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> v^'^^^WWMNj'.WWWWWWWWWWWWW^ bestätigt. Beide Parteien sind für nächsten DienStag nacht Berlin berufen morden. Tie Streikbewegung in Sachsens nimmt weiter einen geordneten Verlauf; Versuche derKom< munisten, die Arbeiterschaft zu Massenkundgebungen aufzu-/ rufen, find fehlgeschlaaeu. Einzelne Betriebe haben wegen Kohlenmangrls Feierschichten eingelegt. Politische Tagesiibersicht. Fürst Bülow nicht nach Berlin berufen. Gegenübers anders lautende Meldungen können wir Mitteilen, dah derZ Reichspräsident eine Einladung an den in Rom weilenden! Fürsten Bülow, sich sobald wie möglich nach Berlin zu be-f geben, nicht bat ergehen lassen. Neuer Brief Macdonalds an Voinear». Der .Intern- ii segeant" meldet, Macdouald habe an Poincars einen neuen Vries gerichtet, der sich in herzlichen Ausdrücken bewegt. I Ansistttdsrrkdrrekstr bie vavvwirtfchafr. * Dresden. In der Nummer 36 der Landwirtschaft lichen Keilschrift „Sächsische Bauernzeituug" vom 7. Mat diese« Jahres wurde in einem Artikel „Gutachten de» Landeskulturrats über die wirtschaftliche Lage und steuer« liche Belastung der sächsischen Landwirtschaft" eingehrnd di« Kreditnot in der Landwirtschaft behandelt. Di« dort geschilderten auf di« Dauer unhaltbaren Zustände versuchen in letzter Zeit ausländische Firmen bezw. ausländisch« Geldgeber unter Vermittlung deutscher Firmen sür tbr« Zwecke auSzunütze». Das GeschäftSgebahren dieser zum keil nur vermeintlichen Geldgeber bezw. ihrer Beauftragten ist kurz folgendes- Die Firmen treten mit dem Angebot einer groben DarlehnSsumme an kreditsuchende Landwirt« heran und fordern einen nicht übermähig hoben, doch beständigen Zinsfuß (10—12 Prozent jährlich). Der Kredit ist langfristig (meist nicht unter 8 Jahren), eine frühere Rückzahlung wird ausgeschlossen. Al« Sicherheit wird di« Eintragung der entsprechenden Summe al« Hypothek an sicherer Stelle gefordert. Zur Information der betreffenden Firma bat der Kreditsuchende einen Fragebogen auSzu- sitllen, der eine grobe Anzahl Fragen über den betreffenden Betrieb enthält, die mit der Kreditgewährung gar nicht in unmittelbarem Zusammenhänge stehen. — Inwieweit tatsächlich in einzelnen Fällen Kredit gewährt wird, könnt« bisher nicht festgestellt werden. Selbst wenn einzelnen wenigen Besitzern« auf diesem Wege scheinbar geholfen werden sollte, liegen doch tn diesem ganzen System nicht zu unterschätzende wirtschaftliche und politische Gefahren. Einerseits kann «ine Verschuldung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes an ausländische Geldgeber in gröberem Um fange aus wirtschaftspolitischen Gründe» keinesfalls zuge- geben werden, andererseits ist der Verdacht, dah die Frage bogen einer wobldnrchdachten Wirtschaftsspionage dienen, nicht von der Hand zu weisen. Rein sachlich darf gesagt werden, dab selbst in unserer jetzigen wirtschaftlichen Lag« «in Festlegen auf eineu bestimmten ansehnlichen Zinsfuß für die Dauer von fünf Jahren und darüber hinaus al« gewagt angesehen werden muh. Nu« diesen Gründen kann vor einem Eingehen auf derartige Kreditangebote nicht genug gewarnt werde», so verlockend sie auf den ersten Eindruck auch erscheinen. Abschluß eines Handelsvertra-es zwischen Japan und Frankreichs * Tokio. Da» japanische Außenministerium veröffent licht ein Kommunique zu den Besprechungen, die der fran zösisch« Gouverneur von Judo-China-Merlim kürzlich hier mit Vertretern der japanischen Regierung geführt hat. In dem Kommunique steht, daß die Basiszmm Abschluß eine«. Handelsvertrages gefunden worden sei. Irgendwelche wich- Ligen Fragen, die auf die internationale Politik im allge- meinen sich beziehen, seien nicht zur Sprache gebracht worden.^ Der Konflikt im sächsischen Steinkohlenbergbau. )( Dresden. Die Blättermeldnng, Lab die für Frei-j tag in Berlin in Aussicht genommenen Verhandlungen zur Beilegung deS Konfliktes im sächsischen Steinkohlenberg-) bau nicht stattgefunden haben, wird von zuständiger Seit«; Berdor ver Memelner Munvscha«. Di« .Memeltünorr Rundschau" in Heydekrua, di« vesonder« die Interessen der Deutschen im Memelgebiet vertritt, ist von der litauischen Regierung wegen «ine« Artikel« der sich mit der Memel frage befaßt, auf die Dauer von 14 Lagen verboten worden. Der Gouverneur der Bank von England nicht in Deutschland. Zu der Meldung eine« Berliner Börsenblatt««, wonach sich der Gouverneur der Bank von England nach Berlin begeben haben soll, um mit dem R«ich«bankpräsiden- ten Dr. Schacht über schwebende Fragen -u verbandeln, er- fährt di« Lelunion von zuständiger Stell«, daß diese Meldung nicht den Tatsachen entspricht, Die amerikanische« Flieger, die kürzlich auf dem Marineflugzeug tn Kasumija Ura, KO Meilen nordörftltch Tokio, «tntrasen, statteten gestern Tokio einen Besuch ab, wo sie begeistert begrübt wurden. Beim Frühstück über reichte ihnen der japanische Kriegsminister Erinnerungs zeichen al» den ersten Fliegern, di« den Stillen Ozean über quert habe». TS wird erwartet, daß die Amerikaner Mitt woch oder Donnerstag abfliegen werden, sobald ihre neuen Motor« geprüft sind. »uuft »»« Wissenschaft. Ein deutscher Gelehrter zur Bekämpfung der Malaria nach Argentinien berufen. Der Abteilungsleiter am In stitut für Schiffs- und Tropenkrankhriten in Hamburg, Prof. Dr. Mühlen», ein al« Autorität auf dem Gebiet der Tro« penhygiene in allen Teilen der Welt bekannter Gelehrter, war von dem Präsidenten des argentinischen „Departements Nacional de Hygiene" eingeladen worden, zum Studium der Bekämpfung der Malaria auf einige Monat« nach Ar gentinien zu kommen. Professor Mühlen» ist nunmehr von einer längeren Expedition »ach Nord-Argentinien mit ret- chen Forschungsergebnissen über die Malariakrankbeiten in diesen Gegenden nach Buenos Aires zurückgekebrt. Er hat die Absichtvda» aus dieser Expedition gesammelte wissen schaftliche Material in Buenos Aires zu verarbeiten und dann eine weitere Expedition in den argentinischen Chaco z» unternehmen; der Zweck dieser Expedition ist die Be kämpfung der dort weit verbreiteten Pferdekrankbett „Mal de Caderas" mit dem deutschen Heilmittel „Bayer 205", dem einzigen Mittel gegen die tropische Schlafkrankheit. Anschließend ist Professor Mühlen» nach Brasilien »um Studium der dortigen Tropenkrankheitrn und zum Besuche verschiedener südamerikanischer Universitäten eingeladen. Arthur der neue BerlinerMraermeilter Der neu« Berliner Bürgermeister Arthur Scholtz ist am 29. Januar 1871 in Äythin (Provinz Posen) geboren. Nach Studium der Recht«» und StaatSwiflenschast in München und Berlin bestand er 1898 in Breslau die erste und 1897 die zweite juristisch« Staatsprüfung in Berlin. 1903 wurd« er einstimmig al« Stadtrat und Kämmerer der Stadt Cbar- lottenburg gewählt. Nach Bildung der neuen Stadtge» meinde Berlin wurde er am 28. Mär» 1921 Bürgermeister dr« Bezirksamt» Ebarlottenburg (Vorsitzender de« Bezirks- amt«i -H MMMmlrrM Im MW MM. Durch die Neuwahlen har sich die Platzverteilung im Reichstag bedeutend verän dert. Die Sitze der rechten Parteien sind weiter nach der Mitte zu verschoben worden, und ebenfalls stark nach rechts haben sich die Plätze der Kommunisten ausgedehnt. Interessant ist die Platzan- wrisung für die äußerst« Recht«, di« zwischen Deutsch nationalen und Deutscher Volksvarteiuvtexgrbracht ist. ----- warum Ihr Herr Vater gestern von Paris nach Frankfurt gefahren ist." / Es war etwas wie eine starke elektrische Spannung zwischen ihnen. Jeder mißtraute seiner Kraft, das köst liche Geheimnis noch lange vor den Augen des anderen zu verbergen. Und dadurch kam in jedes ihrer? Worte, auch in das harmloseste, eine Bedeutung, die sie /mit ge spannter Aufmerksamkeit lauschen ließ, wie in/der Er wartung einer überwältigenden Offenbarung. „Mein Vater ist ein ;ehr kluger Mann, Herr Westen- Holtz," sagte Sylvia leise, „und ein Menschenkenner von seltenem Scharfblick. Wenn es ihm nicht beliebt, Ihnen zu erzählen, weshalb er dies oder jenes getan hat, so wer den Sie es aus ihm so wenig herausbringen, wie aus einem Marmorblock." „Und doch weiß ich, daß es einen schwächen Punkt gibt, an dem auch diesem Marmorblock beizukommen sei» mutz." „Dann wissen Sie mehr als ich; denn ich kenne einen solchen schwachen Punkt nicht." „Sollte nicht Mister Pendletons VaterKebe seine ver wundbare Stelle sein?" Auf Sylvias Wangen glühten schon wieder di« Rosen einer holden Verwirrung. „Sie mühten fürwahr sehr vorsichtig sein, Herr Westenholtz, wenn Sie zu meinem Vater über mich sprächen." „So vorsichtig werde ich sein. Miß Pendleton, wie der Besitzer eines unschätzbaren Kleinods, der hinter jedem Mauervorsprung und im Schutze jedes dunklen Schatten» einen raubgierigen Feind vermutet, so lange, bi» er sein Juwel an einem unangreifbaren Orte in Sicherheit ge bracht hat." „Ach, ich glaube, solcher unangreifbaren Orte gibt es nicht allzu viele. Wessen kann man denn überhaupt im Leben sicher sein? Nehmen Sie doch unseren eigenen Fall. Ich unterhielt mich so gut aus unserer Tour, und ich hegte so viele schöne Hoffnungen für ihre Fortsetzung. Nun ist mit einem Male alle» entzweigebrochen, ohne unser Verschulden, wie ich doch wohl annehmen muß. Ich bin immer ein wenig fatalistisch veranlagt gewesen, wenn Ihnen die» Geständnis aus meinem Munde auch sonder bar klingen mag. Und ich gebe sehr viel auf Ahnungen. In diesem Augenblick aber sogt mir eine Ahnung, daß wir un« nach Lieser bevorstehenden Trennung nicht so schnell und bequem Wiedersehen werden, wie Sie zu glauben scheinen. Und wenn ich einem Manne, der jeden- fall» erfahrener und klüger ist als ich, einen Rat geben darf, so ist e» der, Laß Sie meines Vaters Bekanntschaft nicht suchen, bevor ich nicht Gelegenheit hatte, selber mit ihm zu sprechen. Sie müssen wohl schon bemerkt haben, daß ich St« mehr al» einen Freund ansehe, denn als einen — «inen " „Einen Sklaven," kam er ihr zu Hilfe. Aber st» b«. «egt« unwillig, den Kopf, - „Reden Tie nichts Törichtes. Ich meine, daß sich zwischen un» ein Verhältnis yerausgedildet bat, wie es zwischen mir und Bartel» oder einem der vielen anderen Chauffeure, mit denen ich bis jetzt in Berührung g«. kommen bin, niemals hätte entstehen können. Dafür dürfen Sie bet meinem Papa nicht ohne weiteres ein Verständnis /erwarten. Und wie ich ihn kenne, kann ich Sie deshalb nur warnen, sich ihm persönlich zu nähern, ehe er von Mir die nötigen Erklärungen erhalten hat. Iä? halte die Ankunft der Mistreß Leland keineswegs für einen bloßen Zufall, sondern ich vermute, daß ihr die Fortführung einer Aufgabe zugedacht ist, die nach meine» Vaters An sicht von einer anderen Persönlichkeit bisher nicht zu seiner vollen Zufriedenheit gelöst wurde. — Ich kann mich in diesem Augenblick nicht deutlicher darüber aussprechen. AH Abasie konnte ihm ihre Befürchtungen nicht mehr offenbaren. Denn hinter ihnen erklang eine schrille»tlmme, die wahrscheinlich keinem von ihnen jemals so widerwärtig in» Ohr gedrungen war als gerade in diesem Augenblick. „Sylvia — meine teure Sylvia l Ueberall schon hab« ich nach Ihnen gesucht. Ah, da sind ja auch Sie, lieber Herr Westenholtz l Sie waren in Karlsruhe, wie ich gehört habe. Wie gütig und fürsorglich da» von Ihnen gewesen ist. Denn Sie vermuteten sicher, daß dort Postsachen für uns liegen könnten. Haben Sie vielleicht auch mir ein Briefchen mitgebracht?" „Ich habe mich bet Ihnen zu entschuldigen, Frau von Riedberg," fiel Sylvia hemmend in ihren süß dahin flutenden Redestrom ein. „Meine eigenen Neuigkeiten nahmen mich so tn Anspruch, daß ich darüber zeitweilig die für Sie bestimmten vergessen konnte. Hier ist Ihr Bries. Ich habe aus der Handschrift der Adresse gesehen, daß er nur von dem Vicomte de Marigny ist. Wahr scheinlich macht er uns Borwürfe, daß wir ihn in Karls ruhe vergebens auf uns warten ließen. Aber was sagen Sie zu meinen Nachrichten? Mein Vater ist in Frankfurt; eine Freundin meiner Familie, Mistreß Leland, wird morgen in Stuttgart zu un» stoßen, um für den Rest der Tour in unserer Gesellschaft zu bleiben, und zu derselben Zeit wird sich Herr Westenholtz von un» verabschieden." Frau von Riedberg» Augen waren während dieser Er regung tellerrund geworden. Ihre Bestürzung hätte kaum! größer und offensichtlicher sein können, wenn in ihrer un mittelbaren Nähe eine Granate eingeschlagen wäre. Ein« lange, schlaflose Nacht und einen trübseligen Morgen hatte sie damit zugebracht, an Stelle der zusammengebrochenen Luftschlösser ein neues aufzubauen, und nun, da sie noch kaum damit fertig geworden war, nun mußt« sie auch die» wieder zu einem kläglichen Trümmerhaufen zusammen sinken sehen. „Ich verstehe nicht," stammelte sie, „beim besten Willen verstehe ich nicht, wie " „Keiner von uns versteht den eigentlichen Zusammen bona, der Dinar. Aber dte Tatlachen lind oicht»delto«eoüur unavänoerttch. Mein Papa Ist in Deutschland, Mistreß Leland wird morgen nach Stuttgart und Herr Westenholtz wird nach Frankfurt reisen. Wenn meine Augen mich nicht getäuscht haben, hat er übrigens vorhin schon seinen Nachfolger von Karlsruhe mitgebracht. Wenn es sich so verhält, wäre es dann nicht in der Tat besser, Westenholtz, daß Sie noch heute fahren?" „Mit Ihrer gnädigen Erlaubnis möchte ich doch lieber bi» morgen abend auf meinem Posten bleiben." Sylvia erwiderte nichts, aber mit stärkeren Anzeichen der Erregung, als sie sie sonst selbst in kritischen Momenten zu zeigen gewöhnt war, wandte sie sich an die Baronin. , „Ich kann mich der Empfindung nicht erwehren, daß der Herr Vicomte an meiner Person und an meinen An gelegenheiten ein Interesse nimmt, zu dem ich ihn durch mein Benehmen gewiß niemals ermutigt habe. Oeffnest Sie, bitte, Ihren Dries und lassen Sie mich wissen, ob er bet alledem irgendwie feine Hand im Spiel gehabt haben kann. — Aber nein," fügte sie nach kurzer Ueberlegung, sich berichtigend, hinzu, „das ist ja kaum möglich. Ich dachte nämlich daran, daß er nach Paris an meinen Papa tele graphiert haben könnte, als wir nicht in Karlsruhe ein- trafen. Und ich sehe ein, daß das eine ganz unsinnige Vermutung gewesen ist. Mein Vater war ja schon in Frankfurt, noch ehe der Vicomte ahnen konnte, daß wir nicht kommen würden. Marigny ist also unschuldig. Irgend ein anderer feindseliger Einfluß aber muß sich bei meinem Papa gegen mich geltend gemacht haben. Und ich werde seinen Urheber oder seine Urheberin zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen wissen — das ist ganz gewiß." Ohne zu warten, bi« di« zögernde Frau von Riekberg ihrem Wunsche entsprochen und den Brief geöffnet haben würde, verließ sie zum zweiten Male die Veranda, um sich auf ihr Zimmer zu begeben. Auch Hoiningen machte Miene, sich zu entfernen, «ine jammervoll klägliche Stimm« aber hielt ihn zurück. „Herr Westenholtz — lieber Herr Graf — was, um de» Himmel» willen soll da» alle» bedeuten?" Sie war in einem erbarmungswürdigen Zustande — In dem Zustande eine» Menschen, der zu dem Bewußtsein unverschuldeten und unbegreiflichen Unglück» auch noch «in schlechte» Gewissen hat. Wenn nur ihr unglückseliger Brief an Mister Pendleton nicht gewesen wäret Natürlich konnte dieser Brief 'den Umständen nach unmöglich di« Veranlassung für die Reise de« Amerikaner» gewesen sein, und sie hatte sich auch schon eine ganz hübsche Erklärung zurechtgemach^' dahin lautend, daß dieselben Eigenschaften, die einem jungen Aristokraten als hohe Vorzüge anzu rechnen waren, bei einem Chauffeur naturgemäß höchst bedenklich hätten erscheinen müssen. Aber der Gedanke an diesen Brief lag ihr dessenungeachtet wie «ine Zentnerlast aus der Seele, und sie wußte -sich für den Augenblick in threr Ratlosigkeit nicht ander» u zu Helfenals mit einem Appell an die überlegen« Kluoheit diele» so wunderbar kaltblütiaen junaen Mannes.