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Vi« Rieseil-Schielitrprezeß. Au« Berlin wird ««meldet - Im vnd»iernik.vro»eß. der «m 7. Äovember besonnen bat nnd sich aegen nickt weniger «l§ 24 Angeklagte kicktet, stellte voroeftern der Vertreter der Anklage die Strafgnträae. In dem Plaidover, da« tast »in» «Socke dauert«, «le« d»r Staatsanwalt darauf bin. daß di, Angeklagte« dmck Nett-, Eier-, Mehl- und Kattoffelsckiebunoen wäbrend der ZwanaSwirlsckaft die Allaemeinhett nickt nur fckwer gesckädiat, sondern größten- teil« auck «rotze Ueberaewinne eingesteckt baden. Angeklagt find u. a. der Stadtlekretär Vadzternik, der Lester der Lebensmittelftelle der Stadt Kattowitz «ar, der Vürovor- strher Watzlawek, der al« Bürovorsteher der Fettstelle Oppeln ohne Erlaubnis de« maßgebenden RealerungSratS dem Vadzternik Fette zuwle», dl« dieser durck andere ebenfalls aut der Anklagebank sitz»nd» Personen an Jndustriewrrke, Kommunen und Privatpersonen versckob, und Pfister, der In Oppeln ein Laaer der Fettstelle für rationierte Sette für Oberscklesten zu verwalten batte und von dieser Stelle Fett lieferte. Aus diese Weis« verschafften fick besonder« diel« drei Anaetlagten Hunderttausende von Mark. Wegen Hehlerei. Wuckeraewinn«. Beamt,nbesteckung^ Begünstigung vsw. brantraate der Vertreter der Anklaae folgende Ge samtstrafen! Segen Padziernik und Watzlawek s»ck« Jahre Luchtbau» und »ebn Jahre Ehrverlust, gegen Pfister leck« Jahr« Zuckthau«. 120000 M. Geldstrafe und »ebn Jahr, Ehrverlust, gegen den Kaufmann Bodo Paul in Breslau 2'/, Jahre Zuckthau« und füns Jahre Ehrverlust, aeaen den Kaufmann Karl Paul au« Oldenburg zwei Jahre Zuchtbau» und aeaen di« übrigen Angeklagten geringere Zuchthaus- und Gefängnisstrafen. Insgesamt find bean- tragt 8V Jabre 6 Monate Zuchthaus. 10 Jahre V Monate Gefängnis, 106 500 M. Geldstrafe, die Einziehung von 2094724 M. Uebergewinn und di« Beschlagnahme der Be- stechungsgelder in Höhe von 480780 PL Eine heftige AuSeinanoersetzung »wischen dem Anklagevertreter und den 14 Verteidigern gab «s wegen des Antrags de« Ersten Staatsanwalts, die Angeklagten, gegen die Zuchthausstrafen beantragt sind, sofort in Haft »u nehmen. Da- Gericht lehnte diesen Antrag ab. Das urteil in diesem Riesen- Prozeß, der dem Schieber- und Wuchert»« gilt und ab schreckend wirken soll, ist im Laufe der nächsten Woche zu erwarten. MntW kiMs irr WrlnnrWfftt fand am 7. laufenden Monats unter Leitung des Herrn Regierungsrat Dr. Merzdorf im SitzungSsaale der Amts- hauptmannschaft Großenhain statt. Vor Beginn der Sitzung widmete deren Leiter, Herr ReaierungSrat Dr. Merzdorf, unter Erheben aller An- wesenden von den Plätzen dem an« dem Leben abberufenen Herrn Geh. Regi»r«nasrat Dr. Uhlemann Worte innige» Gedenkens. Der Verstorbene hab« auch nach der November- Umwälzung auf seinem Polten ausgebarrt, obwohl ör sein Amt hätte niederlegen können, denn er batte doch iabr- zehnte lang gearbeitet für leinen Bezirk, er hätte dock nock viele Arbeit und Ehrenämter in den verschiedensten Ver bände« aebabt, er war nickt unvermögend und war ganz sicher nickt einverstanden mit der politischen Umgestaltung. Wie kam es also, daß er weiter auf seinem Posten ouS- barrte V Es hielt ihn das eiserne Pflichtbewusstsein und sein eiserner Will«, dem Volke In seiner Not treu zu bleiben. DeSha'b stellte er weiterhin seine reiche Erfahrung, fein« Kenntnisse, seinen eisernen Fleiß dem Aufbau der Gesamtheit, dem Bezirke zur Vertilgung. Er war unermüdlich, ohne ie wäbrend der Krieasjahre und der Nachkriegszeit längeren Urlaub zu nebmen, hat er von früh bis spät in die Nackt gearbeitet, selbst die kleinste Sacke bat er selbst nackgelelen und erwogen. Es läßt sich nicht in Worte fassen, welcher unendlicke Segen für die Allge- meinbeit und den Bezirk aus dieser pflichttreuen Arbeit de» Verstorbenen entsprungen ist. Wir können ihn nickt besser ehren, als dass wir uns bemühen, ebenso arwiffenhaft und treu für das Gcsann.vohl des Volkes zu dienen. ES wurden folgende Beschlüsse gefaßt: Von einem Schreiben des LandeSanSschuffeS des säch- llschrn Handwerks, die Stellung de» Handwerks zur Wirt schaft-- und Sozialpolitik der Gegrnwart, von einer Ver ordnung des ReichSorbritsministeriumS, Vorbereitung von Notstandsarbeiten beir., einem Dankschreiben des Gewerk« schafiskarteklS Riesa für die der Rechtsauskunftsstelle g^ währte Beihilfe wurde Kenntnis genommen. Desgleichen wurde Kenntnis genommen vom Anschlag über die Unter- lmltung der Bezitksstraße Riesa—Röderau auf 1922 und Ermächtigung zur Ausnahme in den Haushaltplau erteilt. Einverstanden war der Bezirksausschuß mit den Be schlüssen des ErnährungSauSschusseS bezüglich der ander- weiten Festsetzung der Mehl- und Brotpreife, mit den vom Referenten vorgeichlagenen Herren als Sachverständige zur Feststellung der Entschädigungen für die durch Seuchen ge töteten Tiere und mit dem Vorschlag« des Referenten be züglich der Wasserwerksordnung der Gemeinde Gröba. Genehmigung sanden die Nachträge zu den Ort«- statuten über die Errichtung einer Freibank u. a. in den Gemeinden Frauenhain, Gröditz, Glaubitz, Grödel. Heyda, Lichtens«-, Merschwitz, Mehltheuer, Neuseußlitz, Nünchritz, Poppitz. Röderau, Seußlitz, Würschnitz, Weißig a.R, Weida; zugleich wurde die Amtsbauptmannschaft ermächtigt, noch weiter eingehende Nachträge, dasern sie den Vorschriften entsprechen, zu genehmigen. Genehmigt wurde weiter der U. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung der Gemeinde Zeithain, Zuwachssteuer betr^ der Nachtrag zur Gemeinde» KM »Nil auf ein Jahr geg. Verzinsung mit IS'/, sowie gute Sicher heit zu leibe« gesucht. Gefl. Offerten unt. »»8888 « da» Tabl. Rieka erbet«» Aeueeartzmma der Gemünd» Grölt« — BergnffmmnBwew« —, »le Gebührenordnung ltir den Leickeniranenbe» rt Zabeltitz, der Nacktraa »um OrtSstatnt der Gemeind» vockra, veffent- jtckkeit d»r G»m»ind»rat«fitzung«n nnd di» G»lckält«ordnnna für di» Sitzunaen dr« Gemeinderat« dalelbft nnd der Nach trag »um Statut de« au« der Stadt Riesa und den Orten Poppitz und Meraendorf bestehenden XXlll. Hebammen bezirk«! di« Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Hebammen bete. Ferner fanden Genrhmiaung der Ver- aleickSvoricklag in der Streitsache weaen de« umaebauten Kückenosen« im Bezirksfiechenhaus .König Friedrich-August- Stift', da« Gesuch de« Koch« Arno Hofmann in Zeitbain um Erlaubnis zur Au«übuna de« vier-, Wein- und Bräunt- weinlchank« im Grundstück Ortsl.-Nr, 114» für Zeithain — Uebertraguna — und da« Gesuch der Emilie Antoni« »erw. Oehmiaen in Weißig b. G. um Erlaubnis »nm Ausschank von Kaffee, Selterwasser nnd Brauselimonade im Grundstück OrtSl^Nr. 81 l» für Weißig b. G. — Ueber traguna —, selbftgrkelterten Wein. Beding««,«weile Gruebmiauna fanden da« Gesuch der Anna Zack in Gröba um Erlaubnis »nm Ausschank von SelterSwasser und Limonade Im Grundstück Ort»l.-Nr. l 99 für Gröba — neu — und die Abtrennung vom Grundstück Blatt 7 de« Grundbuch» für Roda. Znaesttmmt wurde dem Vorschlag« de« Referenten bezüglich der Rückerstattung de« VerpfiegSauswande« an Beamte der Sicherheitspolizei Rlesa für Unterbringung im Rittergut Skassa wäbrend des Ernteschutzes. Die lieber- schreitung des Voranschlags für Malerarbeiten im Bezirks- sieckenbause in Höbe von ÜSO Mk. wurden bewilligt, ebenso 4S0 Mk. dem HillSanSschuß Riesa zu Unterstützungen an Kriegsgefangene gewährt. Für den Fahrstuhl im Bezirk«- stechenhauS soll «in neue- Aufzugseil beschafft werden. Uebrr Erhebung eine« Zuschlag« zur Gewerbesteuer sür den Bezirksverband soll zur nächsten Sitzung «in vor- schlag voraelegt werden. Für die Protokollführung in der Brztrksversammluna, auck für die des Bezirksausschusses wurden sür jede Sitzung SO Mk. bewilligt rückwirkend auch sür die vortährige BezirkSvrrsammlung. Abgelehnt wurde di« Bezahlung von Umsatzsteuer für die Kommunalverbandsschubwaren. Von der ToaeSordnung abaesetzt bzw. »urückgeftellt wurden 12 Punkte. In nichtöffentlicher Sitzung wurde über 28 Punkte Beschluß gefaßt. Die Tagesordnung der Sitzung de« Bezirksausschusses umfaßt« 188 Punkte. Kirchenrrachrlchteu. Septiiagefimä 1VSL. Riesa. S vhr Predigt (Kor. », 24-27, Beck), 11 Uhr Kinder- gotteSdienst (Luthardt), 2 Uhr Jugendgottrsdienst (Friedrich, Pfarrhaussaal), 2 Uhr Jugendgottesdiensi (Beck). 6 Uhr Predigt (Irr. S, 28—24), danach Abendmahl (Friedrich). Montag Großmutterverrtn. Weida. Bonn, s PredtgtgotteSdlenst. Unterredung l. Gröba. S Uhr PrcdigiaotteSdienst (Pfarrer Friedrich), V,11 Uhr Kindergottesdienst (Goll«), II Uhr KindergotteSd. in Bobersen. Paufitz. '/,9 Predigtgottesdienst. I Uhr KindergoiteSdienft. Aödera». 9 Predigt, >/,I1 Kindergottesdienst. Kirch» gehetzt. Zusammenkunft der Konfirmandinnen von 1S23 erst am Sonn abend. Frauenverein füllt au«. Zeithain. Bonn. S Uhr Prediatgottesdienst. Kirche geheizt. Alaubttz. '/,s Uhr Predigt. I Uhr Versammlung der Konfirmanden von 1823 in der Kirche. Erscheinen aller Kinder unbedingt« Pflicht. Kath. St. Barbara-Kapelle (Mathtldeustratze v). Um '/,S Uhr Frühmesse, V Uhr Hochamt mit Predigt und Degen. 4 Uhr Jungfrauenverein. Werktag» hl. Messe um '/,8 UR außer Donnerstag. Kuffvvwi-tzuwg für Mittw. und Sonnabb. s« 2 Std.geiucht. Frau Baumftr. Reiche, Mathildenstraße 2,1. Junges gewissenhaftes Hausmädchen gef. Frau W. Beyer, DreS- den-N. 30, Emilienstr. 20. Such« zum 15. Februar tüchtiges erfahrene» Hausmädchen. Frau vr. Lbieme, Glaubitz. Lie»« lAillvlenwAiI 15-17 Jabre, sucht Scknmanu, Jahui-hause«. Suche »um baldigen Antritt eine Magd. Steuer, Weida. 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Seit November keui Tropfen Regen, kein« Nässe. Eine spärliche,'hartgefrorene Schneekruste knirscht unter den Füßen; die Brunnen sind vereist — sprühen von tausend Diamanten,' an allen Dächern und Rinnen hängen die Eiszapfen sich fest und klirren wie heimliche Glocken. Der Rauhreif webt seine duftigsten Spitzen in all« Gitter und Zäune, zeichnet seine tollsten Phantasien und Arabesken in di« winterlich toten Fensterscheiben und schüttelt seinen ganzen Märchenzauber über die kahlen Baume und Sträucher aus, daß si« wie Frühlingsbräute an den Straßen stehen uno auf den Liebsten warten. Und wirklich, ganz plötzlich, ganz unerwartet wirbelt au» den nahen Bergen der blaue Föhnknabe mit wild zerzaustem Haar, entreißt auf ein paar Stunden dem gestrengen Win ter den Herrscherstab und lacht und weht und prustet und bläst sie durch alle Gtratzen und Winkel und Gärten der Stadt, bi» e» überall von geschmolzenem Eis fließt und trieft, die Brunnenfiguren sich aus ihrer Starrheit lösen und Vie au» dem Boden gestampft da» Heer der Straßen kehrer mit Schaufeln und Besen erscheint. Ei» paar Stun den nur dauert der Früblina»spuk, am andern Morgen blicken die «wachenden Münchener schon wieder aus «tue Weiße, vereiste Stadt. Aber München schläft auch,m Winter nicht. Ueberall pulsiert da» Lebe«, sstratzauf, straßab wogt die Menschen menge, die sich 10 Minuten vor 11, genau wie im Sommer, wenn blaue Bänder tp der Luft Nattern, vor dem Rat- bau» staut, um mit immer neuem GergnÜgen und Staunen Mützen aus; mehr denn je liebt man tn diesem kalten Win ter, wo keiner mehr in Grau und Asche gehen will, die fröhlich starken Farben. Persönlichkeit ist die Parole, und das letzte, liebste, bescheidenste Ladenmädel sucht krampf haft den Kragen, die Schleife, die Frisur, di« ihr die eigen artig moderne Not« verleihen soll. Aller Kälte zum Trotz behaupten sich di« kurzen Röcke, und während Hände, KalS und das halbe Gesicht in Pelzen verschwinden, stecken die Füße in durchsichtigen Florsttümpjen und ausge schnittenen Lackschuhchen. Die Geschäfte sind stark belebt. In großen Plakaten verkünden sie ihre Inventurausverkäufe, diese segens reichen Einrichtungen, die fick au» dem fernen Frieden in die Jetztzeit hei-überaerettet haben, und ftest man die seitenlangen Reklamen in den Zeitungen, so sollte man meinen, aus jedem Kaufmann sei ein entsagungsreicber Wohltäter geworden, der seine Ware sozusagen umsonst abgibt. ES wird eifrig gekauft, nickt so sehr von Aus ländern, die sick le dermer en leisten können, als von den Münchenern selbst, die das ständig im Wert wechselnde Geld nicht mehr aus die Sparkasse tragen. Staunen die Hausfrauen, daß da» um 30 Pro», herabgesetzte Kostüm noch immer 1600 Mark, die Bluse 8S5 — beileibe nicht 400 Mark — lostet, ft> trösten di« Verkäuferinnen sie^imt und sonder» damit, baß di« nächsten Sendungen da» Drei fach« koste» werd««, y, den fein«, Konditoreien und Vlumenhandlungen wird «in großer Luxu» entfaltet, da blüht und duftet 8» wie im lachenden Sommer: datz eine Fliederdvtd« die Kleinigkeit von Lü Mark und em« Nett« 12 Mark kostet, spielt Wetter keine Rolle, da hier die Ausländer meisten» di« Abnehmer sind u,ck der Dame ihre» Herzen» gleich ganze Sträuße und voll gefüllte Bon bonnieren überreichen. Im Straßenbild vermißt man die votglühenden Raste der Kastanienverkäuser, die ihre detßen Kastanien tn Tüten Mlbottni wahrftdttuUck »L-da bat da» HEtg« Hol»- Zuck Aohlenpreisen eine einzige Marone soviel kosten, wie früher zwei Dutzend und würde das Geschäft sich nicht rentieren. Unentwegt, unbeweglich aber, wie ausgeschnitten aus Alt-Münchener-Bilderbogen stehen an allen Kr«n- zungSpunkten und Hauptadern der Stadt di« Zeitungs verkäuferinnen mit ihren weiten SlrMchuhen, die irgend» wie an den kleinen Muck im Märchen erinnern, den falten reiche« Röcken, di« ein ganze» Gebäude von UnterkleckeN, tragen und ihren grünen Hüten, veren breite Ränder si« im Sommer vor Hitze und j?tzt vor Wind und Schnee schützen. Sie schreien nicht, sie reden nicht, di« Käuker kommen zu ihnen, und mtt unglaublicher Ruhe, fast ohne die dicht verhüllte Hand zu bewegen, geben ne ihr» Zei tungen ab und lassen die Fünfziger in den Geldsack ver schwinden. Tapfer halten auch auf dem Viktualienmarkt im Schutz de» allen St. PeterS die Verkäufer stand. S'e smd be liebter al» dt« Zeitungsfrauen, klagen mtt den Kund«» über dte wachsende Teuerung und schlagen, wenn irgend möglich, «och ein oder »Wei Mark aus den Kohlkovf drauf» Bei der berühmten Babette am Wurststand berr'cht zwi schen H10 bi» 12 Hochdruck; da sollte s^ sech» Harcke' haben, um au» den dampfenden Riesenresseln di« heiß« Snack- und Weißwürste zu heben und s^ den vielen warten»- den frierenden Menschen zu überreichen. Kein lukullisch« Mahl kann so herrlich schmecken, wie solch siedend^ bayerische Wurst an einem eiskalten Wintertag, da» rütz-, telt all« gefrorenen Lebensgeister wieder wach und her aut« derb« Münchener Humor macht sich hier täglich « Späßen und Neckereien Luft. So vergeht in Frost «N»'. Ei», in Schlittschuhlaufen und Sportsreud«« in München^ und den nahen kleinen und großen Sportplätzen der gjz», nuar, bi» unbemerkt der Februar sein« Toren öffnet unA