeher (W. Vgg.), Werner (Hersfeld, Rfp.), Schwarz (Schweinfurt, Z.). Auch Abg. Prinz Schön aich-Carolath (nl.) erneuert "einen gestrigen Appell an die Regierung. Schatzsekrctär Kühn: Ich habe für meine alten Kame raden, mit denen ich einst selbst hinausgezogen bin, stets ein warmes Herz gehabt. Der Bundesrat hat alles getan, den alten Kriegern zu helfen. 1895 gaben wir 1,8 Millionen aus, jetzt 29 Millionen. Vorläufig kann ich keine Hossnungcu auf weitere Zugeständnisse machen. Tie Haupisache ist jetzt, daß die Ver. ordnungen weitherzig und wohlwollend angewcndct werden. Ter Etat des Reichsschatzamtes wird erledigt. Der Etat über den allgemeine« PenfionSfonds. Eine Resolution der Bolen fordert Erhöhung des Ruhe gehalts der Altpcnsionäre. vibg. Erz Verger (I.) bedauert, daß Militäravothekcr pensioniert werden, weil sie nicht mehr felddienstfühig sind, weit sie z. B. schwerhörig waren. Wieviel Ncichsurgsabgc- ordnete wären wohl felddicnstfähig? Wie steht cs mit bei: vorjährigen fast einmütig beschlossenen Resolution, die eine Äenderung der Zivilversorgung der Militäranwärter verlangt, insbesondere ihre Ansiedelung? Generalmajor Bachmeister: An die Militärdienstsähig- leit der Apotheker stellen wir nicht zu hohe Anforderungen. Tre Unterstützungen sür die Kriegsinvaliden sind kürzlich auf Grund einer Vereinbarung mit dein Reichsschatzamt um 20 Prozent erhöht worden. (Beifall.) Die Zivilversorgung hält die Militärverwaltung sür eine Lebensfrage der Armee. Je besser die Zivilversorgung, desto reichlicher der Ersatz. Deshalb ' sucht die Verwaltung sie so günstig wie möglich zu gestalten. Vor zwei Jahren ist eine gewisse Stockung cingetreten, haupt sächlich wegen der allgemeinen Sparsamkeitsbestrebungen bei den Zivilbehördcn. Der General gibt eine ziffernmäßige Dar stellung über die Zivilversorgung. Auch hinsichtlich der Wehr vorlage ist Vorsorge getroffen. ES geschieht alles, was ge schehen kann. Die Frage der Ansiedlung ist im letzten Jahr genau geprüft worden; aber die Bemühungen scheitern, weil sich zur Anfiedlung die eigentlichen Militäranwärter trotz der gebotenen Vorteile nicht gemeldet haben. Der Militäranwärter ist nach zwölfjähriger Dienstzeit nicht mehr sonderlich befähigt, Ansiedler zu werden. Wir sind aber mit dem Landwirtschafts minister in Verbindung getreten. Sächsischer Generalmajor Frhr. v. Weißdorf erwidert dem Abg. Erzberger, der die Pensionierung eines sächsischen Dorstabsapothekers getadelt hatte. Die Militärverwaltung muß darauf sehen, daß die Militärbcamten felddienstfähig find. Ern Vertreter des Reichsmarincamts gibt für die Marine ähnliche Erklärungen ab. In den letzten sieben Jahren sind nur drei Apotheker pensioniert worden, die alle über 20 Dienst jahre hatten. Abg. Siebenbürger (k.) tritt für die Altpensionäre ein. Abg. Götting (nl.) unterstützt die Wünsche der Kriegs» invaliden und Altpcnponäre. Nach weiteren Ausführungen wird der Pensionsetat er. ledigt- unter Annahme ver Altpensionär-Resolution. Der Etat des Reichsmilitärgerichts, der des Rechnungs. Hofes und zuletzt auch der des Reichstags wird erledigt. Ta- bei wird auch eine Resolution Bassermanns angenommen, die freie Fahrt während der ganzen Legislaturperiode und auf allen deutschen Eisenbahnen für die Abgeordneten fordert. Morgen 1 Uhr: Heeresvorlage und Militäretat. Schluß, nach 8 Uhr,