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Wagen selbst wurden schwer m»tgr»»mm««. A« d»r Unfall- stelle sind die Schienen teilweise schwer beschjtdlät. dennoch erlitt der Zugverkehr keine Unterbrechung. wählt. — Sn einer von der Orrsgrnvve wanden ver Nnad- hängigen Gogialistischen Partei Deutschlands veranstalteten DemonstrationSveriammluna protestierte die werktätige Ve- välterung Bautzens gegen den von der Entente bradfich- tigten Truppentransport durch deutsch« Reichsgebiet zu gunsten Polens. »Hohen st «in-Ernstthal. Am Hellen Lag« «mb- te« im benachbarten Tirschheim vier Unbekannte, unter Ge- waltandrohung, beim Uhrmacher Sonntag Echmuiksachen im Wert- von 12000 Mark. Frauenstci in Eine Gehetmschlächterei groben SiilS wurde von der Landeslriminalposizei dee B igab: F.eibcrg und der Gendarmerie B enenmiihle tin Frauevsteiner Be zirk ausgedeckt. Bon den an den Sch varzsch ückitere'.en bc- tekliaten 7 Personen wnrae» 6 verhaket. Bon Mitte März bis Mitte Mai ds. IS. sind insgesamt 10 Rinder, 7 Kalber nnd einige Schweine schwarz'c'chiackitet worden. Das schwarzgeschlachtete Fleisch wurde zu hohen Preisen an Gasthäuser abgegeben. Glauchau. Eine Explosion, die leicht schimmere Folgen haben konnte, ereignete sich am Freitag abend im Reuen Stadtkrankenhanse. Beim llmsilllen von Acther aus einem Glasballon war dessen Boden schadhaft geworden, sodaß sich der flüssige Stofs aus de» Fußboden ergötz. D e dadurch cnlwicke'tcn Ga>'e wurden durch die beim Einichal- ten des elektrisch betriebenen Fahrstuhles erzeugten Junten zur Exploiion gebracht, wo""'h nicht nnerheblickwr Sach schaden angerlchtet wurde u»r eine Schwester am stopf und Hals Brandwunoen enü>. Oberplanitz In einer Fortbildungsschule«^ sollte ein Schüler wegen einer Ungehörigkeit eine Stunde Strafe verbüßen nnd dab.'ei en. Nach Schluß des Unter richts erschienen aber seine Mitschüler und forderten ge schlossen dessen Freilassung. Die Anstifter dieser Wider setzlichkeit gegen die Schulordnung wurden bestraft. OelSnitz t. B. Ein im nahegelegenen Großzöbern in Stellung befindliches Dienstmädchen ging am Sonntag mittag mit Genehmigung seiner Herrschaft nach Geilsdorf, von wo eS gebürtig ist. Ans dem Wege dorthin wurde eS — wie r» angibt und erst jetzt bekannt wird — von einem ver- kommenauSsehenden Menschen überfallen, vergewaltigt und den Tag über, wie die ganze Nacht gefangen gehalten. Später wurde eS unter der Drohung, eS würbe erschossen werden, sobald eS etwas verriete, an einen Baum gebunden, worauf der Mann verschwand. Nach mehreren Stunden ge- lang eS dem Mädchen, sich zu befreien. Die Gendarmerie untersuchte die romantische Geschichte bis jetzt ergebnislos. * Leipzig. In einer Protestversaminlung der Straßenbahner gegen Betriebselnschränknnaen nnd Arveiter- entlassnngen wurde mOgeteilt, daß die Straßenbahn in dem Jahr vom 1. Avril lk)20 bis 31. März 1921 wahrscheinlich mit einem Defizit von 22 Millionen Mark abschließen würde; nach voraeleqter Statistik arbeite man mit einem Defizit von 32000 Mk. täalich. Der Direktion wurde vorgefchlagen, anstelle van Arbeiterentlassungen das gesamte Personal in jedem Monat einen Tag antzsetzen zu lassen' ledige Arbeiter weitere 8 Tage, Verheiratete ohne Kinder 4 Tage nnd Verheiratete mit einem Kind einen weiteren Tag, wodurch die Entlassungen vermieden nnd b Millionen Mark an Löhnen gespart werden. — Montag nnd Dienstag nächster Woche wird Finanzminister Dr. Reinhold mit den Leipziger städtischen Behörden wegen der Bebauungspläne der Vororte Leipzigs Fühlung nehmen. Es bandelt sich nm die Aufschließung der Brannkoblenfelder von Böhlen, die mit allem Nachdruck betrieben werden toll. Leipzig. Ein Eisenbahnunglück ereignete sich Don nerstag-Abend gegen ?i7 Nhr dicht in der Nähe des Bahn hofes Stötteritz bei Leipzig. Der von Hof kommende Per- sonenzug, der Stötteritz etwa gegen 6 Uhr 48 Minuten ohne zu halten passiert, fuhr mit voller Geschwindigkeit unter der Brücke durch auf dem dicht an der Eisenböschung hinführen den EinfahrtSgleis. Nachdem die Lokomotive und die ersten fünf bis 6 LSagen des Zuges die richtiggestellte Weiche passiert hatten, gerieten aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache die letzten Wagen deS in voller Fahrt befindlichen Zuges aus das Nebengleis, ohne jedoch von dem Vorderteil des Zuges losgerissen zu werden. Erst dadurch, daß die Gleise sich von der Weiche ab weiter voneinander entfernten nnd so di: Spannung größer wurde, rissen beide Teile des ZugeS mit ungeheurem Krach auseinander. Bon den letzten drei Wagen deS Zuges stürzte der erste Wagen, ein Wagen dritter Klaffe, quer zwischen beide Gleise, mit dem Dach nach unten. Der folgende Wagen vierter Klaffe stürzte aus das Nebengleis, während der Schlutzwagen, gleichfalls ein Wagen vierter Klasse, nnvcrichrt ans dem Gleise stehen blieb. Von dem letzten Wage» doS ersten Teiles des ZugeS wurde die Hinterachse losgerissen, so Laß sich auch dieser Wagen etwa IM Meter von der eigentlichen Unsallstelle entfernt, losriß und umstürzte. Ter Lokomotivführer hatte das Un glück bald gemerkt und den Zug zum Stehen gebracht. In der Nähe arbeitende Vahnarbeiter und andere Prsonen, auch das Personal -eS verunglückten ZugeS, machten sich sofort an die Rettung der in den umgestürzten Wagen befindlichen Personen, die verzweifelt um Hilfe schrien. Wie sich bei den Rettungsarbeiten herausstellte, waren die umgestürzten Wagen zum Glück nur ganz schwach besetzt. ES gelang, die Verunglückten durch die Fenster der Wagen aus ihrer ge fährlichen Lage zu befreien. Etwas schwieriger gestaltete sich die Rettung der Passagiere des Wagens dritter Klaffe, dessen Räder in die Lust ragten. Es stellte sich schließlich heraus, daß die zehn geborgenen Verwundeten nur leichte Verletzun gen davongetragen hatten. Nur eine Frau, die neben leichten Verletzungen noch einen Nervenchok erlitten hatte, mußte zunächst dem Krankenhaus zugeführt werben; auch ihr Be finden besserte sich jedoch bald nach der Einlieferung. Die Bestimmungen hinaus, indem es die Möglichkeit schafft, kn besonderen Fällen auch daun eine Versorgung zu ge währen, wenn der Sohn die Ellern zwar vor seinem Eintritt in den Heeresdienst noch nicht unterhalten hat, nach fernem Ausscheiden aber damit hätte gerechnet wer den können. Gleichgestellt sind den leiblichen Eltern Adoptiveltern, wenn sie den Verstorbenen vor der Dienst- beschädtgnng an Kindes Statt angenommen haben, sowie Altes- und Pflegeeltern. —* Neutralitätskundgebung der sächsi schen Eisenbahner. Die ReichSgeiverkschact deutscher Eiienbahnbeamlen und Anwärter, Landesstelle Sachsen, und der Landesverband Sachsen der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner richtet an alle deutschen Eisenbahnbeamten und -arbeiter folgenden Ausruf: „Die ReichSreaierung hat die Neutralität der Republik Deutschland in dem Kampf zwischen Sowjet-Rußland und Polen erklärt. Diese Neu tralitätserklärung legt Deulich'.aud u. a. die Pflicht auf, zu verhindern, daß militärische Transporte für die eine oder andere der kriegführenden Parteien durch Deut chland geleitet werden. Sollte in dieser Hinsicht irgendwelcher Druck auf die deutsche Regierung anSgeübt werden, so er klären die Großorgauisalionen der deutschen Eisenbahn beamten nnd -arbeiter, daß sie unter keinen Umständen «ne Verletzung der Neutralitätspslichten zulassen und mit allen gewerlschastlicheu Mitteln dcrar ige Transpor e ver hindern werden. Fede dahingehende Aufforderung ist vom Etsenbahupersonal zurückzuiveiien, jede Hilfeleistung ist Verrat am Vaterlandes" l — Kleine Rentner können bekanntlich unter ge- »tffr» Umständen die Kapltalertragssteuer zurückbekommen, wenn sie über sechzig Jahre alt oder erwerbsunfähig, oder «tcht bloß vorübergehend behindert sind, ihren Lebensunter halt durch eigenen Erwerb zu bestreiten. Ter NetchSmtnt» ster der Finanzen hat setzt die näheren Bestimmungen dazu getroffen. Das Einkommen muß sich hauptsächlich aus Kapi- taletnkommcn und bestimmten Bezügen zusammensetzen. Zur Vermeidung von Härten kann dann die in einem Kalender jahr entrichtete KapitalertrngSsteuer nach Ablauf diese- Jahres über die vorgcscbriebcncn 75, Prozent hinaus in »oller Höhe erstattet werden. Es geschieht dies aber nur bann, wenn die Rentner nach den Vorschriften deS Ein kommensteuergesetzes keine Einkommensteuer zu entrichten Laben. Die Entscheidung über diese Erstattungen steht den «andeSfinanzämtern zu. Sie erlassen die nötigen Anwei sungen. —* Im Dresdner Kreuzchore werden Ostern nächsten Jahres wieder eine Anzahl Stellen kür Sopran stimmen frei. Die 60 Alumnen nnd Kurrendaner dieses CboreS genießen am Dresdner Kreuzgymnasinm bekanntlich besondere Vergünstig»»«?»: Die Nnterkurrendaner erhalten freien Unterricht, die Oberknrrendaner außerdem bestimmte Geldzuwendnnaen, die Alumnen freien Unterricht, freie Wohnung, Beköstigung, Beaufsichtigung und Bücher. Sol chen auswärts wohnenden Eltern, die ihre Söhne in Er wartung einer Aluinneustcllc einstweilen in Dresden in Pension geben müssen, können hierzu ansehnliche Beihilfen bewilligt werden. Knaben im Alter von etwa 10 Jahren, die stimmlich und musikalisch besonders beanlagt sind nnd ante Schulzeugnisse besitzen, können sich nach den großen Ferien mit dem Kantor der Dresdner Kreuzschnle, Herrn Prof. Otto Richter, DreSden-A., WalpnrgiSstraße 16, in Verbindung setzen. Oschatz. In dem der Witwe H. gehörigen Gruno- stück in unmittelbarer Nähe von Zschölkau waren, ver mutlich in vorletzter Nachil 3 Schweine — im Gewicht von L, 1> r uns) 1 Zentner, auSgeschlachtet — heimlich geschlachtet worden. Die Polizeiwache war telephonisch von dem Gchwarzschlachten verstünoigt worden und beschlagnahmte dre Schweine. Mügeln. Der hiesige Stadtrat sieht sich genötigt, gegen annähernd 70 Gewerbetreibende u. Händler wegen zu geringer Einschätzung zur Umsatzsteuer für 1V19 das Ver- fahren einzuleitcn. )( Nossen. Der Verein für Kriegssiedelnngcn, der seit längerer Zeit schon die Errichtuni von Kriegerhenn- stätten in Nossen Plant, geht diesem Ziel nunmehr ernst lich entgegen. Es sind zunächst 10 Wohnhäuser geplant. Desgleichen nimmt ein hiesiges großes industrielles Unter nehmen die Errichtung mehrerer Ein- und Zweisamilicn- Wobnliänscr demnächst in Angriff. Mit dem Ban toll in Bälde begonnen werden, damit diese Häuser noch in die sem Jahre bezugsfertig werden. j * Schandau. Eine Pflegerin war mit zwei ihrer Obhut anvcrtranten Kandern aus einen steilen Felsen in der Nähe des „Schiitzenhauses" geklettert. Ans der Spitze stürzte sie ab, blieb aber in halber Höhe an einem Baum hängen. Die Kinder, die nicht so tief gerutscht waren, konnten sich selbst retten nno holten Hilfe. Die Sa« mara'ler-RcttungSiuannschaft seilte oae Pflegerin au und brachte sie wieder in Sicherheit. Stürza. Bei dem letzten Gewitter ging hier ein« Windhose nieder, die an Getreide und Obst eine verheerende Wirkung anrichtete. Es wurden teilweise die Dächer ab gehoben und eine vor dem Tor« b:S Gutsbesitzers Hürnig desindlichc 300jährige Linde entwurzelt. * B a utz e n. Die Bautzener Schiefchleiche, die mit einem großen Volksfest verbunden werden soll, findet vom 14. bis mit 18. August statt. — In Bischofswerda fand dieser Tage «ine Gründunasversammlniig des Verbandes junger Lank- wirte Ostsachsens statt, die von Vertretern der Vereine junger Landwirte ans den Anatshauptmannschasten Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau, sowie ans den Bezirken Pirna rechts der Elbe und Dresden-Neustadt besucht war. Zum vorlausigen Vorsitzenden wurde Herr Jaurich-Jiedlitz ge Am Weg und Ziel. Original-Roman von Margarete Wolsf-Mede». 82. Fortieiinng. „Es ist wirklich unerhört," knurrte Ferdinand Wieben kamp, nnd aus dem dunklen Osenwinkel kam das Knacken eines Lehnstuhles. Der Alte hatte sich grollend oahin zurückgezogen. Es war ganz still im Zimmer, auch das Geklapper nebenan hatte aufgehört. Frau Tina lauschte auf jedes Ge räusch. Aber weder im Flure noch orangen im Vorgarten rührte sich etwas. Da singen ihre Gedanken an, beküm mert und angstvoll hm- und herzugehen, nnd schließlich redete sie mit halblauter Stimme in die Dunkelheit hin ein, wo, ivie sie wußte, ihr Mann jaß. „Die Schlcchiig.'eit in der Welt wird immer größer, Ferdinand. Wenn man die Zeitungen ausschlägt, steht weiter nichts als Raub und Mord darin. Das sollten die Zeitungen gar nicht schreiben. Das macht bloß noch mehr Diebe und Mörder. Und ein Mensch, der reich ist, muß schon immer auf der Hut sein. Raubgesindel überall. Hast du von dem Kerl gehört, der neulich unten am Hafen den fremden SchisfSrapitän fast umgebracht hat? . . . Ferdinand, Leberccht läust gewiß wieder überall Herum. Das tut er ja immer, wenn er hier ist." , „Hat er das nötig?" das Lam scharfen Tones aus der Eck« heraus. Doch Frau Ernestine fuhr fort, ihrer schwingenden Sorge Ausdruck zu geben, bi; in ihre Reden im'tlen hin ein die vom Flur hcreinsührende Tür geöffnet wurde, bis ein breiter Lampcmchein von dort her zitterte, der sich mit dem aus dem Speisezimmer zu einer Lichtbahn vereinte, bis da aus der Schwelle die hohe Gestalt des Sohnes stand. Leberecht Wiedentamp sah seine Ellern nicht gleich. ^Nutterj riej^er leise in den Rapm hinein, „Leberecht!" Da stand sie nun, von ihrer Sorge er löst, mitten ,n der Lichtbahn zwischen den beiden Türen. Und Leberccht Wierenkamp kam langsam auf seine Mutter zu. Er schloß sie in die Arme, drückte, küßte und streichelte ihre Hand. Das Schuldbewußtsein, das aus dem schwanken Boot hinter ihm hergekommen war, war auch jetzt noch in ihm und das machte ihn so weich, das sollte eine Abbitte sein, die er einer anderen schuldig geblieben war. Und hier in diesem merkwürdig beleuchteten Raume wuchs daS Schuldgefühl in ein zitternd rückschanendeS Empfinden hinein . . . Jahre und Jahre gingen über die Lichtbahn, in der er jetzt stand. . . Jahre, die er ver wünschte. Es war ein wunderbar tiefes Empfinden, so voll von Reue nnd Innigkeit und weitender Kraft, und daran- hervor stahl sich wieder die stille reine Sehnsucht nach dem neuen Leben . . . Und Las zitterte nachher noch in ihm, als er mit seinen Eltern im Speisezimmer saß. Die fragten ohne Ende und er hatte so wenig zu berichten. Er war durch die Stadt gelaufen, dann an den Hafen hinaus. Dort hatte er sich ein Boot gemietet, mit dem er eine Segel fahrt machte... Und weiter äußerte er nichts . . . Weiter war gar nichts paksiert. . . . Die Alten hatten viel mehr zu erzählen. Einer fiel dem anderen in die Rede, dieser in ihrem stillen Leben außergewöhnlich laute Nachmittag spiegelte sich mit culen seinen kleinen nutz kleinsten Einzelheiten getreu tn ihren Worten wider. Den Brief, den der Hi'ndenvergsche Diener gebracht hatte, mußte Leierccht nun gleich öffnen, noch wäh rend des Essens, und obwohl ne besten Inhalt kannten, ließen sie ihn doch vorlesen. Und dann beeilte sich Frau Ernestine das Wort zu nehmen, noch ehe ihr Mann dazu kam- „Der Diener war kaum weg, da klingelte die Flur- i^Üocke ^chyn wieder. Und da war es Fräulein Hrndenyerg. Sie kam wegen «in« ärgerlichen Vereinsgeschichte. Erne Dummheit, über,dse sie sich aber sehr aufgeregt zu haben schien; denn sie Mk.kehr nervös, sie zuckte bei jeaein Ge räusche zusammen. .Nach einer halben Stunde ging sie wieder. Sie läßt dich grüßen." „Mich Mutter?" Leberccht Mesenkamp legte Messer nnd Gabel aus der Hand und sah seine Mutter mit einein Strahlen in den Augen an, so heil, wie sie eS nur in srü- hester Kindheit darin gelärmt hatte. Sie nickte. „Ja, dich soll ich grüßen . . . Sie sagte das noch ganz schnell uns scheu, als wir an der Haustür standen." „Danke, Mutter." Er senkte den strahlenden Blick nieder. Aus seinem Gesicht malte sich eine Bewegung Nno nun schwiegen alle drei; denn das, was in ihnen war, darüber mochten sie nicht sprechen. Ferdinand Wiedenkamp endete dann das Schwc gcn. „Hörst du?" und er sah den Sohn an, indem er zu gleicher Zeit zum Fenster hinlauschie. „Ja," Leberecht nick e. Er hörte ebenfalls den Pfiff der Lokomotive vom Bahnhofe her. „Laß ihn pfeifen," sagte er lachend. „Ich fahre noch mcht." Damit stano er nun vom Tische auf, wünschte den Eller» gesegnete Mahl zeit und bat, oa er an se neu Prokuristen schreiben wolle, m sein Zimmer hinanfgehcn zu dürfen. Ferdinand Wiedentamp knurrte irgend etwas, Frau Ernestine aber blickte den Sohn lächelnd an. Es war ein geheimes, freudiges Wissen zwischen Mutier und Sohn. Oben in seinem Zimmer stano Leberecht Mevcnkamp . dann am Fenster nno blickte zu den ersten Sternen am Himmel hinaus. Sie hatte ihn grüßen lasten. Sic, Inge. . . . Sie war hier in seinem Vaterhaus gewesen und hatte voller Unruhe dagcsesfen, wie die Mutter sagte. Ob sie aus ihn gewartet hatte?,... Ja, ja . . Sie war um feinet- t-Mst -asewetz». - — - - - ' - W» -er Aiicker -lrl-tf Die Bevölkerung leidet bekanntlich t« ganz Lesonderem Raße unter dem Zuckermangel. Neuerdings sind, obgleich der Krteg längst zu Ende ist und da» Miütonenheer keine» Zuckerbrdarf mehr Hot, sogar die Drriviertelpsuud pro Kopf,' öle in den schlimmsten Kriegszeiten gewährt werden konnten, noch wclier heruntcraesetzt worden. Und Einmachzucker, der evenfallS tn der schlimmsten KriegSzeit den Familien zuge- wlesen wurde, gibt es diesmal nicht — weil kein Zucker da ist. Die Bevölkerung zerbricht sich nicht einmal den Kops darüber, warum kein vertellbarer Zucker vorhanden Ist, denn jeder mann weiß, baß der den Kindern, Frauen und alten Leuten fehlende Zucker sich »aggouweise im Schieberhaudel befindet. Man iveiß nur nicht genau, ob die Behörden die Schlam perei dulden, ober ob sie zn uusählg sind, die Mlststünbe u» beseitige«. Wo sich der Zucker aber sonst noch bestudet, dafür liefert der „Bcrl. Lvkalanzeiger" baS Material r er schreibt: Die BerwertnngSstelle der Rclchsm«»*p»lverw«Itung für Branntwein, Berlin, Schellingstraß« 14, hat nenerding» dl: Destillateure lm Deutschen Reich mit je 800 Liter Splritu» beliefert und ist tn der Lage, jedem dteser SvrirttuSempfän- ger auf die 300 Mer je einen Zentner Zucker znm Preise von 1200 Mark, also zwölf Mark für das Pfund anzubieten» Die Belieferung mit 8l>0 Liter Splritu» ist kürzlich wieder hol» worden nnd prompt macht die genannte Neichvmonopol- verwaltung ei« weiteres Angebot derselben Zuchermeng«. Da der Zucker nur in Doppelzentnersäcken geliefert wird, werden die Destillateure ausgesordrrt, daß immer zwei von ihnen zusammen einen Sack znm Preise von 2400 M» be ziehen sollen. In den Offerten der staatlichen Stelle helßt e»: Weiteres Angebot. Wir sind voraussichtlich in der Lage, den Destillateuren auf Grund der ihnen zugrtetlten Men gen AuSlandssprit Zucker in einem Umfange zur Ver fügung zn stellen, daß aus je SOS Liter zugeteilten Sprit ei» Sack von IM Kilo Zncker entfällt. Da bi« 100-Ktlo-Sack« an den Liefcrstellen sich keinesfalls teilen kaffen, könne« die Empfänger von nur 800 Liter Sprit an dem Zuckrrbezuge nur unter der Bedingung beteiligt werben, daß je zwei Empfänger von MO Liter Sprit gemeinsam einen 100-Ktlo- Sack beziehen. Mir genehmigen, daß Sie sich mit einem Ihnen bekannten VcrufSgenoffen, dem 300 Liter Sprit zu geteilt worden sind, zwecks gemeinsamen Beznge» eines 100-Kilo-Sackes verständigen. Sobald dies geschehen, sind - uns die beiden unterzeichneten Bestellscheine auf je 50 Kilo Zncker von einer Stell« zusammen etnzufrnden. Die Be» zahlnng hat nnr durch eine Firma zu geschehen und diese bat der Kaffe der Neichsmonopolverrvaltnng die bewirkte Nebcrweisnng deS Gesamtbetrages von 2400 Mk. anzu zeigen. Da eS sich nm eine Verteilung über das ganz« Reich handelt, muß es sich um viele, viele Tanscnde von Zentnern Zncker handeln. Es bleiben danach folgende Tatsachen fest- znstellcn: 1. daß große Teil« der Bevölkernng denschmerzlich, stenMangelan Zncker leiden r S. daß eine Neichsstelke viele Taufende von Zentnern Zncker besitzt, den sie aber nicht der allge meine« Bevölkernng znkommen läßt, sondern zn einem Preise, der. wenn er sm privaten Handel vorkommt, als „WncherpreiS" hezeichnet wird, zur SchnapSsabrika, tion znr Verfügung stellt; 3. baß es ««bekannt ist, welcher Herkunft der Zncker der Ncichsmonopolverwaltnng ist und was sie dafür bezahlt hat; 4. baß private Händler, die für diesen Preis Zncker verkaufen, wegen Sch leichhandelS nnd wegen W « ch - rS vom Staatsanwalt verfolgt n'erden. Es würde die Bevölkerung wohl sehr interessieren, zn er fahren. ob die alleren NeichSstellcn von diesen Geschäften der „Nclchsmononalnerwastnng" wtsicn nnd ob sic die dadurch mitbewirktc Mißhandlung der Bevölkerung billigen. Die Ankunft des Zeppelin-LnftschlfftraneS. Der kürzlich aus Amerlka zurückgekehrte Generaldirektor deS Luftschiffbaues Zeppelin, Kommerzienrat Colsman, und der Direktor d-r Deutschen Luftschisf-Aktien-Gescllschaft, Dr. Eckener, gaben einem Nedaktionsmitglicd des „Stutt garter Neuen Tagblattes" Gelegenheit, Zuverlässiges über die Lage des Luftschiffbaues zu hören. Es heißt hier u. a.: Den unernrüdlichen Anstrengungen der geistigen Erben Zep pelins ist es gelungen, eine Steigerung der Geschwindigkeit zn erzielen, di« eS erlaubt, in achtzig Stunde« den Ozean zu überfliegen und die Verbindung der beiden Erdteile in einem Zeitraum zu ermöglichen, der nnr die Hälfte der Fahrtdauer der schnellsten Ozeandampfer betrügt. Die ehemalige Schnelligkeit der Zeppelin: betrug 18 bis 10 Meter in der Sekunde, während sie heute 83 Sekunden meter, also ungefähr 125 Kilometer in der Stunde, beträgt. Die absolute Betriebssicherheit d«S Luftschiffverkchrs erhellt auS der Tatsache, daß die „Bodensee" während der Zeit von August bis Dezember an 104 Kalendertagen tn 103 Lustreisen insgesamt 52 000 Kilometer zurücklegtc, ohne daß die mit ihr beförderten 2380 Personen irgendwelche Fährlichkeitcn zu er leiden gehabt hätten. Die ursprünglich« Absicht der Verwal tung der Delag ging dahin, die im vorigen Jahre mit so großem technischen Erfolge durchgeftthrten Fahrten Anfang