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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192704067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19270406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19270406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-06
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1927
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Wohsfahrtsvriefmarkeu werd,« verlaust vis 20. April 1927 Geltungsdauer vis 30. Juni 1927 SlreskMMMkk-PWk i« Mm vdz. Im Plauener Prozess Stresemann gegen Müller wandte sich zn Beginn der Verlnncdlnng am Dienstag der Vorsitzende gegen die Berichterstattung -er „Tentsäien Zei tlina": er müsse das Bericht in Schutz nelimen aracn eine Be- richtcrstattung, die geradezu alle Grenzen des Anstandes und der Zulässigkeit der Kritik überschreite, vielleicht werde er, der Vorsitzende, von dem Recht der Ausschließung des Be richterstatters Gebrauch machen, wenn nicht Richtigstellung und Zurückualnne der Vorwürfe crfolae. Strafantrag bleibe selbstverständlich Vorbehalten. Justizrat Hahn stellte weitere Bcwcisanträge über die Art der Geschäftsführung der Evaporator. denen der Staats anwalt und Rechtsanwalt Tr. Kunz widersprachen. Tic Entscheidung darüber wurde znrnckgcstcltt. Der am Montag vernommene Oberregierungsrat Goebel ergänzte seine Aussage über den Erwerb des Aktenmaterials .Was mich daran hindert," sagte er zögernd, .ist der erstand meiiter Verlobten. Aber ich hoffe, daß Ne i die Zuversicht, let, erschüttert Sein Benehmen war ander», als ich's erwartet hatte. Er war in diesen zwel Tagen augenscheinlich Herr ge worden über die wilde Verzweiflung, die ihn in der Stunde des Unglücks hatte zum Selbstmord treiben wollen. Aber wie er dann, nachdem er meinen Rock und Hut selbst auf den Vorplatz hinausgetragen, wieder ins Zimmer trat, da hatte Ich für einen Moment doch die beklemmende Empfindung, daß etwas seltsam Gezwungenes in feinem Weien sei und etwas Unnatürliches in seiner freundlichen Ruhe. »Du hast gelesen?" fragte er. .Sie schreiben also in ekler Welt darüber ? — War es ein ausführlicher Be richt?" .So ausführlich, daß ich dich nicht mit der Bitte um eine Erzählung zu peinigen brauche, wenn es dir jetzt poch schwerfällt, darüber zu reden." hir hatte seinen Platz am Zeichentisch wieder lein genommen und wie vorhin den Kopf in die Hand gestützt. Eine kleine Weile schwieg er, dann kam seine Erwiderung: »Ja, erzählen — was sollte ich dir noch viel erzählen, Walter? — Unser Karl Wolters ist tot, und ich habe ihn erschossen. — Wie sonderbar das klingt, nicht wahr? Wenn man es hört, sollte man wohl glauben, daß es Wahrheit sein könnte?" .Nicht du hast ihn erschossen, Georg I Ein plumper, tückischer, nichtswürdiger Zu all hat ihn getötet." Wie zustimmend bewegte er den Kopf. .Ja. — Aber ein Zufall, der sich meiner Hand be diente — daran ist nun einmal nichts zu ändern. Glaubst du an ein Fatum?" .Richt im Sinne eines überzeugten Moslems vielleicht aber " .Aber ein wenig von diesem Glauben steckt doch in uns allen, gelt ? — Und je mehr ich nachdenke, desto mehr festigt sich in mir die Uebcrzeugung, daß es unserm Karl von allem Anbeginn befümmt war, so zu sterben. Ein so glückliches Leben wie das seine ist von der Vor sehung nicht auf eine lange Dauer berechnet? Das bei anderen an irdischem Vergnügen spärlich über sechs oder acht Jahrzehnte verstreut ist, das hatte er in ebensoviel Jahren genießen dürfen. Er ließ sich vom Leben trägem, wie ein Schmetterling sich vom Windhauch tragen Hßt, sicher, daß es doch immer nur Blunien und wieder Blumen sein werden, auf denen er sich zu glückseliger Rast nieder» läßt. Schmetterlinge aber sind nicht bestimmt, ihr Dasein siech und hinfällig durch einen langen Winter zu schlepp«^ Mitten im Taumel ihrer Freuden ereilt sie der Tod. Wenn es nicht meine Hand gewefen wäre, die «hm vielen Tod gegeben, wahrhaftig, ich würde unser» Karl Wolters nicht beklagen." ' - Seine langsame, tonlose Rede zerschnitt mir da» Herz: Ich verstand ja, daß alles, was er sagte, nicht» andere» war als ein in marteroollen Stunden ausgeklügelter Trofh der doch die Schmerzen seiner zerrissenen Seele nicht zu lindern und zu sänftigen vermochte. Aber er hatte mir damit doch wenigstens den Weg bezeichnet, den ich «ists schlagen mußte, um beschwichtigend auf di« Folterpem jener Selbftqual einzuwirken. Und so stimmt« ich ihm zu, bracht« alles, was mir eben einfiel, vor, ihn inseiuech Glauben an «ine unabwendbare Vorausbestimmunß »y bestärken, und erwähnt« al» einer besonderen Gnade de» Schicksal» schließlich auch noch des Umstande», daß unser Freund weder Eltern noch Geschwister hinterlassen tzabch die jetzt an seiner Bahr« in Schmerz vergehen miißheH Ein ergreifend dankbarer Blick au» Georg« dunklen Luaetz Leuste-. mir, daß ich nicht umsonst »»alte Se«»und»»eug« f«r Hauptmann Knoll vrmidt-t und ver nommen. Gr erklärt, Knoll au» de» Kahr, ««S zu keudrn, um-er in Berlin «ompagnteches oewese» sei. De« Zeug« stellte Knoll da» beste Zeugnt» aut. Wie»erseheiwfeier der 178 er. El« wichtige». Gebenktag in der Geschichte der Stadt Kamen» war der vergangen« 1. April. An diesem Tag« vor W Jahre» Wurde Kamen» »arntsonftadt. E» war daher »in schöiwr Gedauke. da- der MtlttLrveretn der ehemalige» 178er »ur Erinnerung an jenen Da» «in« Wiedersehen», feier am Sonnabend und Sonnt« veranstaltete. Der Festkomwer» am Gonnqhend in Stadt Dresden, der durch «in Konzert der Gtadtkavell« verschönt wurde, hatte sich eine» starken Zuspruch- zu erfreuen. Aul allen Teilen de» Gach- senlandcs und sogar von Berlin her waren Angehörige der einstigen Regiment» gekommen, darunter «in« grobe Zahl von denen, die vor SV Jahren mit dem neuen Regiment« in di« Stadt einzog««. Diese wurden wi«derholt durch beson dere Ehrungen während d«r Feier ausgezeichnet. Der Vor sitzende des MtltttirvereinS, Berger, begrübt« die Käme- radeu von nah und fern, di« Vertreter der städtischen ve- Hürden, den «tnsttjM Kominandeur Freiherr« Oberst von Hammerstein, die Vertreter der Brudervereine au» der Lausitz und au» Westsachsen, der Vaterländischen Verbände, der OsfiziersvereiNtaun« u. a. m., gedacht« der Geschichte des Regiments, das au» Teilen ber Garnison regtmenter in DreS. den und Shemnitz aegründet wurde, und feierte sein« Hel, deirtateu während de» Weltkriege» im Osten und Westen de» bedrohten Reiche». Der Geist der Kameradschaft, der sich im Felde so oft bewährt, müßte auch in der Heimat gepflegt werden. Di« Siede klang au» in einem Hoch auf den Reichs. Präsidenten von Hindenburg und dem Gesang des Deutsch. landliedeS. Bürgermeister Dr. Gebauer betont«, dah mit dem Gin»ug des Regiment» ein neue» Leben in der Stadt begann. Bevölkerung und Regiment vereinigten sich bald zu guten Freunden, und mit Recht konnten die Kamen, »er die 178«r „unser Regiment" nennen. Er gedachte derer, die für Siaterland und Regiment ihr Leben gelassen. Die Erinnerung an das Regiment und der Geist desselben leben fort, da» beweist die zahlreich besuchte Feier. Die rühm- reiche Geschichte de» Regiment» sei mit der Geschichte ber Stakt unzertrennlich verbnnden. Er brachte ein Hoch auf das Regiment au». Oberst Freiherr v. Hammerftetn, einer der letzten FelbzugSkommanbeure de» Regiment», überbrachte Grübe de» OffizterSbundeS. Die Anhänglich keit »um Regiment habe es ihm zur Pflicht gemaclst, zu die ser schönen Feier »U kommen. In der heutigen Zeit müßten wir all« Zusammenhalten, all« kleinlichen Zwistigkeiten be- fettigen und alle» Trennende überbrücken. In solchen Wie- dersehensseietn l«be -er all« Geist der Kameradschaft wieder auf, sic seien dazu berufen, die Erinnerung zu Pflegen und die alte ruhmreiche Tradition hochzuhalten. Seine warm herzigen Worte gipfelt«» in einem Hoch auf die Kamerad schaft. Grüße btt Dresdner-Kameraden überbrachte Kame rad Tannhäuser. Noch manche Red« wurde MM Lobe de» Regiments gewechselt und alle Erinnerungen lebten immer neu in der erhebenden Feier auf. Der Sonntag begann mit einem Wecken. Es war ein schöner Akt der Pietät, baß man b«n Tag nicht vorüberg«hen ließ, ohne die Toten zu ehren. Mau tat dies in feierlichster Weise durch Ntederlegung von Kränzen an 'hrem Denkmal. Am Nachmittage trafen sich bi« Kameraden auf dem Hutberge zu zwanglosem Beisammensein. - ' - ErhaltungdielepmermvstenVoiklgniebdur Aufgabe mncgcht.. An» vielem Grund« hah«u die deutiän« Jugendverbpnde «ns ihren Neich-tagungen nachstehende Forderungen ausgestellt: 1. Grundsätzliche Ausdehnung der GchutzbeftiMmnngen für die Lrhrlinae und jngendlichen Arbeiter und Angestellten auf daS Atter vom 11. bi» zum vollendet«» 18. Jahr«. S. S Wochen bezahlt« Ferien für erwerbstätige Jugend- liche letiischl. Lehrltnges unter 1ö Jahren nnd 2 Wochen be zahlte Ferien für erwerbstätig« Jugendlich« seins-l. Lehr- linges zwischen 1« und 1« Jahren. st. Festsetzung einer Arbeitswoche von höchsten» 18 Stun den lcinschl. des Fachunterricht» und der Zett, die für die AufräumungSarbeiten beansprucht werden könntet. 1. Beginn der sonntäglichen ArbeitSrnhr mit Sonnabend mittag oder Gewährung eines freien Nachmittag» in der Woche. 5. Festsetzung auSrrichender Arbeitspausen. l». Verbot der Nachtarbeit für Jugendliche. Das Bemülren der Jugendverbände muß vom Staate mit allen Mitteln unterstützt werden. Der vorliegende Ent wurf des Arbcitsschutzgcsetzes Imt die Forderung«» der An- gendverbände aber so gut wie gar nicht berücksichtigt. Die gesetzliche Festlegung der Ferien für die werktätige Jugend fehlt ganz. Tic im Entwurf als zulässig vorgesehene Ar beitszeit geht weit über die Ist Stundenu'oche hinaus. Außer dem ist das Verbot der Nacht- und Sonntagsarbcit für Ju gendliche nicht ausgesprochen. Sachsen ist rin ausgeprägter Industriestaat. Erhaltung nnd Ausbau der Wirtschaft sind abhängig von einem körper lich nnd geistig gesniwen Nachwuchs der Hand- und kops arbeitenden Bevölkerung. Tie am 2. April im Sächsischen Arbeitö- und Wohlfahrts ministerium tagende Konferenz des Landcsausschnsses Sach sen der deutschen Jugendvcrbände erwartet deshalb, daß die Jugendförderungen vom Reichstag im Arbeitsschutzgcsctz vvll und ganz erfüllt werden. Von der sächsischen Regierung crnmrtct die Jngend- fübrersämst die Errichtung eines Jngenbschntzamtes beim Sächsischen ArbeitS- nnd Wvhlfabrtoministcrinm. das nnteu Mitwirkung der wirtschaftlichen Verbände der Arbeitnehmer die Jugcndschutzvvrschristcn in -en Betrieben zu über- wachen hat." -» Im zweiten Teil der Laudesanssct'ußtagung erstattete der I. Vorsitzende, Herr A. Krüger, den Bericht über das ab- gelansene Geschäftsjahr und übergab dann die Gcschäste dem satznngsgemäß mit dem 1. April an seine Stelle trctcuden Herrn Dr. Bunner. .Ja," sagte er. „Du und ich, wir werven vtelletcht lste einzigen sein, die ihn au» aufrichtigem Herzen betrauern." Es lag mir ja noch gar viele» auf der Seele, darüber es mich nach Auskunft und Aufklärung verlangte. Aber das primmvste Zartgefühl mußte mir verbieten, gerade von ihm ütgendwelche Auskünfte zu verlangen. Ich wartete aus da», was er mir au» freien Stücken sagen würde. Aber ich wär auf nichts so wenig gefaßt gewesen al» auf seine nächste Frage: zJsk di« wirklich die höchste Strafe, Walter, die einen Mörder Me mich treffen kann?" Dabei hielt er mir ein kleine» Buch entgegen, da» aufgeschlagen zwischen den Rissen und Plänen auf dem Zeichentische ^gelegen hatte. Ich sah auf den ersten Blick, daß es das Strafgesetzbuch war und daß ein dicker Blau- stisfflrichden Paragraphen 222 hervorhob, der da lautet: „Wer -Lurch- Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren be straft.". , „Kann man mich zu keiner härteren Strafe al» zu drei Jahren GMugnis verureiten?" wiederholle er seine Frag«. »Nein, man könnte es nicht. — Aber was für törichte und überflüssige Befürchtungen find es, denen du dich Vä LsiMibst! — Rach allem, was ich über den Hergang in dek Zeitnug gelesen habe, wird dem Staatsanwalt ja überhaupt kaum «ine Handhabe geboten fein, um Anklage gegen dich zü erheben." Ich sagt« es gegen meine besser« Ueberzeugung, denn ich wußte, daß?1n so gearteten Fällen zur Beruhigung der öffentlichen Meinung immer Anklage erhoben und von den Gerichten fast ausnahmslos die Eröffnung de» Haupt verfahren» beschloßen wird. Seine Antwort bewies mir, daß er bereits in demselben Sinne informiert worden war. „Map wird mir den Prozeß machen, da» ist außer allem Zweifel,? erklärt« er ruhig. „Und ich möchte nichts daß Lü mich mißverstehst. Nicht die Furcht vor dem, was auf mich wartet, hat meine Frage veranlaßt." i-Du »hust ja auch kaurk etwas zu fürchten," beeilte ich nstch, «Mchern. „Bon dem Strafmaximum, da» in diesem Stzsetzesparagraphen festgesetzt ist, kann selbstver ständlich kM»n Augenblick die Red« sein. Und ich halte «ine „Du verkennst mich vollständig, Walter, wenn ou meinst- mich in dieser Hinsicht irgendwie beruhigen zu müsfen- OLdi« Strafe, die man über mich verhängt, hoch oder g«Wg-tfk bedeutet es gegenüber der Qual da drin««Nil?x!-— und « machte eine bezeichnend« Hand- LeweglyM Od-« seine Stirn hin. „Daß ich die Ansicht «ines JnÄsten über da» wahrscheinliche Strafmaß erfahren möchte, Hat ander« Gründe. Du weißt, daß ich verlobt bin. Die Hochzeit fM« auf den Wunsch meiner Braut erst im kommenden ytühjähr stattfinden. Aber du begreifst, daß ich Ursache htztzep würde, eine Beschleunigung meiner Heirat zu wüüschStz wenn ich mit einer längeren Freiheitsentziehung rechnen mstßtt, Et handelt sich da neben manchem anderen darum-,-diis EWenz meiner Braut sicherzustellen, was eben Nur dürch dey Vollzug der Eh« in einer mich beruhigend«» Wetj« -eschetzi^ kLnny." Ich gKatzbtE seine -artfühlende Sorge zu verstehen. „Was tztndert dich unter solchen Umständen, Georg, dl« Hochzeit ans «inen früheren Termin anzusetzen, ohne Rück- sicht auf de« Ausgang «ine» etwaigen Strafprozesses ?" Er lenk« den Kops und blickt« vor sich aWtzep, Widerstand meister Verlobten. Aber ich hoffe, daß Ne dielen Widerstand aufgeben würde, wenn die Zuversicht, Mit der sie auf meine Freisprechung rechnet, erschüttert werden könnte. Da ich keinem der mir hier bekannten Rechtsanwälte innerlich nahe genug stehe, um mich mit 1km rückhaltlos über diese Dinge auszusprechen, habe ich dich eben an diesem Morgen brieflich um deinen Besuch.gebeten." „Aber ich kann unmöglich eine Meinung äußern, ohne den Hergang der Ereignisse und alle Nebenümstände, die für ihre Beurteilung in Betracht kommen kvnnten, genau zu kennen. Auch dann wird meine Ansicht immer nur den Wert einer Vermutung haben können, Georg l" Er strich sich mit der Hand über dir Stirn „Ja — ja — natürlich f — Es wäre Narrhek», etwa, anderes von dir zu verlangen, denn du bist es ja nicht, der Über mich zu Gericht sitzen soll. Aber vergib, wenn ich dir in diesem Augenblick keine Einzelheiten erzählen kann Ich weiß nicht einmal, ob ich imstande sein würde, mich auf alle» zu besinnen." . „Es muß ja auch nicht jetzt und nicht heute sein, Georgs — Wenn du mich, wie ich es zuversichtlich 'offe, für den Fall eine» Strafverfahrens zu deinem Verteidiger bestellen willst, so werde ich es mir selbstverständlich angelegen sein lassen, da» erforderliche Material zusammenzubringen, ohne dich selbst über das Maß des unbedingt Notwendigen hinaus in Anspruch zu nehmen. Und es bedarf nicht erst der Persicherung, daß ich jetzt hierkleiben werde, solange meine Anwesenheit dir von irgendwelchem Nutzen fei» kann." Er drückt« mir die Hand. „Ich nehme dein freundschaftliches Erbieten an. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, zu dem ich so un begrenztes Vertrauen hätte wie zu dir. Und ich weiß, daß du mein« Sache bester führen wirst, als ich selbst sie führen könnte. Was aber meine betrifft " Er unterbrach sich und «rh»d -ufhorchend den Kopf. Ich hätte nicht» gehört, aber sein Ohr mußte seiner sein . al» da» meine, denn indem er sich in augenfälliger Un ruhe erhob, sagte er: „Sie ist dal — Du mußt mir natürlich erlauben, dich ihr vorzustellen." Und «r hqtte sich nicht getäuscht. Al» er die Tür de» Arbeitszimmer» öffnete, sah ich draußen auf dem matt beleuchteten Gange die Silhouette einer weiblichen Gestalt Der Regierungsbaumelster trat auf sie zu und erfaßte «st Leiden Händen ihre Rechte. „Meine liebe, geliebt« Noras — Du kommst zu mir! — S, wie fall ich dir dafür danken!" Sie war meiner offenbar noch nicht ansichtig geworden, ÜnL ich hatte mich diskret so west al» möglich zurückgezogen. Trotzdem mußt« ich natürlich jede» ihrer mit leiser Stimme gefprochenen Wort« vexftehen. , „Es ließ mir kein« Ruhe mehr, Geoka! — Du hattest tzexsprochen, um selb» Uhr bei uns zu sein. Und jetzt ist ätz ächt vorbei. Ich fürchtete, daß du erkrankt sein könntest, oder —" Sie vollendet« nicht, und Georg beeilte sich, sie mm «einer Anwesenheit zu unterricht««. . . .Walter Henning ist gekommen," erklärt« er hastig, „hu ««ißt sa: mein lieber, treuer »aster. Er will meine Verteidigung übernehme«. Komm herein, Liebst«! «« haf dich la län lc «"-klangt, metne» d«st« Freund auch von «geflcht k ' lernen/' mm Kräng. Bei »«« BerLaudluna«« fei nieder Gedanke «usgemü»t.-b«d da« Material gegen Mar, und MreseMu» vcrwerA-Wrrdensollte. von Jnteretz für di« «rmertztzr sei da» Mater-l nur w«a«n ber Varmat-Anaeleaenbeit atwesen. v, sei ihm glaubhaft erschiene«, baß die Akten von einem Altpapierbändler stammt««. EI bandelt« st- uw 2 bis - «echG.nw.lt iHr. K««» fräste den Zenge« »ranz, wie Knoll vo« dem hler verwerteten Material Kenntuil «reiten habe. Kran» erklärte ba» nicht »u wissen. Auf wester« Fragen teilte er mit, Laß er bas Material von mehrten Personen erhalten hätte, nicht auf Grund sein«» Tätigkeit betm ReichSschatzmiNisterium. denn daynq« wäre er .f-c»q lang« wrgaewesap. Zunächst verhandelte erwit Majo? Stein. Er, «ran», hab« ausdrücklich erklärt, daß die Bearbeitung ohne Rücksicht auf die Partei und Person erfolgen mstste. Wie sich Stein mit Weiß in Verbindung gesetzt hab«, wist« er nicht. Eine» Tages wurde er zu Weiß ««beten: mit dech er verbandelt«. Schließlich wurde ihm gesagt, baß Stein das Material für sich persönlich vrstvenden wolle. Daraus zog er die Sachen zurück, wurde aber dann wieder gebeten nnd es wurde bestimmt, baß die Bearbeitnng losgehen sollte. Kranz setzte sich mit Kapitänlentnant «ander znsämmen und arbeitete bis zum Januar. Während dielcr Zeit habe er ständig Fühlung mit der Staatsanwaltsclmft gehabt. , Tie Frage des Rechtsanwaltes Tr. flunz, ob er die Alten auch dem Berliner Polizeipräsidenten angeboten habe, verneint« «ranz. Rechtsanwalt Dr. «un» bat nm Heran ziehung der Akten des »»arlamentarischen ttntersncknngsan»- schusscS. «noll habe nämlich zugegeben, daß er den Nnter- snkhungsansscknb nach Strich und Faden angelsgen hätte. Hierauf wurde das Urteil im Prozeß Kußmann-Knvll verlesen. ' / ' Sine Frage des Beisitzers, ob Kranz tatsächlich Festste!- lungcn in der Richtung getroffen habe, daß verschrottetes Gcschiitzmaterial direkt oder indirekt vqn der Evaporator gegen die Ausfnhrvorschrift ins Ausland gebracht und daS Reich dadurch geschädigt worden sei, verneint« der Zeuge. Als dann Justizrat Hahn fragte, «eiche Bewandni» »S mit de« znrückdatierte« Verträge« habe, beantragte Rechts anwatt Tr. Kunz weaen Gefährdung der Staatssicherheit Ausschluß der veffentlichkeit. Für die Begründung und Verhandlung dieses Antrags wurde darauf die Oeffcntlichkcit ausgeschlossen, ebenso durch Gerichtsbeschluß für di« weitere Vernehmung des Zeugen Kranz über die zurückdatierten Verträge. Zu Beginn der RachwittagSverhanblnng gibt ber Vor sitzende bekannt, daß die in der Vorwittagsverhandlnng ge» stellte« Bewcisanträge vom Gericht als ««erheblich abge- lehnt wnrde«. Di« Berichte des damaligen Bevollmächtigten Kranz vom IN. November ISS! über die Verschrottungs geschäfte der Evaporator-Gesellschaft in Königsberg werden vorgelegt. Sie belasten die Gesellschaft schwer. Sie seien, so erklärt der Zeuge, zusamwengestellt morden, nachdem er per sönlich an Ort und Stelle sich von dem Tatbestand überzeugt habe. Ter Zeuge P. Litwin bezeichnet die Evaporator A. G. als Sozius der Reichstrenhandgesellschast.
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