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Riesaer D Tageblatt und Anzeiger Mttlatt im- Liyei-er^ Kmtsötatt der König!. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. .4» 216 Montag, 17. Septemder 18S4, AdendS. 47. Jahr- Das Ruiari !n<,eviair crtchri,,, ^vc>. 5ag Adcnüs mu Äusuavnie »el Lvun. uns Festtage. Bieriel jährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Rieja und Strehla, den AuHgabegMaN lowir am Schauer der kapert. Popan,lallen 1 Mark 25 Pj., durch die Träger frei inS HauS I Mark 50 Pf., durch den Briefträger srri inS HauS 1 Mark SS Pf. Anzeigen-Amiah», fLe dk» Nmnm« des Ausgabetages bis Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kaslanienstraße VS. — Mr die Redaktion veraatwortlich: -ar» Schmidt t» Rial«. «s————s— Oertliches und Sächsisches. Riesa, 17. September 1894. — In der am Sonnabend stattgefundenen Versamm lung des Hausbesitzer-Vereins referirte der Vorsitzende, Herr R. H. Ritzsche, zunächst in ausführlicher Weise über die in Freiberg ftattgefundene Versammlung der freien Vereinigung sächsischer Hausbesitzer. Wir haben bereits s. Zk. über die Versammlung berichtet und heben deshalb aus den Mit teilungen heute nur wieder hervor, daß sich ein Landesverein begründet hat, der in Leipzig domicilirt und wurde den Haus besitzern mehrseitig der Beitritt zu dem Vereine empfohlen. Es muh jedoch jedem Einzelnen seine Beitrittserklärung über lassen bleiben, da gesetzliche Bestimmungen nicht gestatten, daß z. B. der hiesige Verein dem neuen Landesverein in cor pore beitritt. Bemerkt sei, daß die Mitgliedssteuer pro Jahr nur 10 Pf. beträgt. Anmeldungen nimmt Herr R. H. Ritzsche, hier entgegen. — Hierauf erstattete Herr Kauf mann Pietschmann Bericht über gemachte Erfahrungen rc. mit eigenen Haftpflicht-Versicherungen der Hausbesitzervereine. Es lagen hierzu spezielle Unterlagen vor aus Leipzig und Reichenbach i. V. und konnte konstatirt werden, daß sich in den genannten Städten die Versicherungen bei sehr zivilen Prämienbeiträgen (in Leipzig zahlt ein Grundstück mit 5000 Mark Miethertrag nur Mk. 5) gut bewähren und gemein nützig wirken. Nach längerer Debatte wurde auf Antrag einslimmig beschlossen, auch hier der Begründung eines Haft pflichtversicherungs-Vereins oder dergl. näher zu treten und der Ausschuß des Hausbesitzervereins beauftragt, die Vor arbeiten hierzu zu erledigen und der nächsten Versammlung definitive Vorschläge und Unterlagen zu unterbreiten. — Das gestern, Sonntag den 16. August, von 3 bis 5 Uhr Nachmittags auf hiesigem Turnplätze abgehaltcne 34. Stiftungsfest des Turnvereins verlief bei prächtigem Herbst wetter in gewohnter, wohlgelungener Weise. Wieder zeigten sich die Früchte einer unermüdlichen aufopfernden Thätigkeit des Turnwarts und seiner Vorturnerschaft in glänzender Weise. — Die nicht ganz leichte Freiübungsgruppe, einge leitet durch Um- und Gegenzüge zum Aufmarsch in Achter reihen wurde in schneidigster Weise von etwa 60 Turnern vorzeführt. — Auch bei dem sich anschließenden Riegenturnen kam die stramme Haltung in den ei> zelnen Niegenverbänden und die gewandte saubere Ausführung der Hebungen vor- theilhast zur Geltung. — Die oft erheiternde Szenen bieten den Turnspiele: „Reiterball" und „Drei Mann hoch" bildeten den Schluß des frischen, fröhlichen Stückes Bereinslebens, welches auch ein zahlreiches schaulustiges Publikum herbeige lockt hatte. — Dankbare Anerkennung fand insbesondere von Seiten der Turnerschaft die Anwesenheit des Herrn Stadt raths Schwarzenberg in Vertretung der eingeladenen städtischen Kollegien und einiger dem Vereine wohlgesinnter Herren aus dem Lehrerkollegium. Unangenehm berührte dagegen das abermalige ungebührliche Sichvordrängen unbeaufsichtigter kleiner Kinder, was einen sehr ungünstigen Rückschluß auf elterliche Liebe und Fürsorge zuläßt. — Der Abend ver einigte die tanzlustigen Turner nebst den geladenen Damen und Gästen zu einem solennen Balle im „Wettiner Hofe." Ueber die musikalischen Genüsse, die der Verein seinen Gästen trotz eines erklecklichen Stück geopferten Geldes bieten konnte, wollen wir lieber schweigen und unfern Bericht abbrechen mit der am Abend von einem Unbetheiligten gestellten Preis frage: Was ist mehr zu bewundern, die riesige Geduld und unverwüstliche Nervenstärke der Anwesenden, oder die „kolossal schneidig" schmetternd-n Mißtöne und Disharmonien, die mit größter Ruhe und Nonchalance zu Gehör gebracht wurden? — Das Reichsgericht hat eine für Schüler und Eltern wichtige Entscheidung gefällt, indem es in einem Urtheile die sogenannten Entschuldigungszettel d. h. die Schriftstücke, in welchen Eltern die Schulversäumnisse ihrer Kinder bescheinigen und entschuldige««, für Urkunden im Sinne des 8 267 des Lt.-G-B. und deren fälschliche Anfertigung als Urkunden- siischung erklärt. — Allgemein hatte man nach dem regnerischen August «inen schönen September erwartet. Dies hat sich, wenigstens für die erste Hälfte des Monats, nicht bestätigt, denn die Niederschläge waren da noch häufiger als im Vormonat, und unsere Landwirthe hatten mit der Grummeternte ihre liebe Noch. Die in den letzten Tagen der vorigen Woche endlich eingetretcne sonnige Witterung ermöglichte es jedoch, mit den letzten Grasbeständen aufzuräumen. Für die Karloffeln hat dw lange feuchte Witterung den Nachcheil gehabt, baß die Knollen einen großen Gehalt a>. Wasser zeigen und stellen weise, besonders in fettem Boden, schon zu faulen anfingen. Hoffentlich tritt nunmehr schöne, trockene Witterung em, da mit die Karivfseln nicht noch mehr Schaden leiden und da nit die Herbstsaaten trocken bestellt werden können. Wir haben ja auch noch den Altweibcr-Sommer zu erwarten. — Vielfach wundert man sich im Publikum, daß bei dem großen Futterreichthum dieses Jahres die Buller so rar ist. In der Hiuplsache dür^e der Grund wohl darin gesunoen werden, daß in Folge der Kutteinolh des vorigen Jahres die meisten Landwirthe gezwungen waren, ihren Vieh bestand zu vermindern, der seitdem noch nicht wieder voll er gänzt worden ist. Als eine weitere Nachweye des vorjährigen Futtermangels ist es auch zu bezeichnen, daß die Fleifä,preise pch fortgesetzt auf der Höhe erhalten. Eme Wandlung zum Besseren durfte daher auch nicht eher zu erwarten sei«, als bis der Viehbestand wieder auf die frühere normale Höhe gebracht sein wird. Unsere Landwirthe gehen übrigens — und der Futterreichthum erlaubt ihnen das — ernstlich varan, ihr Vieh zu vermehren, Aus diesem Grunde haben die Händler, welche fremdes Zuchtvieh einsühren, m diesem Jahre ein leichtes und flottes Geschäft. Es ist vorgekommen, daß das zum Verkauf gestellte Milchvieh schon vor dem bekannt gegebenen Termin verkauft worden ist und die zu dem Ter mine erschienenen Käufer das 'Nachsehen gehabt haben. — Zur Geschäftslage aus der Elbe schreibt „Las Schiss" unter'm 11. d. M.: Der Frachtenmarkt m Hantturg gestat tete sich in der vergangenen Woche ziemlich flau, wodurch bewirkt wurde, dag von den zuletzt berichteten Frachten hier und da noch eme Kleinigkeit nachgelassen werden mußte. Die den Schiffern bewilligten Antheilfrachten betrugen unverändert nach Magdeburg 8 Pf., nach Riefa-Dresden 10 Pfg. für 100 kk, während die Tagesfrachten zuletzt wie folgt geha adelt wurden: nach Magdeburg für Getreide und Düngemittel 16 Pf., für Futtermittel 18 Pf., Petroleum 20 Pf., Stückgüter 40/60 Pf. für 100 Heringe 45 Pf. für die Tonne; nach Riesa-DreSden für Roheisen, Getreide- und Düngemittel 35 Pf-, Futtermittel 40 Pf., Stückgüter 45/70 Pf. für loo les, Heringe 60 Pf. für die Lonne; nach Teischen-Laube für Massenartikel 45 Pf., nach Aussig 50 Pf. für 100 KZ. — In Magdeburg waren sowohl die Verschiffungen von Zucker, als auch die von Salz nicht bedeutend. Jnsvige des Wafser- Wuchses wurde die Kracht für Salz von Schönebeck nach Hamburg wieder auf 9/10 Pf. für 100 Ks he.abgeorückr. Zucker von Magdeburg nach Hamburg wurde Mit 17/20 Pf. für 100 Ire genommen. — An dm böhmischen Elbeplätzen bewegte sich der Ausfuhrverkehr in Zucker m engen Grenzen. Die Nachfrage nach Schiffsraum für Kohlen war gering uno die Frachten dafür gingen bei der nicht unbedeutenden Wasser zunahme wieder zurück. Der gestrige Aassiger Bericht meldet folgende Frachten für Kohlen: nach Dresden iz Mark für den Wagen, nach Magdeburg 18/19 Pf., nach Wittenberge 22 Pf. für das Doppelhektoliter, nach Hamburg 8 Pf. für den Centner. — Nachdem Herr Direktor Menzel sein Amt als voll ziehender Direktor der Sächs.-Böhm. Dampsschifffahrtsgesell- schaft aus Gesundheitsrücksichten gekündigt hat, ist an «einer Stelle vom Verwaltungsrath unter 72 Bewerbern zunächst prrobeweise Herr Kuchenbuch, gegenwärtig Inspektor genannter Gesellschaft in Aussig, gewählt worden. Wie wir hören, ist hierfür hauptsächlich die Erwägung, daß ein Experimentiren möglichst zu vermeiden sei, sowie der Wunsch maßgebend ge wesen, der Gesellschaft das Lehrgeld zu ersparen, ohne welches es wohl kaum abgehen würde, wenn ein völlig Fremder, der in die Geschäfte sich erst einarbeiten müßte, gewählt worden wäre. Herr Kuchenbuch, welcher seine bisherige Stellung seit io Jahren bekleidet, gilt als ein tüchtiger und thatkrästiger Beamter, erfreut sich in Aussig allgemeiner Achtung und ist wie kein anderer der übrigen Bewerber mit den Verhältnissen der Gesellschaft und mit deren Geschäftsbetrieb genau ver traut, so daß wohl erwartet werden darf, daß seine Wahl eine ersprießliche sein werde. * Stauchitz. Herr Förster Augustin in Raitzen hat sich beimThon-Taubenschießen, bas in voriger Woche zur Kochkunst, und Nahrungsmittel-Ausstellung veranstaltet war, mit 46 PmntS den ersten Preis von 500 M. erworben. Den zweiten Preis auf 45 Point» erhielt ein Kunstschütze aus Berlin. Da er überhaupt mit vielen Kunstschützen zu kämvfcn hatte,, so kann Herr Augustin auf s inen Sieg mit villem Rechte swlz sein. f Dresden, 17. September. Die gestern Abend hier eingelroffene Deputation des ostpreußischen Dragoner-Regi- mcnis Nr. 10 besteht aus dem Regimentskommandeur Ob rsttieutenant Andersch, dem Rittmeister v. d. Gröben und dem Premierlieutenant v. Preinitzer. Die genannte», sowie der Abgesandte des Kaisers, Generallieutenant v. Messen, werden heute nachmittag um 5 Uhr vom Könige in Pilln'tz empfangen werden. Weißer Hirsch. Am vergangenen FreitagNachm ttag ereignete sich hier am Hirschberge unterhalb des Sanatorium» ein Unglücksfall, indem eine Benzin-Motor-Droschke infolge eines schadh.iflen Rades in den Straßengraben stürzte. Dabei fielen die dara -flitzenden Personen, zwei Herren, so Unglück- lich heraus, daß der eine sehr schwere innere Verletzungen, der andere einen Ausfall der Armkuzel daoongetragen har. Der Schwerverletzte wurde sofort nach der deutschen Heil stätte gebracht. Die Droschke selbst hat bei dem Unfälle ebenfalls sehr gelitten. Döbeln, 14. September. Eine Folge des Dresdner Bierboykotts ist es, daß der hiesige sozialdemokratische Wahl verein in seiner letzten Sitzung beschlossen hat, das seitherige Mitglied Oskar Funke auszuschließen. Funke führt seit längerer Zeit Waldschlößchenbier aus Dresden zum Verkauf und ist nach seinen eigenen Aussagen auch nicht gesonnen/ diesen Handel mit boykottirtem Bier zu unterlassen. Der Ausschuß lautet auf Verletzung der Parteigrundsätze. — Ein großer, wahrscheinlich schon seit Jahren betriebener Fleisch- waarendiebstahl ist jetzt in hiesiger Stadt entdeckt worden und sind heute durch die Polizei Verhaftungen betheiligter Per- sonen vorgenommen worden. Es handelt sich um ganz be- deutende Fleischoorräthe, die einzeln im Laufe der Zeit dem Inhaber eines hiesigen großen ,Ueischgeschäfts durch dessen eigene Gesellen gestohlen, an ein anderes Flcischgeschäft ab gegeben und von letzterem verkauft worden sind. Die Menge und der Werth der gestohlenen Flcischwaaren sind noch nicht zu schätzen, doch hört man, daß cs weit über 100 Schinken fein müssen. Zittau, 15. September. Ein Unfall ereignete sich gestern Abend bei den Uebungen des Turnvereins in der hiesigen Turnhalle. Bei den Uebungen am Reck hatte ein Turner das Unglück, fehl zu greifen, so baß er zu Boden stürzte. Trotz der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen hat der Bedauernswerthe, ein hiesiger 18 Jahre alter Maler gehilfe, durch den Sturz sich so bedeutende Verletzungen zu gezogen, daß er besinnungslos aufgehoben wurde und sofort nach dem städtischen Krankenhause geschafft werden mußte, wo ihm ärztliche Hilfe zu Theil wurde. Der Verunglückte hat jedoch bis heute Vormittag das Bewußtsein noch nicht wieder erlangt. Pirna, 14. September. Nachdem, wie berichtet, erst vor wenigen Tagen die Stadtverordnetenversammlung sich damit einverstanden erklärt hat, daß in das neue Schulhaus ein Schulbad, sowie auch ein Volksbad eingebaut werde, hat gestern der Schulausschuß beschlossen, bei der hiesigen einfachen Volksschule den HauShaliungs-, speziell Kochschulunterricht einzuführen und auf den Einbau geeigneter Räume hierfür bei dem Schulbau Rücksicht zu nehmen. Mittweida, 14. September. Gestern Abend brachte die Technikerschafl in einer Stärke von etwa 500 Personen dem Ingenieur Nowak, Lehrer am hiesigen Technikum, an läßlich seines Wegganges von Mittweida einen Fackelzug. Ingenieur Nowak, welcher sich allgemeiner Beliebtheit erfreut, folgt einem Rufe nach Lingen, woselbst er zum Leiter des städtischen Technikums ernannt worden ist. Burgstädt, 14. September. Der sozialdemokratische Redakteur Peter Braun war bekanntlich nach seiner Aus weisung aus Burgstädt am 19. Juli nach dem benachbarten Göppersdorf übergesiedelt, woselbst ihm am 22. August durch die Amtshauptmannschaft Rochlitz ein Ausweisungsbefehl aus der Amtshauptmannschaft Rochlitz überhaupt zugestellt wurde. Braun hatte gegen diese Ausweisungverfügung der AmtS- hauptmannschaft zu Rochlitz Beschwerde geführt, weil sie nicht mit Gründen versehen war. Darauf ist dem Braun nun gestern eine neue Ausweisung-Verfügung zugegangen, die ihn unter Anführung der Gründe zum Verlassen der AmtShaupt- mannschaft Rochlitz innerhalb 8 Tagen auffordert. — Seiten»