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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189402080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-02
- Tag 1894-02-08
-
Monat
1894-02
-
Jahr
1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1894
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offenen Tasten vor und in Asien rollt sein Rubel so gut wie in Serbien und Bulgarien. Außerdem hat er immer sogenannte wissenschaftliche Expeditionen bei der Hand. Seit dem Jahre 1874 Men fast ein Dutzend solcher Expeditionen mit reichsten Hilfsmitteln gearbeitet. Bon Jahr zu Jahr haben sie einen mehr militärischen Charakter angenommen, wenn auch der pothwendige „Forscher" dabei niemals gefehlt hat. Ebenso wie mit den Eingeborenen suchen sich die Russen mit den Chinesen auf guten Fuß zu stellen ; die leitenden russischen Offiziere sind namentlich seit der Regierung des fetzigen Zaren in dieser Beziehung mit sehr bestimmten Be fehlen versehen. John Bull mag sich sträuben, wie er will: die Russen sind ihm im Pamirgebiet überlegen und eines Tages werden sie ihn doch übers Ohr gehauen haben. VerMches nu» Sächsisches. Riesa, 8. Februar 1894. — Gestern Abend gegen '/j,7 Uhr ist es gelungen, einen Verbrecher dingfest zu machen, der sich Rachmittags gegen 3 Uhr des Verbrechens na» 8 176" des R.-Slr.-G.-Bs. schuldig gemacht. Der erst 19 Jahre alte Steinmetz Friedr. Richard Altermann, geboren am 12. Januar 1875 zu Taucha bei Leipzig, welcher bis zum 5. Januar d. I. in Dresden gearbeitet und sich jetzt wieder auf dem Wege nach seiner glücklichen Heimach befand, vergewaltigte ein erst 13jähriges Schulmädchen. Das Kind brachte in Gemeinschaft mit seinem zwölfjährigen Bruder mittels Handwagens Sägespähne zu Räucherzwecken nach dem Dorfe Kobeln. Auf dem Wege zwischen Heyda und Kobeln, also mitten im freien Felde, kam der mit üblicher Steinmetzkleidung bekleidete Strolch daher, hielt die Kinder an und machte sich mit dem Mädchen in aufdringlichster Weise zu schaffen. Auf das Geschrei des Kindes lief der Bruder, ebenfalls schreiend, nach dem Dorfe, um Hilfe herbcizuholen; bei Eintreffen solcher war der Missethäter jedoch schon verschwunden. Ein Heydaer Guts besitzer benachrichtigte sofort per Eilboten den in Riesa sta« tionirten Herrn Gendarm Hähncl, welchen der Dienst zufällig nach Poppitz geführt hatte. Nach von dessen Seite einge- zogener näherer Erkundigung und nachdem sich derselbe als dann mit unserem Herrn Stadtwachtmeister Haufe in Lerbindung gefetzt, gelang es den beiden Polizerbcamten, das nichtswürdige Subjekt chon um oben bezeichnete Zeit in hiesiger Herberge zur Hcimath festzunehmen. Der Ver brecher wurde von dem Mädchen auf das Bestimmteste re- cogniscirt. Anfangs legte er sich aufs Leugnen, doch gestand er, nachdem ihn auch der Bruder des Mädchens auf das Bestimmteste rccogniscirt hatte, seine strafbare Handlung in vollem Umfange ein. Auf die seitens des Herrn Gendarm Hähnel erstattete Haftanzeige ist der Mensch heute Vor mittagen das königliche Amtsgericht Riesa abgesührt worden. — Gar übel spielte sich das Wetter heute Vormittag auf. Schon vergangene Stacht heulte ein heftiger Sturm durch die Straßen und rüttelte mit unheimlicher Gewalt an Thür und Fenster, riß auch wohl manchen Dachstein mit sich fort und trieb sonstigen tollen Unfug. Gegen Morgen verschlimmerte sich das Unwetter noch, heftige Wind- und Regenböen jagten sich und erschwerten den Verkehr ganz be deutend. An besonders zugigen Stellen war es kaum zum Fortkommen. Am Nachmittage erst ließ sich das Wetter zum besseren an und der Himmel hellte sich auf, und all mählich legte sich auch der heftige Sturm wenigstens etwas. — Die Zunahme der Katholiken in Meißen und den eingepfarrten Städten Riesa, Nossen, Roßwein, Döbeln und kleineren Gemeinden ist eine überraschende. Das Pfarr amt Meißen zählt gegenwärtig rund 2000 Katholiken, wovon auf Meißen selbst 1025 entfallen. — Der Deutsche Werkmeister-Verband (Sitz Düsseldorf) hat nunmehr des erste Jahrzehnt seiner Wirksamkeit zurück, gelegt und entnehmen jwrr dem Jahresbericht des Zmtral- vorstandes folgende Angaben: Zu Ostern 1884 mit nur 300 Mitgliedern, welche 7 Bezirksvereinen angehörten, gegründet, zählte der Verband am Schlüsse des Jahres 1893 in 550 Bezirksvereinen 25300 Mitglieder und l160Wittwen. Im Verhältiiß zu dieser günstigen Ausdehnung stehen auch die Leistungen des Verbandes. Während seines 10jährigen Be- stehens hat der Deutsche Werkmeister-Verband an Sterbe- geldern 1132266 M., sowie an Unterstützungen 256588 M. an Wittwen und Mitglieder geleistet und hat außerdem noch ein Vermögen von 710203 M. angesammelt und in sichern Werthen angelegt. Vermögen und Leistungen betragen somit die beachtenswerthe Summe von 2099027 M. »Im letzten Jahre traten 3600 neue Mitglieder dem Verbände bei, auch wurden 29 neue Bezirksvereine gegründet. Gelang es in wirksamer Weise die Wohlfahrt der Mitglieder, Wittwen und Waisen zu fördern, so ließ der Verband des weiteren auch die wirlhschaftliche Stellung seines Standes nicht aus dem Auge. Sechs Jahre lang war er bemüht, die gesetzge- benden Körperschaften des Reicks davon zu überzeugen, daß die rechtliche Stellung der Werkmeister und Betriebsbeamtcn ohne entsprechende Unterlagen sei und erreichte damit endlich, daß man der Reichsgewerbeordnung einen neu n Abschnitt für diese Berufsarten einfügte (8 133s bis 133s), wodurch denselben die mit den Handlungsgehülfen gleichen Kündigung«, rechte eingeräumt wurden. — Neuerdings petitionirt der Verband für eine Beachtung seines Standes bei Aenderung des Unfallversicherungs-Gesetzes, welches mit der scharf ge- zogenen Grenze von 2000 Mark Jahreseinkommen schädigend auf den höchstwichtigen Stand wirkt, da nur einem Theil desselben die Segnung des Gesetze», bei oft vorkommenden Betriebsunfällen, zu Theil wird. Es steht zu hoffen, daß auch diese berechtigten Wünsche an zuständiger Stelle volle Würdigung finden werden. — Der auch für'hiesigcn Ort und Umgegend bestehende Bezirksvercin (BereinSlokal Hotel Sächs. Hof), welcher im Jahre 1887 mit nur wenigen Mitgliedern begründet, erfreut sich einer steten Zunahme und steht mit der Centralstelle Düsseldorf in engster Verbindung. Durch die im eigenen Verlag des Verbandes wöchentlich erschei nende „Werkmeister.Zeitung" erhält jedes einzc'ne Mitglied Kenntniß von dem Gang der Geschäfte des Verbandes. Einem Stande, der in loyalster Gesinnung und aus eigenen Kräften heraus für die Wohlfahrt seiner Mitglieder, deren Wittwen und Waisen zu sorgen bestrebt ist, gebührt die An erkennung aller Stände und wünschen wir dem Deutschen Werkmeister-Berbande noch manches Jahrzehnt erfolgreicher Wirksamkeit. — Die „Dresdner Nachrichten" müssen heute ihre Mit theilung, daß unser Reichstagsabgeordneter Lieber-Slroga sein Mandat niederlegen wolle, selbst widerrufen. Die Nach, rickt war eitel Schwindel. In einer Zuschrift erklärt Herr Lieber: „Die Annahme von der Niedcrlegung meines Mandats ist erfunden, da mir es vollständig fern liegt, die deutsche Reformpartei, der ich anzugehören die Ehre habe, sowie die Bewohner des 7. sächsischen Wahlkreises, den ich vertrete, ohne irgend welche dringende Veranlassung in die Aufregung einer neuen Wahlbewegung zu stürzen. Ich werde also das mir übertragene Mandat pflichtgemäß weikersühren." — Die königliche Wasserbaudirektion zu Dresden giebt untcrm 7. ds. bekannt: Nachdem da» Eis auf der sächsischen Elbe von Pirna abwärt» bis zur preußischen Grenze schon im Laufe voriger Woche vollständig zum Abgang gekommen war, ist gestern Nachmittag 4 Uhr auch die Eisdecke, welche von Pirna aufwärts innerhalb Sachsen noch vorhanden war, bei einem Wasserstande von 72 em unter Null am Pirnaer Pegel zum Ausbruch und Abgang gekommen. Gestern Abend von 10 Uhr ab ist das EiS bei einem Wasserstande von 50 em unter Null am Dresdner Pegel hier durchgegangen. Soweit hier bekannt ist, verlief der Eisgang für die im Strome liegende Schifffahrt gefahrlos. Die Elbe, soweit sie durch Sachsen fließt, ist nunmehr eisfrei. Vom Landtage. In der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer berichteten die Herren Dr. v. Wächter und Hempel über den Antrag Peltz und Genossen, thunlichste Sparsamkeit bei Staatsbauten betreffend. Nachdem der Antragsteller nochmals seinen Antrag begründet und die Berichterstatter denselben empfohlen hatten, sprachen die Herren Generalkonsul Thieme und Graf Rex für den An trag, Kammerherr v. Trützschler schließt sich demselben be- dingungsweise an, Kammerherr v. Schönberg ist gegen den Antrag, der zu allgemein gehalten sei. Oberbürgermeister Dr. Stübel ist ebenfalls gegen den Antrag, den er für über- flüssig halte. Die Herren Kammerherr v. Trützschler, Ge neralkonsul Thieme, Peltz, Gras Rex präzisinen wiederholt ihren Standpunkt. Nachdem Se. Excellenz Hr. Staatsmi- nifter v. Thümmcl den Standpunkt der Regierung dargelegt, zog Peltz seinen Antrag, weil er seinen Zweck erfüllt habe, zurück. — Die Zweite Kammer überwies zunächst das König!. Dekret Nr. 24 über die Zusammenstellung der von den Amtsgerichten 1892 in Sachen freiwilliger Gerichts barkeit erhobenen GerichtSkostcn der Gesetzgebungsdeputation, die sich mit der Finanzdcputation ins Vernehmen zu setzen habe, zur Benchterstattung. Sodann wurden die Titel 17 und 45 des außerordentlichen Etats, Erweiterung des Bahnhofs Hohenstein. Ernstthal und Mehraufwand bei der Eisenbahn Gera-Psonen-Wolssgefärth ohne Debatte bewilligt und endlich ließ die Kammer zwei Petitionen, des Stadtraths zu Mittweida und Ferdinand Möhlers zu Altmittweida, zu dem schon erledigten Titel 20 des außerordentlichen Etats auf sich beruhen, nachdem dazu kurz Abg. Herrfurth ge- sprachen hatte. Lommatzsch. Herr Privatus Karl Gustav Krieger feierte heute sein 50jähriges Bürgerjubiläum. Der Jubilar wurde aus diesem Anlaß von einer Deputation des Raths kollegiums unter Ueberreichung einer Votivtasel beglückwünscht. Dresden. Der Einbrecher Krüger versucht auch jetzt wieder, wie verlautet, den wilden Mann im Gefängniß zu spielen. Er steht fortwährend auf einem Beine, verdreht die Augen und setzt allen Fragen ein beharrliches Schweigen entgegen. Um ein Entweichen des gefährlichen Tin- und Ausbrechers zu verhüten, sind die denkbar größten Vorsichts maßregeln getroffen; zu dem ersten gerichtlichen Verhör, das Krüger in den nächsten Tagen zu bestehen hat, wird derselbe deshalb auch nicht in das Gerichlsgebäude vorgcführt, sondern der Untersuchungsrichter begiebl sich in die Zelle des Verbrechers, um jedem Fluchtversuch desselben von vorn- herein die Möglichkeit des Gelingens abzuschneiden. Dresden. Das hiesige königliche Schöffengericht be schäftigte gestern die gegenseitige Privatklagesache der Redac- teure Dr. Max Heinrich Loh an und Dr. Paul Hermann Liman wegen Beleidigung. Den Vorsitz führte Amtsrichter Bockw tz. Die Vertheidigungen hatten Rechtsanwalt Bräuer für Dr. Lohan und Rechtsanwalt Dr. Groh für Dr. Liman übernommen. Als Zeugen waren vorgeladcn Rentier Levy, Kaufmann Herzfeld, Redacteur Roland (Kladderadatsch) und Hauptmann a. D. Liman, sämmtlich aus Berlin, Lehrer Rietzscher aus Bischofswerda, sowie Galeriedirector Professor Dr. Wörmann, Bezirksassessor Niethammer, Hauptmann v. Santen, Redacteur Zimmermann, Commissionsrath Reichardt, Schriftsteller Wolfgang aus Kirchbach, Redacteur Starcke, Prokurist Pfennig und Buchdruckereibesiyer Glöß, sämmtlich von hier. Der Vorsitzende versuchte zunächst einen Vergleich zwischen den Parteien zu Stande zu bringen; Dr. Liman Ivar nicht abge neigt, da ;edoch Dr. Lohan sich ablehnend verhielt, so wurde in die Verhandlung eiugetrcten. In der Nr. 307 der „Dresdner Nachrichten" voin 3. November vorigen Jahres befindet sich ein mit „Dr. Max Lohan" unterzeichneter und mit „Offener Brief an die Resormpartei in Sachsen" überschriebener Artikel. Wegen desselben hatte Dr. Linian gegen Dr. Lohan Strafantrag wegen Beleidigung gestellt, da darin der Wahrheit zuwider angegeben worden sei, Dr. Liman sei jüdischer Abstammung, er habe sich nicht gescheut, Briese durch dritte Personen voll Lobeserhebungen über seine politischen Artikel an die Verleger der „Dresdner Nachrichten" schreiben zu lassen, in der Ab sicht, sich deren Gunst dauernd zu sichern, er habe sein Wort gebrochen und es sei von ihm eine tactlose Unwahrheit, zu behaupten, von Sr. Majestät dem König Albert zur Audienz befohlen, hierbei von Sr. Majestät wegen seiner politischen Artikel zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Dr. Liman erließ daraufhin in der Nummer 83 der „Deutschen Wacht" vom 13. November einen niit „Offene Antwort aus Henn Dr Lohans offenen Bries" überschriebenen Artikel, wegen dessen Inhalts Dr. Lohan gegen Dr. Liman Strasanrrag wegen Beleidigung gestellt hatte. In jenem Auisatze wird dem Redacteur Dr. Lohan vorgeworsen. er habe grobe Unwahrhert gesagt, ferner wird in Bezug auf ihn bebauptet, er sei von denr Bruder deS Dr. Liman öffentlich hier in Dresden der Lüge geziehen worden, ohne daß er irgendwie reagirt, er labe die Pflichten der Dankbarkeit in fchliödester Weste verletzt, er könne deshalb nickt länger an einem Blatte thätig sein, das in deutschen Familien gelesen werde, er habe einen frechen Bries an einen hiesigen Verein geschrieben, er sei nicht saliefaelivnSsühig, sei bei einer Annoncensülschung ertappt worden und die von ihm gegen Dr. Liman gerichteten Anschuldigungen seien ein Gespinnst von groben Unwahrheiten. Dr. Lohan erklärte heute, er sei in der „Deutschen Wacht" wiederholt hämisch angegriffen worden; jedoch nicht deshalb habe er jenen Artikel gegen Dr. Liman veröffent licht, sondeln lediglich aus dem Grunde, um die Resormpartei vor Dr. Liman zu warnen. WaS zunächst die Behauptung betrisfr, daß Dr. Liman von Juden absiamnil, jo gab er heute selbn zu, daß sein Urgroßvater Jude gewesen sei. Rach einer von dem Luperinteirdcntcn Steinbach aus Berlin dem hiesigen Gerichte erth'iltcn Austunst sind die Großeltern deS Dr. Liman, sowie, auch der Urgroßvater Juden geweien und erst später in die christliche Kirche übergetreten. Vor der Dause sühnen diestlben den Namen Liepmann. Dr. Liman be hauptete heute, er habe dies damals, als er cS in Abrede gestellt, noch nicht gewußt. Dr. Lohan erwiderte hierauf, Dr. Lunan habe jeder Zeit davon Kenntniß gehabt daß er von Juden abstamme und er habe ihm gegenüber daraus auch kein Geheimnis; gemacht. Dr. Lohan erwähnte in Bezug hieraus noch, daß Dr. Liman einst in Berlin beim Scatspiel aus die Bemerkung des Redaeleurs Roland: „Da regt sich das semiiischc Blut in Dir!" sich nicht beleidigt gefühlt, sondern es ruhig hingenommcn habe. Wie der Zeuge Prokurist Pfennig von den „Dresdner Nachrichten" aussagte, har Dr. Linian diesem mitgetheilt, er habe eine Audienz bei Sr. Majestät gehabt. Dr. Liman bestritt, dies gesagt zu haben: Her Zeuge blieb jedoch bei seiner Aussage. — Zum Beweis dasür, daß Dr. Liman sich nicht gescheut hat, Briefe voll Lobeserhebungen über seine politischen Artikel durch dritte Personen an die Verleger der „Dresdner Nachrichten" gerichtet zu haben, bezog sich Dr. Lohan auf daS Zeugniß des Ren tier Levh aus Beilin. Dieser habe ihm erzählt, von Dr. Liman dazu aufgesordert worden zu sein. Dr. Liman stellte dies entschieden in Abrede. Dr. Liman bestritt auch, dem Zeugen Commissionsrath Reichardt jein Wort gegeben zu haben, so lange er für die „Dresdner Nachrichten" arbeite, nicht mehr jür die „Leipziger Neuesten Nachrichten" journalistisch thätig zu sein. Commissionsrath Reichardt versicherte eidlich, er habe bei dem Engagement des Dr. Liman die Bedingung gestellt, daß er seine volle journalistische Thätigkeit den „Dresdner Nachrichten" zu widmen habe. Der Zeuge Commissionsrath Röichardt erklärt weiter, als er mit Dr. Liman wegen dessen Mitarbeiterschaft an deu „Leipziger Neuesten Nachrichten" Rücksprache genommen, habe er ihn daraus hingewiesen, daß er nur für die „Dresdner Nachrichten", aber nicht sirr ein anderes sächsisches Blatt arbeiten dürfe. Dr. Liman habe darauf erwidert, er werde nur noch zwei Artikel für die „Leip ziger Neuesten Nachrichten" schreiben, weitere Artikel denselben nicht zusenden. Dr. Liman stellte dies in Abrede. Die Frage Dr. Limans, ob Commissionsrath Reichardt dem Dr. Lohan die Kosten zur Führung des Prozesses gegeben, wurde von Dr. Lohan verneint. Die Beweis ausnahme wurde erst gegen Abend zu Ende geführt. Das Urtheii wird Mittwoch, den 14. Februar, Vormittags 10 Uhr, verkündet. f Dresden, 8. Februar. Se. Majestät der König zeichnete das gestern Abend im Ailstädter Hofiheater statt gefundene große Konzert zum Besten des Unlerstützungssonds für die Wittwen und Warfen der königlichen musikalischen Kapelle mir Seinem Besuche aus. Wilmsdorf, 7. Februar. Gestern früh 5 Uhr ver unglückte der Fördermann F. A. Reuter aus Quohren «ört lich in dem zum Hänichener Steinkohlenbau-Verein gehörigen Berglustschachte durch hereinbrechendes Dachgebirge. Reuter hinterläßt eine Frau und vier Kinder. Chemnitz. Eine aufregende Szene spielte sich am Dienstag in einem Hause ter äußeren Leipzigerstraße ab. Der daselbst schwerkrank darniederliegende Sohn eines dem Trünke ergebenen, vielfach vorbestraften Handarbeiters mußte, ohne Hilfe bringen zu können, Zeuge sein, wie sein Baier nach vorausgegangenem Streite bei verschlossener Thüre die Mutter an daS halb geöffnete Fenster schleppte, hinabzustürzen versuchte und, als ihm dies nicht gelang, dieselbe mit Füßen trat und bis zum Ersticken am Halse würgte. Als auf das Hilfegeschrei mehrere Bewohnerinnen, welche die Gemiß- handelte noch stöhnen gehört hatten, ein Schutzmann herbei eilte, ließ der Unmensch zwar von seiner schon bewußtlos am Boden liegenden Ehefrau ab, schlug aber sofort dem Beamten den Helm vom Kopfe und zerriß ihm die Kleidung. Erst mit Hilfe eines zweiten Beamten und mehrerer Zivilpersonen gelang cs, ben Wüthenden, welcher hierbei einen der Beamten durch Stoßen und Schlagen verletzte, zu bewältigen und ins Arresthaus zu bringen. Chemnitz, 7. Febr. Die hiesige sozialdemokratische Partei ist nach einer Verfügung des hiesigen Polizeiamtes als eine Vereinigung im Sinne des sächsischen Vereinsgesetzes anzusehen. Aus einem an den Vertrauensmann der hiesigen Sozialdemokraten gerichteten Schreiben des Polizeiamtes ist zu entnehmen, daß die Behörde auf Grund der in der letzten Zeit abgehaltenen Versammlungen der sozialdemokratischen Partei, in welcher Rcchnunzsrevisoren, Kommissionen, Komitss, Delegirte rc. gewählt wurden, zu der Ueberzeugung gelangt sei, es hier mit einer Vereinigung im Sinne des Vereins gesetzes zu thun zu haben. Aus diesem Grunde fordert das Polizeiamt binnen vier Wochen die Einreichung von Statuten des Vereins und ein Verzeichniß der Mitglieder desselben unter genauer Angabe des vollen Namens, des Standes und der Wohnung der Mitglieder. Der hier erscheinende „Beobachter" bestreitet das Bestehen einer Organisation zwischen den Angehörigen der sozialdemokratischen Partei. Magdeburg, 6. Februar. Die Aeltesten der Kauf. Mannschaft faßten in ihrer gestrigen Sitzung in der Frage der Elbvertiefung nach einem Bortrage über die derzeitige Sachlage folgenden Beschluß: „Das Kollegium, das seit einer Reihe von Jahren für eine Vergrößerung der Mindesttauch tiefe der Elbe als dringendes Erforderniß eine» weiteren Gedeihens der Elbschifffahrt eingetreten ist, begrüßt es mit lebhafter Befriedigung, daß die königl. Staatsrezierung — wie der eben erschienenen Denkschrift über die Regelung der Ströme Preußens zu entnehmen ist — einen Betrag von 4 230000 Mark für die weitere Regulirung der Elbe für nölhig erklärt hat. Das Kollegium setzt voraus, daß ein
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