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rungtn erkennen die Nothlage der Landwirthschast an, be sonders die der östlichen Provinzen. Die preußische Staat«- regierung sei überzeugt, daß r« Aufgabe der nächsten Jahr zehnte sei, sür die Landwirthschast einzutreten. Er stimme ledoch sür die Vorlage au« voller Urberzeugung. Unmöglich könne ein so großer Nachbarstaat wie Rußland auf die Dauer differential behandelt werden. Die Reicheregierung verlange Zugeständnisse, welche indirekt der Landwiltyschaft zu Gute kommen. Ich kann michIlebhaft in die Lage Derer versetzen, die, von der Schädlichkeit de« Vertrages überzeugt, ihm wi derstreben. Ich hoffe aber, daß die schweren Sorgen sich nicht bewahrheiten. Eine intensivere Bewirthschaftung, Lan desmelioration und Verbesserung des Kreditwesen« müssen die Landwirthschast heben. Der Vertrag werde die Lage der östlichen Provinzen nicht verschlechtern. Preußischer Land- wirthsckaftsminister von Heyden summt den Ausführungen de« FinanzustnisterS zu, konstatirt aber im Interesse der Wahrheit, daß der erste, welcher bereits zu Anfang des Jahres 18'.» l im Interesse der Landwirthschast der östlichen Pro vinzen den Handelsvertrag vorschlug, der Reichskanzler und dar alige Ministerpräsident von Eaprivi war. Avg. von Kosc ielski (Pole) behält seiner Partei die definitive Stet- junguahm? bevor. Die Partei gehöre zu den prinzipiellen Gegnern des Vertrages; er wünsche aber eine Reihe von Bedenken in der Komunssionsberathung zu klären. Adg. Dr. Osann (natl.) wies die gestrigen Angriffe des Abg. Richter aus die Nationalliberalen zurück und erklärte, er werde sür den Vertrag stimmen, obgleich er früher gegen den rumäni schen Vertrag gestimmt habe. Abg. Dr. Barth (fr. Vzg.) erklärte, der Nothstand der Landwirthschast werde in frivoler Welse übertrieben. Bei der direkten Volksabstimmung würde der Handelsvertrag mit überwältigender Mehrheit angenom men werden. (Beifall links.) Abg. v. Plötz (Bund der Landwirthe) führte aus, die Regierung könne sich wünschen, niemals eine weniger loyale Opposition zu haben, al« die des Bundes. (Lachen links.) Freilich stark müsse sie sein. Für die Landwirthe sind tue Handelsverträge die Stabilität des Elends. (Beifall rechts ) Hierauf wurde die Debatte geschlossen. Abg. v. Kardorff zog seinen Antrag auf Ein- führung einer gleitenden Zollskala zurück. Der Handels vertrag ward gegen d,e Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten erner Kommission überwiesen. Zur Geschäftsordnung bem'erkte Abg. Zimmermann noch: Ich konstatire, baß 'weder ich noch einer meiner Freunde trotz rechtzeitiger Meldung zu Worte gekommen ist. 'Namens der Deutschen Resormpartel erkläre ich, daß wir gegen den Ver trag stimmen werden, aber sür eme Ucberwestung an eine Kommission stimmen. Rußland. P ete r sburg, 26. Februar. Wie in Deutschland die Agrarier, so fühlen sich in Rußland die JnduslruieUen durch den deutsch-russischen Zoll ertrag schwer getroffen, und besonders die Moskauer Industriellen gaben und geben noch immer ihrem Unmuth über den Vertrag lauten Ausdruck. Helfen wird ihnen da« allerdings blutwenig. Vrttliches und Sächsisches. Riesa, 2. März 1894. — Welcher großen Beliebtheit sich die von dem Gc- werbeoereine seit einer längeren Reihe von Jahren einge- sührlen Familienabende unter den Mitgliedern und deren Angehörigen zu erfreuen haben, das bewies wiederum zur Genüge der gestern im «aale des Hotel Höpsner abge- hattene 1. Familienabend m diesem Jahre. 'Nicht blos die unteren Räume des großen Saales waren dicht besetzt, sondern auch die Galerien hatten zum Theil Verwendung gesunden. Den Anfang des sehr reichhaltigen und'nur sür die Zwecke des Abends vorzüglich ausgewäylten Programms bildete der Geiverbevereins-Marsch von B. Günther, dem di» Ouvertüre zur Oper „Die Kelsenmühle" folgte, beide Stücke wurden vom Trompeterkorps der Reitenden Av- theilung in bekannter schneidiger Weise gespielt. Mit ge spanntester Ausmerksamkeit verfolgte man darauf den interessanten Verlauf des einaktigen Lustspiels „Dem Herrn ein Glas Wasser", nach dem Französischen von Roger, in dem die weibliche Koketterie zuletzt die wohlverdiente -strafe findet. Ein hiesiges Männerquarterr, das durch seine vor züglichen, nüancirlen Gesangsvorträge sich das Auditorium schon ost zu lebhaftem Danke verpflichtet, erfreute die Ver sammlung durch zwei Lieder: „Vergißmeinnicht" von Abt und ,,D' Senner Mizzi" von Koschat. Besonders reich war diesmal der humoristische Theil des Programms vertreten und cs fanden denn auch die einzelnen Vorführungen, die im vortrage und in der Ausstauung als gleich gediegen zu bezeichnen waren, lebhafteste Anerkennung und rauschenden Beifall. Zu nennen sind der musikalisa-e Wettstreit vo l Heinze, em Tyroler Damen-Duett, eme fidele Gerichts sitzung, komisches Terzett von Hemze und Mistre Mumpitz und seine Wunderkinder von 'Naumann. War dle Zuhörer schaft schon durch diesen originellen, dre Lachlust erregenden Darbietungen in eine heilere Gemüthsstimumng versetzt worden, so war der zuletzt gebrachte theatralische Schwank „In Hemdsärmeln" von A. Günther, ganz geeignet, die Thätigkeit der Lachmuskeln bis zur höchsten Potenz zu steigern. Alle« in Allem genommen, hatte die Festdepmauon die Auf gabe, den Vcreinsmitgliedern und Gästen einen vergnügten und genußreichen Abend zu schaffen, in glänzender Weise gelöst. Dies wurde auch am Schlüsse von dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn H. Barth, in der an die Versammlung gerichteten Ansprache ausdrücklich anerkannt und gern uno sreudig stimmte man allerseits in das den mitwirkenden Herren und Damen und der Festdeputalion ausgebrachle dreifache Hoch ein. Herr H. Barth hatte in seiner Rede Veranlassung genommen, auch der ernsten Ziele des Ge- wervevereins zu gedenken und demselben ein fernerweites Wachsen und Gedeihen zu wünschen. Die Gewervevereine sind und bleiben in erster Linie Vereine für Belehrung und Förderung gewerblicher Interessen und erst in zweiter Linie Vergnügungsverein. Aber sie befolgen seit Jahren schon den Grundsatz, um dem 'Nützlichen das Angenehm« zu ve»- binden, und damit sind sie durchaus aus richttgem Wege. Stur bleibt e« zu wünschen, daß nicht bloß die Kestr und Vergnügungen eine zahlreiche Beiheiligung finden, sondern daß auch den regelmäßigen Versammlungen des Vereins seitens der Mitglieder da« wünschenSwenhe Interesse ent- gegengebrachl werde. — Aus die Vorzüge folgte em amminer Ball, der ms in die Morgenstunden hinem anhletl. — Wie wir bereits neulich berichtet Haven, ist das Grundstück des Herrn Mechanik»« Lubjcher aus der Haupt straße hier von unseren städtischen Kollegen angeiausi worden, damit die Möglichkeit der Durchleguug einer vetvindungs- straße zwischen Kastanien- und H.iupcstraße geschasten »st. Diese Magnahme ist allseitig mit Freuden begrüß! worden, denn wer hätte nicht schon einmal eine solche VerMudungsstraße vermißt, wenn er sich aus der Mure der Kastamenstraße befand und ihn sein Weg nach der Hauptstraße sühne. Noch liegt ja zur Zeit die Möglichkeit vor, einen der Dur«- gange, z. B. »m Mattusch'schen, vvrm. Nicolai'schen Gruuo- stücc zu benutzen, aber es ist einmal mcht sedermannS Sache, sich der Gesälligkeit Anderer fortgesetzt zu bedienen, sodann aber werden doch m absehcarcr ZeuMje Grundstücke an der Kastanienslraße bebaut werden uns dann Höri eben die Ver bindung oreser Straße mit der Hauptstraße in der Mitte auf. Wie wir nun hören, soll der Abbruch deS Liebscher- schen Hauses und dre Durchlegung der Straße in der nächsten Zeit noch nicht erfolgen uno das ist wohl auch richtig, so lauge die erwähnten Durchgänge bestehen und gestaltet werden, falls dieselben aber einmal au« irgend einem Grunde weg sallen, dann würde die Zeit für dre Stadl gekommen sein, die neue Verbindungssrraße anzulegcn. Dieselbe wird nun freilich nicht sehr breit werden, denn das Lirbscher'sche Grund stück hat an d.r Hauptstraße nur circa 9 und an der Ka- stamenstraße nur circa 12 Meter Front, aber wenn man bedenkt, daß unsere belebteste Straße, die Hauptstraße selbst an ewigen Stellen nur circa 10 Meter orert ist und auf derselben sich Pferdebahn und starker Wagenverkeyr sich be wegen, ,o wird die neue sc ratze wohi auch genügen. Die vewcn Nachvargrundstucke, welche iäu^s der neuen Straße die Baustellen erhalten, werden ferner Zerr, wenn sie diese Bau,reuen ausnützen, nach unserer städtischen Bauordnung die AUsnendungen sur die neue Straße der Statt antheillg bezahlen müssen und das können sie gern thun, fällt ihnen doq die Umwandlung ihres Hrnlertanoes za Baustellen ge- wt>,ermaßen in den Schooß. Ob das westlich angrenzende Grundstück die nöustge Breite zur Bebauung an der neuen Straße haben niro, ist fraglich, doch da kann der nächste Nachbar wieder nachhelsrn, dem Areal ausreichend zu Ge bote steht, und so parlicipirt auch dieser an dem Vorlheil aus der 'Neuanlage. Dieselbe Kalamität wird nun aber wieder einlrelen, wenn einmal die Garlenftraße wird aus gebaut sein und noch mehr, wenn dies auch bei der Friedrich August-Straße zwischen der Pausitzerftraße und den neuen Kasernen der Fall sein wird. Auch hierauf ist bei der Be bauung der Kastanien- und der Gartenflraße leider nicht Rücksicht genommen worden. Eine direkte Fortsetzung der neuen Straße durch bas Liebscher'sche Grundstück nach der Gartenflraße und der Friedrich Augu,i-Slraße wird kaum möglich fern, wohl aber eine Verbindung an anderer Stelle, und da die Grundstücksbesitzer selbst ein lebhafte« Interesse daran Haven, durch ihr Grundstück eine Straße uno somit zwei Reihen Baustellen zu erhalten, so wäre es richtig, wenn solche Grundvesltzer, der denen die Anlegung einer verbin- dung«straße noch möglich ist, diese evcnl. unter Zuziehung ihrer 'Nachvarn, wenn das erforderlich fein sollte, dereinst anlegten und um diesbezüglichen Projekten schon jetzt heran treten. Unterstützung durften sie hier gewiß finden. — Den Ständekammern ist, wie schon gestern vermerkt ein königliches Dekret betreffs der Ermächtigung zu der eventuellen Erhebung eines allgemeinen Zuschlages zur Ein- kommensteuer im Jahre 1895 zugeganzen. Obschon die Hoffnung nicht aufzugebcn sei, daß der Reichstag in Wür digung deS vorliegenden dringenden Bedürfnisses sich zu Be- wllligung der beantragten neuen Steuern wenigstens m dem durch die Kosten der Heeresverstärkung erforderlichen Um fange entschließen werde, müsse immerhin auch, wie es in der dem Dekret bergegcvenen Moüvirung heißt, mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß dies nicht oder doch nicht im vollen Umfange geschieht. Regierung und Stände werden sich daher schon jetzt darüber schlüssig zu machen haben, in welcher Welse die durch Ueberweisungcn neuer Steuern oder auf andere Weise nicht gedeckten Kosten der fraglichen Heeres verstärkung aufzubringen sein werden. Dieselben betragen sür das ganze deutsche Reich ungefähr 56000000 Mark jährlich, wovon auf Sachsen rund 3 920 000 Mk. entfallen. Die Einkommensteuer wird im Jahre 1895 voraussichtlich eulen Ertrag von ungefähr 24003 000 Mark ergeben. Zur Deckung eines Mehrbedarfs von 4>/z bis 5 Millionen Mk., der tut Allgemeinen in's Auge zu fassen »st, würde daher ein Zuschlag von 20 Prozent de« Jahresbetrags nökyig werden. Mit einem solchen Zuschläge dürste jedenfalls aus zukommen sein. Sollten die Kosten der Heeresverstärkung in größerem Umfange, als oben angenommen worden ist, durch Ucberwcisungen von Reichsstcuern oder durch Ver mehrung der eigenen Einnahmen des Reiches ausgeglichen werden, jo wird selbstverständlich nur ein entsprechend ' geringerer Zuschlag und im Kalle vollständiger Deckung dieser Kosten auf einen der vorgedachten beiden Wege überhaupt kein Zuschlag zu erheben sein. — Die Mitglieder einer fidelen Gesellschaft» bestehend aus sechs theilS arbeitslosen, theils aber auch in Arbeit stehenden Leuten versch. Berufs haben es sich in letzterer Zeit angelegen sein lassen, auf leichte und bequeme Weise zu einem Verdienst resp. Nebenverdienst zu gelangen. Die Herren hallen sich nämlich zu einer Sängcrgesellschast vereinigt und unterhielten theils in hiesigen, theils in auswärtigen Wirth- schaften in der Hauptsache die bei den Bockbiersesten ver sammelten ohnedies schon launigen Gäste mit ihren künst- lenscheu Vorträgen. Luich Tellerjammlung uno sogar Lmree, einnahme floß ihnen überall ein nettes Sümmchen in di/e Tasche, leider ist e« aber auch vorgekommen, daß sie nach de»r Eintassirung die der Vorträge Harrenden rücksichtslos >/m Siichc gecasten und, jedenfalls aus Aerger über zu geringe Einnahme oder aber auch aus Mangel an geeignetem Bor- tragsstoff, sich heimlich unsichtbar gemacht haben. Damit wären za nun allerdings nur die vergeblich wartenden Hörer die Geschädigten, aber die ganze Geschichte wird für die Herren Bänkelsänger und Urkomiker cbeufa ls nickt ohne Scharen Mausen. Da sie ihre Vorstellungen ohne jegliches Gewerbe hierzu zu besitzen, das ihnen im Nachsuckungssalle wohl auch schwerlich ertyeilt worden wäre, veranstaltet haben, ist tie wachsame Polizei der Sache etwas näher getreten und die Herren werden sich wegen uncrlaublen Gewerbebetriebes vor Gericht zu veranluvrlen haben. -Nickt unwahrscheinlich ist es, daß auch die betreffenden Heere, Wirlhe wegen Gestaltung der Ausübung die>es unerlaubten Gewerbes sich noch zu ver antworten haben werden. — Am Mittwoch 'Nachmittag wurde der Leichnam des in der Nacht zum 18. Dezember vor. Js. wahrscheinlich von der hiesigen Elvvrücke aus ins Wasser gesprungenen Oecouomie- Handwerkers von der 4. Batterie des 3. Feld-Artillerie-Re- gimcnts 'Nr. 32, Petzold, am Kreinitzcr Elbufer angcschwemmt und polizeilich aufgchoben. Der Selbstmord erscheint räthsel- haft, da pp. Petzold, wie wir nachträglich noch erfahren, noch bis zum Abend genannten Tages in fröhlicher Stimmung unter seinen Kameraden geweilt hatte. Vom Landtage. In der ersten Kammer bildete gestern den ersten Gegenstand der Tagesordnung der Antrag der zweiten Deputation, den Abschnitt II des ordentlichen Staatshaushalts etats, Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts betreffend, Kap. 88 bis 101, soivie über die damit in Ver bindung stehenden Titel 4, 5, 6 und 7 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats, in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer zu bewilligen und die zu Kap. 93, 94 und 95 eingegangeu Petitionen des Pfarrers Prölß und Genossen der Königl. Staatsregierung zur Erwägung, die jenige der Lehrerkollegien von 16 staatlich unterstützten. Real schulen zur Kenntnißnahme zu überweisen, und die Petition des Sladtraths zu Freiberg aus sich beruhen zu lassen. Tie Kammer bewilligte die Kapitel 88 bis 94. nachdem zu Kap. 88 Freiherr v. Tauchnitz und zu Kap. 91 geh. Medicinal- rath Dr. Birch-Hirschfeld und zu beiden Kaviteln Sc. Ex- cellenz der Hr. Staalsminister v. Seydewitz gesprochen hatten, lieber die Petitionen Prölß wurde, nachdem Hr. Oberhof prediger Dr. Meier dieselben empfohlen hatte, dem Deputations antrag entsprechend beschlossen. Die Zweite Kammer erledigte zunächst die trotz der vorgestrigen Abendsitzung noch nickt vollkommen durchberathenen Eisenbahupetitionen. Eine längere Debatte entspann sich zum Projekt Weischlitz-Pirk-Hof. Es betheiligten sich daran die Abgg. Zeidler, Kellner, Opitz, Wehner, sowie geh. Finanzrath Dr. Ritterstädt und der Be richterstatter Abg. Philipp. Zu den anderen Projekten sprachen noch eine Anzahl Redner. Gegen 12 Uhr trat die Kammer in die Schlußberathung über den anderweiten Bericht der Finanzdeputation oL über die von der Ersten Kammer zu dem Königl. Dekret Nr. 18 über den Gesetzcntwurf wegcn einer Abänderung des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878, sowie über den Antrag des Mitgliedes der Ersten Kammer, Bürgermeister Dr. Böhme und Genossen, Abänderung desselben Gesetzes betreffend, gefaßten Beschlüsse ein. Die Kammer blieb allenthalben bei ihren früheren Beschlüssen stehen, und nahm schließlich den Antrag des Dr. Böhme an, nachdem Viceprä sident Georgi dagegen, Abg. Opitz dafür gesprochen hatte. Endlich beschäftigte sich die Kammer mit der Vorberathung zum Königl. Dekret 27, die Ermächtigung zur eventuellen Erhebung eines allgemeinen Zuschlags zur Einkommensteuer betreffend. .Das Dekret wurde an die Finanzdeputation .4 verwiesen, nachdem sich über die Erklärung Geyers, seine Parlci werde gegen das Dekret stimmen, eine Debaite ent spannen hatte, an der die Abgg. v. Oehlschlügel, Vicepräsidentcn Georgi und Streit und wiederholt Abg. Geyer betheiligten Mertz» n. Vor der 3. Strafkammer ces Landgerichts Dresden erschien gestern der Kaufmann Hermann Oscar Geipel aus Meißen, um sich wegen Hinterziehung der Ein kommensteuer zu verantworten. Der Angeklagte hatte sein steuerpflichtiges Einkommen sür das Jahr 1892 mit 1000 Mk. angegeben, wofür eme Steuer von 8 Mk. zu entrichten ist. Geipel war sür das Jahr 1891 in die 22. Steuer klasse eingesckätzt worden; dre Steuer für diese Klaffe beträgt 216 Mk. Der Angeklagte hatte hiergegen zu spät reklamnr uno mußte deshalb auch diesen Steuerbetrug zahlen. Für das Jahr 1892 war er mit 136 Mk., also in die 19. Kl., eiagefchatzt worden; er sollte demnach eine Steuer von 128 Mk. hinterzogen haben. Geipel erhielt daraufhin vom Stadt rath zu Meißen einen auf 640 Mk., als den fünffachen Be trag der hinterzogenen Steuer, lautenden Strafbescheid z>>- gestellt. Der Angeklagte unterwarf sich dieser Strafe nicht, sondern trug auf gerichtliche Entscheidung an. Nach den Er gebnissen einer mehrstündigen Beweisaufnahme und auf Grund der Gutachten von zwei Sachverständigen gelangte das Ge richt ebenfalls zu der Ueberzeugung, daß Geipel das Steuer- Jmeresje verkürzt, es hielt den Strafbescheid deshalb auf recht, sprach aber die Veruriheilung nicht nach der 19., son dern nach der 17. Steuerklasse aus. Geipel wurde deshalb nur mit einer Geldstrafe von 430 Mark belegt, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit 30 Tage Haft zu treten haben. Oschatz, 1. März. Ueber die Errichtung einer Real schule Hierselbst schreibt man dem L. T.: Nach den Beschlüssen der städtischen Eollegien wird die hiesig' höhere Abteilung der ersten Bürgerschule von Ostern d. I. eine veränderte Organisation erhalten. Infolge der Neueinrichtung einer fünjten Classe können von jetzt ab «naben schon nach Ab-