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H irs TovverStaz, SS. IM IMS, ebeub« «2. Jetzr, Mrtsepnl- fdlM sraaen soll mit Vertretern der Nahrungsmittelbranche demnächst in Beratung getreten werden. Prinz Ludwig von Bayern hat mied«:einmal ei« treffliche« Dort gesprochen. Al« jüngst im Kreise von Arundbesttzern darüber gesprochen wurde, ob man nicht den versaffer eine« Zeitung«arttkel« dem Strafrichter übergeben solle, da brach der Prinz die Beratung mit den Worten ab: »Ich meine, daß diejenigen Leut«, welche in der Oeffentltchkett stehen, «ine öffentliche Kritik sich gefallen lasten müssen und nicht so empfindlich sei« dürfen; auch ich muß mir die Kritik gefallen lasten, und st« ist manch mal ganz am Platz " Gewisse überempfindlich« Leut« mögen sich da» »ä ootam nehme«. Di« Deutsche Tageszeitung vom 24. Juli versucht den Nachweis, daß für die Bauern gar kein Grund oorltege, vom Bund der Landwirte zu dem neugegründeten Deutschen Bauernbund abzuschwenken. „Unsere wackeren Führer haben doch gerade jetzt so kräftig mttgrwtrkt, «in« groß« volkswirtschaftlich« nationale Arbeit durchzuführen, während unsre Gegner durchaus versagten. Daß dabei die Erbschaftssteuer unter Mithilfe der Bundes der Landwirte fiel, kann doch niemals einen Land wirt aus den Reihen deS Bunde« treiben; denn da» ist doch nurtnunseremJnteresse geschehen." — Also wäre die Jntereflenpolttik eingestanden? Gestern abend r/,8 Uhr ist „Zeppelin II" zu einer neuen kurzen UebungSfahrt aufgesttegen und um r/i? Uhr wieder gelandet. Nach dieser Probefahrt find, wie die Luft- schiffbaugesellschaft mtttetlt, alle Bedingungen für di« Ab nahme deS Luftschiffes durch da« Reich erfüllt. ES ist nun mehr in da« Etgenluut de« Reichs übergegangen. Der Aufstieg zu der Fahrt nach Frankfurt a. M. soll unter allen Umständen Sonnabend früh 3 Uhr erfolgen. Der Zeppeltnbund veröffentlicht nachstehende Mit- tetlung: „Auf Ersuchen Seiner Exzellenz des Grafen von Zeppelin geben wir folgende öffentliche Erklärung ab: Seine Exzellenz Graf von Zeppelin hat un» seinerzeit autorisiert, den Namen „Zeppelin" einem Bunde beizu legen, welcher laut Programm bezweckt, zur Verbreitung gediegener Volksbildung, namentlich naturwissenschaftlicher Kenntnisse, zur geistigen Hebung deS Wandersporis, hei matlicher Eigenart und Naturpflege, der Heimat- und Volkskunde, Förderung der wissenschaftlichen Erforschung de« Luftraum« und der Luftschtffahrt betzutragen. Ohne vorher die Genehmigung Seiner Exzellenz dafür einzu holen, haben wir später ein Programm aufgestellt, in das folgende neue Punkte ausgenommen worden find: Schaffung und Errichtung eine» Zeppelin-Museum«, Förderung de« Luftschiffswesens und Erforschung de« LuftmeereS, insbesondere demnächst Förderung deS großen deutschen nationalen Zeppelin - Hergesell - Nordpolunter- nehmens unter dem Protektorate Seiner Majestät deS Kaisers. SIS wir dann Seiner Exzellenz davon Mit teilung machten, daß uns für die Zwecke deS Bundes ein namhafter Geldbetrag zugekommen sei und Zeitungen Subskriptionen veranstalten würden, erhielten wir von Seiner Exzellenz folgende Depesche: „Nachdem da« deutsche Volk in großartiger Weise für mein Unternehmen etngetreten ist, bitte ich alle weitere Werbungen um Geld mittel im Zusammenhang mit meinem Namen zu unter lassen. Graf von Zeppelin." Wir erklären hiermit, daß wir un« fortan wieder streng auf die Programmpunkte de« ersten Projekt« beschränken werden, und daß wir keinerlei Geldbeträge zur direkten Förderung eine» Zeppe- linunternehmenS annehmen und verwenden können." dern WM vielmehr d»en gesamten Kolonialbesitz Deutsch- lanos Preisgeben. ES liegt hier wieder einmal der Be weis vor, daß die Sozialdemokratie da«, waS sie zu sein oorgibt, nämlich eine Vertreterin der Arbeiterinteressen, in Wahrheit ganz und gar nicht ist. Genau so wie mit den Rohstoffen aber verhält es sich auch mit zahlreichen Konsumartikeln. Mr verweisen hier beispielsweise aus den Kakao, der ja mehr und mehr ein DollSnahrungSmittel zu werden beginnt. Für den Kakao- bau liegen in Samoa nach dem Urteile des besten leben den jknnerS der tropischen Landwirtschaft, Professor Wobltmanns, die günstigsten Bedingungen vor, und das Gleiche trifft auch für Kamerun zu. Durch die Verbil ligung dieses Genußmittels wie zahlreicher anderer tro pischen Konsumartikel aber würde gerade auch wieder das Interesse der Arbeiterschaft wesentlich gefördert werden. Unser Kolonialbesitz ist daher von großem Wert für das gesamte deutsch« Volk, und nur ein Dor vermag die finanziellen Opfer zu beklagen, die das Reich im Interesse der weiteren Förderung dieses Besitzes, bringen muß. Der Starzlhofer lächelte. -Zm Gegenteil« sie wollen uns etwas geben!" er-! widerte er - Dominik blickte den Vater ungläubig an. „Was sagst Du?" stotterte er. „Und dazu machst Du ein Gesicht, als geschähe das ärgste Unrecht?" „Weil es mir ärgerlich ist, daß es grad' das sein muß!" knurrte der Alte. „Aber ich hoffe, es wird sich alles in Güte yrdnen lassen und der Wald in der Familie verbleiben." „Der Wald," wiederholte Dominiks „kein Wort ver-. steh ich davon, Vater!" „Nun, der Wald am Roßbühl drvben, der an Unser Feld stößt —" „Der dem Hirschgrundbauer gehört?" unterbrach der Bursche den Alten. „Er gehört ihn eben nicht!" betonte dieser. „Un« rechtmäßig haben ihn die Gmeiners an hundertundfünfzig Jahren besessen!" „Was?" rief in höchster Ueberraschung Dominik. „Das haben sie herausgefunden? Und der Wald, ge hört uns?" „Nach Recht und Gesetz'ja!" bekräftigte der Bauer. „Denn die auf dem Starzlhof haben, lohne es zu wissen, die ganze Zeit her die Grundsteuer dafür bezahlt. Ohne das wär' die Geschichte längst verjährt, denn mit den Schriften haben sie's früher nicht gar so genau genom men und muß wohl der Eintrag eines Kaufes oder Tau-, scheS ins Stammbuch vergessen sein." Tine höhnische Freude wie von befriedigter Rache glühte in Dominiks Augen. „Der Wald am Roßbühl," meinte er, „das' ist ver Reichtum des Hirschgrundbauern, ein paar tausend Gul den löst er alle Jahre daraus, und nun wird, er die Goldgrube hergeben müssen." Aber a uf deS alten Starzlhofer- Gesicht sand sei« Freude keinen Wiederschein genug, die mich nicht verschmähen, und jetzt ---- jetzt geh' ich zu den Nachtbubenl" Und ohne noch einen Blick nach ihr zurückzuwerfen, stürzte er, wie ein von tätlichem Pfeile Getroffener, der das Gift in seinem Blute wühlen sieht und vergebens gegen die furchtbare Wunde ankämpft, davon, nicht mehr hörend den Ruf, der sich wie ein zitternder Aufschrei über ihre Lippen brach: „Dominik —, Dominik!" Wie toll rannte der junge Starzlhofbauer den ge kommenen Weg ins Dorf zurück. Das Bewußtsein, daß er verschmäht war, bohrte sich tiefer und tiefer in seine Brust. Er konnte keinen anderen Gedanken fassen, und als er zwischen den Häusern von Feuerbruck dem väter lichen Hofe zustürmte, achtete er kaum auf die noch immer erregt in den Gassen plaudernden Leute und hörte es nicht, daß sie wieder und immer wieder des Starzlhosers Namen nannten. Erst als er vor dem sauberen, wie aus Holz geschnitz ten Wohnhause, das mit seinem schuppigen Schindelpanzer selbst an solch' trübem Tage warm und behaglich aussah, Halt machte und ihm an der Tür der alte Bauer entgegen trat, merkte Dominik am Aussehen des Vaters, daß etwas besonderes vorgefallen sein mußte. „Du warst beim Amtmann in Bezau, Vater?" fragte er, seine Erregung so gut wie möglich verbergend. „Bin erst vor einer Stunde zurückgekommen," ant wortete der Alte, „aber das ganze Dorf weiß es bereits." „Was denn, Vater?" fragte Dominik verwundert. „Nun, was sie mit ihrer Revision ihrer Flurbücher herauSgebracht haben," grollte der Bauer. ,Mrd was rechtes sein," grollte der Bursche, dessen Aufmerksamkeit erwachte, spöttisch. „Gibt's Aenderungen im Eigentum der Dörfler?" „Nur eine — und die betrifft unS." Jetzt glaubt« Dominik die Aufregung deS LaterS zu begreifen. Er ballte die Faust. „Ah, sie wollen uns etwas nehmen von unserm sauer behaupteten Besitz?" Der Wert unseres Kolonialbesitzes. Kolonien vermögen den mannigfachsten Zwecken zu dienen; sie komme» al« Handels-, Pflanzung»- und Sied- lungSkolonien in Betracht. Der größte Teil des deutschen Kolonialbesitzes besteht ausschließlich aus Handels- und Pslanzenkosonien. Solche Kolonien dienen in trefflicher Leise zur wirtschaftlichen Ergänzung des Mutterlandes. To das Mutterland bei -er politischen Zusammengehörig- leit mit den Kolonien eS in seiner Hand hat, deren Wirtschaftspolitik seinen Wünschen und Bedürfnissen an zupassen, so bilden Kolonien für den sie besitzenden Staat oie besten und sichersten Absatz- und Produkttonsgebiete. TaS gilt insbesondere in einer Zeit, in der einmal die Staaten sich gegeneinander durch Schutzzölle mehr und mehr abschließen und anderseits die Gefahr vorliegt, daß Lurch Trusts und Monopole die unentbehrlichen tropischen Rohstoffe und Genußmittel mehr und mehr verteuert Sierden. DäS beste Beispiel hierfür bietet die Baumwolle dar. Aast alle Staaten sind gegenwärtig von der Rohbaumwoll- KuSfuhr Nordamerikas abhängig. Dort wird sich aber in absehbarer Zeit ein Baumwolltrust bilden, und es steht daher eine erhebliche Verteuerung der Baumwolle in Aus sicht. So tritt denn ganz naturgemäß in allen Verbrauchs ländern von Baumwolle das Streben zutage, sich von Amerikas gutem Willen Unabhängig zu machen. England, Frankreich und Rußland tpflegen und fördern deshalb mit steigendem Eifer den Baumwollbau in ihren Kolonien. England tut dies, nach Vollendung des großen Stauwerkes bei Assuan in Egypten, in Nigeria und Sierra Leone, Frankreich in Senegal, Sudan und Dahomeh, Rußland in Turkestan. Das Gleiche versucht Deutschland unter Führung des kolonial-wirtschaftlichen Komitees mit steigen den: Erfolge in seinen Kolonien. In Togo, Kamerun, Süd- Westafrika, Ostasrika und Neu-Guinea sind bereits erfolg reiche Versuche im Baumwollbau angestellt worden. Dogo- Und ostafrikanische Baumwolle haben sehr gute Preise erzielt; die hier gewonnen« Baumwolle ist von den Fabriken, die sie verarbeitet haben, als vorzüglich bezeich net worden. Daß eine steigende Verdrängung der amerikanischen Baumwolle durch die in unfern eigenen Kolonien ge wonnene Baumwolle auf dem deutschen Markte insbeson- dere auch den deutschen Arbeiterinteressen dienlich ist, liegt klar aus der Hand. Je teurer die Rohstoffe einer Industrie Werden, desto geringer wird die Möglichkeit von Lohn steigerungen, und umgekehrt. Wäre die Sozialdemokratie -aher in Wirklichkeit eine Vertreterin der Arbeiter- rnteressen, so müßte sie schon aus diesem Grunde nach- »rücrlich für unsere Kolonialpolitik eintreten. In einem lichten Augenblicke hat der „Vorwärts" selber die Not wendigkeit eigenen Baumwollbaues anerkannt. Er schrieb nämlich am 16. Oktober 1903: „Wir stehen den in Afrika bettiebenen Versuchen, dort die Baumwolllulttrr einzu führen und auszudehnen, sympathisch gegenüber. Das Vaumtvollmonopol, das die Vereinigten Staaten immer noch besitzen, führt in jedem Jahre zur Bildung von Spekulationen und Preistreibereien, welche fast.regelmäßig anhaltende Störungen in der englischen, deutschen und französischen Baumwollindustrie nach sich ziehen. Könnte dieses Monopol Amerikas und der dortigen Baumwoll- könige durchbrochen werden, so wird das für die gesamte Industrie ein großer Vorteil sein." Die Sozialdemokratie handelt aber nicht im mindesten nach dieser Einsicht, son- Tagesgeschichte. Deutsche» Reich. Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen, die Prinzessin Heinrich und Prinz Waldemar von Preu ßen, sowie die Prinzessin von Battenberg begaben sich gestern morgen in Automobilen nach Borby und von dort zum Besuch der russischen Kaiserfamilie an Bord der Jacht „Standart". Bald nach 11 Uhr landeten der Kai ser und die Kaiserin von Rußland mit dem Thron folger und den Großfürstinnen in Borby und fuhren, be gleitet von den aus Hemmelmark anwesenden Herrschaf ten, nach dem dortigen Herrenhaus«, woselbst! um 1 Uhr eine Frühstückstafel stattsand. — Das russische Kaiser geschwader wollte heute die Eckernförder Bucht verlassen, um alsdann durch den Kaiser Wilhelm-Kanal die Reise nach Frankreich und England fortzusetzen. Ms Bruns büttel werden die russischen Majestäten von der Groß- hcrzrgin von Hessen, der Prinzessin Heinrich, dem Prin zen Waldemar von Preußen und der Prinzessin Luise von Battenberg begleitet. In Kiel sand eine sozialdemokratische Protestver sammlung gegen den Besuch des Kaisers von Rußland statt. <zn der Versammlung, die von mehreren tausend Personen besucht war und deshalb unter freiem Him mel abgehalten werden mußte, sprach Landtagsabgeord- neter Dr. Liebknecht (Berlin). Eine Reform des Nahrungsmittelgesetzes Mrd beabsichtigt. Im Reichsamt des Innern sind be reits Erwägungen über den zweckmäßigen Aufbau der Nahrungsmittelkontrolle mit den zuständigen preu ßischen Ressorts angestellt worden. Es soll zunächst eine Geschäftsstelle geschaffen werden, die von Fall Au Fall Entscheidung trifft, in welcher Art und Weise Nahrungs- und Genußmittel untersucht und begutachtet werden sol len, und die zurzeit bestehenden großen Mißstände, unter welchen der redliche Verkehr mit Nahrungsmitteln zweifellos zu leiden hat, beseitigt werden können. ES ist beabsichtigt, den Ausschuß des Reichsgesundheitsrates, der schon jetzt für das Ernährungswesen zuständig ist, zu einer solchen Behörde auszugestalten und ihn durch Praktiker zu verstärken. Uebvr die notwendigen Ginzel- eilage znm „Riesaer Tageblatt RotallmSbnick und Verlag von Langer ö Winterlich in Rtela. — Für di, Redaktion oaanvoorUtch: Hermann Schmidt in Riesa. Die Uachtsiuben. Erzählung au« dem Bregenzer Walde von F. Wichmann. S Nachdruck verboten. „Hörst Du mich nicht?" fragte er dringend. „Ich biete Dir meine Hand für's Leben! Unsre Väter werden UNS den Segen geben, Candida. Und Du schweigst?" „Weil ich nicht weiß, was ich Dir antworten soll!" Das eine nur: daß Du mich gern hast! Braucht eS denn mehr?" „Und wenn ich es nicht sagen kann?" zögerte sie abgewandten Gesichts. „Candida, Du —- Du fühlst nichts für ein Herz, das Dir so heiß »ntgegenschlägt?" -Hch weiß es nicht! Zürne mir nicht, Dominik, wenn ich die rechte Lieb' nicht kenn'. Sieh, ich hab' mir'S geschworen, keinem Mann zu gehören, wenln ich nicht fühle, daß er für mich und ich für ihn geschaffen bin." Der Bursche war totenblaß geworden, sein Selbst- gefühl war tätlich getroffen. Und da seine Eitelkeit es nicht zulteß, sich überwunden z« sehen von einem Geschieht, auf das er stets nur wie ein Sieger herabgeblickt, suchte « nach einem Borwand, seine Beschämung zu verbergen. „Das das ist gelogen — Du suchst Ausflüchte, Candida, denn Du liebst einen anderen!" „Ich lieb« keinen andern!" „Hahaha," er lachte bitter und gellend auf, „so ver schmähst Du mich also ohne Grund, nur weil es die Laune Dir eingibt?" Sie wollte ihn unterbrechen, aber in seiner zornigen Erregung ließest sie nicht mehr zu Worte kommen. „Du hättest einen anderen, besseren Menschen aus mir machen können, Candida, jetzt aber ist alles ver seh«, und wenn ich kein wahres Glück auf Erden finden soll, so will ich doch das Leben genießem ES gibt andere